Reha-Bericht Update 2012

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Transkript:

Reha-Bericht Update 2012 Die medizinische und berufliche Rehabilitation der Rentenversicherung im Licht der Statistik

Inhalt 4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang

Seite 2 60

Inhalt - Ausführliche Gliederung 4 6 9 9 11 13 15 22 25 27 29 30 35 35 39 39 41 42 43 45 47 49 49 53 53 53 55 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Recht und Politik Reha-Qualitätssicherung Sozialmedizin Reha-Forschung und -Konzepte Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation: Umfang und Struktur Anträge, Bewilligungen und durchgeführte Leistungen Verschiedene Formen der Rehabilitation Krankheitsspektrum Zeitliche Entwicklung Krankheitsspektrum im Jahr 2011 Altersspezifische Inanspruchnahme Altersstandardisierte Inanspruchnahme Medizinische Rehabilitation: Ergebnis Behandlungserfolg Sozialmedizinischer Verlauf Berufliche Rehabilitation: Umfang und Struktur Anträge, Bewilligungen und durchgeführte Leistungen Zeitliche Entwicklung Leistungsspektrum Berufliche Bildung Krankheitsspektrum Berufliche Bildung altersspezifische Inanspruchnahme Berufliche Bildung altersstandardisierte Inanspruchnahme Berufliche Rehabilitation: Ergebnis von Bildungsleistungen Erfolg beruflicher Bildung Routinedaten der Rentenversicherung Aufwendungen für Rehabilitation Aufwendungen im Jahr 2011 Entwicklung der Aufwendungen ab 95 Vergleich zu weiteren Ausgaben der Rentenversicherung Anhang Seite 3 60

Vorwort Mit dem Reha-Bericht Update 2012 erhalten Sie die wichtigsten aktuellen Daten und Fakten zur Rehabilitation der Rentenversicherung wieder in etwas kürzerer Form als im vorhergehenden Bericht. Da nicht alle Daten, die dem umfassenden Reha-Bericht zugrunde liegen, in gleicher Weise jährlich verfügbar sind, erscheint der Bericht im Wechsel einmal in der umfassenden Form und einmal als kürzeres Update. Präsident Dr. Herbert Rische Das Update 2012 beschreibt Umfang und Struktur der medizinischen und beruflichen Rehabilitation sowie die Aufwendungen der Rentenversicherung für Rehabilitation, auf der Grundlage der routinemäßig erhobenen Statistikdaten und mit Schwerpunkt auf dem Jahr 2011. Die Routinedaten erlauben auch Aussagen zum Erfolg der medizinischen oder beruflichen Rehabilitation, indem der Verbleib der Rehabilitanden im Erwerbsleben dargestellt wird. Eine umfassende Berichterstattung mit Daten der Reha-Qualitätssicherung zu Prozess und Ergebnis der Reha-Leistungen sowie thematischen Vertiefungen ( Im Fokus ) erfolgt dann wieder im nächsten Reha-Bericht 2013. Die Entwicklung der Rehabilitation der Rentenversicherung, dargestellt in Zahlen, macht wieder den Kern der Publikation aus. Darüber hinaus wollen wir Ihren Blick auch auf wichtige aktuelle Entwicklungen in der Rehabilitation der Rentenversicherung lenken: So benötigten in den letzten Jahren immer mehr Versicherte Rehabilitationsleistungen der Deutschen Rentenversicherung, bedingt u. a. durch den demografischen Wandel und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Das gesetzlich festgelegte Reha-Budget wird durch diesen wachsenden Reha- Bedarf immer stärker ausgeschöpft das hat die Rentenversicherung deutlich gemacht. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sieht nun im Entwurf für ein Alterssicherungsstärkungsgesetz (Stand August 2012) vor, die demografische Entwicklung bei der Berechnung des Reha-Budgets ab dem 1. Juli 2013 zu berücksichtigen. Damit würde die Zunahme des Reha- Bedarfs zumindest teilweise ausgeglichen. Direktor Dr. Axel Reimann Damit Kinder und Jugendliche auch wenn sie chronisch krank sind eine Chance haben, später einen Beruf zu erlernen und erfolgreich ausüben zu können, haben die Rentenversicherungsträger ihre Vorstellungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen in einem Positionspapier formuliert. Angestrebt wird z. B., den Zugang zu dieser Form der Rehabilitation einfacher zu gestalten und die Rehabilitation stärker mit Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung zu vernetzen. Seite 4 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Die umfassende und dauerhafte Sicherung der Qualität unserer Rehabilitationsleistungen ist eine Grundlage unseres Handelns. Deshalb befragen wir im Rahmen der Reha-Qualitätssicherung auch regelmäßig unsere Rehabilitanden. Jetzt liegen zum ersten Mal Angaben zur Zufriedenheit und zum Behandlungserfolg nach berufsbegleitender ambulanter Sucht-Rehabilitation vor. Die befragten Rehabilitanden bescheinigen ihr eine hohe Qualität. Die sozialmedizinische Beurteilung von Anträgen auf Leistungen zur Teilhabe sowie auf Renten wegen Erwerbsminderung muss transparent und überprüfbar sein. Deshalb haben wir die Leitlinie für die sozialmedizinische Begutachtung bei psychischen und Verhaltensstörungen gründlich überarbeitet. Sie richtet sich in der neuen Fassung mit ausführlichen Krankheitsbeschreibungen auch an nicht fachlich vorgebildete Leserinnen und Leser. Es ist unsere Aufgabe, den Rehabilitanden bedarfsgerechte Leistungen anzubieten. Dazu gehört auch, vorhandene psychische Störungen und Belastungen bei körperlich erkrankten Patienten zu erkennen und zu behandeln. Psychologische Interventionen sind deshalb seit langem ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Rehabilitation. Für den gezielten Einsatz psychologischer Interventionen in der medizinischen Rehabilitation wurden konkrete, praxisbezogene Empfehlungen für die psychologische Diagnostik und Behandlung entwickelt. Wir hoffen, mit diesem Bericht Ihnen, unseren Versicherten und Beitragszahlern, der Fachöffentlichkeit, der Politik und allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern, die Funktion und Bedeutung der Rehabilitation transparent zu machen über Rückmeldungen freuen wir uns. Dr. Herbert Rische Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund Dr. Axel Reimann Direktor der Deutschen Rentenversicherung Bund Seite 5 60

