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Transkript:

ERNST MOLLENHAUER

Die Galerie Boisserée ist Mitglied im: Bundesverband des Deutschen Kunst- & Antiquitätenhandels (BDKA) e.v. Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG) e.v. ERNST MOLLENHAUER The International Fine Print Dealers Association (IFPDA) ISBN 978-3-938907-08-5 "Für uns alle, die wir jenes wundersame Land im Nordosten unseres Vaterlandes im Herzen tragen, gilt der Klageruf eines alten Königsberger Niddenfreundes: "Heute, wie es nun gewiss scheint, dass wir niemals mehr auf dem Schlangenberg stehen werden, niemals mehr mit unseren Augen den majestätischen Bogen der Nehrung bis zu den Türmen von Memel verfolgen werden, jetzt wo wir wissen, dass wir niemals mehr über die Pferdewiesen, weit mit Blumen besetzt, durch die Birkenhaine, das Riedgras, die Moore des Elchreviers wandern werden, nimmt die Erinnerung an die Wunder der Nehrung, an Düne, Haff und Meer sakrale Formen an. Nidden ist versunken und Orplid, das Land der Träume, steigt herauf."" Ernst Mollenhauer Katalogumschlag: 22. "Sandgrube VI (Keitum)", Öl auf Leinwand 1961, 70 x 85 cm [16716]

ERNST MOLLENHAUER (Tapiau 1892 1963 Düsseldorf) Arbeiten auf Leinwand und Papier GALERIE BOISSERÉE J. & W. BOISSERÉE GMBH GESCHÄFTSFÜHRER JOHANNES SCHILLING UND MAG.RER.SOC.OEC. THOMAS WEBER DRUSUSGASSE 7-11 D - 50667 KÖLN TEL. +49 - (0)2 21-2 57 85 19 FAX +49 - (0)2 21-2 57 85 50 galerie@boisseree.com www.boisseree.com Ernst Mollenhauer, um 1955

