Erfahrungsbericht Name: Christoph Götz Adresse: Usedomstraße 46 70439 Stuttgart Zuffenhausen Mobil: 0172 / 306 32 29 Studiengang: Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor) Semester: 6 Zeitraum: 01.09.2008 31.12.2008 Heimathochschule: Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft Gastuniversität: Ryerson University, Ted Rogers School of Management Studienfächer: Marketing, Projektmanagement, Personalmanagement
1. Einleitung Ich hatte die Möglichkeit über die Hochschule Karlsruhe aus einer Vielzahl verschiedener Partneruniversitäten in verschieden Ländern auszuwählen. Da mein primäres Ziel war, meine Englischkenntnisse zu verbessern, kamen für mich nur englischsprachige Länder in Frage. Meine Entscheidung fiel auf die Ryerson University in Toronto, an der ich für ein Semester an der Ted Rogers School of Management, studierte. Mit diesem Bericht will ich jeder Person - egal ob diese jemals über einen Auslandsaufenthalt nachgedacht hat oder nicht dazu ermuntern, über einen Auslandsaufenthalt nachzudenken, da man diese unglaublichen Erinnerungen und vielseitigen Erlebnisse sein Leben lang nie missen will. Diese Erfahrungen und Eindrücke vom Studium und Leben in Toronto und das Reisen in ganz Nordamerika, möchte ich hiermit gerne vermitteln und zudem einige praktische Tipps geben. 2. Tipps zur Vorbereitung des Auslandsaufenthalts Die wichtigsten Empfehlungen, die ich jedem nur ans Herz legen kann, sind zum Einen, dass man sich früh im Voraus über Möglichkeiten des Auslandsaufenthalts erkundigen sollte. Als Hausnummer würde ich vorschlagen, etwa 12 bis 18 Monate vor geplantem Auslandsaufenthalt Informationen über Möglichkeiten, Problematiken und Formalitäten des Auslandsaufenthalts einzuholen. Detaillierte Vorbereitungen sollten ca. 6 Monate vor geplantem Semesterstart begonnen werden. Zum Anderen will ich darauf hinweisen, dass theoretische Auslandssemester, welche nicht über Erasmus-Programme oder andere Programme organisiert werden, in der Vorbereitung sehr zeitaufwendig und nervenaufreibend sind. Jedoch lohnt sich dieser Aufwand allemal. Im ersten Schritt sollte man sich informieren welche Partneruniversitäten die jeweilige Hochschule/Uni anbietet. Hauptbestandteile einer Bewerbung an das Akademische Auslandsamt für ein Auslandssemester sind Motivationsschreiben, Lebenslauf, Notenauszug, Empfehlungsschreiben eines Professors und Nachweise über Englischkenntnisse alles in englischer Sprache. Es macht im jeden Falle Sinn sich parallel für ein Stipendium zu bewerben, da man dort dieselben Unterlagen zur Bewerbung benötigt, wie für das Auslandssemester selbst (nur eben in Deutsch). Sobald man dann die Zusage für das Auslandssemester bekommen hat, sollte man als bald als möglich alle Behördengänge und sonstige organisatorischen Dinge erledigen dazu gehören VISA Beantragung, Flugticket, Kursauswahl für die Gasthochschule und Organisation der Anrechnung der Kurse an der Heimathochschule. Um alle Kurse anrechnen lassen zu können, sollte man dies vor dem Auslandssemester mit den jeweiligen Professoren abklären und wenn möglich schriftlich bestätigen lassen - ich habe per Mail die Vorlesungsinhalte an meine deutschen Professoren versendet und von allen eine positive Rückmeldung bekommen.
