Elektrische Netze. Vorlesung zum Master-Studium FH-Köln WS 2011/2012. Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt WS 2011/2012 S. 1. Prof. E.



Ähnliche Dokumente
Auswirkungen des Ausbaus Erneuerbarer Energieerzeugung auf die Stabilität des Stromnetzes

Rahmenbedingungen für eine Übergangsregelung zur frequenzabhängigen Wirkleistungssteuerung von PV-Anlagen am NS-Netz

BMWi-Gesprächsplattform Zukunftsfähige Netze und Systemsicherheit. Das 50,2Hz-Problem. Markus Fürst, EnBW Transportnetze AG Berlin,

Zusammenspiel ÜNB VNB in Hinblick auf SDL Berlin, 15. Mai 2014

Internationale Kopplung von Regelleistungsmärkten

Anwendung der deutschen SysStabV auf SIEMENS PV-Wechselrichter

Energiewirtschaft im Wandel Liberalisierung ab 1998

Erste Erfahrungen mit dem SDL- Bonus für Windenergieanlagen und Herausforderungen für andere Erzeugungsanlagen

Elektrische Netze. Vorlesung zum Master-Studium FH-Köln WS 2011/2012. Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt

ecotrialog#5: Trampelpfade Neue Wege, um die Stromkosten von Datacenter-Betreibern zu senken!

Technische Mindestanforderungen zur Umsetzung des Einspeisemanagements nach 6 Abs. 1 und 2 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. der Pfalzwerke Netz AG

Die Kapazitätsreserve

Richtlinienkonforme PV-Anlagenp anung Vereinfachtes Energiemanagement oder generelle Begrenzung

Kurzvorstellung LESSY

Technische Information AR-N 4105 und Übergangsregelung 50,2 Hz

Dezentrale Stromspeicher in Verteilnetzen zur Frequenzstützung

Stromspeicher in der Energiewende

Systemstabilitätsverordnung- SysStabV

1. Allgemeines Geltungsbereich, Fristen 2

Flexibilisierung des Angebots Aktuelle Entwicklungen zur Anpassung des regulativen Rahmens

50,2 Hz Nachrüstung nach SysStabV. Umrüstung der Abschaltfrequenz an Delta Wechselrichtern im deutschen Verbundnetz

Kosten durch Fehlprognosen. Serafin von Roon Energiewetterkonferenz Berlin, 17. September 2013

8. Solartagung Rheinland-Pfalz

TRAVEL POWER 230 V AC, 32 A, 50 Hz ( ) Travel Power

Systemstabilität und Einspeisemanagement im Focus der Energiewende (Teil 1)

Tertiärregelung mit E-Fahrzeugen

Technische Mindestanforderungen zur Umsetzung des Einspeisemanagements nach 6 Abs. 1 und 2 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Niederspannungsnetz

INFORMATIONEN ZUM 50,2 HZ PROBLEM

16,7 Hz - Insel der Glückseligen? Qualität der 16,7 Hz-Bahnenergieversorgung in Abhängigkeit von 50 Hz. Dipl.-Ing. Siegfried Orzeszko

Aktuelle Hintergrundinformationen zur PV-Netzintegration

Ausbau der Niederspannungsnetze minimieren Durch Integration dezentraler Speicher

Marktprämienmodell versus EEG-Umlagen Verringerung. Berliner Energietage, Oliver Hummel, Vorstand NATURSTROM AG

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Regelenergie durch Windkraftanlagen

Das Großbatteriesystem der STEAG als wesentlicher Bestandteil der Energiewende

Wind- Energie Leichte Sprache

Next-Pool Virtuelles Kraftwerk aus Erneuerbaren Energien

Warum Deutschland neue Netze braucht! Energieeffizienzmesse Frankfurt

50,2 Hz Erläuterung des Problems. Bundesverband Solarwirtschaft e.v. (BSW-Solar)

Markt-Netz-Modell Strom

Batteriespeicher für PV-Anlagen

Zusammensetzung des Strompreises

RÜCKABWICKLUNG 19 STROMNEV. Vorschlag zur Umsetzung für die Jahre 2012 und 2013 beginnend im Jahr 2014

Elektrodenkessel als Wärmeerzeuger

Öffentliche Anhörung des Energieausschusses MV Bundesweit einheitliches Netzentgelt einführen: Kosten für den Netzausbau regional fair verteilen

Herausforderungen der Energiewende für das Verteilnetz der MITNETZ STROM

Verpflichtende Direktvermarktung erneuerbarer Energien als richtiger und wichtiger Schritt in Richtung Wettbewerb?

