Messung und Abschätzung von Hautbelastungen durch Gefahrstoffe

Ähnliche Dokumente
Von RISKOFDERM zu BEAT

Bewertung Desinfektionsmittel am Arbeitsplatz

Risikobewertung am Arbeitsplatz was bleibt und was ändert sich

Expositionsbeurteilung: Gefahrstoffe, > 10 t

Regulatorische Umsetzung der Gemischbewertung in der Zulassung von Biozid-Produkten. Dorothee Hecker, 19. März 2012

Vergleich von Methoden der Gefährdungsermittlung bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen

REACH-Methodik zur Abschätzung von Gesundheitsrisiken (Exposition - DNEL - DMEL - Biomonitoring)

RISKOFDERM Europas Beschäftigte sollen nicht länger ihre Haut zu Markte tragen

VSK Ein Hilfsmittel zur Gefährdungsbeurteilung

Möglichkeiten der Expositionsabschätzung für den Arbeitsplatz, EMKG-Expo-Tool

Tier 1- und Tier 2-Modelle für die quantitative Abschätzung der inhalativen Exposition

GESTIS-Stoffenmanager

Verwendungs- und Expositionskategorien. Gerhard Heinemeyer

Der GESTIS-Stoffmanager ein Instrument zur Gefährdungsbeurteilung und Expositionsabschätzung

Ein Überblick über erste Messergebnisse beim industriellen Einsatz von additiven Fertigungsverfahren

GESTIS-Stoffenmanager

Strategien für nachgeschaltete Anwender - Stoffsicherheitsbericht des NA - Scaling. Dr. Raimund Weiß Bundesstelle für Chemikalien

Messstrategien und Verfahren zur Quantifizierung von Hautbelastungen

Der Risiko-Rechner Haut. als eines der Ergebnisse. des RISKOFDERM-Projekts

Verfahrens- und stoffspezifische Kriterien (VSK)

REACH REACH. und der Arbeitsschutz. Berufsgenossenschaft Chemie. Dr. Brock, BG Chemie, Heidelberg, 1

VCI-Leitfaden zur Informationsweitergabe in der industriellen Lieferkette bei Nanomaterialien

Expositionsszenarien und Gefährdungsbeurteilung:

Vibrationsemissionsangaben in der Praxis

Gefahrstoffe ohne Arbeitsplatzgrenzwert

Bewertung mit Chesar 26. März 2010

Fachliche Konzeption

DN(M)ELs. Wo kommen sie her Die Relevanz für die Praxis

DAS ERWEITERTE SICHERHEITSDATENBLATT: RECHTSGRUNDLAGEN, ERSTELLUNG UND ANWENDUNG

Unterweisungsmodul. Gefahrstoffe

Grenzwerte für Gefahrstoffe am Arbeitsplatz: Fragen und Antworten für die betriebliche Praxis

GESTIS-Stoffenmanager

2-Aminoethanol Luftgrenzwert (Monoethanolamin, MEA)

Toxikologie Aktuelle Entwicklungen

Innovationen mit Nanomaterialien - Sicht des Gesundheitsschutzes

Platzhalter Bild DMEL-Ableitung mit Bezug zu ERBs

Arbeitsschutz. Welche Potentiale bieten sich durch die Umsetzung von REACH? Dr. Heiner Wahl Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Bonn REACH

Expositionsabschätzung und Erstellung von Expositionszenarien. Susanne Hesse

Der GESTIS-Stoffmanager Hilfestellung zur Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen. Dr. Dorothea Koppisch, 25.

Gefährdungsbeurteilung nach der neuen Gefahrstoffverordnung

Regulatorische- und. Arbeitsschutzaspekte in Bezug auf die Energiewende

Das Use Deskriptor System

2-Aminoethanol MEA Luftgrenzwert

Ziel des Seminar Sensibilisierung durch theoretische und praktische Inputs

Desinfektionsmittel. im Rahmen der Biozidgesetzgebung Monika Krause Dr. Kathrin Bissantz

Auswahl und Anwendung von PSA bei Tätigkeiten in kontaminierten Bereichen

Gesundheitliche Bewertung von PAK-haltigem Granulat auf Kunstrasensportplätzen

Verbraucherexposition unter REACH

Gute Praxis beim Sicherheitsdatenblatt Helpdesk: Fragen und Antworten Dr. Anja Knietsch, BAuA

Das Nationale Asbestprofil: Daten zur aktuellen Asbestsituation in Deutschland

BGIA/BGFE-Workshop Sicherheit in elektromagnetischen Feldern an Arbeitsplätzen

Ein Empfänger eines erweiterten SDS hat folgende Pflichten:

MEGA-Auswertungen zur Erstellung von REACH- Expositionsszenarien für Natriumhydroxid

FÜR RISIKOBEWERTUNG REACH. Verbessert das neue europäische Chemikalienrecht den gesundheitlichen Verbraucherschutz? BUNDESINSTITUT. Dr.

