Marokko. Konjunkturbericht Bauindustrie. Oktober Bau- und Baustoffmaschinen

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Transkript:

Bau- und Baustoffmaschinen Marokko Konjunkturbericht Bauindustrie Oktober 2015 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de

Marktbericht Bauwirtschaft - Marokko Verfasser: Fausi Najjar, Germany Trade & Invest, Tunis Tunis (gtai) - Marokkos Wirtschaft wird 2016 um rund 4% wachsen, folgt man dem Wirtschaftsdienst Economist Intelligence Unit (EIU). Die Wachstumsprognose setzt allerdings durchschnittliche Niederschläge und eine schrittweise Erholung der europäischen Konjunktur voraus. Die Baukonjunktur bleibt 2015 in ihrem Tief. 2016 ist eine langsame Erholung möglich. Bei Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, bei den erneuerbaren Energien oder beim Hotelbau (Casablanca) gibt es dennoch gute Beteiligungsmöglichkeiten. 1. Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Das gegenwärtig hohe Wirtschaftswachstum 2015 von rund 4,8% trägt nahezu ausschließlich die für Beschäftigung und Konsum überproportional wichtige Landwirtschaft. Grund hierfür sind die verhältnismäßig üppigen und gut verteilten Regenfälle im Winter 2014/15 und im Frühjahr 2015. Das Wirtschaftswachstum ohne die Landwirtschaft lag in den ersten beiden Quartalen 2015 gegenüber dem Vorjahres-zeitraum bei rund 2%, so die Schätzung des staatlichen Haut Commissariat au Plan. Nur bei einer Erholung der europäischen Konjunktur - wichtig für die Nachfrage nach Industriegütern, Tourismuseinkommen und Überweisungen von im Ausland lebenden Marokkanern - ist mit einem stärkeren Wachstum außerhalb des Agrarsektors zu rechnen. Mit rund 5% wird 2015 und 2016 der Telekommunikationssektor wachsen. Ebenso legt 2015 die Nahrungsmittelindustrie zu. Abzuwarten ist, ob 2016 sich der von Europäern gestützte Tourismus erholt. Nicht sicher ist, ob die Weltmarktpreise für Phosphate ihren behutsamen Anstieg fortsetzen. Insgesamt sorgt eine moderate Haushaltskonsolidierung der marokkanischen Regierung für Vertrauen, während die politische Stabilität, die staatliche Unterstützung bei der Industrieansiedlung und der Ausbau der Infrastruktur die Attraktivität des Standorts unterstützen. Außerdem positioniert sich Marokko über seine See- und Flughäfen sowie über gute Geschäftsbeziehungen etwa im Finanzsektor zunehmend als Sprungbrett und Drehscheibe für den (west-)afrikanischen Markt. Mit Casablanca Finance City baut beispielsweise Marokko seine Position als Finanz- und Geschäftszentrum für das frankofone Afrika aus. Die Erfolge der letzten Jahre bei den Ansiedlungen in der Kfz-Industrie, dem Flugzeugteilebau oder der Elektroindustrie sind unbestritten; auch 2016 ist in diesen vor allem von ausländischen Unternehmen getragenen Branchen mit guten Zahlen zu rechnen. Von einer Transformation in eine moderne Marktwirtschaft ist das Land jedoch noch weit entfernt. Zu sehr bleibt das Land von einer zu wenig produktiven Landwirtschaft und der europäischen Konjunktur abhängig. Eine breite Entwicklung der Produktivität bleibt trotz der skizzierten Erfolge aus. Aufgrund der hohen Importquoten für Energie, Ausrüstungsgüter und für Nahrungsmittel ist dem Land zudem eine Steigerung der internationalen 2

Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertung des marokkanischen Dirhams verwehrt. Die Verflechtung politischer, administrativer und wirtschaftlicher Akteure kann das an sich gute Geschäftsklima trüben. Allgemeine Wirtschaftsdaten zu Marokko Kennziffer 2013 2014 Bevölkerung (Mio.) 33,5 33,9 BIP pro Kopf (US$) *) 7.464 7.615 BIP-Wachstum (real, %) 4,7 2,4 Inflation (Anstieg der Verbraucherpreise, %) 1,9 0,4 Arbeitslosigkeit (%) 9,2 9,7 Devisenkurs(Jahresdurchschnitt) 11,13 11,14 *) nach Kaufkraftparität Quelle: EIU, Country Report Morocco, Oktober 2015 Investitionen EIU rechnet für 2015 bei den Bruttoanlageinvestitionen mit 1,9%. Anfang 2015 lag die Schätzung noch bei 3,2%. Private Investitionen werden, wegen bestehender Überkapazitäten und einer weiterhin schwachen Baukonjunktur, nur moderat zulegen. Bei den ausländischen Direktinvestitionen fällt hingen die Entwicklung weitaus besser aus als unsere eigenen Erwartungen aus dem Vorbericht. 2014 haben die ausländischen Direktinvestitionen mit insgesamt 3,6 Mrd. US$ um 8,6% zugelegt. Die ausländischen Direktinvestitionen im verarbeitenden Gewerbe sind 2013 und 2014 vor allem in der Nahrungsmittelverarbeitung hoch ausgefallen. 2015 und 2016 werden unter anderem ein geplantes Automobilwerk von Peugeot PSA in Kenitra und das 2012 in Betrieb gegangene Renault-Werk in Tanger die Ansiedlung von Zulieferern weiter fördern. Von 2009 auf 2014 ist der Anteil der Industrie an den ausländischen Direktinvestitionen von 10,8 auf 49,0% gestiegen. Die Haushaltskonsolidierung wird die traditionell wichtigen staatlichen Investitionen begrenzen. Die Kürzungen bei den Energiesubventionen werden kaum Spielräume für mehr Investitionen schaffen. Die Umsetzung der großen Infrastrukturvorhaben ist wegen der vielfältigen Finanzierung multinationaler Entwicklungsbanken allerdings gesichert. Auch schon geplante Ausgaben, wie die des staatlichen Phosphatkonzerns OCP vor allem zur Weiterverarbeitung von Phosphat, stützen die Investitionen. Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Marokko exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: 3

SWOT-Analyse Marokko Strengths (Stärken) Politische Stabilität. Verbessertes Wirtschaftsklima. Unterstützung durch westliche Industriestaaten und arabische Golfstaaten. Assoziierungsabkommen mit der EU, einschließlich Vorzugsstatus (Statut Avancé). Weaknesses (Schwächen) Hohe Armuts- und Analphabetenquote. Schwerfällige Bürokratie. Wirtschaft von Marktmacht geprägt. Abhängigkeit von volatilen Einkommen und hohen Energieimporten. Bedeutender Agrarsektor stark von Jahresniederschlägen abhängig. Opportunities (Chancen) Infrastrukturausbau lockt Investoren für Industrieprojekte. Regionaler Vorreiter bei Wind- und Solarenergieerzeugung. Gutes Sprungbrett für den westafrikanischen Markt. Threats (Risiken) Hohes Außenhandels- und Leistungsbilanzdefizit. Weiterhin schwaches Wachstum in Europa (wichtigster Handelspartner). Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung vor allem bei jungen Menschen. Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum Gute Ernten und niedrige Energiepreise dämpfen die für gewöhnlich ohnehin geringe Inflationsrate und stützen den Konsum. Es ist daher nicht verwunderlich, dass im 2. Quartal 2015 die vergebenen Konsumkredite gegenüber dem gleichen Zeitraum 2014 um 11,8% gestiegen sind. Die für den Endverbrauch wichtigen Überweisungen von im Ausland lebenden Marokkanern haben nur moderat um 1,8% zugelegt. Bei einer allgemeinen Arbeitslosigkeit von offiziell 9,7% und einer Jugendarbeitslosigkeit von 20% sind große Sprünge bei den Löhnen und deswegen beim Endkonsum nicht zu erwarten. Bremsend auf den Konsum werden sich zudem die Zurückhaltung bei den staatlichen Löhne und Renten auswirken. Bei einer durchschnittlichen Entwicklung der Landwirtschaft und den zu erwartenden gleichbleibenden oder auch fallenden Weltmarktpreisen für Energie (für 2016 zu erwarten) ist eine Seitwärtsbewegung beim Gesamtkonsum zu erwarten. Traditionell fallen die Konsumausgaben der marokkanischen Oberschicht im regionalen Vergleich besonders hoch aus. Baukonjunktur und Strukturdaten Im marokkanischen Bausektor konnte sich die leichte Erholung Anfang 2014 nach einem historischen Tief 2013 nicht fortsetzen. Auch 2015 bleibt das Wachstum schwach. Beim Infrastrukturbau stehen allerdings weiterhin neue Projekte an. Die marokkanische Regierung bekräftigt ihren Willen, Infrastrukturprojekte mit einem Gesamtwert von 3,3 Mrd. Euro anzuschieben. Schwerpunkte werden der Hafen- und Autobahnbau sein. Die sich auf internationale Geber stützenden Investitionen sollen 2015 bei rund 3,3 Mrd. Euro liegen; diese Größe kann eher als Richtgröße für 2015 und 2016 angeschobene Projekte dienen. Die Überkapazitäten bei der Baustoffindustrie (Zement und Stahl) bleiben auch 2015 bis 2016 bestehen. Von niedrigem Niveau ausgehend ist bei einer gesamtwirtschaftlichen Erholung ab Mitte 2016 eine Erholung der Bauwirtschaft möglich. 4

Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Marokko (Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) Kennziffer 2012 2013 2014 2014 1) 2015 1) Veränderung 2015/14 Fertiggestellte Wohneinheiten 2) davon Sozialwohnungen Wohneinheiten im Bau davon staatlich geförderter Wohnungsbau Zementverkäufe (in Mio. t) 145.536 166.556 104.929 76.949 82.193 6,8 121.783 142.501 69.460 67.205 74.632 11,1 306.649 234.013 150.911 114.408 89.653-21,6 267.860 192.970 116.712 96.821 75.964-21,5 15,871 14,864 14,06 6,19 2) 6,17 2) -0,3 Ausländische Direktinvestitionen in Immobilien (in Mrd. DH) 7,85 7,52 10,76 10,76 k.a. k.a. 1) 6 Monate; 2) ohne den Eigenbau Quellen: Fédération Nationale des Promoteurs Immobilier, Immobilier en Chiffres, Juli und September 2014; Ministère de l Habitat et de l Urbanisme, September 2015 2. Hochbau Marktlage und Marktentwicklung Vor allem der Hochbau bereitet 2015 und wohl auch 2016 Schwierigkeiten. Weder bei den sozialen Wohnungsbauprogrammen noch beim Bau von Eigenheimen oder im Tourismussektor sind große Impulse zu erwarten. Vor allem in Marrakesch ist die Bauflaute zu spüren. Eine Reihe geplanter Luxusresorts muss dort endgültig als gestrichen gelten. Ausländer halten sich weiterhin beim für Marokko wichtigen Kauf von Zweithäusern zurück. Casablanca und Rabat heben sich positiv von den eher trüben Aussichten bei den Bauinvestitionen in Freizeit und Hotellerie ab. Auch in Tanger könnten 2015 neue Projekte angeschoben werden. Wohnungsbau Der marokkanische Staat unterstützt den Wohnungsbau, indem er angebotsseitig den Bau geförderter Wohnungen von Steuern auf Baumaterialien sowie von der Einkommenssteuer und Gesellschaftssteuer befreit. Die angebotenen Wohnungen sind im Gegenzug je nach Kategorie in Größe und Preis festgelegt. Die marokkanische Regierung strebt an, den Wohnungsbau für die Mittelschicht zu fördern. Das marokkanische Wohnungsministerium (Ministère de l Habitat, de l Urbanisme et de la Politique de la Ville) hat für 2013 bis 2016 das Ziel gesetzt, jährlich 9.000 Wohnungen im untersten Segment, 80.000 sogenannte Sozialwohnungen und 20.000 Wohnungen für die Mittelklasse zu fördern. 2013 und 2014 konnte die Rate bei der Fertigstellung von jährlich 170.000 Einheiten nicht erzielt werden. Die Gründe für den langsamen Wohnungsbau sind vielfältig. Die ärmeren Bevölkerungsschichten können sich die Sozialwohnungen zu 240.000 DH (knapp 22.000 Euro) trotz Kreditförderung offensichtlich nicht leisten, während sich die Finanzierung für 5

gehobene Wohnungen der Mittelschicht wegen hoher Kreditzinsen und Spekulation im Luxusbereich schwierig gestaltet. Mit hohen Verlustmeldungen von dreien der vier wichtigsten marokkanischen Entwicklungsgesellschaften Anfang 2015 ist die schwierige Lage im Wohnungsbau nochmals deutlich geworden. So hat der staatliche Immobilienkonzern CGI (La Compagnie générale immobilière) für 2014 Umsatzeinbußen von 28% gegenüber dem Vorjahr und 51% gegenüber 2013 veröffentlicht. Die CGI ist Tochter des staatlichen Investitionsfonds CDG, in den auch die öffentlichen Pensionsgelder fließen. Die größte, mittlerweile stark verschuldete Immobiliengruppe Addoha berichtete wiederum gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzminus von 22%; die Alliances ihrerseits meldet Verluste von 31%. Die auf das gehobene Segment ausgerichtete kleinste Immobiliengesellschaft Dar Saada konnte hingegen um 62% zulegen. Marokko setzt auf den Bau von Siedlungsstädten. Die neuen Städte umfassen Wohneinheiten im Nieder- (durchschnittlich 30% des Bauvolumens), Mittel- (20%) und Hochstandardbereich (10%) und sollen auch mit Infrastruktur (Schulen, Moscheen, Gesundheitsund Einkaufszentren) versehen sein. Die bislang angegangenen Satellitenstädte erweisen sich als nicht besonders attraktiv, weswegen der Bau und der Bezug fertig gestellter Wohnungen bislang nur schleppend vorankommt. Es mangelt oftmals an Infrastruktur, Einkaufmöglichkeiten und sozialen Diensten (Schulen und Krankenhäusern). Zudem sind die Siedlungen ohne Gewerbegebiete oder sonstige siedlungsnahe Arbeitsplätze wirtschaftlich wenig eingebunden. Die marokkanische Regierung hat Initiativen und Investitionen gestartet, um die Attraktivität der "neuen Städte" zu erhöhen. Mit weiteren Investitionen versucht die Regierung diese Mängel zu beheben. Einigen Entwicklungsgesellschaften wird der Vorwurf gemacht, die staatlichen Förderungen in Anspruch zu nehmen, ohne den baulichen und vertraglichen Vorgaben zu entsprechen. Pfusch am Bau und Verspätungen haben sich in der letzten Zeit gehäuft. Unter der Federführung der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft Al Omrane sind die Großsiedlungen Tamesna (Rabat), Tamansourt (bei Marrakesch), Sahel Lakhyata (Casablanca) und Chrafate (bei Tanger) im Ausbau. Bislang ist keines der Projekte abgeschlossen, obwohl die Grundsteinlegung für die neuen Städte von 2004 bis 2009 erfolgt ist. In der Erschließungsphase ist eine neue Siedlung namens Zenata in Casablanca. Entwicklerin ist die marokkanische Rentenkasse Caisse de Dépôt et de Gestion (CDG). Der staatliche Phosphatkonzern OCP (Office Chérifien des Phosphates) hat den Bau der Ville Verte Mohammad VI und der Stadtsiedlung Mazagan bei der Küstenstadt El Jadida (rund 100 km südlich von Casablanca) avisiert. In der Diskussion sind des Weiteren zwei Großsiedlungen: zum einen Tagdirt bei Agadir und zum anderen eine Siedlung in Nähe der Freihandelszone Atlantic Free Zone bei Kenitra. 6