Fakten im Überblick Medizinische Rehabilitation 2011 wurden bei der Rentenversicherung rund 1,7 Millionen Anträge auf medizinische Rehabilitation gestellt. Die Rentenversicherung führte 966.323 Leistungen zur medizinischen Rehabilitation durch. Davon entfielen 30.9 (3 %) auf die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen. Die ambulanten Reha-Leistungen machen inzwischen 13 % aller medizinischen Reha-Leistungen aus. Die Anschlussrehabilitation (AHB) umfasste 2011 mit 327.357 Leistungen ein gutes Drittel aller medizinischen Reha-Leistungen. Zur Reha-Nachsorge führte die Rentenversicherung 152.688 Leistungen durch. 42.874 Rehabilitanden erhielten 2011 durch die Stufenweise Wiedereingliederung Unterstützung bei ihrer Rückkehr in den Beruf. Die häufigsten Reha-Indikationen waren Erkrankungen von Muskeln, Skelett und Bindegewebe: Auf sie entfielen stationär gut ein Drittel der Reha-Leistungen bei Frauen und Männern, im ambulanten Bereich 67 % der Reha-Leistungen bei Frauen und 60 % bei Männern. Mit steigendem Alter wird Rehabilitation häufiger in Anspruch genommen. Frauen in der medizinischen Rehabilitation sind durchschnittlich minimal älter als Männer: Frauen 51,7 Jahre, Männer 51,4 Jahre. Frauen nehmen insgesamt etwas häufiger medizinische Reha-Leistungen in Anspruch als Männer. Die durchschnittliche Dauer einer stationären medizinischen Rehabilitation wegen körperlicher Erkrankungen liegt, je nach Diagnosengruppe, bei 23 bis 24 Tagen (ohne neurologische Erkrankungen). Im Verlauf von zwei Jahren nach ihrer Rehabilitation sind 86 % der Rehabilitanden erwerbsfähig. Seite 6 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Berufliche Rehabilitation 2011 gingen bei der Rentenversicherung 397.388 Anträge auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) ein. 130.888 Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) wurden 2011 abgeschlossen. Männer nehmen häufiger LTA in Anspruch als Frauen. Allerdings hat der Anteil der Frauen in den letzten Jahren stetig zugenommen. Dieser Trend setzte sich für das Jahr 2011 nicht weiter fort. Frauen in der beruflichen Rehabilitation sind durchschnittlich geringfügig älter als Männer: Frauen 45,6 Jahre, Männer 45,0 Jahre. Aufwendungen für Rehabilitation 2011 wendete die Rentenversicherung rund 5,66 Mrd. für Rehabilitation auf (brutto), davon ca. 4,1 Mrd. für medizinische Rehabilitation, rund 1,2 Mrd. für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) und ca. 0,3 Mrd. für Sozialversicherungsbeiträge. Eine stationäre medizinische Rehabilitation bei körperlichen Erkrankungen kostet im Schnitt 2.625. Die um einiges längeren medizinischen Reha-Leistungen bei psychischen und Abhängigkeitserkrankungen sind mit durchschnittlich 6.183 deutlich teurer. Knapp ein Viertel der LTA sind berufliche Bildungsleistungen. Dabei stehen Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Bindegewebes als Ursachen an erster Stelle (Frauen 54 %, Männer 62 %). Gut drei Viertel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließen ihre berufliche Bildungsleistung erfolgreich ab. Noch zwei Jahre nach Abschluss einer beruflichen Bildungsleistung nimmt die pflichtversicherte Beschäftigung zu (nach sechs Monaten bei 40 %, nach zwei Jahren bei 46 % der Teilnehmer). Seite 7 60

Seite 8 60

Aktuelle Entwicklungen Recht und Politik Reha-Bedarfsentwicklung und Reha-Budget In den letzten Jahren stieg der Bedarf an Rehabilitationsleistungen der Deutschen Rentenversicherung stetig: Die bewilligten Leistungen nahmen deshalb von 2005 auf 2011 für die medizinische sowie die berufliche Rehabilitation um jeweils 24 % zu. Mit einem weiteren Anstieg ist zu rechnen. Die Gründe sind vielfältig: Einerseits gelangt die Baby-Boomer-Generation in ein Alter, in dem besonders häufig Rehabilitationsbedarf entsteht (demografische Entwicklung). Andererseits machen die Anhebung von Altersgrenzen für den Rentenbezug und der zunehmende Wegfall vorgezogener Formen von Altersrenten gezielte Rehabilitationsleistungen notwendig, um die Erwerbsfähigkeit der Versicherten bis zum Rentenalter zu erhalten. Hinzu kommen weitere relevante Entwicklungen wie z. B. die Zunahme der Anschlussrehabilitation (AHB), der psychischen Störungen mit Rehabilitationsbedarf, der onkologischen Rehabilitation, der Stufenweisen Wiedereingliederung zu Lasten der Rentenversicherung sowie der Ausbau präventiver Leistungen. Die Ausgaben der Deutschen Rentenversicherung für Rehabilitationsleistungen werden durch ein gesetzlich festgelegtes Budget begrenzt. Dieses Reha-Budget orientiert sich in seiner Fortschreibung, d. h. seiner jährlichen Veränderung, nur an der Entwicklung der durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer ( 220 SGB VI). Nicht berücksichtigt werden strukturelle Veränderungen des Reha-Bedarfs, die z. B. durch Änderungen der Bevölkerungsstruktur oder Gesetzesänderungen hervorgerufen werden. Der Reha-Bedarf wird weiter steigen. Durch effizienten Mitteleinsatz konnte die Deutsche Rentenversicherung in den zurückliegenden Jahren das Budget dennoch einhalten. In den Jahren 2010 und 2011 wurde das Reha-Budget nun weitgehend vollständig ausgeschöpft. Der Reha-Bedarf wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Es ist daher abzusehen, dass das Reha-Budget nur durch den Verzicht auf notwendige Leistungen weiter eingehalten werden kann. Dies würde aber in der Folge zu einer Zunahme von Erwerbsminderungsrenten führen und nicht zuletzt den Bemühungen um eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit entgegenlaufen. Aus Sicht der Deutschen Rentenversicherung ist es deshalb notwendig, bei der Fortschreibung des Reha-Budgets künftig zumindest die Bevölkerungsentwicklung und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zu berücksichtigen. Dann läge das Budget 2017 um rund 5 % oder 300 Mio. Euro über dem Betrag, der sich aus der aktuellen Fortschreibungsregel ergibt. Ab 2018 werden die demografiebedingten Mehrausgaben wieder sinken, da keine weiteren geburtenstarken Jahrgänge folgen. Seite 9 60

