Finanzierungsbedingungen des Handwerks in Krisenzeiten am Beispiel der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009

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Transkript:

D E U T S C H E S H A N D W E R K S I N S T I T U T Maximilian Wolf Finanzierungsbedingungen des Handwerks in Krisenzeiten am Beispiel der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 Ludwig-Fröhler-Institut

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN: 978-3-925397-31-8 2010 Ludwig-Fröhler-Institut Forschungsinstitut im Deutschen Handwerksinstitut (DHI) sowie den Wirtschaftsministerien der Bundesländer Unter der Mitwirkung der Projektpartner: Handwerkskammer Kassel Handwerkskammer Koblenz Handwerkskammer Lübeck Handwerkskammer für Oberfranken Handwerkskammer des Saarlandes Handwerkskammer Stuttgart Handwerkskammer Südthüringen Handwerkskammer Wiesbaden LFI_bwl_Finanzierung_Wirtschaftskrise.pdf

Inhaltsverzeichnis 1. Finanz- und Wirtschaftskrisen als Herausforderungen für das Handwerk... 10 1.1 Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 als aktuelles Beispiel... 10 1.2 Konsequenzen einer Wirtschaftskrise für das Handwerk... 10 1.3 Zielsetzung und Gang der Untersuchung... 12 2. Die wirtschaftliche Situation von Handwerksunternehmen vor der Wirtschaftskrise... 14 2.1 Bonität... 14 2.2 Finanzierungsinstrumente... 16 2.3 Finanzierungsbedingungen von Bankkrediten... 17 3. Empirische Ergebnisse zur wirtschaftlichen Situation von Handwerksunternehmen während des Verlaufs der Wirtschaftskrise... 19 3.1 Datenbasis und Datenerhebung... 19 3.2 Struktur der antwortenden Unternehmen... 21 3.3 Bonität... 27 3.3.1 Kapitalstruktur... 27 Gesamtüberblick... 27 Gegliedert nach Rechtsform... 29 Gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 31 Gegliedert nach Branche... 33 Gegliedert nach Banktyp... 35 3.3.2 Rating... 37 Gegliedert nach Rechtsform... 40 Gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 44 Gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 45 Gegliedert nach Branche... 50 Gegliedert nach Banktyp... 55 3.4 Finanzierungsbedingungen von Fremdkapital... 59 Gesamtübersicht... 59 Gegliedert nach Rechtsform... 65 Gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 71 Gegliedert nach Branche... 77 Gegliedert nach Banktyp... 82 3.5 Erfolgreiche Strategien der Unternehmensfinanzierung in der Krise... 92 Gesamtübersicht... 92

Gegliedert nach Rechtsform... 94 Gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 96 Gegliedert nach Branche... 99 Gegliedert nach Banktyp... 102 4. Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzierungsbedingungen in der Wirtschaftskrise104 4.1 Anpassung bzw. Fortführung bestehender Förderinstrumente... 104 4.2 Stärkung der Eigenkapitalbasis von Handwerksunternehmen... 106 4.3 Offene Kommunikation und Transparenz im Ratingprozess der Banken... 107 5. Die Rolle des Handwerks als Stabilisator der Wirtschaft in Krisenzeiten... 108 Anhang... 110

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Eigenkapitalquote des Handwerks bis 2008... 14 Abbildung 2: Finanzierungsinstrumente des Handwerks vor der Wirtschaftskrise... 16 Abbildung 3: Probleme bei der Finanzierung vor der Wirtschaftskrise... 17 Abbildung 4: Überblick über die Rechtsformen der antwortenden Unternehmen... 21 Abbildung 5: Überblick über die Umsatzgrößenklassen der antwortenden Unternehmen... 22 Abbildung 6: Überblick über die regionale Verteilung der antwortenden Unternehmen... 23 Abbildung 7: Branchen der antwortenden Unternehmen... 24 Abbildung 8: Überblick über die Bankverbindungen der antwortenden Unternehmen... 25 Abbildung 9: Gesamtüberblick über die Eigenkapitalquote der Unternehmen... 27 Abbildung 10: Gesamtüberblick über die Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise... 28 Abbildung 11: Eigenkapitalquote gegliedert nach Rechtsform... 29 Abbildung 12: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Rechtsform... 30 Abbildung 13: Eigenkapitalquote der Unternehmen gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 31 Abbildung 14: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 32 Abbildung 15: Eigenkapitalquote der Unternehmen gegliedert nach Branche... 33 Abbildung 16: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Branche... 34 Abbildung 17: Eigenkapitalquote der Unternehmen gegliedert nach Banktyp... 35 Abbildung 18: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Banktyp... 36 Abbildung 19: Gesamtüberblick über die Bekanntheit der Ratingnote unter den Unternehmen... 37 Abbildung 20: Gesamtüberblick über die Veränderung der Ratingnote im Vergleich zu September 2008 bei den Unternehmen... 38 Abbildung 21: Gesamtüberblick über die Ratingkommunikation mit den Banken... 39

Abbildung 22: Bewusstsein für die Ratingnote bei den Unternehmen gegliedert nach Rechtsform... 40 Abbildung 23: Bekanntheit der Ratingnote unter den Unternehmen gegliedert nach Rechtsform... 41 Abbildung 24: Veränderung der Ratingnote im Vergleich zu September 2008 bei den Unternehmen gegliedert nach Rechtsform... 42 Abbildung 25: Ratingkommunikation mit den Banken gegliedert nach Rechtsform... 43 Abbildung 26: Bewusstsein für die Ratingnote bei den Unternehmen gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 45 Abbildung 27: Bekanntheit der Ratingnote unter den Unternehmen gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 46 Abbildung 28: Veränderung der Ratingnote im Vergleich zu September 2008 gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 47 Abbildung 29: Ratingkommunikation mit den Banken gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 48 Abbildung 30: Bewusstsein für die Ratingnote bei den Unternehmen gegliedert nach Branche... 50 Abbildung 31: Bekanntheit der Ratingnote unter den Unternehmen gegliedert nach Branche... 51 Abbildung 32: Veränderung der Ratingnote im Vergleich zu September 2008 bei den Unternehmen gegliedert nach Branche... 52 Abbildung 33: Ratingkommunikation mit den Banken gegliedert nach Branche... 53 Abbildung 34: Bewusstsein für die Ratingnote unter den Unternehmen gegliedert nach Banktyp... 55 Abbildung 35: Bekanntheit der Ratingnote unter den Unternehmen gegliedert nach Banktyp... 56 Abbildung 36: Veränderung der Ratingnote im Vergleich zu September 2008 bei den Unternehmen gegliedert nach Banktyp... 57 Abbildung 37: Ratingkommunikation mit den Banken gegliedert nach Banktyp... 58 Abbildung 38: Gesamtüberblick über den Zugang zu kurzfristigen Krediten im Juni 2010 im Vergleich zu 2008... 60 Abbildung 39: Gesamtüberblick über Probleme bei kurzfristigen Krediten... 61 Abbildung 40: Gesamtüberblick über die Veränderung der Zugangsbedingungen im Juni 2010 im Vergleich zu September 2008 bei kurzfristigen Krediten... 62 Abbildung 41: Probleme, einen kurzfristigen Krediten zu erhalten (gegliedert nach Rechtsform)... 65

