ZIVILGESELLSCHAFT IN GEMEINDEN UND STÄDTEN VEREINE UND LOKALE FREIWILLIGKEIT. Freiwilligen-Tagung vom 24. Januar 2013

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Transkript:

Freiwilligen-Tagung vom 24. Januar 2013 ZIVILGESELLSCHAFT IN GEMEINDEN UND STÄDTEN VEREINE UND LOKALE Trägerschaft Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft Universität Bern Schweizerischer Gemeindeverband Schweizerischer Städteverband Tagungsort Uni S, Universität Bern Schanzeneckstrasse 1 3012 Bern Schweizerische Gemeinnüt zige Gesellschaf t Société suisse d utilité publique Società svizzera di utilità pubblica

Organisatorische Hinweise Zivilgesellschaft in Gemeinden und Städten Vereine und lokale Freiwilligkeit Tagungsgebühren: Mitglieder der Trägerorganisationen*: CHF 190. Nicht-Mitglieder: CHF 240. * Trägerorganisationen: Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft Universität Bern Schweizerischer Gemeindeverband Schweizerischer Städteverband Mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie eine Rechnung mit Einzahlungsschein. Nach erfolgter Bezahlung ist Ihre Buchung definitiv. Anmeldung und Informationen: http://www.sgg-ssup.ch/freiwilligen-tagung-2013 Gemeinden und Städte sind der Ort, wo freiwilliges Engagement realisiert und dessen unmittelbarer Nutzen für das Gemeinwesen sichtbar wird. Unsere jüngst erschienene Studie hat sich erstmals umfassend mit den lokalen Beständen und Bedingungen des Vereinsengagements in der Schweiz auseinandergesetzt. Neben einer Erhebung der Vereinsstrukturen in über 1200 Kommunen wurden in 60 ausgewählten Gemeinden und Städten die Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Vereinsengagement sowie zu ihrer Sicht des Vereinslebens befragt. Im Zentrum stand die Analyse der lokalen kulturellen, strukturellen und politischen Rahmenbedingungen von Freiwilligkeit. Insbesondere wurde der Versuch unternommen, lokale Instrumente zur Förderung der Freiwilligkeit mit dem tatsächlichen Engagement der Einwohner in Bezug zu setzen und einen Eindruck über die Wirksamkeit kommunaler «Engagementpolitik» zu vermitteln. Die Studie kommt zum Schluss, dass das Ausmass lokaler Freiwilligentätigkeit eine grundlegend kulturell bedingte Grösse darstellt, während die Wirkung politischer Gestaltungsversuche in der egalisierenden Ausweitung freiwilliger Tätigkeit auf breitere Bevölkerungsschichten besteht. Kurz: Kultur bestimmt die Quantität, Politik die soziale Qualität lokaler Vereinstätigkeit. Die Tagung richtet sich an alle an Freiwilligkeit Interessierten, insbesondere aber an Personen, die sich in Verbänden und Organisationen um die lokalen und regionalen Strukturen der Freiwilligkeit kümmern oder in Gemeinden und Städten mit der Förderung der Freiwilligkeit befasst sind. Literatur Traunmüller, Richard, Isabelle Stadelmann-Steffen, Kathrin Ackermann und Markus Freitag (2012): Zivilgesellschaft in der Schweiz. Analysen zum Vereinsengagement auf lokaler Ebene. Zürich: Seismo. Weiterführende Literatur Die Reihe «Freiwilligkeit» der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft im Verlag Seismo Zürich, bisher erschienen seit 2004: 10 Bände. 02 03

