Technische Schwingungslehre

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Transkript:

Technische Schwingungslehre

Helmut Jäger Roland Mastel Manfred Knaebel Technische Schwingungslehre Grundlagen Modellbildung Anwendungen 8., überarbeitete Auflage Mit 250 Abbildungen, 74 Aufgaben und 40 Beispielen

Helmut Jäger Roland Mastel Hochschule Esslingen Deutschland Manf re d Knaeb el Esslingen, Deutschland ISBN 978-3-8348-1396-1 DOI 10.1007/978-3-8348-2099-0 ISBN 978-3-8348-2099-0 (ebook) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Vieweg Springer Fachmedien Wiesbaden 1976, 1980, 1984, 1987, 1992, 2006, 2009, 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Lektorat: Thomas Zipsner, Ellen Klabunde Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Vieweg ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vieweg.de

Vorwort zur 8. Auflage Das hier vorliegende Skriptum entspricht den Inhalten, die die Verfasser an der Hochschule Esslingen auf dem Gebiet der Technischen Schwingungslehre als Grundlagen anbieten. Das Skriptum soll Studentinnen und Studenten vor allem des Maschinenbaus eine leicht verständliche Einführung in die Schwingungstechnik sein. Sie sollen lernen, ein mechanisches Schwingungssystem zu analysieren. Nach allgemeinen Ausführungen zum Entstehen und zur Einteilung von Schwingungen werden zunächst einfache Modelle, die aber wesentliche Eigenschaften der Konstruktion wie Nachgiebigkeit und Trägheit berücksichtigen, behandelt. Ausführlich und mit vielen Beispielen wird auf die schwingungstechnisch wichtigste Kenngröße Eigenkreisfrequenz eingegangen. Der Zusammenhang mit den vielfältigen konstruktiven Parametern wird erläutert. Schrittweise werden die mechanischen und mathematischen Modelle ergänzt, um Dämpfungen zu quantifizieren und auch um mehrere Schwingungsfreiheitsgrade erfassen zu können. Schwingungsdifferentialgleichungen sind aufzustellen, zu interpretieren und zu lösen und die gefundenen Lösungen sind in ihrer physikalisch-technischen Bedeutung zu verstehen. Um dieses Ziel zu erreichen werden zahlreiche Beispiele mit ausführlichen Lösungen erläutert. Die Aufgaben, für die im Anhang Lösungswerte angegeben sind, sollen zu selbstständiger Arbeit anregen. Bei Beispielen und Aufgaben handelt es sich zum überwiegenden Teil um Prüfungsaufgaben, die die Verfasser an der Fachhochschule in den vergangenen Jahren gestellt haben. Die für das Verständnis erforderlichen mathematischen Kenntnisse werden heute allen Studierenden an einer Fachhochschule vermittelt. Die Formelzeichen werden nach DIN 1311 (Februar 2000) gewählt. Nach der vollständigen Überarbeitung der 6. und den Korrekturen der 7. Auflage werden in dieser 8. Auflage zahlreiche Hinweise aus dem Leserkreis eingearbeitet. Es werden einige interessante neue Aufgaben ergänzt und die uns bekannten Unstimmigkeiten beseitigt. Die Verfasser dieses Vorwortes bedanken sich bei ihrem Altkollegen und Autor der ersten fünf Auflagen Manfred Knaebel ganz herzlich für seine wertvollen Anregungen. Nach wie vor ist das Ziel der Überarbeitung, den Reiz des Büchleins die praxisnahen Beispiele sowie die didaktische Grundkonzeption vom Einfachen durch stetige Ergänzungen zum Schwierigen zu erhalten. Dem Verlag Springer Vieweg sagen wir unseren herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit. Stuttgart/Rechberghausen, im Herbst 2012 Helmut Jäger Roland Mastel

