Heilkräutergarten am Hallertor

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Transkript:

Heilkräutergarten am Hallertor Heilpflanzen Kraft aus der Natur www.nuernberg-stadt.bund-naturschutz.de 1

BN-HEILKRÄUTERGARTEN AM HALLERTOR Inhalt Grußwort von Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg...3 Acker-Schachtelhalm...4 Echter Beinwell...5 Gänsefingerkraut...6 Echtes Herzgespann...7 Echtes Johanniskraut...8 Große Kapuzinerkresse...9 Großblütige Königskerze...10 Mariendistel...11 Mönchspfeffer...12 Gewöhnliche Schafgarbe...13 Kahles Süßholz...14 Impressum: Text: Kazumi Nakayama Konzeption: André Winkel Layout: Markus Weber Bilder: Kazumi Nakayama, André Winkel Quellen: Heilkräuter Schönfelder, der Kosmos Heilpflanzenführer (2010) Doc Jones: http://www.docjones.de/ 2

GRUSSWORT DES UMWELTREFERENTEN Dr. Peter Pluschke Der Heilkräutergarten am Hallertor ist für mich ein Beispiel, wie sich ehrenamtliches und hauptamtliches Handeln wunderbar ergänzen können. Bei unseren ersten AbenteuerStadtNatur-Tagen 2010 führten Otto und Doris Heimbucher durch die Sebalder Altstadt, um versteckte grüne Nischen zu zeigen und ihren Beitrag zur biologischen Vielfalt dar zu stellen. An der Südseite der Burg erzählte Otto von seiner Idee, eines der alten Burggärtchen, in denen früher Arzneipflanzen angebaut wurden, zusammen mit interessierten Menschen wieder zu beleben. André Fischer von der Nürnberger Zeitung druckte am Ende seines Berichtes über den Rundgang die Telefonnummer meiner Mitarbeiterin Hiltrud Gödelmann ab, und in den folgenden Wochen meldeten sich acht Interessierte im Umweltreferat. Nachdem sich die Idee vom Burggarten als nicht realisierbar erwies, schlug ein Mitarbeiter von SÖR vor, sich doch stattdessen um den früheren Heilpflanzengarten der Bionorica am Hallertor zu kümmern. Nach einer gemeinsamen Besichtigung des sehr reizvollen Standortes war alles klar. Unter Anleitung von Otto Heimbucher fand sich eine Gruppe von Gärtnern zusammen, die sich liebevoll um den Garten bemühte. Heute ist der Garten ein richtiges Kleinod und eine der wenigen Stellen in der Stadt, wo man etwas über Heilkräuter lernen kann. Eine kleine Insel der Vielfalt, wie wir noch viele brauchen. 3

EQUISETUM ARVENSE Acker-Schachtelhalm Acker-Schachtelhalm, auch Zinnkraut, Katzenwedel, Pferdeschwanz, oder Scheuerkraut Equisetum arvense Familie: Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae) Blütezeit: Sporenreife von März bis April Verbreitung: auf feuchtem Boden, an Wegrändern Verwendete Teile: grüne Sommertriebe Verabreichung: Tee, Salbe, Bad, Arzneipräparat Inhaltstoffe: Kieselsäure, Flavonoide, Alkaloide Foto: H. Zell Seine Vorfahren lebten vor etwa 400 Millionen Jahren als riesige Bäume und bildeten große Wälder. Aus deren Überresten sind die heutigen Steinkohlevorräte entstanden. Die Pflanze wird auch Zinnkraut genannt, da sie wegen ihres hohen Kieselsäuregehalts zum Polieren des Zinngeschirrs verwendet wurde. Im Frühjahr entwickeln sich weiche, hellbraune Sprosse, die in Japan gerne als Gemüse gegessen werden. Nachdem die Sporen durch Wind verbreitet worden sind, entwickeln sich die grünen Sommertriebe, die medizinische Anwendung finden. Das Kraut wirkt entwässernd und durchspülend auf die Harnwege. Als Tee, oft kombiniert mit Goldrutenkraut oder Birkenblättern zubereitet, wird die Pflanze bei Infektion der ableitenden Harnwege (z.b. Blasenentzündung), vorbeugend gegen Nierengrieß und gegen Wassereinlagerung eingesetzt. Die Extrakte können auch zu einer Salbe verarbeitet und bei Behandlung schlecht heilender Wunden angewendet werden, auch in Bädern bei rheumatischen Beschwerden und Durchblutungsstörungen. 4