In drei Schritten zum DNEL Davor ist bereits mittendrin! Wiebke Prutner

Staatliche. Arbeitsschutzvorschriften

Antragsformular 7.3: Gefahrstoffverordnung, Produktsicherheitsgesetz Blatt 1

FÜR RISIKOBEWERTUNG BUNDESINSTITUT. Mehrfachrückstände von Pestiziden in Lebensmitteln. Fazit und Ausblick. Dr. Rudolf Pfeil Dr.

Der Gebrauch von persönlicher Schutzausrüstung stung in der landwirtschaftlichen Produktion

Die Richtline 2001/58/EG

Informations- und Dialogveranstaltung Energiewende und REACH BAuA, Dortmund, Erfolgreich substituieren wann und wie geht das?

Arbeitsschutztag des Landes Sachsen-Anhalt 2016

Sicherheitsdatenblatt Rechtliche Grundlagen Dr. Raimund Weiß

MEGA-Auswertungen zur Erstellung von REACH- Expositionsszenarien für 4,4 -Diaminodiphenylmethan (MDA)

FOX. Gefährliche Eigenschaften harmonisiert einstufen

Neue Gefahrstoffverordnung Schutzstufenkonzept, Auswirkungen auf den Tunnelbau (Stäube, DME-NO x )

Arbeitskreis erstellt durch: Datum

INFORMATIONSBLATT Verfahrensweise zur Festlegung der Identität eines Biozidproduktes im Zulassungsbescheid

Gesundheitsschutz bei Feuchtarbeit und Tätigkeiten mit hautschädigenden Stoffen. GDA-Arbeitsprogramm: Ergebnisbericht Sachsen

Tagungsdokumentation XI. Potsdamer BK-Tage 2016

Die neue TRGS Mineralischer Staub

Rechtsfolgen der Einstufung. CLP und seine Auswirkungen

Der Stoffenmanager ein Instrument zur Gefährdungsbeurteilung

Ableitung des DNELs Vergleich DNEL-OEL: Bedeutung für den Arbeitsschutz

Anforderungen aus REACH und der Typengenehmigung bzgl. der Verwendung von (gefährlichen) Chemikalien

REACH Anforderungen an die Downstream User

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

Weiterbildung für Laborbeschäftigte

"Nanotechnologie - Gesundheits- und Umweltrisiken von Nanomaterialien"

Regulatorische- und. REACH Zulassungen: Erste Erfahrungen im Bereich Arbeitsschutz

(Rechtsakte ohne Gesetzescharakter) VERORDNUNGEN

Gesundheitliche Bewertung von Biozid-Produkten

Fachveranstaltung Ototoxizität

12. Internationaler Behördendialog. Zusammenfassung der Diskussion des 1. Tages

Der GESTIS-Stoffenmanager

Die Risikomanagement-Optionsanalyse und das nationale Konsultationsverfahren

SICHERE VERWENDUNG IN ENDANWENDUNGEN DIE ROLLE DES FORMULIERERS JULI 2014, DR. TORSTEN FUNK SIKA SERVICES AG

Lehmann & Voss & Co. KG und REACH:

Zentrale Expositionsdatenbank - ZED. Dr. Beatrice Spottke, Sparte 2 Chemie - Papier - Zucker Präventionszentrum Hamburg / Langenhagen

Auswahl der Stoffe. aus Sicht des Arbeitsschutzes. Platzhalter Bild. Dr. Aart Rouw Gruppe Gefahrstoffmanagement

Risikobetrachtung und Untersuchungsprogramm zu pathogenen Parasiten in Rohwässern für die Trinkwasserversorgung in Bulgarien*

Die TRGS 910 und die Anforderungen der GefStoffV 2015 an krebserzeugende Gefahrstoffe aus Sicht der Länder

Gefahrstoffe. Einführung in das Chemikalienrecht Dr. Oliver Koepler

Lösemittelbelastungen beim Befüllen von Kanistern, Fässern und IBC Eine neue Messstrategie zur Überprüfung der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen

DGUV Fachgespräch Reduzierung der Formaldehydbelastung im anatomischen Praktikum Lösungsansätze

Erwartungen und erste Erfahrungen mit REACH-Informationen im Arbeitsschutz Reinhold Rühl, BG BAU, Frankfurt

Die Ratte am Arbeitsplatz

Expositions-Risiko-Beziehung: Was ist das? Dorothee Hecker, 22. September 2011

SEMINARANGEBOT ARBEITSSCHUTZ

Transkript:

