Predigt zu Apostelgeschichte 8, Erste Schritte

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Transkript:

Predigt zu Apostelgeschichte 8, 26-40 Erste Schritte Ich bin ein Naturtalent. Habe ich zumindest immer gedacht. Nicht in einer speziellen Sache, sondern eigentlich generell. Ich habe immer gedacht, und muss wohl sagen, dass ich es manchmal immer noch denke, dass ich viele Dinge eigentlich ziemlich schnell halbwegs gut auf die Reihe bekomme, wenn ich es mal versuche. Nur, wenn ich da genauer drüber nachdenke, dann ist das wohl eine Fehlwahrnehmung. Es stimmt schon, manche Dinge haben gut und zügig geklappt, Schlagzeugspielen, Jonglieren. Nicht, dass ich das beides gut könnte, aber die Grundlagen hatte ich recht schnell raus. Aber ich muss zugeben, wenn ich ehrlich überlege, merke ich doch, dass diese Dinge die Ausnahme sind. Erste Schritte in einem neuen Gebiet zu gehen, ist meistens nicht sonderlich leicht. Und wenn ich mal überlege, fallen mir erheblich mehr Gebiete ein, wo ich mich vielleicht doch nicht als sooo ein großes Naturtalent erwiesen habe. Sei es die erste Fahrstunde, in der mich mein Fahrlehrer aufmunterte, wenn er nicht eingegriffen hätte, hätte ich uns beide an diesem Tag mindestens 4 Mal umgebracht. Oder meine glorreichen ersten Versuche auf Rollschuhen, die mir zwei aufgeschlagene Knie und 2 abgeschürfte Ellenbogen gebracht haben. Am, schlimmsten aber waren meine ersten Schritte allerdings beim Baseball. Bei diesem Spiel, in dem man einen kleinen, sehr harten Ball hin und her wirft und mit einer auch sehr harten Holzkeule nach ihm schlägt, hatte ich den nicht ganz optimalen Einstand. In den ersten zwei Trainingseinheiten erhielt ich je einen Ball auf Auge; Rippen und Knie. Was richtig weh tut und große blaue Flecken hinterlässt. Und bei meinem ersten Spiel war ich dann so nervös, dass ich beim Schlagen die Keule etwas zu schwunghaft losgelassen habe, sie flog in hohem Bogen davon und traf den gegnerischen Trainer um ein Haar am Hinterkopf. Was ich mir da von allen Seiten anhören durfte, war nicht sehr nett Von wegen Naturtalent Aber ich denke, wir alles sind uns einig: Erste Schritte zu gehen ist nicht einfach. Man ist unsicher, hat noch keine Erfahrung und Übung, und Fehler und Scheitern ist vorprogrammiert. Aber gar nicht schlimm. Denn ohne erste Schritte wird es nie weitergehen. Und so ist es gut, wenn man sich, trotz dieser Aussichten, auf diese ersten Schritte einlässt. Sie sind wichtig! Heute haben wir die letzte Runde in unserer Predigtreihe über die ersten Schritte der ersten Gemeinde, also die ersten Kapitel der Apostelgeschichte. Die Apostelgeschichte gibt uns ja leider keine Zeitangaben, wann genau sich was ereignet hat, man kann aber davon ausgehen, dass zwischen dem Pfingstwunder und unserer heutigen Geschichte einie Monate, eher Jahre liegen. Und der Text, um den es heute geht, ist von weitreichender Bedeutung, denn er verändert nicht nur das Leben einer einzelnen Person, sondern das der gesamten Jesusbegegnung, auch wenn das hier vielleicht noch nicht allen klar war. Der Text aus Apostelgeschichte 8, 26-40 berichtet über ganz verschiedenen erste Schritte, die ich mir dann mit euch ansehen möchte, aber zunächst lese ich euch den Text jetzt mal vor: 26 Philippus aber bekam von einem Engel des Herrn folgenden Auftrag: Mach dich auf den Weg in Richtung Süden! Benutze die einsame Wüstenstraße, die von Jerusalem nach Gaza hinunterführt. 27 Philippus machte sich auf den Weg; und als er diese Straße entlangging, kam dort in seinem Reisewagen ein Äthiopier gefahren, ein Eunuch. Es handelte sich um einen hohen Würdenträger, den Finanzminister der Kandake, der äthiopischen Königin. Der Mann war in Jerusalem gewesen, um den Gott Israels anzubeten, 28 und befand sich jetzt auf der Rückreise. Er saß in seinem Wagen und las im Buch des Propheten Jesaja. 29 Der Heilige Geist sagte zu Philippus: Geh zu dem Wagen dort und halte dich dicht neben ihm! Seite 1 von 6

