Berufsfindung, Berufsausbildung und berufliche Entwicklung von Jugendlichen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Kurt Häfeli

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Transkript:

Berufsfindung, Berufsausbildung und berufliche Entwicklung von Jugendlichen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen

Der komisch verschüchterte Dorftrottel, der im Unterricht nie den Mund aufbekam, war nach Maryland gegangen, hatte ein Baumschulimperium gegründet und fuhr in einem silbernen Jaguar vor dem Restaurant vor, in dem das Treffen stattfand. Aus der unglücklich verachteten Tochter einer geschiedenen Frau etwas Ungeheuerliches in jenen Tagen, war eine glamouröse Merchandisingfrau in Chicago geworden. Die dauernd den Unterricht störenden Faxenmacher waren jetzt Lehrer und Polizisten mit würdevollem Gebaren und gebeugt von der Verantwortung, die kommunale Ordnung zu bewahren. John Updike Wie war s wirklich (2004, S. 39)

Übergang Oberstufe Berufswelt unter erschwerten Bedingungen Inhalte Übergänge: Begriffe, Zahlen Problemfelder und Fragestellungen Lösungsansätze (Beispiele zur Sekundarstufe I/Oberstufe, zum Übergang, zur Berufsbildung, zum Arbeitsmarkt) Ziele Problemfelder beim Übergang unter erschwerten Bedingungen beschreiben Lösungsansätze skizzieren

F&E-Schwerpunkte siehe www.hfh.ch A. Lebenswelt behinderter Menschen B. Übergang Schule Erwerbsleben Heilpädagogik C. Systemische und institutionelle Fragen D. Ausbildung und Berufsbild

B. Erschwerter Übergang Schule Erwerbsleben B.1 Niederschwellige Angebote für gefährdete Jugendliche (LSB2) (2003-2004) / B.2 Berufliche und soziale Integration von schwerhörigen und gehörlosen jungen Erwachsenen (2004-2006) / Peter Lienhard B.3 Programmevaluation Lehrstellenbeschluss 2 im Kanton Zürich (2004-2005) / B.4 Laufbahnen von Risikogruppen (2004-2006) / Claudia Spiess B.5 Grundbildung mit Berufsattest und Arbeitsmarktfähigkeit (2005-2008) / Marlise Kammermann B.6 Bildungsverläufe Zürich (2005-2006) / Peter Rüesch & Dominik Gyseler B.7 Evaluation Neugestaltung 9. Schuljahr ZH (2005-2007) / Marlise Kammermann & Markus Sigrist B.8 Berufliche und soziale Integration von sehgeschädigten jungen Erwachsenen (2006-2007) / Ursula Hofer B.9 IV-Anlehrlinge in der Berufsschule und im Betrieb (Pferdewart/in) (2006-2008) / B.10 Attestausbildung und fachkundige individuelle Begleitung in den Kantonen BS/BL (2006-2008) / Marlise Kammermann

Schema des Übergangs Sekundarstufe I (Oberstufe) Übergang: 1. Schwelle Brückenangebote Sekundarstufe II (Berufsbildung) Übergang: 2. Schwelle Geschützter und offener Arbeitsmarkt

TREE-Längsschnitt-Studie: www.tree-ch.ch

TREE-Längsschnitt-Studie

TREE-Längsschnitt-Studie (2004 nach 4 J.): www.tree-ch.ch

Regelklassen: Bildungsverläufe (ZH) 11. Ausb.jahr ISCED 3 Berufsbildung (55.1%) ISCED 3C Gymnasium (22.3%) ISCED 3A,B Verbl. Schule (0.6%) Zwischenlösg. (1.2%) unklar (20.9%) Berufsbildung (39.8%) ISCED 3C Gymnasium (22.8%) ISCED 3A,B Zwischenlösg. (13.0%) Verbl. Schule (6.7%) unklar (17.7%) 10. Ausb.jahr ISCED 3 9. Ausb.jahr ISCED 2 Sekundarschule (A/E/G/B) (71.8%) Gymnasium (17.0%) Sek. C (3.8%) Primar (3.5%) unklar (2.9%)