Programm 09.30 Eintreffen, Kaffee und Gipfeli 10.10 Eröffnung der Tagung* Begrüssung durch Jean-Daniel Gerber, Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, Zürich 13.30 Workshops 2. Durchgang Neun parallel geführte Workshops (Details siehe Seiten 6 15) 15.00 Kaffee 10.15 Präsentation der Studie «Zivilgesellschaft in der Schweiz. Analysen zum Vereinsengagement auf lokaler Ebene»* Prof. Dr. Markus Freitag, Universität Bern Studienanlage / Aussagekraft wissenschaftliche Resultate praktische Konsequenzen für die Kommunen 10.50 «Die Gemeinde, Mutter alles Guten» Intermezzo durch Linard Bardill 11.00 Workshops 1. Durchgang Neun parallel geführte Workshops (Details siehe Seiten 6 15) 12.30 Stehlunch 15.30 «Gemeinnutzen in der Gemeinde direkte Demokratie und Freiwilligenarbeit»* Herbert Ammann, Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, Zürich 15.50 Diskussionsrunde zu ausgewählten Resultaten* Moderation: Christine Burgener, Gemeindepräsidentin Diskussionsteilnehmer: Renate Amstutz, Städteverband Ulrich König, Gemeindeverband Richard Traunmüller, Universität Mannheim Linard Bardill, Bürger / citoyen 16.30 Abschluss der Tagung und Ausblick* Ulrich König, Direktor des Schweizerischen Gemeindeverbands * Die Tagung ist auf Deutsch. Die mit einem * bezeichneten Beiträge werden simultan auf Französisch übersetzt. 04 05

Workshops Workshop 1 Kommunale Engagementpolitik Im Mittelpunkt der Tagung stehen neun Workshops, deren Inhalte sich weitgehend an den untersuchten Themenfeldern unserer Studie zu den lokalen Strukturen des Vereinsengagements orientieren: WS 1: Kommunale Engagementpolitik WS 2: Gemeindeidentität, Gemeindefusion und Freiwilligkeit WS 3: Kleinräumige Freiwilligkeit: Partizipative Quartierentwicklung WS 4: Zusammenarbeit von Vereinen und Gemeinden WS 5: Kulturelle Identität und Freiwilligkeit WS 6: Schule und Freiwilligkeit schlummernde Potenziale WS 7: Freiwilligkeit und nonformales Lehren und Lernen WS 8: Weiter-/Erwachsenenbildung im Bereich Freiwilligkeit WS 9: Engagementhürden für Einwanderer Die Veranstalter haben für die Definition der Workshops zudem auf eine ihnen bekannte Studie des befreundeten Migros-Kulturprozents zurückgegriffen, welche im letzten Jahr die Firma Prognos AG erstellte und welche in ausgewählten Gemeinden die Austauschbeziehungen zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft untersuchte. Durch den Besuch zweier ausgewählter Workshops (einer vormittags, einer nachmittags) erfahren die Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer vom vielfältigen Nutzen des Vereinswesens für die Gemeinde und erörtern konkrete Handlungsempfehlungen zur Belebung der Zivilgesellschaft auf lokaler Ebene. Angesichts der Bedeutung des freiwilligen Vereinsengagements ist es nicht verwunderlich, dass die Gemeinden seit einigen Jahren intensiv über Massnahmen zur gezielten Gewinnung von Freiwilligkeit nachdenken. In den Vordergrund rücken dabei lokale Förderinstrumente wie Kontakt- und Anlaufstellen, vielfältige Facetten der Öffentlichkeitsarbeit und von Unterstützungsleistungen sowie spezifische Formen der Anerkennung des Engagements der Einwohnerinnen und Einwohner. Mit Blick auf die jüngste Analyse zur Situation in den Schweizer Gemeinden wird deutlich, dass durch politische Bemühungen vornehmlich sozioökonomisch benachteiligte und bildungsferne Gruppen für die Übernahme formeller Freiwilligkeit gewonnen werden, die ansonsten seltener oder gar nicht zivilgesellschaftlich integriert wären. Kontinuierlich aktualisierte und möglichst vollständige Vereinsliste mit Informationen zu möglichem Engagement, welche zentral veröffentlicht wird (Gemeindehomepage, Gemeindezeitung, Gemeindeverwaltung) inklusive Informationspaket für Neuankömmlinge, Verleihung eines Preises für besondere Verdienste im Namen der Freiwilligkeit durch Gemeinde, Abbau bürokratischer Hürden der Vereinstätigkeit Freiwilliges Engagement von Gemeindeangestellten unterstützen, die als Brückenbauer des freiwilligen Engagements zwischen Gemeinden und Vereinen agieren können I) GEMEINDE UND Markus Freitag Professor für politische Soziologie, Institut für Politikwissenschaft, Universität Bern Ulrich König Direktor Schweizerischer Gemeindeverband 06 07