Messung und Abschätzung von Hautbelastungen durch Gefahrstoffe Dr. Dagmar Holthenrich Reach-Tagung - 22.04.2010 1

Inhaltsangabe Wozu Bewertung dermale Exposition? Schwierigkeiten bei der Bewertung Persönliche Schutzausrüstung Abschätzung dermaler Exposition mit Modellen RISKOFDERM BEAT Zusammenfassung Reach-Tagung - 22.04.2010 2

Wozu Bewertung dermale Exposition? Berufskrankheit bestätigte Verdachtsfälle 1) Andere 32% Hauterkrankungen 44% Atemwegserkrankung 24% 1) Gesamtanzahl 23.028 (2008) Reach-Tagung - 22.04.2010 3

Wozu Bewertung dermale Exposition? (2) Aufnahmewege Arbeitnehmer: dermal inhalativ Gase / Aerosol Spritzer direkter Kontakt Reach-Tagung - 22.04.2010 4

Wozu Bewertung dermale Exposition? (3) Risikobewertung inhalativ Externe Exposition dermal inhalative Absorption dermale Absorption Interne Belastung Reach-Tagung - 22.04.2010 5

Schwierigkeiten bei der Bewertung Gründe, warum die dermale Exposition ungern oder als vernachlässigbar beurteilt wird Wenige dermale Messdaten viele inhalative Messdaten Keine validierten dermalen Messmethoden Unzureichende Dokumentation der Messung (Messmethode, Beschreibung Arbeitsplatz, PSA) Persönliche Schutzausrüstung schützte zu 100% Annahme: Reach-Tagung - 22.04.2010 6

Schwierigkeiten RISKOFDERM bei der Bewertung (2) Schwierigkeiten bei der Messung: Geeignetes Probematerial Geeignete Messmethode (inkl. Analysenmethode) Dokumentation während der Messung Reach-Tagung - 22.04.2010 7

Schwierigkeiten RISKOFDERM bei der Bewertung (3) z.b. Patches Potentielle dermale Exposition: Menge eines Stoffes auf Schutzkleidung Tatsächliche dermale Exposition: Menge eines Stoffes unter Schutzkleidung Reach-Tagung - 22.04.2010 8

Persönliche Schutzausrüstung Warum ist die dermale Exposition beim Tragen von PSA nicht vernachlässigbar? Kein 100% iger Schutz von PSA Schutzwirkung wird bestimmt durch: - persönliches Verhalten - Material und Tragedauer Reach-Tagung - 22.04.2010 9

Persönliche Schutzausrüstung (2) Es gibt nicht nur PSA als Schutzmaßnahme!! Das STOP-Prinzip sollte beachtet (Richtlinie 98/24/EG, Art.6(2) bzw.gefstoffv 9 ) werden 1. Substitution 2. Technische Maßnahme 3. Organisatorische Maßnahmen 4. PSA: so viel wie nötig so wenig wie möglich, (nicht überprotektiv Gewöhnung, Missachtung) Reach-Tagung - 22.04.2010 10

Abschätzung dermaler Exposition mit Modellen Voraussetzungen: Auseinandersetzung mit den Modellen - Wofür ist das Modell geeignet - Welche Inputparameter benötigt das Modell (ggf. Recherchen notwendig) - Welche Einschränkungen hat das Modell Beschreibung der zu bewertenden Szenarios - Dauer und Häufigkeit der Tätigkeit - Dokumentation Inputparameter Reach-Tagung - 22.04.2010 11

RISKOFDERM Dermales Expositionstool Reach-Tagung - 22.04.2010 12

RISKOFDERM Projekt Europäisches Projekt von 15 Institutionen unter Leitung TNO Phase 1: Qualitative Erhebungen unterschiedlicher dermaler Expositionssituationen per Fragebogen Bestimmung Expositionsdeterminanten Phase 2: Messungen der dermalen Exposition bei ausgewählten Tätigkeiten 660 Messdaten Ergebnis: Entwicklung Modell für die dermale Expositionsabschätzung Reach-Tagung - 22.04.2010 13

RISKOFDERM Was kann das Modell? RISKOFDERM Modell (TNO, HSE) wurde zur Chemikalienbewertung entwickelt Abschätzung der potentiellen dermalen Exposition (ohne PSA): Hände und Körper (ohne Hände) getrennt abgeschätzt wichtig für die Bewertung von PSA Einstieg in die Abschätzung über 6 unterschiedliche Tätigkeitsklassen: sog. DEO Units Reach-Tagung - 22.04.2010 14

RISKOFDERM - Aufbau über Tätigkeit Handhaben von kontaminierten Gegenständen Manuelles Ausbringen von Substanzen Ausbringen von Substanzen von Hand mit einem Werkzeug Quelle: Riskofderm Projekt (TNO) Reach-Tagung - 22.04.2010 15