Inhalt 1 Grundsätzliches mit einführenden Beispielen... 1 1.1 Beispiele für Schwingungsvorgänge... 1 1.2 Einteilung von Schwingungen und Grundbegriffe... 2 1.3 Periodische Funktionen... 5 2 Harmonische Bewegung und Fourier-Analyse periodischer Schwingungen... 7 2.1 Darstellung und Eigenschaften harmonischer Schwingungen... 7 2.2 Harmonische Analyse periodischer Schwingungen... 13 2.3 Aufgaben... 15 3 Pendelschwingungen... 16 3.1 Das mathematische Pendel (Fadenpendel)... 16 3.2 Das physikalische Pendel (Körperpendel)... 18 3.3 Aufgaben... 24 4 Freie ungedämpfte Schwingungen von Systemen mit einem Freiheitsgrad... 26 4.1 Längsschwingungen... 26 4.1.1 Schwingungsdifferentialgleichung... 26 4.1.2 Beispiele und Anwendungen... 29 4.2 Biegeschwingungen von Balken mit Einzelmasse... 44 4.3 Drehschwingungen... 47 4.3.1 Torsionsstab mit Einzelmassen... 48 4.3.2 Federgefesselter Drehschwinger... 51 4.3.3 Drehschwinger mit Einfluss der Gewichtskraft... 54 4.4 Zusammengesetzte Federn... 58 4.5 Aufgaben... 71 5 Freie gedämpfte Schwingungen von Systemen mit einem Freiheitsgrad... 84 5.1 Allgemeines zur Dämpfung... 84 5.2 Geschwindigkeitsproportional gedämpfte Längsschwingungen... 85 5.2.1 Schwache und starke Dämpfung... 87 5.2.2 Sehr starke Dämpfung... 92 5.2.3 Aperiodischer Grenzfall... 94 5.2.4 Beispiele und Anwendungen... 95 5.2.5 Aufhängung am Dämpfer ein Sonderfall... 98

VIII Inhalt 5.3 Geschwindigkeitsproportional gedämpfte Drehschwingungen... 100 5.4 Dämpfung durch trockene Reibung (Coulomb sche Dämpfung)... 103 5.5 Aufgaben... 105 6 Erzwungene Schwingungen von Systemen mit einem Freiheitsgrad ohne Dämpfung... 112 6.1 Beliebiger Zeitverlauf der Erregung... 112 6.2 Harmonische Erregung... 114 6.3 Periodische Erregung... 119 6.4 Schwingungserregung durch Unwucht... 120 6.5 Kritische Drehzahl... 125 6.6 Aufgaben... 128 7 Erzwungene Schwingungen von Systemen mit einem Freiheitsgrad mit Dämpfung... 136 7.1 Harmonische Erregerkraft Komplexer Frequenzgang... 137 7.2 Frequenzgang bei harmonischem Erregermoment Drehschwingungen... 145 7.3 Harmonische Fußpunkterregung... 150 7.4 Aufgaben... 153 8 Freie ungedämpfte Schwingungen von Systemen mit mehreren Freiheitsgraden... 158 8.1 Schwingerkette mit zwei Freiheitsgraden... 158 8.2 System mit endlich vielen Freiheitsgraden... 162 8.3 Gekoppelte Drehschwingungen... 165 8.4 Gekoppelte Hub- und Drehschwingungen eines starren Körpers... 169 8.5 Biegeschwingungen von masselosen Balken mit Starrkörper am Ende bei Berücksichtigung des Massenträgheitsmoments... 173 8.6 Aufgaben... 177 9 Erzwungene harmonische Schwingungen von Systemen mit mehreren Freiheitsgraden... 183 9.1 Schwingerkette mit zwei Freiheitsgraden... 183 9.1.1 Schwingerkette ohne Dämpfung... 184 9.1.2 Schwingerkette mit Dämpfung... 187 9.2 Schwingungssystem mit endlich vielen Freiheitsgraden Frequenzgangmatrix... 188 9.3 Aufgaben... 192