Bau von Großsiedlungen *) Stadt Einwohner / Fläche Tamansourt (bei Marrakesch) Tamesna (bei Rabat) Lakhyata (Casablanca) 450.000 / 1.200 ha 250.000 / 840 ha 300.000 / 1.560 ha Chrafate (Tanger) 150.000 / 770 ha Zenata 300.000 (bis (Casablanca) 2030) / 1.830 ha Mazagan (zwischen Azemmour und Jadida) Tagadirt (Südmarokko ) Kenitra (nördlich von Rabat ) 130.000 (bis 2030) / 1.300 ha Investitionen (in Mrd. Euro) Stand k.a. k.a. Entwurf k.a. k.a. Entwurf 2,2 Entwicklerin: Al Omrane / erste Bauphase abgeschlossen / Ende 2012: 51.000 Einwohner. Für 2014 bis 2018 zusätzliche Investitionen von rund 180 Mio. Euro, um dem Projekt wieder mehr Dynamik zu verleihen. 2,0 Entwicklerin: Al Omrane / rund 35.000 Einwohner, weitere Einheiten im Bau / Schulen und ein Sport-Club werden gebaut, um die Attraktivität zu erhöhen. Investitionen von umgerechnet 25 Mio. Euro in die Infrastruktur von 2013 bis 2017. 3,1 Entwicklerin: Al Omrane / Erschließung des Grundstücks / Wohn- und Gewerbeansiedlung / 600 Wohnungen sind im Bau. 1,7 Entwicklerin: Al Omrane / Erschließung des Grundstücks weiterhin langsam. 0,3 1) Entwicklerin: CDG / Erschließung des Grundstücks / 30% Grünfläche / 100.000 Arbeitsplätze / Bau der sozialen Infrastruktur. k.a. Entwicklerin: OCP / Wohnungen / Hotels / Einkauf und Freizeit. *) Stand 2014: keine neueren Daten erhältlich Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest, Oktober 2014 Tourismus und anspruchsvoller Hochbau Der Tourismus ist eine zentrale wirtschaftliche Stütze für die marokkanische Wirtschaft. Im Jahr 2014 hat er unmittelbare 8,1%, indirekt 17,9% zum BIP beigetragen, so der internationale Tourismusverband WTTC. Mit einer beeindruckenden landschaftlichen Vielfalt, langen Küstenstränden und einem reichen und vielfältigen Kulturerbe bietet Marokko hervorragende touristische Voraussetzungen. Seit 2010 bleibt die Entwicklung des Tourismus allerdings hinter den Erwartungen zurück. Trotz einer von 2010 bis 2014 beträchtlichen Erhöhung der Bettenkapazitäten von 177.000 auf 216.000 sowie einer Steigerung der Touristen von 9,3 Mio. auf 10,3 Mio. stagnierten die Einkommen von rund 5 Mrd. Euro mit einem Plus von gerade einmal 1,3%. Bis Juli 2015 ist zudem ein Einkommensrückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,6% zu verzeichnen. Die große Zurückhaltung von Investoren in der Branche und die Erwartung von Kreditausfällen machen die gegenwärtige Krise deutlich, in der die marokkanische Tourismusindustrie steckt. Vor allem Casablanca hebt sich beim Bau neuer Hotels positiv vom gegenwärtigen Trend ab. Unrealistisch ist, dass das Regierungsprogramm für Tourismus Vision 2020 tatsächlich umgesetzt werden kann. Vision 2020 hat bis 2020 eine Verdoppelung der Einkünfte und Besucherzahlen zum Ziel. Avisiert sind private Investitionen von rund 140 Mrd. DH (rund 12,4 Mrd. Euro), während der Staat die Investitionen steuerlich fördert und in die Grundstückserschließung investiert. Dazu will das marokkanische Königreich zwischen 2011 und 2020 Ausgaben in Höhe von 32 Mrd. DH (rund 2,9 Mrd. Euro) mobilisieren. Vision 7

2020 schließt an den Plan Azur 2010 an, in dem vor allem die Entwicklung großer Strandanlagen konzipiert waren. Bislang sind die Großanlagen nur zum Teil vorangekommen. Für die Entwicklung des Tourismus wiegen die auf Halt gesetzten und gestrichenen Tourismusprojekte in Marrakesch besonders schwer. Casablanca Das marokkanische Wirtschaftszentrum Casablanca war bislang kaum vom Tourismus erschlossen. Im Segment Geschäftsreisende waren die Kapazitäten bislang eher klein. Von einer Krise im Hotelbau ist in Casablanca jedoch nichts zu spüren. Im Gegenteil: 17 Hotels mit einer Kapazität von 4.500 Betten sind gegenwärtig im Bau oder kurz vor der Lancierung. Das Stadtufer der marokkanischen Metropole Casablanca erhält mit dem Projekt Wessal Casablanca Port eine Attraktion. Hauptfinanzier des auf 730 Mio. US$ veranschlagten Vorhabens ist der Fonds Wessal. Die auf Tourismusprojekte spezialisierte Finanzgruppe setzt sich zu gleichen Anteilen aus Staatsfonds der arabischen Golfstaaten und dem marokkanischen Tourismusfonds (FMDT) zusammen. Mit dem Projekt Wessal Casablanca Port verspricht sich die marokkanische Regierung, in Sachen mangelnder touristischer Infrastruktur etwas Abhilfe zu schaffen. Das Vorhaben erstreckt sich rund 500 m entlang der Küste, von der Hafenzone bis zu der im Bau befindlichen Luxusmeile Casablanca Marina. Die Baufläche von Wessal Casablanca Port (Casablanca Marina) beträgt 12 ha (0,12 qkm). Parallel zu dem Projekt erfolgt im Hafen von Casablanca die Umwidmung der bestehenden Reparaturwerft und des Fischereihafens in einen Terminal für große Kreuzfahrtschiffe. Auch eine neue Anlegestelle für die Fischerboote ist vorgesehen. Gleichzeitig soll die am Hafen gelegene Altstadt renoviert werden. Im Zentrum von Casablanca ist das wohl größte Theater Afrikas mit insgesamt 2.400 Sitzplätzen (Auditorium und Theatersaal) im Bau. Wessal investiert außerdem in Tourismusprojekte in Rabat (Bouregreg). Rabat Das Projekt Wessal Bouregreg in Rabat schließt nach Bab al Bahr ein weiteres Entwicklungsprojekt für das Premiumsegment im Flusstal des Bouregreg an. Kernstück des von Wessal finanzierten Projekts ist der Bau eines modernistischen Theaters (Stararchitektin: Zaha Hadid), dessen Grundstein der marokkanische König im Oktober 2014 gelegt hat. Zu dem insgesamt 790 Mio. Euro teuren Vorhaben auf 110 ha gehört noch ein Museum, ein Jachthafen, Hotels und gehobene Wohnanlagen. Geplante Fertigstellung des Gesamtprojektes ist 2020. Tanger Neben dem Ausbau des Tiefseehafens Tanger Med, dem Umbau und der Modernisierung des alten Hafens von Tanger und einem TGV-Anschluss (siehe auch Kapitel zur Infrastruktur) ist die Modernisierung und Umwidmung des alten Hafengeländes von Tanger geplant. Das Vorhaben würde rund 26 Mrd. DH (2,3 Mrd. Euro) kosten, so Zeitungsmeldungen. Teile der Projekte hierzu sind im Bau, andere auf Halt gesetzt. Mittels der Konversion der ehemaligen Lagerhallen sind zusätzlich ein Kongresszentrum sowie ein Museum (15.000 qm) geplant. Mehr als 30 ha des Hafengeländes sind für touristische und 8

