Robert Hahne Begriffe und Methoden für den Umgang mit Plastiken Schroedel
Begriffe und Methoden für den Umgang mit Plastiken Robert Hahne Für C., C. und C. die Zukunft 2011 Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, Braunschweig www.schroedel.de Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung gescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Auf verschiedenen Seiten dieses Buches befinden sich Verweise (Links) auf Internet-Adressen. Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle wird die Haftung für die Inhalte der externen Seiten ausgeschlossen. Für den Inhalt dieser externen Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich. Sollten Sie bei dem angegebenen Inhalt des Anbieters dieser Seite auf kostenpflichtige, illegale oder anstößige Inhalte treffen, so bedauern wir dies ausdrücklich und bitten Sie, uns umgehend per E-Mail davon in Kenntnis zu setzen, damit beim Nachdruck der Verweis gelöscht wird. Druck A 1 / Jahr 2011 Alle Drucke der Serie A sind im Unterricht parallel verwendbar. Redaktion: Katja Heckes, Köln Herstellung: Udo Sauter Grafik: Pfannenschmidt, Hannover Layout und Satz: Jesse Konzept & Text GmbH, Hannover Umschlag: Janssen/Kahlert, Hannover Druck und Bindung: westermann druck GmbH, Braunschweig ISBN 978-3-507-10037-4
Inhalt 5 Vorwort Begrifflichkeit und Betrachtung 6 Gattungen und Untergattungen 10 Wahrnehmung von Plastik 12 Werkbetrachtung Duane Hanson: Sitzender Künstler, 1971 14 Beschreibung 16 Werkbetrachtung Unbekannter Künstler: Marc Aurel, 170 180 n. Chr. Aspekte der Analyse 18 Material 22 Werkbetrachtung Joseph Beuys: Stuhl mit Fett, 1963 24 Form und Farbe 28 Werkbetrachtung Giovanni Lorenzo Bernini: Apoll und Daphne, 1622 1625 30 Raum 34 Werkbetrachtung Umberto Boccioni: Urformen der Bewegung im Raum, 1913 36 Komposition 38 Werkbetrachtung Polyklet: Doryphoros, um 440 v. Chr. 40 Präsentation 42 Werkbetrachtung Auguste Rodin: Die Bürger von Calais, 1889 44 Funktion 46 Werkbetrachtung Michelangelo: David, 1501 1504 48 Exkurs: Laokoon eine Skulpturengruppe im Wandel der Zeit
Inhalt Kunstwissenschaftliche Untersuchungsansätze 50 Einführung in die Interpretation von Plastik 52 Stilanalyse: Von der Erfassung der Formprinzipien zur Ordnung in Epochen 53 Strukturanalyse: Das Werk als in sich selbst gegliedertes Gefüge 54 Ikonographie und Ikonologie: Die gegenständliche Bedeutung als Ausdruck der Zeit 55 Semiotik: Interpretation von Plastik als Zeichenlehre 56 Kunstsoziologie: Kunst als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse 57 Rezeptionsästhetik: Die Betrachterfunktion als Werkbestandteil 58 Kunstpsychologie: Das Werk als Spiegel und als Identifikationsangebot 59 Biographische Ansätze: Zusammenhänge von Leben und Werk 60 Interpretationsmodelle 62 Register 63 Quellenverzeichnisse
Vorwort Plastik ist Körperkunst. (Gerhard Gollwitzer/Klaus Kowalski, Kunstpädagoge/Kunsthistoriker, 1965). Eine solche Feststellung trifft die Besonderheit dieser Kunstgattung: ihr materielles In-Erscheinung-Treten in einem Körper. Lange Zeit geschah das vor allem über die künstlerisch geformte Menschengestalt. Sinn und Ziel ihrer Darstellung ging jedoch schon immer über die bloße Wiedergabe der äußeren Erscheinung hinaus: So kann eine beseelte menschliche Figur die besondere Beziehung einer Zeit zu ihrem Dasein zum Ausdruck bringen, so können die leibliche Schönheit einer Göttin oder die physische Muskelkraft eines Helden sinnfällig moralische Werte verkörpern. Der Mensch allein, oder das, was