JUDO als ki nd ge mä ße r Wettka m pfspo rt



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Also heißt es einmal mehr, immer eine eigene Meinungen bilden, nicht beeinflussen lassen, niemals von anderen irgend eine Meinung aufdrängen lassen.

Transkript:

JUDO als ki nd ge mä ße r Wettka m pfspo rt Pädagogische Aspekte des Wettkampfes - Mit Freude und Lust kämpfen - Die zentrale Aufgabe des Trainers besteht darin, daß Kinder und Jugendliche ihr Judohandeln als sinnvoll und mit Freude wahmehmen. Wobei das Judo etwas Wertvolles darstellt, das das Leben sportlich und allgemein bereichert. Einleitung Proble mstel I u n g: J udo a ls kin d gemäßer Wettkampßport Die große,,drop out Rate" in den identitätssuchenden Altersgruppen offenbart, das es den Sportorganisationen nicht gelungen ist, Kindern und Jugendlichen - dauerhaft - die Voraussetzungen für eine Teilnahme am leistungsbetonten Wettkampßport zu vermitteln. Ursachen für den Abbruch der sportlichen Betätigung sind in der Regel fehlende Motivation, Zeitmangel, Verletzungen, Probleme mittrainer+ Verein und geänderte Freizeitinteressen. Für die Verbände und die Trainer ist es wichtig zu ergründen, ob die Ursachen in den Kindern und Jugendlichen selbst oder im System des Wettkampfsportes liegen. Wenn Kinder-Wettkampfsport nicht als Mittel der Selbsterhaltung des Hochleistungssport (miß)verstanden wird, sondern neben seinen gesundheitlichen Werten auch zur Schulung von Leistungsmotivation und Leistungsbereitschaft ezieherisch beitragen soll, ist es notwendig einen pädagogisch, altersspezifi schen Hand I u ngsrahmen dafü r zu schaffen. Das Wettkampfteschehen und das Training ist vom Trainer so zu gestalten, das ezieherische Werte zur Persönlichkeitsentwicklung berückichtigt werden und sich auch in nichtsportlichen Bereichen des Kindes positiv aus,rrirken. Eine kindgemäße Wettkampfpädagogik generiert beim Heranwachsenden ein von innen kommendes (intrinsisch) motiviertes Leistungsstreben. Leisten ohne zum Leisten gezwungen zu sein, ist das Ziel dieser pädagogischen Bemühungen.

J udowettkämpfe im Kindesalter Wettkampfsport kann für Kinder und Jugendlichein wichtiges Eziehungs- und Sozialisationsfeld werden, mit dem sie wünschenswerte Normen und Werte erfahren und erlernen. Ziele des Wettkampfsportes sind: r Entwicklung + und Entfaltung von positiven Persönlichkeitsmerkmalen (2. B. Le i stu n gsmotivati on u nd Le istu n gsbe reitschaft) r psychischg + physische Stabilität (Selbstbewußtsein) r Wettkampf als Abenteuer und Erziehungsbereich für die Entwicklung von Kompetenzgefi,rhlen (Sport als letztes Abenteuer des 21. Jahrhunderts) Probleme i m Kinderwettkampfsport Das im Hochleistungssport vorherrschende Bestreben die Leistungen ständig zu steigern, hat Auswirkungen auf den Kinder- und Jugendsport. Leistungen werden von den Außenstehenden, Eltern, Publikum und Trainer nicht primär individualbezogen beurteilt, sondern in Vergleich auf die höherwerti ge Konkurrenzleistung. Mit der vergleichenden Bewertung erfolgt in der Regel eine Belohnung (Lob, Gratifikation etc.). Die Bewertung der Leistungshandlung nach Kriterien, die die individuelle Entwicklung des Kindes nicht vordringlich berücksichtigen, sowie die Verknüpfung (der Leistung) mit externalen Belohnungen hat eine Schwächung der intrinsischen Motivation zur Folge. Mit der Abnahme der von innen kommenden Motivation, erfolgt eine lnternalisierung der externa len Bewertu n gsschematas durch den heranwachsenden Sportler. Nicht mehr die Auseinandersetzung mit den verschiedensten Aufgaben im Training und im Wettkampf ist das Ziel, sondern primär die daraus resultierenden Ergebnisse Sieg oder Niederlage. Die Überbewertung des Code,,Sieg und Niederlage" im Kinderwettkampf initiiert eine negative Dynamik im sportlichen Entwicklungsprozeß der Beteiligten und damit eine starke Fluktuation. Ein ausschließlich ergebnisorientiertes Leistungsverständnis im Wettkampf und Training steht der Eziehung des Kindes zu einem selbstständigen kommunikativen und selbstbewußten Menschen entgegen, zumal stark wettbewerbs- und konkurrenzorientierte gesellschaftliche Leitideale sich im Hochleistungssport widerspiegeln und ebenälls auf den Kinderwettkampfsport einwirken. Geltungsbedürtnisse der Eltern und Trainer sowie das siegorientierte Leistungsverständnis verhindern die Entwicklung einer intrinsischen Motiviation beim Kind und erschweren einen,,pädagogischen" Kindenvettkampf. Pädagogische Schwierigkeiten im Kinderwettkampfsport sind nicht unbedingt dem Wettkampfsport immanent sondern liegen in der zu starken Hervorhebung des Wettkampfsieges und dessen unpsychologische Bewertung und Belohnung durch die Bezugspersonen des Kindes.

