Forschungsprojekt des VDB und BSS zu Abwasserschäden in Gebäuden wird gestartet: Forschungsprojekt: Schäden mit fäkalhaltigem Abwasser Infolge von Abwasserschäden oder aber Überschwemmungen z. B. durch Starkregenereignissen kommt es immer wieder neben Schimmelpilzbefall auch zu einer Belastung durch eingeschwemmte Fäkalkeime in Gebäuden. Dies ist von besonderem Interesse, da Fäkalkeime möglicherweise Krankheiten übertragen können. Der Nachweis von EHEC in Abwässern zeigt die Aktualität des Themas. Die Sanierung von Fäkalschäden ist daher eine verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe, für die bisher keine Richtlinien existieren. Insbesondere fehlen Standards für den Nachweis, die Bewertung und die Sanierung von Fäkalkeimen in Innenräumen. Der Grund hierfür ist einfach zu benennen: Der mangelnde Kenntnisstand zu Fäkalkeimen in Gebäuden. An dieser Stelle will das Forschungsprojekt des VDB (Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e.v.) und BSS (Bundesverband Schimmelpilzsanierung e.v.) Schäden mit fäkalhaltigem Abwasser ansetzen. Hintergrund Fäkalschäden können neben apathogenen auch pathogene Keime enthalten. Das Vorkommen von pathogenen Keimen in fäkalen Abwässern ist wahrscheinlich, da im Abwasserleitungssystem und Oberflächenwasser die Fäkalien von verschiedenen Nutzern durchmischt vorliegen. Der Kontakt mit fäkalen Abwässern stellt daher eine potenzielle Gefährdung für Personen dar, die mit dem Schaden in Kontakt kommen, wie z.b. Personen die infolge der Durchführung einer Sanierung unmittelbar betroffen sind. Fäkalien enthalten neben anderen Keimen regelmäßig coliforme Bakterien sowie Enterococcen. Insbesondere E. coli und Enterococcus faecalis gelten aufgrund ihres regelmäßigen Auftretens in fäkalhaltigen Abwässern als Indikatoren für Fäkalschäden. Es wird diskutiert, dass der Nachweis von Enterococcen ggf. besser zum Nachweis von Fäkalschäden geeignet ist als der Nachweis von coliformen Bakterien. Der Grund soll in der besseren Überlebensfähigkeit der Enterococcen liegen. Anders als coliforme Bakterien gehören Enterococcen zu relativ anspruchslosen Gram-positiven Bakterien, die sowohl anaeroben als auch aeroben Stoffwechsel betreiben können, relativ hitzestabil und mäßig austrocknungsresistent sind. Forschungsbedarf Das Forschungsprojekt soll zu den Nachfolgenden drei wesentlichen Fragen Antworten liefern: 1. Fachgerechte Probenahme zum sicheren Nachweis von Fäkalkeimen. Die Erfassung von Fäkalkeimen in Trinkwasserproben sowie medizinischen Proben ist standardisiert. Für die Erfassung von Fäkalkeimen in Innenräumen liegen dagegen keine Vorschriften vor. Allerdings kann der Nachweis von Fäkalkeimen bei Innenraumschäden nicht analog zu dem bei Trinkwasserproben durchgeführt werden, da die Proben eine andere Konsistenz haben und häufig hohe Konzentrationen von Mineralien enthalten.