Was ich damals bei der Suche nach Erfahrungsberichten vermisst habe, war eine Checkliste mit den wichtigsten Themen. Diese habe ich im folgenden aufgelistet: Checkliste: - Flugticket - Reisepass und Kopien des Reisepasses - VISA - Immatrikulationsbescheinigung der Gastuni (in den USA oder Kanada auch Offer of Admission genannt) - Immatrikulationsbescheinigung der Heimatuni - Nachweis, dass man das Land am Ende des Semesters wieder verlässt (Flugticket oder Praktikantenvertrag für den Zeitraum nach dem Ausland) - wichtig für alle USA Reisenden - Auslandskrankenkassenbescheinigung - Steckdosenadapter - Geld in der ausländischen Währung (mind. 200 Euro, z. B. für eine ungewollte Hotelunterkunft) - Adresse der Unterkunft - Telefonnummer des Ansprechpartners der Unterkunft - Adresse der Gastuni - Bank, über die man kostengünstig im Ausland abheben kann (bspw. Deutsche Bank, mit der man in Kanada an jeder Scotiabank und in den USA an jeder Bank of America kostenlos abheben konnte. Da sich viele andere Erfahrungsberichte mit der Organisation des Auslandssemesters auseinandersetzen möchte ich nicht weiter darauf eingehen. Ich möchte Euch eher zu einem Auslandssemester motivieren und gehe deshalb bewusst auf kulturelle Erfahrungen, praktische Tipps und Erlebnisse ein. 3. Kultur und Freizeit in Toronto (Kanada) Stadt Torontos City (Downtown) hat 2,5 Millionen Einwohner - mit Umgebungsregion sogar 5,5 Millionen Einwohner - und ist somit die größte Stadt Kanadas. Toronto ist das Wirtschafszentrum Kanadas und besitzt eine der größten Börsen weltweit. Sie ist gegenüber anderen Nordamerikanischen Städten sehr, sehr sicher und nur in wenigen Straßen in der Nacht gefährlich. Kultur Im Allgemeinen ist die Stadt multikulturell geprägt und für eine Großstadt wie diese sehr, sehr jung. Dieser Mix aus Asiaten, Inder, Europäer und Nordamerikaner macht Toronto aus und interessant. Die Torontonians - so werden die Einwohner von Toronto genannt - sind sehr hilfsbereit und freundlich. Viele kanadische Studenten, die ich hier kennen gelernt habe, sind sehr, sehr offen gegenüber Europa und anderen Ländern und Kulturen, da die Meisten schon in Deutschland oder zumindest in Europa waren oder sogar Vorfahren aus Europa haben.
Ein wesentlicher Vorteil eines Aufenthalts in Nordamerika ist die Vielfalt der Sportarten. Die vier wesentliche Sportarten - Eishockey, Baseball, American Football und Football (klassische Fußball) - sind hier vertreten und jederzeit im täglichen Alltag wieder zu finden, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Reisen Da ich das Glück hatte, dass ich nur Dienstags und Mittwochs Vorlesung hatte, konnte ich einiges an meinen Wochenenden (ab Mittwoch 18.00 Uhr bis Dienstag 9.00 Uhr) machen. Somit war ich ca. jedes 3. Woche in einer anderen Stadt oder Provinz: Chicago, Boston, New York, Montreal, Philadelphia, Washington, Algonquin Park (Nationalpark), Niagara Fälle und zum Schluss sogar 1 Abschlusswoche mit meinen besten Freunden aus dem Auslandssemesters in Kuba (Varadero). 4. Studium im Gastland (Universität/Kursauswahl, Prüfungen) Ich habe mich in Deutschland für 4 Kurse angemeldet und habe diese auch alle besucht, jedoch nur in 3 Vorlesungen eine Prüfung abgeschlossen. Vorlesung/Prüfungen: Wenn man sich für ein Studium im Ausland entscheidet, sollte man sich im Voraus Gedanken machen, wie die Rahmenbedingungen des Studium - Vorlesungen, das Lernen bzw. Studieren, Prüfungen, etc. - im jeweiligen Land sind. Insbesondere im nordamerikanischen Raum gibt es einige Unterschiede, die nicht zu unterschätzen sind - diese werde ich am Beispiel meiner kanadischen Universität erläutern. Zu allererst sollte erwähnt werden, dass pro Kurs eine Vorlesung mit 3 Zeitstunden (am Stück) stattfindet. Hierdurch muss man sich auf eine lange Konzentrationsphase, insbesondere am Anfang, wenn man ohnehin etwas genauer hin hören muss, einstellen. Zum Zweiten ist es im nordamerikanischen Raum Gang und Gebe, kleine und große Tests, Midterms (Zwischenprüfungen) und eine Final Exam (Abschlussprüfung) zu schreiben. D.h. man hat im Gegensatz zu Vorlesungen in Deutschland (Wirtschaftswissenschaften oder Ingenieurswissenschaften) viel mehr kleine Tests und Klausuren und somit während dem Semester einen relativ hohen Zeitaufwand. Wenn ich beispielsweise meine deutsche Marketingvorlesung (1 Klausur und kaum Zeitaufwand während dem Semester) und die kanadische Marketingvorlesung (2 kleine Tests, 2 Online Tests, 1 eigenständiges Referat, 1 Gruppenreferat, 1 Zwischenprüfung, 1 Endklausur) vergleiche, wird der relativ hohe Zeitaufwand deutlich, wobei die einzelnen Prüfungen weniger umfangreich und schwer sind als die deutschen Prüfungen. Zudem sind die Vorlesungen von viel Team- und Projektarbeit geprägt, was ich jederzeit als sehr positiv empfand, da man zum Einen seine Team- und Kommunikationsfähigkeit weiterentwickeln konnte, und zum Anderen mit den Native Speaker über verschiedenste Dinge diskutiert hat. Hier ist es wichtig, jegliche Hemmungen abzulegen und diskutieren was nur geht, denn dafür ist man ins Ausland gegangen.