Recht und Politik Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sieht im Entwurf für ein Alterssicherungsstärkungsgesetz (Stand August 2012) vor, die demografische Entwicklung bei der Berechnung des Reha-Budgets ab dem 1. Juli 2013 zu berücksichtigen. Damit würde die Zunahme des Reha-Bedarfs zumindest teilweise ausgeglichen. Allerdings ist derzeit offen, ob eine entsprechende gesetzliche Regelung rechtzeitig die parlamentarischen Hürden nimmt. Weiterentwicklung der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen Krankheiten im Kindes- und Jugendalter können bei unzureichender Behandlung die weitere Entwicklung des Kindes bzw. Jugendlichen beeinträchtigen. Dann verschlechtert sich nicht nur die aktuelle Lebensqualität, sondern die Erkrankung kann sich auch negativ auf die spätere Berufstätigkeit auswirken. Ist das zu erwarten, muss rechtzeitig und angemessen interveniert werden. Die medizinische Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen durch die Rentenversicherung ist hierzu ein wichtiges Instrument. Sie fördert die Integration in Schule und Ausbildung sowie die spätere Eingliederung in das Erwerbsleben. Komplexere Anforderungen an die Kinder- und Jugendlichenrehabilitation Die weiterhin rückläufigen Geburtenzahlen führen zu sinkenden Antragszahlen. Aber nicht nur darauf muss sich die medizinische Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen einstellen. Große Herausforderungen ergeben sich durch die Veränderungen im Krankheitsspektrum: Psychische Störungen, chronische Krankheiten und Mehrfacherkrankungen nehmen zu. Sie machen die Anforderungen an die Kinder- und Jugendlichenrehabilitation zunehmend komplexer. Auch wird es immer wichtiger, den Reha-Erfolg durch nachfolgende Maßnahmen und Leistungen zu stabilisieren. So sollte z. B. bei Kindern mit schwerem Übergewicht der erreichte Reha-Erfolg durch nachfolgende Leistungen im Sinne einer langfristig angelegten ambulanten Betreuung verstetigt werden. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Rentenversicherung im Jahr 2012 ihre Vorstellungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen in einem Positionspapier formuliert. So wird z. B. angestrebt, den Zugang zur Rehabilitation einfacher zu gestalten, die Information adressatengerechter aufzubereiten und die Rehabilitation individueller auszugestalten. Auch wird angestrebt, die medizinische Rehabilitation stärker mit Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung zu vernetzen. Das Positionspapier der gesetzlichen Rentenversicherung zur Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen ist als Broschüre veröffentlicht und steht als Download zur Verfügung unter: www.deutsche-rentenversicherung.de > Fachbereiche > Sozialmedizin & Forschung > Reha-Wissenschaften > Reha-Konzepte > Positionspapier Kinder- und Jugendlichen-Reha 2012 Seite 10 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Reha-Qualitätssicherung Die Deutsche Rentenversicherung erbringt jährlich über eine Million medizinische und berufliche Rehabilitationen und hat daher besonderes Interesse daran, diese Leistungen kontinuierlich zu verbessern. Im Jahr 94 wurde daher mit der Entwicklung eines Qualitätssicherungsprogramms für die medizinische Rehabilitation begonnen, welches seit 97 in die Routine überführt ist und stetig weiterentwickelt wird. Fast 2.000 Reha-Einrichtungen oder Reha-Fachabteilungen vorwiegend der medizinischen, aber auch der beruflichen Rehabilitation nehmen derzeit an der Reha-Qualitätssicherung der Rentenversicherung teil. Als ein Bestandteil der Reha-Qualitätssicherung führt die Deutsche Rentenversicherung seit 98 Rehabilitandenbefragungen durch: Patientinnen und Patienten werden angeschrieben und zur Einschätzung ihrer Rehabilitation und des Reha-Ergebnisses befragt. Die Ergebnisse aus diesen Fragebogen werden den Einrichtungen zurückgemeldet. Erste Ergebnisse der Rehabilitandenbefragung zur berufsbegleitenden ambulanten Sucht-Rehabilitation Die Deutsche Rentenversicherung hat eine differenzierte rehabilitative Versorgung zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen aufgebaut, wie sie in keiner anderen Indikationsgruppe zu finden ist. Suchtkranke können beispielsweise sowohl stationär oder ganztägig ambulant wie auch berufsbegleitend ambulant rehabilitiert werden. Die berufsbegleitende ambulante Rehabilitation erfolgt wohnortnah und berufsbegleitend in speziellen Ambulanzen und Beratungsstellen. Sie dauert ca. sechs Monate und besteht aus rund 40 Therapieeinheiten für die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden sowie vier Einheiten für deren Angehörige. Nun liegen erstmalig Angaben zur Zufriedenheit und zum Behandlungserfolg nach berufsbegleitender ambulanter Sucht-Rehabilitation vor. Die vorliegenden Ergebnisse stützen sich auf die Daten von insgesamt 329 ambulanten Einrichtungen mit zusammen 4.233 Rehabilitandenfragebogen. Die Rehabilitanden wurden im Zeitraum zwischen Oktober 2009 und September 2011 einmalig befragt. Der Rücklauf betrug insgesamt 40 %. Hohe Qualität der berufsbegleitend ambulanten Sucht-Rehabilitation Der berufsbegleitenden ambulanten Sucht-Rehabilitation wird von den Rehabilitanden eine hohe Qualität bescheinigt: Die Rehabilitation wird insgesamt mit der Note 1,6 bewertet. Mit den therapeutischen Einzelgesprächen während der ambulanten Sucht-Rehabilitation zeigen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung besonders zufrieden (Note 1,3). Auch den Behandlungserfolg der ambulanten Entwöhnung bewertet die Mehrzahl (ca. 90 %) der Befragten mit sehr gut und gut. Fast alle (97 %) sind nach eigener Aussage in den vier Wochen vor Beantwortung des Fragebogens nicht rückfällig geworden. Seite 11 60

