I. Praktische Hilfe in einer schwierigen Situation. II. Die wesentlichen ersten Fragen nach dem Todesfall. IV. Maßnahmenkatalog für die ersten 30 Tage



Ähnliche Dokumente
DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Die Vollmacht gilt erst, wenn der Bevollmächtigte durch ein fachärztliches Zeugnis

Fragebogen für Erblasser

Deutsche Bank. Studie Erben und Vererben 2015

Erbfolge, Erbschaftssteuer, Freibeträge: Ein Überblick

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

Fachanwalt für Erb-, Steuerund Versicherungsrecht. Erblasser

Das liebe Geld Vom Sparen und Erben

T A X W R K beraten gestalten vertreten

Ein gutes Gefühl, an alles gedacht zu haben. Die SV SterbegeldPolice.

1. Frankfurter Sachwerte-Kongress am 8. März Vorteile der Sachwertanlagen beim Erben & Schenken

Statuten in leichter Sprache

Vorwort 4. Teil 1 Sie haben etwas zu vererben Besteht Handlungsbedarf vor Ihrem Tod?

Themenbereich "Bestattungsvorsorge"

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Was ich als Bürgermeister für Lübbecke tun möchte

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Das Leitbild vom Verein WIR

SEPA-Anleitung zum Release 3.09

Alle gehören dazu. Vorwort

Erben und Vererben. Vortrag am Die Heilsarmee in Deutschland

Die Gesellschaftsformen

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

IT-SICHERHEIT IM UNTERNEHMEN Mehr Sicherheit für Ihre Entscheidung

Entwicklung des Dentalmarktes in 2010 und Papier versus Plastik.

Wichtig ist die Originalsatzung. Nur was in der Originalsatzung steht, gilt. Denn nur die Originalsatzung wurde vom Gericht geprüft.

Erbrecht Das kluge Testament. Sieben Thesen zum klugen Testament

Nicht über uns ohne uns

Inhalt. Kapitel 1 Die richtige Nachlassplanung. Kapitel 2 Schenken oder Vererben? Vorwort... 5

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Ihr Generationenmanagement. Unser Leistungsversprechen

Leichte-Sprache-Bilder

Sterbegeldversicherung. Vorsorge treffen

Checkliste zur Vorbereitung eines Erbscheinsantrages

Rüdiger Bönig. »Fehler vermeiden beim Vererben Fälle aus dem Leben« Rechtsanwalt und Notar a.d. Dortmunder Volksbank

Bankvollmacht Vorsorgevollmacht Betreuungsverfügung

Regeln für das Qualitäts-Siegel

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Evangelisieren warum eigentlich?

Leit-Bild. Elbe-Werkstätten GmbH und. PIER Service & Consulting GmbH. Mit Menschen erfolgreich

Geregelter Nachlass ... Vollmacht Eine Vollmacht wurde erteilt (Name und Anschrift des Bevollmächtigten) ...

teischl.com Software Design & Services e.u. office@teischl.com

Checkliste zur Planung einer Webseite

Herzlich Willkommen zu Erben im Wandel

Tutorial. Wie kann ich meinen Kontostand von meinen Tauschpartnern in. übernehmen? Zoe.works - Ihre neue Ladungsträgerverwaltung

Handwerkskammer vor Ort Informationsveranstaltung Notfallvorsorge Gut vorbereitet, wenn der Chef ausfällt

1. Einführung. 2. Weitere Konten anlegen

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Verankerung des Themas Unternehmensnachfolge in KMU

Online bezahlen mit e-rechnung

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

MAB STEUERBERATUNGSGESELLSCHAFT MBH LINCKE, LEONHARDT & SZURPIT

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Dienstleistungen für Privatkunden rund ums Recht. Europas Nr. 1 im Rechtsschutz.

1. Adressen für den Serienversand (Briefe Katalogdruck Werbung/Anfrage ) auswählen. Die Auswahl kann gespeichert werden.

Anwendungsbeispiele. Neuerungen in den s. Webling ist ein Produkt der Firma:

e-books aus der EBL-Datenbank

Ein Sozialprojekt der Rotary Clubs Paderbon Kaiserpfalz

Nicaragua. Wo die Menschen leben Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Denn auf dem Land gibt es wenig Arbeit.

Die Bundes-Zentrale für politische Bildung stellt sich vor

Consulting Die Unternehmensberater ATB NOTFALLORDNER - ODER WENN DER CHEF MAL NICHT KANN. Whitepaper 01/2013

Keine Scheidung ist einfach.

Zusatzmodul Lagerverwaltung

- Unsere Zusammenarbeit

Unserer Erfahrung nach, können Sie einen Verdienst von bis zu 300,- monatlich erreichen.

Um sich zu registrieren, öffnen Sie die Internetseite und wählen Sie dort rechts oben

FORUM HANDREICHUNG (STAND: AUGUST 2013)

Richtig vererben was Sie wissen sollten

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Die SPD und die Grünen machen im Niedersächsischen Landtag. Alle Menschen sollen in der Politik mitmachen können.