Das Forschungsprojekt soll Antworten liefern, welche Untersuchungsmethoden für einen sicheren Nachweis geeignet sind: Mit welchen Methoden kann der Eintrag von fäkalhaltigem Abwasser nachgewiesen werden? Welche Keime (E. coli oder Enterococcus faecalis) sind am besten für den Nachweis von Fäkalschäden geeignet? 2. Richtlinien zur Bewertung von Fäkalkeimen. Es ist nicht bekannt, ob und falls ja, in welchen Konzentrationen Fäkalkeime in Innenräumen ohne Fäkalschäden auftreten können. Möglichkeiten für den Eintrag von Fäkalkeimen in den Innenraum sind z. B. Lebensmittel (insbesondere Fleisch), Tierkot durch Haustiere und Ungeziefer (Mäuse, Ratten) oder durch den Eintrag mit Straßenschuhen sowie Tierkot (Katzen-, Taubenkot o.ä.) der mit Regenwasser in den Innenraum eingeschwemmt wird. Das Forschungsprojekt soll Antworten zur Höhe von normalen unvermeidlichen Hintergrundwerten liefern, insbesondere die Frage beantworten: Welche Hintergrundkonzentrationen existieren für coliforme Keime und Enterococcen? 3. Fachgerechte Sanierung von Fäkalschäden Die Sanierung von Fäkalschäden erfordert eine sichere Beseitigung oder Abtötung der Keime. Informationsblätter zur Desinfektion geben keine konkreten Hinweise, mit welchem Desinfektionsmittel und mit welcher Konzentration eine sichere Abtötung der Keime unter realen Bedingungen möglich ist. Außerdem ist zu beachten, dass je nach Ausstattung von Innenräumen der Einsatz bestimmter Desinfektionsmittel nicht geeignet ist oder zumindest die Konzentration der Desinfektionsmittel eine kritische Grenze nicht überschreiten darf. Eine Aufgabe des Forschungsprojektes ist es daher nachzuweisen, mit welchen Desinfektionsmitteln und Verfahren eine Desinfektion von typischen Fäkalschäden sicher erfolgen kann. Die Untersuchungsansätze im Detail Methodik _ Standardisierung des Nachweises von Fäkalindikatoren im Innenraum. _ Optimierung der Nachweisreaktion. Es ist zu prüfen, ob bei Einwirkung ungünstiger Umweltbedingungen ein besonderer Anreicherungsschritt für den Nachweis der Fäkalkeime notwendig ist. _ Überprüfung der Nachweise durch Laboruntersuchungen. Nachweis von E. coli und Enterococcus faecalis in mineralischen, alkalischen Baustoffen (Putz, Estrich) sowie in Polystyrol und KMF. In mehreren Ansätzen wird die Überlebensfähigkeit der beiden Testkeime in Abhängigkeit von Feuchtigkeit und Zeit überprüft. _ Überprüfung unter realen Bedingungen. Überprüfung bekannter Fäkalschäden mit unterschiedlichem Alter und Feuchtigkeitsgrad. Desinfektionsmittel _ Klassifizierung von Fäkalschäden nach den Problemen, die bei einer Desinfektion auftreten können (verdeckte Bauteile, schwer benetzbare oder durchtränkbare Bauteile, Korrosion oder andere Änderungen an Bauteilen durch das Desinfektionsmittel etc.). _ Erarbeitung einer Desinfektionsstrategie je nach Klassifizierung. _ Überprüfung der Desinfektion (Probenvergleich vor und nach Desinfektion).
Ableitung von Bewertungshilfe von Fäkalkeimen im Innenraum. Ermittlung der Hintergrundkonzentration von Fäkalkeimen. In einem ersten Schritt können mit Abstrichuntersuchungen Bereiche im Innenraum ermittelt werden, in denen besonders häufig Fäkalkeime auftreten. In einem zweiten Schritt kann die Hintergrundkonzentration von Fäkalkeimen mit quantitativen Untersuchungen ermittelt werden. Hierbei müssen auch Störungen, wie z. B. durch Mäuse- oder Rattenkot in Fußböden oder Bakterien aus Tierkot, die durch Regen von Dächern oder Fassadenblechen abgeschwemmt und in das Gebäude eingetragen wurden, berücksichtigt werden. Die Ergebnisse könnten zu einem Bewertungsschema nach bekannter Dreiteilung führen: 1. Hintergrundwerte: Keine oder sehr geringe Konzentration coliformer Bakterien bzw. Enterococcen (entsprechend den Werten aus unverdächtigen Bereichen) 2. Erhöhter Hintergrund kann bereits in normalen Feuchtigkeitsschäden auftreten, wenn z. B. parallel zum Feuchtigkeitsschaden auch Mäuse und Ratten auftreten oder andere hygienische Probleme vorliegen. 3. Fäkalschäden: Hohe Konzentration von Fäkalbakterien, die nur in Fäkalschäden festgestellt werden. Durchführung des Forschungsprojektes Mitglieder der beiden Verbände VDB und BSS können Proben aus ihren eigenen Kundenaufträgen innerhalb des Forschungsprojektes kostenlos untersuchen lassen. Die jeweiligen Laborkosten tragen die Verbände jeweils zur Hälfte. Voraussetzung hierfür ist eine Freigabe durch das Koordinationsbüro der Umweltmykologie Berlin, aufgrund einer einfachen Beschreibung der Situation und eine nach den Richtlinien des Forschungsprojektes durchgeführte Beschreibung der Probenahme und nachvollziehbare Dokumentation. Einzelergebnisse können von den Mitgliedern verwendet werden, jedoch können keine zeitnahen Untersuchungsergebnisse für Proben innerhalb des Forschungsprojektes zugesichert werden. Koordinationsbüro: Umweltmykologie Dr. Dill und Dr. Trautmann GbR, Zossener Str. 56-58, Aufgang D, 10961 Berlin, Tel: 030/ 391 05 335, Fax: 030/ 391 05 336 E-mail: mail@umweltmykologie.de Auch wenn keine Freigabe durch das Koordinationsbüro vorliegt, ist es möglich am Forschungsprojekt teilzunehmen. Die Proben werden dann zum subventionierten Projektpreis dem Mitglied in Rechnung gestellt. Voraussetzung ist eine nachvollziehbare Dokumentation der Proben nach den Richtlinien des Forschungsprojekts. Beteiligung betroffener Bürger Das Besondere an diesem Forschungsprojekt ist, dass auch betroffene Bürgerinnen und Bürger Proben zum subventionierten Forschungspreis einreichen können. Voraussetzung ist, dass ein Sachverständiger für Baubiologie des VDB, ein zertifizierter Sanierungsbetrieb oder Sachverständiger für biologische Schäden des BSS die Proben entnommen und die für das Forschungsprojekt notwendige Dokumentation vorgenommen hat.