Inhalt 10 Schwingungen von Kontinua... 198 10.1 Saitenschwingung... 198 10.1.1 Differentialgleichung des hängenden Seils bei statischer Last... 199 10.1.2 Aufstellen der Differentialgleichung der schwingenden Saite... 200 10.1.3 Lösung der Schwingungsdifferentialgleichung der Saite... 201 10.2 Stablängsschwingungen... 203 10.3 Balkenbiegeschwingungen... 205 10.4 Torsionsschwingungen... 209 10.5 Aufgaben... 210 Anhang... 211 A 1 Bücher und Normen... 211 A 1.1 Weiterführende Bücher... 211 A 1.2 Ausgewählte Normen... 211 A 2 Lösungen der Aufgaben... 212 A 3 Federsteifigkeiten... 225 A 4 Näherungsweise Berücksichtigung der Federmasse bei Biegefedern... 230 A 5 Sachverzeichnis... 235 IX

Autoren XI Autoren Prof. Dipl.-Math. Manfred Knaebel, 1927 in Göppingen geboren, 1947 bis 1952 Studium der Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule Stuttgart, 1952 bis 1955 Statiker und Kommissionsführer im Brückenbau und Stahlfundamentbau der Gutehoffnungshütte, Werk Sterkrade, 1956 bis 1957 Berechnungs- und Versuchsingenieur im Fahrzeugbau in Heilbronn a. N., von 1957 bis 1990 Dozent für Technische Mechanik und Technische Schwingungslehre an der Staatlichen Ingenieurschule Esslingen, jetzt Hochschule Esslingen. Prof. Dr.-Ing. Helmut Jäger, 1946 in Stuttgart geboren, 1966 bis 1972 Studium der Mathematik an den Universitäten Stuttgart und Hamburg. 1972 bis 1985 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut A für Mechanik der Universität Stuttgart. 1985 bis 1990 Berechnungsingenieur der der Firma Daimler-Benz. 1990 bis 2011 Professor an der Hochschule Esslingen mit den Fachgebieten Technische Mechanik, Strömungsmechanik, Regelungstechnik und Simulation. Prof. Dr.-Ing. Roland Mastel, 1952 in Karlsruhe geboren, 1972 bis 1977 Studium des Maschinenbaus an der Universität Karlsruhe, 1977 bis 1982 Assistent am Institut für Technische Mechanik der Fakultät Maschinenbau an der Universität Karlsruhe, 1982 bis 1990 Berechnungsingenieur im Kernenergiebereich bei der Firma Siemens (ehemals KWU) in Erlangen. Seit 1990 Professor an der Hochschule Esslingen mit den Fachgebieten Technische Mechanik, Schwingungslehre und Finite-Elemente-Methode.

Formelzeichen Matrizen und Vektoren (hier einspaltige Matrizen) werden fett dargestellt A Fläche J Drehmassenmatrix A adj zu A adjungierte Matrix J S Drehmasse bezogen auf die a C Coriolisbeschleunigung (feste) Achse durch S a n Normal- oder Zentripetalbeschleunigung j imaginäre Einheit K Steifigkeitsmatrix a S Schwerpunktbeschleunigung k D Drehsteifigkeitsmatrix a t Tangentialbeschleunigung k Federkonstante c Schallgeschwindigkeit k D Drehfederkonstante D Dämpfungsmatrix l Länge d Dämpfungskonstante l red reduzierte Pendellänge E Elastizitätsmodul M Moment, Erregermoment E Energie M Massenmatrix E kin Kinetische Energie m Masse E pot Potentielle Energie m F Federmasse F Kraft, Erregerkraft N Nachgiebigkeitsmatrix F Kraft-Vektor n Drehzahl F C Corioliskraft n ik Nachgiebigkeiten, Einflusszahlen F d Dämpferkraft F F Fliehkraft, Federkraft p Impuls F G Gewichtskraft S Schwerpunkt, Massenmittelpunkt F n Normalkraft F R resultierende Kraft, Reibungskraft T Schwingungsdauer t Zeit F S Seilkraft V 1 Vergrößerungsfunktion F t Tangentialkraft Geschwindigkeit f Frequenz W Arbeit n Nachgiebigkeit x Auslenkung (Federweg) in x-, G Gleitmodul y y-, z-richtung g Fallbeschleunigung z H komplexer Frequenzgang x Vektor der Freiheitsgrade des h Höhe mechanischen Systems I axiales Flächenmoment 2. Ordnung ˆx Amplitude (der Auslenkung in x-richtung) I p polares Flächenmoment 2. ˆx Amplitudenvektor Ordnung x Komplexe Größe (der Auslenkung) i Trägheitsradius J Massenträgheitsmoment, x Effektivwert Drehmasse x (t) Zeitverlauf des Schwingweges

