Bericht 2007 Stadt Minden

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Transkript:

Im Rahmen des Modellprojekts Flächenmanagement als partizipativer Prozess einer nachhaltigen Stadtentwicklung der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.v.

Impressum: Stadtentwicklung Kleiner Domhof 17 32423 Minden www.minden.de Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.v. Berliner Platz 12 58638 Iserlohn info@lag21.de www.lag21.de 2

Inhaltsverzeichnis: Vorwort Bürgermeister 4 1. Nachhaltiges Flächenmanagementsystem 5 1.1 Generelle Zielsetzung des Projekts 5 1.2 Zielsetzung der 5 1.3 Ablauforganisation 6 1.4 Aufbauorganisation 8 1.5 Nachhaltiges Flächenmanagement als KVP 9 2. Dokumentation der Leitlinien und Zielsetzungen 9 2.1 Erläuterung Leitlinien 9 2.2 Leitlinien 9 2.2.1 Strategische Zielsetzung 10 2.2.2 Leitziele des Orientierungsrahmens 11 2.3 Orientierungsrahmen 11 3. Handlungsprogramm 17 3.1 Erläuterung Handlungsprogramm 17 3.2 Dokumentation Handlungsprogramme 17 3.2.1 Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung 17 3.2.2 Entwicklung der Dörfer und Ortsteile 19 4. Bewertung der Umsetzung des Handlungsprogramms 19 5. Indikatorenbericht 23 6. Künftiger Handlungsbedarf 31 7. Projektbewertung und Ausblick durch LAG 21 NRW 31 3

Vorwort Bürgermeister Sehr geehrte Damen und Herren, gut zwei Jahre Projektarbeit im Rahmen der Teilnahme am Modellprojekt Flächenmanagement als partizipativer Prozess einer nachhaltigen Stadtentwicklung der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.v. liegen nun hinter uns. Diese Arbeit war von guter Zusammenarbeit, von neuen Impulsen für die Entwicklung unserer Stadt und von guten Ergebnissen geprägt. Dafür danke ich allen Beteiligten ausdrücklich. Der jetzt vorliegende Bericht vermittelt sehr anschaulich einen Eindruck davon, auf welchen weiten aber auch notwendigen Weg wir uns im Rahmen der Projektteilnahme gemacht haben, den Weg einer aktiveren Steuerung im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Die gemeinsamen Bemühungen von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft zur Beantwortung der Frage zum zukünftigen Umgang mit dem Thema Fläche haben uns einige Schritte auf diesem Weg vorankommen lassen. Gemeinsam stehen wir jetzt aber auch in der Verantwortung diesen Weg weiter zu gehen, ich setze dabei auch weiterhin auf Kooperation und Dialog. Es grüßt Sie herzlich, Michael Buhre Bürgermeister 4

1. NACHHALTIGES FLÄCHENMANAGEMENTSYSTEM 1.1 Generelle Zielsetzung des Projekts Der Mindener Bericht 2007 wurde im Rahmen des Modellprojekts Flächenmanagement als partizipativer Prozess einer nachhaltigen Stadtentwicklung der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.v. erarbeitet. Für die Sicherung einer sozial- und umweltgerechten Zukunft ist ein schonender Umgang mit der Ressource Boden von großer Bedeutung. Zersiedelte Städte, mit einem hohen Anteil an versiegelten Flächen, sind nicht nur ökologisch problematisch, sondern sind auch unter ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten wenig zukunftsfähig. Der demografische Wandel und der Zwang zu einer ressourcen- und klimaschonenden Entwicklung stellen die Kommunen gleichzeitig vor neue planerische Herausforderungen. Das Leitbild einer nachhaltigen Stadtentwicklung versucht diesen Herausforderungen Rechnung zu tragen. Seine Kennzeichen sind: eine deutliche Verminderung des Flächenverbrauchs, Schutz bestehender Freiräume, eine kompakte, ressourcenschonende Siedlungsstruktur, Erhalt bzw. Schaffung einer ökonomisch tragfähigen und lebenswerten Infrastruktur, die auch den Ansprüchen der sich demografisch wandelnden Bevölkerungsstruktur Rechnung trägt. Trotz großer Potenziale ist es bisher nur in Ansätzen gelungen das Leitbild einer nachhaltigen Stadtentwicklung in kommunale Entscheidungsprozesse zu verankern. Durch das Projekt Nachhaltiges Flächenmanagement ist es in enger Kooperation mit den Modellkommunen Emsdetten, Arnsberg, Minden und Bottrop gelungen, ein wirkungsvolles Planungs- und Umsetzungsinstrument für eine flächenschonende nachhaltige Stadtentwicklung zu erarbeiten. Ein zentraler Baustein dabei ist ein regelmäßig zu veröffentlichender kommunaler Flächenbericht, der Auskunft über den Stand der Flächenentwicklung gibt und Politik und Bürgerschaft zur Diskussion der nächsten Schritte einlädt. Wir bedanken uns bei den VertreterInnen in Politik, Verwaltung und Bürgerschaft der für zwei Jahre intensiver Zusammenarbeit an deren Ende der jetzt vorgelegte Bericht der steht. 1.2 Zielsetzung der Demografischer Wandel und Siedlungsflächenentwicklung Die Bedeutung der Themen Demografischer Wandel und Siedlungsflächenentwicklung lässt sich an Prognosen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur sowie an Kennzahlen zur Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung ablesen. Danach wird die Bevölkerungszahl der nach einer Status-Quo-Prognose voraussichtlich von 83.000 (2005) auf 79.000 (2020) sinken. Bis 2040 wird ein weiterer Rückgang auf 72.000 EinwohnerInnen erwartet. Gleichzeitig waren Ende 2004 im gültigen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1978 Wohnbauflächen in einer Größenordnung von 225 ha ausgewiesen, von denen etwa 130 ha mit Baurecht ausgestattet sind. Aus diesen Erkenntnissen heraus waren zunächst zwei zentrale Fragestellungen zur zukünftigen Entwicklung der mit der Teilnahme am Modellprojekt der LAG 21 NRW verbunden: Welche Flächenziele müssen hinsichtlich des demografischen Wandels für eine abnehmende und älter werdende Stadtgesellschaft formuliert werden? Wie können Wohnbauflächenpotenziale quantitativ und qualitativ durch ein nachhaltiges Flächenmanagementsystem gesteuert werden? 5