Warum wird der Code Sieg - Niederlage im Kinderwettkampfsport bevorzugt? r Sieg und Niederlage ist ein konstituierendes Kriterium des Wettkampfsportes. r Für Bezugspersonen der Kinder ist der Code von Sieg - Niederlagein leicht-handhabbares Merkmal für die Leistungsbewertung. r Sieg und Niederlage ist als objektives Leistungsergebnis für Kinder leicht verständlich. Die Förderung intrinsischer Motivstrukturen wie der Wunsch nach: r Verbesserung der Fähigkeiten und Techniken (Könnenserlebnisse) r Spannungserlebnisse im Wettkampf r Bedürfnis nach Leistungsvergleich mit anderen Kindern. Für die Entwicklung des Kompetenzgefühls haben diese Motive eine grundlegende WichtigkeiL Nur so kann sich bei Kindern ein individuelles Selbstbewertungssystem entwickeln, das gegen negativen externen Einflüssen weitgehend resistent isl Fehlt ein positives Selbstbewertungssystem, kann bei fehlender positiver Bekräftigung durch Bezugspersonen ein Gefi.rhl der Inkompetenz mit dertendenzzu Furcht vor Mißerfolg und sozialer Bewertung auftreten. Darum muß der Kinderwettkampfsport als ein Freud erzeugendes Handlungsfeld strukturiert werden, damit die pädagogischen Zielsetzungen und sozialen Werte venvirklicht werden können. Gestaltung von kindgemäßen Wettkampfsport Ein für die Leistungsaufgabe intrinsisch motiviertes Kind kann Gefuhle der Kompetenz und Sel bswerantwortungegenü ber sei nem Erfolg und M isserfol g entwickeln. Sportliche Handlungsmotive Sportliche Handlungsmotive lassen sich in vier Bereicheinordnen: r lntrinsische Motive - Verbesserung der sportlichen Fähigkeiten - Wetteifer (Könnenserleben) mit anderen Kindern - Selbstuerwirklichung - Spannungserleben r Extrinsische Motive - Soziale Belohnung - Zufriedenstellen von Bezugspersonen r Soziale Bedürfnisse - Zusammen gehörigkeitsgefühl - Beziehung zu Gleichgesinnten (Gruppenanschluss) r Bedürfnisse nach Demonstration der eigenen Leistungsfihigkeit - Wettkampfsieg