I. GEMEINDE UND Workshop 2 Gemeindeidentität, Gemeindefusion und Freiwilligkeit Workshop 3 Kleinräumige Freiwilligkeit: Partizipative Quartierentwicklung I) GEMEINDE UND Andreas Eng Staatsschreiber Kanton Solothurn Maria Luisa Zürcher Stellvertretende Direktorin des Schweizerischen Gemeindeverbandes Das Zusammentreffen steigender Ansprüche der Einwohnerinnen und Einwohner in Verbindung mit einem steten Aufgabenzuwachs einerseits sowie eine Verschlechterung der finanziellen Rahmenbedingungen und Probleme bei der Rekrutierung Freiwilliger für die zahlreichen ehrenamtlichen Exekutivfunktionen andererseits untergräbt die Autonomie von Gemeinden in zunehmendem Masse. Gemeindefusionen werden dabei oftmals als gangbarer Ausweg gesehen, kritische Stimmen warnen hier indes aber vor einem schleichenden Verlust lokaler Identitäten. Die im Zentrum der Tagung stehende Studie kommt zudem zum Schluss, dass eine autonome Verwaltung kommunaler Angelegenheiten die Freiwilligkeit gesellschaftlicher Gruppen unterschiedlich erfasst. Während weniger privilegierte, bildungsferne soziale Schichten eher freiwillig tätig werden, reduziert sich die Engagementbereitschaft bei Menschen mit höherer und mittlerer Bildung in Gemeinden mit höherer Autonomie gegenüber Bund und Kanton. Etablierung / Beibehaltung von lokaler Autonomie zur Wahrung gewachsener Strukturen der Freiwilligkeit Identitätsstiftung durch nachhaltige und regelmässig stattfindende lokale Anlässe Ein der Zivilgesellschaft zuträgliches Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht eher zwischen Einwohnerinnen und Einwohnern kleiner Gemeinden und nachbarschaftlicher Quartiere, in denen eine gemeinsame Kultur der Nachbarschaftshilfe gelebt werden kann. In diesem Zusammenhang gewinnt der Aspekt der Partizipation bei der Gestaltung des öffentlichen Raums sowie zur Lösung sozialer Brennpunkte an Bedeutung. Von diesen Herausforderungen sind insbesondere Städte betroffen, in denen sich bestimmte A-Gruppen (Alte, Arme, Alleinerziehende, Arbeitslose, Ausländer) konzentrieren. Regelmässige Veranstaltung von lokalen Gemeinschaftsaktivitäten (z.b. Stadt- und Quartierfeste, Flohmärkte, Konzerte), die zugleich als Beteiligungs- und Werbeplattform für Vereine und Freiwilligenorganisationen dienen Bereitstellung und Instandhaltung öffentlicher Plätze (z.b. Parks, Fitnessparcours, Spielplätze), Quartierentwicklung Betreuungsbörse für und von Senioren etc. I) GEMEINDE UND Katharina Barandun Sozial- und Gemeindewesenarbeiterin, Stiftung «Wohnungen für kinderreiche Familien» Natalie Eberle Soziokulturelle Gemeinwesenarbeiterin, Verein «Quartiernetz Friesenberg» 08 09