Als Ergebnis der ersten Workshopphase im Rahmen des Modellprojektes wurden zwei weitere Aspekte Grundlage der Diskussion: Wie kann das Binnenverhältnis von Zentrum zu Dörfern für eine intakte Infrastruktur nach Funktionalitäten neu gegliedert werden? Wie kann ein kommunales nachhaltiges Flächenmanagement in eine interkommunale Zusammenarbeit eingebunden werden? Managementsystem Grundsätzliches methodisches Ziel der Teilnahme der am Modellprojekt war es den Ablauf eines Managementsystems für Entwicklungs- und Planungsprozesse unter Beteiligung von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft anzuwenden. 1.3 Ablauforganisation Die generelle Ablaufplanung zur Einführung des nachhaltigen Flächenmanagementsystems erfolgte in den drei Hauptschritten Analyse, Partizipation zur Erarbeitung des Handlungsprogramms und kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Abbildung 1: Ablauforganisation Modellprojekt Flächenmanagement 6

Dialog und Diskussion zur Ausgestaltung eines nachhaltigen Flächenmanagementsystems fanden in Minden federführend in den Kommunal-Workshops statt. In einem ersten Workshop mit Vertretern des Rates, der Verwaltung und der Bürgerschaft wurde die Aufbau- und Ablauforganisation verabschiedet, das Thema nachhaltiges Flächenmanagement eingeführt und mit Mindener Daten konkretisiert sowie das Schwerpunktthema festgelegt. Im weiteren Projektverlauf konnte der Projektbeirat durch TeilnehmerInnen einer Zukunftswerkstatt langfristig personell erweitert werden. Als Input für die Zukunftswerkstatt dienten sowohl die Ergebnisse der SWOT-Analyse zum Thema Demografischer Wandel und Siedlungsentwicklung, als auch ein Grundsatzreferat zum künftigen Wohnbaulandbedarf des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes NRW (ILS NRW). Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt wurden Grundlage für den Aufbau des Orientierungsrahmens. Anhand der in der Zukunftswerkstatt definierten Leitziele wurde in zwei Vertiefungswerkstätten ein Entwurf des Orientierungsrahmens erarbeitet. Neben diesem konkreten, mit Zielen, Maßnahmen und Projekten belegten Zielsystem, wurde zudem ein Grundlagenpapier für ein nachhaltiges Flächenmanagementsystem in Minden formuliert. In einer Ergebnis-Werkstatt konnten dann der Orientierungsrahmen und die grundlegenden Ziele detailliert festgelegt und verabschiedet und ein zeitlicher Ablaufplan zur Umsetzung der Ziele definiert werden. Abbildung 2: Inhaltliche Schwerpunkte Werkstatt-Verlauf Minden Werkstatt 1: Konstituierung Projektbeirat Projektaufbau und -ablauf SWOT-Analyse Auswahl des Schwerpunktthemas Zukunftswerkstatt: Ideen und Realisierungsphase Input Wohnbaulandprognose Leitziele Vertiefungswerkstatt 1: Ergebnisse der Zukunftswerkstatt Orientierungsrahmen Grundlegende Ziele des FMS Vertiefungswerkstatt 2: Ziele, Maßnahmen und Projekte des Orientierungsrahmens Indikatoren Grundlegende Ziele des FMS Ergebniswerkstatt: Verabschiedung des Orientierungsrahmens Verabschiedung der grundlegenden Ziele Zeitliches Umsetzungskonzept Weiteres Verfahren 7