Meinungen zur Altersvorsorge

Der wachsende Berufsunfähigkeitsschutz SV Start-Easy-BU.

GPP Projekte gemeinsam zum Erfolg führen

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Virtueller Seminarordner Anleitung für die Dozentinnen und Dozenten

allensbacher berichte

proles-login. Inhalt [Dokument: L / v1.0 vom ]

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Portfolio: "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann

Testament Muster, Testament Vorlage, Testament Vordruck kostenlos

Partnerportal Installateure Registrierung

Vererben, verschenken, verkaufen

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Sich einen eigenen Blog anzulegen, ist gar nicht so schwer. Es gibt verschiedene Anbieter. ist einer davon.

Ordner Berechtigung vergeben Zugriffsrechte unter Windows einrichten

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

Kapitel I: Registrierung im Portal

Informationen zum Ambulant Betreuten Wohnen in leichter Sprache

Gesellschaft mit beschränkter Haftung Unternehmergesellschaft (mit beschränkter Haftung)

Inhalt: Ihre persönliche Sedcard... 1 Login... 1 Passwort vergessen... 2 Profildaten bearbeiten... 3

Technische Analyse der Zukunft

Microsoft Office 365 Kalenderfreigabe

Transkript:

Notfallakte Todesfall Inhalt I. Praktische Hilfe in einer schwierigen Situation II. Die wesentlichen ersten Fragen nach dem Todesfall III. Inhalt der Notfallakte IV. Maßnahmenkatalog für die ersten 30 Tage Seite 1

Die finanzielle Absicherung der Familie ist das Hauptthema für jeden Erblasser. Vor allem Unternehmer haben oft beinahe ihr gesamtes Vermögen in dem Unternehmen gebunden und kein wesentliches Privatvermögen gebildet. Die wirtschaftliche Absicherung der Familie ist für sie deshalb ein besonders wichtiges Thema. Die Absicherung ist das Eine. Geordnete Unterlagen sind das Andere: Jedes Familienoberhaupt sollte eine Notfallakte mit praktischen Hinweisen und Hilfen für den Fall X erstellen. I. Praktische Hilfe in einer schwierigen Situation Es ist verständlich, aber im Ergebnis bedenklich: Wir be-schäftigen uns nicht oder zu wenig mit unseren letztwilligen Verfügungen und der Absicherung unserer Familie nach unserem Tod. Nach einer im Auftrag des "Deutschen Erbrechtsforum e.v." (www.erbrechtsforum.de) durchgeführten Umfrage aus dem Jahr 2007 liegt in mehr als 70 % der Fälle schon gar kein Testament vor. Die Praxis zeigt, dass zudem die überwiegende Zahl der vorhandenen Testamente rechtlich und/oder steuerlich fehlerhaft ist. Wenn sich viele Erblasser demnach schon so wenig mit der Vererbung beschäftigen, verwundert es nicht, dass man bisher kaum einmal auf eine Notfallakte trifft. Der Tod des Familienoberhaupts ist in aller Regel ein großer Schock für die Familie. Diese ist typischerweise wie gelähmt, weiß nicht wirklich, was zu tun ist, und benötigt daher gerade in dieser Situation Unterstützung für die erste Phase nach dem Tod des Erblassers. Der Vorschlag einer Notfallakte mag simpel klingen, bietet aber mit relativ wenig Aufwand in der Praxis eine wertvolle Unterstützung für die Schock- und Trauerphase. Denn damit ermöglicht es der Erblasser den Erben, leichter und ohne langes Suchen nach den Grundlagen, den Überblick zu behalten sowie die umgehend notwendigen Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen vorzunehmen. Seite 2

II. Die wesentlichen ersten Fragen nach dem Todesfall Ist das Familienoberhaupt gestorben, sind die Hinterbliebenen und Erben auf sich allein gestellt. Sie müssen zahlreiche Fragen schnell beantworten können, mit denen sie bisher typischerweise nicht oder nur am Rande befasst waren: Wo liegt das Testament? Welche Berater (Anwalt, Steuerberater, persönlicher Freund) wissen Bescheid und können helfen? Wer sind die Ansprechpartner im Unternehmen? (Mitgeschäftsführer, Prokurist, Vertrauensperson etc.)? Wer ist sonst noch unverzüglich zu verständigen (Mitgesellschafter, Bank, Beirat, Testamentsvollstrecker etc.)? Wer kann sonst helfen, und auf wen ist Verlass? Das schnelle Auffinden erbfolgerelevanter Urkunden, d. h. insbesondere von Testamenten und Erbverträgen, wird seit Januar 2012 zusätzlich durch das Zentrale Testamentsre-gister der Bundesnotarkammer sichergestellt. Registriert werden dort notarielle Urkunden und auch eigenhändige Testamente, sofern diese in amtliche Verwahrung beim Nachlassgericht gegeben worden sind. Neben dem Unternehmen darf der private Bereich natürlich nicht vergessen werden. Der häufig einkommenslose bzw. geringer verdienende Ehegatte/Lebenspartner und die Kinder müssen für den Lebensunterhalt einen schnellen Zugriff auf liquide finanzielle Mittel haben. Das ist vor allem wichtig, wenn der Verstorbene nur Teilhaber war oder wenn Entnahmen aus dem Unternehmen nicht ohne weiteres erfolgen können. Hier ist die gegenseitige Bankvollmacht der Eheleute über den Tod hinaus ein Muss. Entsprechende Vollmachten bieten alle Banken an. Seite 3