30 Philippus lief hin, und als er neben dem Wagen herging, hörte er den Mann laut aus dem Buch des Propheten Jesaja lesen. Verstehst du denn, was du da liest?, fragte er ihn. 31 Wie kann ich es verstehen, wenn niemand es mir erklärt?, erwiderte der Mann. Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. 32 Der Abschnitt der Schrift, den er eben gelesen hatte, lautete: Man hat ihn weggeführt wie ein Schaf, das geschlachtet werden soll. Und wie ein Lamm beim Scheren keinen Laut von sich gibt, so kam auch über seine Lippen kein Laut der Klage. 33 Er wurde erniedrigt und all seiner Rechte beraubt. Niemand wird über Nachkommen von ihm berichten können, denn sein Leben auf der Erde wurde ihm genommen. 34 Der Äthiopier wandte sich an Philippus: Bitte sag mir, von wem ist hier die Rede? Spricht der Prophet von sich selbst, oder spricht er von jemand anders? 35 Da ergriff Philippus die Gelegenheit und erklärte ihm, von dieser Schriftstelle ausgehend, das Evangelium von Jesus. 36 Als sie nun, ins Gespräch vertieft, die Straße entlangfuhren, kamen sie an einer Wasserstelle vorbei. Hier ist Wasser!, rief der Äthiopier. Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde? 38 Und er befahl, den Wagen anzuhalten. Beide, Philippus und der Äthiopier, stiegen ins Wasser, und Philippus taufte den Mann. 39 Als sie wieder aus dem Wasser stiegen, wurde Philippus plötzlich vom Geist des Herrn ergriffen und an einen anderen Ort versetzt, und der Äthiopier sah ihn nicht mehr. Trotzdem erfüllte ihn eine tiefe Freude, als er nun seine Reise fortsetzte. 40 Philippus fand sich in Aschdod wieder. Er zog nordwärts und verkündete in allen Städten das Evangelium, bis er schließlich nach Cäsarea kam. Ein kurzer Hinweis noch, bevor es richtig losgeht: Vielleicht hat sich der ein oder andere gewundert, dass Vers 37 gefehlt hat. Dieser Vers ist sehr wahrscheinlich eine spätere Hinzufügung und nicht Bestandteil des ursprünglichen Textes und wird deshalb von den meisten Bibelübersetzungen nur in der Fußnote angegeben. Darum habe ich ihn hier auch weggelassen. 1. Ein Wendepunkt erste Schritte in die Welt Und wir steigen direkt mal in die Vollen ein, mit einem Fakt, einer Sensation, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so ersichtlich ist. Wir werden hier Zeuge der ersten außerjüdischen Bekehrung im jungen Christentum. Und damit steigen wir direkt ein in die weltverändernden ersten Schritte dieses Textes. Bisher war das Christentum eine innerjüdische Angelegenheit. Jesus war der Messias des jüdischen Volkes, die erste Gemeinde, und auch die, die sich im Umfeld gründeten, bestand ausschließlich aus Juden. Für sie war das Heil. Heiden waren noch gar nicht im Blick. Ich glaube, wenn man unter den ersten Christen, vielleicht sogar unter den Aposteln eine Umfrage gemacht hätte, ob sie meinen, dass auch Nichtjuden zu Christus kommen können, hätten sie nur verwirrt geschaut und es dann zum Großteil verneint. Das ist die Prägung, die das Volk Israel über Jahrhunderte hinweg aufgebaut hat: Sie sind das auserwählte Gottesvolk, und nur bei ihnen gibt es Heil. Die anderen Völker sind außen vor. Nur ganz wenige Kapitel des AT öffnen so einen Spalt den Horizont dafür, dass es sein könnte, dass es irgendwann einmal auch Rettung für alle Völker geben könnte. Aber dessen war man sich nicht bewusst. Jesus war der Retter für das jüdische Volk! Und unser heutiger Text ist eine Sensation. Er berichtet von den ersten Schritten der Heidenmission. Wir dürfen heute erleben, wie sich ein Mensch, der nicht zum jüdischen Volk gehört, zu Jesus bekehrt. Der Kämmerer war so sehr unjüdisch, heidnischer ging es nicht mehr. Er war nicht nur Äthiopier (oder Nubier), und damit schon optisch kein Israelit, er war auch noch Eunuch. Er war zeugungsunfähig gemacht worden und damit in den Augen des Volkes Israel völlig unrein. Er war von allen kultischen Handlungen ausgeschlossen, und Seite 2 von 6

