Ausgabe Nr. 4 Dezember Revierkurier. Herausgeber: Bayerischer Jagdverband. entsprechenden Untersuchungen beauftragt.

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Transkript:

B 47654 Ausgabe Nr. 4 Dezember 2014 Revierkurier Herausgeber: Bayerischer Jagdverband n Rückgang des Niederwildes Liebe Jägerinnen und Jäger, verehrte Freunde der Jagd, eigentlich müssten Bürger stolz sein, wenn sich Politiker für ihre Passionen interessieren und immer wieder intensiv darüber diskutieren. Die Jäger sind da etwas gespalten, wie sie besonders in letzter Zeit tränenden Auges sehen müssen. Mittlerweile vergeht kaum eine Woche, in der nicht von irgendeiner politischen Seite her ohne jede Not Forderungen für die Änderung der Jagdgesetze verkündet werden. Nun kommen aber diese Vorschläge selten bis nie von jagdlichen Fachleuten oder zumindest von etwas in der Sache Vorgebildeten, sondern meistens von jagdlich Unbedarften. Die Jäger dagegen können eine durchaus schwierige staatliche Prüfung vorweisen grünes Abitur, kraft derer doch zu vermuten ist, dass sie ihrer Aufgabe in der Natur somit bestens nachkommen. Es wird anscheinend immer mehr nur nach Gefühl beurteilt, wie die Vorschläge in den anderen Bundesländern für so genannte ökologische Jagdgesetze zeigen. Politik nicht mit Sachverstand, sondern nach Gefühl das läuft mit dem BJV nicht. Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes Fasan - quo vadis? In den letzten Jahren ist in Deutschland und insbesondere in Bayern ein drastischer Rückgang der Fasan- und Rebhuhnbestände zu verzeichnen. Um die Ursachen zu ergründen, hat der Bayerische Jagdverband eine Studie veranlasst. Mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurde die Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Zierfische der LudwigMaximilians-Universität München in der Jagdsaison 2011/2012 mit entsprechenden Untersuchungen beauftragt. Z iel war, den aktuellen Gesundheitszustand der Tiere festzustellen, mögliche Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachzuweisen und den Einfluss der heutigen Flächennutzung in der Landwirtschaft zu ergründen. Mit Hilfe von engagierten Jägern wurden Organproben von 203 Fasanen und elf Rebhühnern nach der Jagd entnommen, vor allem in den niederwildreichen Revieren Nieder- und Oberbayerns. Von 199 erlegten, unauffälligen Fasanenhähnen zeigten nur elf Tiere pathologische Veränderungen und Anzeichen einer Erkrankung. Aufgrund der gängigen Jagdpraxis, bei der fast ausschließlich Hähne erlegt werden, konnten nur elf Fasanenhennen untersucht werden. Vier davon hatten Veränderungen an ihren Reproduktionsorganen, eine hatte ein physiologisches Ei im Legedarm. Das heißt, dass fünf von den elf Hennen im Frühjahr wahrscheinlich nicht erfolgreich gelegt und gebrütet hatten. Bei einigen Fasanen bestand der Verdacht einer infektiösen Bronchitis, jedoch konnte ein dafür verantwortliches Virus nicht nachgewiesen werden. Von 187 unauffälligen Fasanen hatten 110 Parasiten beziehungsweise Parasiteneier im Darm. Hauptsächlich wurden bei den Fasanen Blinddarmwürmer, gefolgt von Fadenwürmern und Kokzidien nachgewiesen. Die befallenen Tiere zeigten in Einzelfällen geringgradige Blinddarmentzündungen, waren aber ansonsten völlig unauffällig. Es ist davon auszugehen, dass eine gewisse Anzahl von Parasiten in wildlebenden Fasanen als normal anzusehen ist. Bei den elf untersuchten Rebhühnern hatten zwei einen hochgradigen Befall mit Fadenwürmern; sie zeigten eindeutige Anzeichen einer schweren Erkrankung. Es könnte sein, dass die beim Fasan häufig vorkommenden Fadenwürmer vom Fasan gut toleriert werden, Rebhühner jedoch möglicher-