Sonderklassen: Bildungsverläufe (ZH) 11. Ausb.jahr ISCED 3 Berufsausbildung (43.24%) ISCED 3C Verbl. Schule (1.9%) Zwischenlösg. (2.1%) unklar (52.4%) Berufsausbildung (28.4%) ISCED 3C Verbleib Schule (15.4%) ISCED 2 Zwischenlösung (10.5%) unklar (44.0%) 10. Ausb.jahr ISCED 3 9. Ausb.jahr ISCED 2 Berufsausb. (4.0%) Sekundarschule (A/E/G/B) (29.1%) Sek. C (21.7%) Verbleib Sonderklasse (21.1) Zwischenlösg. (5.5%) unklar (18.3%)

Vergleich Regel-/Sonderklassen: Sekundarstufe II (ZH) 55 50 52.9 52.4 Prozent Lernende 45 40 35 30 25 20 15 27.8 Primarstufe: 6. Schuljahr Regelklasse Sonderklasse 22.3 15.2 20.9 10 5 0 Berufslehre 1.1 0.6 1.9 Schule, Primarstufe Anlehre/Attest Ausbildungssituation Sekundarstufe II (2. Jahr) 0.4 Schule, Gymnasium/Fachschn. 1.2 2.1 schul./prakt. Zwischenlösg. unklar

OECD (2000): Ziele für erfolgreichen Übergang Anerkannter Abschluss auf Sek.II Hohes Niveau an Fähigkeiten und Fertigkeiten Tiefe Jugendarbeitslosigkeit Stabile und positive Beschäftigung und Erwerbsverläufe Chancengleichheit bezüglich Geschlecht, sozialem Hintergrund und Region

OECD (2000): Schlüsselfaktoren für wirksame Übergangssysteme Gesunde Wirtschaft Gut organisierte Wege Erst-Ausbildung zu Erwerbsarbeit und weiteren Ausbildungen Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten Ausbildung/Arbeitswelt Auffangnetz für Risikogruppen Effiziente Information und Beratung Wirkungsvolle Institutionen und Prozesse

Übergang aus Expertensicht: Problemfelder bei Jugendlichen mit Benachteiligungen/Behinderungen 1) Sek I Lehrpersonen /Verbindlichkeit/Berufswahlvorbereitung 2) Übergang Sek I-II Förderdiagnostik/Koordination 3) Brückenangebote Vielfalt/Wirksamkeit/Ergänzung/Vorbereitung 4) Berufsbildung/Attest erhöhte Anforderungen/Ausb.verbund/Coaching/Didaktik 5) Übergang Sek II- Arbeitsmarkt Nachbetreuung/Koordination 6) Arbeitsmarkt Konjunktur/Qualifikationen/Persönlichkeit/Weiterbildung Quelle: Lischer & Hollenweger (2005)

Übergang bei Jugendlichen mit Behinderungen in der Schweiz: Problemfelder und Lösungsansätze Daten/Statistiken verbessern Ressourcen für die Berufswahlvorbereitung Lehrstellen schaffen Coaching von Lehrbetrieben Verbesserung durch Ausbildungsbegleitung Vermehrte Ausbildungsverbünde Geschützte Arbeitsplätze vernetzen mit Wirtschaft Neukonzeption der IV-Anlehre Quelle: Lischer (2002), Lischer & Hollenweger (2005)

Sekundarstufe I - Berufswahlvorbereitung Hinführen zu Ausbildungsreife Standortbestimmung Individ. Vorbereitung/Kompensatorische Förderung Qualifizierungsbausteine Bezug zu Arbeitswelt und Wirtschaft (Praktika) Arbeitsrelevante Basiskompetenzen Einbezug des sozialen Netzes und der Familie Coaching und Nachbetreuung