kulturelle Veranstaltungen (einschließlich Multiplexkino) bestimmt. Hinzu sollen Büroräume und Einkaufszeilen kommen. Auch ein Seilbahn-System ist geplant, und zwar eine Verbindung zwischen Stadtzentrum, Marina, Fischereihafen und Kasbah. Mittelfristig sind Übernachtungskapazitäten von insgesamt 1.600 Betten avisiert. Marrakesch Mit einem beeindruckenden Panorama der häufig schneebedeckten Hänge des Hohen Atlas sind einige neue Hotels, Villen, Golf- und Poloplätze eröffnet worden beziehungsweise im Bau. Weitere Großprojekte sind allerdings auf Halt gesetzt oder gestrichen. Marrakesch gilt als wichtiger Ort für den Neubau und die Instandsetzung von Erst- und Zweitwohnsitzen vor allem wohlhabender Europäer. Hier hat insbesondere die schwache Konjunktur in Frankreich die Nachfrage spürbar gebremst. Wirtschaftsbau Der Ausbau eines modernen Industriesektors beispielsweise in der Kfz- und Luftfahrttechnik bietet Geschäftspotenzial für den Wirtschaftsbau. Auch in die Weiterverarbeitung von Phosphat wird kräftig investiert. Der starke internationale Wettbewerb hat allerdings in den letzten Jahren im Bekleidungssektor zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten geführt; die Stahl- und Baustoffherstellung ist wenig ausgelastet. Insgesamt ist der Industrieanteil am Gesamt-BIP zwischen 2005 und 2014 leicht zurückgegangen; er belief sich 2014 auf 12,5%. Energieeffizienz im Gebäudebau Gebäude verbrauchen in Marokko rund 36% des nationalen Energieverbrauchs, 29% davon entfallen auf Wohnviertel und 7% auf den Dienstleistungssektor. Am 17.11.11 ist ein neues Gesetz zur Energieeffizienz im Bausektor in Kraft getreten, das unter anderem schrittweise die Einführung neuer Normen vorsieht. Die neue Gebäudeenergieverordnung soll den Bausektor dazu bewegen, Mindestanforderungen zur Energieeinsparung einzuhalten. Die für Neubauten geltenden Normen decken folgende vier Schwerpunkte ab: die Kühlung und Beheizung von Gebäuden, Isolierung und der Aufbau solarthermischer Anlagen vor allem für Krankenhäuser, Hotels und Mehrfamilienhäuser. Ziel ist es, den Energieverbrauch von Gebäuden bis 2020 um 12% zu reduzieren. Das Gesetz sieht vor, dass jeder Antragsteller einer Baugenehmigung die Normen und Standards, die in Bezug auf Energieeffizienz festgelegt worden sind, einhalten muss. Jeder Antrag muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung enthalten. Ausnahme ist der Bau von Einzelhäusern auf dem Land. Unternehmen sind ab einem bestimmten Grenzwert gezwungen, jährliche Energieaudits durchzuführen. In dem Gesetz sind Pilotprojekte vorgesehen, in denen der Bauherr für die Umsetzung energieeffizienten Bauens Subventionen erhält. 9

Projekte Großprojekte im Hochbau in Rabat Projekt Entwickler Projektkosten (in Mio. US$) Al Noor Turm Middle East Development LLC Stand / Anmerkung 1.500 Vorstudie / 114 Stockwerke. Al-Firdaous Integrated Housing Project Al Maabar International Investments-Bab Al Bahr Grand Theatre in Rabat Ministère de l Habitat et de l Urbanisme Bouregreg River Development Agency Bouregreg Valley Development Agency 1.706 Im Bau / Bau von Villen, Häusern und Wohnungen. 750 Im Bau / Bau in Rabat von Fünf- Sterne-Hotel, Büros, Theater und Einkaufszentren. 165 Im Bau / Theater mit 2.050 Sitzen. Quelle: MEED Projects, August 2015 Großprojekte im Hochbau im Großraum Casablanca Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Casablanca Towers Dubai Holding 600 Gestrichen / Bau von Türmen und einer Mall in Casablanca. New Casablanca Marina Grand Theatre in Casablanca Groupe Caisse de Dépôt et de Gestion 590 Vorstudie / Bau von Luxushotels, Einkaufs- und Freizeitanlagen, einschließlich Hochhaus. Casa Aménagement 170 Im Bau / Gebaut wird ein Auditorium mit 1.800 Sitzen und ein Theater mit 600 Sitzen. Vert Marine Saham Group 85 Im Bau / Gebaut wird ein Luxus- Wohnprojekt Grand Aquarium Zenith Rabat Gewerbegebäude Al Manar Development A Lazrak Immobilier 20 Im Bau. 26 Vorstudie / größtes Aquarium in der Marina von Casablanca auf einer Fläche von 15.000 qm. Quelle: MEED Projects, August 2015 Großprojekte im Hochbau in Marrakesch Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Park Hyatt Marrakesch Alliances Group 800 Im Bau / Hotel, Villen, Wohnungen. Marrakesch Health Care City Quelle: MEED Projects, August 2015 Tasweek 60 Im Bau / Hotel mit 40 Zimmern, private Klinik mit 160 Betten, 56 Appartements. 10

Gestrichene und auf Halt gesetzte Großprojekte in Marrakesch Projekt Entwickler Projektkosten (in Mio. US$) Oukaimeden Atlas Ski and Golf Sorouh's Atlas Garden Resort Stand / Anmerkung Emaar Properties 1.400 Auf Halt / Tourismusprojekt im Atlasgebirge in Marrakesch. Sorouh Real Estate 200 Gestrichen / Hotel und Wohnungen in Marrakesch. Real-Estate Development Project La perla International Living 100 Gestrichen / Bau von einem Beach Club. Shaza Marakkech Hotel Shaza Hotels 90 Auf Halt / Hotel mit 210 Zimmern sollte in Marrakesch gebaut werden. Jnan Amar Polo Al Amal 85 Auf Halt / Bau von Luxushotel, Wohnungen und Polospielanlage. Quelle: MEED Projects, August 2015 Großprojekte im Hochbau in Tanger und in der Nähe von Tanger Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Ch'Rafate City Project Al Omrane Group 3.000 Im Bau / Bau einer neuen ökologischen Stadt in der Nähe von Tanger. Tinja Projekt Emaar Properties 1.000 Auf Halt / Teil des Tanja-Projektes. Al Houara Development Villa Royale Qatari Diar Real Estate Investment Company Gulf Holdings Company 1.000 Im Bau / Bau eines Beach Resort enthält Villen, Appartements, Hotels, Verkaufsstellen und Sportanlagen. 800 Auf Halt / Bau von Villen, Residenzen, Schule, Klinikum, Luxushotel. Azla Real Estate Project Kudla 692 Gestrichen / Bau in Larache von Luxusvillen und Appartements, Hotel, Golfplätze, Einkaufs-, Freizeit- und Sportanlage. Tanger City Center Inveravante 260 Im Bau / Bau von Wohnungen, Hotels und Einkaufszentrum. Hilton Graden Inn Tanger City Center Invervante 90 Im Bau / Fünf-Sterne-Hotel mit 323 Zimmern. Tamuda Bay Sienna Group 60 Im Bau / Villen und Hotel in Tanger. Hilton Tanger City Center Hotel & Residences Rehabilitation von Tazi Palace Invervante 60 Im Bau / Bau von Hotel mit 182 Zimmern und Residenzen in Tanger. Katara Hospitality 55 Entwurf / Luxushotel mit 120 Zimmern bei Tanger. Golf and Racquet Qatari Diar Real Country Club Estate Investment Company Quelle: MEED Projects, August 2015 50 Im Bau. 11