Der Maler Ernst Mollenhauer "Wann starb der Expressionismus?" fragt Andreas Hüneke in einem klugen und zitatenreichen Essay von 1999 1 und findet auf der Suche nach einer Antwort schon 1918 in Wilhelm Hausenstein einen kompetenten Autor, der zwar noch nicht einen Schlussstrich ziehen mag, aber von einer eingetretenen Verflachung des Expressionismus spricht, von Künstlern, die expressionistisches Kunstgewerbe und Tapetendekor machten, aber von Gott, Religion und Kirche redeten. 2 Im selben Jahr sieht Gustav F. Hartlaub diesen Stil zu einer "gefährlichen Mode" verkommen, und Dada verhöhnt die Expressionisten wegen deren "abstrakt-pathetischen Gesten" und angesichts ihres Bemühens um "ehrenvolle Bürger-Anerkennung". 3 Die Kölner Dadaisten fallen ein Jahr später über die expressionistische Kunst her, nicht nur über die bildenden Künstler, auch über die Literaten. Johannes Theodor Baargeld kalauert im Bulletin D, dem Katalog zur ersten Kölner Dada-Ausstellung: "Die expressionistischen Dichter dichten, weil die expressionistischen Nichtdichter nicht schweigen. Himmel Höll und Klotzkapöll Dreifach lyrisches Gebröll Däublerbrillatine [sic] sternt Lichtschachtwerfel ganz entfernt Becher erdrubinern lernt, dada". 4 Deutlicher werden die Stimmen 1920 und danach. In einem Vortrag, den Wilhelm Worringer in München hält, urteilt der Kunstwissenschaftler dahingehend, dass der angebliche Sieg des Expressionismus in Wahrheit seine Neutralisierung sei und damit der "Anfang vom Ende". Vor allem die Heilserwartungen, die sich für Expressionisten an die Kunst geknüpft hätten, seien eine Überforderung gewesen. 5 Gustav F. Hartlaub spricht 1922 im Kunstblatt vom Versagen des Expressionismus in der zweiten und dritten Generation, weil der gemeinschaftliche metaphysische Erneuerungswille nachgelassen habe. Der Nachkriegsexpressionismus habe sich u.a. auf dekorative Schematisierungen beschränkt. 6 In Herwarth Waldens Berliner Galerie Der Sturm und in seiner gleichnamigen Zeitschrift treten die expressionistischen Künstler zu Beginn der 1920er Jahre mehr und mehr in den Hintergrund zugunsten konstruktivistischer Kunst. Einen anderen Ablösungsprozess sehen wir nach 1920 im Aufkommen der Neuen Sachlichkeit und des Magischen Realismus. Andererseits blieben bedeutende Protagonisten des Expressionismus Ernst Barlach und Emil Nolde zum Beispiel unbeirrt, kraftvoll und authentisch ihrer Linie treu. Auch der 1892 geborene Ernst Mollenhauer - allerdings eine Generation jünger - gehört in diesen Kreis. Kriegsteilnehmer zwischen 1914 und 1918, setzte er von 1919 bis 1922 sein Kunststudium in Königsberg fort, wo er noch 1919 die Künstlervereinigung Der Ring mitbegründete, die sich nach zeitgenössischen Berichten "den Expressionismus auf ihre Fahne geschrieben" hatte. 7 Seine Bilder aus dieser Zeit und noch bis 1945 gingen zum Ende des 2. Weltkrieges fast sämtlich verloren, aber die wenigen Beispiele, die gerettet sind, lassen seine frühe Eigenständigkeit im expressionistischen Ausdruck erkennen. 8 Vorübergehend sah es ausgerechnet 1933 so aus, als würde die infame nationalsozialistische Kunst-Doktrin die Expressionisten als deutsche, nordische Moderne vom Verdikt, entartet zu sein, ausnehmen, vor allem über Marc, Nolde und Barlach wurde in diesem Zusammenhang diskutiert. 9 1937 zeigte sich dann jedoch, dass eine Auferstehung des Expressionismus (Hüneke) unter nationalsozialistischen Vorzeichen dann doch eine Schimäre gewesen ist, denn für die Ausstellung "Entartete Kunst", die zuerst in München zu sehen war, waren von den Nazis hauptsächlich Bilder und Skulpturen von Expressionisten zusammengetragen worden. Auch noch nach dem Ende der NS-Diktatur hatten die expressionistischen Werke in Deutschland durchaus kein einheitliches Recht auf Wiederkehr. Während sie im Westen des Landes wieder zu sehen waren und "so frisch und jung, so ungewohnt und revolutionär [wirkten], als seien sie eben erst entstanden", 10 gerieten sie in der DDR bald wieder als "Formalismus" unter Verdikt. Hüneke schreibt in diesem Zusammenhang: "Man reiste weit, um einzelne Werke erleben zu können oft genug waren die entsprechenden Abteilungen der Museen geschlossen". 11 Von Mollenhauer wird gerne gesagt, er sei ein Spätexpressionist gewesen oder ein Maler, der den Expressionismus "bis zur letzten Steigerung geführt" hat. 12 Das würde ihn als Ausläufer dessen einstufen, was man als Bewegung des Expressionismus bezeichnet hat, die im Pinder schen Sinn geschichtlich "mit Notwendigkeit erschienen" ist. 13 Bei Mollenhauer, denke ich, ist aber eher davon auszugehen, dass er nicht mehr der zeitgebundenen künstlerischen Bewegung des Expressionismus zuzurechnen ist, die geschichtlich ihren Platz hatte, auch antwortend auf vorangegangene Kunst, sondern über alle Zeitbezüge hinweg den expressionistischen Gestaltungswillen instinktiv als den ihm genuinen künstlerischen Ausdruck verstand. Dass diese Malweise ganz und gar seinem Naturell entsprach, wird auch dadurch belegt, dass er nicht nur in jungendlicher Stürmerei expressionistisches Malen liebte, sondern bis zu den Bildern seiner letzten Jahre der farblichen wie formalen expressionistischen Dramatik treu geblieben ist, eine Konsequenz, die wir z. B. von Ernst Ludwig Kirchner nicht kennen, wenn wir seine ruhig gewordenen späten Davoser Bilder betrachten, beispielsweise das zwei Jahre vor seinem 1938 datierten Tod entstandene Ölbild "500-Jahrfeier des Zehntgerichtenbundes 1936" des 56jähringen Malers. 14 Ganz anders der späte Mollenhauer: Welche Kraft und Dramatik noch in vielen Bildern dieser Jahre! In unserer Ausstellung z. B. das Werk "Erntefeld" (Keitum) von 1962, Öl auf Papier, 46,5 x 60,8 cm, Kat. Nr. 26, mit einem ganz einzigartig wirkenden Farbdialog zwischen den weißen Wolken, fast bis zur Bildkante oben gemalt, und den gelben Diemen in der unteren Bildhälfte. Auch viele von den späten Papierarbeiten des Keitumer Tagebuchs, entstanden zwischen 1961 und 1963 (die Ausstellung zeigt zehn Blätter davon), gehören in diesen argumentativen Zusammenhang: "Boote am Meer", 32,7 x 41,3 cm, 1962, Kat. Nr. 30, mit der Dramatik sich kreuzender Wellen (die Wellen schäumen diagonal von links oben nach rechts mittig ins Bild, der Meeressaum kreuzt diese Diagonale ebenfalls diagonal von links unten bis rechts mittig). Selbst das Stillleben "Bunter Blumenstrauß", 40 x 31,6 cm, 1963, Kat. Nr. 36, eine Vase mit kräftig-roten Blumen, leicht asymmetrisch ins Bild gerückt und fast am Rand des nur angedeuteten Tisches stehend, öffnet sich dem Betrachter als ungebrochener Ausdruck eines expressiven Malaktes. 16 "Wann starb der Expressionismus?" ist demnach eine Frage, die sich mit dem Werk Mollenhauers nicht beantworten lässt. Mag der Expressionismus gestorben sein, ihn hat expressionistisches Malen bis zu seinem Tod elementar begleitet. Mollenhauer, im ostpreußischen Tapiau geboren, hat sich nach seinen Königsberger Kunst-Studien und einem zweijährigen USA-Aufenthalt 1923 auf der Kurischen Nehrung in Nidden niedergelassen, das er schon einige Jahre zuvor lieben gelernt hatte und wohin er 1920 heiratete. Thomas Mann hatte sich dort ein Sommerhaus bauen lassen und es vor seiner Emigration nur noch wenige Jahre nutzen können; jetzt ist es als kleines Museum umgestaltet. 17 In einem autobiografischen Text schreibt er u.a.: "Man könnte glauben, in Nordafrika zu sein Die ungeheueren Sandwände der Düne soll man lieber nicht hinaufklettern, denn das Herz wird dabei sehr angestrengt. Kennen Sie die Dünen bei List auf Sylt? Man muss sie sich verfünffacht denken, man glaubt, in der Sahara zu sein. Der Eindruck ist elementar und fast beklemmend ". Thomas Mann schwärmt auch vom besonderen Licht Niddens und der Kurischen Nehrung: "Die Farbenpracht ist unvergleichlich, wenn der Osthimmel das Feuerwerk des westlichen widerspiegelt. Diese Farbenpracht ist unbeschreiblich. Zarteste Pastellfarben in Blau und Rosa, und der federnde Boden ist geschmückt mit den feinen Wellenlinien, die der Wind hineinzeichnet." 18