Abbildung 42: Zugang zu kurzfristigen Krediten im Juni 2010 im Vergleich zu 2008 gegliedert nach Rechtsform... 66 Abbildung 43: Probleme bei kurzfristigen Krediten gegliedert nach Rechtsform... 67 Abbildung 44: Veränderung der Zugangsbedingungen im Juni 2010 im Vergleich zu September 2008 bei kurzfristigen Krediten bei Einzelunternehmen... 68 Abbildung 45: Probleme, einen kurzfristigen Krediten zu erhalten (gegliedert nach Umsatzgrößenklasse)... 71 Abbildung 46: Zugang zu kurzfristigen Krediten im Juni 2010 im Vergleich zu 2008 gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 72 Abbildung 47: Probleme beim Zugang zu kurzfristigen Krediten gegliedert nach Umsatzgrößenklasse... 73 Abbildung 48: Veränderung der Zugangsbedingungen im Juni 2010 im Vergleich zu September 2008 bei kurzfristigen Krediten gegliedert nach Umsatzgrößenklasse (Unternehmen bis 50.000 Umsatz) 74 Abbildung 49: Veränderung der Zugangsbedingungen im Juni 2010 im Vergleich zu September 2008 bei kurzfristigen Krediten gegliedert nach Umsatzgrößenklasse (Unternehmen über 2,5 Mio. Umsatz)... 75 Abbildung 50: Probleme, einen kurzfristigen Kredit zu erhalten (gegliedert nach Branche)... 77 Abbildung 51: Zugang zu kurzfristigen Krediten im Juni 2010 im Vergleich zu 2008 gegliedert nach Branche... 78 Abbildung 52: Probleme beim Zugang zu kurzfristigen Krediten gegliedert nach Branche... 79 Abbildung 53: Veränderung der Zugangsbedingungen im Juni 2010 im Vergleich zu September 2008 bei langfristigen Krediten am Beispiel der KFZ-Branche... 80 Abbildung 54: Probleme, einen kurzfristigen Krediten zu erhalten (gegliedert nach Banktyp)... 82 Abbildung 55: Zugang zu kurzfristigen Krediten im Juni 2010 im Vergleich zu 2008 gegliedert nach Banktyp... 83 Abbildung 56: Probleme beim Zugang zu kurzfristigen Krediten gegliedert nach Banktyp... 84 Abbildung 57: Probleme bei langfristigen Krediten gegliedert nach Banktyp... 85 Abbildung 58: Veränderung der Zugangsbedingungen zu langfristigen Krediten im Juni 2010 im Vergleich zu 2008 gegliedert nach Banktyp... 86 Abbildung 59: Probleme beim Zugang zu langfristigen Krediten gegliedert nach Banktyp... 87

Abbildung 60: Veränderung der Zugangsbedingungen im Juni 2010 im Vergleich zu September 2008 bei langfristigen Krediten bei Kunden privater Geschäftsbanken... 88 Abbildung 61: Veränderung der Zugangsbedingungen im Juni 2010 im Vergleich zu September 2008 bei langfristigen Krediten bei Kunden von Genossenschaftsbanken... 89 Abbildung 62: Gesamtübersicht über erfolgreiche Finanzierungsstrategien in der Krise... 92 Abbildung 63: Erfolgreiche Finanzierungsinstrumente in der Krise gegliedert nach Rechtsform... 94 Abbildung 64: Erfolgreiche Finanzierungsinstrumente in der Krise gegliedert nach Umsatzgrößenklasse (Teil 1)... 96 Abbildung 65: Erfolgreiche Finanzierungsinstrumente in der Krise gegliedert nach Umsatzgrößenklasse (Teil 2)... 97 Abbildung 66: Erfolgreiche Finanzierungsinstrumente in der Krise gegliedert nach Branche (Teil 1). 99 Abbildung 67: Erfolgreiche Finanzierungsinstrumente in der Krise gegliedert nach Branche (Teil 2)... 100 Abbildung 68: Erfolgreiche Finanzierungsstrategien in der Krise gegliedert nach Banktyp... 102

1. Finanz- und Wirtschaftskrisen als Herausforderungen für das Handwerk 1.1 Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 als aktuelles Beispiel Die Finanzierungsbedingungen im Allgemeinen und die Konditionen von Bankkrediten im Speziellen für Handwerksunternehmen haben sich ab September 2008 im Zuge der Wirtschaftskrise verschärft. 1 Das Handwerk, Banken und die Politik sind seitdem verstärkt mit der Gefahr einer Kreditklemme konfrontiert. 2 Die Unternehmensbefragung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW Mittelstandsbank) 2010 zeigt für kleine Unternehmen (bis 1,0 Mio. Umsatz), dass sich die Finanzierungssituation verschlechtert hat: 52,3% der Betriebe berichten von einer erschwerten Kreditaufnahme. Die Untersuchung betont zudem die allgemeine Bedeutung der Eigenkapitalquote bei der Kreditaufnahme für Handwerksunternehmen: 66% der kleinen Unternehmen mit einer im Vergleich zum Vorjahr geringeren Eigenkapitalquote, haben Probleme bei der Kreditaufnahme. 3 1.2 Konsequenzen einer Wirtschaftskrise für das Handwerk Handwerksunternehmen charakterisiert hinsichtlich ihrer Finanzierung durch Fremdkapital vor allem der fehlende Zugriff auf den organisierten Kapitalmarkt. Folglich ist das Finanzierungssystem von Handwerksunternehmen typischerweise durch hohe Bankverbindlichkeiten 4 und eine im nationalen und internationalen Vergleich geringe Eigenkapitalquote gekennzeichnet. 5 Die niedrige Ausstattung mit Eigenkapital ist zum einen durch die erleichterte Kreditaufnahme aufgrund langfristig etablierter Beziehungen zwischen Banken und Unternehmen ( Hausbankprinzip ) begründet. Zum anderen ist die Finanzierung 1 2 3 4 5 Vgl. z.b. Hefer (2010): S. 11. Vgl. z.b. Birk (2010): S. 1 oder Hülsbörner (2010): S. 38 f. Vgl. ZDH (2010): S. 3. Vgl. Börner (2006): S. 298 ff. Die Eigenkapitalquote von KMU lag im Jahr 2000 in Deutschland bei etwa 12%; in Belgien, Frankreich, Portugal und Spanien bei über 30% (vgl. Grichnik (2003): S. 93 ff.). Speziell für das Handwerk in Deutschland vgl. Schempp (2006). 10