Brückenangebote Sorgfalt bei der Aufnahme und Zuteilung (Assessment) Hoher Stellenwert der praktischen Ausbildungsanteile Schulische Anteile: Individualisierung unabdingbar Hoher Stellenwert des Verhaltenstrainings (Selbstwahrnehmung, Präsentation) Einbezug des sozialen Netzes und der Familie Coaching, auch über Brückenangebot hinaus Akquisition Ausbildungsplatz «garantiert» Koordination, Harmonisierung und Straffung d. Angebote Vernetzung mit Akteurinnen/Akteuren der Berufsbildung

Sekundarstufe II - Berufsbildung Kurzausbildungen anbieten (2-jährige Grundbildungen) Standardisierung Individualisierung Modularisierung Individuelle Begleitung und Unterstützung Angepasste Qualifikationsverfahren Gestaffelte Standortbestimmungen Kompetenznachweise für Einzelqualifikationen

Integration in den Arbeitsmarkt Unterstützte Beschäftigung (Supported Employment) Nachholen von Ausbildungsabschlüssen Subventionierte Arbeitsplätze Anreize für Arbeitgeber/innen Arbeitsmarktfähigkeit

Systemübergreifende Aspekte Unterstützung und individuelle Begleitung (Case Management) Zusammenarbeit aller beteiligten Akteurinnen/Akteure (Jugendliche, Eltern, Schule, Berufsberatung, Wirtschaft)

Ausbildungsplatz Arbeitsmarktfähigkeit Wirtschaftsbezug Vorbereitung Unterstützung Umfeld Qualifizierte Lernende Unterstützte Beschäftigung Qualifizierte Ausbildende Niederschwellige Arbeitsplätze Curriculum Abschluss/Komp.nachweis Integrierte Übergangspolitik 2006

EDK-Arbeitsgruppe zur Nahtstelle obligatorische Schule Sekundarstufe I Leitlinien zur Optimierung der Nahtstelle: Abschluss Sek II für alle Steigerung der Abschlüsse Sek II Bessere Verbindung oblig. Schule Sek II Etablierung Standortbestimmung für Berufswahlprozess Gegenseitige Abstimmung der Anforderungen Vermeidung der schleichenden Erhöhung des Übertrittsalters Ergänzende Angebote und Massnahmen Definition Charakter der Angebote Entwicklung längerfristige Strategie der beteiligten Partner

(Forts. Nahtstelle) Zusammenarbeit der Behörden Bildung der Lehrpersonen Evaluation der Massnahmen

Skizze eines Transitionsmodells (nach Peter Müller-Griesshaber) Merkmale vom 9. Schuljahr an Transitionsstufe Obligatorische Standortbestimmung im 8. Schuljahr Obligatorisches und freiwilliges Mentoring Individueller Qualifizierungsprozess (Standards) Regionale Transitionszentren Neugestaltung der schulischen Zwischenlösungen

Überblick 8. Schuljahr 9. Schuljahr 10. Schuljahr 11. Schuljahr Ausbildungsabbrecher/in Standortbestimmung Transitionszentrum Mentoring > obligatorisch/freiwillig Qualifizierungsprozss > individuell mit Zertifikatsabschlüssen: Math, Partner- und Herkunftssprachen, ICT, Technik Berufsinformation/-beratung Ausbildungsplatzsuche Zielvereinbarung

Anlehre (gemäss altem BBG) Orientierung an der Heilpädagogik Individualisierung Dauer 1-2 Jahre Individuelle Überprüfung Lehrvertrag Individuelles Ausbildungsprogramm Schulische Förderung in Anlehrklassen (1 Tg/Woche) Augenschein anstelle von Lehrabschlussprüfung Amtlicher kantonaler Ausweis Verbreitung: 4-5% aller neuen Lehrverträge