Fasanenrückgang Die Studie beweist: Je mehr Ackerflächen in Bayern stillgelegt wurden, desto mehr Fasane und auch Rebhühner gab es. Foto: S. Ott/piclease weise wesentlich empfindlicher auf einen Befall reagieren. Aufgrund der geringen Anzahl untersuchter Rebhühner ist dies jedoch nur Spekulation. Es wurden auch bakteriologische Untersuchungen durchgeführt, vor allem in Hinblick auf Salmonellen und Campylobacter. Bei keinem der bayerischen Fasane konnten diese Bakterien nachgewiesen werden. Bei zwei Fasanen jedoch wurde Vogeltuberkulose festgestellt, die potentiell ebenfalls auf den Menschen übertragen werden kann. Diese Tiere wiesen weiß-gelbliche Granulome vor allem in der Leber und der Milz auf. Fasane gelten als Opportunisten, das heißt, dass ihre Nahrung das Angebot ihres Lebensraumes widerspiegelt. Sie ernähren sich bevorzugt von einfach erreichbarem, energiereichem Futter im Winter hauptsächlich Pflanzenbestandteile, im Sommer dagegen Insekten. Vor allem für die Jungtiere bis zu einem Alter von vier Monaten sind Insekten sehr wichtig. Die adulten, in der Jagdsaison erlegten Fasane hatten hauptsächlich grüne Pflanzenbestandteile in ihren Mägen, etwa zwei Drittel hatten Mais gefressen. Gut 25 Prozent der Fasane hatten andere Getreidearten aufgenommen, aber auch Eicheln, Bohnen und Sämereien kamen vor. Bei drei Tieren waren rot gebeizte Körner im Magen. Hier besteht die potentielle Gefahr einer Vergiftung durch Aufnahme von Pflanzenschutzmitteln. Vergiftung mit illegal ausgebrachtem Insektizid So sind dann auch zwei Fasane aufgrund von Vergiftungen tot aufgefunden worden. Ein Fasan wurde im Frühjahr 2012 tot entdeckt wie zuvor sechs weitere Fasane im gleichen Revier. In der Sektion zeigte sich die Leber blutig, das Blut war ungeronnen und die Nieren blass. Der Drüsen- und Muskelmagen waren beide mit grünen Pflanzenteilen und rot gebeizten Körnern gefüllt und hatten einen starken stechenden Geruch. Der Cholesterasehemmer Promecarb, ein Insektizid, konnte nachgewiesen werden. Promecarb ist für Vögel giftig. Der Einsatz von Promecarb ist in der EU seit 2003 verboten. Dieses Insektizid wurde also illegal ausgebracht. Pestizide können sich grundsätzlich auf drei verschiedene Weisen negativ auf Vögel auswirken: Sie führen direkt durch orale Aufnahme oder Kontakt zu akuten Vergiftungen mit möglicherweise tödlichem Ausgang. Zum zweiten kann es zu so genannten sublethalen Langzeitfolgen kommen, die zum Beispiel die Reproduktionsfähigkeit oder Eischalendicke negativ beeinflussen. Und schließlich verursachen Pestizide ökologische Veränderungen etwa zu wenige Insekten, was wiederum negativ für insektenfressende Vögel ist. Durch den Wirkstoff Clothianidin kam es 2008 zu einem massiven Bienensterben in Deutschland. Aber auch als Ursache für das Fasanensterben hat man Clothianidin verdächtigt. Deshalb wurden die Fasane auf verschiedene Neonicotinoid-Wirkstoffe wie auch Clothianidin untersucht. In Frankreich starben Rebhühner nach Aufnahme von einem mit einem ähnlichen Neonicotinoid gebeizten Saatgut. In der vorliegenden Studie konnte jedoch bei keinem der bayerischen Tiere Rückstände von Neonicotinoiden nachgewiesen werden. Auch wurde ein allgemeines Screening auf andere Umweltgifte und Pflanzenschutzmittel durchgeführt. Im Gegensatz zu einer Studie in Frankreich, bei der Rückstände von Pflanzenschutzmitteln bei erlegten Rebhühnern nachgewiesen wurden, wurden hier alle Fasane negativ getestet. n 2 Revierkurier 4/2014