Dieses Lichtwunder der Nehrung hat die Maler angezogen. Pechstein malte hier, auch Schmidt-Rottluff. In vielen Bildern Mollenhauers scheint dieses besondere Licht, diese lichtdurchtränkte Farbigkeit der Natur auf. Immer wieder malte er Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, oft wird die Sonnenscheibe von einem lichtvollen, zumeist überdimensionierten Farbrund umgeben - mal in Goldgelb, ein andermal in Orange, auch in Rot. Solche Bilder gibt es aus seiner Zeit in Nidden wie später, in den zweiten Nachkriegsjahren, aus seiner Sylter Zeit, wo er sich Anfang der 1950er Jahre ein Atelier einrichtete. Sylt wurde ihm jetzt in den Jahren der Nichtzugänglichkeit des Memellandes zum "Nidden-Ersatz", auf Sylt malte er immer wieder auch Niddener Motive, so auch im Ölbild "ohne Titel" [Landschaft bei Nidden] von 1957, 47,3 x 60,7 cm, Kat. Nr. 8. In dieser Papierarbeit bleibt die Sonnenscheibe weiß, umflutet vom farbigen Lichtkranz. Unter den Bildern der Ausstellung finden sich insgesamt 10 Beispiele dieses Typs, beispielsweise das 69 x 70,5 cm große Bildnis "Rotes Kliff bei Kampen" von 1958, Kat. Nr. 12, eine wuchtig-kantig schwarz konturierte Arbeit in der Farbskala von Blau, Rot, Orangegelb und Grün 19. Der Schriftsteller Walther Heymann verstand sich 1914 sinngemäß auf die Einschätzung, dass Niddens Lichtverhältnisse erst durch die Expressionisten ins rechte Licht gemalt worden sind. Er sagte zur Eröffnung einer Ausstellung über die Kurische Nehrung: " musste die Malerei kommen, die solchen Erscheinungen und Aufgaben gewachsen war. Und weil die gekommen ist und eine ganz neue Kunstrichtung heraufführte, den Expressionismus, wird die Kurische Nehrung in der deutschen Kunstgeschichte einen Ehrenplatz haben." 20 Der nahezu umfassende Verlust des Werkes bis 1945 führt dazu, dass Ausstellungen Ernst Mollenhauers sich weitgehend oder ausschließlich auf Bilder beschränken müssen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Diese Ausstellung beginnt mit einer ganz vorsichtig gemalten Papierarbeit von 1946 ("Mittagsfrieden am Haff", Öl/Papier, 37,2 x 56,4 cm, Kat. Nr. 1). Der kraftvolle Umgang mit Form und Farbe, wie er bereits vor 1945 in Mollenhauers Bildern vorherrschte, scheint vergessen, die wuchtige Konturenmalerei, welche etwa sein letztes Lebensjahrzehnt beherrscht, kommt erst noch. Das menschenleere Bildnis mit dem kleinen dunklen Boot vermittelt in seiner grau-blauen Grundtönung absolute Tristesse, Verlorenheit, Mutlosigkeit. Es steht für einen existentiellen Tiefpunkt am Ende des Krieges und handelt von einem (abwesenden) Menschen, der das Boot des Lebens noch nicht wieder bestiegen hat. Die meisten Bilder Mollenhauers zeigen den Menschen nicht, handeln aber vom Menschen und seinen Gefühlen, Stimmungen und seiner inneren Wahrhaftigkeit. Auf diese Weise ist "Mittagsfrieden am Haff" schließlich doch keine untypische Arbeit des Malers, denn er versteht seine Bilder nicht als realistische Abbildung der Wirklichkeit, sondern als Ausdruck seiner emotionalen Existenz, seiner Bindung ans Metaphysische. 21 Mollenhauer lebt und wirkt nach dem zweiten großen Krieg, an dem er noch einmal als Soldat teilnahm, 22 in Kaarst bei Neuss, einige Jahre später siedelt er sich in Düsseldorf an und entdeckt Sylt als sein zweites Nidden. Die Bilder werden wieder selbstsicherer. Bestimmend sind die fast rüden dunklen Konturen ebenso wie die klaren, meist reinen, frischen Farben. Hinzu kommt seine äußerst stupende kompositorische Sicherheit. Unverändert malt er mit dünnflüssiger Ölfarbe. Wie Pechstein hatte er schon Ende der 1920er Jahre unter dem Eindruck des Niddener Lichtwunders auf den bei Van Gogh ausgeliehenen pastosen Pinselstrich verzichtet (wie noch im "Sonnenwanderer" von 1925 23 ), um durch verdünnte Farben zu einem mehr flächigen Farbauftrag zu gelangen. Dieses Verfahren wählte er auch für seine Ölbilder auf Papier, was diese in die Nähe von Gouachen rückte. Die Motive orientieren sich an Sylt, seinem neuen Nidden, aber immer auch entstehen Erinnerungsbilder an die Kurische Nehrung. Diese Werke sind Nachklang, sind keine Wiederholungen, können es gar nicht sein, denn er ist kein realistischer Maler. Die Wirklichkeit ist ihm wichtiger Anlass, aber das Bild entsteht, indem die Wirklichkeit durch sein künstlerisches Temperament zu etwas Eigenem verwandelt wird. Und dieses künstlerische Temperament der Jahre 1945 bis 1963 ist nicht mehr das aus der Niddener Zeit trotz der Sehnsucht an die damals nicht mehr zugängliche Welt dieser außergewöhnlichen Landschaft. 