durch Bankkredite in Deutschland häufig leichter verfügbar und günstiger als andere Finanzierungsformen. 6 Wirtschaftliche Krisen üben in der Regel vor allem durch Umsatzrückgänge, fehlende Aufträge und verschärfte Kreditbedingungen bei Banken massiven Druck auf die Finanzierungsstruktur von Handwerksunternehmen aus und gefährden so die Existenz vieler Unternehmen. Am Beispiel der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 soll gezeigt werden, welche Konsequenzen wirtschaftliche Krisen hinsichtlich der Finanzierungsbedingungen von Bankkrediten für das Handwerk haben können. Die erschwerte Kreditaufnahme hat mehrere Konsequenzen für das Handwerk. Eine erste Konsequenz besteht in den verschlechterten Finanzierungsbedingungen. 7 Viele Handwerksunternehmen bekommen erst keine Kredite mehr von den Banken. Für erteilte sind häufig entweder zusätzliche Kreditsicherheiten bereitzustellen 8 oder erhöhte Zinszahlungen zu entrichten. 9 Aus diesen verschlechterten Finanzierungsbedingungen erwächst in zweiter Konsequenz ein Investitionshemmnis für die Handwerksunternehmen. Zunächst können Neuinvestitionen, beispielsweise in Sach- und Humankapital, nicht vollständig getätigt werden, so dass der Handwerkssektor in seiner Wachstums- und Innovationsfähigkeit stark eingeschränkt wird. Untersuchungen der KfW Bank zeigen, dass 90% der befragten Finanzierungsexperten 2010 eine Verringerung bzw. Verschiebung der geplanten Neuinvestitionen in allen deutschen Unternehmen erwarten. 10 Notwendige Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen können ebenfalls nur limitiert durchgeführt werden, so dass die Handwerksbetriebe vielfach nicht einmal ihre bestehende Wirtschaftskraft aufrechterhalten können. 6 7 8 9 10 Vgl. Fischer/Rudolph (2000): S. 399 ff. Vgl. Birk (2010): S. 1. Die zusätzlichen Kreditsicherheiten können zum Beispiel durch eine Bürgschaftsbank bereit gestellt werden. Im Jahr 2009 stieg beispielsweise der Bürgschaftsbestand der Bürgschaftsbank Saarland krisenbedingt um 22% auf 30,8 Millionen (vgl. Eberhardt (2010): S. 1). Die deutsche Bundesregierung hat vor diesem Hintergrund ab dem 01.04.2010 einen Kreditmediator eingesetzt, um zu verhindern, dass mittelständischen unternehmen zu wenig Kredite zur Verfügung gestellt werden (vgl. Hülsbömer (2010): S. 38 f.) Vgl. KfW (2010): S. 23. 11

Eine dritte Konsequenz der verschlechterten Finanzierungsbedingungen besteht in der Erhöhung der Insolvenzquote der Handwerksunternehmen. Die Insolvenzquote von fast 5% 11 kann durch die restriktivere Kreditvergabe beeinflusst werden, da viele Handwerksunternehmen mögliche Anpassungen in den Zinszahlungen und bestehenden Verbindlichkeiten schwerer durch die Neuaufnahme von Krediten nachkommen können. Durch die erschwerte Finanzierungssituation gehen nicht nur bestehende Handwerksunternehmen verloren, sondern es werden auch oft Unternehmensgründungen in vierter Konsequenz verhindert. Eine Befragung der Geschäftsführer der Handwerkskammern in Deutschland zeigt in diesem Zusammenhang, dass die zunehmend schwierigere Finanzierung das größte Hemmnis für Unternehmensgründungen im Handwerk darstellt. 12 Bisherige Untersuchungen zur Finanzierungssituation von Unternehmen, z.b. durch die KfW-Bankengruppe oder die Creditreform Wirtschaftsforschung, bilden in ihren Analysen den Handwerkssektor mit ab. Allerdings erfolgt dabei in der Regel keine umfassende separate Betrachtung einzelner Gewerke, wodurch eine Vielzahl wichtiger Informationen für einzelne Handwerksbranchen nicht zur Verfügung stehen. Darüber hinaus hat sich bisher keine Untersuchung explizit mit den Veränderungen der Finanzierungssituation von Handwerksunternehmen vor und in der Finanzkrise 2008/2009 beschäftigt. Folglich können weder das Handwerk mit seinen Unternehmen und Organisationen, noch die Politik die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise speziell für den Handwerkssektor abschätzen und damit verbundene Lehren für die Zukunft ziehen. Die vorliegende Untersuchung liefert auf Basis empirischer Erkenntnisse einen Erklärungsbeitrag für diese Lücke. 1.3 Zielsetzung und Gang der Untersuchung Die Analyse beschäftigt sich mit folgender Forschungsfrage: Wie haben sich die Finanzierungsbedingungen des deutschen Handwerks vor September 2008 durch die Finanzund Wirtschaftskrise bis zum September 2010 verändert? Im Fokus stehen dabei: Die Bonität und Rating der Handwerksunternehmen, ihre Zugangs- und Finanzierungsbedingungen zu Fremdkapital sowie erfolgreiche Finanzierungsstrategien in der Wirtschaftskrise. 11 12 Vgl. Zentralverband des Deutschen Handwerks (o.j.). Vgl. Externbrink (2010). 12

Um die Forschungsfrage zu beantworten, werden in Kapitel 2 die Finanzierungsbedingungen des Handwerks vor Beginn der Wirtschaftskrise im September 2008 anhand der so eben genannten Einzelaspekte beschrieben. Ausgehend von dieser Vergleichsbasis beschreibt Kapitel 3 die Veränderungen der Finanzierungsbedingungen für Handwerksunternehmen in der Wirtschaftskrise. Eine vom Ludwig-Fröhler-Institut München im Juli 2010 durchgeführte empirische Untersuchung unter 650 Handwerksunternehmen in ganz Deutschland bildet dabei die Grundlage der Analyse. Kapitel 4 zeigt mögliche Maßnahmen auf, um die Finanzierungsbedingungen von Handwerksbetrieben in der Wirtschaftskrise zu verbessern. Kapitel 5 zeigt abschließend die Bedeutung einer gesicherten Finanzierung für die Handwerksunternehmen im Zusammenhang mit dem Handwerk in seiner Funktion als Stabilisator der Wirtschaft in Krisenzeiten auf. 13

2. Die wirtschaftliche Situation von Handwerksunternehmen vor der Wirtschaftskrise 2.1 Bonität Eigenkapital wird von den Eigentümern der Unternehmung bereitgestellt und steht dieser im Vergleich zu Fremdkapital in der Regel unbegrenzt zur Verfügung. Die Eigenkapitalausstattung ist für Handwerksunternehmen von großer Bedeutung, da sie für Banken vor dem Hintergrund von Basel II bei der Kreditvergabe als Beurteilungskriterium der Unternehmensbonität verwendet wird. Abbildung 1 zeigt die Eigenkapitalquote deutscher Handwerksunternehmen von 2006 bis zu Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008. 40,0% 35,0% 35,7% 35,0% 33,3% 30,0% 26,8% 26,4% 27,5% 25,0% 20,0% 15,0% 14,4% 14,0% 13,8% 16,8% 15,0% 18,5% bis 10% bis 20% bis 30% über 30% 10,0% 5,0% 0,0% 2006 2007 2008 Abbildung 1: Eigenkapitalquote des Handwerks bis 2008 13 Betrachtet man mit Hilfe der Abbildung 1 die bilanzielle Eigenkapitalquoten von 2006 bis zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008 fällt zunächst auf, dass diese im Zeitverlauf relativ unverändert bleiben. Rund ein Drittel der Unternehmen (33,3%) verfügte bis zum Beginn der Wirtschaftskrise im Herbst 2008 über die eine Eigenkapitalquote von bis zu 10%. Lediglich 18,5% der 13 Eigene Darstellung auf Basis der Jahresberichte der Creditreform (2006, 2008, 2010). 14

Handwerksbetriebe konnten 2008 eine Eigenkapitalquote von über 30% aufweisen. Die allgemein schlechte Eigenkapitalausstattung im Handwerk ist durch eine Vielzahl von Faktoren begründet. Neben der bereits erwähnten günstigen Aufnahme von Krediten und dem Hausbankprinzip spielen die steuerliche Begünstigung der Gewinnausschüttung, die vergleichsweise hohe Bildung von Rückstellungen und stille Reserven eine wichtige Rolle. 14 Diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass viele Handwerksunternehmen sich anscheinend trotz ihrer geringen Eigenkapitalquote vor der Wirtschaftskrise nicht auf ein Rating vorbereiten mussten oder größere Probleme beim Zugang zu Krediten hatten. Diese Situation äußert sich beispielsweise in der einfachen Strukturierung in einschlägigen Publikationen, so etwa in der Checkliste Rating im Handwerk von Bertram-Pfister. Handwerker werden darin für das Thema Rating sensibilisiert und durch die Beantwortung von Leitfragen auf einfache Weise ( Pre-Rating ) auf die Verhandlungen mit Banken vorbereitet. 15 14 15 Vgl. Schempp (2006): S. 11. Vgl. Bertram-Pfister (2004). 15

