8. Internationale Wirtschaftsbeziehungen

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Transkript:

8. Internationale Wirtschaftsbeziehungen Blanchard/Illing: Kap. 18 21. Kromphardt: Teil E. Wodurch werden Wechselkurse bestimmt? Finanzmärkte: Kapitalbilanz (Nettokapitalströme) Gütermärkte: Leistungsbilanz (Außenhandel) Wie verändern außenwirtschaftliche Beziehungen das makroökonomische Gleichgewicht? Startpunkt: Zusätzliche Variable: IS-LM-Modell Wechselkurs Zusätzliche Bedingung: Devisenmarktgleichgewicht (Außenwirtschaftliches Gleichgewicht) Seite 1

8. Internationale Wirtschaftsbeziehungen Gliederung 8.1. Wechselkurse 8.2. Kaufkraftparität 8.3. Zinsparität 8.4. Leistungsbilanz 8.5. Das Mundell-Fleming Modell: Konjunkturpolitik in der offenen Volkswirtschaft Seite 2

8.1. Wechselkurse Am Devisenmarkt sind Angebot und Nachfrage von Währungen bestimmt durch A) Reale Transaktionen (Güterströme) Leistungsbilanz: Handel und Dienstleistungen Exporte/Importe abhängig von relativen Preisen realer Wechselkurs B) Kapitalbewegungen (Nettokapitalströme) Kapitalbilanz: Internationale Portfolioentscheidungen abhängig von Zinsunterschieden, Wechselkurserwartungen, Risikoeinschätzungen Seite 3

Wechselkurse: Gleichgewichtskonzepte: Handelsbilanzgleichgewicht (Stromgleichgewicht) Handelsströme passen sich nur träge an (Beispiel: Unterbewertung Verteuerung der Importe, Stimulierung der Exporte Aufwertung). Langsamer Prozess, behindert von Transaktionskosten Reale Güterströme bestimmen Wechselkurse nur langfristig. Portfoliogleichgewicht (Bestandsgleichgewicht) Internationale Anleger müssen bereit sein, die angebotenen Mengen an internationalen Wertpapieren zu halten. Riesige Kapitalbestände Geringfügige prozentuale Umschichtungen führen zu starken Preisreaktionen. Wechselkursbewegungen werden kurzfristig vom Kapitalmarkt dominiert. Seite 4

Leistungs- und Kapitalbilanz Euro-Währungsgebiet 2006 (Eurozone) Leistungsbilanz Leistungsbilanzsaldo Warenexporte Warenimport Handelsbilanzsaldo Einn. aus Dienstleistungen Ausg. für Dienstleistungen DL-Bilanzsaldo Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen Saldo der laufenden Übertragungen 1392 Mrd 1369 Mrd 426 Mrd 391 Mrd + 23 Mrd + 35 Mrd + 6 Mrd - 77 Mrd - 13 Mrd Seite 5

Leistungs- und Kapitalbilanz Euro-Währungsgebiet 2006 Leistungsbilanzsaldo Saldo der Vermögensübertragungen Kapitalbilanzsaldo Summe - 13 Mrd + 9 Mrd - 9 Mrd - 13 Mrd Der negative Leistungsbilanzsaldo beschreibt Abflüsse von Geld aus Leistungen aller Art: Güter, Dienstleistungen, Kapitaleinkommen etc. Der negative Kapitalbilanzsaldo beschreibt die Abflüsse von Geld für Direktinvestitionen und Wertpapierkäufe. Die Summe aus beiden ist im Jahre 2006 leicht negativ, d.h. es wurde mehr Devisen ins Ausland transferiert als umgekehrt (allerdings bleiben auch statistische Reste). Seite 6

Wechselkurs Nominaler Wechselkurs - Zwei Berechnungsmethoden: Nominaler Wechselkurs - Zwei Berechnungsmethoden: Unterscheide: Mengen- und Preisnotierung 1. Traditionell: Wechselkurs in Preisnotierung: E = /$: Wieviel kostet der Kauf eines $ in einheimischer Währung? Steigt E, wertet sich der Euro gegenüber dem Dollar ab 2. EZB: Eurokurs in Mengennotierung: $/ (Inverse 1/E) Wieviel $ bekomme ich für eine Einheit einheimischer Währung? Abwertung des Euros: 1/E fällt Aktuell: 5.7.2009: Wechselkurs des Euro gegenüber US-Dollar: Mengennotierung $ je : 1,41 $ je Preisnotierung E = je $ 0,70 je $ Seite 7

