Der Weltbestand des Weißstorchs Entwicklungen und deren Ursachen

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Transkript:

Der Weltbestand des Weißstorchs Entwicklungen und deren Ursachen Kai-Michael Thomsen Michael-Otto-Institut im NABU kai-michael.thomsen@nabu.de

Zwei Populationen in Europa Westpopulation: Zug über Spanien und Gibraltar nach Westafrika (Sahel). Seit Mitte der 1980ziger Jahre vermehrte Überwinterung in Spanien. Ostpopulation: Zug über den Bosporus und Israel nach Ostafrika und Südafrika. Weißstorch und Schwarzstorch im Aufwind - Brandenburgische Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 2

Aktuelle Verbreitung des Weißstorchs Weltpopulation 233.000 Paare (HPa) Bis Ende der 1980ziger Jahre ein starker Rückgang der Westpopulation Die Ostpopulation nahm dagegen weniger stark ab. Seit Anfang der 1990ziger Jahre wieder eine Zunahme Weißstorch und Schwarzstorch im Aufwind - Brandenburgische Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 3

Unterteilung in Subpopulationen Nordwestliche Randpopulation 6.300 Paare Östliche Kernpopulation 150.000 Paare Südwestliche Kernpopulation 24.100 Paare Südöstliche Randpopulation 24.100 Paare Ciconia c. asiatica 1.000 Paare Maghreb-Population 9.000 Paare Westasiatische Population 3.000 Paare? Weißstorch und Schwarzstorch im Aufwind - Brandenburgische Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 4

Ergebnisse des Internationalen Weißstorchzensus 2004/05 Im Netz unter: www.bergenhusen.nabu.de/weissstorch/zensus/ Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 5

Trend 1994-2004 Weltpopulation 233.000 Paare (HPa) Zunahme seit 1994 >40% Ostpopulation = 181.000 Paare; Zunahme 31% Westpopulation = 52.000 Paare; Zunahme 85% Im Netz unter: www.bergenhusen.nabu.de/weissstorch/zensus/ Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 6

Ursachen für den Bestandsanstieg Westpopulation Drei Mal stärkerer Anstieg als bei der Ostpopulation Verbesserung der Überwinterungsbedingungen im westlichen Sahel Überwinterung auf der Iberischen Halbinsel Neue Nahrungsquellen auf Mülldeponien und Reisfeldern Ostpopulation Interpretation ist schwieriger Starker Anstieg an der östlichen und nordöstlichen Verbreitungsgrenze Gute Habiatbedingungen in Osteuropa Störungsjahr 2005 der Bestand war 15 20% geringer als 2004 Die Bestandsentwicklung liegt im Bereich der Fluktuationen Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 7

Ausbreitung nach Osten Weißstorch und Schwarzstorch im Aufwind - Brandenburgische Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 8

7. Internationaler Weißstorchzensus 2014 Teilnahme: 41 Länder Gemeinsames Projekt mit BirdLife International Nationale Erfassungen werden meist von den nationale BirdLife Partnern organisiert Zusätzliche Ergebnisse von zuvor durchgeführten Zählungen Ziele: Den zehnjährigen Rhythmus beibehalten Erfassungen der Bestandsveränderungen in Mittel- und Osteuropa im Zuge der EU- Politik (GAP) Entwicklungen der Westpopulation Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 9

Trend 2004-2013 Informationen aus 13 Ländern Westpopulation weiterer starker Anstieg Ostpopulation - Westlicher Teil stabil oder leichter Rückgang - Östlicher Teil Anstieg Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 10

Unterschiedliche Bestandsdynamik zwischen West- und Ostpopulation Trend [%] 20 15 10 Ukraine Schweiz 5 0-5 -10-15 1997 2009-20 2005 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Quelle: GRISHCHENKO 2012; STORCH SCHWEIZ 1995 2013 Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 11

Trends entlang der Zugscheide Populationsentwicklung in Deutschland 2004-2013 2004 4.482 Paare(HPa) 2013 5.563 Paare(HPa) Anstieg seit 2004 = 24% Aber! Starker Anstieg in den westlichen Bundesländern Rückgang in den östlichen Bundesländern 439% 657% 1169% 800% 133% 14% - 28% 63% 57% - 4% 6% - 10% 67% 153% Quelle: NABU BAG WEIßSTORCHSCHUTZ 2005-2014 Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 12

Trend [%] 20 15 10 Populationsdynamik innerhalb der Ostpopulation Ukraine Mecklenburg- Vorpommern 5 0-5 -10-15 -20-25 199 7 200 9-30 200 1994 1996 1998 2000 2002 20045 2006 2008 2010 2012 Quelle: GRISHCHENKO 2012; NABU BAG WEIßSTORCHSCHUTZ 1995 2013 Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 13

Populationsdynamik in Deutschland Trend [%] 40 30 Mecklenburg-Vorpommern Bayern 20 10 0-10 -20-30 199 7 200 1994 1996 1998 2000 2002 20045 2006 2008 2010 2012 200 9 Quelle: NABU BAG WEIßSTORCHSCHUTZ 1995 2013 Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 14

Schlussfolgerungen Die Westpopulation ist weiter stark angestiegen aufgrund der zunehmenden Überwinterung auf der Iberischen Halbinsel in Verbindung mit den guten Überwinterungsbedingungen auf Mülldeponien. Wie wird die weitere Entwicklung sein, wenn die Mülldeponien bis 2018 in Spanien und Portugal geschlossen werden? Die Ostpopulation fluktuiert in der gleichen Weise verursacht durch die generelle Situation in den Überwinterungsgebieten im östlichen Afrika. Wie wird sich das Klima im Sahel durch den Klimawandel verändern? Die Bestände an der westliche Verbreitungsgrenze der Ostpopulation (Deutschland etc.) nehmen ab, aufgrund der Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung. Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 15

7. Internationaler Weißstorchzensus 2014/15 Erste Ergebnisse 40.000 ca. 70 Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 16

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Michael-Otto-Institut im NABU Kai-Michael Thomsen Goosstroot 1 D- 24861 Bergenhusen Tel. +49 (0)4885-570 Kai- Michael.Thomsen@NABU.de www.bergenhusen.nabu.de Akademie "Schloss Criewen" Donnerstag, 5. März 2015 17