SYMPHYTUM OFFICINALE Echter Beinwell Beinwell (Echter) Symphytum officinale Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae) Blütezeit: von Mai bis Juli Verbreitung: an Bachufern, auf nassen Wiesen Verwendete Teile: Wurzel, Kraut Verabreichung: Tinktur, Salbe, Umschlag, Arzneipräparat Inhaltstoffe: Allantoin, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kieselsäure, Pyrrolizidinalkaloide Sein Gattungsname Symphytum leitet sich vom Griechischen ab und bedeutet so viel wie zusammenwachsend. In der Antike wurde der eingedickte Saft aus der Wurzel wie Klebstoff zur Behandlung von gebrochenen Knochen und offenen Wunden eingesetzt. Die Pflanze wurde früher wegen ihrer in den Blättern enthaltenen wertvollen Vitamine und Mineralien als Tee oder Gemüse verwendet. Medizinisch verwendet werden die Extrakte aus dem Kraut und der Wurzel. Sie haben wundheilende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkungen. In Form von Salben oder Umschlägen werden sie zur Behandlung von Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen beziehungsweise bei Arthrose und Arthritis eingesetzt. Achtung! Neuerdings sind die leberschädigenden, eventuell krebserregenden Eigenschaften der Alkaloide, die in der ganzen Pflanze enthalten sind, erkannt. In vielen Ländern wird inzwischen nur die äußerliche Anwendung der Pflanze zugelassen und vom Verzehr der Pflanze abgeraten. Die Anwendungsdauer der Beinwellprodukte sollte 6 Wochen nicht überschreiten. 5

POTENTILLA ANSERINA Gänsefingerkraut Gänsefingerkraut Potentilla anserina Familie: Rosengewächse (Rosaceae) Blütezeit: von Mai bis August Verbreitung: an Wegrändern, auf Wiesen Verwendete Teile: blühendes Kraut, Verabreichung: Tee Inhaltstoffe: Gerbstoffe, Flavonoide, Cumarine Wie sein Name vermuten lässt, wird das würzige Kraut von Gänsen gern gefressen. Beheimatet in kühlen Gebieten wurde die Pflanze, in Milch zubereitet, von den Germanen lange zu Heilzwecken verwendet. Seine stärkehaltige Wurzel schmeckt wie Pastinaken und wird insbesondere in vegetationsarmen Gegenden als Wildgemüse gegessen. Medizinisch wird das getrocknete Kraut verwendet. Es hat zusammenziehende, entzündungshemmende Wirkungen. Als warmer Tee zubereitet wird das Kraut bei leichten, unspezifischen Durchfallerkrankungen und gekühlt als Gurgellösung bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum (z.b. Halsschmerzen, Zahnfleischentzündung) angewendet. Die Inhaltsstoffe reagieren direkt mit dem Körpereinweiß und sorgen dafür, dass die Schleimhaut oberflächlich verdichtet. Dadurch wird das Eindringen von Schadstoffen bzw. Krankheitserregern in die entzündeten Stellen erschwert, die Schmerzempfindlichkeit herabgesetzt und die Wasserausscheidung im Darm vermindert. Außerdem wirkt das Kraut entspannend auf die Gebärmutter. Tee, oft in Kombination mit Schafgarben und Kamillenblüten, hilft bei krampfartigen Regelbeschwerden. 6