Mit der Verabschiedung des Orientierungsrahmens und der grundlegenden Ziele durch die parlamentarischen Gremien wurde die Planungs- und Strategiephase für das nachhaltige Flächenmanagementsystem im Herbst 2006 abgeschlossen. Auf der Grundlage dieser Beschlüsse wurde dann der Einstieg in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess begonnen. Die formulierten Ziele enthielten dazu klare Arbeitsaufträge beispielsweise zur Erfassung, Analyse und Klassifikation von relevanten Flächen, die in der später folgenden Umsetzungsphase überplant werden können, so dass ein konkreter Einstieg in den Managementzyklus gegeben war. Die notwendige Grundlagenarbeit, die Erarbeitung der Handlungsprogramme sowie die Operationalisierung der Vorgaben des Orientierungsrahmens prägten den weiteren Projektverlauf, der vorrangig von der Verwaltung gestaltet und umgesetzt wurde. Die Kontrollphase zur Überprüfung der festgelegten Ziele und deren Anpassung bzw. Weiterentwicklung sind ebenfalls Gegenstand der politischen Beschlüsse und werden wesentliche Gegenstände der weiteren Bemühungen der sein. 1.4 Aufbauorganisation Prägendes Element der Aufbauorganisation für die war der kontinuierlich tagende Projektbeirat, der sich aus der Verwaltungsspitze (Bürgermeister, Beigeordneter, Fachbereichsleiter), Vertretern der Fraktionen des Mindener Rates, BürgerInnen und Bürgern und den Projektkoordinatoren zusammensetzte und das Projekt inhaltlich über den Gesamtzeitraum begleitete. Die Projektkoordinatoren bereiteten Informationen und Analysen für die jeweiligen Sitzungen vor, und stimmten inhaltlich und organisatorisch die Projektphasen mit dem Projektträger ab. Der Grundsatzbeschluss zur Teilnahme am Modellprojekt wurde durch den Hauptausschuss gefasst. Weiterhin wird der Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr über den Verfahrensablauf informiert und entscheidet über die Ergebnisse des Modellprojekts. Abbildung 3: Aufbauorganisation Minden 8

1.5 Nachhaltiges Flächenmanagement als kontinuierlicher Verbesserungsprozess Das nachhaltige Flächenmanagementsystem wird im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses umgesetzt, der in den Phasen Planen, Umsetzen, Bewerten sowie Anpassen und Weiterentwickeln verläuft. Nach der planerischen Aufstellung des Handlungsprogramms erfolgt die Umsetzung einzelner prioritärer Maßnahmenbündel, deren erfolgreiche Umsetzung durch Indikatoren bewertet wird. Auf der Grundlage dieser Bewertung erfolgt im Flächenbericht eine Anpassung und Weiterentwicklung und somit der Wiedereinstieg in den Zyklus. Abbildung 4: Managementkreislauf als kontinuierlicher Verbesserungsprozess im nachhaltigen Flächenmanagementsystem 2. DOKUMENTATION DER LEITLINIEN UND ZIELSETZUNGEN 2.1 Erläuterung Leitlinien Die Leitlinien beschreiben die allgemeinen, langfristigen Ziele die eine Kommune mit der Einführung des nachhaltigen Flächenmanagements verfolgt. Die Leitlinien sind in Minden in einem partizipativen Verfahren mit Akteuren aus Bürgerschaft, Politik und Verwaltung formuliert und im Projektbeirat verabschiedet worden. Als grundlegende Zielsetzungen setzen sie sich aus den strategischen Zielsetzungen für die Wohnbauflächenentwicklung und den Leitzielen des Orientierungsrahmens zusammen. 2.2 Leitlinien Grundlegende Zielsetzungen für ein nachhaltiges Flächenmanagementsystem in Minden Als Ergebnis und Ergänzung der Diskussion zum Orientierungsrahmen hat der Projektbeirat der strategische Zielsetzungen zum nachhaltigen Flächenmanagementsystem definiert. 9