Weitere Großprojekte im Hochbau Projekt Entwickler Projektkosten (in Mio. US$) Stand / Anmerkung Bahia Golf Beach ONAPAR 1.200 Im Bau / wird gebaut in der Region von Chaouia-Ouardigha, Wohneinheiten, Luxusvillen, Golfplatz, ein Strandhotel, ein Golfhotel, ein Strandclub und Reitanlagen. Cala iris Resort Medz 410 Auf Halt / Hotel, Villen, Wohnungen, Golfplätze in Al Hoceima. Four Seasons Resort Agadir Gemischt genutztes Projekt in Agadir Akwa Group 120 Entwurf / Hotel wird gebaut, 56 private Residenzen in Agadir. Tasweek 55 Vorstudie / Gesundheitseinrichtung, Wohnprojekte, Einzelhandel, Tourismus. Quelle: MEED Projects, August 2015 3. Tiefbau / Infrastrukturbau Marktlage und Marktentwicklung Straßenbau Zwischen 2012 und 2016 plant das marokkanische Königreich Investitionen in Höhe von 41,8 Mrd. DH (3,8 Mrd. Euro); davon sind 15,8 Mrd. DH (knapp 1,5 Mrd. Euro) für den Autobahnbau vorgesehen. Insgesamt sind bis 2030 acht neue Autobahnstrecken geplant. Gegenwärtig umfasst das Autobahnnetz 1.416 km. Vor dem Hintergrund der 2013 und 2014 angefangenen Projekte wird es bis Ende 2015 bei 1.800 km liegen. Im Jahr 2015 sind neben den laufenden Projekten insbesondere Instandhaltungsmaßnahmen avisiert. Mit dem Baustart neuer Strecken ist 2016 zu rechnen. Zu den wichtigsten Projekten gehört der Bau der Autobahnverbindung Berrechid Khouribga mit einer Länge von 172 km. Die erste Teilstrecke - von Khouribga nach Béni Mellal - mit 92 km ist im Mai 2014 eröffnet worden. Zusätzlich zum Bau von Autobahnen plant das marokkanische Transportministerium den Ausbau des Straßennetzes in den ländlichen Regionen. Dies erfolgt im Rahmen des "Programme National des Routes Rurales" (PNRR). Das rund 1 Mrd. Euro teure Programm umfasst den Bau von insgesamt 15.000 km Landstraße. Internationale Entwicklungsagenturen unterstützen das Vorhaben. Schienenverkehr Insgesamt verfügt das Königreich über 2.110 km Eisenbahnlinie, davon sind 1.284 km elektrifiziert. Bisher kann eine Geschwindigkeit von maximal 160 km/h erreicht werden. Der Bedarf das Netz weiter auszubauen ist groß. Von 2003 auf 2011 ist der Personentransport über die Schiene auf 14 Mio. Passagiere angestiegen. Dies entspricht einem jährlichen Wachstum von 12%. Phosphat und Phosphatprodukte machen alleine drei Viertel der Transporte aus. Insgesamt rechnet die ONCF (s Chemins de Fer) mit einem Anstieg der transportierten Warenmenge von 35 Mio. (2010) auf 50 Mio. t bis 2015 - je nach Quelle können diese Zahlen mitunter stark abweichen. Marokko setzt auf den Bau eines Hochgeschwindigkeitszuges (TGV). Zunächst geht es um den Bau der Strecke Tanger-Casablanca. Langfristiges Ziel ist die sogenannte "Atlantik-Linie", die neben Tanger, Rabat und Casablanca auch Essaouira und Agadir und die Verbindung mit 12

Marrakesch umfasst. Im Übrigen ist eine Verbindung nach Oujda im Nordosten für eine "transmaghrebinische Linie" nach Algier und Tunis geplant. Die Inbetriebnahme der Strecke Tanger-Casablanca, die für Ende 2015 vorgesehen war, verzögert sich. Grund hierfür sind Verzögerungen bei der Grundenteignung. Voraussichtlich geht die Strecke erst 2017 in Betrieb. Die ONCF und die französische SNCF haben die Gründung eines Unternehmens beschlossen, das in Zukunft die marokkanische Schnellbahn unterhalten soll. Die Entwicklungsprojekte für den Schienenverkehr lagen für die Zeiträume 2005 bis 2009 und 2010 bis 2015 bei 18 Mrd. DH (circa 1,7 Mrd. Euro) beziehungsweise 33 Mrd. DH (rund 3 Mrd. Euro). Neben dem TGV ist die Modernisierung des bestehenden Eisenbahnnetzes und von Bahnhöfen geplant oder im Gange. Hierzu zählen die Erweiterung der Strecke Settat-Marrakesch auf zwei Spuren sowie die Elektrifizierung der Linien Fès- Oujda und Taourirt-Nador. Außerdem erstellt die marokkanische Bahngesellschaft ONCF Studien für die Erweiterung des Netzes um Städte wie Béni Mellal und Tetouan. Für 2015 hat die ONCF eine Ausschreibung für eine Studie einer Strecke von Marrakesch nach Agadir (320 km) angekündigt. Auf rund 63 km ist die Einführung eines Regionalnetzes in Casablanca (RER Casablanca) avisiert. Wichtige Strecken sind hierbei die Verbindung zwischen Mohammadia und Casablanca und zwischen Casablanca-Süd und Flughafen Mohammed V sowie der Bau einer unterirdischen Strecke zwischen den Bahnhöfen Casablanca Port und Sud de Casablanca (9 km). In den Städten Mita, Zenata, Fès, Marrakesch und Tanger sollen neue Logistikzentren für den Eisenbahnverkehr entstehen. Die Sicherheit für Passagiere soll durch neue Ausstattungen und Modernisierungen deutlich erhöht werden. Öffentlicher Nahverkehr Im Dezember 2012 ist die erste Straßenbahnlinie in Casablanca mit 31 km Länge eingeweiht worden. Bislang geplant waren drei weitere Linien und eine Strecke für den Nahverkehr. Offensichtlich erwägen jedoch die Planer der Verkehrsgesellschaft Casa Transport die Errichtung eines Bussystems (Bus à Haut Niveau de Service, BHNS). In der Diskussion ist eine Nahverkehrsstrecke (57 km) vom Flughafen Casablanca nach Mohammadia. Im Mai 2011 ist zwischen der marokkanischen Hauptstadt Rabat und der Nachbarstadt Salé ein Netz (zwei Linien und 30 Stationen) mit einer Länge von 19 km in Betrieb gegangen. Auch Straßenbahnlinien für Fes, Marrakesch und weitere Städten sind immer wieder in der Diskussion. Wichtigste ausländische Akteure im Straßenbahnbau in Rabat und Casablanca sind die französischen Unternehmen Alstom (Schienenwagen für Casablanca und Rabat), Systra (Consulting für Casablanca und Rabat) und Veolia Transdev (Betrieb Rabat) sowie RATP (Betrieb Casablanca). Des Weiteren ist eine Straßenbahn und Seilbahn in Tanger geplant. Flughafenbau Marokko zählt 16 internationale, zehn nationale, sechs Militärflughäfen und mehr als 20 weitere Landepisten. Zur Entwicklung des Luftverkehrs wurde 2012 ein Strategieplan entwickelt. Die Regierung rechnet mit Investitionen in Höhe von 25 Mrd. DH (rund 2,25 Mrd. Euro). Rund die Hälfte der geplanten Ausgaben ist für die Modernisierung und den Ausbau des Flughafens Casablanca/ Mohammed V vorgesehen. Der Strategieplan, der auf insgesamt 15 Flughäfen Anwendung findet, soll bis 2035 umgesetzt werden. Arbeiten für den Ausbau von Kapazitäten sind im Gange (Nador, Fès, Marrakesch, Guelmim und Zagora). Die 2015 erwartete Eröffnung eines neuen Terminals des Flughafens Marrakesch Menara ist auf 2016 verschoben. 13

