Als die Differential und Integralrechnung verboten wurde Antonia Zeimetz Universität des Saarlandes 1
Gliederung 1. Verordnungen für die höheren Schulen in Preußen 2. Argumentation für oder wider die Differential und Integralrechnung an höheren Schulen 2
Verordnungen und Gesetze für die höheren Schulen in Preußen 1816: Süvernscher Lehrplan Versuch die Humboldtsche Vorstellung des organischen Denkens umzusetzen Berücksichtigung von Mathematik und Naturwissenschaften einschließlich der Differential und Integralrechnung im Rahmen der Algebraischen Analysis 3
Extremwertbestimmung im Paradigma der Algebraischen Analysis Schellbachsche Methode (1860) 4
1837: Schulzescher Lehrplan Rückkehr zur einseitigen Betonung von Latein Zurückdrängen der Mathematik 1859: Inkrafttreten der Wieseschen Lehrpläne (Wiese 1886, S. 98) 1864: Beschluss der Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner (Inhetveen 1976, S. 170) 5
1873: Konferenz im Königlichen Preußischen Unterrichts Ministerium über verschiedene Fragen des höheren Schulwesens (Gallenkamp 1877 abgedruckt in: MU 5/81, S. 65) 6
1877: Emil Du Bois Reymond (Du Bois Reymond 1974, S, 154) 7
1882: Neue Lehrpläne (Lehrpläne vom 31. März 1882, S. 124 f.) 1892: Entzug der Erlaubnis für die Differentialrechnung im Unterricht an Oberrealschulen 8
1901: Lehrplan Änderung enthält in den methodischen Bemerkungen für Rechnen und Mathematik zu den zusammenfassenden Übungen in der obersten Klasse Hinweise auf die Aufnahme des Funktionsbegriffs (Beier 1902, S. 83) 9
1908: Mädchengymnasien als Vorreiter des funktionalen Denkens (Dieck 1918, S. 124) 10
Forderungen (Klein 1902, S. 128) (Klein 1904. S. 710) 11
Argumente für die Analysis an höheren Schulen Verständnis des Kulturlebens der Gegenwart (Klein 1902, S. 131) 12
Bessere allgemeine Grundlage für verschiedenste Studiengänge: Naturwissenschaften, Architektur, Medizin, Maschinen und Bauingenieurwesen allerdings auch: Ökonomische Erfordernisse (Lampe 1901, S. 387) Wissenschaftsorientierung durch die Abkehr von der Schellbachschen Methode (Klein 1907, S.108) 13
Kritik an den Vorschlägen: Zeitmangel bedinge Überbürdung des Unterrichts und verhindere die Vereinbarkeit der Selbsttätigkeit der Lernenden mit der Analysis Infinitesimalrechnung sei zu schwer Beklagte Unsicherheit der Studierenden (Schwalbe 1901, S. 374) (Beier 1901, S. 386) 14
Unvereinbarkeit von der Differential und Integralrechnung mit dem allgemeinbildenden Schulsystem Analogie zur Aufspaltung der tertiären Bildungsstätte in Universitäten und Technischen Hochschule Schulische Rahmenbedingungen verhinderten die Durchdringung des Stoffes, so dass lediglich das Kalkül vermittelt werden könne (Schwalbe 1901, S. 374 f.) 15
Literatur: Beier, A. (Hrsg.): Die höheren Schulen in Preußen und ihre Lehrer: Sammlung der wichtigsten, hierauf bezüglichen Gesetze, Verordnungen, Verfügungen und Erlasse, 2. Aufl., Halle 1902. Dieck, W.: Stoffwahl und Lehrkunst im mathematischen Unterrichte der Unter und Mittelstufe höherer Lehranstalten, Leipzig 1918. Du Bois Reymond, E: Vorträge über Philosophie und Gesellschaft, Berlin 1974. Gallenkamp, K.W.: Über den mathematischen Unterricht am Gymnasium, abgedruckt in: MU 5/81, S. 65 80. Inhetveen, H.: Die Reform des gymnasialen Mathematikunterrichts zwischen 1890 und 1914, Regensburg 1976. Jahnke, H.N.: Die Algebraische Analysis im Mathematikunterricht des 19. Jahrhunderts, in: MU 3/90, S. 61 74. Klein, F.: Über den mathematischen Unterricht an den höheren Schulen, in: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker Vereinigung 11/1902, S. 128 141. Klein, F.: Bemerkungen zum mathematischen und physikalischen Unterricht, in: Physikalische Zeitschrift 21/1904, S. 710 717. Klein, F.: Vorträge über den mathematischen Unterricht an höheren Schulen, Leipzig 1907. Klein, F.: Gutachten zu den Fortschritten seit der Schulconferenz vom Jahre 1890, abgedruckt in: MU 3/00, S. 69 74. Pahl, F.: Geschichte des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts, Leipzig 1903. Wiese, L.: Sammlung der Verordnungen und Gesetze für die höheren Schulen Preußens, 3. Aufl., Berlin 1886. 16