Grundlagen und Annahmen für Minden: Gemäß Wohnbauflächenbedarfberechnung (ILS-Szenario) würden für Minden bis zum Jahr 2020 etwa 140 ha Wohnbauflächen ausgewiesen, bis 2030 würde der Trend allerdings ein Negativsaldo von 17 ha aufweisen. Bei nachhaltiger Planung der Wohnbauflächen würde das SALDO schon in die jetzige Planung einfließen und zu einer Reduzierung des Bedarfs in 2020 auf 120 ha führen. Die Bevölkerung würde im gleichen Zeitraum (2020) auf 79.000 EinwohnerInnen, bis 2040 auf 72.000 EinwohnerInnen sinken. Im vorhandenen FNP sind seitens der Stadt etwa 225 ha Wohnbauflächen ausgewiesen. Davon sind etwa 130 ha mit Baurecht ausgestattet, sofern die Erschließung gesichert ist (ca. 72 ha in rechtswirksamen Bebauungsplänen und Satzungen und ca. 57 ha in Baulücken, nach 34 BauGB; Stand 31.12.2004 bebaubar). Fazit Das potenzielle Angebot an Wohnbauflächen übersteigt rechnerisch den tatsächlichen Bedarf an Wohnbauflächen in Minden. Der Stand der Flächenausweisungen (FNP 1978) entspricht nicht unbedingt mehr den heutigen Entwicklungserfordernissen und -perspektiven. Geeignete Informationen zur qualitativen Bewertung der Flächen, die in Anspruch genommen werden sollen, liegen zurzeit in der notwendigen Tiefe nicht vor. 2.2.1 Strategische Zielsetzungen Aus den genannten Annahmen und Prognosen und dem damit einhergehenden Fazit ergeben sich für die folgende Zielsetzungen: Als quantitatives langfristiges Ziel wird als künftiger Orientierungswert für die Wohnbauflächenausweisung bis zum Jahr 2020 ein Wert von 120 ha angenommen. Somit kommt es im Vergleich zu den im aktuellen FNP ausgewiesenen Flächen (225 ha) zu einer Reduktion der Flächenpotenziale von 105 ha. Bis zur Verfügbarkeit einer entsprechenden Beurteilung sollen nur Flächen entwickelt werden, die mit Baurecht ausgestattet bzw. im FNP bereits dargestellt sind. Andere Flächen werden nur im Flächentausch in Anspruch genommen. Unter qualitativen Aspekten sollen dabei langfristig nur Flächen entwickelt werden, die den Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung entsprechen. Hierzu wird eine geeignete planerische Grundlage (Zielsystem, Indikatoren und Daten) zur qualifizierten Beurteilung der Flächenreserven benötigt. Zur besseren Veranschaulichung werden die Flächenangaben (ha) durch Angaben zu Wohneinheiten (WE) ersetzt. Dabei gilt der heutige Umrechnungsfaktor für die 1ha=25WE, der im Rahmen einer nachhaltigen Flächenentwicklung überprüft und angepasst werden muss. Berechnung auf Grundlage des ILS Szenarios (120ha bis 2030) Innen Wohnbaufläche in ha bis 2020 120 Wohneinheiten bis 2020 3000 Wohnbauflächen in ha/ Jahr 8,6 Wohneinheiten / Jahr 214 10

2.2.2 Leitziele des Orientierungsrahmens Weiterer Bestandteil der Leitlinien ist der zur Umsetzung der strategischen Zielsetzung unter Beteiligung von Bürgerschaft, Politik und Verwaltung entworfene Orientierungsrahmen, der drei Leitziele enthält, die durch ein kleinräumiges Herangehen im Rahmen einer Gesamtstrategie verfolgt werden sollen. Leitziele: 1. Die Qualitäten des Wohnens im städtischen Siedlungsraum werden gestärkt 2. Mindens Dörfer und Ortsteile entwickeln ihre Stärken und gewinnen an Qualität 3. Die interkommunale Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen wird ausgebaut 2.3 Orientierungsrahmen Die oben beschriebenen Leitziele wurden in Teilzielen, Projekten und Maßnahmen ausdifferenziert, wobei die Teilziele, Projekte und Maßnahmen nicht abschließend benannt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammengestellt wurden. Für die Umsetzung der Teilziele wurde ein Zeitrahmen verabschiedet, der eine kurz- (ein Jahr), mittel- (< 3 Jahre) und langfristige Planung (> 3 Jahre) festlegt. 11

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Der gesamte Orientierungsrahmen mit seinen Leitzielen, Teilzielen, Maßnahmen und Projekten soll wie in Kapitel 1.3. beschrieben als Ausgangspunkt des Flächenmanagementsystems dienen und an Hand von geeigneten Indikatoren in einem jährlichen Zyklus überprüft werden. Für die Umsetzung der im Orientierungsrahmen festgelegten Ziele sowie der strategischen Ziele bedarf es der Schaffung geeigneter Informationsgrundlagen, einer Bewertung der Flächenreserven im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und der Erstellung einer Prioritätenliste zur Inanspruchnahme der Flächenreserven zur Steuerung der Siedlungsentwicklung. 3. HANDLUNGSPROGRAMM 3.1 Erläuterung Handlungsprogramm Handlungsprogramme sind die konkretisierten Fassungen von den im Orientierungsrahmen benannten Zielen, Maßnahmen und Projekten. Ein Handlungsprogramm definiert genau personelle und zeitliche Ressourcen für die jeweils anstehenden Aufgaben. 3.2 Dokumentation Handlungsprogramme Zur Konkretisierung und Umsetzung der Vorgaben aus den grundlegenden Zielsetzungen und aus dem Orientierungsrahmen sowie zur Sicherstellung der im Projektverlauf als notwendig aufgezeigten Grundlagenarbeit stand im Projektzeitraum von Ende 2006 bis Ende 2007 die Entwicklung von zwei Handlungsprogrammen im Vordergrund. Zunächst - wegen der darin enthaltenen Schaffung von Informationsgrundlagen wurde das Handlungsprogramm Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung erarbeitet, bevor das Thema Entwicklung der Dörfer und Ortsteile angegangen wurde. 3.2.1 Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung Das Handlungsprogramm Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung operationalisiert und konkretisiert vor allem die Vorgaben des Leitziels A des Orientierungsrahmens und die strategische Zielsetzung der 120 ha als Orientierungswert für die Wohnbauflächenausweisung bis 2020. Dazu werden Ziele für Flächen mit Baurecht, Nachverdichtung, Aktivierung von Leerständen und Mindernutzung sowie Neuausweisungen ausdifferenziert und mit einzelnen Maßnahmen hinterlegt. Ergänzt wird dieses Paket durch die Ziele einer laufenden Beobachtung der Wohnbaulandentwicklung. 17

