Georg Friedrich Händel: Passacaglia g-moll (HWV 432) Informationen zum Werk G. F. Händels Passacaglia beendet die Suite für Cembalo in g-moll und gehört zu seinen meist gespielten Klavierwerken. Das Werk eignet sich hervorragend zur Auseinandersetzung mit der Variation sowohl aus theoretisch-analysierender als auch aus kreativer Sicht. Harmonische Analyse Händel legt dem Stück eine Quintfallsequenz zugrunde, die er wie folgt ablaufen lässt: I IV VII III VI II V I 3 3 Zwei Besonderheiten fallen auf: Der zweite und der sechste Akkord haben die Terz als Basston. So stellt sich die Quintfallsequenz in ihrer reinen Form erst dar, wenn alle in ihre Grundform gebracht werden. Eine funktionale Analyse kann versucht werden, führt aber leicht zu trockenen Diskussionen über die Zuordnung von Substitutfunktionen (z. B. vierter Akkord: tg oder sp?). t s (D) tg sp (D7) tp D t 3 5 Lohnender ist es, die harmonische Sequenz in enger Verbindung zur melodischen Gestaltung der Variationsteile zu untersuchen. Melodische Gestaltung Auf der harmonischen Grundlage errichtet Händel ein Thema, das aus zwei ähnlich gebauten Hälften besteht. Takt 2 enthält eine kleine melodische Belebung: Die Oberstimme springt aufwärts und erreicht die zweite Takthälfte dadurch von oben fallend. Diese feinen melodischen Details fallen in den Variationen (1 15) unter den Tisch. Händel führt seine kompositorischen Einfälle sukzessiv ein: Variation 1: Er reduziert das Thema zunächst auf seine harmonische Grundstruktur und begleitet sie mit wandernden Oktaven im Bass. Variation 2 4: Hier vertauscht Händel das rhythmische Prinzip in den Stimmen und lässt schließlich in der vierten Variation beide Stimmen den schnelleren Notenwert verwenden. Dieses Prinzip, das sich gut in einer Tabelle (siehe dazu das Arbeitsblatt im Anhang) darstellen lässt, hält Händel bis zum Schluss durch. Variation 1 9: Die melodische Bewegung ist an der Tonleiter orientiert. Variation 10 ff.: Ab Variation 10 wird das melodische Geschehen von Pendelbewegungen und Akkordbrechungen in den letzten vier Variationen bestimmt. Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2012 www.klett.de Alle Rechte vorbehalten. 1
So könnte die Analyse bis zur Variation dargestellt werden: Variation 1 punktierte Viertel + Achtel Achtel und Intervalle wandernder Bass mit Abfangen der Bewegung 2 Achtel Viertel aufsteigender Akkord mit anschließender Sekundbewegung nach unten im Umfang einer Septime Gegenbewegung in Vierteln 3 Viertel Achtel Stimmentausch 4 Achtel Achtel Übernahme der Bassstimme aus Variation 3 Gegenbewegung aus Oktavsprung und Sekundbewegung 5 Triolen (dargestellt in einem 12/8-Takt Halbe Noten Zerlegung der Sekundbewegung in Dreirer- Gruppen 6 Halbe Noten Triolen (dargestellt in einem 12/8-Takt Stimmentausch 7 punktierte Achtel + Sechzehntel Halbe Noten Tonleiter abwärts 8 Sechzehntel Halbe Noten Tonleiter abwärts 9 Halbe Noten Sechzehntel Tonleitern aufwärts 10 Sechzehntel Halbe Noten Tonleitern abwärts in Pendelbewegung integriert 11 Sechzehntel Halbe Noten gebrochene (Alberti-Figur) 12 Sechzehntel Halbe Noten gebrochene (Alberti-Figur) in höherer Lage 13 Halbe Noten Sechzehntel gebrochene 14 Sechzehntel Halbe Noten Stimmentausch 15 Sechzehntel Sechzehntel gebrochene gebrochene Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2012 www.klett.de Alle Rechte vorbehalten. 2
Methodische Hinweise und Ziele Unabhängig davon, ob das Werk zu einer theoretischen Auseinandersetzung mit der Variation verwendet werden oder Ausgangspunkt zu einer eigenen kreativen Arbeit werden soll, steht wie dargestellt die eingehende Analyse des Materials. Dabei soll das Herausarbeiten des kompositorischen Prinzips im Mittelpunkt stehen. Die Lernenden sollen erkennen, dass die Variationen im engen Zusammenhang mit der harmonischen Anlage des Stücks (Quintfallsequenz) stehen und den Charakter verschiedener Variationen sowie die Veränderung der Variationstechnik im Ablauf beschreiben. Mögliche Arbeitsmaterialien: Schülerbuch S. 127 ff. Audio-CD II, Track 30 Arbeitsblatt mit Tabelle (siehe Anhang) Notenpapier (siehe Anhang) Bezüge im Schülerbuch: Dreiklänge (S. 63) Variationsformen (S. 120) Quintfallsequenz (S. 77) Tasteninstrumente (S. 276 f.) Barock-Epoche (S. 274 ff.) Hinweis: Nicht immer werden die instrumentalen Fähigkeiten der Lernenden ausreichen, um das Stück darzustellen. In diesem Fall kann entweder die Lehrkraft das Stück vorspielen. Eine Alternative dazu ist die Arbeit mit einem Notationsprogramm am Computer. Die Software ist in der Lage, das Stück zumindest angemessen mit den zur Verfügung stehenden klanglichen Mitteln darzustellen. Unterrichtsvorschläge Für die Analyse der Passacaglia von Händel sind mehrere Vorgehensweisen und Ziele vorstellbar. a) Theoretische Auseinandersetzung Dauer: Doppelstunde Verlauf: Vorspiel des Themas harmonische Analyse Vorspiel der gesamten Passacaglia Analyse des Variationsprinzips unter Zuhilfenahme des Arbeitsblatts in Gruppenarbeit (Gruppen können folgende Variationen zusammengefasst bearbeiten: Var. 1 4, Var. 5 9 und Var. 10 15) Plenum, Zusammenfassung Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2012 www.klett.de Alle Rechte vorbehalten. 3
b) Kreative Auseinandersetzung Dauer: drei Doppelstunden Verlauf: zunächst wie bei a), dann: Vorspiel des Themas S. 129 harmonische Umgestaltung in einen homophonen, vierstimmigen Satz Variationsversuche: I. Oberstimmen belassen, wandernden Bass erfinden II. Bass belassen, wandernde Oberstimme erfinden III. beide Stimmen kombinieren IV. Tonleitern (Sechzehntel) rechts einführen V. Tonleitern (Sechzehntel) links einführen VI. Akkordbrechungen (Sechzehntel) rechts VII. Akkordbrechungen (Sechzehntel) links VIII. Abschluss der Variationen: rechts und links Sechzehntel, Akkordbrechungen Die Aufgaben können in Gruppen durchgeführt und aufgeteilt werden. Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2012 www.klett.de Alle Rechte vorbehalten. 4
Spielpläne Oberstufe Variation 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2012 www.klett.de Alle Rechte vorbehalten.
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