Impressionen aus Alt-Freusburg im Siegtal 1. Zur Geschichte der Burg und Siedlung Freusburg Im Früh- und Hochmittelalter gehörten die Wälder entweder dem König oder den hohen weltlichen und geistlichen Adeligen wie Herzögen, Grafen, Bischöfen oder Äbten. Das Roden der Wälder war nur mit besonderer Genehmigung erlaubt, denn: - Wälder waren notwendige Rohstofflieferanten für Brennholz, Bauholz und vor allem für Holzkohle (die für die Metallherstellung und Salzsiedereien in großen Mengen gebraucht wurde). - Wälder waren der Lebensraum für wilde Tiere, der Möglichkeiten für den adeligen Lieblingssport "Jagd" bot, und der für die Ernährung der Adeligen große Mengen an Fleisch lieferte. Fleisch von Haustieren war damals knapp, weil es noch zu wenig Haustiere gab und diese hauptsächlich zur Feldarbeit, Milch- und Wollgewinnung gehalten wurden. Damit an fruchtbaren Stellen der Wälder neue Höfe oder Dörfer errichten werden konnten, um der wachsenden Bevölkerung Lebensraum zu verschaffen, wurden im Verlauf des Mittelalters zuerst innerhalb der Wälder kleinere begrenzte Flächen gerodet, dann wurde der Wald allgemein immer mehr abgeholzt. Die Leitung solcher Rodungen wurde oft verdienten Kriegern oder Mitarbeitern der Adeligen überlassen, die dann selber die Siedler anwarben und die neue Rodung auch verwalteten. Das Siegerland, das während der Keltenzeit als Eisenerzeugungszentrum relativ dicht besiedelt gewesen war, war während der Völkerwanderungszeit immer dünner besiedelt worden und der Wald hatte sich wieder über das Land ausgebreitet. Unter den karolingischen Kaisern und nach dem Zerfall des karolingischen Reiches im 9. Jh. wurde in der frühen Zeit des deutschen Reiches im Bereich der Hochterrasse oberhalb der Sieg flussaufwärts von Kirchen eine Rodung angelegt, mit einem Zaun, Graben und einer dichten Hecke gegen wilde Tiere und Räuber gesichert und auf der Rodung ein größeres Gehöft und Felder und Weiden angelegt. Der neue reiche Bauer stieg dann bald zu einem niederen Adeligen (Ritter) auf, der aber dem Besitzer der ganzen Region untertan blieb. Die untergeordneten Adeligen ließen sich gern ihre Besitzungen von dem jeweils neuen König/Kaiser oder von den hohen übergeordneten Adeligen in einer Urkunde neu bestätigen, damit sie auch sicher waren, dass ihr Eigentum nicht an andere Adelige weitergegeben wurde oder um sicherzustellen, dass ihre Besitzurkunde keine Fälschung sei (denn ein großer Teil aller damaligen Besitzurkunden waren Fälschungen). So wurde bereits im Jahre 913 diese Rodung erwähnt und am 28. 4. 1048 dieser adelige Bauernhof Freusburg in einer Urkunde des Trierer Erzbischofs als Besitz der betreffenden kleinadeligen Familie bestätigt (der Name bedeutet ursprünglich eingezäunte Rodung des adeligen Froud; der frühe Name Froudesbranderofanc setzt sich aus dem Besitzernamen Froud, der Bracht=Anhöhe und dem Fang=gerodetes Land zusammen) Dieser alte lange Name hat sich dann allmählich zu Freusburg verändert. Um 1100 haben dann die ritterlichen Besitzer dieser eingezäunten Rodung begonnen, zusätzlich eine steinerne Wehranlage zu errichten, aus der allmählich die Freusburg entstand. Zuerst gab es nur einige kleinere Häuser von notwendigen Handwerkern und Soldaten im Bereich dieser Burganlage, dann wurde 1587 vom Grafen von Sayn, dem damaligen Chef der Freusburger Ritterfamilie, die Erlaubnis erteilt, dass sich auch Siedler außerhalb der Burgmauer um die Burganlage herum ansiedeln konnten. So entstand allmählich die kleine Siedlung Freusburg. Diese Siedler rodeten den Wald um die Burg herum immer mehr, so dass auf alten Fotos die Umgebung weitgehend waldfreie ist und
landwirtschaftlich genutzt wird. Der heutige Wald um Freusburg herum ist also erst relativ neu. Die wechselnden adeligen Besitzer der Burg Freusburg frönten genau so wie alle übrigen Adeligen an Feiertagen üppigen Tafelfreuden mit mehreren Gängen und stark gewürzten Speisen. Besonders häufig scheint nach den erhaltenen Küchenzetteln Fisch verzehrt worden zu sein, der in der Sieg gefangen wurde. Aber an Wildbret dürfte es auch nicht gemangelt haben. Lange Jahrhunderte hindurch gab es aber keine Trinkwasserleitung zu dieser Siedlung, weshalb alles Brauchwasser vom Siegtal von Menschen oder Lasttieren nach Freusburg herauf getragen werden musste. Die jungen Frauen der Umgebung sollen deswegen ungern nach Freusburg geheiratet haben. Erst 1887 bekam der Ort eine Wasserleitung. Die Freusburg wechselte im 30jährigen Krieg mehrfach den Besitzer, eine zeitlang wurde sie sogar von den schwedischen Truppen besetzt. In der 2. Hälfte des 19. Jhs. wurde die Burganlage nur noch Wohnung für die adelige Forstverwaltung. Die besitzenden Adeligen zogen in bequemere Burgen oder in die Städte. 1928 wurde die Burg eine Jugendherberge. In der NS-Zeit war sie Lager- und Schulungsort für HJ, Sa und SS und gegen Kriegsende ein Lazarett. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie wieder eine Jugendherberge. Diese war sehr besucht und wurde 1980-86 durch einen im Stil ähnlichen Erweiterungsbau fast in ihrer Größe verdoppelt. Ab 2008 wurde sie noch einmal komplett innen umgebaut und zu einem modernen Familien-, Jugend- und Tagungshotel gestaltet. Sie nimmt also nur noch untergeordnet Wanderer auf, dafür hauptsächlich Schulklassen und Tagungsgruppen und bietet auch Familien in extra Appartements die Möglichkeit für Urlaub im Siegerland 2. Bildimpressionen aus Alt-Freusburg
(Alle Bilder sind vom Verfasser. Das Kartenbild ist von einer Info-Tafel vor der Burganlage abfotografiert)