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3.2.2 Entwicklung der Dörfer und Ortsteile Die Entwicklung eines Handlungsprogramms Entwicklung der Dörfer und Ortsteile basiert auf den Vorgaben des Leitziels B Dörfer und Ortsteile entwickeln ihre Stärken und gewinnen an Qualität des Orientierungsrahmens. Hier konnte bis zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Berichtes keine entsprechende Vereinbarung über das Handlungsprogramm zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerschaft herbeigeführt werden. Es ist aber zu erwarten, dass zur Umsetzung der Vorgaben ein einheitliches Programm für die verschiedenen, teilweise zusammengefassten Ortslagen unter intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bearbeitet werden muss, das aus einer differenzierten Bestandsaufnahme, einer Stärken-Schwächen-(Chancen-Risiken-) Analyse und einer Ideen- und Konzeptentwicklung besteht. 4. BEWERTUNG DER UMSETZUNG DES HANDLUNGSPROGRAMMS Die formulierten Ziele, Projekte und Maßnahmen stellen ein ehrgeiziges Aufgabenpaket für die dar. Das gilt sowohl für das Handlungsprogramm Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung als auch bereits für den Orientierungsrahmen. Um zu einer fairen Bewertung der Umsetzung des Handlungsprogramms zu kommen, muss zunächst die Entwicklung beim Umgang mit dem Thema Fläche seit der Zeit vor dem Projektstart betrachtet werden. So stellt der Schritt zu einer langfristig orientierten, strategischen Steuerung der Siedlungs- bzw. Wohnbauflächenentwicklung eine deutliche Veränderung gegenüber der bisher gängigen Praxis dar. Der von Bürgermeister Buhre in einer der Veranstaltungen dafür verwendete Begriff des Paradigmenwechsels beschreibt diesen Umstand sehr treffend. Hier ist die mit den erarbeiteten und verabschiedeten Zielen, der Erarbeitung der notwendigen Informationsgrundlagen und der Einführung eines jährlichen Berichtwesens einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Ein Beispiel mag diese Aussage verdeutlichen. Im Rahmen der Erarbeitung der Informationsgrundlagen ist ein Bewertungssystem entwickelt worden, das die Eignung einzelner Flächen für die Wohnbaulandentwicklung untersucht. Im Ergebnis ist für alle freien Flächen, die größer als ein halber Hektar sind, unabhängig von der Frage, ob sie bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen sind oder nicht, ein Basisdatensatz erhoben, ein Bewertungsraster angewendet und eine Einstufung in eine der Prioritätsstufen vorgenommen worden. Für den Fall notwendiger oder auch beantragter Neuausweisungen aber auch der Herausnahme von Wohnbauflächen können auf dieser Grundlage belastbare Aussagen über die Wertigkeit der Flächen für die Siedlungsentwicklung herangezogen werden. 19

Abbildung 5: Bewertungskarte FNP-Wohnbauflächenpotentiale (Ausschnitt ohne Maßstab) 20

Abbildung 6: Beispiel eines Flächensteckbriefes Nicht zu unterschätzen ist der Aufwand, der betrieben werden musste, um die im Rahmen des Modellprojektes formulierten Anforderungen, die das bisher gängige Vorgehen in Frage stellen, in die Praxis umzusetzen. Nicht alle Abläufe und Arbeitsweisen lassen sich in einem Zeitraum von gut einem Jahr anpassen. Darüber hinaus wird eine rein administrative Anwendung der neuen Praxis allein nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen können, hier gilt sowohl die Beschäftigten der Verwaltung als auch Politik und Bürgerschaft auf diesem Weg mitzunehmen. Entsprechend müssen bei der Frage nach der konkreten Umsetzung der Ziele, Projekte und Maßnahmen des Handlungsprogramms Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung einige 21