Hafenbau Die staatliche Hafengesellschaft Nador West Med (NWM) hat Anfang November 2014 zur Präqualifikation für die erste Bauphase des gleichnamigen Hafens im Nordwesten des Landes eingeladen. Insgesamt haben sich 13 Parteien präqualifiziert. Beratendes Unternehmen ist die Artelia (Frankreich). Die Endausschreibung ist noch für 2015 geplant. Ursprünglich war der Hafen als reiner Energiehafen (vor allem Import von Kohle) vorgesehen. Mittlerweile umfasst der Vorentwurf, zusätzlich zu fünf Ölverladestationen und einem Kohlehafen, einen Containerhafen mit einem 7,3 km langen Kai. Hinzu kommt eine angeschlossene Industrie- und Freihandelszone, die sich auf 1.500 ha erstreckt. Die Projektkosten sind auf 870 Mio. Euro veranschlagt. Gemäß eines Fünfjahresplans der nationalen Hafenbehörde ANP (Agence Nationale des Ports) stehen zwischen 2015 und 2019 Ausgaben in die Hafeninfrastruktur in Höhe von rund 553 Mio. Euro an. Alleine 2015 seien circa 230 Mio. Euro geplant, so Regierungsstellen. Die für 2015 bis 2019 vorgesehenen Investitionen sind Teil des Entwicklungsvorhabens "Stratégie portuaire 2030 du royaume". Dabei geht es nicht nur darum, die Umschlagskapazitäten zu erhöhen, sondern auch, den Seeverkehr internationalen Standards anzupassen. Wasserversorgung/Abwasser Zentrale Institution für den Wasserbereich ist die nationale Behörde ONEP (l Office national de l eau potable). Im Jahr 2009 wurde eine strategische Zusammenarbeit mit dem Stromversorger ONE (l Opérateur national d électricité) beschlossen. Im April 2012 fusionierte ONEP mit ONE zur ONEE ( l Électricité et de l Eau potable). Weitere wichtige Akteure sind private Unternehmen, die eine Konzession für die Wasserversorgung von vier großen Städten erhalten haben (Casablanca, Tanger, Tetouan und Rabat Salé). Insgesamt bestreiten die privaten Versorger 36% der Wasserabonnenten. Rund 33% werden durch die ONEE versorgt und weitere 31% durch kommunale Versorgungsunternehmen (Regis). Im regionalen Vergleich ist Marokko bei der Versorgung mit Trinkwasser gut aufgestellt. Laut Weltbank hatten im Jahr 2011 rund 98% der städtischen Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser, auf dem Land dagegen nur 61%. Wasser ist in Marokko ein knappes Gut. Die Nachfrage nach Trinkwasser steigt kontinuierlich. Für die Jahre 2013 bis 2016 plant die marokkanische Regierung Investitionen in den Wassersektor von rund 1,5 Mrd. Euro. Kooperationen mit internationalen Finanzinstitutionen fokussieren sich dabei auf die Verbesserung der Trinkwasserversorgung in kleineren Städten und ländlichen Gebieten. Im Rahmen der nationalen Wasserstrategie wurde beschlossen, das verfügbare Wasserangebot durch Staudammprojekte weiter auszubauen. Deutsche Unternehmen sind noch zu wenig aktiv und liegen beim marokkanischen Import von Wassertechnologie hinter Frankreich und Italien auf dem dritten Platz. In der Entwurfsphase sind Pläne für einen groß angelegten Nord-Süd-Wassertransfer. Die veranschlagten Projektkosten liegen bei rund 3,5 Mrd. Euro. Ziel des Großprojektes ist es, ungenutztes Wasser aus den nördlichen Flussbassins in die Mitte des Königreiches zum Ballungszentrum Casablanca sowie nach Marrakesch zu leiten. In der Hauptsache ist das Projekt darauf ausgerichtet, die südlicher gelegenen Flussbassins zum Zwecke der landwirtschaftlichen Nutzung mit mehr Wasser zu versorgen. In dem Wasserbauprojekt würden bis 2030 maximal 45 cbm pro Sekunde in einem Leitungs-, Kanal-, und Pumpsystem über eine Entfernung von 500 km transportiert. Bis 2030 sollen 30 neue Staudämme errichtet werden, der größte davon in der Nähe von Fès. 14

Um die Wasserknappheit zu reduzieren setzt Marokko verstärkt auf die Meerwasserentsalzung. Bislang gibt es rund zehn kleine Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Kapazität von circa 35.000 cbm, so Presseberichte. Am 30.5.14 hat die ONEE eine Public-Private-Partnership (PPP) mit dem spanischen Technologiekonzern Abengoa (Energie und Wasser) sowie mit dem Investitionsfonds Inframaroc (gehört zu CDG: Caisse de Dépôt et de Gestion) zum Bau der größten Meerwasserentsalzungsanlage in Marokko beschlossen. Das Werk wird in Cap Ghir rund 40 km nördlich von Agadir gebaut und täglich 100.000 cbm Trinkwasser produzieren. Die Projektkosten liegen für die erste Bauphase bei 82 Mio. Euro. Abschluss der ersten Phase ist 2020. In der Erweiterung sind weitere 1.000.000 cbm vorgesehen. Im Rahmen von PPP seien ebenso Meerwasserentsalzungsanlagen in Casablanca, Hoceima und Tanger geplant. Für die Realisierung der Meerwasserentsalzungsanlagen müssten 27 Mrd. US$ mobilisiert werden. Dabei setzt die marokkanische Regierung auf PPP. Unter der Federführung des Agrarministeriums ist ein weiteres Meerwasserentsalzungsprojekt geplant. Das PPP-Vorhaben Chtouka (südlich von Agadir, Region Souss) würde täglich 167.000 cbm entsalzen; für das Vorhaben würden Energiekapazitäten von 34 MW benötigt. Im Gegensatz zur Trinkwasserversorgung weist die Abwasserentsorgung in Marokko große Mängel auf: Die Zahl der Kläranlagen ist viel zu gering. Vor allem die Behandlung von Industrieabwässern liegt im Argen. Zur Verbesserung der Situation hatte ONEP 2005 ein nationales Abwasserprogramm (programme national d assainissement, PNA) erlassen. Bis 2020 sollen so circa 80% der städtischen Abwässer regulär abgeleitet werden. Alleine 2015 ist die Realisierung von 16 Abwasseranlagen geplant. Die Projektkosten belaufen sich auf knapp 67 Mio. Euro. Weitere 29 Städte mit insgesamt 1,25 Mio. Einwohnern werden nach dem Willen der marokkanischen Regierung bis 2017 mit einem funktionierenden Abwassermanagementsystem ausgestattet. Casablanca erhält derzeit ein neues Abwassersystem. Deutschland hat bereits mehrere Kläranlagen finanziert. Erneuerbare Energien Die Pläne Marokkos zur Stärkung der erneuerbaren Energien sind im nordafrikanischen Vergleich ehrgeizig. Bis 2020 sind Kapazitäten bei der Stromerzeugung mittels Wind-, Solar- und Wasserkraft von jeweils 2.000 MW geplant. Damit würden die regenerativen Energien rund 42% der gesamten Kraftwerkskapazitäten stellen. Die Gesetzeslage zur Förderung der erneuerbaren Energien ist für regionale Verhältnisse gut. Zentral ist das Gesetz Nr. 13-09, das im März 2010 in Kraft getreten ist. Dieses erlaubt jeder juristischen und natürlichen Person, Energie aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Es ermöglicht allerdings keine Einspeisung von erneuerbaren Energien ins Niedrigstromnetz und damit keinen flächendeckenden Einsatz (Privathaushalte und Kleinbetriebe). Möglich ist hingegen die Stromproduktion für den Eigenbedarf oder für Abnehmer mit Anschluss an das Hochspannungsnetz. Infolgedessen können Betriebe (etwa Zementwerke) oder auch Gemeinden beliefert werden. Größere Windkraftanlagen (ab 2 MW) können nur an ausgewiesenen Stellen installiert werden. Installationen von mehr als 2 MW für die Stromproduktion und 8 MW für thermische Energie benötigen eine aufwendige Betriebsgenehmigung. Sowohl im Hinblick auf die Produktion für das Gesamtnetz als auch bei der Produktion für den Eigenverbrauch - etwa für energieintensive Betriebe - sind in der Windenergie (ausschließlich onshore) große Fortschritte zu verzeichnen, die auch in Zukunft anhalten werden. Gegenwärtig werden Windprojekte im Wert von knapp 2,5 Mrd. US$ umgesetzt. Der katarische Investor Nebras Power hat in Partnerschaft mit dem französischen staatlich dominierten Elektrizitätskonzern EDF Investitionen in die Windkraft in Marokko angekündigt. Eingestiegen in die unabhängige Energieproduktion auf Basis von Windkraft sind zwei Zementwerke. Insgesamt sind 37 MW installiert, wovon 32 MW vom französischen Zementhersteller Lafarge bei Tetouan und 5 MW seitens der Ciment du Maroc (Laayoune) 15