Reha-Qualitätssicherung Insgesamt 86 % der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden sehen sich in der Lage, auch langfristig abstinent zu bleiben. Aus Sicht der Befragten sollten dagegen z. B. Beratungen zu beruflichen, sozialen und rechtlichen Problemlagen und die Einbindung der Angehörigen in die Sucht-Rehabilitation verbessert werden. Zwischen den Einrichtungen bestehen noch große Unterschiede in der Qualität. Die nächste Auswertung wird zeigen, ob sich die Einrichtungsunterschiede verringern und sich die insgesamt guten Qualitätsergebnisse der ambulanten Sucht-Rehabilitation als zeitlich stabil erweisen. Bachelor- und Masterabsolventen in den Reha-Einrichtungen Umgang mit neuen Studien- und Berufsabschlüssen in der Rehabilitation Die Bologna-Reform ein politischer Prozess zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraumes hat zu gravierenden Veränderungen bei Studien- und Berufsabschlüssen geführt. Gab es früher beispielsweise Diplom-Psychologen und -Psychologinnen, werden heute Bachelor- und Masterabsolventen der Psychologie ausgebildet. Auch für andere Berufsgruppen, die in den Reha-Einrichtungen tätig sind, ist zukünftig ein Bachelor- oder Masterabschluss möglich. Die von der Rentenversicherung belegten Reha- Einrichtungen verfügen über eine große Anzahl von möglichen Arbeitsplätzen für diese Berufsgruppen. Die Deutsche Rentenversicherung möchte frühzeitig festlegen, welche Aufgaben in den Rehabilitationseinrichtungen von Bachelor- oder Masterabsolventen übernommen werden können. Dies wirkt sich auch auf die Personalstärken der betroffenen Berufsgruppen aus. Zum einen übernimmt die Rentenversicherung dadurch Strukturverantwortung und sichert ein einheitliches Vorgehen der einzelnen Rentenversicherungsträger sowie eine weiterhin hohe Qualität der Rehabilitation. Zum anderen bietet sie den Studienabsolventinnen und -absolventen eine klare Orientierung, welche Möglichkeiten sie auf dem Beschäftigungsfeld der Rehabilitation haben. Die Änderungen durch die Bologna-Reform werden daher bei der derzeitigen Überarbeitung der Strukturanforderungen an medizinische Reha-Einrichtungen berücksichtigt, die erstmalig im Mai 2010 veröffentlicht wurden. Es werden darin nun für alle betroffenen Berufsgruppen Einsatzmöglichkeiten sowohl für Bachelor- als auch für Masterabsolventen beschrieben. Seite 12 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Sozialmedizin Wenn es um Leistungen zur medizinischen Rehabilitation, zur Teilhabe am Arbeitsleben (berufliche Rehabilitation) oder um Renten wegen Erwerbsminderung geht, steht aus sozialmedizinischer Sicht schwerpunktmäßig die Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben im Vordergrund. Im sozialmedizinischen Gutachten müssen die Anforderungen im Erwerbsleben mit dem individuellen Fähigkeitsprofil abgeglichen werden. Dabei ist die Frage zu klären, welche körperlichen und psychischen Anforderungen ein Versicherter trotz bestehender Beeinträchtigungen noch erfüllen kann und welche Tätigkeiten seine Belastungsgrenzen erreichen oder übersteigen. Anhand der Ergebnisse der sozialmedizinischen Begutachtung entscheidet die Rentenversicherung über die beantragten Leistungen. Leitlinien sichern die Qualität der Begutachtung. Die Leitlinien zur sozialmedizinischen Begutachtung geben Hinweise zur Beurteilung von krankheitstypischen Beeinträchtigungen im Erwerbs- und Alltagsleben und enthalten Kriterien für die Feststellung der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit. Durch die Förderung einer transparenten und nachvollziehbaren Begutachtungspraxis sind sie wesentlicher Bestandteil der Qualitätssicherung. Leitlinien für die sozialmedizinische Begutachtung: Sozialmedizinische Beurteilung bei psychischen und Verhaltensstörungen Die neueste Leitlinie der Deutschen Rentenversicherung für die sozialmedizinische Begutachtung betrifft die psychischen und Verhaltensstörungen. Sie fasst bestehende Leitlinien zu dieser Krankheitsgruppe zusammen, beschreibt die sozialmedizinische Beurteilung und gibt Hinweise zum Umgang mit Anträgen auf medizinische oder berufliche Rehabilitation sowie Anträgen auf Erwerbsminderungsrente. Einige für die Begutachtung relevante Aspekte werden in der neuen Leitlinie ausführlicher als bisher behandelt oder erstmals aufgenommen. Es erfolgt beispielsweise eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der Beschwerdenvalidierung, d. h. mit der sicheren und unverfälschten Erfassung der Beschwerden und Beeinträchtigungen, die in der Begutachtungssituation vorgebracht werden und das Leistungsvermögen betreffen. Es werden geeignete psychodiagnostische Zusatzuntersuchungen angegeben, welche die Aussagekraft der sozialmedizinischen Beurteilung im individuellen Fall deutlich erhöhen können. Darüber hinaus wurden Beschwerdebilder aufgenommen, deren Beurteilung besonders schwierig ist oder die erst in jüngerer Zeit sozialmedizinische Relevanz erlangt haben, wie zum Beispiel das Burn-out- Syndrom oder das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) bei Erwachsenen. Seite 13 60

Sozialmedizin Die Leitlinie wurde erweitert und umfassend abgestimmt. Ein eigener Abschnitt behandelt für das Erwerbsleben besonders wichtige Begutachtungskriterien, beispielsweise Durchhaltevermögen sowie Flexibilität und Umstellungsfähigkeit. Weitere Hinweise sind neu, etwa zur Begutachtung von Menschen mit Migrationshintergrund oder zur Rolle der Begleitperson bei Begutachtungen. Die Leitlinie richtet sich mit ihren ausführlicheren Krankheitsbeschreibungen auch an nicht fachlich vorgebildete Leserinnen und Leser. Sie sollen sozialmedizinische Beurteilungen bei psychischen und Verhaltensstörungen ohne weitere Literaturrecherche nachvollziehen können. Die Leitlinie wurde umfassend abgestimmt: Mit sozialmedizinischen Expertinnen und Experten, medizinischen Fachgesellschaften, allen Rentenversicherungsträgern, der Bundesagentur für Arbeit, dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung und der Selbsthilfe. Die Leitlinien zur sozialmedizinischen Beurteilung bei psychischen und Verhaltensstörungen sind als Broschüre veröffentlicht und stehen als Download zur Verfügung unter: www.deutsche-rentenversicherung.de > Fachbereiche > Sozialmedizin und Forschung > Sozialmedizin > Begutachtung > Leitlinien > Psychische und Verhaltensstörungen einschließlich Abhängigkeitserkrankungen Seite 14 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Reha-Forschung und -Konzepte Die Rentenversicherung fördert Forschungsaktivitäten und unterstützt die Umsetzung von wichtigen Forschungsergebnissen in die Praxis der Rehabilitation. Ziel ist die Weiterentwicklung der medizinischen Rehabilitation und der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie deren Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen. Die berufliche Orientierung in der Rehabilitation wird intensiviert Längere Lebensarbeitszeit, Arbeitsverdichtung, stetige Flexibilität, lebenslanges Lernen und psychosoziale Belastungen charakterisieren die Entwicklung der Arbeitswelt. Schon heute besteht bei etwa einem Drittel der Versicherten, die eine medizinische Rehabilitation der Rentenversicherung erhalten, eine besondere berufliche Problemlage. Deshalb richtet sich die medizinische Rehabilitation immer stärker auf die konkrete Erwerbssituation der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden aus. Als Grundlage dafür hat die Rentenversicherung 2010 ein Anforderungsprofil zur Durchführung der Medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) für medizinische Reha-Einrichtungen erstellt. Es gilt inzwischen für alle Krankheitsbilder und die Anschlussrehabilitation mit Ausnahme der Abhängigkeitserkrankungen. Das Konzept legt die qualitativen Standards fest, die für eine intensivierte berufsbezogene Diagnostik und Therapie gelten. Es enthält zudem ein gestuftes Leistungsangebot, um so den unterschiedlich stark beruflich belasteten Rehabilitanden gerecht zu werden. Vor einer flächendeckenden Umsetzung wurde die Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation in sieben Reha-Einrichtungen mit orthopädischem Schwerpunkt erprobt und wissenschaftlich evaluiert. In dem gemeinsam von der Medizinischen Hochschule Hannover (Dr. Schwarze) und der Universität Würzburg (Dr. Neuderth) durchgeführten Modellprojekt MBOR-Management erhielten Personen mit besonderen beruflichen Problemlagen gezielt berufsbezogene Therapien. Dabei war die Kombination von berufsorientierten Gruppenangeboten mit individuell zugeschnittenem Arbeitsplatztraining besonders wirksam. Wird die Therapie dabei durch ein gut zusammenarbeitendes multiprofessionelles Team erbracht, ist sie noch erfolgreicher. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Durchführung der MBOR zusätzliche zeitliche und personelle Ressourcen erfordert. Für die MBOR könnte eine Konsequenz daraus in besonderen Vergütungssätzen und/oder in einer Anpassung der Richtwerte für die Verweildauer liegen. Das MBOR-Angebot wird weiter abgestimmt. Auf Grundlage der Projektergebnisse wurde das MBOR-Anforderungsprofil überarbeitet. Der berufsorientierten Diagnostik und Motivation kommt jetzt ein besonders hoher Stellenwert zu. Parallel zur Weiterentwicklung des MBOR-Anforderungsprofils wurde das Praxishandbuch zur arbeits- und berufsbezogenen Orientierung in der medizinischen Rehabilitation überarbeitet Seite 15 60