Abstriche gemacht und zugestanden werden. Allerdings ist die Durchführung der Flächenbewertung wie oben beschrieben äußerst positiv zu beurteilen. Die verbindliche Berücksichtigung und Umsetzung der Ergebnisse der Flächenbewertung und priorisierung führen zu einem strukturierten und verlässlichen Umgang bei der Wohnbauflächenausweisung. Problematischer ist die Situation insbesondere beim Umgang mit den Flächen mit Baurecht zu sehen. Hier ist das Paket der Maßnahmen über einige Ansätze hinaus nicht umgesetzt worden. Einschränkend ist dazu aber festzustellen, das bei einigen Maßnahmen zwar Zeitziele verfehlt worden sind, die Maßnahmen aber, da sie zum Gegenstand des laufenden Geschäfts werden sollen, für die nähere Zukunft durchaus erfolgreich umgesetzt werden können. Dass ein Handlungsprogramm Entwicklung der Dörfer und Ortsteile im Rahmen der Projektlaufzeit nicht vereinbart werden konnte, ist bedauerlich. Allerdings gilt auch hier, dass die Auseinandersetzung mit der Frage nach Zukunft der Dörfer und Ortsteile für die zukünftige Entwicklung der eine wesentliche Rolle spielen wird. Eine Beantwortung der Frage kann durchaus weitreichende Folgen haben. So ist es ein wertvolles Ergebnis des Modellprojektes die Diskussionen zu diesem Thema initiiert und die Weiterbehandlung des Themas und konkret notwendige nächste Arbeitsschritte für 2008 deutlich gemacht zu haben. Das gilt besonders vor dem Hintergrund, dass es eine Grundvoraussetzung für verbindliche und belastbare Ergebnisse auch bei diesem wie auch bei anderen Themen ist, eine gut koordinierte und zeitliche strukturierte Beteiligung von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft zum Wesen des Entstehungsprozesses zu machen. 22

5. INDIKATORENBERICHT Basisindikator 1: Bevölkerungsentwicklung Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Demografie Bevölkerungsentwicklung Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: Nach relativ starken Zuwächsen der Bevölkerung in den 90er Jahren, ist die Einwohnerzahl in den Jahren 1999 bis 2001 gesunken. Seit 2001 stagniert die Bevölkerungszahl in Minden auf einem Niveau von ca. 83.000 Einwohnern. Entgegen der vorliegenden, aktuellen Bevölkerungsprognosen, die alle einen Bevölkerungsrückgang vorhersagen, stagniert die Bevölkerungsentwicklung in Minden seit dem Jahr 2001. Die Einwohnerzahl entwickelt sich somit positiver als prognostiziert. 23

Basisindikator 3: Wanderungssaldo Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Demografie Wanderungssaldo Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: Die verfügt in den letzten 10 Jahren mit Ausnahme der Jahre 1999, 2000, 2001 über ein positives Wanderungssaldo. Durch das überwiegend positive Wanderungssaldo der Stadt Minden wird das bestehende Geburtendefizit ausgeglichen und die zz. insgesamt stagnierende Bevölkerungsentwicklung hervorgerufen. Darüber hinaus spricht das positive Wanderungssaldo für die Attraktivität der als Arbeits- und Wohnstandort. 24

Basisindikator 4: Entwicklung sozialversicherungspflichtige Beschäftigte Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Ökonomie Entwicklung sozialversicherungspflichtige Beschäftigte Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: Insgesamt ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Minden rückläufig. Nur in den Jahren mit positiver wirtschaftlicher Entwicklung (1999, 2000, 2006) stieg die Anzahl entgegen dem Gesamttrend leicht an. In der Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Minden zeigt sich zum einen der allgemeine Trend zum Rückgang dieser Beschäftigtenart zugunsten anderer Beschäftigungsarten wie z.b. Selbstständigkeit. Zum anderen wird aber auch die starke Konjunkturabhängigkeit des Indikators deutlich. Inwieweit darüber hinaus noch weitere Mindener Faktoren für die Entwicklung verantwortlich sind, ist nicht erkennbar. 25

Basisindikator 7: Entwicklung Siedlungs- und Verkehrsfläche an Gesamtfläche Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Flächennutzung Entwicklung SuV an Gesamtfläche Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: In der Zeit von 1990 bis 2006 ist der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche von knapp 34% stetig auf insgesamt ca. 38,5% angestiegen. Der Anstieg des Anteils der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Minden folgt dem allgemeinen Trend in Deutschland. Spezifisch Mindener Faktoren der Entwicklung sind nicht erkennbar. 26

Basisindikator 9: Entwicklung Siedlungsdichte Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Flächennutzung Entwicklung Siedlungsdichte Eigene Berechnung nach Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: Bis zur Mitte der 90-ziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts steigt die Siedlungsdichte der an. In 1995 beginnt dann eine Phase mit rückläufiger Siedlungsdichte. Während zu Beginn der 90-ziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die starken Bevölkerungszuwächse noch für einen Anstieg der Siedlungsdichte sorgten, wird seit 1995 durch Siedlungsflächenwachstum und stagnierende Bevölkerungsentwicklung eine Reduzierung der Siedlungsdichte ausgelöst. 27