2.2 Finanzierungsinstrumente Aufgrund des fehlenden Kapitalmarktzugangs sind Handwerksunternehmen auf alternative Finanzierungsinstrumente angewiesen. Abbildung 2 zeigt das Ergebnis einer empirischen Untersuchung von Handwerksunternehmen in Deutschland durch das Ludwig-Fröhler-Institut zu den Finanzierungsbedingungen und Finanzierungsinstrumente im Handwerk aus dem Jahr 2007. Selbstfinanzierung Kontokorentkredit Lieferantenkredit Langfr. Rückstellungen Steuerl. Vergüstigungen Einlagen der Inhaber Leasing Abschreibungen Staatl. geförderte Kredite Kundenzahlungen Avalkredit Investitionszuschüsse Kapitalfreisetzung Gesellschafterdarlehnen Lombardkredit Diskontkredit Akzeptkredit Factoring Beteiligungen 3,7% 2,7% 2,2% 2,1% 1,5% 8,3% 8,1% 18,1% 16,6% 16,5% 12,7% 36,4% 36,1% 33,0% 28,2% 26,7% 25,5% 24,0% 49,6% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 2: Finanzierungsinstrumente des Handwerks vor der Wirtschaftskrise 16 49,6% der befragten Unternehmen gaben an, sich unabhängig von Fremdkapitalgebern selbst zu finanzieren. Alternative Finanzierungsformen wie Factoring oder die Beteiligungsfinanzierungen werden nur von 2,1% bzw. 1,5% der Unternehmen eingesetzt. Ein möglicher Grund für den seltenen Einsatz dieser Finanzierungsinstrumente könnten in persönlichen Gründen wie beispielsweise die Angst, nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein, bestehen. 17 Darüber hinaus stehen einige Finanzierungsinstrumente wie beispielsweise die Beteiligung nur für eine geringe Zahl von Handwerksunternehmen zur Verfügung, da sie 16 17 Burger (2007): S. 77. Vgl. Burger (2007): S. 109 ff. auch für weitere Gründe. 16

oft eine zu geringe Betriebsgröße aufweisen und der Beteiligungsbetrag zu hoch ist. 18 Trotz der häufig hohen Kosten dominieren die klassischen Finanzierungsinstrumenten in Form des Lieferantenkredits (36,1%) oder Kontokorrentkredits (36,4%) die Fremdfinanzierung von Handwerksunternehmen. 2.3 Finanzierungsbedingungen von Bankkrediten Abschließend sollen die Finanzierungsbedingungen von Bankkrediten in ihrer Funktion als wichtigste Fremdkapitalquelle des Handwerks analysiert werden. Eine Sonderumfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks aus dem Jahr 2004 zeigt die Probleme bei der Kreditvergabe für die Handwerksunternehmen vor der Wirtschaftskrise (vgl. Abbildung 3). keine 7,1% unzureichende Sicherheiten 30,4% Eigenkapital zu gering 22,9% generell keine Kredite für meine Branche 12,8% Kredithöhe zu gering 3,4% keine Zukunftsperspektive 9,3% eingereichte Unterlagen unzureichend 4,4% unzureichende Eratrgskraft 13,7% Kapitaldienst nicht gesichert 11,0% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% Abbildung 3: Probleme bei der Finanzierung vor der Wirtschaftskrise 19 Neben unzureichenden Sicherheiten (30,4%) ist vor allem die bereits in Kapitel 2.1 angesprochene zu geringe Eigenkapitalausstattung (22,9%) ein Hauptgrund für die Ablehnung von Kreditanfragen. Vor der Wirtschaftskrise waren hingegen beispielsweise unzureichende Unterlagen beim Kreditantrag nur für 4,4% ein Grund für die Nichterteilung des Bankkredits. 18 19 Vgl. Hefer (2010): S: 16. Vgl. Zentralverband des Deutschen Handwerks (2004): S: 18 (Darstellung verändert). 17

Die Finanzierungssituation von Handwerksunternehmen vor der Wirtschaftskrise lässt sich somit wie folgt zusammenfassen: Bonität: Das Handwerk verfügt über eine schwache Eigenkapitalausstattung (lediglich 33,3% der Unternehmen verfügten über eine Eigenkapitalausstattung von über 30%). Finanzierungsstrategien: Es dominieren klassische Finanzierungsinstrumente (z.b. Kontokorrentkredit bei 36,4% der Unternehmen), alternative Finanzierungsstrategien haben kaum Bedeutung (z.b. Factoring für 2,1% der Unternehmen). Finanzierungsbedingungen von Fremdkapital: Unzureichende Kreditsicherheiten (für 30,4% der Unternehmen) und eine zu geringe Eigenkapitalquote (22,9% der Unternehmen) stellen die größten Hemmnisse beim Zugang zu Fremdkapital dar. 18

3. Empirische Ergebnisse zur wirtschaftlichen Situation von Handwerksunternehmen während des Verlaufs der Wirtschaftskrise 3.1 Datenbasis und Datenerhebung Um die Finanzierung von Handwerksunternehmen in der Wirtschaftskrise zu untersuchen, wurde von Anfang Mai bis Ende Juni 2010 eine bundesweite Fragebogenerhebung 20 in Zusammenarbeit mit den folgenden Handwerkskammern durchgeführt: Handwerkskammer Kassel Handwerkskammer Koblenz Handwerkskammer Lübeck Handwerkskammer für Oberfranken Handwerkskammer des Saarlandes Handwerkskammer Stuttgart Handwerkskammer Südthüringen Handwerkskammer Wiesbaden Die Untersuchungsergebnisse sind weitgehend repräsentativ und können als Tendenzaussagen für Deutschland verstanden werden, da durch die geographische Verteilung und das Einzugsgebiet der Handwerkskammern regionale und wirtschaftsstrukturelle Unterschiede mit in die Ergebnisse einfließen. 21 20 21 Der Fragebogen findet sich im Anhang 1. Nordrhein Westfalen ist jedoch als ein struktur- und bevölkerungsstarkes Bundesland nicht in der Untersuchung enthalten, so dass die Ergebnisse verzerrt sein können. 19

Untersucht wurden dabei folgende Handwerksbranchen: Ausbaugewerbe (z.b. Elektrotechniker, Installateur und Heizungsbauer) Bauhauptgewerbe (z.b. Mauerer und Betonbauer, Zimmerer) Gesundheitsgewerbe (z.b. Augenoptiker, Zahntechniker) Handwerke für den gewerblichen Bedarf (z.b. Feinwerkmechaniker, Metallbauer) Kraftfahrzeuggewerbe (z.b. Karosserie- und Fahrzeugbauer, Kraftfahrzeugtechniker) Nahrungsmittelgewerbe (z.b. Bäcker, Fleischer) Die Gruppierung der Gewerke orientiert sich am Konjunkturbericht des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Die Differenzierung erlaubt es, bestehende Unterschiede zwischen den Branchen zu erfassen und auf ihre Besonderheiten bei den Finanzierungsbedingungen separat einzugehen. Die Handwerkskammern stellten per Zufallsauswahl insgesamt 8044 Datensätze aus diesen Branchen zur Verfügung, die für den Postversand der Fragebögen verwendet wurden. Von den zurückgesendeten 807 Fragebögen (Rücklaufquote 10%), waren 650 vollständig auswertbar. Aus Datenschutzgründen wurden die Antworten anonym ausgewertet. Durch die Zufallsauswahl wird gewährleistet, dass mögliche Störfaktoren (z.b. hinsichtlich der Wirtschaftskraft einer Region oder persönlicher Vorbehalte von Handwerksunternehmen gegenüber Befragungen) minimiert werden können. 20