Die Praxis zeigt hier leider, dass der Unternehmer häufig gar kein wesentliches Privatvermögen aufgebaut hat. Das erschwert nicht nur die gerechte Erbfolge, wenn (sinnvollerweise) nicht alle Kinder und der Ehegatte im Unternehmen nachfolgen sollen. Darüber hinaus erweist es sich vor allem bei einem plötzlichen Tod als katastrophal, weil der Familie die Liquidität fehlt, bis im Unternehmen nach dem Tod des Unternehmers alles geklärt ist. Man kann hier nur an die potenziell betroffenen Unternehmer appellieren, möglichst früh zu beginnen, auch ein privates Vermögen aufzubauen. III. Inhalt der Notfallakte Das hier skizzierte Mindest-Programm für eine Notfallakte erfordert nur einen relativ geringen Zeitaufwand, bietet im Notfall jedoch eine große praktische Hilfe. Vor allem folgende Dokumente und Informationen gehören in die Notfallakte: Checkliste: Dokumente und Regelungen für den geschäftlichen Bereich Gesellschaftsverträge Handelsregisterauszüge Geschäftsführungsordnungen Vollmachten und Zugangsberechtigungen Berater und sonstige Vertraute (Namen, Anschriften, Telefonnummern) Beiratsmitglieder (Namen, Anschriften, Telefonnummern) Bankverbindungen Stille Gesellschafter und etwaige Darlehensgeber (Namen, Anschriften, Telefonnumern.) Versicherungsverträge Mietverträge Leasingverträge Grundstücksliste Jahresabschlüsse Seite 4

Auch der private Bereich darf in der Notfallakte nicht vergessen werden. Checkliste: Dokumente und Regelungen für den privaten Bereich Liste Erste Maßnahmen nach dem Todesfall. Das Familienoberhaupt sollte für seine Erben ausdrücklich schriftlich festhalten, wen sie nach seinem Tod ansprechen und informieren müssen oder können. Testament/Erbvertrag Bankverbindungen Versicherungsansprüche Liste der regelmäßigen Einkünfte/Ausgaben Vermögensverzeichnis Vertrauenspersonen/Testamentsvollstrecker Mitgliedschaften IV. MaSSnahmenkatalog für die ersten 30 Tage Vor allem der unerwartete, plötzliche Tod des Erblassers und ganz besonders der unerwartete Tod eines Unternehmers stellen die Erben vor erhebliche praktische Probleme. Nicht selten neigen Unternehmer, insbesondere wenn aus ihrer Sicht die Unternehmensnachfolge an sich noch gar nicht ansteht, dazu, ihre Familie kaum in das Unternehmen und die dortigen Entscheidungsprozesse einzubinden. Denn der Unternehmer ist leider oft noch der einsame Entscheider. Daran haben in der Praxis auch eine Vielzahl von Seminaren, Vorträgen, Büchern und Aufsätzen zum Thema Unternehmensführung und Nachfolgegestaltung nichts geändert. Seite 5

Den Hinterbliebenen stellen sich deshalb unmittelbar nach dem Tod des Familienoberhaupts typischerweise zwei Fragen: Wer ist anzusprechen und zu informieren? Was ist im Unternehmen und privat zu veranlassen? Zu diesen beiden Fragen sollte insbesondere der Unternehmer für seine Erben seine Vorstellungen, Gedanken und Hinweise schriftlich als einen Katalog erster Maßnahmen niederlegen. Wesentliche Punkte sind hier je nach Sachlage im konkreten Einzelfall: Information über die aktuelle Geschäftspolitik; Übersicht über die aktuellen wichtigsten Projekte im Unternehmen (Beispiele: Neubau, Einführung neuer Produkte); Hinweis zur etwaigen Witwen- und Waisenversorgung durch das Unternehmen; Rücksprache und Abstimmung mit den Mitgesellschaftern; Einberufung einer Gesellschafterversammlung und/ oder Beiratssitzung; Kontaktaufnahme mit den wichtigsten Kunden und Lieferanten des Unternehmens; Kontaktaufnahme mit der Hausbank. Für dieses Notfallprogramm wird der Unternehmer sich sinnvollerweise mit seinem Anwalt und seinem Steuerberater abstimmen. Grundlage: Schiffer, BBV 2006 S. 254 NWB DokID: HAAAB-90886 Rechtsstand: 1.10.2012 Seite 6