Basisindikator 15: Entwicklung Wohnungsbestand Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Wohnen Entwicklung Wohnungsbestand Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl der Wohnungen in der stetig und relativ gleichmäßig angestiegen. Während zu Beginn der 90-ziger Jahre der Anstieg der Wohnungszahl noch parallel zum Bevölkerungsanstieg verlief, haben sich beide Entwicklungen seit ca. 1995 entkoppelt. Der weitere Anstieg der Wohnungszahlen erklärt sich vor allem durch einen Nachholbedarf der Zuwanderer aus den frühen 90-ziger Jahren und die Reduzierung der Personenzahl pro Haushalt. 28

Basisindikator 16: Entwicklung Wohnfläche Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Wohnen Entwicklung Wohnfläche pro Kopf Eigene Berechnungen nach Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: Die Wohnfläche pro Kopf entwickelte sich in der von 1990 bis 1994 uneinheitlich mit insgesamt sinkender Tendenz. Ab 1995 stieg die Wohnfläche pro Einwohner dann stetig und stark von ca. 37,2 qm auf 42,1 qm an. Die stagnierende Entwicklung der Wohnfläche pro Kopf zu Beginn der 90-ziger Jahre erklärt sich vor allem durch die hohen Zuwanderungsraten. Der Anstieg ab 1995 wird durch Wohlstandeffekte und Reduzierung der Personenzahl pro Haushalt bei stagnierender Bevölkerungsentwicklung verursacht. 29

Basisindikator 20: Gewerbesteuereinnahmen je Einwohner Themengruppe: Basisindikator 1: Datenquelle: Zuständigkeit: Gesellschaft/ Soziales/ Verkehr Gewerbesteuereinnahmen pro Einwohner Eigene Berechnungen nach Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NRW Stand: 12/ 2007 Entwicklung: Bewertung: Die Gewerbesteuereinnahme pro Einwohner der stellt sich in den Jahren von 1992 bis 2002 unheitlich jedoch insgesamt mit abnehmender Tendenz dar. Seit 2002 steigen die Gewerbesteuereinnahmen pro Einwohner wieder an und erreichen fast das Niveau der 90-ziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Entwicklung der Gewerbsteuereinnahmen pro Kopf folgt überwiegend der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine spezifisch Mindener Entwicklung ist nicht erkennbar. 30

6. KÜNFTIGER HANDLUNGSBEDARF Der künftige Handlungsbedarf leitet sich unmittelbar aus den Erkenntnissen der Bewertung der Umsetzung des Handlungsprogramms ab. Konkret gilt es vor allem beim Handlungsprogramm Konzeptionelle Wohnbauflächenverdichtung die Themen Nachverdichtung, Leerstandaktivierung, Baulandkataster und Förderung der Baulandentwicklung unter sozialen, ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten verstärkt zu verfolgen, um erkennbare und messbare Ergebnisse zu erzielen. Beim Handlungsprogramm Entwicklung der Dörfer und Ortsteile liegt auf der Hand, dass zunächst das Programm zu vereinbaren ist. Die Vorarbeiten sind allerdings so weit gediehen, dass im Frühjahr 2008 damit gerechnet werden kann. Für die sich unmittelbar anschließende Umsetzung wird es zunächst wichtig sein, dass ähnlich wie beim Handlungsprogramm Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung die Verwaltung die notwendigen Grundlagenarbeiten erledigt. Ein weiteres wesentliches Handlungsfeld ist der erstmalige Erstellung des in der Folge jährlich vorzulegenden Flächenberichts als wichtiges Controllinginstrument sowohl für die Verfolgung der Grundlegenden Zielsetzungen als auch der Vorgaben des Orientierungsrahmens und der Handlungsprogramme. Erst damit ist eine wesentliche Voraussetzung für eine dauerhafte Anwendung des Managementsystems sichergestellt. Neben diesem instrumentenbezogenen liegt der wichtigste Handlungsbedarf in der Verstetigung des Bewusstseins für einen veränderten Umgang mit dem Thema Fläche und die Anwendung von Managementsystemen. Die abstrakten Begriffe Nachhaltigkeit und Steuerung beschreiben den Anspruch, den Politik, Verwaltung und Bürgerschaft gemeinsam für sich formuliert haben und dessen Umsetzung in den Alltag immer weiter und immer wieder neu angegangen werden muss, um dem Anspruch letztlich auch gerecht werden zu können. 7. PROJEKTBEWERTUNG UND AUSBLICK DURCH LAG 21 NRW Mit dem im Projekt gewählten Schwerpunktthema Demografischer Wandel und Siedlungsentwicklung hat die ein zentrales Element der kommunalen Daseinsvorsorge aufgegriffen. Für eine Nachhaltige Stadtentwicklung ist hierbei der Ausgleich sozialer, ökonomischer und ökologischer Planungen zwingend. Der ist es dabei in einem umfangreichen Beteiligungsverfahren gelungen, Leitziele zu formulieren, die einerseits die Ziele der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie [30 ha Ziel] unterstützen, aber auch die im November 2007 von der Umweltministerkonferenz der Länder gefassten Beschlüsse zur nachhaltigen Flächenentwicklung mit Leben füllen. Sowohl die planerische Minimierung des künftigen Flächenverbrauchs bis 2020 als auch die Priorisierung des Wohnbauflächenbedarfs in besonders geeignete, geeignete und weniger geeignete Flächen lassen erwarten, dass die zukünftig ihren Flächenbedarf stringent an quantitativen und qualitativen Nachhaltigkeitszielen ausrichtet. Insbesondere die mit dem Projekt begonnene konzeptionelle Wohnbauflächenanalyse, bei der über Flächensteckbriefe eine genaue Katalogisierung von Potentialflächen erfolgt, trägt zukünftig zu einer passgenauen kommunalen Angebots- und Nachfragestrategie bei. Ferner können über diese Detailkenntnisse im Vorfeld von Planungen Wohnbaukonzeptionen strategisch angegangen und somit auch langfristige Fragestellungen gelöst werden, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben. Das zweite Leitziel Mindens Dörfer und Ortsteile entwickeln ihre Stärken und gewinnen an Qualität beschreibt eine Problemlösung, der sich zahlreiche Kommunen in NRW zukünftig stel- 31