Photovoltaik - Eigenverbrauch. Sinnvolle Alternative zur Einspeisung?

Wind to Gas Speicherlösung Elektrolyse, Wasserstoff, Methan

Das eigene Kraftwerk im Haus.

Inbetriebsetzung von PV-Anlagen zum Jahresende

Die Ausgleichsmechanismusverordnung

Allgemeine Bedingungen. für die Ausschreibung von Verlustenergie für das Jahr Netze Mittelbaden GmbH & Co. KG

VBEW-Hinweis Messkonzepte und Abrechnungshinweise. Erzeugungsanlagen. Ausgabe:

EEG, Netzkosten, Energiemarkt Update, Ausblick, Konsequenzen

Kritische Analyse des Regel- und Ausgleichsenergiemarkts in Österreich. Dr. Jürgen Neubarth :: Wien, 3. März 2015

Elektrische Netze. Vorlesung zum Master-Studium FH-Köln WS 2011/2012. Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt WS 2011/2012 S. 1. Prof. E.

Drittvermarktung: Ideen / Bericht der Bundesnetzagentur

Kurzfassung A S UST AI NABLE E NERGY S UPPLY F OR EVE RY ONE

Sonstige Marktregeln Strom

Anforderungen an die HIS

Intelligente Stromnetze für die Energiewende

Entwurf für die Anlage Einspeisung zum Netznutzungsvertrag Strom

Elektrische Anlagen und Betriebsmittel

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

2a. Wasserkraft bis 5 MW (Neuanlagen, 40 Abs. 1) Netto-Vergütung

FLEXIBILITÄTEN FINDEN UND VERMARKTEN: KEIN DING. MIT DONG. DEMAND RESPONSE MANAGEMENT PLUS

Elektronische Transformatoren Gebrauchsanweisung

Anforderungen an die Verteilnetze der Zukunft

Nutzen für Verbraucher und Umwelt. Dialogveranstaltung des Öko-Institut e.v. 30. Oktober 2008, Freiburg

Demand Response Management in der Wasserversorgung

Statt Erzeugungsanlagen abzuschalten, könnte Strom in S10-Hauskraftwerke eingespeichert werden.

Crashkurs Stromhandel und Direktvermarktung

Steinbeis-Transferzentrum an der Hochschule Mannheim POWER QUALITY

Ausschreibungsdetails

Netzanschlussvertrag Strom (für höhere Spannungsebenen)

Software-Validierung im Testsystem

Aktuelle Netzregulierung

Kraftwerk der Zukunft: Das Zusammenspiel zwischen EE Erzeugung und Speicherung. Impulsvortrag Bernhard Beck

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Einleitende Bemerkungen

Energieversorgungseinrichtungen

Photovoltaikanlagen mit Selbstverbrauch

Wieviel Intelligenz braucht das Berliner Stromnetz in Zukunft?

Ergänzung der technischen Mindestanforderungen für das Einspeisemanagement von EEG-Anlagen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

ALLGEMEINE BEDINGUNGEN

Die Einbindung erneuerbarer Energien ins Smart Grid - Wie wird die zukünftige Energieversorgung nachhaltig sichergestellt

Bericht nach 77 Abs. 1 Nr. 2 EEG EEG-Einspeisungen im Jahr 2014

Schriftliche Fragen an die Bundesregierung im Monat Januar 2014 Fragen Nr. 342, 343, 344 und 345

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Zukunft der Call-Center mitbestimmen

Solarstrom selbst erzeugen und speichern so geht s!

Anschlussnutzungsvertrag Strom (ab Mittelspannung)

Bedienungsanleitung Elektronische Transformatoren für Niedervolt-Halogenlampen

YouTube: Video-Untertitel übersetzen

Herzlich Willkommen zur Veranstaltung. Energieeffizienz bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Ihr Plus in Fellbach

DAS KRAFTWERK IST ZENTRALE ENERGIEERZEUGUNG NOCH ZEITGEMÄSS?

