Germanistik Susann Münzner Wie führt die Darstellung der Rollen der Frau in der Sturm-und-Drang Literatur zum Kindsmord? Exemplarisch dargestellt am Drama Die Kindermörderin von Heinrich Leopold Wagner und an der Ballade Des Pfarrers Tochter von Taubenhain von Gottfried August Bürger. Studienarbeit
Proseminar: Sturm und Drang SS 2006 Wie führt die Darstellung der Rollen der Frau in der Sturm-und-Drang Literatur zum Kindsmord? Exemplarisch dargestellt am Drama Die Kindermörderin von Heinrich Leopold Wagner und an der Ballade Des Pfarrers Tochter von Taubenhain von Gottfried August Bürger. 1
Inhaltsverzeichnis 1. Großes Interesse an dem Thema Kindermord im 18. Jahrhundert. Seite 03 2. Analyse des Dramas Die Kindermörderin von Heinrich Leopold Seite 04 Wagner und der Ballade Des Pfarrers Tochter von Taubenhain von Gottfried August Bürger. 2.1 Die Kindermörderin von Heinrich Leopold Wagner Seite 04 2.1.1 Evchen als Frau der Gesellschaft und Geliebte Seite 04 2.1.2 Evchen als Tochter Seite 05 2.1.3 Evchen als Mutter Seite 07 2.1.4 Evchen als Mörderin Seite 08 2.2 Des Pfarrers Tochter von Taubenhain von Gottfried August Bürger Seite 09 2.2.1 Rosette als Frau der Gesellschaft und Geliebte Seite 09 2.2.2 Rosette als Tochter Seite 11 2.2.3 Rosette als Mutter Seite 12 2.2.4 Rosette als Mörderin Seite 13 2.3 Fazit Seite 13 3. Evchen und Rosette Opfer oder Heldinnen? Seite 14 4. Literaturverzeichnis Seite 15 2
1. Großes Interesse an dem Thema Kindermord im 18. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert erregten viele Themen das Interesse der Öffentlichkeit, aber keines wurde wohl so häufig diskutiert wie das Thema des Kindermordes. Dies wird besonders an der berühmten Mannheimer Preisfrage, 1 die im Jahre 1780 gedruckt wurde, deutlich: Welches sind die besten ausführbaren Mittel, dem Kindermorde Einhalt zu thun? 2 Die Resonanz der Antworten war rund zehnmal soviel wie bei anderen Preisaufgaben, 3 was die große Anteilnahme der Bevölkerung an diesem Thema zeigt. Besonders die Literatur des Sturm und Drang beschäftigte sich mit diesem Gebiet. So brachte beispielsweise Heinrich Leopold Wagner 1776 sein Drama Die Kindermörderin heraus und Autoren wie Bürger, Schiller und Goethe folgten. Auffällig in den Stücken ist, dass Frauen in den Mittelpunkt des Interesses und der Handlung gerückt sind. Dies liegt nicht nur an der Thematik, sondern auch daran, dass die Rolle der Frau sich besonders im 18. Jahrhundert stark verändert hat. Die Frau ist zu einem Wesen geworden, das nurmehr mit Zuschreibungen erfaßt werden kann, die dem Männlichen diametral entgegengesetzt sind. 4 Am Beispiel von Heinrich Leopold Wagners Drama Die Kindermörderin und Gottfried August Bürgers Ballade Des Pfarrers Tochter von Taubenhain zeigt diese Arbeit, wie sich die Darstellung der Rolle der Frau in der Sturm und Drang Literatur auf die Ausübung des Kindsmordes auswirkt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nicht auf Stereotype, sondern auf die Rollen der Frau eingegangen wird, die nicht nur die Beschreibung, sondern auch die normative Erwartung bestimmter Eigenschaften und insbesondere Handlungsweisen 5 beinhaltet. 1 Luserke, Matthias: Sturm und Drang. Autoren- Texte- Themen. Stuttgart 2003, S. 221 2 Lamezan, Ferdinand Adrian von: Preisfrage. In: Rheinische Beiträge zur Gelehrsamkeit 2 (1780) S. 84-87. (Zit. nach: Luserke, Matthias: Sturm und Drang. Autoren- Texte- Themen. Stuttgart 1997, S. 221) 3 Ulbricht, Otto: Kindsmord und Aufklärung in Deutschland. München 1990 (Zit. nach: Schulz, Georg- Michael: Lust an kühnen Bildern. In: Norbert Oellers (Hrsg.): Interpretationen. Gedichte von Friedrich Schiller. Stuttgart 1996, S. 15) 4 Schabert, Ina: Gender als Kategorie einer neuen Literaturgeschichtsschreibung. In: Hadumod Bußmann & Renate Hof (Hrsg.): Genus. Zur Geschlechterdifferenz in den Kulturwissenschaften. Stuttgart 1995, S. 172 5 Alfermann, Dorothee: Geschlechterrollen und geschlechtstypisches Verhalten. Stuttgart 1996, S. 31 3