Wechselkurs In Vorlesung verwenden wir als Konvention die Preisnotierung! (entspricht der üblichen Verwendung in der Fachliteratur) E: Der Preis für ausländische Währung in Einheiten der inländischen Währung: z.b. Euro je Dollar! Steigt E, wird die ausländische Währung teurer: Unsere Währung wertet sich ab! Abwertung des Euro entspricht einem Anstieg des Wechselkurses! Aufwertung des Euro entspricht einem Sinken des Wechselkurses! Seite 8

Wechselkurs Unterscheide: Nominaler vs. realer Wechselkurs Unterscheide: Nominaler vs. realer Wechselkurs Nominaler Wechselkurs: Der relative Preis verschiedener Währungen Devisenkurs, etwa: DM/$ Euro/$ Yen/Euro Realer Wechselkurs: Preis ausländischer Güter in Einheiten inländischer Güter. Der reale Wechselkurs ist der Kurs, zu dem man die Güter eines Landes gegen die Güter eines anderen Landes tauschen kann. Seite 9

Wechselkurs Realer Wechselkurs: Relativer Preis eines bestimmten Warenkorbs Sei P = Preis für Warenkorb in Euroland [ /EU-Gütereinheit] P* = Preis für Warenkorb in USA [$/US-Gütereinheit] E = Nominaler Wechselkurs Euro/Dollar (z.zt. etwa 0,68) Dann ist der Preis eines US-Warenkorbs in Euro: EP* Realer Wechselkurs: ε = EP*/P Maßeinheit von ε: /$ x $/US-Gut / ( /EU-Gut) = europ. Güter pro US-Gut Beachte: Realer Wechselkurs (ε) ist reine Indexzahl. Er misst nur relative Änderungen: korrigiert nominalen Wechselkurs um Inflationsdifferenzen Seite 10

Wechselkurs Reale and Nominale Wechselkurse zwischen Deutschland und USA, 1975-2003: in /$ Nominale Kursänderungen dominieren realen Wechselkurs Seite 11

8.2. Kaufkraftparität Was bestimmt langfristig den Trend der Wechselkurse? Absolute Kaufkraftparität: Alle Güter sollten weltweit den gleichen Preis haben Relativpreis: ε = E P*/ P = 1 Falls ε >1: Güter im Inland billiger als im Ausland Folge: Anstieg der Exporte / Rückgang der Importe => kein stationäres Gleichgewicht Seite 12

Big Mac Index The world economy looks very different once countries' output is adjusted for differences in prices Seite 13

Big Mac Index Economist, Jan 22nd 2009 Seite 14

Kaufkraftparität Absolute Kaufkraftparität (Gesetz des gleichen Preises) ist zu strikt. gilt kurzfristig nicht, weil sich Handelsströme nur langsam umorientieren (Transportkosten etc.) gilt aber auch langfristig nicht, weil viele Güter nicht handelbar sind (Wohnungen, bestimmte Dienstleistungen) keine Preisarbitrage Seite 15

Kaufkraftparität Relative Kaufkraftparität zielt auf Änderungsraten: de E = dp P dp* P* = π π * π Inflation Inland π* Inflation Ausland Änderung des Wechselkurses entspricht der Differenz zwischen den Inflationsraten. Folge: ε = E P*/ P = const. (aber nicht notwendigerweise =1) Empirisch zeigt sich, dass auch die relative Kaufkraftparität nicht gilt, weil sich die Marktstruktur im Zeitverlauf ändert. Güter in Emerging Markets werden im Zeitverlauf teurer. -> Balassa-Samuelson Effekt Seite 16

8.3. Zinsparität Kapitalströme dominieren Zahlungsbilanz: Inländische Investitionen im Ausland Ausländische Investitionen im Inland Internationale Kapitalströme werden bestimmt durch Portfolioentscheidungen der Anleger Rendite im Inland: = inländischer Zins Rendite im Ausland = ausländischer Zins + Veränderung des Wechselkurses Wenn erwartete Renditen im In- und Ausland voneinander abweichen, dann kommt es zu Umschichtungen. => kein Gleichgewicht Folge: Gewaltige Kapitalströme, da Anleger versuchen ihre Bestände an unrentablen Wertpapieren aufzulösen und statt dessen rentable Wertpapiere zu erwerben. Seite 17