I. GEMEINDE UND Workshop 4 Zusammenarbeit von Vereinen und Gemeinden Workshop 5 Kulturelle Identität und Freiwilligkeit I) GEMEINDE UND Cornelia Hürzeler Herausgeberin der Prognos- Vereinsstudie, Migros-Kulturprozent Gaby Belz belz organisationsentwicklung Zürich + St. Gallen Gemeinden brauchen Vereine und Vereine brauchen Gemeinden. Vereine leisten nicht nur Integrationsarbeit im engeren Sinne, sie versammeln darüber hinaus Menschen mit spezifischen Interessen, fördern Gemeinschaften und Freizeitaktivitäten und nehmen soziale, soziokulturelle und öffentliche Aufgaben wahr. Vereine werden dadurch zu guten Partnern für die Gemeindepolitik und die örtliche Verwaltung und zu einem zentralen Pfeiler des Gemeindelebens. Eine 2010 im Auftrag des Migros-Kulturprozents durch die Prognos AG ausgeführte Studie hat die Nutzeneffekte der Kooperation zwischen Gemeinde und Vereinen untersucht und die positiven Auswirkungen nachgewiesen. Stärkung der zivilgesellschaftlichen Organisationen als Kooperationspartner zur Bewältigung der Gemeindeaufgaben und Einbezug in die Gemeindeentwicklung Gemeinde als Schnittstelle zur Vernetzung von Vereinen, Bezugspersonen in der Gemeindeverwaltung für Vereine, Gemeindeleitbilder für Vereine, Ressourceninventare Instrumentarium der Kosten-Nutzen-Studie Bewohnerinnen und Bewohner der französisch- und italienischsprachigen Schweiz engagieren sich durchschnittlich weniger stark freiwillig als Bürgerinnen und Bürger der Deutschschweiz, wobei sich das Engagementniveau der in der Deutschschweiz lebenden Romands jenem der Deutschsprachigen anpasst. Diese sprachregionalen Engagementunterschiede lassen sich nicht zuletzt auf politisch-kulturelle Gründe zurückführen: Während in der lateinischen Schweiz höhere Erwartungen in die wohlfahrtsstaatliche Verantwortung des Staates gegenüber den Bürgern gesetzt werden, hat sich die gesellschaftliche Selbstorganisation über Vereine und Organisationen in den direktdemokratisch geprägten Deutschschweizer Gemeinden weitaus stärker etabliert. Sensibilisierung und Information der Freiwilligenorganisationen für sprachregionale Unterschiede Berücksichtigung der unterschiedlichen Gegebenheiten in der Deutschschweiz und der Romandie und entsprechend angepasste Förderungs- und Rekrutierungspolitik (konkret: In Deutschschweiz eher auf Individuum abgestimmt, in lateinischer Schweiz Fokus auf Aufbau fehlender, engagement-förderlicher Strukturen) II) KULTUR UND Isabelle Stadelmann- Steffen Assistenzprofessorin für Vergleichende Politikwissenschaft, Universität Bern Kathrin Ackermann Wissenschaftliche Assistentin, Institut für Politikwissenschaft, Universtät Bern 10 11