Anlehre: Probleme Eingeschränkte Arbeitsmarktfähigkeit Unklare Qualifikationen für Arbeitgeber Unbeliebt, stigmatisiert bei Jugendlichen/Eltern Probleme bei Umsetzung in Berufsschulen (gemischte Klassen)

nbbg: neues Berufsbildungsgesetz (1.1. 2004) Ziel: Berufs- und Arbeitsmarktfähigkeit Berufsbildung als Teil des gesamten Bildungssystems Angebote für ganzes Begabtenspektrum (BM: Berufsmaturität; EFZ: 3-4 Jahre; Attest: 2 Jahre) Durchlässigkeit zwischen allen Berufen und Bildungszweigen Verbund von Bund, Kantonen und Arbeitswelt Umsetzung nbbg: 2004-2008

Zweijährige Grundbildung mit Attest (gemäss BBG) Arbeitsmarktfähigkeit Selbständiges Angebot Ausbildung an drei Lernorten Standardisierter Abschluss Durchlässigkeit In der Bildungsverordnung (Beruf) geregelt Förderung Stützkursangebot der Berufsfachschule Fachkundige individuelle Begleitung

Fachkundige individuelle Begleitung (fib) Bei der fachkundigen individuellen Begleitung handelt es sich um ein Förderangebot, bei dem eine kompetente Person den Entwicklungsprozess der lernenden Person unterstützt. Die fachkundige individuelle Begleitung kann durch verschiedenste Anbieter erbracht werden. Dabei ist eine möglichst enge Koordinationder drei Lernorte anzustreben. Vorbehältlich von Entscheiden durch Gerichte oder Sozialbehörde ist die fib freiwillig.

Fazit allgemein: Das BBG bringt mit der zweijährigen beruflichen Grundbildung ein neues niederschwelliges, standardisiertes Angebot in die Berufsbildung. Die Standardisierung soll helfen, dieser Ausbildungsform in der Arbeitswelt zu mehr Anerkennung zu verhelfen. Vieles ist gut angelegt, bedarf aber in den BiVos der weiteren Präzisierung.

Übergang Anlehre Attestausbildung Die ersten Bildungsverordnungen für Attestberufe wurden 2005 in Kraft gesetzt, d.h. ab Schuljahr 2005/06 werden die ersten Attestklassen in den Berufsfachschulen geführt. Ist in einem Berufsfeld die Bildungsverordnung für Attestberufe in Kraft, können keine Anlehrverträge mehr geschlossen werden. Anlehren können noch bis 1.1.2009 angeboten werden.

Ausblick zu den Attest-Bildungen BBT-Masterplan, Juli 2006 Inkraftsetzung 2005 - Detailhandelsassistent/in - Restaurations-Angestellte/r - Hotellerie-Angestellte/r - Küchen-Angestellte/r Inkraftsetzung 2006 - Hauswirtschaftspraktiker/in - Milchpraktiker/in - Reifenpraktiker/in - Schreinerpraktikerin

Weiterer Ausblick zu den Attest-Bildungen Geplante Inkraftsetzung 2007 Automobil-Assistent/in Büroassistent/in Logistikpraktiker/in Metallbaupraktiker/in Seilbahner/in Geplante Inkraftsetzung 2008 Basis-Polybauer/in Florist/in Attest Kunststoffverarbeiter/in Lebensmittelpraktiker/in Maschinenführer/in Holzindustrie Metzgerei-Assistent/in Pferdewart/in Montagepraktiker/in Verkehrswegbauer/in

Praktische Ausbildung Insos Ablösung der IV-Anlehre (Entwurf April 06) -Aus der Praxis für die Praxis -Identischer Lern- und Arbeitsort -Durchlässigkeit -Insos-Berufsattest