Zinsparität Einfachster Fall: Perfekte Kapitalmobilität Gleichgewichtsbedingung: Angleichung erwarteter kurzfristiger Renditen Anlage von 1 Euro im Inland erbringt nach einem Jahr einen Betrag von 1+i Euro (i = inländischer Zins) Anlage von 1 Euro im Ausland (USA): Heutiger Wechselkurs E 0 = 0,8 1 Euro = 1,25 $ Die Anlage erbringt nach einem Jahr (1+i*) x 1,25 $ (i* = amerikanischer Zins) Umtausch in Euro in einem Jahr ergibt Eurobetrag von E 1 (1+i*) x 1,25 = (1+i*) E 1 /E 0 (E 1 = Wechselkurs in einem Jahr) Seite 18

Zinsparität Ertrag bei einer Anlage von X für ein Jahr: Erwartete Effektivrendite muss gleich hoch sein, egal ob ich das Geld am Euro- oder Dollarmarkt anlege (abgesehen von Risiko und Transaktionskosten) Euro- Anleihe X $ Anleihe X / E t Kauf von $ zum Tageskurs E t 1+i 1+i* Rücktausch in zum erwarteten Kurs E e t+1 Nächstes Jahr: Ertrag X (1+i) Ertrag in $: X (1+i*) / E t erw. Ertrag in : X (1+i*) E e t+1 / E t Seite 19

Zinsparität Die Zinsparitätentheorie besagt, dass Anlagen im In- und Ausland dieselbe erwartete Rendite erbringen. Sei E 1e der heute für nächstes Jahr erwartete Wechselkurs Dann gilt (1+i) = (1+i*) E 1 e / E 0. (1+i)/(1+i*) = E 1 e / E 0 Zinsdifferenz zwischen in- und ausländischem Zins muss die Abwertungserwartungen kompensieren! Wenn keine Wechselkursänderungen erwartet werden, d.h. E 1 e = E 0, dann muss gelten: i = i* z.b. bei festen Wechselkursen Seite 20

Zinsparität Näherung: E 1 e / E 0 = (1+i) / (1+i*) E e 1 E E 0 0 = 1+ i 1+ i* 1= 1+ i 1 i* 1+ i* = i 1 + i i * * i i* Erwartete Abwertungsrate Zinsdifferenz Steigt der inländische Zins i, so wird Anlage im Inland attraktiver. Der Außenwert der Währung muss dann sprunghaft ansteigen (E 0 fällt), so dass die folgende erwartete Abwertung die Zinsdifferenz kompensiert. Seite 21

Zinsparität Erwartete Abwertungsrate = Zinsdifferenz Ausgangspunkt: Zwei Währungen sind im langfristigen Gleichgewicht (Zins- und Kaufkraftparität). Angenommen, die Märkte erhalten die Information, dass der Zins im Inland für einen Zeitraum von einem Jahr um 1% steigt. Außerdem erwarten sie, dass nach einem Jahr wieder die Kaufkraftparität gilt. Dann muss der Wechselkurs sprunghaft um 1% fallen, damit (i) die anschließende Abwertung über das Jahr die Zinsdifferenz kompensiert (Zinsparität) und (ii) nach einem Jahr die KKP gilt. Seite 22

Zinsparität Unmittelbare Wirkung einer Zinsänderung auf den Wechselkurs (bei konstanten Wechselkurserwartungen) i Aufwertung, falls i > i*, damit erwartete Abwertung für Zinsparität sorgt i* Abwertung, falls i < i* E 1 e E 0 Seite 23

8.4. Leistungsbilanz Leistungsbilanz = Handels + Dienstleistungsbilanz = Wert aller Exporte X Wert aller Importe Q LB (in inländ. Währung) = P X E P* Q LB (real, in inl. Gütereinh.) NX = X ε Q Ausgeglichene Leistungsbilanz: NX = 0 Wie wirken sich Wechselkursänderungen auf die Leistungsbilanz aus? d NX / d ε =? Seite 24