auch der Übertritt zum Judentum war so gut wie unmöglich. Und so jemand, der perfekte Heide sozusagen, wird der erste heidnische Nachfolger des jüdischen Messias. Das löst dann später noch richtig Wirbel aus, wie man zum Beispiel in Apostelgeschichte 15 nachlesen kann. Nicht diese Bekehrung allein, sondern alles, was aus ihr erwachsen ist. Denn es kommen immer mehr Heiden zum Glauben an Jesus und die Apostel mussten klären, ob das überhaupt ging, ob sie das zulassen wollten, ob es das war, was Gott will. Und die Diskussionen werden nicht ohne gewesen sein. Wir erleben heute die ersten Schritte dahin, dass das Christentum eine weltweite Angelegenheit werden kann und dann eben auch zum Beispiel Orte wie Freiberg erreicht! In Apostelgeschichte 1, 8 sagt Jesus: Ihr werden meine Zeugen sein in Jerusalem, Samaria und bis an der Ende der Welt. Die Geschichte mit dem Kämmerer ist der erste Schritt, dass sich der letzte Teil der Aussage Jesu erfüllt. Das Evangelium soll bis ans Ende der Welt gelangen. Und jetzt ist es da sogar im Erzgebirge Es ist übrigens kein Zufall, dass im unmittelbaren Anschluss an diesen Text die Bekehrung des Paulus geschildert wird. Der erste Heide bekehrt sich, und direkt danach erzählt Lukas, wie der erste und größte Heidenmissionar zum Glauben kommt. Paulus war nun wahrlich kein Heide, aber durch seine Begegnung mit Jesus wurde ihm klar, dass Gott auch die Heiden im Blick hat. Und er wird der erste, der systematisch daran arbeitet, das Evangelium in der nichtjüdischen Welt bekannt zu machen. Griechenland, Kleinasien, Rom. Und all das war nur möglich, weil Gott in unserem Predigttext die ersten Schritte gegangen ist, sein heil der ganzen Welt anzubieten! Die Kombination der beiden Text direkt hintereinander, der Kämmerer und Paulus ist sozusagen ein Wink mit dem Zaunpfahl: Hier geht was Neues los! Gott geht erste Schritte um an sein Ziel zu kommen mit Menschen, die erste Schritte machen. Und das schauen wir uns jetzt an! Wie sie diese Schritte machen, und was es für uns heute heißt! 2. Gottes Zeitpunkt - Erste Schritte in die Gottesbegegnung Der Kämmerer in unserem Text hat eigentlich alles richtig gemacht und hatte trotzdem keinen Erfolg in dem was er tat. Dieser Mann war auf der Suche nach Gott. Keine Ahnung, wie er dabei auf den Gott Israels gestoßen ist. Aber er hat erkannt, dass nur dieser Gott seine Sehnsucht stillen kann. Er will an diesen Gott glauben, er will zu diesem Volk Gottes dazu gehören und sehr wahrscheinlich hat er geahnt, gewusst, dass das eigentlich nicht möglich ist. Aber vielleicht hat er gehofft, dass er doch noch so ein bisschen was für ihn abfällt. Dass er, wenn er schon nicht den vollen Segen mitbekommt, wenigstens sozusagen ein Abfallprodukt für ihn dabei rausspringt. Und in dieser Hoffnung macht sich der Kerl auf den Weg. Er weiß, dass DER Ort, um Gott zu begegnen, Jerusalem ist. Hier ist der Platz, an dem das Haus Gottes steht, wenn dieser Gott irgendwo zu finden ist, dann dort. Und er macht sich auf den Weg, und das ist ja nur eine Strecke von schlappen 1000 Kilometern, wahrscheinlich mehr. Aber er macht nicht nur eine lange Reise, um Gott zu begegnen, sondern forscht auch in den heiligen Schriften nach ihm. Es wird wiederum gar nicht leicht gewesen sein, als Heide, dazu als Eunuch, an so eine heilige Schriftrolle gekommen zu sein. Und er studiert sie. Er liest, er versucht sie zu verstehen. Dieser Mann lässt nichts unversucht, um mit Gott in Kontakt zu kommen. Er sucht die Begegnung mit ihm! In meiner Zeit in Ansbach gab es so eine Phase, da fühlte sich Gott recht fern