Predigt über Jeremia 23,5-8 am in Altdorf von Pfarrer Bernd Rexer

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1 Predigt über Jeremia 23,5-8 am 28.11.2010 in Altdorf von Pfarrer Bernd Rexer Liebe Gemeinde, im Adventslied, das wir nachher singen werden wird die Ankunft eines Königs besungen. "Tochter Zion, freue dich! Sieh, dein König kommt zu dir!" Das ist die Adventsbotschaft: Ein König, ein echter Hoffnungsträger kommt. Er wird seine Herrschaft antreten, ohne die Menschen zu unterdrücken. Unter seiner Herrschaft wird alles anders! Davon berichtet auch unser heutiges Bibelwort, Jeremia 23,5-8: 5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird:»der HERR unsere Gerechtigkeit«. 7 Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird:»so wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!«, 8 sondern:»so wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.«und sie sollen in ihrem Lande wohnen. Liebe Gemeinde, von einem König aus der Nachkommenschaft Davids spricht der Prophet Jeremia. Etwa um 600 vor Christus. Großes Rätselraten bei vielen bis heute: Wer ist mit diesem König gemeint? Wann ist dieses Wort in Erfüllung gegangen? Und wie? Ist es überhaupt schon erfüllt? Oder ist diese Hoffnung nicht längst gestorben? Es könnte aber auch anders sein: Dass wir diesen König übersehen haben, weil er nämlich überraschend anders kommt

2 - oder gekommen ist. Als Christen sagen wir: Ja, dieser König ist gekommen! Jesus Christus ist dieser König der Gerechtigkeit. Aber er ist auf eine ganz andere Weise königlich gewesen als Menschen das erwartet haben. Als König für Israel war er erwartet worden - und ist doch der Herr der Welt geworden. Was das heißt, und was das für uns bedeutet, darüber wollen wir heute nachdenken. Was ist das für ein König, dieser Jesus? 1. Jesus - der König, der ohne Macht mächtig ist. 2. Jesus ist der König bei den Abgeschriebenen und Verurteilten 3. Jesus ist der König mit der Dornenkrone 1. Jesus - der König, der ohne Macht mächtig ist. An die Stelle der Könige sind heute Politiker getreten, die um ihre Macht kämpfen müssen. Und wenn sie das Sagen haben, dann wollen sie ihre Pläne durchsetzen. Da müssen sie manchmal auch Gewalt androhen oder ausüben. Anders geht es wohl auch nicht in dieser Welt. Allerdings: Wir ahnen, dass damit weise umgegangen werden muss. Denn wir sehen mit Schrecken, wie manche Ausübung von Gewalt nicht dem Frieden dient. Sondern nur neuen Hass und Terror hervorbringt.

3 Da soll manchmal nicht Recht und Gerechtigkeit durchgesetzt werden. Sondern die egoistischen Interessen eines Landes oder Herrschers. Doch genau in diese Welt, liebe Gemeinde, kam und kommt der König Jesus. Sie war damals keinen Deut besser als heute. Sie ist auch damals die Welt der Kriege, der Eroberungen und der Ausbeutung gewesen. In Jesus kommt Gott auf diese Erde. Aber wie? Er kommt überraschend anders. Nicht mit einer Leibwache um sich herum wie sonst die Könige. Nicht mit Androhung von Gewalt, um uns zur Besserung zu zwingen. Er kommt wehrlos. Er kommt in der Ohnmacht eines Kindes. Wehrlos und ohnmächtig stirbt er den Tod am Kreuz. Ein gekreuzigter König. Mehr noch: der gekreuzigte Gott. Dieser König kommt ohne Macht. Er zieht nicht mit einer Armee sondern als Eselsreiter in Jerusalem ein. Jesus kommt ohnmächtig - und hat doch Macht gewonnen über Menschen. Nicht durch Gesetze, nicht durch Gewalt, sondern durch das Gewinnen von Herzen.