Leistungsbilanz Betrachten wir die Reaktion der Handelsströme auf eine Abwertung (Anstieg von ε) A) Exportgüter in die USA werden billiger, Auslandsnachfrage steigt, Exporte X steigen. dx/dε >0 B) Importgüter werden teurer: Preise in Euro steigen, Importmengen Q gehen zurück. dq/dε < 0 - Gesamteffekt auf ε Q ist aber unbestimmt. Es werden zwar weniger Güter importiert, aber diese Güter werden teurer. Der Wert der importierten Güter (in inländischen Gütereinheiten) kann zunehmen! Seite 25

Leistungsbilanz Im- und Exportmengen passen sich nur langsam an veränderte Relativpreise an. (langfristige Verträge und Handelsbeziehungen) Kurzfristig sind X und Q daher unabhängig vom Wechselkurs. Daher führt eine Abwertung zunächst zu einer Verschlechterung der Leistungsbilanz: Kurzfristig: NX(ε) = X ε Q => d NX / d ε = Q < 0 Erst wenn sich die Mengen anpassen, kann die Leistungsbilanz positiv auf eine Abwertung reagieren. Seite 26

Leistungsbilanz Bei Anpassung der Handelsströme: NX(ε) = X(ε) ε Q(ε) + - d NX / d ε = X ε Q Q Marshall-Lerner Bedingung: d NX(ε) / d ε > 0 X ε Q > Q Anstieg von ε (Abwertung) führt zu Anstieg der Nettoexporte. Langfristig ist die Marshall-Lerner Bedingung erfüllt, der unmittelbare Effekt einer Wechselkursänderung geht jedoch in die Gegenrichtung. Seite 27

Leistungsbilanz: J-Kurven Effekt Dynamische Effekte einer Abwertung: + Abwertung Netto exporte, NX A C Zeit - B Seite 28

Leistungsbilanz Bei normaler Reaktion (wenn Marshall-Lerner Bedingung gilt): Nettoexportüberschuss NX hängt positiv ab von ε ε = E P* P Mit steigendem realen Preis ausländischer Güter nehmen Nettoexporte zu ε* Ausgeglichene Handelsbilanz: Beim Wechselkurs ε* sind Exporte und Importe gleich groß 0 Handelsbilanzdefizit Handelsbilanzüberschuss NX Seite 29

8.5. Das Mundell-Fleming Modell Erweiterung des IS/ LM Modells um Außenwirtschaft Wie wirksam ist Geld- und Fiskalpolitik in offener Volkswirtschaft? Antwort hängt vom Wechselkursregime ab: Fixe Wechselkurse: Geldpolitik unwirksam Flexible Wechselkurse: Fiskalpolitik erschwert; Geldpolitik besonders wirksam Internationale Koordination von Geld- und Fiskalpolitik: wann ist sie sinnvoll? Seite 30

Mundell-Fleming Modell Exportnachfrage: X ( Y*, ε) Exportnachfrage steigt, wenn Einkommen im Ausland zunehmen. Importnachfrage: Q (Y, ε) Wenn Einkommen im Inland zunimmt, dann wird ein Teil der zusätzlichen Nachfrage importierte Güter betreffen. Importe steigen. Y d = C(Y-T) + I(Y,i) + G + X(Y*,ε) ε Q(Y, ε) = C(Y-T) + I(Y,i) + G + NX(Y,Y*,ε) + + + + Seite 31

Es gilt: ε = E P*/ P Mundell-Fleming Modell Da Preise kurzfristig als fest angenommen werden, und die Marshall-Lerner Bedingung gilt, steigen die Nettoexporte in Reaktion auf eine Abwertung: Y d = C(Y-T) + I(Y,i) + G + NX(Y,Y*,E) + Außerdem gilt die Zinsparität: (1+i)/(1+i*) = E e / E, wobei E der gegenwärtige Wechselkurs und E e der erwartete künftige Wechselkurs ist. Umformen ergibt: e e E (1 + i*) E E = (1 + i) (1 + i i*) de/di < 0 Seite 32

Mundell-Fleming Modell Unsere IS-Kurve lässt sich also nun schreiben als Y d = C(Y-T) + I(Y,i) + G + NX(Y,Y*,i) + + + In einer offenen Volkswirtschaft reagiert die Güternachfrage schwächer auf Veränderungen Volkseinkommens. Grund: Ein Teil der induzierten Nachrage geht ins Ausland für importierte Güter. In einer offenen Volkswirtschaft reagiert die Güternachfrage stärker auf Veränderungen des Zinses. Grund: Sinkende inländische Zinsen führen zur Abwertung der heimischen Währung und steigern damit die Nettoexporte. Seite 33