Bei intrinsisch motivierten Kindern Q - 14 Jahre) in organisierten Wettkampfsport, Fußball, Baseball, Hockey wurden insbesonders folgende Motive hervorgehoben: r Verbessern der eigenen Spielfihigkeit r Wetteifer mit anderen Spielern r selbstständige Aufgabenerfüllung r Spannungserlebnisse Den sozialen Bedürfnissen wiesen die Kinder nur eine mittlere Wichtigkeit zu. Von geringerer Bedeutung waren der Wettkampfsieg; die Zufriedenstellung der Bezugspersonen sowie eine soziale Belohnung. Kinder nehmen den Judo-Sport als eine Möglichkeit wahr; Kompetenzgefühle aufzubauen. Durch ein zielorientiertes und abwechslungsreiches Training dem die Kinder selbstständig Aufgaben bewältigen können, sowie durch spannende Wettkämpfe, wird ein positives Sel bstwertgefü hl e rreichl Die Konsequenzen aus den Untersuchungen über Motivstrukturen von Kindern erfordern die Gestaltung eines kindgemäßen Wettkampfsportes. Der Judowettkampßport muß dem Kind Möglichkeiten bieten, mit seinen sportlichen Handlungen das Kompetenz-Gefühl zu entwickeln, eine Aufgabe zu bewältigen und Freude zu erleben (Könnenserlebnisse). Sportliche Motive im Entwicklungsprozeß von Kindern und Jugendlichen Aftersstufe 6-12 Jahre lm Altersabschnitt 6-12 Jahre hatdas Kind ein starkes Bedürfnis nach Bewegung. Eszielt damit auch auf soziale Bestätigung. Dabeitendiert das Kind dazu, es besonders gut zu machen. Wenn die Aufgabe vom Kind nicht erfolgreich oder nur teilweise gelöst wird, entsteht bei ihm ein Gefuhl der MinderwertigkeiL das sich mit der Entstehung eines Entfremdungsgefühls gegenüber seiner Aufgabe und sich selbst verbindel Bezugspersonen können bei der Entstehung des Minderwertigkeitsgefühls eine entscheidende Rolle spielen, denn das Kind ist im fruhen Schulkindalter bei der Wahrnehmung der Beurteilung seiner Handlungsergebnisse auf bewertende lnformationen seiner Bezugspersonen angewiesen. Bezugspersonen sind im Sportverein Trainer und gleichaltrige Mittrainierende. Auf der sportlichen Ebene erehrt das Kind Normen, Werte und Verhaltensweisen. BeiWettkämpfen, die eng mit Sieg und Niederlage verbunden sind, kann sich die anfänglich positive Einstellung des Kindes in eine negative Richtung entwickeln. Viele Missertolgserlebnisse können zu Gefilhlen der lnkompetenz (Minderwertigkeitsgefirhl) führen. Bei derverarbeitung des Misserfolgs, das stark mit der positiven Einstellung des Kindes zum Sport abhängt spielen die Bezugspersonen wiederum (lrainer!) eine entscheidende Rolle. Wenn der sportliche Misserfolg vom Trainer auf mangelnde Begabung zurückführl können Frustation und Hoffnungslosigkeit auftreten (negative Emotionen). Nicht mehr Hoffirung auf Erfulg sondern Furcht vor Mißerfolg bestimrrt die Mqtivausridrtung