24 1948 ist das Jahr, in dem die Formen seiner Bilder durch kräftige dunkle Konturen stabilisiert werden, 1955 beginnt er damit, die Bildinhalte zumeist außerordentlich zu vereinfachen, wie im "Roten Friesenhaus", Öl auf Papier, 47,5 x 61,7 cm, 1958, Kat. Nr. 13. In einem seiner letzten Bilder es handelt sich um das nicht mehr signierte und undatierte "Im Abendrot", Öl/Lwd., 65 x 80 cm, von 1962 25 fechten die schwarzen Konturen und das dramatische rot-goldene Umfeld der untergehenden Sonne einen Kampf um die Vorherrschaft aus Form oder Farbe. Die kompositorische Pflicht hält die Dinge im Gleichgewicht. Das Bild ist im übrigen so wuchtig, kräftig und frisch, als hätte es ein junger Wilder gemalt. Mollenhauer starb im Alter von 70 Jahren. Walter Vitt 1 Andreas Hüneke: Der Anfang vom Ende oder: Wann starb der Expressionismus? In: Expressionismus in Thüringen. Facetten eines kulturellen Aufbruchs. Hg.: Cornelia Nowack, Kai Uwe Schierz und Justus H. Ulbricht. Erschienen zur gleichnamigen Ausstellung der Erfurter Galerie am Fischmarkt, Jena 1999, S. 326 ff. 2 Zitiert nach Hüneke, S. 326, vgl. Anm. 1 3 Zitiert nach Hüneke, ebendort 4 J. Th. Baargeld,.. schlagt das warme Ei aus der Hand!".., in: Bulletin D, Katalog und Kölner Dada-Publikation, 1919 5 Zitiert nach Hüneke, S. 326, vgl. Anm. 1 6 Zitiert nach Hüneke, S. 327, vgl. Anm. 1. Paul Westheim hatte für das Kunstblatt Nr. 9 von 1922 nicht nur Hartlaub um eine Stellungnahme zum Expressionismus gebeten, sondern u.a. auch Alois Schardt, Georg Kaiser, Rudolf Leonhard und auch Wilhelm Pinder, der von dieser Kunst sagt, sie sei "mit Notwendigkeit erschienen" und nicht widerlegt, wenn ihr eine neue Welle folge. Das Ende fruchtbarer Stile bedeute nicht Tod, sondern Verwandlung. Man werde dem Kommenden immer ansehen können, was ihm vorausgegangen sei. Der Expressionismus sei schon jetzt Geschichte und unauslöschbar. Ähnlich differenziert argumentierte Rudolf Leonhard im Kunstblatt, indem er festhielt, dass jede Kunstrichtung vergänglich sei. Den Expressionismus sieht er als "Schule" an und seinen angeblichen Tod als "Examen auf dem Wege zur Hochreife". 7 Siehe Grenzland, März/April 1920, zitiert nach Günter Krüger, Ernst Mollenhauer. Gedanken zu Leben und Werk. In: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass. Hg.: Maja Ehlermann-Mollenhauer, Heidelberg 1992, S. 32f. 8 Siehe "Rettungshaus in den Vordünen", Öl/Lwd., 62 x 81 cm, um 1921; "Der Sonnenwanderer", Öl/Karton, 25 x 27 cm, 1925; "Eisfischer auf dem Kurischen Haff", 1929, sämtlich abgebildet in: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass, S. 61 (farbig), 63 (farbig) und 43 (s./w.), vgl. Anm. 7 9 Siehe u.a. Isgard Kracht, Franz Marc "entartet", aber deutsch. Kunstberichte unterm Hakenkreuz II, Bd. 15 der Reihe "Schriften zur Kunstkritik", Hg.: Walter Vitt, Köln/Nördlingen 2005 10 Zitiert nach Hüneke, S. 328, vgl. Anm. 1 11 Die Darstellung der DDR-Situation folgt ebenfalls Hüneke, S. 328, vgl. Anm. 1 12 Günter Krüger, in: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass, S. 51, vgl. Anm. 7 13 Siehe Fußnote 6 14 Abgebildet als Nr. 502 in: Kirchner Museum Davos. Katalog der Sammlung, Band 1, bearb. und hg. von Wolfgang Henze, Davos 1992, S. 379 (farbig); siehe auch: Gemäldeverzeichnis Kirchner von Donald E. Gordon, WVZ Nr. 990, München 1968 15 Im selben Jahr entstand in ähnlicher Thematik außerdem "Zwischen den Buhnen". Zwischen dunklen Buhnen schäumt dramatisch weiß das Meer; Abb.35, S. 125, in: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen, vgl. Anm. 7 16 Zur Bilderserie Keitumer Tagebuch gehören in der Ausstellung die Nummern 24, sowie 28 bis 36 17 Maja Ehlermann-Mollenhauer, Nidden und die Kurische Nehrung was ist das? In: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass, S. 9, vgl. Anm. 7 18 Thomas Mann, Mein Sommerhaus, zitiert nach: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen, S. 12 und 14; vgl. Anm. 7 19 Aus demselben Jahr stammt das vergleichbare, ähnlich große Werk "Kliff an der Nordsee", farbig abgebildet in: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass, S. 100, vgl. Anm. 7 20 Zitiert nach Günter Krüger, in: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass, S. 41, vgl. Anm. 7 21 Zur "Wahrhaftigkeit" seiner bildnerischen Aussagen äußerte Mollenhauer Ende 1948 in einem Zeitungsinterview: "Zwei Dinge sind meiner Sprache gegeben: Neben der Linie, der Form, ist es die Farbe. Das Zusammenwirken beider Mittel vermag meinen Innenzustand nachzuschaffen. Hinzu aber kommt, dass man ehrlich, einfach und wahr bleibt. Wo wir an der Oberfläche haften bleiben und nicht versuchen, unsere Seele mit der All-Seele zu verbinden, wenn wir also nicht Teilhaber am Metaphysischen sind, nützt uns alles Mühen nichts. Ohne diese Bindungen an ein Ewiges wird der Künstler nicht zu einer Aussage kommen können, die zur Wahrheit hinführt und allgemein gültig werden kann". Zitiert nach Gisela Götte, Ernst Mollenhauer, im Katalog Ernst Mollenhauer 1892-1963, eine Ausstellung zum 100. Geburtstag, Galerie Boisserée, Köln 1992, o. S. [5] 22 Der Maler war bis zuletzt Ortskommandant in Nidden 23 Vgl. Anm. 8 24 Mollenhauer hatte früh die starke Hoffnung, Nidden wieder besuchen zu können. In einem Brief aus dem Jahre 1947 schreibt er an einen Freund: " Doch ich glaube, dass man alles [Nidden ist gemeint] noch einmal wiedersehen wird. Und der Glaube allein hat schon etwas Zauberhaftes." Zitiert nach Günter Krüger, in: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass, S. 45f., vgl. Anm. 7 25 Abgebildet in: Ernst Mollenhauer 1892-1963. Ein Expressionist aus Ostpreußen Gemälde aus dem Nachlass, S. 179, vgl. Anm. 7