XIV x Geschwindigkeit (1. Zeitableitung) x Beschleunigung (2. Zeitableitung) x Mittelwert x p Erzwungene Schwingung (partikuläre Lösung) x s, x c Sinusschwingung, Kosinusschwingung x d gedämpfte (Eigen-) Schwingung ˆx k k-ter Eigenvektor x 0 Anfangsauslenkung in x- Richtung Winkel Winkel Differenz, Koeffizientendeterminante Abklingkonstante Dämpfungswinkel Dämpfungsgrad Formelzeichen logarithmisches Dekrement Wurzel der charakteristischen Gleichung, Eigenwert Gleitreibungszahl, Massenbelegung = 3,14159... Dichte Zeit (dimensionslose) (t) Drehwinkel-Zeitfunktion Winkelgeschwindigkeit Winkelbeschleunigung Drehwinkel os Nullphasenwinkel, Sinusschwingung Phasenverschiebung Kreisfrequenz d Kreisfrequenz der gedämpften Eigenschwingung i i-te Eigenkreisfrequenz Erregerkreisfrequenz

1 Grundsätzliches mit einführenden Beispielen In allen Bereichen der Technik, insbesondere in den klassischen Disziplinen Maschinenbau und Bauingenieurwesen, ist die sichere Auslegung von schwingenden Bauteilen von großer Bedeutung. Der Zwang zu schlanker und festigkeitsoptimierter Bauweise macht die Konstruktionen schwingungsempfindlicher. Für Ingenieure in der Entwicklung und Konstruktion sind Kenntnisse einer anwendungsorientierten Schwingungslehre grundlegend. Neben einfachen Modellen der Mechanik wie Punktmasse, Starrkörper oder elastischer Körper sind insbesondere jene Methoden wichtig, die auch quantitative Aussagen über das Schwingungsverhalten und die dabei auftretenden Belastungen und Beanspruchungen erlauben. Unter einer Schwingung versteht man in der Mechanik meist einen sich in gleicher Weise wiederholenden Bewegungsvorgang, bei dem eine Zustandsgröße (wie z. B. der Weg oder die Winkelauslenkung) abwechselnd zu- und abnimmt. Ein Schwingungssystem ist darüber hinaus noch durch Systemparameter gekennzeichnet, die im Falle mechanischer Systeme als Masse die Wirkung der Trägheit, als Feder die Wirkung der Rückstellung und als Dämpfer die Wirkung der Dämpfung charakterisieren. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf solche mechanische Schwingungen fester Körper. Das Hauptgewicht bilden einfache diskrete Modelle (Starrkörper, masselose Federn und Dämpfer), beschreibbar mit gewöhnlichen Differentialgleichungen 2. Ordnung in der Zeit für die Bewegungsfreiheitsgrade der Auslenkungen und Drehungen. Im Vordergrund stehen praktische schwingungstechnische Aussagen und Folgerungen für die in der Regel linearen, zeitinvarianten Systeme. Nur kurz dargestellt werden kontinuierliche Modelle mit verteilter Masse und Steifigkeit für sehr einfache schlanke Bauteile. Schwingungen von Fluiden werden nicht behandelt. Die wichtigsten mechanischen Grundprinzipien wie das Grundgesetz nach Newton, auch in der d Alembert schen Fassung, Arbeits- und Energiesatz für die obigen mechanischen Modelle werden als bekannt vorausgesetzt und bei Bedarf benutzt. 1.1 Beispiele für Schwingungsvorgänge Schwingungen treten in fast jedem Gebiet des Ingenieurwesens auf. Erste anschauliche Beispiele kommen aus der Fahrzeugtechnik. So gibt es für die Bewegungen eines Kraftfahrzeuges, als Ganzes betrachtet, eigene Bezeichnungen. H. Jäger et al., Technische Schwingungslehre, DOI 10.1007/978-3-8348-2099-0_1, Springer Fachmedien Wiesbaden 2013