- Lippstadt,

Arbeitsblatt Elektrotechnik

Transkript:

Vorlesung zum Master-Studium FH-Köln Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt S. 1

Organisatorisches Heute Hospitation der Berufungskommission Peer Coaching am 20.12.2011 Besuch von Kollegen Freiwillige Studierende zum Coachen gesucht Prüfungstermin: 27.2.2012 S. 2

Terminkalender 1. 4.10.2011 2. 11.10.2011 3. 18.10.2011 4. 25.10.2011 1.11.2011 5. 8.11.2011 6. 15.11.2011 7. 22.11.2011 8. 6.12.2011 (!) 9. 6.12.2011 10.13.12.2011 11.20.12.2011 12.3.1.2011 13.10.1.2011 14.17.1.2011 15.24.1.2011 16.31.1.2011 Einführung Leitungen berechnen Drehstrom-Systeme anwenden Änderung: Unsymmetrische Drehstromnetze - (wegen Allerheiligen) Referat Gleichstromnetze Netzwerk-Komponenten und Netzformen diskutieren Netze berechnen Referat European Supergrid Besprechung und Diskussion Supergrid Netzregelung Referat Smart-Grids Netzsimulationen Fehler-Management Referat Load-Management Netzanschluss Wiederholung S. 3

Inhalt der heutigen Veranstaltung Netz-Regelung: Was passiert eigentlich im Netz, wenn man den Lichtschalter an macht? S. 4

Gleichgewicht von Erzeugung und Verbrauch Zu wenig Leistung (negative Leistung) Einschalten einer größeren Last Kraftwerksausfall Weniger Wind oder Sonne als erwartet Zu viel Leistung (positive Leistung) Ausfall einer größeren Last Netzunterbrechung Mehr Wind oder Sonne als erwartet S. 5

Prognosefehler Prognose der Last: Kraftwerksfahrplan Stundenrhythmus Börsenhandel Prognosefehler: Netzregelung Solidarisch Handel von Regelenergie S. 6 Bild: Moser, RWTH Aachen

Netzfrequenz Änderung des Gleichgewichtes führt zu Änderung der kinetischen Energie rotierender Massen Negative Leistung aus dem Netz: Massen werden abgebremst Positive Leistung ins Netz: Massen werden beschleunigt Drehzahl ist an Netzfrequenz gekoppelt Netzfrequenz wirkt europaweit einheitlich Netzverbund: Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E (European Network of Transmission System Operators for Electricity) S. 7

Stufen der Netzregelung S. 8

Stufen der Netzregelung Momentanreserve (Massenträgheit) Primärregelung Sekundärregelung Minutenreserve Stundenreserve, Börsenhandel Leistung 30s 5min 15min bis zu 60 min Zeit t https://www.regelleistung.net/regelleistungweb/static/technische_aspekte.jsp S. 9

Momentanreserve Traditionell aus rotierenden Massen Gleichmäßig proportional auf alle Erzeuger verteilt Bis zu 5% Überlast Zeitdauer bis zu etwa 30 sec (wenn Primärregelung greift) Selbstregelungseffekt durch frequenzabhängige Lasten (insbes. ungeregelte Motoren) Keine Vergütung S. 10

Primär (oder Sekunden) - Regelung Automatisch, spätestens innerhalb von 30 sec Max. 3000 MW im UCTE Bereich 656 MW im deutschen Regelzonenverbund (2009) Regelung: Frequenz-proportional, Einheitlicher Proportionalitätsfaktor Quasisationärer Regelfehler Alle Verbundpartner sind beteiligt In Deutschland: Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Regelleistung wird ausgeschrieben im Internet www.regelleistung.net S. 11

Sekundär-Regelung Automatisch, innerhalb 5 min Verursachergerecht, nur im betroffenen Gebiet 550MW 1250MW für deutschen Regelzonenverbund Regelung mit Integralanteil Beschaffung durch Übertragungsnetzbetreiber über Ausschreibung im Internet S. 12

Minuten-Reserve Manuell (telefonisch) innerhalb von 15min für mind. 1h Verursachergerecht, nur im betroffenen Gebiet Bis zur Höhe des größtmöglichen Blockausfalls In Deutschland: 2000 MW bis 2500 MW Beschaffung durch Übertragungsnetzbetreiber über Ausschreibung im Internet S. 13

Organisation der Netzregelung: Teilnehmer und Märkte S. 14

Europäisches Verbundnetz ENTSO-E (European Network of Transmission System Operators for Electricity) Formuliert die Regeln für den Betrieb von den Netzen (Netcodes) Plant den Netzausbau Verbundnetze innerhalb der ENTSO-E nur über HGÜ und GKK gekoppelt Mitglieder UCTE (Union for the Coordination of Transmission of Electricity), u.a. Deutschland NORDEL (Skandinavien) UKTSOA (Großbritannien) TSOI ( Irland) S. 15 Bild und Text: nach Uli Lück Bildoriginal aus Wikipedia