4 So sieht die Macht aus, die Jesus über unser Leben ausüben will: Die Macht der Liebe. Da ändert sich ein Leben nicht dadurch, dass ein Mensch vor staatlicher Gewaltandrohung in die Knie geht. Sondern dadurch, dass er durch Liebe verwandelt wird. Ihr Lieben, das ist keine graue Theorie. Diesen Weg ist Jesus gegangen. Zum Beispiel bei Zachäus, dem Oberzöllner und Obergauner von Jericho. Für die staatlichen Gesetze eher ein Fall für drakonische Bestrafung und den Knast. Jesus sorgt aber nicht dafür, dass der Obergauner Zachäus die Härte des Gesetzes erfährt. Sondern seine Zuwendung und Liebe. Und die verändert ihn. Und was an Zachäus geschehen ist, dieses Wunder geschieht auch heute noch. Das haben sie bei der Gefährdetenhilfe Scheideweg erlebt. Dort leben Leute, die aus der Drogenszene oder aus der Jugendkriminalität kamen. Aber sie sind verändert, weil sie diesen König gefunden haben: Jesus. Bei diesen Menschen ist Jesus ohne Macht mächtig geworden. Und die, die diese Welt unsicher gemacht haben durch ihre Kriminalität,

5 verbreiten keine Angst und keinen Schrecken mehr. Vielmehr sind sie ein Beweis der verändernden Liebe Jesu. Jesus ist der König, der ohne Macht mächtig ist. 2. Jesus ist der König bei den Abgeschriebenen und Verurteilten Jeremia denkt bei seiner Verheißung an das Nordreich Israel, das 120 Jahre zuvor besiegt worden war. Die Menschen waren aus ihrer Heimat weggebracht und verschleppt worden. Sie saßen nun in der Fremde. Für viele waren sie fast schon vergessen und abgeschrieben. Doch der kommende König, so Jeremia, wird sich um die Verlorenen und Ausgestoßenen kümmern. Wieder wird in Jesus diese Verheißung lebendig - doch auch wieder überraschend anders. Könige und Staatsmänner pflegen in der Regel den Umgang mit ihresgleichen. Dieser König Jesus macht sich auf den Weg zu den Abgeschriebenen seiner Zeit. Zu den Vergessenen und den für die Allgemeinheit untragbaren Menschen. Dieser König Jesus macht sich auf den Weg zu denen, die keine Chance auf Erbarmen hatten. Er geht zu denen, die man für hoffnungslose Fälle hält. Er holt sie aus dem Abseits

6 und ruft sie in die Gemeinschaft mit Gott. 3. Jesus ist der König mit der Dornenkrone Wo wird denn Jesus noch König genannt? "Jesus von Nazareth - der König der Juden" - so hat Pilatus es auf einer Tafel am Kreuz anbringen lassen. Ein wahrlich heruntergekommener Gott. Ein gekreuzigter König. Ein König - aber überraschend anders! Denn gerade in seinem Erleiden verwirklicht sich das, was Jeremia angekündigt hat: "Der Herr, unsere Gerechtigkeit". Was meint Jeremia damit? Im Alten Testament gibt es keine Gerechtigkeit an sich. Es gibt sie nur in Beziehungen. Gerecht ist, was für zwei Menschen recht ist. Wo beide ja sagen können, wo sie sich einig sind. Deshalb ist Gerechtigkeit ein Gemeinschaftsbegriff. Denn in ihm geht es um intakte oder wieder hergestellte Gemeinschaft. Wo Gemeinschaft gelingt ist Gerechtigkeit da. Das gilt für das Verhältnis zwischen Mensch und Mensch. Aber auch für das Verhältnis zwischen Mensch und Gott. Im Fall des Sterbens Jesu am Kreuz geht es um das Verhältnis zwischen Gott und uns Menschen.

7 Und da sieht es in der Tat düster aus. Menschen fragen nicht nach Gott, nicht nach dem Herrn und Schöpfer dieser Welt. Sie treten sein Recht mit Füßen, fragen nur nach dem eigenen Profit - koste es was es wolle. Die Folgen sind unübersehbar: Menschen leiden, weil sie niemanden mehr vertrauen können. Und wir geben Gott nicht die Ehre, weil wir selbst uns zum Zentrum der Welt machen. Das Verhältnis zwischen Mensch und Gott ist zerstört. Die Gerechtigkeit liegt am Boden. Und was macht Gott? Er haut nicht dazwischen, er geht uns nicht an den Kragen. Er geht ans Kreuz! Er setzt sich nicht die Krone auf, um Gericht zu halten über uns. Sondern die Dornenkrone, um an unsere Stelle zu treten. Gott will sein Recht nicht gegen uns durchsetzen. Sondern für uns. So bringt Jesus Gerechtigkeit, Liebe und Barmherzigkeit. Auch zu uns. Für dich und für mich. Was für ein König. Das ist die Botschaft des ersten Advent.

Amen. 8