Reha-Forschung und -Konzepte und um neue MBOR-Bausteine ergänzt. Derzeit bereiten die Rentenversicherungsträger in Zusammenarbeit mit den Reha-Einrichtungen den weiteren Ausbau des MBOR-Angebots vor. Das 2012 aktualisierte Anforderungsprofil und das Praxishandbuch stehen als Download zur Verfügung unter: www.reha-wissenschaften-drv.de > Reha-Konzepte > Konzepte > Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) Weitere Informationen zur MBOR finden Sie unter: www.medizinisch-berufliche-orientierung.de Chronisch Erkrankte sind oft auch psychisch belastet. Weiterentwicklung der Reha-Psychologie Psychische Störungen bestimmen immer stärker das Spektrum der Krankheitsdiagnosen in Deutschland. Nicht zuletzt bei chronischen körperlichen Krankheiten sind psychische Belastungen und Störungen häufig: Rund 20 % der chronisch körperlich Erkrankten leiden darunter. Man spricht dann von psychischer Komorbidität. Neben psychischen Störungen mit Krankheitswert sind chronisch kranke Personen oft von psychischen Belastungen betroffen. Dies betrifft vielfach Ängste, beispielsweise vor Verschlimmerung der Erkrankung, oder depressive Störungen, beispielsweise als Folge von erlebten Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit. Die Notwendigkeit und Wirksamkeit psychologischer Interventionen bei Rehabilitandinnen und Rehabilitanden mit chronischen Erkrankungen ist wissenschaftlich gesichert. Psychologische Interventionen sind deshalb seit langem ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Rehabilitation. Die konkrete Praxis unterscheidet sich allerdings erheblich zwischen den Reha- Einrichtungen. Ziel der hier vorgestellten Projekte war es deshalb, praxisbezogene Empfehlungen für die psychologische Diagnostik und Behandlung zu entwickeln, um den Einsatz psychologischer Interventionen in der medizinischen Rehabilitation zu unterstützen. Verbesserte psychologische Diagnostik in der medizinischen Rehabilitation Um für Rehabilitandinnen und Rehabilitanden eine bedarfsgerechte Versorgung zu gewährleisten, müssen vorhandene psychische Störungen und Belastungen erst einmal erkannt werden. Darauf zielte das Projekt Diagnostik, Indikation und Behandlung von psychischen Störungen in der medizinischen Rehabilitation (Prof. Bengel, Universität Freiburg). Es wurde ein Leitfaden zur Implementierung eines psychodiagnostischen Stufenplans in der medizinischen Rehabilitation entwickelt und in der Praxis erprobt. Der Leitfaden beschreibt die praktische Anwendung eines Stufenplans zur Diagnostik von psychischen Störungen in Reha-Einrichtungen. Der Stufenplan des Leitfadens sieht vier Schritte vor: Erstens ein Eingangsscreening zur psychischen Belastung bei allen Patienten zu Beginn der Rehabilitation. Seite 16 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Vorhandene psychische Störungen werden besser erkannt. Wenn sich dabei Hinweise auf psychische Belastungen ergeben, schließt sich zweitens für die betroffenen Rehabilitanden eine vertiefte psychodiagnostische Untersuchung an. Im dritten Schritt werden geeignete Interventionen festgelegt und durchgeführt. Im vierten erfolgt die Dokumentation, die im Rahmen des ärztlichen Entlassungsberichts auch Behandlungsempfehlungen für die Zeit nach der Rehabilitation enthält. Zusätzlich enthält der Leitfaden geeignete psychodiagnostische Instrumente wie z. B. Screeninginstrumente sowie Empfehlungen zur Einführung des Stufenplans. Der Leitfaden ist als konkrete Praxishilfe für ambulante und stationäre Reha- Einrichtungen konzipiert. Er öffnet die Möglichkeit, einen wissenschaftlich entwickelten und auf Umsetzbarkeit geprüften psychodiagnostischen Stufenplan in die Klinikroutine einzuführen bzw. vorhandene psychodiagnostische Routinen anzupassen. Psychologische Behandlungen bei Herzerkrankungen und Rückenschmerzen Mit psychologischen Behandlungsansätzen in der Rehabilitation beschäftigte sich das Projekt Psychologische Interventionen in der Rehabilitation von Patienten und Patientinnen mit chronischen Rückenschmerzen oder koronarer Herzerkrankung: Systematische Entwicklung von Praxisempfehlungen von Prof. Mittag (Universität Freiburg). Die beiden ausgewählten Krankheitsbilder sind häufig die Ursache von Rehabilitationsleistungen bei erwerbstätigen Versicherten und oftmals mit psychischen Belastungen verbunden. Praxisempfehlungen als Entscheidungshilfe und Handlungsanleitung Im Rahmen des Projekts wurden reha-relevante Störungen und Problemlagen beschrieben und diese mit psychologischen Interventionen verknüpft. Die daraus abgeleiteten Empfehlungen für bedarfsgerechte Behandlungspfade sind evidenzbasiert, d. h. ihre Wirksamkeit ist hinreichend belegt. Für Reha- Einrichtungen sind sie eine praktische Entscheidungshilfe und Handlungsanleitung, um Patientinnen und Patienten mit entsprechenden Problemlagen gezielt geeignete Interventionen anbieten zu können. Dies führt zu einer guten Wirksamkeit der medizinischen Rehabilitation, bei gleichzeitig gezieltem und damit effizientem Personaleinsatz, sowie zu einer hohen Zufriedenheit bei Patienten und Mitarbeitern. Neben Vertretern der Wissenschaft und der Patienten wurden in die Entwicklung der Empfehlungen auch die orthopädischen und kardiologischen Rehabilitationseinrichtungen einbezogen. Der Leitfaden Psychische Komorbidität und die Praxisempfehlungen Psychologische Interventionen sind als Broschüren der Deutschen Rentenversicherung veröffentlicht und stehen als Download zur Verfügung unter: www.reha-wissenschaften-drv.de > Reha-Konzepte > Konzepte Beide Publikationen können auch bestellt werden: reha-wissenschaften@drv-bund.de Seite 17 60

