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Transkript:

Geschlechtergerechte Sprache Grundlagen der geschlechtergerechten Sprache 1 Ausblendung - Einblendung: Frauen kommen historisch im allgemeinen Sprachgebrauch nicht oder nur stereotyp vor. Psychologische Untersuchungen zeigen, dass scheinbar neutrale Inhalte, die in männlicher Ausdrucksform transportiert werden, gedanklich mit Männern assoziiert werden und eher nur Männer ansprechen. So wird unbewusst die Anwesenheit und der Anteil von Frauen der Wahrnehmung entzogen. Gender Mainstreaming bedeutet daher, Frauen sprachlich in gleicher Weise wie Männer zu berücksichtigen. Schubladen: Es ist nicht ausreichend, von den" Männern oder den" Frauen zu sprechen. Diese Formulierungen unterstellen eine Gleichförmigkeit innerhalb dieser Gruppen, die es so nicht gibt. Eine geschlechtersensible Sprache bedeutet, Frauen und Männer in möglichst spezifischer Form anzusprechen, also zum Beispiel als Mütter und Väter oder Mädchen und Jungen und als Beamte oder Beamtin, Lehrer und Lehrerin, Chef und Chefin usw. Umgekehrt lassen sich neutrale Sammelbegriffe wie Alte" oder Jugend" in alte Frauen/alte Männer, junge Frauen/junge Männer ausdifferenzieren. Stereotype: Begriffe transportieren oft Metaphern (z.b. Vorreiter", Jungspund"), die wiederum Geschlechterstereotype verfestigen. So verstärken und verfestigen Bilder Hierarchien im Geschlechterverhältnis, indem sie Männer in dominanten Positionen oder in der Mehrzahl zeigen. Personen: Sollen Frauen und Männer in gleicher Weise angesprochen werden, müssen weibliche und männliche Personenbezeichnungen Verwendung finden. Manchmal werden Texte dann sperrig, doch ist dies keine zwingende Folge. Gender Mainstreaming fordert dazu auf, nach sinnvollen Alternativen zur Einseitigkeit zu suchen. 1 http://www.genderkompetenz.info/genderkompetenz/handlungsfelder/sprache/aspekte

Leitgedanken: Sichtbarmachung und Symmetrie Sichtbarmachung bedeutet Frauen und Männer ausdrücklich und in nicht abwertenderweise zu benennen. Symmetrie ist in diesem Zusammenhang die sprachliche Gleichbehandlung. 2 Das generische Maskulinum (die maskuline Form des Wortes steht auch für die feminine Form und bezeichnet Frauen mit, d.h. schließt diese ein) ist nicht mehr akzeptabel. 3 Grundsätzlich gilt: Immer dann, wenn eine Personenbezeichnung Frauen und Männer ansprechen soll, sind entweder beide Formen des Wortes, die feminine und die maskuline, oder geschlechtsneutrale Bezeichnungen zu wählen. Geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen (z.b. Person oder Fachkraft) sollen sparsam verwendet werden, 4 Möglichkeiten zur gerechten Formulierung: 5 Splitting: Ausgeschriebene Doppelform (Paarform), weiblich und männlich Diese Form des Splittings macht beide Geschlechter sichtbar: Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen Dozentin und Dozent Schrägstrich-Doppelform, weiblich und männlich Geeignet ist diese Form des Splittings für verknappte Texte (zb Formulare). Frau/Herr Professorin/Professor Betreuerin/Betreuer Zusammenziehen mit Schrägstrich, weiblich und männlich Diese Form des Splittings ist eher für kurze Texte zu empfehlen. ein/e Student/in der/die Vertragsassistent/in 2 Müller, Sigrid und Fuchs, Claudia: Handbuch zur nichtsexistischen Sprachverwendung in öffentlichen Texten. Fischer Verlag: Frankfurt am Main 1993. 3 Ebd., S. 13. 4 Ebd. 5 http://www.jku.at/stgp/content/e3042/e3089/e3096/e2905/e2939/e2857/2009-01- 22_Leitfaden_end_ger.pdf