an. Die Gottesdienste waren langweilig, die Lieder doof, die Predigten nichtssagend, die Stille Zeit unendlich still. Kurzum: Die Beziehung zu Jesus war ziemlich lau in dieser Zeit. Und mich hat das genervt. Die Gottesdienst wurden immer mehr zur Pflicht, ich wäre lieber weg geblieben. Macht ja keinen Unterschied, ob man sich jetzt daheim langweilt oder im Gottesdienst. Ich denke, der ein oder andere wird diese Phasen selber kennen. Nach einem dieser langweiligen Gottesdienste sprach ich dieses Thema bei einer jungen Frau aus der Gemeindeleitung an, erzählte wie es mir gerade geht, insgeheim in der Hoffnung, zu hören, Seite 3 von 6

dass sich das schon wieder gibt und ich nichts dafür kann! Aber die Dame sah mich nur an und meinte: Chris, in Jesaja 29 steht: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen! Mit welcher Erwartungshaltung gehst du denn in Gottesdienste? Suchst du Gott? Oder sitzt du Zeit ab? Das saß! Es ist meine Aufgabe, die Begegnung mit Gott zu suchen! Diese Erkenntnis hat meine Situation nicht sofort grundlegend geändert, aber ich bin mit einer anderen Motivation an die gemeindlichen Termine ran gegangen. Da ist Gott. Da will ich ihn suchen! Da will ich mit ihm rechnen! Genau das ist es, was der Kämmerer uns hier vorlebt. Er sucht Gott mit aller Kraft. Er geht die ersten Schritte auf Gott zu. Und das ist es auch, was ich uns heute als Lerneffekt von diesem Mann wünsche. Dass wir uns ein Beispiel an ihm nehmen- Es ist leichter, sich in sein Schneckenhaus zurückzuziehen, wenn man gerade Probleme mit seinem Glaubensleben hat. Es ist wahrscheinlich auch natürlicher, sich da vielleicht enttäuscht, genervt oder frustriert abzuwenden. Aber es ist der verkehrte Weg. Wir sollten Gott, die Begegnung mit ihm, mit aller Kraft, mit vollem Einsatz suchen, auch; nein, gerade wenn es uns schlecht geht. Ich wünsche uns, dass Gott dann nicht links liegen lassen, sondern ihm nach gehen! Ich würde an dieser Stelle jetzt so gerne sagen: Denn auf diese Art und Weise hat auch der Eunuch zu Gott gefunden. Aber so war es ja nicht. Er ist mit seinen Bemühungen gescheitert. Er geht nach Jerusalem und findet Gott nicht. Er besorgt sich die Bibel, liest, studiert und bemüht sich und er versteht nicht, was er liest. All sein Suchen ist erfolglos. Und da sage ich, wir sollen es genauso machen wie er? Wenn man an dieser Geschichte eines über Gott lernen kann, dann ist es, dass er souverän handelt. Er offenbart sich wann und wie er will. Es ist nicht möglich, sich Gott verfügbar zu machen. Und auch wenn das verlockend klingt, ist das doch gut so, denn was für ein Gott wäre das, wenn wir ihn durch unsere Handlungen verfügbar machen könnten? Der Kämmerer hat alles richtig gemacht, aber trotzdem offenbart sich Gott anders. Nicht im Tempel, nicht im Bibelstudium. Er wählt einen absolut abstrusen Weg: Er schickt einen seiner Jünger einfach mal so in die Wüste, lässt ihn zufällig mit dem Kämmerer zusammentreffen, der gerade, wieder zufällig, laut aus einer Bibelstelle vorliest, die auf Jesus hinweist und auf diesem Wege begegnet er diesem Äthiopier. Umständlicher geht es nicht mehr, oder? Man kann jetzt spekulieren, warum Gott das so tut. Es gibt da bestimmt verschiedene Erklärungsversuche, es war sicherlich gut, dass es so und nicht anders passiert ist aber letztlich entscheidend ist die Erkenntnis: Gott macht es, wie er will, und er macht es gut! Gott gebraucht hier das Streben des Kämmerers, er benutzt die weite Reise, das Lesen n Gottes Wort aber eben anders als vom Menschen geplant. Und das gilt auch für unser Leben: Gott lässt sich nicht verfügbar machen. Er handelt souverän. Auch in der Art und Weise, wie er uns begegnet. Irgendwelche Geheimtipps, die sicher zu einer tollen Gottesbegegnung führen, gibt es nicht. Zu sagen, bete regelmäßig und lies jeden