Übertragungsnetz Deutschland 4 Regelzonen Netzregelverbund (NRV) Zusammenschluss der Regelzonen-Betreiber Tennent 50Hertz Amprion EnBW-Transportnetze AG Gemeinsame Organisation von Regelenergie Bild: Wikipedia S. 16

S. 17

Mindestangebotsgröße Durch Bundes-Netz-Agentur (BNetzA) seit 27.6.2011 festgelegt: Primärregelleistung [6] : +/-1 MW (zuvor 5 MW) Sekundärregelleistung [7] : +5MW bzw. -5MW (zuvor 10MW) Minutenreserve [8] : +15 MW bzw. -15MW S. 18

Merit Order List Preis Aktueller Preis Angebot Bedarf Abrufung von Regelenergie: Deutschlandweit In der Reihenfolge der Arbeitspreise Abweichungen nur bei Ausnahmesituationen: Temporärer Engpass Leitungsüberlastung Nicht Erreichbarkeit Energiemenge S. 19 Info aus [9]

Präqualifikation von Anbietern Voraussetzungen: Technische Kompetenz Ordnungsgemäße Erbringung unter betrieblichen Bedingungen Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Präqualifikation ausschließlich bei angeschlossenem Übertragungsnetzbetreiber (ÜBN) Anforderungen in: TransmissionCode 2007, Kap.5 und Anhang D Weiter Details und Downloads: https://www.regelleistung.net/regelleistungweb/static/ praequalifikation.jsp S. 20

Anbieter von Regelleistung https://www.regelleistung.net/regelleistungweb/download/public/20111025_anbieterliste.pdf S. 21

Details der Frequenzregelung S. 22

Verteilung der Netzfrequenz Häufigkeit Häufigkeitsverteilung der Netzfrequenz für 2010 40% 30% 20% Max. 50.1 Hz Min. 49.9 Hz im Normalbetrieb (2010) meist am Ende des 1h-Rasters 10% 0% 49.8 49.9 50.0 50.1 Netzfrequenz f / Hz Nach Ecofys [1], dort Verweis auf: 50.2

Der Emsland-Vorfall

Unterschiedliche Frequenzen Moser, RWTH Aachen

Frequenzgrenzen und 5-Stufen-Plan S. 26 Moser, RWTH Aachen

Stufen der Netzregelung (Details) S. 27 Moser, RWTH Aachen

Kraftwerksausfall 6 12 18 24 30 Zeit t / s Frequenzänderung f / Hz -0.1-0.2-0.3-0.4 Moser, RWTH Aachen S. 28 Nach Moser, RWTH Aachen

Reaktion auf Leistungsänderung Fossiles Dampfkraftwerk S. 29 Moser, RWTH Aachen

Primär- und Sekundärreserve: Leistungsgradienten Konventionelle Kraftwerke Stundenreserve: S. 30

Frequenzregelung Windanlagen

Direct grid connected (fixed speed) Doubly fed induction generator (variable speed) Gear Double-fed induction generator Windgeneratortypen Transformer Grid Momentanreserve Kurzzeit-Energie aus Drehmassen Pitch der Rotorblätter Limitiert durch Überlast von Generator und Trafo Inverter AC DC DC AC 1/3 scale power converter Filter Full conversion generator (variable speed) AC DC Transformer Grid Gear Asynchronous/ Synchronous generator Filter DC Full scale power converter AC Filter S. 32 Bilder von F. Blaabjerg, ECCE 2011

Frequenzregelung Windkraft Tobias Gehlhaar [4]

Frequenzregelung Windkraft Vattenfall Europe Transmission EoN-Netz http://www.springer-vdi-verlag.de/libary/common/bwk/ebwk_04_2008_smolka.pdf

Mittelspannungsrichtline BDEW Wirkleistung P / Po 120% 100% 80% 60% 40% Leistungsreduktion nach Mittelspannungsrichtlinie Momentane Leistung Po vor dem Ereignis Steigerung der Wirkleistung erst bei f 50.05 Hz Bei f > 50.2 Hz Leistung reduzieren mit Gradient -40%/Hz Mittelspannungsrichtline des BDEW von 2008 [2] und Ergänzung 2011 [3] Für f > 50.2 Hz: Leistung reduzieren mit -40% / Hz Hysterese: Steigerung der Leistung erst bei f 50.05 Hz 20% 0% Bei f < 47.5 Hz Abschalten Bei f > 51.5 Hz Abschalten 47 48 49 50 51 52 53 Netzfrequenz f/hz