Mit dem allmählichen Verlust von Motivation und des positiven Gefühls dem Wettkampfsport gegenüber; ist die Aufgabe des Wettkampfsportes abzusehen. DerTrainer sollte jedes Kind auf das Leistungsziel, das es (noch) erfolgreich bewältigen kann, hinführen. Auch müssen sich die Bezugspersonen bemühen, das Selbstwertgefi,rhl des Kindes nicht von Wettkampfergebnissen und unzulänglichen Trainingsleistungen, abhängig zu machen. Erfolge und Misserfolgserlebnisse sind von ihnen sachgemäß und motivierend zu bewerten und zu interpretieren. Schwierigkeitsgrad der gestellten sportlichen Aufgaben Ein Kompetenzgefühl ist das Resultat einer erfolgreichen Auftabenbewältigung und ist abhängig vom Grad der Leistungsanforderung. Die Aufgabenschwierigkeit soll einen mittleren Anforderungscharakter besitzen, damit die Motivation zur Leistungshandlung bestmöglichst bleibt. Anforderungen, die die Leistungsgrenze des Kindes überschreiten, sollen nur kurzfristig erfolgen. (Keine Über- und Unterforderung im Trainingsprozeß!) Ein mittlerer Grad der Aufgabenschwierigkeit, der allerdings die volle Leistungstahigkeit des Handelnden in Anspruch nimmt, stellt die Voraussetzung zur Maximierung der Leistungs-Motivation dar. Solche optimalen Anforderungen verursachen beim Trainierenden höchstem Maß,,Hoffnung auf Erfolg". Wettkampfstress bei Kindern In der Stressforschung hat sich eine personenspezifische Interpretation herauskristallisiert. So ist fürjedes einzelne Kind Stress ein individuelles Erlebnis. Die stressverursachende Situation kann als Bedrohung seines Selbstwertgefühls empfunden werden, oder als eine Herausforderung zur (positiven) Anderung seines Selbstbildes. Abhängig sind die interindividuellen Unterschiede im Wa h rneh me n glei cher Be lastu n gs- bav. Anfo rde ru n gssituatio ne n: r frühere Er-Fahrungen in gleichen Situationen r spezifische Persönlichkeitsmerkmale und Tendenzen des Einzelnen. ln der Indvidualsportart Judo sind Kinder einer relativ starken Stress-Situation ausgesetzt. Wettkämpfe vor der Öffentlichkeit, auf der Basis fremdbestimmter Kampfregel können Kinder und Jugendliche übermäßig stark beanspruchen. Der Wettkampf wird von den Kinder und Jugendlichenicht als freudiges Ereignisondern als eine Stresssituation wahrgenommen. Eine besonders große Anspannung (Distress) kann bei Kindern angenommen werden, die bei der Beurteilung ihrer eigenen Wettkampfleistung auf die Bewertung von Trainern und Eltern angewiesen sind. Erwartungshaltungen der Bezugspersonen können firr die Kinder zusätzliche Stressfa kto re n bedeuten.

Leistungsavang und negative Bewertung durch Bezugspersonen wirken nicht motivationssteigernd, sondern können bei Kindern zu einer negativen Einstellung zum Wettkampfsport fr.rhren. Wettkampfüngstlichkeit ist eine erlernte Reaktion des Einzelnen nach Erhhrungen des Mißerfolgs und negativer Bewertung von Bezugspersonen. Trainer und Kinder müssen die Verarbeitung von Stress und Niederlage (+$isg) als wichtige Aufgabe wahrnehmen, um die ursprünglichen, positiven Einstellungen der Kinder zu erhalten und auszubauen. Aufga b e n o ri e nti e ru n g a ls M otivati o nsri chtu n g Die individuelle Wahrnehmung von Erfolg und Misserfolg muss nicht nur auf dem objektiven Wettkampferlebnis basieren. Wichtiger sind der Grad der Zufriedenheit und individuelle sportliche Zielsetzungen. Erfolg und Misserfolg sind im lnteresse der positiven Entwicklung von Kindern differenziert zu betrachten. r Der Wettkampfsieg ist nicht das primäre Erlebnis im Kampf r Eine Niederlage ist keine Bedrohung des Selbstwertgefuhls und nicht immer gleichbedeutend mit einem Misserfolg. r Das Erlebnis des Wettkampfsieges geht inhaltlich über den Begriff Erfolg hinaus. r Erfolg kennzeichnet auch die Anstrengung, den Weg zum Sieg. (JuDo) Kinder müssen das Gefühl haben, das sie nie Verlierer sind, wenn sie sich mit all ihren Kräften einsetzen. Das Leistungshandeln eines Kindes ist darauf ausgerichtet, die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern und auch zu demonstrieren. Diese Selbstwahrnehmung der Kompetenz (,,Erfolgsgefiuhl") kann auf zwei unterschiedlichen Wegen stattfinden: r Die Leistungsfähigkeit eines Kindes wird an der Leistung von anderen Kindern gemessen. Die verbesserung der eigenen fi.rhrerer Leistungen ist von nachrangiger Bedeutung. lm Vordergund steht der Sieg, da nur die siegreiche Überlegenheit dem Kind Kompetenzgefuhl bereitel r Bei einem anderen Kind hat das Überlegenheitsgefühl keine Bedeutung. Sein Ziel ist an der steten Verbesserung einer früheren Leistung orientiert. Es können drei Motivationsausrichtungen des sportlichen Handelns, die auch die Stresswahrnehmung der Sportlers unterschiedlich beeinflussen beschrieben werden: r Fähigkeit- oder Siegorientierung Sieg und Niederlage wird als entscheidender Maßstab interpretiert r Orientierung an Bestätigung und sozialer Anerkennung Zielsetzung der sportlichen Handlung ist die durch Bezugspersonen erfahrende Anerkennung und Zuwendung