Tag mindestens 15 Minuten in der Bibel, dann begegnet dir Gott sicher, geht nicht. Ebenso wenig ist der regelmäßige Gottesdienstbesuch ein Garant für eine Begegnung mit Gott. Er macht das, wie er will! Ich kenne eine junge Frau, die hat zu mir gesagt: Chris, ist toll was du da alles erzählst, ich habe viel darüber nachgedacht, aber ich kann nicht glauben. Ich will Gott erfahren. Und ich habe mich geärgert wie verrückt. Da mühe ich mich, den Glauben plausibel zu machen, habe gebetet aber das Gott sich offenbart das habe ich nicht in der Hand. Keine Woche später ruft die Dame an und erzählt mir, dass Gott sich ihr gezeigt hat und sie Christ geworden ist! Gottes Handeln ist souverän. Aber es gibt eben auch die Gegenteilige Geschichte. Auf meinem 10jährigen Abitreffen vor einer Woche kam ich mit einem jungen Mann namens Simon ins Gespräch. Und das Vokabular, das er benutzte, als er Rückfragen zu meiner Arbeit stellte, ließ doch einiges Insiderwissen vermuten. Als ich ihn fragte, ob er Christ sei, antwortete er: Nein, im Gegenteil, ich bin missionarischer Atheist. Er kommt aus einer frommen Familie und meinte, er habe 6 Seite 4 von 6

Jahre ernsthaft versucht, Gott kennen zu lernen, die ganze Gemeindekariere durchlaufen, habe versucht, Gott zu verstehen, habe gebetet und alles und Gott war nicht das. So habe er entschlossen, alles zu tun, um diesen Irrglauben zu verhindern. Und ich war tottraurig. Aber nicht auf Simon, sondern auf Gott. Da ist ein junger Mann, der glauben will, der ihn von ganzem Herzen sucht und Gott zeigt sich nicht. Verstehe ich nicht. Aber das ist eben die Kehrseite, wenn Gott souverän ist er offenbart sich wie er will, nicht wie wir wollen. Zusammenfassend würde ich aber trotzdem sagen: Das Verhalten des Kämmerers nachzuahmen ist erstrebenswert. Es ist gut, Gott von ganzem Herzen zu suchen. Streckt euch nach Gott aus. Wendet euch nicht enttäuscht ab, wenn er sich nicht zeigt. Ich bin trotzdem überzeugt, dass es Gottes Sehnsucht ist, mit uns in Gemeinschaft zu leben. Also: Sucht ihn und rechnet damit, dass er euch begegnen will. Vielleicht in euren Bemühen vielleicht aber auch ganz anders, als wir uns erträumen können! 3. Von Gott aufgestellt Erste Schritte ins Ungewisse Bleibt zum Abschluss noch eine beteiligte Person in diesem Text: Philippus! Und auch er geht erste Schritte. Philippus war ein Urgestein der ersten Gemeinde. Er war einer der sieben Diakone, von denen wir vor 2 Wochen so weiniges gehört haben. Er war also ein echter Mann Gottes, stand in einigem Ansehen in der Gemeinde und war als wirklich fester Christ angesehen. Bevor die Geschichte unseres Textes losgeht, befindet sich Philippus in Samaria und missioniert dort. Ihr erinnert euch an den Spruch von Jesus aus Apostelgeschichte 1: Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, Judäa, Samaria und an das Ende der Welt? Samaria war sozusagen Schritt drei Philippus hat also den Menschen dort von Jesus erzählt und hatte Erfolg. Es kommen Menschen zum Glauben, eine Gemeinde entsteht. Und ich glaube, Philippus hat jetzt richtig viel zu tun gehabt: Er musste den neuen Glaubensgeschwistern erklären, was es heißt, als Christ zu leben. Sie haben Schulung, Unterweisung, geistliche Nahrung gebraucht. Gemeindefragen waren zu klären, Strukturen zu legen. Ordnungen zu schaffen und nicht zuletzt wird da noch ein Vielfaches an Arbeit gewesen sein, weil durch die Neubekehrten natürlich auch weitere Menschen mit dem Glauben in Kontakt kamen, die wiederum mussten Unterwiesen werden, die Gemeinde wuchs, was wieder neue Ordnungen und so weiter! Ihr seht, Philippus konnte sich über mangelnde Arbeit für Gott und sein Reich nicht beklagen. Und in diese Stresssituation, in diese Zeit die voller Aufgaben war, kommt der Ruf Gottes: Lass alles stehen und liegen und geh in die Wüste. Auf eine einsame Straße. Luther übersetzt: auf eine Straße, die öde ist. Da ist nichts los, tote Hose. Noch dazu liegt da ein Fußmarsch von 80-100 Kilometern vor Philippus. Unpassender geht es nicht, oder? Und es sind zwei Dinge, die mich hier beeindrucken, die ich mir jetzt noch kurz anschauen möchte. 