Das 50.2 Hz Problem von Solaranlagen Info im Wesentlichen nach Ecofys-Gutachten [1]

Regelung für Solaranlagen Seit 2005/2006: Hartes Abschalten bei zu viel Leistung im Netz, bei Netzfrequenz f > 50.2 Hz Wiedereinschalten nach 30 sec, wenn Frequenz normal Nach DIN VDE V 0126-1-1 [2]

Das Problem Ca. 18 GW pk Solarleistung, davon ca. 14 GW pk im NS-Netz Einspeisung real bis zu 13.6 GW Worst case: Nur NS-Netz, 70% Gleichzeitigkeitsfaktor: 9 GW schalten hart ab! Vgl. Reserve im UCTE-Netz: 3 GW http://www.sma.de/de/news-infos/pv-leistung-in-deutschland.html

Auswirkungen Worst case: 9 GW fallen schlagartig weg 3 GW können gegen gehalten werden Frequenz fällt schlagartig unter die untere Schwelle Kaskadierende Abschaltungen, z.b. Windanlagen z.t. schon ab 49.5 Hz BLACKOUT Bad case Max. 3 GW fallen weg Primärregelung setzt ein, Frequenz stabil Solaranlagen schalten nach 30 sec wieder ein Zu viel Leistung im Netz, Frequenz steigt über 50.2 Hz Aufschwingen An - Aus

Relevanz Häufigkeit Häufigkeitsverteilung der Netzfrequenz für 2010 40% 30% 20% 10% 0% 49.8 Nach Ecofys [1], dort Verweis auf: 49.9 50.0 50.1 Netzfrequenz f / Hz 50.2 50.2 Hz im Normalbetrieb nicht erreicht (z.b. 2010) Max. 50.1 Hz meist am Ende des 1h-Rasters In Zukunft: Noch höhere Bedeutung des Stromhandels, f 50.2 Hz Überschreitung 50.2 Hz bei großräumigen Störungen im Verbundnetz. Bsp: 2006 Ems-Vorfall

Massnahmen Kurzfristig für Neuanlagen (seit Mai 2011) Mittelfristig für Neuanlagen (ab 1.1.2012) Nachrüstung für Bestand (2012 2014, gestaffelt nach Leistung)

Kurzfristig für Neuanlagen Gemäß Technische Hinweise des Forum Netztechnik / Netzbetrieb im VDE (VDE/FNN) Frequenzabhängige Wirkleistungssteuerung Variante a: Stufenlösung mit stochastischer Verteilung Variante b: Abregeln des Wechselrichters analog Mittelspannungsrichtlinie [4] Optimierung des Wiedereinschaltverfahren Unverbindliche Empfehlung, aber: Seit Mai 2011 über 90% der Neuanlagen

Mittelfristig für Neuanlagen Wirkleistung P / Po 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% VDE-Anwendungsregel VDE-AR-N 4/05 Momentane Leistung Po vor dem Ereignis Wiedereinschalten erst nach 30 sec Stochastisch verteiltes Abschalten Bei f > 50.2 Hz Leistung regeln mit Gradient -40%/Hz Bei f > 51.5 Hz Abschalten 50 50.5 51 51.5 52 Netzfrequenz f/hz Nach VDE- Anwendungsregel VDE-AR-N 4/05 Ab 1.1.2012 Einspeisung laut Kennlinie Stochastisch verteiltes Abschalten möglich (Stufenverfahren) Außerdem: Sanftes Einschalten

Wirkleistung P / Po Solaranlagen am Niederspannungsnetz Umrüsten existierender Anlagen 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% Vorschläge für Solaranlage im NS-Netz Momentane Leistung Po vor dem Ereignis Wiedereinschalten erst nach 30 sec Stochastisch verteiltes Abschalten Bei f > 50.2 Hz Leistung regeln mit Gradient -40%/Hz Bei f > 51.5 Hz Abschalten 50 50.5 51 51.5 52 Netzfrequenz f/hz Vorschlag 1: Bei f > 50.2 Hz Leistung regeln mit -40% / Hz (VDE-AR-N 4/05) Vorschlag 2: Mittelspannungsrichtlinie Vorschlag 3: Fester, aber für jede Anlage unterschiedlicher Abschaltpunkt für f > 50.2 Hz Stochastisch verteiltes Abschalten