1. "Mittagsfrieden am Haff", Öl auf Papier 1946, 37,2 x 56,4 cm [16709]

"Und wenn ich nun am Ende dieser Fahrt das Fazit ziehe, dann will ich sagen: alles ist sehr gewaltig und schön in der Natur. Am gewaltigsten erscheint mir die Verträumtheit Niddens, der Wald, die Ostsee, die Palwe und unser kleiner Rosengarten. Wir sind heimatlos, und das habe ich hier wieder besonders stark empfunden. Aber wir werden immer wieder neue Kraft haben, sie erbitten, um bis zum Ende zu bestehen. Ich glaube, daß nach allem, was ich hier gesehen habe, das Bild Niddens in mir wieder neu und groß geworden ist, daß dieses Erleben mir Kraft zu neuem Tun gegeben hat. Und wir beide, Du und ich, werden zu keiner Stunde verzagen und mit immer neuem Mut die Dinge meistern." Ernst Mollenhauer in einem Brief an seine Frau von einem Studienaufenthalt in der Bretagne 1951 2. "Dorf am Haff", Öl auf Papier/Hartfaser 1949, 63,5 x 76 cm [16717]

3. "Hafen Neuharlingersiel", Öl auf Papier 1949, 30,2 x 40 cm [16705]

5. "Dame in Grün", Öl auf Papier 1952, 60 x 46 cm [16711]

6. "Mühle beim Sonnenuntergang", Öl auf Papier 50er Jahre, 46,4 x 60,8 cm [16706]

7. "Friesenhaus am Watt", Öl auf Papier ca. 1955, 49 x 63 cm [14124]

"Ich suchte mir dann bei Düsseldorfer Kollegen einige Pinsel zusammen und fing wieder an zu pinseln (...). Und immer wandern meine Gedanken auf den Schlangenberg und nach Nidden zurück. Ich sehe dann den großen Bogen der Nehrung bis hin zu den Türmen Memels. Doch ich glaube, daß man alles noch einmal wiedersehen wird. Und der Glaube allein hat schon etwas Zauberhaftes. Die Welt ist rund, was heute unten ist, kann morgen schon wieder oben sein." Ernst Mollenhauer in einem Brief vom 27. Dezember 1947 an den Maler Alexander Kolde 8. ohne Titel (Landschaft bei Nidden), Öl auf Papier 1957, 47,3 x 60,7 cm [16432]

9. "Am Ostseestrand in Nidden", Öl auf Papier Ende der 50er Jahre, 48,5 x 63 cm [15709]