LEONURUS CARDIACA Echtes Herzgespann Echtes Herzgespann, auch Löwenschwanz Leonurus cardiaca Familie: Lippenblütler (Lamiaceae) Blütezeit: von Juni bis September Verbreitung: an Wegrändern, auf Schutt und Ödland Verwendete Teile: blühendes Kraut Verabreichung: Tee, Arzneipräparat Inhaltstoffe: Iridoide, Flavonoide, Bitterstoffe Die Pflanze wird aufgrund der Form ihrer Blätter auch Löwenschwanz genannt. Sie ist in Europa heimisch und ihre Blätter wurde bereits im Mittelalter sowohl als bitterschmeckendes Gewürz für Suppen und Biere als auch zur Behandlung von Herzbeschwerden verwendet. Heute wird das getrocknete Kraut, oft kombiniert mit Baldrianwurzel und Melissenblättern, bei nervösen Herzbeschwerden wie Herzrasen, sowie begleitend bei Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt. Die Inhaltsstoffe bewirken eine Steigerung des Blutvolumens, das den Herzmuskel versorgt. Gleichzeitig wird eine Verlangsamung des Herzschlags bewirkt, was zur Entlastung des Herzens und einer leichten Blutdrucksenkung führt. Aufgrund der ihm zugeschriebenen krampflösenden und gebärmutterzusammenziehenden Wirkungen wird das Kraut ebenso in Form von Tee bei Beschwerden in den Wechseljahren und Bronchialasthma angewendet. In der traditionellen chinesichen Medizin wird das Kraut in der Geburtshilfe eingesetzt, worauf sein englischer Name motherwort hinweist. Bei langfristiger (mehrere Monate) Anwendung wirkt die Pflanze beruhigend. 7

HYPERICUM PERFORATUM Echtes Johanniskraut Johanniskraut (Echtes) Hypericum perforatum Familie: Johanniskrautgewächse (Hypericaceae) Blütezeit: von Juni bis September Verbreitung: an Wegrändern, auf trockenen Wiesen Verwendete Teile: blühendes Kraut Verabreichung: Tee, Tinktur, Öl-Auszug, Arzneipräparat Inhaltstoffe: Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Gerbstoffe Seine goldgelbe Blüte gibt beim Zerreiben einen roten Saft, der von den frühen Christen dem Blut Johannes des Täufers geweiht wurde. Das Kraut wurde traditionell am Johannistag (24. Juni) gesammelt. An den Blättern sind im Gegenlicht durchsichtige Punktierungen zu erkennen, bei denen es sich allerdings nicht um Löcher sondern um transparente Öldrüsen handelt. Im Mittelalter hielt man dies als Zeichen dafür, dass das Kraut zur Behandlung von offenen Wunden angewendet werden kann. Der aus dem frischen Kraut hergestellte Öl-Auszug (Rotöl) wirkt tatsächlich entzündungshemmend und wundheilungsfördernd. Das Rotöl kommt daher äußerlich bei Muskelschmerzen, offenen Wunden und leichten Verbrennungen und auch innerlich bei Magen-Darmbeschwerden zum Einsatz. Außerdem wirken die Krautextrakte bei langfristiger Einnahme stimmungsaufhellend. Als Tee zubereitet oder als standardisiertes Arzneipräparat wird die Pflanze gegen leichte Depressionen angewendet. Vor der Anwendung ist ärztliche Beratung angezeigt, da Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamenten, z.b. mit der Antibabypille vorhanden sind. 8

TROPAEOLUM MAJUS Große Kapuzinerkresse Große Kapuzinerkresse Tropaeolum majus Familie: Kapuzinerkressegewächse (Tropaeolaeae) Blütezeit: von Juni bis Oktober Verbreitung: in Auen und anderen feuchten Stellen Verwendete Teile: Kraut Verabreichung: Rohkost, Arzneipräparat Inhaltstoffe: Senfölglycoside, Vitamin C, Flavonoide Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südamerika. Die peruanischen Indianer schätzen das frische Kraut als Wundheilmittel. Im 17. Jahrhundert wurde sie als Zierpflanze nach Europa eingeführt. Die kresseartig schmeckenden Blätter und Blüten werden hierzulande gern als Salat gegessen sowie Knospen, in Essig eingelegt, als Ersatz für Kapern. Heute wird das Kraut als pflanzliches Antibiotikum mit breitem Wirkungsspektrum angeboten und kommt bei Infektionen in den Atemwegen (z.b. Bronchitis) oder in den Harnwegen (z.b Blasenentzündung) zum Einsatz. Da der scharfschmeckende Wirkstoff beim Erhitzen zerstört wird, wird die Pflanze am besten als Rohkost oder Arzneipräparat (nicht als Tee!) eingenommen. Außerdem wird das Kraut aufgrund seiner durchblutungsfördernden Wirkung äußerlich für Umschläge bei leichten Muskelschmerzen eingesetzt. Wegen seiner haut- und schleimhautreizenden Eigenschaft kann übermäßiger Verzehr des Krautes Übelkeit hervorrufen. Die Anwendungsdauer sollte auf maximal sechs Wochen beschränkt sein. 9