Fasanenrückgang Foto: S. Ott/piclease Diese Studie beschränkte sich auf zwei Flächennutzungsarten, nämlich Ackerflächenstillegung und Maisanbau. Hierzu wurden die Jagdstrecken mit den entsprechenden InVeKos-Daten zur Flächennutzung über mehrere Jahre miteinander verglichen. Die EU- Verordnung (EEC) 1765/92 bestimmte ab 1993/1994 einen gewissen Anteil der Ackerflächen stillzulegen. Zum Wirtschaftsjahr 2008 hin wurde diese Stilllegungspflicht allerdings wieder aufgehoben. Und bereits im Winterhalbjahr 2007/2008 hat man etwa die Hälfte der stillgelegten Flächen wieder in Nutzung genommen. Stillgelegte Flächen stellen für Vögel das beste Habitat zur Nahrungssuche dar, denn hier ist eine große Auswahl an unterschiedlichen Insekten anzutreffen. Im intensiv genutzten Agrarland kommen viele Insekten dagegen gar nicht mehr vor. Zusammenhang zwischen Jagdstrecken und Stilllegungen Besonders für die Jungtiere sind Insekten sehr wichtig. Diese finden sie auf Maisfeldern im Frühjahr wohl zu wenig. Diese Studie zeigt, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen den bayerischen Fasanen- sowie Rebhuhnjagdstrecken und den Ackerstilllegungsflächen in den Jahren 2000 bis 2011 besteht. Dies bedeutet, je mehr Ackerflächen in Bayern stillgelegt wurden, desto mehr Fasane und Rebhühner gab es. Auf Landkreisebene und zwar in den Landkreisen Erding, Freising, Passau, Deggendorf, Dingolfing-Landau, Dachau und Rottal-Inn wurde dieser Vergleich auch durchgeführt. Und auch hier konnte für die Jahre 2000 bis 2011 diese Korrelation beobachtet werden. Die Abnahme der Grünlandfläche in Deutschland hängt stark mit der Zunahme der Maisanbaufläche zusammen. Wobei jedoch der Maisanbau mehr als zwei- bis dreimal stärker zunimmt als der Grünlandteil abnimmt. Es werden also auch andere Landnutzungsformen durch den Mais verdrängt. Die Maisanbaufläche in Deutschland hatte 2011 ein neues Allzeithoch mit einer Anbaufläche von 2.515.600 Hektar, also über 2,5 Millionen Hektar erreicht. Beim Vergleich der bayerischen Fasanen- sowie Rebhuhnjagdstrecken mit dem Maisanbau in den Jahren 2000 bis 2011 zeigte sich eine signifikante, negative Korrelation. Das heißt, je mehr Mais in Bayern angebaut wurde, desto weniger Fasane und Rebhühner wurden erlegt. Dieser Vergleich wurde auch für die oben genannten Landkreise durchgeführt; es ergab sich jedoch hier ein uneinheitliches Bild. Ackerflächenstilllegungen und Maisanbauflächen wirken sich also signifikant auf das Vorkommen von Fasanen und Rebhühnern aus. Eine mögliche Ursache hierfür ist wahrscheinlich, dass Stilllegungsflächen für Fasane und Rebhühner nicht nur das ideale Nahrungshabitat darstellen, sondern auch geeignete Deckung für die Tiere bieten. Beim Maisanbau ist das Verhältnis der Jagdstrecken umgekehrt wie zu den Ackerflächenstilllegungen. Dieses Verhältnis ist aber auf Landkreisebene nicht in überall gegeben. In einer Studie von Gehle im Jahr 2011 konnte dort zwischen dem Maisanbau und der Fasanenstrecke eher ein positiver Zusammenhang festgestellt werden. Mehr Mais weniger Fasane Wie lässt sich also die negative Auswirkung erklären? Die Habitatqualität der Maisfelder für die Vögel variiert stark in Abhängigkeit des Wuchsstadiums des Maises im jahreszeitlichen Verlauf. Es könnte also sein, dass Maisfelder im Frühjahr kein gut geschütztes Bruthabitat darstellen und auch nicht viele Insekten für die Ernährung der Küken hervorbringen. Die Maisfelder stellen also nur im Herbst und Winter eine gute Nahrungsquelle dar. Bei Rebhühnern konnte schon gezeigt werden, dass sie die Maisfelder