"Na, wenn er will, dann laß ihn doch!" Lovis Corinth 1912 zum Vater von Ernst Mollenhauer, nachdem dieser ihm ein paar Zeichnungen Ernst Mollenhauers vorgelegt hatte, Corinth darin die Begabung des jungen Mollenhauer erkannte und damit dessen Wunsch, die Akademie zu besuchen, mit dem lapidaren Satz unterstützte. 10. "Boote am Keitumer Haff", Öl auf Leinwand 1958, 70 x 85,3 cm [16715]

"Seit meiner Jugend bin ich dem Expressionismus verschworen. Ich bemühe mich um die Darstellung des Gegenstandes in seinem Wesensteil, in seinen immer noch so reichen Möglichkeiten, d.h. ich möchte mein inneres Gesicht zum aussagenden Bild formen. Dieses Erleben des Gegenstandes will ich nicht zu einer auf dem Verstand basierenden Konstruktion ausbauen, ich möchte vielmehr aus intuitivem Vermögen zu einer Gestaltung kommen, die in aller Ehrfurcht vor der immer neuen Schöpfung zu einer diesbezüglichen Aussage hinfindet." Ernst Mollenhauer 11. "Erntefeld vor Keitum/Sylt", Öl auf Papier 1958, 53 x 69,3 cm [13667]

12. "Rotes Kliff bei Kampen" verso "Erntefeld Keitum", Öl auf Leinwand 1958, 69 x 70,5 cm [16714]

13. "Rotes Friesenhaus", Öl auf Papier 1958, 47,5 x 61,7 cm [16713] 14. "Westerland", Öl auf Papier 1958, 47,3 x 61 cm [16712]

15. "Drei Blumensträuße", Öl auf Papier 1959, 61,4 x 47,7 cm [16708] 16. "Henkeltopf mit roten Blumen", Öl auf Papier 50er Jahre, 63 x 48,5 cm [16707]

17. "Rettungshaus an der Ostsee" verso "Leuchtturm und Boote am Meer", Öl auf Leinwand 1959, 70 x 85 cm [16718]

18. "Haffstrand", Öl auf Papier 1959, 46,5 x 62 cm [8960]

19. "Blaue und rote Blumen vor dunkler Wand", Öl auf Papier ca. 1959, 62,5 x 48 cm [14127]

20. "Zwischen den Buhnen", Öl auf Leinwand 1960, 65 x 80,5 cm [14131]

21. "Rote Sandgrube", Öl auf Papier 1960, 47 x 61,5 cm [16817]

"... den Dingen das Beiläufige nehmen und ihnen jene stille Form verleihen, in welcher der Geist ausruhen kann und Entdeckungen macht." Ernst Mollenhauer 22. "Sandgrube VI (Keitum)", Öl auf Leinwand 1961, 70 x 85 cm [16716]

24. "Abend über der Dorfstraße" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1961, 24 x 31,8 cm [16695]

"Es ist schwer, Worte über mein Werk zu finden, denn schließlich sollen meine Arbeiten allein alles aussagen. Sie sollen ein Spiegel meines Lebens sein. Gott hat uns die Seele gegeben, um zu ihrer Freude unter seinem großen Himmel zu leben. Wenn ich Gottes Schöpfungswerk bewundern will, so muss ich die Seele zum Erklingen bringen. Jedes Bild, das ich mit meiner Seele schaffe, soll zu Gottes Lob werden. Man schafft immer aus eigenem Instinkt heraus, und ich kann eigentlich nicht sagen, woher es kommt und was es ist. Bilder aber wollen nicht nur das Äußere wiedergeben, sondern Zustände aus unserer Not, aus unserer Freude und unserem Leid offenbaren. Das aber ist das Geistige in der Kunst." Ernst Mollenhauer in einem Interview 1948 26. "Erntefeld" (Keitum), Öl auf Papier 1962, 46,5 x 60,8 cm [14130]

27. "Leuchtturm auf Sylt", Öl auf Papier 1962, 46,3 x 61 cm [14413]

28. "Blick aus dem Atelierfenster" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 24 x 31,8 cm [16694]

29. "Dorfstraße auf Sylt" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 33,3 x 41,7 cm [16698]

30. "Boote am Meer" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 32,7 x 41,3 cm [16700]

"Kunst ist der verwirklichte Ausdruck des schöpferischen Wollens. Je stärker das Lebensgefühl im Künstler, desto stärker ist der Ausdruck in seinen Werken." Ernst Mollenhauer 31. "Kliff vor Kampen" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 32,7 x 41,3 cm [16696]

32. "Nehrungslandschaft" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 32,7 x 41,2 cm [16697]

33. "Sandgrube unter roten Wolken" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 32,7 x 42,2 cm [16699]

34. "Krug mit Rosen auf rotem Tisch" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 41,4 x 34,5 cm [16703] 35. "Roter Blumenstrauß" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1962, 40,2 x 32 cm [16704]

36. "Bunter Blumenstrauß" (Keitumer Tagebuch), Öl auf Papier 1963, 40 x 31,6 cm [16702] 37. "Nächtliche Straße in Keitum", Farblithographie 1957, 52 x 70 cm, Abb. 48 x 61,5 cm [14496]