5. Fazit Ich würde jedem wärmstens empfehlen ein Auslandssemester zu absolvieren. Es war für mich mitunter die allerschönste Zeit in meinem (kurzen) Leben und ich hätte mir niemals erträumt, dass ich soviel für mein weiteres Leben mitnehmen kann. Dabei macht es meiner Meinung nach keinen Unterschied, ob man in Wales, auf der Elfenbeinküste oder in der Karibik ist. Man sollte nur darauf achten, dass man alleine in ein fremdsprachiges Land geht und somit auf sich allein gestellt ist. Wenn man dann noch von Landsmännern fernbleibt, oder zumindest nicht die eigene Sprache spricht, sondern die Landessprache, entwickelt sich die Persönlichkeit dann in dieser Zeit extrem weiter. Ich kann für meinen Teil sagen, dass: - ich mich selbst und meine Grenzen besser kennen gelernt habe, - ich meine Familie, Freundin und Freunde noch mehr schätzen gelernt habe, - neue Menschen und neue Kulturen kennen gelernt habe, - ich nun fließend englisch spreche, - und jederzeit wieder die Erfahrung(en) sammeln will. 6. wichtige Tipps 1. Ein gut vorbereitetes Auslandssemester ist die halbe Miete; dazu zählt die Unterkunft, das Geld für den gesamten Aufenthalt, die Auswahl der Kurse und die frühzeitige Organisation der Anrechnung der Kurse an der Heimatuniversität 2. Gehe alleine in ein fremdsprachiges Land (also auch nicht die Schweiz oder Österreich) und versuche Kontakt mit anderen Deutschen zu meiden, um offen für fremde Kulturen und Menschen zu sein (ansonsten endet man wie viele in einer deutschen Gemeinschaft im Ausland und lernt eher die deutsche Kultur kennen). 3. Kalkuliert Eure Kosten im voraus und plant diese sinnvoll mit ein. Ihr solltet im Ausland auch immer eine Notreserve haben, um bei Notfällen schnellstmöglich zurückfliegen zu können. 4. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man beim Weggehen und auf Partys, Grillparties, etc. am effektivsten und schnellsten die Sprache lernt. Man redet und diskutiert viel und lernt auch den Small Talk, der zum Ende hin ohne jegliches Nachdenken funktioniert, sehr schnell. Kleiner Tipp: im ganz leicht angetrunkenen Zustand lernt es sich am besten, da man frei heraus redet und man nicht mehr gehemmt ist, irgendetwas zu sagen. 7. Danksagung Hiermit möchte ich mich noch einmal bei Allen bedanken, die mir dieses Auslandssemester ermöglicht haben. Es war für mich mitunter die schönste Zeit in meinem Leben und die gesammelten Erfahrungen möchte ich nie missen. Vielen Dank an Herrn Schwarz, das ganze Akademische Auslandsamt, die Hochschule Karlsruhe, die Ryerson University und ganz besonders meiner Familie, Freundin und Freunde für die tolle Unterstützung.