r Aufgabenorientierung Ein Teil der Kinder betrachtet Sieg und Niederlage nicht als besonderen Antrieb fi"rr ihr sportliches Handeln. lhr Kompetenzgefirhl wird in einem anderen Wahrnehmungsprozeß eingebunden. lm Vordergrund steht bei diesen Kindern die Erfüllung ihrer sportlichen Aufgaben wie technische Verbesserung oder UmsetzungelernterTechniken und Taktiken im Wettkämpfen. Das Leistungshandeln beruht bei dieser Sportlergruppe im wesentlichen auf einer intrinsischen Motivation und ist daher auch nicht so stressanfällig wie die Sportler der anderen Gruppe. Bei der Aufgabenorientierung beurteilen Kinder ihre Handlungsergebnisse nicht an der Leistung von anderen Kindern, sondern an - vorher - festgeschriebenen persönlichen Leistungsmerkmalen. Das aufgabenorientierte Training hat den Vorteil, das das Kind sich mit einervorprogrammierten kontrollierbaren Aufgabe konfrontiert, deren Bewältigu ng ü berschaubar ist. H and I u n gsperspektiven d u rch Aufga ben-o rientieru n g Kindersport Judo hat nicht in erster Linie als Vorbereitungsabschnitt für eine mögliche spätere Höchstleistung zu dienen, sondern als Erfahrungsbereich für ein lebenlanges Sporttreiben. Freude am Bewegen, trainieren und kämpfen ist der Schritt zu einer lebenslangen positiven Einstellung zum Sporl Das Kind kann durch die Variabilität der Aufgaben und die seinem Anspruchsniveau adäquaten Anforderungen am besten motiviert werden. EinseitigesTrainieren jener leistungsbestimmenden Komponenten, die zu einem schnellen aber kurzlebigen Wettkampferfolg fi.rhren können, sollte vermieden werden. Eine vielseitige motorische Entwicklung und sportübergreifende Bewegungserfahrungen schaffen durch einen darauf langfristig angelegten Trainingsplan die Basis zur Entwicklung der persönlichen Höchstleistung. Wettkämpfe in der Grundausbildung und im Grundlagentraining haben die Funktion, die Kinder an die Wettkampftätigkeit heranzufirhren, damit sie später selbständig und verantwortungsvoll Leistungsauftaben lösen lernen. Für Kinder sind Wettkämpfe ein intensives Belastungsmittel im Trainingsprozeß und ein erschwertes Training. Aufgabenorientiertes Tnining verlangt vom Traineri präzise Ziele fi.rrtraining und Wettkampf festzulegen, und es den Kindern anschaulich zu vermitteln. Systematische Zielfestlegungen im Training und Wettkampf dienen dazu, die Leistung zu steigern: r Qualitätsverbesserung im Training r Erwartungen bezüglich der Handlungsergebnisse deutlich zu machen r Vorgabe der optimalen Anforderung im Training r Die intrinsische Leistungsmotivation stärken r Selbstbewußtsein und Zufriedenheit verstärken.