Lebensdaten 27.8.1892 geboren in Tapiau/Ostpreußen, aufgewachsen in Königsberg. Sein früher Entschluss, Maler zu werden, wird bestärkt durch die Befürwortung von Lovis Corinth. Auf Wunsch des Vaters jedoch zunächst eine kurze Lehrzeit in einer bekannten Königsberger Reederei. 1913 Beginn des Studiums an der Königsberger Akademie. Erlass des damals üblichen Probejahres durch Prof. Dettmann. Aktklasse unter Prof. Pfeiffer, dazu Graphiker- und Bildhauerklasse. Praktische Mitarbeit an den Wandgemälden Pfeiffers in Elbing und Tilsit. Akademieferien in Großkuhren im Kreis von Waldemar Rösler, Illies, Dellbrück, Domscheit, Jernberg u.a. 1914-18 Als Kompanieführer im Ersten Weltkrieg in Polen, Russland, Italien, Frankreich. Das umfangreiche gezeichnete Kriegstagebuch wird 1945 in Nidden vernichtet. 1918-22 Fortsetzung des Studiums an der Königsberger Akademie, Meisterschüler bei Prof. Degner. 1918 Gründungsmitglied der Künstlervereinigung "Der Ring". 1944-45 Kriegsdienst. Durch die militärischen Gegebenheiten bleibt Mollenhauer noch bis 1945 in Nidden. Das gesamte künstlerische Werk in Atelierbesitz wird im Januar/Februar 1945 durch einmarschierende sowjetische Truppen zerstört oder verschleppt, desgleichen die Gemäldesammlung des Hauses Hermann Blode. Kriegsgefangenschaft in Dänemark und in englischem Lager in Schleswig- Holstein. Nach der Entlassung Neubeginn in Kaarst bei Neuss. 1950-63 Atelier in Düsseldorf. Ab 1946 wiederholte Studienaufenthalte in der Eifel, der Lüneburger Heide, an der Nord- und Ostseeküste, in Österreich, Frankreich, Holland und in der Schweiz. Dazu jährliche Aufenthalte auf Sylt, erst in Kampen, dann in Keitum. Seit Anfang der 50er Jahre zweites Atelier in Keitum, das 1969 mitsamt den dort befindlichen Bildern einer Brandstiftungsserie zum Opfer fällt. 1957 Bundesverdienstkreuz 3.4.1963 gestorben in Düsseldorf, beigesetzt auf dem alten Friedhof in Keitum auf Sylt. 1919 Vorsitzender des Studierendenausschusses. Anlässlich einer Gedenkfeier für die Gefallenen Eröffnung der "Ausstellung der Zurückgekehrten". Verschiedene Ausstellungen innerhalb Ostpreußens. 1920 Heirat mit Hedwig Blode, der Tochter des "Künstlervaters" Hermann Blode, Mäzen und Eigentümer des bekannten Künstlergasthofes in Nidden, der Keimzelle der Niddener Künstlerkolonie. 1922-24 Aufenthalt in den USA. Verlust zweier Ausstellungen durch Diebstahl und Brand. Stellt dort als einer der ersten deutschen Maler nach dem Weltkrieg aus (Dudensing Galleries, New York). Mitarbeiter in einem Studio zur Herstellung projizierbarer Bühnenbilder (u.a. für die Metropolitan Opera). Diese Arbeit hat nach der Rückkehr nach Deutschland einen Ruf Max Reinhardts an dessen Berliner Theater zur Folge, dem Mollenhauer jedoch nicht folgt. Er geht nach Nidden im jetzt von Litauen annektierten Memelgebiet zurück. Verschiedene Reisen durch Deutschland und Österreich. Ende der zwanziger Jahre übernimmt er den alten Künstlergasthof seines Schwiegervaters und sorgt bis 1945 maßgebend für Erhalt und Pflege der Niddener Künstlerkolonie, des Dorfes und der einmaligen Nehrungslandschaft. 1939 Rückgliederung des Memellandes an das Deutsche Reich. Mollenhauer wird durch die Nationalsozialisten als "entartet" abgestempelt und erhält sofortiges Ausstellungsverbot. Die große Gemäldesammlung des Hauses Hermann Blode bedroht ein zweimaliger "Bildersturm", dem sich Mollenhauer mit allen Mitteln widersetzt. Seine Bekanntschaft mit Thomas Mann und die Betreuung von dessen Domizil in Nidden, die Aufnahme jüdischer Gäste und die Weigerung, sein Haus der Partei zu öffnen, bringt ihm die ständige Bedrohung einer Verhaftung durch die Gestapo ein. Ernst Mollenhauer vor dem Atelier in Keitum auf Sylt, 1962