als Bruthabitat meiden, es sei denn es sind große unkrautreiche Freiräume vorhanden. Auch ist zu bedenken, ob in Bayern die negative Korrelation des Maisanbaus mit der Anzahl erlegter Fasane spezifisch auf den Mais zurückzuführen ist oder auf die generelle Zunahme von Monokulturen. Ein weiterer möglicher Grund für den Rückgang der Fasanen und Rebhühner kann der gestiegene Einsatz von Insektiziden bei den am Abstand häufigsten angebauten Getreidearten Winterweizen und Wintergerste sein. Es ist davon auszugehen, dass sich hierdurch die Nahrungsgrundlage der Jungvögel stark verringert hat. INFO Die Studie wurde von den Autoren Prof. Dr. Rüdiger Korbel, Dr. Anna Schmitz und Dr. Franz Kronthaler durchgeführt. Eine ausführlichere Fassung gibt es bei: Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Zierfische, Zentrum für Klinische Tiermedizin der Tierärztlichen Fakultät, (LMU) Ludwig-Maximilians-Universität München, Sonnenstr. 18, 85764 Oberschleißheim Revierkurier 4/2014 3 n

Waschbären n Waschbären in Bayern Maskierte Mitbewohner Galt er einst als Exot, so ist der Waschbär zwischenzeitlich ein fester Bestandteil der heimischen Fauna geworden. Dies läuft nicht ganz ohne Probleme ab, denn er breitet sich immer mehr aus, erbeutet Kleinsäuger und Jungvögel und schleppt Krankheiten und Parasiten ein. Prof. Dr. Dr. Sven Herzog vom Lehrstuhl für Wildökologie und Jagdwirtschaft der Technischen Universität Dresden schildert Herkunft, Leben und Vorkommen des maskierten Neubürgers. Foto: W. Gailberger/piclease Der Waschbär ist ein Vertreter der Kleinbären und stammt aus Nordamerika, wo sich sein Vorkommen von Kanada bis nach Mittelamerika erstreckt und Waschbären in verschiedenen Lebensräumen als Ökotypen oder Unterarten vorkommen. Waschbären sind etwa fuchsgroß und leicht an ihrem markanten Äußeren, insbesondere der auffälligen dunklen Gesichtsmaske und der schwarz geringelten buschigen Rute, zu erkennen. Er bewegt sich eher träge und hüpfend fort im Gegensatz zum Marderhund, der das flüssige Bewegungsmuster der Hundeartigen zeigt. Der Waschbär besiedelt bevorzugt Lebensräume mit Laubwäldern und einem hohen Anteil an Feuchtgebieten. Sein Name bezieht sich auf eine typische Verhaltensweise: das Säubern der Nahrung mit waschenden Bewegungen zwischen den Vorderbranten. Der Sinn dieser Verhaltensweise ist bis heute nicht wirklich klar. Waschbären sind nachtaktiv, sie verschlafen den Tag etwa in hohlen Bäumen, unter Holzstößen oder in nicht besetzten Greifvogel- oder Krähenhorsten. Sie halten Winterruhe. Flächendeckendes Vorkommen in Bayern Die Geschichte der Ansiedlung des Waschbären in Deutschland beginnt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als einige Exemplare in einem Forstamt in Nordhessen am Edersee ausgesetzt wurden. Aus diesen wuchs ein Kernvorkommen vor allem in Nordhessen, aber auch im westlichen Nordrhein- Westfalen und südlichen Niedersachsen heran. Ein weiteres wichtiges Ausbreitungszentrum bildet die Region um Straußberg nahe Berlin, wo als Folge des Zweiten Weltkrieges eine größere Anzahl Tiere aus einer Pelztierfarm entkam. Beide Regionen sind bis heute in den Streckendaten des Waschbären erkennbar. Zwischenzeitlich ist der Waschbär zum festen Bestandteil der mitteleuropäischen Fauna geworden. Auch in Bayern können wir mittlerweile von einem flächendeckenden Vorkommen mit einem gewissen Nord-Süd-Gradienten ausgehen (s. Karte). Wenn sich ein so genanntes Neozoon in einem Ökosystem etabliert, kann das unterschiedliche Auswirkungen auf das System haben. Einerseits können neue