man als menschliche Gestalt ansehen kann, war zwar Hauptthema, aber nie die Grenze der Bildhauerei. (Gina Pischel, Kunsthistorikerin, 1982) Diese Bemerkung betrifft alle Epochen der Kunstgeschichte. Die tiefgreifenden Umwälzungen in der Moderne veränderten aber auch das Verständnis von einem Körper. Heute sind mit ihm längst nicht mehr allein anthropomorphe 1 Figuren gemeint, sondern oftmals eher amorphe 2 bzw. nicht abbildhafte Formen. So stehen wir bei der Beschäftigung mit Plastik vor vielen grundsätzlichen Fragen: Was zählt überhaupt zur Plastik? Was sind ihre Aufgaben? Wie kann sie vom Publikum verstanden werden? Der Band Wege zur Kunst Begriffe und Methoden für den Umgang mit Plastiken führt Schritt für Schritt in einen systematischen Umgang mit dreidimensionalen Kunstwerken ein. Dazu rückt er zunächst die Wahrnehmung als Voraussetzung für alles Folgende in den Mittelpunkt: Sie soll die Augen öffnen für das anschaulich Gegebene und steht daher am Beginn eines Prozesses des allmählichen Verstehens. Der Beobachtung folgt die Beschreibung, die das Wahrgenommene klärt, benennt und so für die weitere Arbeit sichert. Danach werden im zweiten Teil des Bandes die künstlerischen Gestaltungsmittel sowie die Funktionen der Plastik und die mit ihnen verknüpften Fachbegriffe vorgestellt als Bausteine, die einzelne Werkaspekte erschließen und erklären helfen. Erst ihre Gesamtschau führt zu einer Deutung. Dass die jeweilige Auslegung immer auch subjektive wie zeitgebundene Motive mit einschließt, zeigen die verschiedenen Interpretationsansätze und -modelle im dritten Teil des Bandes. Wir sind selbst Beteiligte unserer Interpretation und deren Gelingen hängt gleichermaßen davon ab, wie weit wir uns auf die jeweilige Plastik einlassen: Ein bedeutendes Werk kann nicht begreifen, wer sich nicht von ihm ergreifen lässt. (Helmut Börsch-Supan, Kunsthistoriker, 2008) Die Skulptur entsteht in einer Umarmung, mit zwei Händen, wie die Liebe. Sie ist die einfachste, die ursprünglichste Kunst. Max Ernst, Maler und Bildhauer, 1961 Eine Skulptur ist kein Gegenstand, sie ist eine Prüfung, eine Frage, eine Antwort. Alberto Giacometti, Bildhauer, 1957 1 anthropomorph (griech. anthropos: Mensch, morphe: Gestalt): menschengestaltig 2 amorph (griech. amorphos): gestaltlos Dieser Band soll der Orientierung dienen, ohne Patentrezept zu sein. Selbstständigkeit ist das eigentliche Ziel auf dem Weg zur Kunst, ein Methodenbewusstsein soll ihr Begleiter sein und damit die Fähigkeit, die eigene Fragestellung als eine Zugriffsmöglichkeit unter vielen möglichen zu begreifen. Arbeitsaufträge helfen, die jeweiligen Aspekte zu erkennen und zu verstehen, systematisch anzuwenden und ihre Bedeutungen abzuwägen. Schwerpunkte lassen sich anhand von einzelnen Werkbetrachtungen vertiefen. Wege zur Kunst ist zugleich ein Lern- und Merkheft. Grundlagen und Definitionen zu den einzelnen Elementen einer methodischen Vorgehensweise sind durch Kästen farbig markiert und so aus dem Fließtext herausgehoben. Wege zur Kunst ist auch eine Art Nachschlagewerk, ein Lexikon. Es ist nicht alphabetisch geordnet, sondern nach formalen oder inhaltlichen Aspekten. Mit dem blauen Pfeil Á hervorgehobene Fachbegriffe werden im Zusammenhang des Fließtextes erläutert, ein alphabetisch gegliedertes Register am Schluss hilft, sie im Band aufzufinden. Der Autor wünschen den Leserinnen und Lesern, dass sie mithilfe des Heftes einen von Reflexion geleiteten Weg zur Plastik finden, der zugleich ihr persönlicher ist!