VERBASCUM DENSIFLORUM Großblütige Königskerze Großblütige Königskerze Verbascum densiflorum Familie: Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) Blütezeit: von Juni bis Oktober Verbreitung: auf sandigem Boden Verwendete Teile: Blüten mitsamt Staubblättern Verabreichung: Tee Inhaltstoffe: Schleimstoffe, Saponine, Iridoide, Flavonoide Die bis zu 2 m hoch wachsende imposante Pflanze besitzt wollig behaarte Stängel und Blätter, worauf ihr lateinischer Gattungsname verbascum, übersetzt: Bart, hinweist. Die Heilkraft der Pflanze ist seit der Antike bekannt. Sie wurde lange als Wundheilmittel geschätzt. Heute werden die nach Honig duftenden Blüten getrocknet und als Heiltee zubereitet. Die Blütenextrakte wirken schleimlösend, hustenreizlindernd und entzündungshemmend und werden bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege, z.b. bei Bronchitis mit quälendem trockenem Reizhusten, eingesetzt. Schluckweise getrunken, breiten sich die Inhaltsstoffe des warmen Tees wie ein dünner Film über der entzündeten Schleimhaut aus und schützen sie so vor dem Eindringen der Reizstoffe, lindern die Halsschmerzen und den Hustenreiz. Außerdem bewirken die Inhaltstoffe eine Verflüssigung des Bronchialschleims. Der Schleim, der in den Atemwegen festsitzt und die Atmung erschwert, wir dadurch leichter abgehustet. Aufgrund seiner sanften Wirkung und des angenehmen Geschmacks eignet sich der Tee auch für Kleinkinder. 10

SILYBUM MARIANUM Mariendistel Mariendistel Silybum marianum Familie: Korbblütler (Asteraceae) Blütezeit: von Juni bis September Verbreitung: an Wegrändern, auf Schuttplätzen Verwendete Teile: reife Früchte Verabreichung: Tee, Arzneipräparat Inhaltstoffe: Silymarin, Flavonoide Foto: H. Zell Die Pflanze wurde in der Antike zur Behandlung von Schlangenbissen oder Skorpionstichen eingesetzt, wohl aufgrund der an ein Tiergebiss erinnernden stechenden Zähne am Blattrand. Die frühen Christen glaubten, dass die Pflanze die Heilkraft aufnahm, als Milchtropfen der stillenden Jungfrau Maria auf das Blatt fielen und weißliche Flecken hinterließen. Heute werden die reifen Früchte bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl eingesetzt. Die Früchte werden im Mörser leicht angestoßen, kombiniert mit Pfefferminzblättern als Tee zubereitet. Ihre Wirksamkeit bei Lebererkrankungen wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt. Die Früchte-Extrakte wirken auf die Leberzellen schützend und regenerierend und werden bei chronischen Lebererkrankungen wie Zirrhose, Hepatitis sowie bei durch übermäßigen Alkoholkonsum hervorgerufenen Leberkrankheiten eingesetzt. Sie werden außerdem zur Behandlung von Knollenblätterpilzvergiftungen eingesetzt. Allerdings kommt die Anwendung bei Lebererkrankungen nur in Form von standardisiertem Arzneipräparat (nicht als Tee!) in Frage, da die entsprechenden Inhaltsstoffe schwer wasserlöslich sind. 11

VITEX AGNUS-CASTUS Mönchspfeffer Mönchspfeffer, auch Keuschlamm Vitex agnus-castus Familie: Lippenblütler (Lamiaceae) Blütezeit: von Juni bis September Verbreitung: an Flussufern, in Küstennähe Verwendete Teile: reife Früchte Verabreichung: Arzneipräparat Inhaltstoffe: Flavonoide, Iridoide, ätherisches Öl Seit der Antike ist die Pflanze mit Frauengesundheit assoziiert und wird bei Menstruationsbeschwerden oder in der Geburtshilfe eingesetzt. Sein botanischer Artname agnus-castus stammt vom Lateinischen und bedeutet keusches Lamm. Im Mittelalter wurde der Pflanze antiaphrodisierende Wirkung nachgesagt und Mönche und Nonnen haben die getrockneten Früchte regelmäßig verzehrt. Außerdem wurden die scharfschmeckenden Früchte als Ersatz für Pfeffer verwendet. Die Wirksamkeit der Pflanze zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms (PMS) wurde erst vor kurzem festgestellt. Die für das PMS typischen Befindlichkeitsstörungen wie Kopf- und Brustschmerzen, Stimmungsschwankungen, die vor oder während der Regelblutung auftreten, werden wesentlich durch das gestörte hormonelle Gleichgewicht verursacht. Die Früchteextrakte der Pflanze wirken regulierend auf den weiblichen Hormonhaushalt und lindern so diese Symptome. Die Heilwirkung tritt typischerweise erst nach drei Monaten ein. Schwangere und stillende Frauen dürfen die Pflanze nicht einehmen, da sie die Milchbildung hemmt. 12