Konkurrenzsituationen entstehen, heimische Arten sind möglicherweise konkurrenzschwächer als die neu hinzugekommene Art und werden von dieser verdrängt. Dies ist für den Waschbären noch nicht nachgewiesen, für den Iltis wird eine solche Verdrängung gelegentlich diskutiert. Als Prädator hat der Waschbär aber auch unmittelbaren Einfluss auf die einheimischen Biozönosen möglicher Beutetiere und damit auch auf das Niederwild. Waschbären sind Nahrungsgeneralisten, die neben Früchten, Amphibien, Reptilien, Fischen, Weichtieren, Insekten und Kleinsäugern vor allem auch Gelege und Jungvögel erbeuten. Wo Waschbären in ihrem Bestand anwachsen, finden wir oft einen n 4 Revierkurier 4/2014

Waschbären Rückgang etwa des Wasserwildes oder einiger Watvogelarten. In Brandenburg bedroht der Waschbär die letzten Restbestände der hochgradig gefährdeten Sumpfschildkröte. Auch wird gelegentlich davon berichtet, dass Greifvogelhorste, etwa des Seeadlers, vom Waschbären aufgesucht und die Gelege verzehrt werden. Noch kein endgültiges Konzept gibt es für den Umgang mit dem Waschbären in Großschutzgebieten. Hier besteht einerseits die Tendenz, den Waschbären intensiv zu bejagen, ja zu bekämpfen, da sein Einfluss auf die Biozönosen nicht von der Hand zu weisen ist. Andererseits gibt es in großen Schutzgebieten bedeutende Flächenenteile, auf denen der so genannte Prozessschutzgedanke, also das Vermeiden jeglicher menschlicher Eingriffe, umgesetzt werden soll. Schließlich können durch Neozoen neue Krankheiten und Parasiten eingeschleppt werden. Beim Waschbären ist das unter anderem der auch für den Menschen infektiöse Waschbärspulwurm. Nahezu drei Viertel der hessischen Waschbären tragen diesen Parasiten und mehr als ein Drittel der Waschbären in Sachsen-Anhalt. Hier gilt es, die Menschen darüber aufzuklären, dass vor allem Kinder, die auf Spielplätzen oder im häuslichen Umfeld möglicherweise direkt mit Waschbärkot in Berührung kommen, gefährdet sind. Problematisch ist in diesem Zusammenhang die Neigung des Waschbären zur Urbanisierung, sprich er verlagert seinen Lebensraum immer mehr in Städte und Dörfer. Ganz ähnlich wie der Steinmarder ist der Waschbär an das Leben in der Nähe des Menschen angepasst. Er überwintert gerne auf Dachböden und nutzt diese auch gerne als Ruhestätte am Tage. Grund für die Urbanisierung ist zum einen das reichliche Nahrungsangebot in den Siedlungen. Die Tiere finden reichlich Abfälle oder werden sogar von den Anwohnern gefüttert. Gleichzeitig finden sie attraktive Rückzugsräume vor wie Dachböden, Gartenhäuser oder Garagen, wo sie meist nur wenig beziehungsweise gar nicht durch den Menschen gestört oder verfolgt werden. In den meisten Bundesländern, so auch in Bayern, unterliegt der Waschbär dem Jagdrecht und darf ganzjährig erlegt werden mit Ausnahme der zur Aufzucht erforderlichen Elterntiere! Eine intensive Bejagung im Niederwildrevier ist sinnvoll und notwendig. Allerdings erschwert die nächtliche Lebensweise der Waschbären eine geregelte Bejagung. Daher werden die meisten Waschbären mit Lebendfallen gefangen, gelegentlich sind sie Zufallsbeute, etwa beim Sauenansitz. Die Fangjagd auf den Waschbären darf nicht mit Abzugseisen erfolgen, selbst dort, wo diese noch gesetzlich erlaubt sind. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass der Waschbär den Köder mit den Vorderbranten greift und nicht mit dem Fang aufnimmt wie etwa Fuchs oder Marderartige. Auf diese Weise würden sich die Tiere statt tödlich lediglich mit den Vorderläufen fangen. Der erlegte Waschbär kann im Sinne einer nachhaltigen Nutzung nachwachsender Naturressourcen vielfältig verwertet werden. Neben einem hochwertigen Balg ist das Wildbret nach gesetzlich vorgeschriebener Trichinenschau bei entsprechender Zubereitung auch ausgesprochen schmackhaft. Entsprechende kulinarische Traditionen fehlen bislang in Deutschland allerdings noch weitgehend. n Das BJV-Wildtiermonitoring zeigt, dass sich der Waschbär in den letzten Jahren stark ausgebreitet hat und nun flächendeckend in ganz Bayern vorkommt. Revierkurier 4/2014 5 n