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Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation: Umfang und Struktur Wie viele Leistungen zur medizinischen Rehabilitation finanziert die Deutsche Rentenversicherung? Wie haben sich die verschiedenen Reha-Formen entwickelt? Wie stellen sich die Reha-Leistungen dar je nach Erkrankung, Geschlecht und Alter der Rehabilitanden? Auf diese und andere Fragen kann die Routinestatistik der Rentenversicherung Antwort geben (s. auch Anhang S. 58). Routinedaten der Rentenversicherung Grundlage der statistischen Daten sind die Verwaltungsvorgänge bei den Rentenversicherungsträgern. Man spricht daher auch von prozessproduzierten Daten. Dazu gehören u. a. die Mitteilung der Rentenversicherungsbeiträge durch den Arbeitgeber, die Erfassung von Anträgen und Bescheiden (Reha, Rente) oder auch die Informationen aus dem ärztlichen Entlassungsbericht nach einer durchgeführten Rehabilitation. Anträge, Bewilligungen und durchgeführte Leistungen Wer eine medizinische Rehabilitation (s. Info-Box S. 21) in Anspruch nehmen möchte, muss zunächst selbst die Initiative ergreifen und einen Antrag stellen. Dies geschieht z. B. auf Rat des Hausarztes und mit dessen Unterstützung. Die Rentenversicherung prüft, ob sie zuständig ist, ob die medizinische Notwendigkeit besteht und ob der Antragsteller bzw. die Antragstellerin die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt. Ist die medizinische Rehabilitation bewilligt, kann sie ambulant oder stationär durchgeführt werden. Doch nicht jede bewilligte Maßnahme wird auch in Anspruch genommen, beispielsweise weil sich die gesundheitliche Situation des Versicherten in der Zwischenzeit verschlechtert hat oder weil berufliche oder familiäre Gründe dagegen sprechen. Dies ist bei 3 % aller bewilligten Anträge der Fall. Rund 1,7 Mio. Anträge auf medizinische Rehabilitation 2011 gingen bei der Rentenversicherung rund 1,7 Mio. Anträge auf medizinische Rehabilitation ein. Rund 64 % der erledigten Anträge wurden bewilligt, etwa 20 % abgelehnt meist aus medizinischen (92 %), selten aus dann meist versicherungsrechtlichen (8 %) Gründen. Die restlichen 16 % der erledigten Anträge gehörten nicht in die Zuständigkeit der Rentenversicherung und wurden in der Regel zum jeweils zuständigen Rehabilitationsträger weitergeleitet. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung von Anträgen, Bewilligungen und durchgeführten medizinischen Rehabilitationsleistungen der Rentenversicherung. Gewählt wurde der Zeitraum ab 91, da seit diesem Jahr die Versicherten der neuen Bundesländer mit ausgewiesen werden. Die Anträge sind zwischen 91 und 2011 von ca. 1.282.000 auf rund 1.690.818, die Bewilligungen von rund 995.000 auf rund 1.088.000 und die durchgeführten Leistungen von 803.000 auf rund 966.000 gestiegen. Seite 60

Medizinische Rehabilitation: Umfang und Struktur 2011 erhielten Versicherte rund 966.000 medizinische Reha-Leistungen. Allerdings fällt auf, dass beispielsweise 95 fast ebenso viele Bewilligungen wie 2011 erfolgten bei wesentlich mehr Anträgen in 2011. Dies ist nicht auf ein verändertes Bewilligungsverhalten zurückzuführen, sondern auf neue Verfahren in der Bearbeitung eingehender Reha-Anträge seit Einführung des Sozialgesetzbuches (SGB) IX in 2001. In der Folge werden manche Anträge mehrfach erfasst, nämlich nicht nur durch die (letztlich) zuständigen Reha-Träger, sondern auch durch die Reha-Träger, bei welchen die Anträge zuerst eingegangen sind. Die Anzahl der Anträge, Bewilligungen und durchgeführten Leistungen unterliegt Schwankungen meist folgen die Bewilligungen und durchgeführten Leistungen zeitversetzt der Tendenz der Anträge. Diese Verzögerung kommt dadurch zustande, dass spät im Jahr gestellte Anträge erst im Folgejahr bewilligt bzw. bewilligte Rehabilitationsleistungen erst im Folgejahr angetreten werden. Das Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz (WFG, 1.1.97) markiert einen starken Einbruch bei den Anträgen und in der Folge bei Bewilligungen und durchgeführten Reha-Leistungen. Mit dem WFG verfolgte der Gesetzgeber das Ziel, die Ausgaben für Rehabilitation um rund 2,7 Mrd. DM zu senken. Hintergrund war die angespannte Finanzlage der Rentenversicherung aufgrund der ungünstigen wirtschaftlichen Situation. Neben der Begrenzung der Mittel für die Rehabilitation wurden auch die Regeldauer der medizinischen Abb. 1 Medizinische Rehabilitation: Anträge, Bewilligungen und abgeschlossene Leistungen 91-2011 Anzahl 1.600.000 1.400.000 inkl. neue Bundesländer ab 91 SGB IX zum 1.7.2001 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 WFG zum 1.1.97 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Anträge Bewilligungen Leistungen Quelle: Rentenversicherung in Zeitreihen, Ausgabe 2011 Seite 20 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Medizinische Rehabilitation Wenn eine chronische Erkrankung die Erwerbsfähigkeit gefährdet oder einschränkt, kann die medizinische Rehabilitation helfen. Die Rentenversicherung ist der wichtigste Kostenträger der medizinischen Rehabilitation in Deutschland. Weitere Reha-Träger sind insbesondere die Krankenkassen (für Nichterwerbstätige) und die gesetzliche Unfallversicherung. Die Rentenversicherung führt nach 15 SGB VI Leistungen zur medizinischen Rehabilitation durch mit dem Ziel, die Erwerbsfähigkeit ihrer Versicherten zu erhalten oder wiederherzustellen. Je nach Krankheitsbild gibt es unterschiedliche Formen: Stationäre und ganztägig ambulante medizinische Rehabilitation, d. h. in einer Klinik oder tagsüber in Wohnortnähe Anschlussrehabilitation (AHB), etwa nach Herzinfarkt, unmittelbar nach der Akutbehandlung Leistungen wegen psychischer Erkrankungen Entwöhnungsbehandlung bei Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit Darüber hinaus gibt es so genannte Sonstige Leistungen nach 31 SGB VI, insbesondere: Präventive Leistungen zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit Onkologische Rehabilitation (für alle, auch jenseits des erwerbsfähigen Alters) Stationäre Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen Wenn nicht anders angegeben, sind diese Sonstigen Leistungen im vorliegenden Reha-Bericht in den Leistungen zur medizinischen Rehabilitation enthalten. Die so genannten Ergänzenden Leistungen ergänzen Leistungen zur medizinischen und auch beruflichen Rehabilitation sowie die Sonstigen Leistungen. Sie erfolgen nicht ohne die Hauptleistung. Es handelt sich u. a. um Übergangsgeld oder Reisekosten. Die Behandlung während der medizinischen Rehabilitation setzt sich je nach Bedarf aus folgenden Bausteinen zusammen: Ärztliche Behandlung Bewegungstherapie (Physio-, Sporttherapie) Arbeitsbezogene Maßnahmen Gesundheitsbildung und Patientenschulung Psychologische Diagnostik und Beratung Entspannungsverfahren Ergotherapie Physikalische Therapie Ernährungsberatung mit/ohne Lehrküche Soziale, sozialrechtliche und berufliche Beratung Seite 21 60