Das Konzept sieht vor, dass Bürger welche sich am Forschungsprojekt Abwasserschäden beteiligen möchten, lediglich die durch das Forschungsprojekt subventionierten Laborkosten bezahlen müssen, jedoch nicht die Kosten für die sachgerechte Probenahme. Die Kosten für Probenahme und Dokumentation übernimmt das jeweilige Mitglied. Laborkosten innerhalb des Forschungsprojektes 1. Ausstrich und Differenzierung von coliformen Bakterien und Enterococcen vom Abstrichbesteck mit Transportmedium _ Regulärer Preis: 80 netto _ Projektpreis: 30 netto 2. Quantifizierung und Differenzierung von coliformen Bakterien und Enterococcen von Materialproben (Verdünnungsuntersuchungen mit je 2 Parallelen in 3 Verdünnungsstufen) _ Regulärer Preis: 115 netto _ Projektpreis: 60 netto Design und Ablauf des Forschungsprojektes Schäden mit fäkalhaltigem Abwasser 1. In einem ersten Schritt wird die Hintergrundkonzentration von Fäkalkeimen untersucht = Teilprojekt Hintergrundkonzentration von Fäkalbakterien im Innenraum. Diese Daten könnten bei Erstuntersuchungen die Beurteilung unterstützen. Liegt eine Belastung mit Fäkalkeimen vor oder liegen die Konzentrationen im untersuchten Bereich im allgemeinen Hintergrund? 2. In einem zweiten Teilprojekt werden Fäkalschäden und deren Sanierung betrachtet = Teilprojekt Sanierung von Fäkalschäden. Hier müssen die Fäkalienkonzentrationen zu Beginn und nach der Sanierung ermittelt werden. Neben dem Nachweis von Fäkalkeimen in realen Proben soll geklärt werden, mit welchen Mitteln eine vollständige Desinfektion umweltverträglich und sicher gewährleistet werden kann. 1. Vorgehensweise Teilprojekt Hintergrundkonzentration von Fäkalbakterien im Innenraum Das Teilprojekt Hintergrundkonzentration von Fäkalbakterien im Innenraum kann mit Hilfe von Tupferproben durchgeführt werden. Hier geht es um ein qualitatives Ergebnis (ja/nein) Koordination Nachfrage per Telefon (E-Mail, Fax) im Koordinationsbüro (Umweltmykologie Berlin), ob die Analyse einer Probe aus dem eigenen Auftrag von dem Forschungsprojekt getragen werden kann. In dem Teilprojekt Hintergrundkonzentration werden in einem ersten Schritt 50 Proben aus den unten angegebenen Bereichen analysiert. Mit entsprechenden Selektivmedien wird ein Nachweis auf coliforme Bakterien und Enterococcen durchgeführt. Bei einem positiven Ergebnis werden die wachsenden Kolonien weiter differenziert. Eine Quantifizierung kann mit der gewählten Methode nicht durchgeführt werden.