Lebensraumverbesserung Wildgänse in Bayern n Wildgänse in Bayern Zuagroaste richtig ansprechen Um dem Jäger das Ansprechen der teilweise schwer auseinanderzuhaltenden Wildgansarten zu erleichtern, haben wir in unserer letzten Ausgabe einige heimische Arten genauer vorgestellt. Diesmal geht es um die so genannten Neozoen, also um Arten, die hierzulande nicht heimisch sind, aber sich bei uns in Bayern etabliert haben. Durch die moderne Vogelhaltung mit einem Kupierverbot gelingt es ist es vielen Arten immer wieder, aus der Gefangenschaft zu entkommen. Bei manchen Arten ist es deshalb nicht mehr sicher möglich, Wildvögel von Gefangenschaftsflüchtlingen zu unterscheiden. Eine ganze Reihe dieser Arten brütet mittlerweile sogar in Bayern und breitet sich zum Teil sehr schnell aus. Mehrere dieser Neozoen Kanada-, Nil-, Streifen- und Rostgans haben in Deutschland schon den Status Wildvogel erreicht, da sie sich seit mindestens drei Generation oder 25 Jahren erfolgreich fortpflanzen. Bei der Vielfalt der vorkommenden Gänsearten können allerdings nicht alle Arten vorgestellt werden. Zusätzlich erschweren verschiedene Hybriden oft die Bestimmung. Vor allem zwischen Kanadagans und Graugans kommt es immer wieder zur Hybridisation, obwohl diese Gänse zwei verschiedenen Gattungen angehören. Diese Hybridgänse vereinen Merkmale beider Elternteile. Durch die lebenslange Treue der beiden Gänsepartner werden immer wieder neue Hybride ausgebrütet. So war die Mutter einer in Seewiesen geborenen und später in München festgestellten Gans ein Blässgans-Graugans-Mischling und der Vater ein Schneeganter. Die Nonnengans (Branta leucopsis) ist mittelgroß, schwarzweiß gefärbt und mit schwarzer Brust und Hals nur mit der wesentlich größeren Kanadagans zu verwechseln, bei der jedoch nur der Hals schwarz ist. Wegen des weißen Kopfmusters wurde sie früher Weißwangengans genannt. Sie brütete ursprünglich in Kolonien auf Felsinseln oder Steilhängen der Arktis und der Tundra, seit 1995 auch in München und Umgebung, hauptsächlich im Nymphenburger Park. Der Brutbestand wird derzeit auf maximal 20 Paare geschätzt. Die Rothalsgans (Branta ruficollis) ist eine sehr hübsche Gans und wird deshalb sehr gerne gehalten. In Bayern ist sie wahrscheinlich nie als Wildvogel festgestellt worden. Auch die zwei 1931 im Aischgrund erlegten Rothalsgänse, die den ersten Nachweis für Bayern stellen, könnten wie alle anderen Nachweise durchaus aus Gefangenschaft stammen. Die Geschlechter sind nicht zu unterscheiden und die Altvögel haben nur zwei weiße deutliche Flügelbinden. Die kleine Gans mit dem rostroten Hals und Wangenfleck und dem winzigen Schnabel ist im Trupp zwischen anderen äsenden Gänsen sehr schwer zu entdecken. Die Streifengans (Anser indicus) ist relativ klein und schwarzweiß gefärbt. Trotzdem zählt der aus Zentralasien stammende Wildvogel zu den grauen Gänsen. Als Zugvogel, der in Indien überwintert, überwindet sie dabei den Himalaya. Beine und Schnabel sind orangegelb und durch den weißen Kopf mit den zwei schwarzen Querstreifen ist auch diese Gans nicht zu verwechseln. Sie ist fast so groß wie die Saatgans und die Geschlechter können nicht unterschieden werden. 1956 kam es durch die Freilandhaltungen bei Seewiesen zu ersten Bruten, die bis 1978 die einzigen waren. Mittlerweile gibt es in Bayern Brutnachweise am Lech südlich von Augsburg und in München, wo sich in den letzten Jahren eine kleine Population entwickelt hat. Fotos: H.-J. Fünfstück Nonnengans Rothalsgans Streifengans Schwanengans n 6 Revierkurier 4/2014