Die Interpretation der empirischen Ergebnisse folgt folgendem Schema: Darstellung der Gesamtergebnisse Darstellung nach der Rechtsform Darstellung nach Umsatzgrößenklasse Darstellung nach Branche Darstellung nach Banktyp Durch diese detaillierte Betrachtung soll eine differenzierte Analyse der Ergebnisse ermöglicht werden. Bei der Analyse nach Banktypen soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass Handwerksunternehmen traditionellerweise enge Beziehungen zu ihren Hausbanken pflegen. 3.2 Struktur der antwortenden Unternehmen Die antwortenden Unternehmen können, wie in Abbildung 4 ersichtlich, zunächst anhand ihrer Rechtsform systematisiert werden. Einzelunternehmen 48,9% GmbH 39,1% Personengesellschaft (inkl. GmbH&Co. KG) 10,1% AG 0,4% Sonstige (e.v. und Ltd.) 0,3% Sonstige Kapitalgesellschaft (KGaA) 0,2% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 4: Überblick über die Rechtsformen der antwortenden Unternehmen Die befragten Unternehmen weisen folgende Verteilung auf: 48,9% der Betriebe sind Einzelunternehmen, 39,1% GmbHs und 10,1 % Personengesellschaften. Weniger stark vertreten 21

sind in der Befragung Aktiengesellschaften (0,4%), eingetragene Vereine und Ltd. (0,3%) sowie Kapitalgesellschaften (0,2%). Vergleicht man diese Zahlen mit der Grundgesamtheit aller Handwerksbetriebe in Deutschland ist festzuhalten, dass die Untersuchungsdaten zwar nicht exakt die Grundgesamtheit abbilden, die Gewichtung zwischen den einzelnen Rechtsformen dennoch ähnlich ist: Die letzte Handwerkszählung im Jahr 1995 ergab, dass Handwerksbetriebe in Deutschland zu rund 70% die Rechtsform des Einzelunternehmens, zu ca. 22% die GmbH und zu ungefähr 6% die Personengesellschaft gewählt haben. Die Umsatzgrößenklassen der untersuchten Handwerksbetriebe (vgl. Abbildung 5) bilden die Grundgesamtheit mit geringen Abweichungen gut ab: 15,4% der Unternehmen verfügen über einen Jahresumsatz von bis zu 100.000 (Grundgesamtheit 18,1%), der Großteil erwirtschaftet einen Umsatz zwischen 100.000 und 500.000 (Grundgesamtheit: 36,4%), von 500.000 bis 1 Mio. erwirtschaften 16,2% (Grundgesamtheit: 18,4%). Über 2,5 Mio. 16,8% 1,0 bis 2,5 Mio. 17,8% 500.000 bis 1.000.000 16,2% 100.000 bis 500.000 33,8% 50.000 bis 100.000 8,1% Bis 50.000 7,3% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% Abbildung 5: Überblick über die Umsatzgrößenklassen der antwortenden Unternehmen 22

Analysiert man die vorliegenden Daten hinsichtlich ihrer Region (Abbildung 6) ist erkennbar, dass Unternehmen aus Großstädten (52,8%) ähnlich häufig vertreten sind wie Betriebe außerhalb der Großstadt (48,2%). In einer eher ländlichen Region 52,8% Im Umkreis einer Großstadt 37,8% In einer Großstadt 9,4% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 6: Überblick über die regionale Verteilung der antwortenden Unternehmen Durch die regionale Gleichverteilung der Betriebe fließen regionale Unterschiede hinsichtlich der Vergabepraxis von Banken mit in die Untersuchungsergebnisse ein. 23

Abbildung 7 zeigt die Branchen der befragten Handwerksunternehmen. Ausbaugewerbe 23,0% Bauhauptgewerbe 17,8% Gesundheitsgewerbe 14,2% Handwerke für den gewerblichen Bedarf 14,2% Kraftfahrzeuggewerbe 11,9% Nahrungsmittelgewerbe 10,4% Mischbetriebe 7,4% Sonstige 1,5% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% Abbildung 7: Branchen der antwortenden Unternehmen Wie aus Abbildung 7 ersichtlich, ist das Ausbaugewerbe mit 23,0% am stärksten vertreten, am schwächsten das Nahrungsmittelgewerbe mit 10,4%. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass 7,4% der Betriebe Mischformen und 1,5% hinsichtlich ihres Gewerbes nicht in das Untersuchungsschema einzuordnen waren. 24

Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Hausbanktypen, über die die befragten Unterneh-men hauptsächlich ihre Geschäfte erledigen (Abbildung 8), ist auffällig, dass über die Hälfte der Betriebe Sparkassen (50,6%) nutzen. Am zweithäufigsten sind sie Kunden von Genossenschaftsbanken (39,9%). Lediglich 9,5% der Betriebe setzen auf private Banken. Diese Zahlen entsprechen der Ansicht, dass Sparkassen und Genossenschaftsbanken mittelständische Unternehmen als Zielgruppe identifiziert haben. Sparkasse 50,6% Genossenschaftsbank 39,9% Private Geschäftsbank 9,5% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 8: Überblick über die Bankverbindungen der antwortenden Unternehmen 25

Die Struktur der antwortenden Unternehmen lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Rechtsform: Die vorliegende Untersuchung bildet mit leichten Verzerrungen die Grundgesamtheit der Handwerksunternehmen in Deutschland ab (die dominante Rechtsform ist das Einzelunternehmen mit 48,9%). Umsatzgrößenklasse: Die Umsatzgrößenklassen geben die Grundgesamtheit in Bezug auf ihr Verhältnis nur mit geringen Abweichungen wider (die Kategorie 100.000 bis 500.000 bildet mit 33,8% die größte Umsatzgrößenklasse). Region: Es herrscht eine Gleichverteilung zwischen Handwerksunternehmen aus einer eher ländlichen Region (52,8%) und Unternehmen in oder im Umkreis einer Großstadt (47,2%). Branche: Die stärkste Branche ist das Ausbaugewerbe (23,0%), am schwächsten ist das Nahrungsmittelgewerbe mit 10,4%. Banktyp: Die Handwerksunternehmen haben vor allem die Sparkassen (50,6%) und Genossenschaftsbanken (39,9%) gewählt, um ihre Geschäfte abzuwickeln. 26