2 1 Grundsätzliches mit einführenden Beispielen Wiederkehrende Bewegungen in vertikaler Richtung werden Hubschwingungen genannt, jene in Längsrichtung heißen Ruckelschwingungen und die in Querrichtung nur einfach Querschwingungen. Drehbewegungen um die vertikale Hochachse führen auf Gierschwingungen, jene um die Längsachse zu Wankschwingungen und schließlich jene um die Querachse zu Nickschwingungen. Achsen, Räder, einzelne Teile der Radaufhängung können in Schwingung geraten. Gefährlich können Flatterschwingungen der gelenkten Räder werden. Motor und Getriebe sind an der Karosserie meist federnd gelagert, haben die oben für den Wagenaufbau als Ganzes beschriebenen Bewegungsfreiheitsgrade und können die entsprechenden Schwingungen ausführen. Karosseriebleche dröhnen, die Membran- und Biegeschwingungen der dünnen, elastischen Bauteile mit verteilter Masse und Steifigkeit (Kontinuum) übertragen sich auf die Luft. Torsionsund Biegeschwingungen des Antriebsstranges können Kurbelwelle oder Nockenwelle oder Achsen gefährden. Ventile können flattern, Bremsen quietschen. Die erwähnten Schwingungen sind möglichst zu vermeiden, oder wenigstens möglichst klein zu halten. In der Schwingungstechnik gibt es auch Anwendungsfälle, bei denen Schwingungen technisch genutzt werden. Schwingförderer, Betonrüttler, Schwingsiebe, Rüttelwalzen sind einige Beispiele. In der klassischen Uhrentechnik werden die Schwingungen durch das Uhren-Pendel oder die Unruhe bestimmt. Heutzutage wird dafür die Piezotechnik eingesetzt. Im Zusammenhang mit Erdbeben kommen Schwingungstilger an Brücken und Hochbauten zum Einsatz. 1.2 Einteilung von Schwingungen und Grundbegriffe Schwingungsvorgänge können nach verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt werden, je nachdem, welches Merkmal zur Unterscheidung verwendet wird. Merkmal: Zeitlicher Verlauf Bei den hier behandelten Schwingungen handelt es sich um deterministische Vorgänge. Zufallsschwingungen werden nicht behandelt. Dominierend sind periodische Schwingungen, deren harmonische Schwingungsanteile meist die Grundlage der Beurteilung bilden. Sonderfälle wie modulierte Schwingungen, transiente bzw. allgemein nicht periodische Bewegungen werden nicht oder nur kurz behandelt. Merkmal: Entstehung der Schwingung Man unterscheidet autonome und heteronome Schwingungen. Bei einer autonomen Schwingung sind die Frequenzen ausschließlich vom Schwingungssystem selbst bestimmt. Freie Schwingungen, auch als Überlagerung von Eigenschwingungen, sind eine Untergruppe. Sie entstehen, wenn ein schwingungsfähiges System ausgelenkt