ACHILLEA MILLEFOLIUM Gewöhnliche Schafgarbe Gewöhnliche Schafgarbe Achillea millefolium Familie: Korbblütlern (Asteraceae) Blütezeit: von Juni bis Oktober Verbreitung: auf Wiesen, an Wegrändern Verwendete Teile: blühendes Kraut Verabreichung: Tee, Vollbad oder Sitzbad, Arzneipräparat Inhaltstoffe: ätherische Öle, Sesquiterpenlactone, Flavonoide Der Gattungsname Achillea deutet auf den legendären Helden des trojanischen Krieges, Achilles, hin. Er soll mit dem Kraut die verwundeten Krieger behandelt haben. Die Pflanze wird seit der Antike als Heilmittel gegen Verletzungen sowie gegen Magen- und Darmbeschwerden geschätzt. Im Mittelalter empfahl Hildegard von Bingen das Kraut bei Fieber und Regelbeschwerden. Heute wird das blühende Kraut bei Appetitlosigkeit sowie bei Verdauungsbeschwerden (z.b. Völlegefühl und Blähungen) eingesetzt. Eine halbe Stunde vor der Mahlzeit als warmer Tee getrunken, fördern die bitterschmeckenden Inhaltstoffe die Absonderung von Verdauungssäften, was appetitfördernd wirkt. Zwischen den Mahlzeiten getrunken, regt der Tee die Verdauung an. Aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaft wird der gekühlte Tee zum Gurgeln bei Mundschleimhautentzündung eingesetzt oder auch als Kompresse auf Wunden gelegt. Bei Frauenleiden helfen Sitzbäder oder Teemischungen z.b. in Kombination mit Zitronenmelisse, die entspannend auf die Gebärmuttermuskulatur wirken. 13

GLYCYRRHIZA GLABRA Kahles Süßholz Kahles Süßholz Glycyrrhiza glabra Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae) Blütezeit: von Juni bis Juli Verbreitung: Kulturpflanze Verwendete Teile: Wurzeln Verabreichung: Tee, Arzneipräparat Inhaltstoffe: Triterpensaponine, Flavonoide, Cumarine Seine Heilkraft war schon im alten Ägypten, China und Indien bekannt und die Wurzelextrakte wurden unter anderem als Abführ- oder Hustenmittel verwendet. Der Gattungsname Glycyrrhiza leitet sich vom Griechischen ab und bedeutet süße Wurzel. Der eingedickte Wurzelsaft schmeckt 50-mal so süß wie Rohrzucker und daraus wird Lakritze hergestellt. Heute findet die Pflanze in verschiedenen Produkten Anwendung, z.b als Feuchtigkeitsregulator in Zigaretten, als Hautaufheller in Kosmetikartikeln. Die Wurzelextrakte wirken entzündungshemmend, auswurffördernd. Als Tee zubereitet hilfen sie bei Entzündungen der oberen Luftwege (z.b. Husten, Bronchitis). Zur Behandlung von Magen- und Darmgeschwüren wird das standardisierte Arzneipräparat eingesetzt. Achtung! Übermäßiger und langfristiger Verzehr der Pflanze kann Nebenwirkungen hervorrufen. Ihre Inhaltstoffe können den Hormonhaushalt ungünstig beeinflussen und dadurch zur Erhöhung des Blutdrucks und zur Wassereinlagerung führen. Die Anwendungsdauer sollte sechs Wochen nicht überschreiten. 14

HEILKRÄUTERGARTEN Notizen 15