gestellt werden. Bei Safi werden in Kürze 10 MW Windkraft ein Zementwerk (Ciment du Maroc) versorgen. Im Falle von Lafarge liefert das marokkanische Unternehmen Navera (Teil der königlichen Holding SNI) den Strom, Ciment Maroc produziert hingegen in Selbstregie. Ausbaupläne für die Windkraft Bestehende Windparkanlagen bis 2013 Kapazität bestehender Windparkanlagen bis 2013 (MW) Parks im Bau oder in der Entwicklung bis 2014 und 2015 Kapazität der Parks im Bau oder Entwicklung bis 2014 und 2015 (MW) Weitere Windparkanlagen 2015 bis 2020 Kapazität weiterer Windparkanlagen 2015 bis 2020 (MW) A. Torres 50 Tarfaya 301 Taza 150 Amougdoul 60 Renforcement A. Torres 100 Tanger II 100 Tanger I 140 Khalladi 120 Jbel Hdid 200 Lafarge 32 Koudia Baida 200 Tiskrad 300 CIMAR 5 - - Boujdour 100 Foum El Oued 50 - - Midlet 150 Laayoune 50 - - Akhfennir 100 Haouma 50 - - Boujdour 100 Essaouira 60 - - Koudia Al Baida 300 - - - - Jbel Lahdid 200 Summe 487 720 1.100 Quellen: Le marché de l'énergie électrique au Maroc, ONEE 2013; MEED Projects, August 2015 Im Jahr 2009 hat das marokkanische Königreich den Solarplan Le Programme Marocain de l Energie Solaire aufgelegt und auf institutioneller Ebene hierfür die zuständige Agentur Masen (Moroccan Agency for Solar Energy) gegründet. Der Solarplan umfasst fünf Standorte, in denen wiederum eine Reihe unterschiedlicher solartechnischer Großanlagen untergebracht sein sollen. Die geplanten Technologien sind vorwiegend auf Basis von Solarthermie (CSP, Concentrated Solar Power) vorgesehen. Der Fotovoltaik (FV) ist ein Anteil von 20% vorbehalten, so die Masen 2013. Laut Solarplan sind die Standorte für die Großanlagen: Ain Beni Mathar, Ouarzazate, Foum Al Oued, Boujdour (Westsahara) und Sebkhat Tah (Westsahara). Die Gesamtkapazität liegt bei 2.000 MW. Bau und Betrieb sollen im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften auf der Grundlage von Abnahmeverträgen zwischen Betreibern der ONEE und den privaten Betreibern der Großanlagen erfolgen. Für den Solarplan sind Investitionen in Höhe von 9 Mrd. US$ eingeplant. Demgegenüber liegen die veranschlagten Investitionskosten bei der Windenergie bei 3,5 Mrd. US$ für 2.000 MW. Bei den schon laufenden Projekten fallen die Kosten zudem höher als ursprünglich geplant aus. Bislang liegt der Ausbau mit 500 MW bis 2015 im Plan. Wegen der stark gefallenen Preise bei der konkurrierenden Technologiesparte FV und den auftretenden Schwierigkeiten bei diversen Plänen zum Export von Solarstrom nach Europa erscheint eine komplette Umsetzung immer weniger wahrscheinlich. Das Solarzentrum Ouarzazate soll 2017 abgeschlossen sein und mit einer Gesamtkapazität von 500 MW nach heutigem Stand der weltweit größte CSP-Standort sein. Im Bau ist der erste Block (Noor 1) des Solarkraftwerks. Ende 2015 soll Noor 1 ans Netz gehen. Die Erzeugung des Stroms erfolgt über Parabolrinnen-Technik (160 MW). Finanziert wird die Anlage unter 16

anderem von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), der französischen Entwicklungsbank AFD, der Weltbank und der Europäischen Investitionsbank (EIB). Zudem vergibt die KfW-Bank 654 Mio. Euro für den Bau von Noor 2 (mit Kraftwerksturm) und Noor 3. Mit einem Anteil von 70% ist der saudi-arabische Privatkonzern Acwa-Power Haupteigner von Noor 1. Auf Masen (Moroccan Agency for Solar Energy) entfallen 25%. Die Ausschreibung für Noor 2 (200 MW) und Noor 3 (150 MW, mit Solarturm) hat ein Joint Venture aus Akwa und dem spanischen Technologieunternehmen Sener Ingeniera gewonnen. In der FV sind bislang rund 14 MW - vorrangig netzunabhängig - installiert (Stand 2012). Vor allem im Rahmen des Programms zur ländlichen Elektrifizierung PERG (Programme d Electrification Rurale Global) und beim FV-Betrieb von Pumpen in der Landwirtschaft sind Marktnischen gegeben. Zudem ist mit dem Bau von größeren FV-Parks zu rechnen. In der Pipeline sind für die Bewohner der Oasengruppe Tafilalt drei FV-Anlagen mit einer Kapazität von 25 MW. Für die Präqualifikation haben sich Ende September 2015 49 Unternehmen beworben. Der Wasserkraft fällt am Energiemix eine zentrale Rolle zu. Der Nennwert bei der aufgestellten Kapazität für Wasserkraftwerke lag 2012 bei 1.770 MW, hierzu zählt auch ein Pumpspeicherkraftwerk namens Afourer mit 464 MW. Ziel bis 2020 ist eine Gesamtkapazität von 2.280 MW. Wegen der hohen Niederschlagsvarianz liegt der Anteil der Wasserkraft bei 5 bis 25% der gesamten Stromerzeugung. Zwar bietet die Wasserkraft Geschäftspotenzial, Großprojekte sind allerdings schon im Vergabeprozess beziehungsweise im Bau. Den Löwenanteil für die geplante Steigerung stellen der Bau eines konventionellen Wasserkraftwerkkomplexes am Sebou-Fluss und ein Pumpspeicherkraftwerk Abdelmoumen rund 70 km nordöstlich von Agadir. Dabei geht es im ersten Fall um den Bau jeweils eines Staudamms und Kraftwerks von 45 MW (Mdez) und 125 MW (Menzel) mit einem Projektwert von 87 Mio. beziehungsweise 125 Mio. Euro. Die Fertigstellung beider Kraftwerke ist für Mitte 2018 angekündigt. Eine gute Marktentwicklung ist bei kleinen Wasserkraftwerken gegeben, die insbesondere der Versorgung von Bergdörfern ohne Netzanschluss dienen sollen. In diesem Kontext plant die Platinum Power, eine Tochter der US-amerikanischen Brookstone Partners, im Atlasgebirge (Tillouguite und Bouteferda) an Zuflüssen des Umm Erribia-Flusses drei Wasserkraftwerke mit jeweils 12 MW. Die Kraftwerke sollen im Rahmen einer öffentlichprivaten Partnerschaft und auf der Basis von festgelegten Einspeisetarifen betrieben werden. Angekündigt hat die Brookstone Partners eine Investitionssumme von rund 106 Mio. Euro. Der Umm Erribia fließt rund 90 km südlich von Casablanca ins Meer. Bis 2016 werden rund zwölf hydroelektrische Anlagen mit einer Gesamtleistung von 92,5 MW in Betrieb gehen, so die ONEE. Kohle und Erdöl/-gas Dem internationalen Lob für die nachhaltige Orientierung Marokkos zum Trotz erfolgt in dem Königreich ein beachtlicher Zubau neuer Kohlekraftwerke. Mit einem Anteil von 17% an der Versorgung Marokkos mit Primärenergie und drei Kohlekraftwerken mit einer Gesamtleistung von 1.825 MW spielt die Kohle eine wichtige Rolle. Zwei Erweiterungsvorhaben und der Bau eines neuen Kohlekraftwerks werden in Zukunft für weitere 2.404 MW und für eine Steigerung bei den Kohleimporten um 3,5 Mio.t von gegenwärtig 6 Mio.t sorgen. Ebenso ist der Ausbau von Dieselkraftwerken geplant. So ist für das Kraftwerk in Dakhla eine Erweiterung um 20 MW vorgesehen, während Tiznit ein neues Dieselkraftwerk (72 MW) erhält. 17