Medizinische Rehabilitation: Umfang und Struktur Anträge gingen im Zuge des WFG zwischen 95 und 97 um 34 % zurück. Reha-Leistungen von vier auf drei Wochen gekürzt. Die maximalen Zuzahlungen der Versicherten für stationäre Reha-Leistungen wurden mehr als verdoppelt (im Westen von 12 auf 25 DM pro Tag, im Osten von 9 auf 20 DM) und die Frist für eine weitere Reha-Maßnahme (so genanntes Wiederholungsintervall) von drei auf vier Jahre verlängert. Dies führte bereits im Laufe des Jahres 96 zu einem Antragsrückgang, der sich in 97 weiter fortsetzte. Gegenüber 95 sank die Zahl der Anträge im Jahr 97 um 34 %, die der Bewilligungen um 38 % und die der durchgeführten Reha-Leistungen um 36 %. Nach diesem Einbruch stiegen die Anträge auf medizinische Rehabilitation wieder kontinuierlich an, gefolgt von den Bewilligungen und durchgeführten Leistungen. Der Trend wurde nur in den Jahren 2002-2005 durch eine moderate Abwärtsbewegung unterbrochen, die jedoch nicht annähernd die Rückgangsraten in Folge des WFG erreichte. Das Niveau der Anträge erreichte bereits 2002 das vor Einführung des WFG, die durchgeführten Leistungen lagen 2009 erstmals wieder deutlich über den Zahlen in 95 (s. Abb. 1). Tabelle 1 wirft noch einmal einen Blick auf die Veränderungen von 2010 auf 2011: Die Anträge sind um 1,3 % (2009 auf 2010: + 1,9 %), die Bewilligungen um 2,4 % gestiegen (2009 auf 2010: - 3,6 %), die durchgeführten Reha-Leistungen um 3 % zurückgegangen (2009 auf 2010: + 1,8 %). Der Rückgang geht vermutlich zum Teil auf die von 2009 auf 2010 zurückgegangenen Bewilligungen zurück. Tab. 1 Medizinische Rehabilitation: Anzahl der Anträge, Bewilligungen und abgeschlossenen Leistungen 2010 und 2011 Anträge Bewilligungen Leistungen 2010 1.669.142 1.062.500 996.154 2011 1.690.818 1.087.785 966.323 Steigerungsrate 2009 2010 +1,3 % +2,4 % 3,0 % Quelle: Rentenversicherung in Zeitreihen, Ausgabe 2011 Verschiedene Formen der Rehabilitation Gemäß dem Grundsatz Reha vor Rente steht bei der Mehrzahl der medizinischen Rehabilitationsleistungen der Rentenversicherung die Sicherung der Erwerbsfähigkeit der Versicherten im Vordergrund. Für die onkologische Rehabilitation nach 31 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3, insbesondere für Rentnerinnen und Rentner sowie deren Angehörige, ist dies jedoch keine notwendige Voraussetzung. Die Anschlussrehabilitation (AHB) wird direkt aus einem Aufenthalt im Akutkrankenhaus heraus eingeleitet. Für Alkohol-, Drogen-, Medikamenten- und Mehrfachabhängige gibt es die Entwöhnungsbehandlung als spezielle Form der medizinischen Rehabilitation. Seite 22 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang 13 % aller medizinischen Reha- Leistungen 2011 wurden ambulant durchgeführt. Auch die ganztägig ambulante Rehabilitation ist an dieser Stelle zu nennen. Diese Form der medizinischen Rehabilitation, bei der die Rehabilitanden nur tagsüber in die Rehabilitationseinrichtung kommen, wird seit 97 für ausgewählte Indikationen angeboten. Voraussetzung war, dass die ambulante Rehabilitation in dafür geeigneten Fällen ebenso gute Behandlungserfolge vorweisen kann wie die stationäre Rehabilitation. Dies wurde in mehreren wissenschaftlichen Studien belegt. Der überwiegende Teil medizinischer Rehabilitation erfolgt nach wie vor stationär. Allerdings sank der Anteil stationärer Leistungen für Erwachsene von 95 bis 2011 von 91 % auf 84 %. Die ambulanten Leistungen für Erwachsene haben sich dagegen bis 2011 fast verfünfzehnfacht, von gut 8.000 (97) auf über 120.000 Leistungen. Sie machen derzeit ca. 13 % aller medizinischen Rehabilitationsleistungen aus. Die Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen wird nur stationär durchgeführt. Ihr prozentualer Anteil an den Reha-Leistungen der Rentenversi- Tab. 2 Leistungen zur medizinischen Rehabilitation 95 2011: stationär und ambulant für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche Jahr Insgesamt (inkl. Mischfälle*) Stationäre Leistungen für Erwachsene Ambulante Leistungen für Erwachsene** Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 95 928.295 843.853*** 91 % 24.368 3 % 96 960.622 869.330*** 90 % 24.392 3 % 97 629.752 600.447 95 % 8.418 1 % 20.748 3 % 98 642.436 603.848 94 % 14.115 2 % 23.740 4 % 99 717.388 671.291 94 % 18.391 3 % 26.250 4 % 2000 835.878 778.789 93 % 25.257 3 % 29.908 4 % 2001 892.687 826.014 93 % 30.472 3 % 33.751 4 % 2002 894.347 813.362 91 % 41.714 5 % 36.682 4 % 2003 845.618 752.426 89 % 52.285 6 % 37.846 4 % 2004 803.159 702.122 87 % 60.557 8 % 37.276 5 % 2005 804.064 696.731 87 % 67.975 8 % 36.759 5 % 2006 818.433 704.004 86 % 75.850 9 % 36.443 4 % 2007**** 903.257 771.782 85 % 92.038 10 % 37.498 4 % 2008 942.622 804.006 85 % 99.820 11 % 37.568 4 % 2009 978.335 829.822 85 % 111.022 11 % 36.254 4 % 2010 996.154 837.864 84 % 122.835 12 % 34.223 3 % 2011 966.323 810.664 84 % 122.726 13 % 30.9 3 % * stationäre und ambulante Reha-Anteile in Kombination erbracht; nur in Insgesamt-Spalte enthalten; Summe der Leistungen insgesamt übersteigt somit Summe der rechtsstehenden Spalten ** ambulante Leistungen erst ab 97 statistisch auswertbar *** ohne Auftragsheilbehandlungen für die Krankenversicherung ( 40 Abs. 2 SGB V) **** Sondereffekt im Jahr 2007: inkl. zusätzlich nachgemeldeter Fälle der Vorjahre (rd. 1,5 %). Quelle: Statistiken der Deutschen Rentenversicherung Rehabilitation 95 2011 Seite 23 60