I. GEMEINDE UND Workshop 6 Schule und Freiwilligkeit schlummernde Potenziale Workshop 7 Freiwilligkeit und nonformales Lehren und Lernen III) SOZIALSTRUKTUR UND Andreas Hammon Dipl. Ing., Master of School Development, Architekt und Pädagoge Ueli Keller Bildungswissenschafter, Lebenskünstler Schulhäuser bieten die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche, Lehrpersonen und Eltern sowie weitere Akteure bei Planung / Bau / Umgestaltung «ihres» Schulhauses und somit ihrer Lebenswelt einzubeziehen und damit auch am konkreten Beispiel Partizipation zu «lernen». So sind Schulhäuser und Schulplätze ausserhalb der Schulzeit Ort der vielfältigen Begegnungen, nicht nur der Kinder, auch der Jugendlichen und Erwachsenen. Anhand von Praxisbeispielen werden (aus den Perspektiven von Pädagogik, Projektbegleitung, Verwaltung und der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Quartiersentwicklung) konkrete Handlungsempfehlungen dargestellt und diskutiert: Einbezug von Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern und Eltern des Quartiers bei Bau, Umgestaltung oder Neu-/Andersnutzung von Schulhäusern und ihren Aussenräumen Stärkung der Zusammenarbeit von Lehrpersonen und Eltern Quartiersentwicklung mit Beteiligung der Schule, die sich als Teil einer Bildungslandschaft versteht und sich folglich unter anderem auch baulich als Element einer Vielfalt von Lernorten im Dorf, Quartier oder Stadtteil materialisiert Bildung misst sich auch, aber nicht ausschliesslich, in Schuljahren und Bildungsabschlüssen. Sie hat jeweils auch eine lokale Komponente. Gemeinden verfügen über eine mehr oder minder lernfreundliche Kultur und vermögen ihre kreativen Potenziale zu fördern. Ein derartiges kreatives Potential stellt in jeder Gemeinde die Jugend dar, selbst die, welche scheinbar nur wenig mit sich anzufangen weiss. Die Gestaltung ihrer Räume, ihrer Programme, ihrer Veranstaltungen sind zentrale Lernfelder, sowohl für das spätere Leben als Bürgerin und Bürger, wie auch in den Vereinen. Förderung des Themas «Freiwilligkeit» innerhalb und ausserhalb der Schule durch unterstützende Massnahmen (z.b. Öffnung der Schulen) Bildungs- und Qualifizierungsprogramme für ehrenamtlich Engagierte Öffnung schulischer Infrastruktur für ausserschulische Aktivitäten und Stärkung der Ressourcen im schulischen und ausserschulischen Bereich (Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Jugendarbeit, Vereine, Schule, etc., Ermöglichung kleiner Klassengrössen, ausreichendes Lehrpersonal, genügend Räumlichkeiten für Projekte und Freizeitaktivitäten, Einrichtung von Hausaufgabenbetreuungsangeboten, etc.) III) SOZIALSTRUKTUR UND Markus Gander Geschäftsleiter Infoclick.ch, Kinder- und Jugendförderung Schweiz 10 12 13

I. GEMEINDE UND Workshop 8 Weiter-/Erwachsenenbildung im Bereich Freiwilligkeit Workshop 9 Engagementhürden für Einwanderer III) SOZIALSTRUKTUR UND Heinz Altorfer Leiter Abteilung Soziales, Migros Kulturprozent Allgemeines Bildungsniveau gilt als soziales Gut, von welchem auch weniger Gebildete profitieren. So verringert ein allgemein hohes Bildungsniveau in einer Gemeinde die soziale Ungleichheit in der Freiwilligenarbeit, indem sich auch weniger Gebildete in einem solchen Umfeld stärker freiwillig engagieren. Die Bereitschaft zur Freiwilligkeit kann über Sensibilisierung und Kompetenzerwerb gefördert werden. Weiterbildungsangebote und Erwachsenenbildung im Bereich Freiwilligkeit Zivilgesellschaft und Gemeinschaft als Lernfeld für Lehrer, Gemeindeangestellte und andere Interessierte Immigranten engagieren sich deutlich weniger in der formellen Freiwilligenarbeit, das heisst in institutionalisierten Organisationen, als Einheimische. Die Gründe hierzu sind vielschichtig und reichen von Sprachbarrieren, Bildungsferne, einer schwachen lokalen Verankerung bis hin zu fehlenden sozialen Netzwerken. Als formellen partizipationshemmenden Faktor identifiziert die Gemeindestudie bürokratische Hürden: Ist die Vereinstätigkeit stark verrechtlicht, schreckt dies insbesondere Immigranten von formell freiwilligem Engagement ab. Gemeinde stellt mehrsprachige Informationspakete mit Informationen über verschiedene Vereine und Möglichkeiten für ein freiwilliges Engagement für ausländische Neuzuzüger zur Verfügung III) SOZIALSTRUKTUR UND Richard Traunmüller Postdoktorand, Universität Mannheim Michelle Bachmann Präsidialdepartement Kanton Basel-Stadt Weniger Bürokratie zur Regelung lokaler Vereinstätigkeit hilft, formelle Partizipationshürden für Immigranten zu senken Spezielle Weiterbildungsangebote im Bereich Freiwilligkeit für fremdsprachige Ausländer, insbesondere auch für ausländische Frauen Beratung und Vermittlung von passenden Angeboten nach den individuellen Bedürfnissen, Kompetenzen und Erfahrungen der Einwanderer 14 15