3.3 Bonität 3.3.1 Kapitalstruktur Gesamtüberblick Analysiert man die Angaben aller Unternehmen hinsichtlich ihrer Eigenkapitalquote im Jahr 2010 wird aus Abbildung 9 ersichtlich, dass 32,3% der untersuchten Unternehmen eine Eigenkapitalquote von über 30% aufweisen. Der Anteil der Handwerksbetriebe mit Eigenkapitalquoten unter 10% und der mit 10% bis 20% beträgt in beiden Fällen 26,6%. Über 30% 32,3% 20% bis 30% 14,5% 10% bis 20% 26,6% Unter 10% 26,6% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% Abbildung 9: Gesamtüberblick über die Eigenkapitalquote der Unternehmen Zwar lassen sich Abweichungen zu den Ergebnissen aus Abbildung 1 feststellen, jedoch bleiben die allgemeinen Tendenzaussagen unverändert: Der Großteil der Handwerksunternehmen (53,2%) verfügt über eine Eigenkapitalquote unter 20%. Abweichungen von den obigen Ergebnissen lassen sich durch unterschiedliche Untersuchungsmethoden erklären: Schempp (2006) verwendet für seine Analyse dokumentierte Zahlen aus repräsentativen Betriebsvergleichen in Nordrhein-Westfalen, die vorliegende Untersuchung stützt ihre Aussagen auf empirische Primärdaten. Darüber hinaus gaben die Handwerksunternehmen die Veränderung ihrer Eigenkapitalquote 2010 im 27

Vergleich zum September 2008 an. Abbildung 10 zeigt, dass über die Hälfte der Unternehmen (51,8%) die gleiche Eigenkapitalquote angeben. Bei rund einem Viertel der Unternehmen (24,8%) ist die Eigenkapitalquote gestiegen bzw. deutlich gestiegen. Deutlich gefallen 6,5% Gefallen 16,9% Gleich geblieben 51,8% Gestiegen 20,8% Deutlich gestiegen 4,0% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 10: Gesamtüberblick über die Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise An dieser Stelle bleibt im Hinblick auf das Rating von Handwerksunternehmen festzuhalten, dass die untersuchten Unternehmen in der Finanzkrise über eine im Vergleich zu den Jahren vor der Finanzkrise eine überwiegend unveränderte Eigenkapitalquote aufweisen. Allerdings fällt die Eigenkapitalquote bei ebenso vielen Betrieben wie sie bei anderen Unternehmen steigt, so dass sich in der Krise die wirtschaftliche Stärke der Unternehmen herauskristallisiert. Aus dem Blickwinkel dieser Ergebnisse dürfte sich die Kreditvergabe der Banken in Bezug auf die Eigenkapitalquote kaum verändert haben. 28

Die Kapitalstruktur im Gesamtüberblick zeigt zusammengefasst folgende Ergebnisse: Die Handwerksunternehmen verfügen in 2010 immer noch über eine geringe Eigenkapitalausstattung (53,2% der Unternehmen haben eine Eigenkapitalquote unter 20%). Die Eigenkapitalquote ist 2010 im Vergleich zu vor der Finanzkrise überwiegend unverändert (51,8% der Unternehmen haben eine unveränderte Eigenkapitalquote). Gegliedert nach Rechtsform Abbildung 11 zeigt die Eigenkapitalquote in Abhängigkeit von der Rechtsform. Über 30% 32,1% 33,2% 31,9% 22,6% 20-30% 10-20% 12,1% 15,3% 28,3% 25,6% 26,6% Personengesellschaft Einzelunternehmen GmbH 17,0% Unter 10% 26,0% 29,4% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% Abbildung 11: Eigenkapitalquote gegliedert nach Rechtsform Die Handwerksunternehmen haben wie aus der Übersicht erkennbar, unabhängig von ihrer Rechtsform nur zu rund einem Drittel eine Eigenkapitalbasis von über 30%. GmbH- Unternehmen haben am häufigsten eine Eigenkapitalquote unter 10% (29,4% der Unternehmen); dies könnte darauf hinweisen, dass GmbHs durch ihre beschränkte Haftung im Vergleich zu den Einzelunternehmen und Personengesellschaften noch eher Zugang zu Fremdkapital zum Beispiel in Form von Bürgschaften haben. 29

Abbildung 12 zeigt die Veränderung der Eigenkapitalquote durch die Wirtschaftskrise in Abhängigkeit der Rechtsform. Deutlich gefallen 9,1% 5,7% 6,8% Gefallen 12,7% 16,9% 17,1% Gleich geblieben 50,9% 54,4% 49,1% Personengesellschaft Einzelunternehmen GmbH Gestiegen 23,6% 18,0% 23,4% Deutlich gestiegen 3,6% 4,6% 3,6% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 12: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Rechtsform Grundsätzlich zeigt sich, dass bei der Hälfte der Handwerksunternehmen unabhängig von der Rechtsform die Eigenkapitalquote unverändert geblieben ist. Die Einzelunternehmen haben sich mit 54,4% den höchsten Wert im Vergleich zu den anderen Rechtsformen, auch wenn die Unterschiede nicht signifikant sind. Bei den übrigen Unternehmen ist eine Zweiteilung erkennbar, da die Eigenkapitalquote unabhängig von der Rechtsform im gleichen Maße steigt wie auch fällt. Die Kapitalstruktur in Abhängigkeit von der Rechtsform zeigt folgende Ergebnisse: Die Handwerksunternehmen verfügen in allen Rechtsformen über eine geringe Eigenkapitalausstattung. Unternehmen mit der GmbH als Rechtsform haben am häufigsten eine Eigenkapitalquote unter 10%. Die Eigenkapitalquote ist 2010 im Vergleich zu vor der Finanzkrise überwiegend unverändert bei allen Rechtsformen. 30

Gegliedert nach Umsatzgrößenklasse Die Analyse der Eigenkapitalquote der befragten Unternehmen zeigt Unterschiede zwischen den einzelnen Umsatzgrößenklassen. Über 2,5 Mio. 12,9% 15,0% 30,1% 42,0% 1 Mio. bis 2,5 Mio. 19,0% 27,0% 28,0% 26,0% 500.000 bis 1 Mio. 100.000 bis 500.000 13,1% 14,1% 26,2% 32,1% 28,6% 30,5% 27,2% 28,2% Über 30% 20-30% 10-20% Unter 10% 50.000 bis 100.000 9,7% 19,5% 22,0% 48,8% Bis 50.000 5,6% 19,4% 33,3% 41,7% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 13: Eigenkapitalquote der Unternehmen gegliedert nach Umsatzgrößenklasse Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50.000 und 100.000 und über 2,5 Mio. haben am häufigsten eine Eigenkapitalquote über 30% (48,8% der Unternehmen zwischen 50.000 und 100.000, 42% der Unternehmen mit einem Umsatz über 2,5 Mio. ). Dieses Ergebnis unterscheidet sich von den bisherigen Analysen, so dass Unternehmen in diesen beiden Umsatzgrößenklassen anscheinend über besonders viel Eigenkapital verfügen. 31