Entwicklung und Wettkampfalter Ein Kind kann an organisierten institutionalisierten Wettkämpfen teilnehmen, wenn seine individuellen Leistungsvoraussetzungen mit den wettkampfspezifischen Anforderungen des Judos übereinstimmen. Kinder können nur dann Freude am Wettkampf haben und etwas sinnvolles lernen, wenn sie in der Lage sind, komplexere Wettkampfsituationen zu realisieren und auch sel bststä nd ig zu verarbeiten. Le istu ngsvolaussetzu ngen fü r den Wettkampf Kog nitive u nd psgchologische Voraussetzungen r Ab 3 1/2 Jahren können Kinder Erfolg und Misserfolg im eigentlichen Sinne als Können oder Nichtkönnen erleben. r Ab 41/2 Jahren sind Kinder in der Lage, ihren MisserFolg zu erkennen, und einen ErFolg eines anderen Kindes zuzugeben. r Persönlichkeitsspezifische Ausprägungen der Leistungsmotivation zeigen sich ab 41/2 Jahren und ist von geistigen Entwicklungen des Kindes abhängig. r Vorschulkinder beurteilen ihre Kompetenz mittels bewertender lnformationen von Bezugspersonen und eigener Leistungskriterien. r Ab 6 bzut.7 Jahren beginnen die Kinder; mit zunehmenden Kontakt sozialer Normen, ihre Handlungsergebnisse den Leistungen von Gleichaltrigen zu messen, und damit zur selbststä nd igen Beurteilung ihrer eigenen Kom pet enz zu gelangen. r Kinder unter 12 Jahren beziehen den Handlungserfolg häufig auf die angewandte Anstrengung. Die Bewertung der Leistung durch Bezugspersonen ist ihnen sehr wichtig. r Kinder ab 12 Jahren sind in der Lage, auf der Grundlage verschiedener Leistungsfrktoren wie eigene Fähigkeit, Anstrengung, Auftabenschwierigkeit, Stärke des Gegners und deren Auswirkungen auf die Leistung ihrer eigenen Kompetenz, einzuschätzen. Mit zunehmenden Alter vermindert sich der Unterschied von subjektiv wahrgenommener und aktueller Kompetenz. Damit Kinder an Wettkämpfen langfristig Freude haben, sollten sie fihig sein, ihre Rolle und Aufgabe in wettkämpfen zu verstehen, und entsprechend zu handeln. 8

Bezugspe rsonen im Wettka rnpfsystem DerTrainer kann eine bessere Lernleistung des Kindes durch wirksame Verteilung von positiver Belohnung und negativer Kritik provozieren. Insbesondere die intrinsische Motiviation des Kindes kann durch rechtzeitige Verwendung von positiven und negativen Rückmeldungen gefördert werden, r wenn dertrainer aufgrund richtiger und sachlicher Informationen über den Missertolg die ihm anvertrauter Kinder berät, r dertrainer und andere Bezugspersonen, unabhängig von den Leistungsergebnissen, die Kinder für ihre Bemühungen und Anstrengungen belohnen, r dertrainerteilertolge imtraining und Wettkampf (Verbesserungen und deren Umsetzung) anerkennt und positi verstärkt, r dertrainer soziale Lernleistungen der Kinderwie Fairplay, Kameradschaft, kooperatives Verhalten (Werte) i n d ie Leistu n gsbeu rtei I u ng ei n bezieht. U rsach e nzusch rei bu n g vo n Leistu n gsergebn isse n Folgende Faktoren werden von Kindern zur Erklärung von Erfolg und Misserfolg an gegeben (Attribution): r Fähigkeit (Begabung) - internal, stabil, unkontrollierbar r Anstrengung - internal, unstabil, kontrollierbar r Aufgabenschwierigkeiten - external, stabil, unkontrollierbar r Glück und Pech - external, instabil, unkontrollierbar Trainer müssen bei der Bewertung diese Faktoren psychologisch berücksichtigen. Die Gestaltung des kindgemäßen Wettkampfsports ist neben den fachlichen Kompetenzen auch von den methodischen und sozialen Kompetenzen dertrainer und der Bezugspersonen abhängig. Das wissen auch die Trainer und sind mit Michael Lamek zu einem pädagogischen Austausch zusammengekommen. Literatun Gage-Berliner: Pädagogische Psychologie Heckhausen: Erfolg und MisserFolg Kimis: Wettkam pfpädagogik Oerter: Entwickl un gspsychologie