Unter die Lupe genommen: Weihnachtsmärkte am Niederrhein IHK untersuchte Leistungsprofil regionaler Anbieter In der Adventszeit von Ende November bis Heiligabend prägen Weihnachtsmärkte in vielen Städten und Gemeinden das Straßenbild. Dann riecht es allerorts nach Glühwein, Gebäck und gebrannten Mandeln. Wer bietet was mit welchen Besonderheiten? Die Niederrheinische IHK hat die Weihnachtsmärkte am Niederrhein unter die Lupe genommen auch unter dem Aspekt der Vermarktung. Weihnachtsmärkte haben eine lange Tradition. Vorweihnachtliche Jahrmärkte, die Vorläufer, sind bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen. Ein Großteil der aktuellen Weihnachtsmärkte kann jedoch nicht auf diese Tradition zurückgreifen, sondern ist erst in den letzten 30 Jahren vermehrt durch das Aufkommen der Fußgängerzonen entstanden. Die Vorbereitungen für diese Events zum Jahresende laufen schon seit Wochen auf Hochtouren. Weihnachtsmärkte sind zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden und haben sich zu einem starken Frequenzbringer für den Handel und den Tourismus entwickelt. Gerade der Niederrhein verfügt über viele attraktive Angebote, die jährlich tausende von Besuchern auch aus den benachbarten Niederlanden anziehen. Umso wichtiger ist es, den Auftritt am Markt, aber auch Wirtschaftlichkeit und Organisation dieser Veranstaltungen ständig zu überprüfen: am Besten im Vergleich zu den Mitbewerbern. Mit der durchgeführten Befragung ermöglicht die Niederrheinische IHK jetzt erstmalig ein Benchmarking der Weihnachtsmärkte in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve und informiert gleichzeitig über das umfangreiche Angebot am Niederrhein. Bei der im September durchgeführten Untersuchung wurden alle 30 Städte und Gemeinden zu ihren Weihnachts- und Adventsmärkten befragt. Geantwortet haben insgesamt 26 Städte, zum Teil auch mit Angaben zu mehreren Märkten. Neben der Stadt Duisburg beantworteten 13 Städte und Gemeinden aus dem Kreis Wesel und zwölf aus dem Kreis Kleve den Fragenkatalog. Dass Weihnachtsmärkte als wichtiges Instrument zur Frequenzsteigerung im Einzelhandel eingesetzt werden, zeigt die starke Zunahme insbesondere kleinerer Märkte in Stadtteilen und Vororten, aber auch in kleineren Gemeinden. Häufig sind es Interessengemeinschaften oder Kommunen, von denen sie initiiert und in Eigenregie durchgeführt werden. Dies bestätigt auch die Umfrage der IHK. So verteilt sich die Organisation der Märkte in der Region zu je 32 Prozent auf die Kommunen und Werbegemeinschaften. Fünf Stadtmarketingorganisationen (Duisburg, Dinslaken, Wesel, Emmerich, Goch) sind mit der Durchführung betraut, und zwei Heimatvereine (Hamminkeln-Ringenberg und Hünxe) veranstalten den örtlichen Weihnachtsmarkt. Hauptziel der Weihnachtsmärkte ist es, im Wettbewerb der Städte und Einkaufsstandorte Kunden anzulocken. Nicht ohne Grund werden die meisten Märkte in der City auf den zentralen Plätzen veranstaltet. Die Märkte versuchen, sich mit unterschiedlichen Konzepten zu differenzieren: 2007 wird von Eisbahnen, lebenden Krippen, einem täglich wechselnden Musik- und Kulturprogramm bis hin zur Gepäckaufbewahrung alles Erdenkliche angeboten (siehe Tabellen). Die Angebotsstruktur auf den Weihnachtsmärkten hat sich in den letzten Jahren durch neue Kundenwünsche immer wieder gewandelt. Nahezu konstant ist das Verhältnis von Verkaufsständen zu Verpflegungsständen über die Jahre geblieben: Bei fast allen Märkten ist die Verteilung zwei Drittel Verkaufs- zu einem Drittel Verpflegungsstände. Zur Größe und Anzahl der Stände gibt die tabellarische Übersicht Aufschluss. Die Erwartungen der Besucher und die Konkurrenz der Märkte nehmen immer weiter zu. So ist es nicht verwunderlich, dass der Qualitätsanspruch an das Erscheinungsbild der Marktstände und der Sortimentsvielfalt sowie -reinheit eine weiter tragende Rolle spielen wird. Seite 8 4 Thema Wirtschaft 11/2007
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Besucherzahlen 42% 54% 4% Qualität 45,8% Erfreulich sind in diesem Zusammenhang die intensiven Marketing- und Öffentlichkeitsaktivitäten der befragten Weihnachtsmarktveranstalter. Fast alle Märkte bewerben ihre Aktionen über die Internetseite der Kommune. Einzelne verfügen sogar über eine eigene Internetpräsenz. Die Bewerbung der Weihnachtsmärkte läuft zum größten Teil über die regionale Presse, aber auch überregional werben viele Städte und Gemeinden (Duisburg, Hamminkeln, Moers, Schermbeck, Bedburg-Hau, Goch, Issum, Kevelaer und Kranenburg) für ihre vorweihnachtlichen Aktivitäten. Als Hauptinstrumente der Vermarktung wurden Flyer, Internet, Plakate sowie Rundfunkwerbung genannt. 4,2% 50% Bei 81 Prozent der Weihnachtsmärkte wird eine Erfolgskontrolle durchgeführt. Mit 16 Nennungen wird die Händlerbefragung bevorzugt genannt. Besucherbefragungen führen neun Veranstalter und weitere zwei Veranstalter Kundenfrequenzzählungen zum Controlling durch. Anzahl der Stände 27% 5% 68% Laut Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute e.v. konnten für die 2 500 Weihnachtsmärkte in den Städten und Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern rund 160 Millionen Besuche hochgerechnet werden. Diese auf den ersten Blick gigantische Zahl relativiert sich, da Mehrfachbesuche mitgezählt wurden. Während seines Aufenthalts auf dem Weihnachtsmarkt gibt jeder Besucher durchschnittlich 31,14 Euro aus. Diese Tatsache sollte sich der stationäre Einzelhandel am Niederrhein zu Eigen machen und auch 2007 die Kopplungseffekte und die Kauflust der Weihnachtsmarktbesucher aktiv nutzen. steigend fallend gleichbleibend Im Internetangebot der Niederrheinischen IHK ist die Übersicht der Weihnachtsmärkte unter www.ihk-niederrhein.de mit einer Verlinkung zu den einzelnen Märkten zu finden. Bei den Angaben war die IHK auf die Informationen Dritter angewiesen. Für die Vollständigkeit und Richtigkeit kann daher keine Gewähr übernommen werden. Falls ein Weihnachtsmarkt bisher noch nicht aufgelistet ist, wird um Kontakt zur IHK gebeten. Weitere Informationen: Dipl.-Geogr. Ute Homann, Telefon 0203 2821-257, E-Mail homann@niederrhein.ihk.de. 8 Thema Wirtschaft 11/2007