RISKOFDERM - Aufbau über Tätigkeit Versprühen von Substanzen Eintauchen in Substanzen Mechanische Bearbeitung Quelle: Riskofderm Projekt (TNO) Reach-Tagung - 22.04.2010 16

RISKOFDERM-Modell Start des Programms Erläuterungen Download Excel-Programm + Anleitung unter: http://www.tno.nl/content.cfm?context=markten&content=product&laag1=1 77&laag2=333&item_id=1155&Taal=2 Reach-Tagung - 22.04.2010 17

RISKOFDERM-Modell (2) Auswahl der Tätigkeitsklasse Reach-Tagung - 22.04.2010 18

RISKOFDERM-Modell (3) Eingabe der Szenarienparameter Ergebnis: potentielle Hand und Körperexposition Umrechnung auf Konzentration erforderlich Reach-Tagung - 22.04.2010 19

RISKOFDERM-Modell was ist zu beachten Eingabe von worst-case Szenarien führt zum multiple worst case Programm gibt Hinweise, z.b. wie die Zeitdauer gewählt werden sollte Bei dermalen Expositionswerten > 12 mg/cm² gibt es eine Warnung vor unrealistischem Ergebnis DEO Unit 5 und 6 sind aufgrund der geringeren Datenbasis vorsichtig zu verwenden Reach-Tagung - 22.04.2010 20

BEAT Expositionsmodell Reach-Tagung - 22.04.2010 21

RISKOFDERM BEAT Bayesian Exposure Assessment Toolkit - BEAT: Datenbank (Microsoft Access, HSL UK) basierend auf Messdaten von RISKOFDERM und weiteren Literaturdaten BEAT wurde für die Expositionsabschätzung von Bioziden entwickelt Weist aufgrund eines Analogie-Algorithmus geeignete Modelle aus der Datenbank zu Reach-Tagung - 22.04.2010 22

BEAT (2) Download BEAT + Installation guide: http://xnet.hsl.gov.uk/download/ Registrierung unter: beat@hsl.gov.uk Wichtig: unter Systemsteuerung die englische Regionsoption einstellen! Reach-Tagung - 22.04.2010 23

BEAT (3) 2 1 Reach-Tagung - 22.04.2010 24

BEAT (4) Reach-Tagung - 22.04.2010 25

BEAT (5) statistische Auswertung mit Empfehlung Perzentil Reach-Tagung - 22.04.2010 26

BEAT (6) Export der relevanten Daten Reach-Tagung - 22.04.2010 27

BEAT RISKOFDERM was ist zu beachten Es gibt bisher nur einen Datensatz für die Verwendung eines Feststoffs Die Eingabemaske ist noch nicht anwenderfreundlich Noch keine Online-Version verfügbar Es gibt noch keine Publikationen zu BEAT Reach-Tagung - 22.04.2010 28

Zusammenfassung RISKOFDERM Dermale Exposition sollte erfasst und bewertet werden für die Risikobewertung am Arbeitsplatz PSA schützt nicht 100%ig und sollte nicht vorrangig eingesetzt werden RISKOFDERM und BEAT sind datenbasierte Modelle für die Abschätzung dermaler externer Exposition Modelle können durch weitere Messungen verbessert werden Weitere Entwicklung zur dermalen Exposition (Erfassung, Modelle) notwendig Reach-Tagung - 22.04.2010 29

Quellen PSA: R.M.G Gerritsen-Ebben, D.H. Brouwer, J.J. van Hemmen Effective Personal Protective Equipment (PPE), Default setting of PPE for registration purposes of agrochemical and biocidal pesticides, TNO report V7333 (2007) RISOFDERM: J. Auffahrt, J.J. van Hemmen, R. Hebisch, E. Lechtenberg-Auffahrt, H. Marquart, R. Oppl, B. Rajan, H. Wriedt RISKOFDERM Europas Beschäftigte sollen nicht länger ihre Haut zu Markte tragen, Gefahrstoffe Reinhaltung der Luft (63), 10, 399-405 (2006) H. Marquart, N.D. Warren, J. Laitinen, JJ. Van Hemmen Default values for assessment of potential dermal exposure of the hands to industrial chemicals in the scope of regulatory risk assessments, Ann. Occup. Hyg. (50), 5, 469-489 (2006) Reach-Tagung - 22.04.2010 30

Vielen Dank! Kontakt: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Dr. Dagmar Holthenrich Gruppe 4.1: Expositionsszenarien Friedrich-Henkel-Weg 1-25 44149 Dortmund Tel. 0231/9071-2357 biocid.bew@baua.bund.de www.baua.de Reach-Tagung - 22.04.2010 31