Ausstellungen 1948 Galerie Alex Vömel, Düsseldorf Kunst- und Bücherstube Dr. Carl Peter Baudisch, Neuss Berufsschule, Neuss 1950 Kunstverein, Köln 1951 Im Rom, Recklinghausen 1953 Kunstmuseum Kupferstichkabinett, Düsseldorf 1955 Städtisches Museum, Goslar Kunstverein, Heidelberg 1957 Haus Metropol, Bochum Landolinshof, Eßlingen 1958 Galerie Boisserée, Köln 1960 Städtische Kunstsammlung, Gelsenkirchen 1962 Mercator-Halle, Duisburg 1963 Kunstverein, Mannheim Neue Residenz, Bamberg Foyer des Theaters, Lünen 1969 Haus des Deutschen Ostens, Düsseldorf 1972 Hochhaus der Bayer AG, Leverkusen 1973 Schelmenturm, Monheim 1977 Ostdeutsche Galerie, Regensburg 1978 Villa Merkel, Esslingen 1979 Städtische Galerie - Altes Theater, Ravensburg 1982 Haus des Deutschen Ostens, Düsseldorf EP Galerie, Düsseldorf 1983 Clemens-Sels-Museum, Neuss Deutschlandhaus, Berlin 1984 EP Galerie, Düsseldorf 1985 Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Landesvertretung Schleswig-Holstein, Bonn Kurfürstliches Schloss, Mainz 1986 Deutschlandhaus, Berlin 1988 Detmolder Schloss, Detmold Haus des Deutschen Ostens, Düsseldorf EP Galerie, Düsseldorf 1989 Westdeutsche Kunstmesse - Galerie Boisserée, Köln Amtsrichterhaus, Schwarzenbek 1990 Ostdeutsche Galerie, Regensburg Ministerium für Soziales und Familie, Mainz Westdeutsche Kunstmesse - Galerie Boisserée, Köln 1991 Museum für Geschichte und Kunst des Gebietes Kaliningrad, Königsberg 1992 Hochhaus der Bayer AG, Leverkusen Clemens-Sels-Museum, Neuss Altes Rathaus, Eßlingen Galerie Boisserée, Köln 1993 Leopold-Hoesch-Museum, Düren Landesmuseum Volk und Wirtschaft, Düsseldorf 1995 Gemäldegalerie der Stadt Kaliningrad-Königsberg, Königsberg 1997 Museum Stadt Königsberg, Duisburg 1998 Hallescher Kunstverein im Stadtmuseum, Halle Stiftung Deutschlandhaus, Berlin 1999 Galerie Boisserée, Köln 2001 Lietuvos dailes muziejaus dienos aktualijos (Nationalgalerie Vilnius, Litauisches Museum für Moderne Kunst), Vilnius/Litauen Pranas-Domsaitis-Galerie (Gemäldegalerie Memel), Memel/ Klaipeda 2002 Ernst Ludwig Kirchner Verein Fehmarn, Burg auf Fehmarn 2003 Galerie Boisserée, Köln 2005 Gemäldegalerie der Stadt Königsberg/Kaliningrad, Königsberg 2005/06 Städtische Museen Museumsberg Flensburg, Flensburg Galerie der Stadt Westerland, Sylt, Westerland Kunsthaus Stade 2006 Städtische Galerie in der Reithalle, Schloss Neuhaus, Paderborn 2006/07 Museum Stadt Königsberg, Duisburg 2007 Galerie Boisserée, Köln Außerdem seit 1947 Beteiligung an über hundert Ausstellungen im In- und Ausland. Besitz in Museen und Sammlungen Ostdeutsche Galerie Regensburg Städtische Kunstsammlungen Gelsenkirchen-Buer Städtische Kunstsammlungen Düsseldorf Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg Galerie Villa Merkel, Esslingen Städtische Sammlung Lünen Museum Goslar Clemens-Sels-Museum, Neuss Altonaer Museum Hamburg Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss, Gottorf Bundesregierung, Bonn Landesregierungen und Ministerien von Nordrhein-Westfalen, von Baden-Württemberg, von Berlin Industriewerke wie Bayer AG, Leverkusen Böhlerwerke, Düsseldorf Thyssen, Düsseldorf Haniel, Duisburg Schwarzhaupt, Köln u.a.

Herausgeber, digitale Scans bzw. Photographie der Exponate und Satz: Thomas Weber, Galerie Boisserée Text: Walter Vitt, Präsident AICA Internationaler Kunstkritikerverband Sektion der Bundesrepublik Deutschland Farbkorrektur: Udo Bochnig, Grafische Werkstatt, Druckerei und Verlag Gebrüder Kopp GmbH & Co. KG, Köln Druck und Herstellung: Grafische Werkstatt, Druckerei und Verlag Gebrüder Kopp GmbH & Co. KG, Köln ISBN 978-3-938907-08-5 2007 Maja Ehlermann-Mollenhauer und Galerie Boisserée, Köln Wir laden Sie ein, unsere Homepage zu besuchen: www.boisseree.com Auf dieser informieren wir Sie umfassend über die aktuelle Ausstellung und unsere geplanten Aktivitäten. Neben der derzeitigen Ausstellung können Sie sich auch die vergangenen mit nahezu allen bzw. zahlreichen ausgestellten Exponaten ansehen. Den Bestand der Galerie bemühen wir uns, Ihnen relativ aktuell zu präsentieren. Auf der Homepage besteht für Sie auch die Möglichkeit, sich in unsere Newsgroup per E-Mail einzutragen. Wir werden Sie dann mit unserem Newsletter vorab über kommende Ausstellungen und das Galerieprogramm informieren. Über den virtuellen Besuch unserer Galerieräume, aber insbesondere über Ihren persönlichen Besuch freuen wir uns. GALERIE BOISSERÉE J. & W. BOISSERÉE GMBH GESCHÄFTSFÜHRER JOHANNES SCHILLING UND MAG.RER.SOC.OEC. THOMAS WEBER DRUSUSGASSE 7-11 D - 50667 KÖLN TEL. +49 - (0)2 21-2 57 85 19 FAX +49 - (0)2 21-2 57 85 50 galerie@boisseree.com www.boisseree.com

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