Für das Teilprojekt Hintergrundkonzentration von Fäkalbakterien im Innenraum eignen sich: _ Unbelastete Fußböden aus Wohnungen mit freilaufendem Hund oder Katze. Die Proben sollen in dem Bereich genommen werden, in dem sich die Tiere am häufigsten aufhalten und in dem ein Eintrag von Fäkalien (Tierkot) am wahrscheinlichsten ist (in der Nähe des Katzenklos, vorm Schlafbereich von Hunden, aus dem Fressbereich). _ Wohnbereiche, die durch die Außenfauna (Fuchs bis Mader, Vögel) beeinflusst sind. Denkbar sind Bereiche im Dach an der Fassade oder im Sockel, in denen aufgrund von einem Kontergefälle belastetes Regenwasser o.ä. eingetragen wurde. _ Wohn- oder Arbeitsbereiche, die durch Ratten oder Mäuse befallen sind. Neben Abstrichproben, z.b. aus Versorgungsschächten oder anderen Hohlräumen, können auch Mäuse- bzw. Rattenkotpartikel eingesendet werden. _ Hygieneprobleme durch eingetragenen Straßenschmutz. Proben aus Eingangsbereichen, die mit Straßenschuhen begangen werden (prinzipiell ist der Eintrag von Hundekot in Einzelfällen möglich). Probengewinnung und Durchführung einer Ausstrichuntersuchung auf coliforme Bakterien 1. Die Probenahme ist zwischen Montag und Mittwoch durchführen, damit eine zeitnahe analytische Aufarbeitung der Probe gewährleistet ist. 2. Röhrchen vorher beschriften. 3. Hände gründlich waschen und desinfizieren. 4. Saubere Arbeitsfläche schaffen, z.b. durch eine frisch ausgerollte Aluminiumfolie. 5. Probenahmefläche grob markieren. Mit dem feuchten Wattestäbchen die zu untersuchende Fläche von 10 x 10 cm (entspricht der Fläche einer CD-Hülle oder einem Bierdeckel) vollständig abwischen. Wird eine Schablone zur Probenahme verwendet, muss diese nach jeder Probenahme desinfiziert werden (Gefahr der Verschleppung). Die angegeben Fläche sollte jedoch eingehalten werden, um die Nachweisgrenzen einzuhalten. 6. Wattestäbchen entnehmen und die zu beprobende Fläche vollständig erfassen (einmal senkrecht und waagrecht abwischen). 7. Das Wattestäbchen wird in das im Plastikröhrchen enthaltene Transportmedium gesteckt und am gleichen Tag zur Umweltmykologie gesendet. 8. Vollständige, lesbare Beschreibung der für das Forschungsprojekt sinnvollen Randbedingungen (Verdachtsmoment a-i, und weitere Informationen, die für den speziellen Probentyp sinnvoll sind z.b. bei a - h wann wurde letztmalig der Fußboden gereinigt, bei i wann wurde der Kühlschrank letztmalig gründlich/desinfizierend gereinigt,) inkl. Foto der näheren Umgebung der Probenahme (bitte keine Nahaufnahmen der beprobten Fläche). 9. Proben, welche unvollständig beschrieben sind, können nicht angenommen werden.
2. Vorgehensweise Teilprojekt Sanierung von Fäkalschäden Koordination Nachfrage per Telefon (E-Mail, Fax) im Koordinationsbüro (Umweltmykologie Berlin), ob die Analyse einer Probe aus dem eigenen Auftrag von dem Forschungsprojekt getragen werden kann. In dem Teilprojekt Sanierung von Fäkalschäden werden in einem ersten Schritt 100 Proben aus Schäden mit fäkalen Abwässern analysiert. Es werden Materialproben aus den belasteten Bereichen untersucht. Eine quantitative Bestimmung der coliformen Bakterien und der Enterococcen wird nur von Proben durchgeführt, die in einer qualitativen Prüfung mit Ausstrich-/Abklatschproben positiv waren. Grundsätzlich sollten vor der Trocknung und Desinfektion von Schäden mit fäkalen Abwässern mindestens zwei Proben zur Bestimmung der Ausgangskonzentration analysiert werden. Nach den Trocknungs- und Desinfektionsmaßnahmen werden weitere Proben zur Überprüfung des Sanierungserfolgs untersucht. Folgende Variationen sollten berücksichtigt werden: 1. Trocknung ohne Desinfektion, Oberflächen- und Tiefenproben 2. Trocknung und Desinfektion, Oberflächen- und Tiefenproben Probengewinnung 1. Die Probenahme sollte zwischen Montag und Mittwoch stattfinden, damit eine zeitnahe analytische Aufarbeitung der Probe gewährleistet ist. 2. Geeignete Proben für Materialuntersuchungen sind Bohrkerne oder zusammenhängende Materialstücke aus Boden, Wand oder Decke. Die Proben sollten aus Bereichen stammen, die intensiv mit dem fäkalhaltigen Abwasser in Kontakt gekommen sind. 3. Werkzeug desinfizieren (z.b. mit Alkohol oder abflammen) 4. Nach jeder einzelnen Probenahme Werkzeug desinfizieren 5. Ursprüngliche Probenausrichtung kennzeichnen (oben/unten; Vorderseite/Rückseite) 6. Proben in einem durchsichtigen Kunststoffbeutel (Zipp-Verschluss) verpacken 7. Kunststoffbeutel beschriften oder mit beschriftetem Aufkleber versehen 8. Desinfektionsverfahren beschreiben 9. Proben am selben Tag an die Umweltmykologie senden Anmerkung: Hier erwarten wir eine konkrete Zuarbeit von den Sanierern im BSS.