Lebensraumverbesserung Wildgänse in Bayern Die Schwanengans (Anser cygnoides) ist die Stammform der Höckergans, die 1967 erstmals bei München brütete. Nur bei Dießen am Ammersee konnte sie ab 1994 mehrmals brüten und dort ist auch die einzig bekannte Gruppe zu finden. Die in der Größe bei der Graugans liegende Schwanengans hat einen langen Hals und einen langgestreckten schwarzen Schnabel. Durch die charakteristische Zeichnung von Hals und Kopf kann sie nicht verwechselt werden. Die Brandgans (Tadorna tadorna) wird gekennzeichnet durch den knallroten Schnabel und das schwarzweiße Gefieder mit dem braunen Brustband. Im Flug fällt bei Altvögeln der schwarze Bauchstreif auf dem weißen Bauch auf. Der Erpel hat zur Brutzeit einen auffallenden Schnabelhöcker. Das Jugendkleid ist oberseits schmutzig graubraun und der Schnabel schmutzig rosa. Als bayerischer Brutvogel ist die Brandgans seit den 1960er Jahren bekannt. Fast alle der geschätzten zehn bis 20 bayerischen Paare brüten am Unteren Inn. Hier bauen sie ihre Gelege, wie auf den Inseln der Nordsee, hauptsächlich in Kaninchenbauten. Der Bruterfolg ist seit dem Auftreten der Wildschweine in den letzten Jahren deutlich gesunken. Ob die bayerischen Brutvögel auch ins Wattenmeer zum Mausern ziehen, ist noch nicht bekannt, aber wahrscheinlich. Die Rostgans (Tadorna ferruginea) ist eine Halbgans und kommt ursprünglich in Nordafrika und Südeuro- Foto: H.-J. Fünfstück pa bis Zentralasien vor. Das Männchen hat im Prachtkleid einen schwarzen Halsring, im Schlichtkleid sind beide Geschlechter sehr schwer zu unterscheiden. Durch das rostfarbene Gefieder ist sie nahezu unverwechselbar. Die sehr nah verwandte Graukopfkasarka, die auch immer wieder festgestellt wird, hat im Gegensatz zur Rostgans einen grauen beziehungsweise grauweißen Kopf. Der grüne Flügelspiegel ist bei beiden Arten vorhanden. Der Brutbestand von geschätzten 20 Brutpaaren im aktuellen Brutvogelatlas dürfte mittlerweile weiter angewachsen sein. Die Nilgans (Alopochen aegyptius) ist eine afrikanische Halbgans und unter guten Beobachtungsbedingungen eigentlich nicht zu verwechseln. Im Flug allerdings ähnelt sie der etwas kleineren Rostgans. Beide Arten sind hellbraun mit einem auffälligen weißen Vorderflügel. Bei der stehenden adulten Nilgans ist der dunkle Augen- und Brustfleck charakteristisch. Im Jugendkleid sind diese Merkmale nicht vor- Die Nilgans wurde im August 2014 neu ins Jagdrecht aufgenommen. handen und der Scheitel ist bräunlich statt weiß. Die Geschlechter der Nilgans sind nicht zu unterscheiden. 1996 erfolgte die erste Brut in Bayern und sie gilt als die Art mit der rasantesten Bestandszunahme bei gleichzeitiger Arealausweitung. Vor allem im oberen Maintal ist sie auf vielen Baggerseen zu finden, wo sie in allen Monaten brütet. Brutnachweise konnten in Dachböden und in großen Greifvogelnestern erbracht werden. Die Jungen hüpfen nach dem Schlupf, zum Teil aus über 15 Metern Höhe, und laufen dann mit den wartenden Eltern zum nächsten Gewässer. Der derzeitige Brutbestand liegt sicher bei mindestens 70 bis 80 Brutpaaren. Die Ringelgans (Branta bernicla) und die Zwerggans (Anser erythropus) wurden im Mittelalter höchstwahrscheinlich als Wildvögel nachgewiesen, während die neueren Nachweise sicherlich Gefangenschaftsflüchtlinge betreffen. Foto: T. Krüger Brandgans Rostgans Nilgans Ringelgans Revierkurier 4/2014 7 n