Die vergleichsweise hohe wirtschaftliche Stabilität lässt sich für die Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50.000 und 100.000 und über 2,5 Mio. auch bei der Veränderung der Eigenkapitalquote im Zuge der Krise ablesen (Abbildung 14). Deutlich gefallen 6,6% 5,0% 4,4% Über 2,5 Mio. 7,8% 2,4% 1 Mio. bis 2,5 Mio. 14,6% 500.000 bis 1 Mio. Gefallen 14,1% 19,0% 100.000 bis 500.000 10,0% 50.000 bis 100.000 21,2% 7,3% Bis 50.000 20,6% Gleich geblieben Gestiegen Deutlich gestiegen 4,3% 2,0% 2,2% 6,1% 2,4% 3,0% 24,0% 21,1% 14,5% 19,5% 11,8% 33,7% 41,3% 48,0% 50,4% 50,0% 62,3% 68,4% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% Abbildung 14: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Umsatzgrößenklasse Die Umsatzgrößenklasse 50.000 bis 100.000 weist am häufigsten eine gleich gebliebene Eigenkapitalquote auf (68,4% der Unternehmen). Zwar haben lediglich 41,3% der Unternehmen mit 2,5 Mio. Umsatz eine gleich gebliebene Eigenkapitalquote, jedoch konnten sie ihre Eigenkapitalquote im Verlauf der Finanzkrise im Vergleich zu den anderen Unternehmen am häufigsten steigern (33,7% der Unternehmen). Dies lässt vermuten, dass Unternehmen in diesen beiden Umsatzklassen selbst zusätzliches Eigenkapital zur Verfügung hatten und in der Krise erfolgreich wirtschaften konnten. Bei den anderen Umsatzklassen ergibt sich ein ähnliches Ergebnis wie bei den anderen Analysen: Die Eigenkapitalquote ist überwiegend unverändert geblieben. 32

Die Kapitalstruktur in Abhängigkeit der Umsatzgrößenklassen zeigt folgende Ergebnisse: Die Handwerksunternehmen verfügen unabhängig von ihrer Umsatzgrößenklasse in der Regel über eine geringe Eigenkapitalausstattung. Unternehmen aus der Umsatzgrößenklasse 10.000 bis 500.000 und über 2,5 Mio. haben am häufigsten eine Eigenkapitalquote über 30%. Die Eigenkapitalquote ist 2010 bei allen Umsatzgrößenklassen im Vergleich zu vor der Finanzkrise überwiegend unverändert. Unternehmen aus der Umsatzgrößenklasse 10.000 bis 500.000 weisen die größte Stabilität auf. 33,7% der Unternehmen über 2,5 Mio. haben ihre Eigenkapitalquote in der Wirtschaftskrise steigern können. Gegliedert nach Branche Bei einem Branchenvergleich ist wie beim Gesamtüberblick festzustellen, dass etwa ein Drittel der Unternehmen eine Eigenkapitalquote über 30% aufweisen, wobei die meisten Unternehmen mit dieser Eigenkapitalquote im Kraftfahrzeuggewerbe vorzufinden sind (37,4%) (vgl. Abbildung 15). Nahrungsmittelgewerbe 13,9% 24,1% 31,0% 31,0% Kraftfahrzeuggewerbe 7,5% 20,9% 34,2% 37,4% Handwerke für den gewerblichen Bedarf Gesundheitsgewerbe 14,5% 19,3% 19,7% 19,7% 26,4% 32,5% 33,7% 34,2% Über 30% 20-30% 10-20% Unter 10% Bauhauptgewerbe 18,1% 17,0% 29,8% 35,1% Ausbaugewerbe 14,3% 25,2% 27,7% 32,8% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% Abbildung 15: Eigenkapitalquote der Unternehmen gegliedert nach Branche 33

Am schlechtesten schneidet hierbei im Vergleich das Ausbaugewerbe ab; nur 27,7% der Handwerksbetriebe in diesem Wirtschaftszweig verfügen über eine Eigenkapitalquote von über 30%. Analysiert man danach die Veränderung der Eigenkapitalquote in der Krise (Abbildung 16) sind Unterschiede zwischen den Branchen feststellbar. Nahrungsmittelgewerbe 6,8% 6,8% 17,0% 17,0% 52,4% Kraftfahrzeuggewerbe 1,5% 4,5% 19,4% 31,3% 43,3% Handwerke für den gewerblichen Bedarf Gesundheitsgewerbe 8,2% 3,6% 3,9% 9,2% 16,7% 28,6% 17,1% 22,4% 42,9% 47,4% Deutlich gefallen Gefallen Gleich geblieben Gestiegen Deutlich gestiegen Bauhauptgewerbe 6,4% 3,1% 13,4% 15,5% 61,6% Ausbaugewerbe 6,4% 1,7% 19,5% 16,3% 56,1% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% Abbildung 16: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Branche Als stabilsten in der Krise hinsichtlich der Veränderung ihrer Eigenkapitalquote haben sich das Ausbaugewerbe, das Bauhauptgewerbe und das Nahrungsmittelgewerbe erwiesen, da in beiden Branchen über die Hälfte der Unternehmen eine unveränderte Eigenkapitalquote aufweisen (Ausbaugewerbe: 56,1%, Bauhauptgewerbe: 61,6%, Nahrungsmittelgewerbe: 52,4%). Die Eigenkapitalquote ist in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf sowie der Kraftfahrzeugbranche bei rund 43% der Betriebe unverändert gewiesen, jedoch haben dort auch vergleichsweise viele Unternehmen ihre Eigenkapitalquote steigen können (Handwerke für den gewerblichen Bedarf: 28,6%, Kraftfahrzeuggewerbe: 31,3%). Dies gibt Hinweise darauf, dass diese Branchen im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen besonders gute Unternehmen aufweisen. Zudem hat sich die Abwrackprämie der Deutschen Bundesregierung vermutlich positiv auf die Kraftfahrzeugbranche ausgewirkt. 34

Die Kapitalstruktur nach Branchen lässt folgende Schlussfolgerungen zu: Unabhängig von der Branche weisen die meisten Unternehmen eine Eigenkapitalquote von unter 10% auf. Die meisten Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von über 30% sind im Kraftfahrzeuggewerbe vorzufinden. Die Eigenkapitalquote ist 2010 im Vergleich zu vor der Finanzkrise in allen Branchen überwiegend unverändert. Besonders stabil sind in diesem Zusammenhang die Unternehmen aus dem Ausbaugewerbe, dem Bauhauptgewerbe und dem Nahrungsmittelgewerbe. Gegliedert nach Banktyp Abbildung 17 zeigt die Eigenkapitalquote gegliedert nach den Banken, über die Handwerksunternehmen hauptsächlich ihre Geschäfte abwickeln. 34,0% Über 30% 30,8% 34,6% 16,5% 20-30% 12,5% 17,3% 25,5% Genossenschaftsbank Sparkasse Private Geschäftsbank 10-20% 27,8% 25,0% 24,1% Unter 10% 28,9% 23,1% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% Abbildung 17: Eigenkapitalquote der Unternehmen gegliedert nach Banktyp Zunächst fällt auf, dass in jeder Bank nur in etwa ein Drittel der Handwerksunternehmen über eine solide Eigenkapitalquote von über 30% verfügen. Die Sparkassenkunden verfügen im Vergleich zu Kunden bei anderen Banken häufiger über eine Eigenkapitalquote unter 20% und weisen auch weniger oft eine Eigenkapitalbasis über 30% auf. Allerdings ist kein 35

signifikanter Zusammenhang zwischen der Eigenkapitalquote und den unterschiedlichen Banktypen feststellbar. Analysiert man anschließend die Veränderung der Eigenkapitalquote in der Krise (Abbildung 18) ist festzustellen, dass diese beim Großteil der Kunden unverändert geblieben ist. Deutlich gefallen 3,8% 8,1% 10,9% Gefallen 16,0% 17,6% 14,5% Gleich geblieben 48,5% 45,5% 58,0% Genossenschaftsbank Sparkasse Private Geschäftsbank Gestiegen 18,9% 21,8% 21,8% Deutlich gestiegen 3,3% 4,0% 7,3% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% Abbildung 18: Veränderung der Eigenkapitalquote der Unternehmen in der Finanzkrise gegliedert nach Banktyp Besonders stabil haben sich dabei die Kunden von Genossenschaftsbanken erwiesen, da sie im Vergleich zu den anderen Banken einen besonders hohen Wert an unveränderter Eigenkapitalquote verzeichnen (58%). Die Ergebnisse geben zudem Hinweise darauf, dass sich unabhängig vom Banktyp bei den Unternehmen, deren Eigenkapitalquote unverändert geblieben ist: Bei privaten Geschäftsbanken beispielsweise fällt bei einem Teil von eher wirtschaftlich schwachen Unternehmen die Eigenkapitalquote (deutlich) um insgesamt 25,4%, beim anderen Teil der wirtschaftlich solideren Unternehmen steigt sie (deutlich) um 31,3%. 36