Medizinische Rehabilitation: Umfang und Struktur 2011 waren gut ein Drittel aller Reha-Leistungen Anschlussrehabilitationen (AHB). cherung insgesamt liegt über die letzten Jahre konstant bei rund 4 %, im Jahr 2011 bei 3 % (s. Tab. 2). Onkologische Rehabilitationsleistungen (in ca. 95 % der Fälle bei bösartigen Neubildungen) nehmen kontinuierlich zu. Derzeit ist knapp jede fünfte medizinische Rehabilitation für Erwachsene eine onkologische Reha-Leistung (18 % bzw. rund 164.000 Leistungen in 2011). Noch deutlich stärker als der Anstieg aller Reha-Leistungen ist der Zuwachs bei der Anschlussrehabilitation (AHB). Mit über 327.000 Leistungen stellt die AHB im Jahr 2011 einen Anteil von 35 % verglichen mit 95 mehr als eine Verdoppelung des Anteils. Bei den Entwöhnungsbehandlungen zeigt sich ein nicht ganz so ausgeprägter Anstieg von etwa 34.000 auf rund 54.000 Leistungen. Der Anteil der Entwöhnungsbehandlungen an den medizinischen Reha-Leistungen für Erwachsene insgesamt liegt heute bei 6 % (s. Tab. 3). Mit einer medizinischen Rehabilitation, die in der Regel etwa drei Wochen dauert, können manche Reha-Ziele (z. B. Muskelaufbau) nicht vollständig erreicht und notwendige Änderungen des Lebensstils (z. B. mehr Bewegung) bei den Rehabilitanden nur angestoßen werden. Um die Reha- Tab. 3 Leistungen zur medizinischen Rehabilitation 95 2011: besondere Leistungsformen für Erwachsene Jahr Insgesamt (inkl. Mischfälle*) Anschlussrehabilitation (AHB) Neubildungen** (amb./stat./ 15+31) Entwöhnungen** (inkl. ambulant) 95 903.927 129.129 14 % 97.591 11 % 34.029 4 % 96 936.230 131.717 14 % 133.769 14 % 35.090 4 % 97 609.004 139.444 23 % 97.832 16 % 41.468 7 % 98 618.696 151.902 25 % 98.579 16 % 42.680 7 % 99 691.138 165.417 24 % 103.897 15 % 43.793 6 % 2000 805.970 177.681 22 % 110.692 14 % 46.508 6 % 2001 858.936 6.812 23 % 122.107 14 % 48.937 6 % 2002 857.665 205.171 24 % 129.757 15 % 51.785 6 % 2003 807.772 208.929 26 % 133.240 16 % 51.123 6 % 2004 765.883 217.165 28 % 139.645 18 % 52.536 7 % 2005 767.305 227.347 30 % 147.913 % 50.835 7 % 2006 781.990 242.145 31 % 149.300 % 49.526 6 % 2007*** 865.759 268.379 31 % 158.284 18 % 56.393 7 % 2008 905.054 275.756 30 % 160.707 18 % 55.963 6 % 2009 942.081 293.173 31 % 164.825 17 % 57.456 6 % 2010 961.931 318.118 33 % 170.658 18 % 56.997 6 % 2011 935.404 327.357 35 % 163.946 18 % 53.965 6 % * stationäre und ambulante Reha-Anteile in Kombination erbracht ** Neubildungen und Entwöhnungen werden in der Statistik der Deutschen Rentenversicherung als eigene Maßnahmeart dokumentiert und in dieser Tabelle nicht über die ICD-Diagnosen definiert. *** Sondereffekt im Jahr 2007: inkl. zusätzlich nachgemeldeter Fälle der Vorjahre (rd. 1,5 %) Quelle: Statistiken der Deutschen Rentenversicherung Rehabilitation 95 2011 Seite 24 60

4 6 9 39 53 58 Vorwort Fakten im Überblick Aktuelle Entwicklungen Rehabilitation im Licht der Statistik Medizinische Rehabilitation Berufliche Rehabilitation Aufwendungen für Rehabilitation Anhang Erfolge langfristig zu sichern, können so genannte Nachsorgeleistungen in Anspruch genommen werden. Ein bekanntes Beispiel sind die Herzgruppen. Aber nicht nur bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Reha-Nachsorge sinnvoll, sondern auch bei anderen körperlichen und psychischen Erkrankungen: Beispielsweise die Intensivierte Reha-Nachsorge (IRENA) für verschiedene Indikationen und das Curriculum Hannover für die Psychosomatik/Psychotherapie. Die Nachsorgeleistungen der Rentenversicherung haben in den letzten Jahren deutlich und kontinuierlich zugenommen. Waren es 2008 noch 97.998 Nachsorgeleistungen, stieg die Zahl bis 2009 um 27 %, bis 2010 wiederum um 17 %. 2011 führte die Rentenversicherung insgesamt 152.688 Nachsorgeleistungen durch. Nachsorge und Stufenweise Wiedereingliederung fördern die Rückkehr an den Arbeitsplatz. Die Rentenversicherung erbringt auch Präventionsleistungen. Nach einer medizinischen Rehabilitation können manche Versicherte ihre berufliche Tätigkeit nicht sofort in vollem Umfang wieder aufnehmen. Seit dem SGB IX kann die Rentenversicherung bei Stufenweiser Wiedereingliederung (STW) unmittelbar nach der medizinischen Rehabilitation Übergangsgeld (als Entgeltersatzleistung) zahlen. Die an der STW Teilnehmenden werden dann schrittweise, in der Regel mit ansteigender Stundenzahl, an die volle Arbeitsbelastung herangeführt. Eine Stufenweise Wiedereingliederung kann von sechs Wochen bis zu sechs Monaten dauern. Im Jahr 2011 unterstützte die Rentenversicherung auf diese Weise in 42.874 Fällen den (Wieder-) Einstieg in die berufliche Tätigkeit. Eine weitere Leistung im Angebotsspektrum der Rentenversicherung sind die so genannten medizinischen Leistungen zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit, die sich an Versicherte in besonders gesundheitsgefährdenden Berufen wenden ( 31 Abs.1 Nr. 2 SGB VI). Eine erhebliche Gefährdung der Erwerbsfähigkeit ist bei diesen Leistungen keine notwendige Voraussetzung. Bisher werden diese Präventionsleistungen nur in geringem Maße durchgeführt im Jahr 2011 waren es insgesamt 693 (2010: 653). Durch eine von der Rentenversicherung angeregte und am 1. Januar 2009 in Kraft getretene Gesetzesänderung kann die Rentenversicherung nun solche Präventionsleistungen nicht nur stationär, sondern auch ambulant erbringen. Prävention kann so flexibler umgesetzt werden, was einen Anstieg dieser Leistungen in den kommenden Jahren erwarten lässt. Krankheitsspektrum Zeitliche Entwicklung Fasst man stationäre und ambulante Leistungen zusammen, haben sich die medizinischen Reha-Leistungen der einzelnen Diagnosengruppen in den letzten Jahren unterschiedlich entwickelt (s. Abb. 2). Dies zeigt die Gegenüberstellung der Reha-Leistungen aus 2011 und aus 95, dem letzten Jahr vor Einführung des Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetzes (WFG). Der Anteil an Leistungen bei Muskel-, Skelett- und Bindegewebserkrankungen, nach wie vor die größte Diagnosengruppe, betrug 95 noch 46 %, in 2011 nur noch 36 %. Ebenfalls rückläufig sind die Anteile der Herz-Kreislauf- Erkrankungen und der Krankheiten des Stoffwechsels oder der Verdauungsorgane. Seite 25 60