len müssen. Hinsichtlich einer sinkenden Bevölkerungszahl, einer älter werdenden Gesellschaft und der ökonomisch angespannten Finanzlage der Kommune ist es vielerorts notwendig die vorhandene Breite der kommunalen Infrastruktur zu überprüfen. Dabei geht es nicht um einen schlichten Abbau von Dienstleistungen, sondern um eine neue und auf zukünftige Entwicklungen qualitativ hochwertig angepasste Kommunalplanung. Die Stärken der Dörfer sollen dabei weiterhin gestärkt werden und an Qualität gewinnen, das heißt aber auch, dass an anderer Stelle Dörfer und Ortsteile Infrastrukturen gemeinsam nutzen müssen und neue Funktionalitäten für Zentrum und Dörfer benannt werden. Minden hat sich mit diesem Leitziel dem Problem gestellt und ist durch die Planung zur Aufnahme von Dorfkonferenzen auf einem guten Weg in einem Beteiligungsprozess eine strategische Lösung für das Zusammenspiel von Dörfern und Zentren zu entwickeln. Als mittel- und langfristige Zielsetzung verfolgt die den Ausbau einer interkommunalen Zusammenarbeit zur nachhaltigen Flächenplanung mit den Nachbarkommunen. Gemeinsame Gewerbeflächenplanungen sind vorstellbar, ein interkommunales Wohnbauflächenmanagement wird angestrebt. Dieses Leitziel bringt zum Ausdruck, dass eine nachhaltige Stadtentwicklung nicht losgelöst von der Region, dem Kreis und als Insellösung betrieben werden kann, und wird ausdrücklich begrüßt. Die kurzfristige Strategie einiger Kommunen durch finanzielle Anreize beim Wohnbauland oder als Kopfprämie für Kinder Vorteile beim Kampf um Einwohner zu erzielen, kann nicht der Zielsetzung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Stadtentwicklung entsprechen. Die weitere Umsetzung der Leitziele mit den damit verbundenen Projekten und Maßnahmen geht nach Abschluss des Modellprojekts in den zyklischen Verlauf des eingeführten Flächenmanagementsystems über. Ziele und Maßnahmen des Handlungsprogramms werden kontinuierlich durch den Flächenbericht dargestellt und in ihrer Auswirkungen auf eine nachhaltige Stadtentwicklung überprüft. Hierzu ist in naher Zukunft eine Anpassung des Indikatorensets bezüglich der konzeptionellen Wohnbauflächenentwicklung notwendig, um ein detaillierteres Controlling zu ermöglichen. Die ist mit dem Einstieg in ein strategisches Flächenmanagementsystem zum Vorbild für weitere Kommunen in NRW geworden, die sich zukünftig diesem Themenfeld öffnen. Dabei haben die professionelle Projektkoordination, der kontinuierlich tagende Projektbeirat und das fachbereichsübergreifende Kernteam der Verwaltung wesentlich zum Erfolg des Projekts beigetragen. Die Aufbauorganisation ist ein zentraler Erfolgsfaktor für das nachhaltige Flächenmanagementsystem und sollte hinsichtlich der personellen und zeitlichen Ressourcen fortgeführt werden. Generelle Zielsetzung des Gesamtprojekts Flächenmanagement als partizipativer Prozess einer nachhaltigen Stadtentwicklung war es, unter Beteiligung von Bürgerschaft, Politik und Verwaltung neue Wege für eine flächenschonende Stadtentwicklung aufzuzeigen. Die in Minden erzielten Ergebnisse sind hierfür von hervorgehobener Bedeutung und ein ermutigendes Beispiel. 32

33 Bericht 2007