Mundell-Fleming Modell Die stimulierende Wirkung von expansiver Fiskalpolitik beruht auf der Steigerung der verfügbaren Einkommen. In einer offenen Volkswirtschaft haben Einkommenssteigerungen jedoch geringere Effekte auf die heimische Nachfrage. Fiskalpolitik ist weniger wirksam. Allgemein gilt: Je kleiner ein Land ist, desto größer ist der Anteil der zusätzlichen Nachfrage, der für Importgüter verwendet wird, und desto kleiner ist der stimulierende Effekt von Fiskalpolitik auf die heimische Wirtschaft. Seite 34

Mundell-Fleming Modell Die stimulierende Wirkung expansiver Geldpolitik beruht auf dem Nachfrageeffekt sinkender Zinsen. Je niedriger die Zinsen, desto höher die Nachfrage nach Investitions- und langlebigen Konsumgütern. In einer offenen Volkswirtschaft führen sinkende Zinsen außerdem zu einer Abwertung. Das stimuliert die Exportnachfrage zusätzlich. Geldpolitik ist wirksamer als in einer geschlossenen Volkswirtschaft. Dies führt jedoch zu einem entsprechenden Rückgang der Güternachfrage im Ausland! beggar thy neighbor -Politik: Durch Abwertung wird die heimische Wirtschaft auf Kosten des Auslandes stimuliert. Seite 35

Mundell-Fleming Modell Daher können Abwertungswettläufe entstehen, in denen jedes Land versucht, die Konkurrenz durch Abwertung der eigenen Währung zu unterbieten. Dies kann dazu führen, dass Handelsbarrieren errichtet oder erhöht werden und der internationale Handel insgesamt leidet. Um dies zu verhindern, sollte Geldpolitik international koordiniert werden. Koordinierte Geldpolitik sollte Schwankungen der Wechselkurse zulassen, um regionale Schocks auszugleichen, denn die Konjunkturzyklen in den wichtigen Wirtschaftsgebieten laufen (noch) nicht parallel. Seite 36

Mundell-Fleming Modell Bei festen Wechselkursen ist Geldpolitik machtlos: Hier muss die Zentralbank die Geldmenge und die heimischen Zinsen so anpassen, dass der Wechselkurs konstant bleibt. Im Modell bedeutet das einen konstanten Zinssatz. Folge: Bei festen Wechselkursen kann nur Fiskalpolitik die Wirtschaft stimulieren. Fiskalpolitik wirkt bei festen Wechselkursen stärker als bei flexiblen Wechselkursen: Weil sich der Zins nicht ändert, gibt es auch kein crowding out. Seite 37

Mundell-Fleming Modell i dg>0, dt<0 i Zinsparität e E (1 + i) = (1 + i*) E bei festem Wechselkurs gilt E e =E und somit i=i* i* i* IS dy Y E e Seite 38 E

Mundell-Fleming Modell Eine Währungsunion kann als ein Verbund von Ländern mit festem Wechselkurs aufgefasst werden. => Kein Land kann eine eigenständige Geldpolitik betreiben. Der Zins ist allen Ländern gleich. Folge: Expansive Fiskalpolitik eines Landes verschiebt die IS- Kurve nach rechts. Es kommt zu keinem crowding out, weil die Zinsen dadurch nicht steigen. Fiskalpolitik ist wirksamer als bei flexiblen Wechselkursen. Nationale Schocks können durch nationale Fiskalpolitik gemildert werden. Allerdings haben nationale Schocks auch immer nationale Ursachen und eine nachhaltige Politik muss die Ursachen beheben. Ansonsten müsste der Staat immer mehr Geld ausgeben, und die Staatsverschuldung würde ewig weiter wachsen. Seite 39

Mundell-Fleming Modell Geldpolitik Flexible Wechselkurse Sehr effektiv: Induzierte Wechselkursanpassung verstärkt Effekt Fixe Wechselkurse Wirkungslos: Keine Autonomie der Geldpolitik Fiskalpolitik Weniger effektiv als in geschlossener VW wegen Importnachfrage und gegenläufiger Wechselkursanpassung Höhere Wirkung als bei flexiblen WK: Konstanter Zins verhindert crowding out Seite 40