Auffangnetz für Risikogruppen (OECD 2000 Schlüsselfaktor) Zahl von Aussteigern tief halten attraktives, breites Sek.II-Bildungssystem genügend Ausbildungsplätze Bedürfnisse schwächster Jugendlicher berücksichtigen Ausgestiegene eng begleiten und wieder eingliedern Prävention und Hilfestellung Integration von Bildung, Arbeitsmarkt und Fürsorge Lokale Zuständigkeit Individuelle Lösungen mit Beratung

Unterstützte Beschäftigung Gute Erfahrungen in USA, Australien mit supported employment Integration in 1. Arbeitsmarkt, reale jobs Bezahlte Arbeit Direkte Platzierung ( first place, then train ) Individuell angepasste Unterstützung Langfristige Unterstützung Förderung der Selbstbestimmung

Ausbildungsplatz Arbeitsmarktfähigkeit Wirtschaftsbezug Vorbereitung Unterstützung Umfeld Qualifizierte Lernende Unterstützte Beschäftigung Qualifizierte Ausbildende Niederschwellige Arbeitsplätze Curriculum Abschluss/Komp.nachweis Integrierte Übergangspolitik 2006

Literatur Felkendorff, K, & Lischer, E. (2005). Barrierefreie Übergänge? Zürich: Verlag Pestalozzianum. Häfeli K. et al. (2004). Lehrstellenbeschluss 2: Vertiefungsstudie zu Brückenangeboten, niederschwelligen Ausbildungen sowie Präventions- und Interventionsangeboten. Bern: BBT & KWB. Häfeli, K. (2005). Erschwerter Berufseinstieg für Jugendliche mit Behinderungen. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 3, 17-22. Häfeli, K. (2006, im Druck). Erhöhte Arbeitsmarktfähigkeit dank einer integrierten Übergangspolitik? Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 10. Häfeli, K., Spiess Huldi, C. & Rüesch, P. (2006). Einmal gefährdet immer gefährdet? Panorama, (3), 4-5. Lischer, E. (2002). Barrieren zwischen Schule und Beruf. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 12, 5-11. Lischer, E. & Hollenweger, J. (2005). Übergang Ausbildung-Erwerbsleben für Jugendliche mit Behinderungen. Expertenbefragung in den deutschsprachigen Ländern Länderbericht Schweiz (Entwurf). OECD (2000). From initial education to working life. Making transitions work. Paris: OECD.

Links (allg.) www.hfh.ch Forschung an der Hochschule für Heilpädagogik www.bbt.admin.ch Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (Gesetz, Reformen) www.pfm.sibp.ch Schweizerisches Institut für Berufspädagogik (Pädagogische Fördermassnahmen, Übersicht Brückenangebote) www.sbbk.ch Schweiz. Berufsbildungsämterkonferenz (u.a. Attest-Projekt) www.nahtstelle-transition.ch EDK-Arbeitsgruppe zur Nahtstelle SekI-SekII www.panorama.ch Schweiz. Zeitschrift für Berufsbildung (aktuelle Hinweise) www.szh.ch Zentralstelle für Heilpädagogik (Hinweise auf Behinderte und Berufsbildung) www.insos.ch Soziale Institutionen für Menschen mit Behinderungen (u.a. praktische Ausbildung Insos, Anreize für Arbeitgeber zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung) www.tree-ch.ch Informationen zur aktuellen CH-Laufbahnstudie

Links (Projekte) www.chance06.ch Internetplattform zum Lehrstellenangebot www.speranza.ch Unternehmer gegen Jugendarbeitslosigkeit www.nsw.rse.ch Jugendprojekt Leistungsfähig durch individuelle Förderung und praktische Tätigkeit www.die-chance.ch Individuelle Begleitung von Jugendlichen beim erschwerten Eintritt in die Berufsausbildung www.jobfactory.ch Ausbildungs-und Arbeitsangebote für Benachteiligte www.good-practice.de Deutsche Berufsbildungsprojekte für Benachteiligte www.nebs.de Netzwerk Berliner Schülerfirmen