1. Philippus geht los, obwohl er doch eigentlich anderes für sinnvoller hält. Er hört auf Gottes Reden, er gibt dem mehr Raum als seiner Sicht der Dinge. Da ergibt sich für uns nur ein großes Problem. Dieses Reden Gottes, das hier so eindeutig geschildert wird, ist meistens niocht so eindeutig in unserem Leben. Oftmals gehört einfach eine gesunde Portion Menschenverstand dazu, zu unterschreiben, was jetzt dran ist. Manchmal sollte man mehr auf sein Baugefühl hören. Dann wieder kann es auch sein, dass man was total Widersinniges tun muss, weil Gott redet. In dieser Spannung werden wir immer stehen. Wichtig finde, ich, dass wir mit Gott und unseren Geschwistern im Gespräch über solche Dinge bleiben, und dass wir beweglich bleiben. Wenn wir den Eindruck haben, dass Gott redet, sollten wir anfangen und zu bewegen. Damit es weiter geht und wir auf Gottes Worte reagieren können. Aber die Spannung, es richtig zu erkennen und zu deuten, bleibt bestehen! Seite 5 von 6

2. Philippus tut das, was ihm vor Füßen liegt. Wir hatten ja neulich Fußballcamp. Und da gab es auch eine Andacht zu diesem Text, in der mich dieser Gedanke sehr begeistert hat. Philippus ist der perfekte Stürmer. Was macht denn einen super Stürmer im Fußball aus? Er muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und dann das tun, was ein Stürmer tun muss. Mario Gomez ist so ein Beispiel. Den sieht man teilweise 88 Minuten nicht. Der macht ein grottenschlechtes Spiel. Und dann, ist er in den letzten 2 Minuten 2 Mal zur Stelle und dreht mit seinen Toren das Spiel. Alles richtig gemacht. Und genau so handelt Philippus hier. Er ist zum richtigen Zeitpunkt, nämlich als der Kämmerer vorbeikommt, da wo er sein soll. Und dann schaut er nicht nur zu, oder hält seine vorbereitete Predigt er reagiert auf die Situation, geht auf die Lebenswelt, die Fragen des Kämmerers ein und macht damit alles richtig! Ich finde es herausfordernd, auch ein guter Stürmer zu sein natürlich im Übertragenen Sinne. Wie kann es uns gelingen, an dem Platz, an dem wir stehen, zur richtigen Zeit, das richtige zu sagen? Ich glaube, da sind ein paar Schritte wichtig: Offene Augen und Ohren haben. Wenn du deine Umwelt nicht kennst, kannst du nicht auf sie reagieren. Wir Christen sollten mitten in der Welt sein, ihre Sorgen, Probleme, Nöte, Anliegen kennen. Was bewegt die Menschen um dich herum? Wo sind ihre Sorgen? Wo haben sie fragen? Was sind ihre Sehnsüchte? Nimm die Welt um dich herum war, in Familie, Freundschaft, Arbeitswelt. Nur so kannst du wie Philippus auf ihre Anliegen reagieren! Mut. Habe den Mut, den Mund aufzumachen. Hier in der Gemeinde von Gott zu reden ist ziemlich leicht in der normalen Welt schon nicht mehr. Trotzdem sollten wir den Mut haben, bei den Menschen um uns herum den Mund auf zu machen und ihnen in Liebe zu helfen, den zu erkennen, der die Antwort auf all ihre Fragen und Nöte hat! Und schlussendlich: Wissen. Wir sollte sprachfähig sein. Wen du den Menschen die gute Nachricht sagen willst, ihnen bei ihren Anliegen weiterhelfen willst, dann musst du wissen, was wir glauben, dann musst du verstehen, wie man helfen kann. Und dieses Wissen fällt nicht vom Himmel, das muss man sich aneignen. In Gottesdiensten, anderen Gemeindeveranstaltungen, im privaten Studium. Ringe darum, dein Wissen über Gott, seine Sicht der Dinge zu vergrößern! Und ich wünsche uns von Herzen, dass wir dann auch wie Philippus zu solchen Top-Stürmern werden, die dann da sind, wenn Gott mit ihnen die Welt verändern will! Amen! Seite 6 von 6