Philosophische Fakultät Institut für Politikwissenschaft - Lehrstuhl für Internationale Politik Klimaskeptiker - die Wissenschaft vom Klima in der Kritik Dr. Achim Brunnengräber Vertretungsprofessor Dresden 29. Juni 2011
Mein Programm für heute: 1. Definitionen 2. Positionen und Argumente 3. Strategien und Mittel 1. Motive und Interessen 1. Institutionen und Akteure 2. Netzwerk, Diskurs und Arenen TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 2
Definitionsversuch I Klimaskeptiker Klimaleugner: Klimawandel in Form von Erderwärmung existiert nicht. Klimawandel in Form von Temperaturanstieg existiert, aber ist natürlich und nicht vom Menschen gemacht. Wollen in erster Linie Klimaschutz verhindern. Klimaskeptiker: Bewerten Auswirkungen der Erderwärmung als weniger schlimm. Werden auch in der Wissenschaftler-Gemeinde ernst genommen. TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 3
Definitionsversuch II Die Trendskeptiker bezweifeln, dass es einen eindeutigen Erwärmungstrend im Wettergeschehen gibt. Die Ursachenskeptiker bezweifeln den Zusammenhang zwischen Temperatur und dem CO2- Gehalt der Atmosphäre. Folgenskeptiker bestreiten, dass eine Erwärmung gravierende negative Folgen hat. TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 4
Skepsis und Wissenschaft Skepsis essenziell für wissenschaftlichen Fortschritt: Widerlegung bedrohlicher Szenarien wünschenswert. Aber: Kritik muss sachlich, stichhaltig und wissenschaftlich fundiert sein Dagegen - Klimaskeptiker: akademischer Positivismus Quelle: Germanwatch TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 5
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Wichtige Unterscheidung Klima-Politik-Skeptiker Klima-Wissenschaft-Skeptiker TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 7
Positionen der Klimaskeptiker 1. die Erderwärmung ist seit 12 Jahren zum Stillstand gekommen 2. in den letzten beiden Jahren ist der Meeresspiegel nicht angestiegen, sondern leicht gesunken 3. das Arktiseis erholt sich 4. die Sonne ist am Klimawandel schuld 5. Das CO2 kommt aus den Ozeanen 6. TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 8
und ihre (populären) Argumente 1. Die Klimaforschung ist ungenau und unsicher. 2. Sie verbreitet Fehlinformationen 3. Nicht der Mensch ist schuld... 4. Klimaänderung ist positiv! 5. Das gab s schon immer 6. Klimaschutz macht keinen Sinn! 7. Politisch motivierte Panikmache der Klimaforscher TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 9
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Strategien und Mittel Bequeme Positionen fallen auf fruchtbaren Boden ( Wir müssen Strukturen und Lebensstil nicht ändern. ) Akademiker als Protagonisten (Ohne dass diese tatsächlich Klimawissenschaftler sind oder sich auf peerreviewte, d.h. begutachtete, Ergebnisse der Wissenschaft beziehen.) Äußerungen v.a. in Medien, nicht in wissenschaftlichen Fachdiskussionen Diffamierung der Klimawissenschaftler Quelle: Germanwatch TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 11
Zielgruppe breite Öffentlichkeit, öffentliche Meinung Politische Entscheidungsträger Leute, die keine Lust mehr auf Klimagerede haben jene, die wegen der sich erwärmenden Erde ihr Leben nicht ändern mögen. (FAZ) TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 12
Motive und Interessen Lobbyisten der fossilen Industrie wirtschaftliche Interessen individuelle (persönliche) Interessen politische Interessen Bedienung von Wählermeinungen (Politiker) Befürchtung von Kosten und/oder Einschränkungen in der eigenen Lebensweise Ablehnung staatlicher Eingriffe (Ideologie) TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 13
Diskurs Wissenschaft ist politisch und Bestandteil von gesellschaftlichen Meinungskämpfen nicht der wissenschaftliche Streit um das richtige Argument und die richtige Interpretation der Daten steht im Vordergrund, sondern der offene Schlagabtausch. Ein Grund dafür ist, dass es keine wissenschaftliche Community im eigentlichen Sinne gibt Klimaskeptiker sind selten offen für Gegenargumente, deshalb ist ein Streitgespräch oft nicht möglich. Stichwort: gekaufte Gegenwissenschaft. TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 14
Schlußfolgerungen: Das Klima neu denken die Wissenschaft vom Klima ist hoch politisiert deshalb sich einmischen Gesellschaft: Wandel und Alternativen finden in und durch soziale Auseinandersetzungen statt Parteien-Politik: Vorsicht vor zuviel Klimaoptimismus und einem grünen Kapitalismus (Green New Deal) Lebensstilfragen und kultureller Wandel auch wenn nicht alle Ergebnisse zum Klimawandel hieb und stichfest sind auch diskursive Pfade einschlagen, die (noch) utopisch scheinen
Danke für die Aufmerksamkeit TU Dresden, 29.06.2011 Dozent: Dr. Brunnengräber Folie 16