Übertragungsnetze und Energiespeicherung Die ONEE - Monopolist bei der Stromübertragung - plant von 2013 bis 2017 Investitionen in Höhe von 900 Mio. Euro in den Stromtransport und 310 Mio. Euro in die Verteilung. Im Bereich der Hochspannungsleitungen mit 400 kv ist ein Ausbau von 2.520 km geplant. Dieser umfasst sowohl die Stärkung der Überlandleitungen als auch den Anschluss an die im Bau beziehungsweise in der Erweiterung befindlichen Wärmekraftwerke in Safi, Jerada und Jorf Lasfar. Für die Umspannung von 400 auf 225 kv hat die ONEE Leistungstransformatoren mit einer Kapazität von 600 MVA (Megavoltampere) festgesetzt, für Hochspannungsleitungen mit 225 kv ist ein Zubau von 2.600 km vorgesehen. Diese werden laut ONEE unter anderem die geplanten Wasserkraftwerke, die Solaranlage Ouarzazate und diverse Windparks anschließen. Des Weiteren ist der Ausbau des Netzes mit 60 kv um 1.200 km geplant. Große Fortschritte sind in den beiden letzten Jahrzehnten bei der ländlichen Elektrifizierung gemacht worden. Von dem Programm PERG (Programme d'électrification rurale global) haben seit dessen Bestehen (1995) rund 12 Mio. Marokkaner profitiert. Rund 91% der Ortschaften auf dem Land sind mittlerweile ans Netz angeschlossen. Bis 2016 ist der Stromanschluss für insgesamt 145.000 weitere Haushalte avisiert. Geplant ist, die weit vom Netz abgeschiedenen Siedlungen mit dezentralen Systemen wie Fotovoltaik, Windund Wasserkraft zu versorgen. Das marokkanische Übertragungsnetz beläuft sich auf 21.854 km. Die Gesamtkapazitäten bei der Umspannung liegen bei 23.147 MVA, hiervon 16.540 MVA für die Hoch- und Höchstspannung. Das Netz ist mit zwei Leitungen zu 400 kv mit Spanien und mit zwei Leitungen zu 225 kv und einer weiteren mit 2 x 400 kv mit Algerien verbunden. Mit den internationalen Anschlüssen, einer hohen Netzdichte eines ausgebauten Übertragungsnetzes, aber auch dank gegebener Speicherkapazitäten mittels Pumpspeicherkraftwerken verfügt Marokko im regionalen Vergleich über ein leistungsfähiges und robustes Netz, das vorhandene Diskrepanzen bei Angebot und Nachfrage vergleichsweise gut absorbieren kann. Aufgrund des Anschlusses an Spanien ist der Export erneuerbarer Energien technisch möglich. Telekommunikation Die nationale Telekommunikationsbehörde ANRT setzt auf die Bereitstellung von Breitbandleitungen und anderen hochleistungsfähigen Verbindungen. Dies umfasst auch Pilotprojekte für Outdoor-Wifi. Laut eigenen Angaben plant die ANRT die Ausschreibung für 4G-Mobilfunklizenzen. Investitionen in die IKT-Infrastruktur sind seitens Banken, der Telekommunikationsunternehmen und der marokkanischen Regierung (e-government) zu erwarten. Marokko ist bei IT und Offshoring, wie Backofficedienstleistungen, gut aufgestellt. Der Markt für IT-Dienstleistungen wird bis 2017 um jährlich mehr als 10% zulegen, so eine Marktstudie der International Data Corporation. Der Wirtschaftszweig ist vor allem auf den französischen und spanischen Markt ausgerichtet. IKT-Indikatoren Marokko Indikator 2005 2013 Internet-Breitbandanschluss (von 100 Personen) 0,8 2,5 Internetnutzer (von 100 Personen) 15,1 56,0 Mobilfunkverträge (von 100 Personen) 41,1 128,5 Festnetz-Anschlüsse (von 100 Personen) 4,5 8,7 Quelle: Weltbank, Juni 2015 18

Projekte Autobahnen Projekt Entwickler Projektkosten (in Mio. US$) Zufahrtstrasse l Electricité et de l Eau ONEE Quelle: MEED Projects, August 2015 Schienennetz Stand / Anmerkung 30 Entwurf / Bau einer Zufahrtstrasse. Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Pharaonic Railway ONCF *) 3.700 Vorstudie / Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Marrakesch und den südlichen Teilen des Landes.. Tanger Casablanca Hochgeschwindigkeitszug Phase I Casablanca Straßenbahnlinie Tanger - Casablanca Hochgeschwindigkeitszug Phase II ONCF *) 2.850 Im Bau / Bau einer 200 km-eisenbahnlinie zwischen Tanger, Kenitra, Rabat und Casablanca. Casa Transports 1.700 Vorstudie / Erweiterung des Straßenbahnnetzes um 80 km. ONCF *) 500 Vorstudie / Strecke zwischen Kenitra - Rabat - Casablanca. Casablanca - Marrakesch ONCF *) 500 Vorstudie / Die Strecke soll jährlich 8 Mio. Passagiere befördern. Verdopplung der Bahnlinie Casablanca - Marrakesch Eisenbahnlinie Zenata - Kenitra Phase 3 ONCF *) 150 Vorstudie / Bahnlinie Marrakesch nach Flughafen Mohammed V in Casablanca. ONCF *) 52 Vorstudie *) s Chemins de Fer Quelle: MEED Projects, September 2015 Flug- und Seehäfen Projekt Entwickler Projektkosten (in Stand / Anmerkung Mio. US$) Tanger Med Phase 2 TMSA 1.400 Im Bau / Der Hafen soll eine Kapazität von 5,2 Mio. TEU erhalten. Bau eines Hafens im Westen von Nador Umbau des Hafens von Tanger Hafen in Safi Erweiterung Terminal 2 Mohammed V Flughafen in Casablanca Erweiterung Terminal 1 Mohammed V Flughafen in Casablanca MTPNET 4) 986 Ausschreibung / Der Hafen soll eine Kapazität von 3 Mio TEU, 25 Mio. t fossiler Brennstoff, 7 Mio. t lose Kohle und 3 Mio. t andere Waren erhalten SPAT 1) 740 Im Bau / Der alte Hafen von Tanger soll für den Tourismus umgebaut werden. Office National de l Electricité (ONE) 486 Im Bau / Ein neuer Hafen wird für den Transport von chemischen Produkten, Kohle und Energie gebaut. ONDA 3) 175 Im Bau / Terminal mit 46.000 qm. ONDA 3) 150 Im Bau / Erweiterung und Sanierung des Terminals mit 40.000 qm. 19