Für den Ernstfall gerüstet Gallowayzüchter drücken die Schulbank! Galloways sind eine dominant hornlose Fleischrinderrasse. Sie stammen ursprünglich aus dem Südwesten Schottlands und sind heute auf der ganzen Welt verbreitet. Sie sind friedfertig, genügsam und widerstandsfähig und bringen auch bei naturnaher Haltung eine gute Fleischleistung mit hervorragender Fleischqualität. Galloways haben eine überdurchschnittliche Futterverwertung und einen deutlich niedrigeren Erhaltungsbedarf. Galloways sind langlebig, fruchtbar und leichtkalbig, wobei ihre Kälber leicht und von großer Vitalität sind. (Quelle : Bundesverband Deutscher Galloway Züchter e.v.) Mutterliebe Diese Rassebeschreibung kennt sicherlich jeder, der sich bereits mit unserem lieben Vieh den Galloways auseinandergesetzt hat. Für viele von uns Züchtern war sicherlich auch der Aspekt der Leichtkalbigkeit einer von vielen Gründen, sich gerade für diese Rasse zu entscheiden. Doch was tun, wenn wider Erwarten doch einmal der Ernstfall eintritt und eine Kuh aufgrund wie auch immer gearteter Probleme ihr Kalb nicht alleine auf die Welt bringen kann. Nicht immer ist sofort ein Tierarzt zur Stelle, wenn Eile geboten und dringende, sofortige Hilfe vonnöten ist.
Um gut auf die nächste Kalbesaison vorbereitet zu sein, machten sich am 07. Dezember 2013 sechzehn Gallowayzüchter auf den Weg, um an einem Geburtshilfeseminar in der Justus-Liebig-Universität (Abteilung : Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere) teilzunehmen. Vom Jungzüchter über den Anfänger bis zum alten Hasen in der Gallowayzucht waren alle Gruppierungen vertreten und fanden schnell Gefallen an dem von Herrn Dr. Henrik Wagner (Leiter der tierärztlichen Ambulanz, Gießen) gehaltenen Seminar. Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer ging es auch direkt mit der Theorie los : Herr Dr. Wagner vermittelte auf äußerst lehrreiche und verständliche Art und Weise unter anderem Lage und Aufbau der Geschlechtsorgane einer Kuh, referierte zum Thema Zyklus, Brunsterkennung, Krankheitsbilder und Gründe für Geburtsprobleme. Nach einem Hinweis auf die unbedingt benötigten Utensilien für die Stallapotheke wurden die Geburtsphasen und deren Anzeichen besprochen und was bei einer Kuh zu einer Wehenschwäche führen kann. Auch die Fehlstellungen eines Kalbes, die zur nötigen Geburtshilfe führen, wurden thematisiert. Nachdem dann die nötigen Schritte bei einer Erstuntersuchung des Neugeborenen besprochen waren, ging es in die sicherlich verdiente Mittagspause. Mittagspause
Nach einem wärmenden Chili Con Carne begaben sich alle Teilnehmer in einen Schulungsraum, wo Herr Dr. Wagner verschiedene Hilfsmaterialien und deren Anwendung vorstellte und besonders auf die wichtigsten Punkte einging, die unbedingt eingehalten werden müssen, um bei der Geburtshilfe weder Kalb noch Kuh zu verletzen. Nun begann der spannende Teil : Dr. Wagner simulierte mit Hilfe des Phantoms und einer Kälberpuppe für jeden Teilnehmer eine andere Fehlstellung des Kalbes im Mutterleib, die dann vom Einzelnen erkannt, benannt und gelöst werden musste. Cathleen mit der Kälberpuppe Begriffe wie Vorderendlage, Hinterendlage, Querlage und vieles mehr wurden ständig wiederholt, um diese im Ernstfall dem Tierarzt mitteilen zu können, falls man selbst einmal nicht mehr alleine helfen kann. Dies kann unter Umständen wertvolle Zeit sparen, die Kalb und Mutterkuh zu Gute kommt.
Talentierter Jungzüchter im Einsatz Man traf nun auf teilweise dermaßen verdrehte Körper, dass man schon sehr konzentriert arbeiten und tasten musste, um dem vermeintlichen Kalb auf den Weg zu helfen. Laut Dr. Wagner waren die vorgegebenen Situationen jeweils der Realität nachempfunden, was für alle Teilnehmer kaum vorstellbar war, ähnelten manche Stellungen doch schon fast dem berühmten gordischen Knoten.
Auch Zwillingsgeburten wurden thematisiert und simuliert. Nach erfolgter Geburtshilfe stand fast jedem Teilnehmer der Schweiß auf der Stirn, denn auch wenn die vorgegebene Situation noch wesentlich mehr Raumfreiheit ließ, der in der Realität vorhandene Gegendruck der Kuh beim Pressen fehlte und es sich um eine trockene und saubere Angelegenheit handelte, war es doch überaus anstrengend, die lebensgroße Puppe in die richtige Position zu drehen und auf den korrekten Weg zu bringen. Herzlicher Dank geht an Herrn Dr. Wagner für ein perfekt gestaltetes Seminar, dass jedem Teilnehmer in vielerlei Hinsicht Denkanstöße und Hilfstechniken vermitteln konnte, die beruhigt und hoffnungsvoll in die kommende Kalbesaison blicken lassen.