alle Kolleg/inn/en Das Binnen-I SchülerIn StudentIn Bei Weglassen des Schrägstriches (der Schrägstriche) muss ein sinnvolles, grammatikalisch korrektes Wort entstehen; auf die richtige Reihenfolge der Artikel ist zu achten. Der Vorteil des Binnen-I ist die Kürze und die Einheitlichkeit. Besonders im Plural ist es eine gute Alternative zur längeren Paarform. Auch: Die Großschreibung eines Buchstabens am Wortende des Artikels wird anstatt des Schrägstrichs verwendet: eine StudentIn. Neutralisieren - Geschlechtsneutrale Formulierung Geschlechtsneutrale Formulierungen beziehen sich auf beide Geschlechter, machen aber weder Frauen noch Männer sprachlich sichtbar. Aus stilistischen Gründen und zur Verbesserung der Lesbarkeit sind neutrale Formulierungen geeignet, sollten aber mit Schreibweisen abgewechselt werden, die das Geschlecht sichtbar machen. Sonst besteht die Gefahr, dass das unterrepräsentierte Geschlecht übersehen wird. Das natürliche Geschlecht ist nicht erkennbar. die Person das Mitglied ein Kind Wortzusammensetzungen mit -person, -hilfe, -kraft Das natürliche Geschlecht kann aus dem Zusammenhang erahnt, aber auch falsch interpretiert werden. die Auskunftsperson die Bibliothekshilfe die Lehrkraft Weder im Singular noch im Plural ist zu erkennen, ob es sich um weibliche oder männliche Personen handelt.

Geschlechtsneutrale Pluralbildung neutral - Plural weiblich männlich die Studierenden, die Studierende, der Studierende die Verantwortlichen, die Verantwortliche, der Verantwortliche die Institutsangehörigen, die Institutsangehörige, der Institutsangehörige Im Singular ist das Geschlecht durch den Artikel erkennbar, im Plural ist das Geschlecht nicht ersichtlich. Tipp: Mit der geschlechtsneutralen Pluralbildung können komplizierte Satzkonstruktionen vereinfacht werden. Institutions-, Kollektiv- und Funktionsbezeichnung neutral weiblich männlich die Leitung, die Leiterin, der Leiter die Personalvertretung, die Personalvertreterin, der Personalvertreter die Betreuung, die Betreuerin, der Betreuer Statt der Person, die eine Funktion oder ein Amt bekleidet, wird die Funktion oder das Amt selbst bezeichnet. Umformulierungen Bei Umformulierungen wird statt der Person eine Eigenschaft, eine Institution oder eine Handlung in den Vordergrund gerückt. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Bedeutung des Satzes erhalten bleibt. Wer..., Wenn/ Falls Sie..., Alle, die..., Diejenigen, die..., etc. Beispiele: Die Auslandsstipendiatinnen und Auslandsstipendiaten müssen ihren Auslandsaufenthalt mit 1. September antreten. Wer ein Auslandsstipendium erhält, muss den Auslandsaufenthalt mit 1. September antreten. Wenn Sie ein Auslandsstipendium erhalten, müssen Sie den Auslandsaufenthalt mit 1. September antreten.

Alle, die ein Auslandsstipendium erhalten, müssen ihren Auslandsaufenthalt mit September antreten. Diejenigen, die ein Auslandsstipendium erhalten, müssen ihren Auslandsaufenthalt mit 1. September antreten. Die AuslandsstipendiatInnen müssen ihren Auslandsaufenthalt mit 1. September antreten. Umformulierung mit Passiv und/oder Infinitiv Beispiel: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Personalabteilung erarbeiten neue Arbeitszeitmodelle. In der Personalabteilung werden neue Arbeitszeitmodelle erarbeitet. Der/Die Antragsteller/in hat das Formular vollständig auszufüllen. Das Formular ist vollständig auszufüllen. Es wird gebeten, das Formular vollständig auszufüllen. Wir bitten, das Formular vollständig auszufüllen. Formular bitte vollständig ausfüllen! Direkte Anrede Statt: Name des Antragsstellers: Ihr Name Statt: Unterschrift des Antragstellers: Ihre Unterschrift Partizip Perfekt Statt: Herausgeber: herausgegeben von Satt: Verfasser: verfasst von Statt: Betreuer: betreut von Statt: Vertreter: vertreten durch 6 Darüber hinaus sollte darauf geachtet werden, dass auch in Fotografien und Bildern gleichberechtigt Frauen und Männer und diese nicht bei stereotypen Handlungen gezeigt werden. 6 Ebd.

Zusammengestellt durch: Dr. Claudia Mahs, Projektstelle für Gender-Studien in Forschung und Lehre, cmahs@mail.upb.de