1.2 Einteilung von Schwingungen und Grundbegriffe 3 wird und dann sich selbst überlassen bleibt, wenn also keine weitere Energie zugeführt wird. Die dann ablaufende freie Bewegung ist eine Eigenschaft des Systems. Bild 1.1 zeigt als Beispiel ein Fadenpendel, das aus seiner statischen Gleichgewichtslage ausgelenkt und dann losgelassen wird. Natürlich sind auch Stöße am Anfang anstelle von Auslenkungen möglich, also Anfangsgeschwindigkeiten anstelle von Anfangsauslenkungen oder beides gleichzeitig. φ Bild 1.1 Fadenpendel Eine selbsterregte Schwingung ist ebenfalls eine autonome Schwingung. Dem Schwinger wird im Takt der Schwingung laufend Energie zugeführt. Uhr und Klingel sind hierfür Beispiele aus dem Alltag. Bei einer heteronomen Schwingung sind die auftretenden Frequenzen auch durch äußere Einwirkungen auf das System bestimmt. Erzwungene Schwingungen bilden die wichtigste Untergruppe. Einem System werden durch z. B. periodische Kräfte oder Momente Schwingungsbewegungen aufgezwungen. Parametererregte Schwingungen sind eine weitere Untergruppe der heteronomen Schwingungen. Eine Systemkenngröße (z. B. die Rückstellung) wird z. B. periodisch verändert. Beim Beispiel der Schaukel verändert der Schaukelnde den Abstand des Schwerpunkts vom Aufhängepunkt durch seine relative Wippbewegung. Merkmal: Dämpfung Bei der ungedämpften Eigenschwingung bleibt die Schwingweite bzw. die Amplitude gleich, wohingegen bei gedämpfter Eigenschwingung die Schwingweite kleiner wird. Schließlich werden bei einer angefachten Schwingung (mit negativer Dämpfung) die Schwingweiten immer größer (oszillatorische Instabilität). Merkmal: Zahl der Bewegungsfreiheitsgrade (bei diskreten Systemen) Diese Zahl ist gleich der Anzahl der notwendigen, voneinander kinematisch unabhängigen Koordinaten, um die Lage bzw. die Anordnung eines Systems eindeutig anzugeben. Bei Systemen mit einem Freiheitsgrad ist zur Festlegung des Auslenkungszustandes nur eine Lagekoordinate erforderlich. Es gibt nur eine Eigenschwingungsform. Ein Beispiel ist das Fadenpendel nach Bild 1.1. Als Lagekoordinate

4 1 Grundsätzliches mit einführenden Beispielen wird der Auslenkungswinkel festgelegt. Beim Modell einer masselosen, aber elastischen Welle mit einer Einzelmasse nach Bild 1.2 entspricht die Lagekoordinate der Durchbiegung der Welle am Ort des Massenpunktes. Bei Systemen mit mehreren Freiheitsgraden sind zur Festlegung des Auslenkungszustandes mehrere Lagekoordinaten erforderlich. Die Bilder 1.3 und 1.4 zeigen einige Beispiele. Das Systemmodell der elastischen, aber masselosen Welle mit zwei Einzelmassen (Bild 1.3) hat zwei Freiheitsgrade, falls nur die kleinen Querbewegungen in der Ebene betrachtet werden. Die Schwingerkette mit drei geführten Einzelmassen hat drei Freiheitsgrade. Das Doppelpendel und die mit Federn gekoppelten Pendel haben jeweils zwei Freiheitsgrade. Bild 1.2 Biegeschwinger mit einem Freiheitsgrad Bild 1.3 System mit zwei Freiheitsgraden Erste und zweite Eigenschwingungsform Bild 1.4 Systeme mit mehreren Freiheitsgraden a drei Freiheitsgraden: Schwingerkette b, c zwei Freiheitsgraden: Doppelpendel bzw. Pendel mit Federkopplung