Umrüstung Bestand Relavant für Anlagen Ab 1.9.2005 P pk > 10 kw Drei Varianten, basierend auf Kurz- und Mittelfrist-Lösung für Neuanlagen Auswahl durch Hersteller

Aufwand und Kosten der Nachrüstung Kosten für Anlagenbetreiber: 5% - 20% bezogen auf jährlichen Ertrag aus EEG Größenordnung der Rendite! Kosten für Netzkunden: 0.01...0.04 ct/kwh Bei Umlage über Netzentgelte

Umrüstung Bestand Gestaffelte Umrüstung > 100 kwpk < 6 Monate > 30 kwpk < 24 Monate < 30 kwpk < 36 Monate Nach einem Jahr mehr als 50% der Leistung umgerüstet

Weitere Punkte Inselbetrieb von Teilnetz mit Netzersatzanlagen: Verträgt keine Rückspeisung Synergien bei Umrüstung Europäische Perspektiven

Kontakt Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt Professur (Chair Electrical Grids) Institut für Elektrische Energietechnik, Fakultät für Informations-, Medien- und Elektrotechnik (F07) Betzdorferstraße 2, Raum ZO 9-19 50679 Köln, Deutschland Tel. +49 221 8275 2020 eberhard.waffenschmidt@fh-koeln.de http://www.f07.fh-koeln.de/fakultaet/personen/professoren/ eberhard.waffenschmidt/index.html

Referenzen [1] Jens Bömer, Karsten Burges, Pavel Zolotarev, Joachim Lehner, Auswirkungen eines hohen Anteils dezentraler Erzeugungsanlagen auf die Netzstabilität bei Überfrequenz & Entwicklung von Lösungsvorschlägen zu deren Überwindung Langfassung, Ecofys, IFK, Sept. 2011 Online verfügbar (Dez. 2011) unter: http://www.ecofys.com/files/files/ecofys_ifk_50_2_hz_langfassung.pdf [2] Bartels, Wolfgang; Ehlers, Frank; Heidenreich, Kurt; Hüttner, Ragnar; Kühn, Holger; Meyer, Tim et al., Technische Richtlinie Erzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz - Richtlinie für Anschluss und Parallelbetrieb von Erzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz. BDEW Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft e. V., Berlin, Juni 2008 Online verfügbar (Dez. 2011) unter: http://www.vde.com/de/fnn/dokumente/documents/rl_ea-am-msnetz_bdew2008-06.pdf [3] Bartels, Wolfgang; Ehlers, Frank; Heidenreich, Kurt; Hüttner, Ragnar; Kühn, Holger; Meyer, Tim et al., Ergänzung zur Technischen Richtlinie Erzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz. Richtlinie für Anschluss und Parallelbetrieb von Erzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V., Berlin, 15. Feb. 2011, Online verfügbar (Dez. 2011) unter: http://www.vde.com/de/fnn/dokumente/documents/bdew_ergaenzung-zu-msrichtlinie_20110215.pdf. [4] Tobias Gehlhaar, Hilfe im Dschungel der Netzanschlussregeln - Nachweisverfahren zur Einhaltung der Forderungen aus internationalen Grid Codes, Energy 2.0-Kompendium 2008, Online verfügbar (Dez. 2011): http://www.aud24.net/pi/index.php? StoryID=1220&p=mJ3rC2nsGxWFBanjU.jGmQF3Ccl_ExFoccClnMfiMg3pRUO0SHWqEtioa_g.G@7DBBNmot8vapip_20dRw.GVn3yHaX6qg F4SupzIiJWcwFxbZ3bAhCrFx9-BX83 [5] TransmissionCode 2007 "Netz- und Systemregeln der deutschen Übertragungsnetzbetreiber", herausgegeben von den deutschen Übertragungsnetzbetreibern [6] Ausschreibung Primärenergie (Dez. 2011): https://www.regelleistung.net/regelleistungweb/static/ausschreibung_prl.jsp [7] Ausschreibung Sekundärenergie (Dez. 2011): https://www.regelleistung.net/regelleistungweb/static/ausschreibung_srl.jsp [8] Ausschreibung Minutenreserve (Dez. 2011): https://www.regelleistung.net/regelleistungweb/static/ausschreibung_mrl.jsp [9] Erläuterung zur Merit Order von Regelenergie: https://www.regelleistung.net/regelleistungweb/action/ausschreibung/abrufwerte/erlaeuterung.do