Die Kapitalstruktur nach Banktypen beinhaltet folgende Ergebnisse: Unabhängig vom Banktyp verfügt etwa ein Drittel der Unternehmen über eine Eigenkapitalquote von über 30%. Besonders stabil erweisen sich Kunden bei Genossenschaftsbanken. Die Eigenkapitalquote ist 2010 ist unabhängig vom Banktyp im Vergleich zu vor der Finanzkrise überwiegend gleich geblieben. 3.3.2 Rating Die Handwerksunternehmen gaben Auskunft darüber, ob sie ihre Ratingnote kennen. Zunächst ist festzustellen, dass 74,1% der Unternehmen ihre Ratingnote nicht kannten. Wie in Abbildung 19 zu erkennen, ist dies hauptsächlich durch die Unternehmen selbst und nicht die Bank verschuldet. Ich habe mich nicht danach erkundigt 51,4% Ohne genauere Angabe von Gründen 36,2% Das Kreditinstitut hat mich bisher noch nicht geratet 5,2% Das Kreditinstitut hat mir auch auf Nachfrage nicht nicht Ratingnote mitgeteilt 4,4% Das Kreditinstitut hat mich noch nicht geratet und ich habe mich noch nicht danach erkundigt 2,8% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 19: Gesamtüberblick über die Bekanntheit der Ratingnote unter den Unternehmen Es haben sich 51,4% der Unternehmen noch nicht nach der Ratingnote erkundigt. 36,2% der Befragten kannten ihre Ratingnote nicht, gaben jedoch keine genaueren Gründe dafür an. Eine Erklärung für dieses Ergebnis könnte sein, dass ein Teil der Unternehmen noch keine Probleme beim Zugang zu den kurz- und langfristigen Krediten gehabt hat und sich deshalb 37

nicht mit der Ratingnote auseinandersetzen musste. Allerdings sind bei diesen Unternehmen auch Handwerker dabei, die zwar Probleme beim Kreditzugang haben, aber sich nur ungern mit dem Thema Rating beschäftigen wollen. Abbildung 20 zeigt die Veränderung der Ratingnote im Vergleich zu September 2008 aus Sicht der Unternehmen, die ihre Ratingbeurteilung kannten. Deutlich gefallen 4,9% Gefallen 12,8% Gleich geblieben 66,0% Gestiegen 14,9% Deutlich gestiegen 1,4% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% Abbildung 20: Gesamtüberblick über die Veränderung der Ratingnote im Vergleich zu September 2008 bei den Unternehmen Von den 25,9% der Unternehmen, die ihre Ratingnote genau kennen, gaben über die Hälfte der Unternehmen (66,0%) an, dass diese 2010 im Vergleich zu September 2008 unverändert geblieben ist. Lediglich bei 17,7% der befragten Betriebe ist die Ratingnote 2010 im Vergleich zu vor der Finanzkrise deutlich gefallen bzw. gefallen. Verknüpft man dieses Ergebnis mit der unveränderten Eigenkapitalquote (Abbildung 10) der Handwerksunternehmen, ist dies ein Indiz dafür, dass sich die Vergabepraxis der Banken in Summe 2010 im Vergleich zu 2008 kaum verändert hat. 38

Die Kommunikation des Ratings mit dem Kreditinstitut gibt Hinweise auf die Vergabepraxis der Banken (Abbildung 21). ausführlich erklärt, Verbesserungsvorschläge abgegeben und Auswirkungen auf das Rating erläutert 17,3% wurde mir ausführlich erklärt und Verbesserungsvorschläge abgegeben 9,3% ausführlich erklärt 48,7% ausschließlich genannt 24,7% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% Abbildung 21: Gesamtüberblick über die Ratingkommunikation mit den Banken Abbildung 17 zeigt, dass Banken ihren Kunden überwiegend die Ratingbeurteilung ausführlich erklären (48,7%) und damit ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommen. Jedoch machen sie kaum Verbesserungsvorschläge (9,3%) und zeigen auch nicht deren Auswirkungen auf das Rating auf (17,3%). Mögliche Erklärungen hierfür könnten die knappen personellen und zeitlichen Ressourcen von Bankangestellten sein. Das Thema Rating lässt sich im Gesamtüberblick wie folgt zusammenfassen: Über die Hälfte der Unternehmen kennt ihre Ratingnote nicht (74,1%). Dies ist überwiegend darauf zurückzuführen, dass sich diese Handwerksunternehmen bisher nicht nach ihrer Ratingbeurteilung erkundigt haben (51,4%). Hinsichtlich der Ratingnote im Vergleich zu vor der Finanzkrise hat sich 2010 bei den meisten Unternehmen (66%) keine Veränderung ergeben. Die Kommunikation des Ratings findet hauptsächlich mit Hilfe ausführlicher Erklärungen statt (48,7%); zusätzliche Verbesserungsvorschläge (9,3%) sowie ihre Auswirkungen auf das Rating werden jedoch kaum abgegeben (17,3%). 39

Gegliedert nach Rechtsform Bei der Betrachtung der Rechtsformen fällt auf, dass die Unternehmen zum größten Teil ihre Ratingnote nicht kannten. Personengesellschaft 25,40% 74,60% Einzelunternehmen 20,80% 79,20% Ja Nein GmbH 24,40% 75,60% 0,00% 10,00% 20,00% 30,00% 40,00% 50,00% 60,00% 70,00% 80,00% 90,00% Abbildung 22: Bewusstsein für die Ratingnote bei den Unternehmen gegliedert nach Rechtsform Abbildung 22 lässt vermuten, dass das Bewusstsein für die Ratingbeurteilung nicht von der Rechtsform eines Unternehmens abhängt. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man differenziert nach der Rechtsform die Gründe analysiert, warum Handwerksunternehmen ihre Ratingnote nicht kennen. 40

Ich habe mich noch nicht danach erkundigt 80,9% 79,6% 80,9% Das Kreditinstitut hat mich bisher noch nicht geratet 14,3% 15,1% 14,3% Personengesellschaft Einzelunternehmen GmbH Das Kreditinstitut hat mir auch auf Nachfrage nicht die Ratingnote mitgeteilt 4,8% 5,3% 4,8% 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% Abbildung 23: Bekanntheit der Ratingnote unter den Unternehmen gegliedert nach Rechtsform Rechtsformunabhängig ist feststellbar, dass sich die Handwerksbetriebe fast alle nicht nach ihrer Ratingnote bei dem Kreditinstitut erkundigt haben. Die Zahlen weisen darauf hin, dass die befragten Unternehmen unabhängig von ihrer Rechtsform bis zum Befragungszeitpunkt keinen konkreten Anlass hatten, sich mit dem Thema Rating zu beschäftigen. 41