Informationsmaterial Nachsuchengespanne Nachsuchengespanne in Bayern Ziel erreicht? Das Thema Nachsuche geht uns alle an, ist aber nicht ganz unkompliziert. Was der Bayerische Jagdverband tut, um zu verhindern, dass verletzte Wildtiere nicht von ihren Leiden erlöst werden können, und wo es noch hakt, berichtet Egbert Urbach, Leiter der Landesjagdschule und zuständig fürs Hundewesen in der Geschäftsstelle. Seit 2006 hat der Bayerische Jagdverband (BJV) das Nachsuchenwesen erneuert. Dem Verband ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit der Gothaer Versicherung die einzelnen, vom Verband anerkannten Gespanne in adäquatem Umfang zu versichern. Sowohl der Nachsuchenhund als auch der Führer und die Ausrüstung werden von dieser Versicherung umfasst. Die Versicherungsprämien in Höhe von 187 Euro pro Gespann und Jahr werden vom BJV mit 100 Euro und von den Kreisgruppen mit 87 Euro getragen. Pro Kreisgruppe werden zwei Gespanne vom BJV bezuschusst. Leider fallen im Schadensfall noch 100 Euro als Selbstbehalt auf den Hundeführer zurück. Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit für den Verursacher der Nachsuche sein, diesen Betrag zu übernehmen. Unverständlich ist auch, dass die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Nachsucheneinsätze nicht versichert. Derzeit sind bayernweit rund 100 bestätigte Nachsuchengespanne gemeldet, die allein im letzten Jagdjahr für 2.137 Einsätze zur Verfügung standen. Dabei entfielen 816 Einsätze auf Kontroll- und Fehlsuchen. Zur Strecke kamen 148 Stück Rotwild, 845 Stück Schwarzwild, 289 Stück Rehwild, 34 Stück Damwild, eine Gams und vier Muffel. Dabei waren 329 Hetzen notwendig und in 320 Fällen war bereits mit anderen Hunden erfolglos nachgesucht worden. Eine beeindruckende Leistung, die nur dem unermüdlichen Engagement der ehrenamtlichen Nachsuchenführer zu verdanken ist. Nachsuchenarbeit gesetzlich kaum verankert Sich nun allerdings zurückzulehnen und zu sagen, hier läuft ja alles bestens, wäre grundfalsch. Noch gibt es eine Menge Probleme, die dringend gelöst werden müssen. Leider ist im Bayerischen Jagdgesetz die Nachsuchenarbeit kaum verankert. Ein Gespann muss laut Gesetz an einer Reviergrenze die Arbeit abbrechen, da es sonst Wilderei begehen würde. Die derzeit einzige Möglichkeit ist eine schriftliche Nachsuchenvereinbarung mit den Revierpächtern. Der BJV hat eine solche Nachsuchenvereinbarung entwickelt und eine große Anzahl von Revierpächtern haben diese unterschrieben. Am wenigsten Gegenwind gab es in den traditionellen Hochwildregionen, da hier das Problem schon immer bekannt war. Schwierig wurde und ist es in Gebieten mit reinen Rehwildrevieren, in denen Schwarzwild noch nicht oder Derzeit sind bayernweit 100 bestätigte Nachsuchengespanne gemeldet, die unermüdlich für den Tierschutz im Einsatz sind. gerade erst zugewandert ist. Hier fehlt oft die Einsicht, dass Nachsuchen, gerade auf Schwarzwild und Rotwild, oft über weite Strecken gehen und mehrere Reviere durchquert werden müssen. Der BJV bittet daher nochmals alle Revierpächter, eine Nachsuchenvereinbarung, welche die bestätigten Nachsuchenführer umfasst, zu unterschreiben. Nachsucheneinsätze sind Einsätze im Sinne des Tierschutzgesetzes und werden für jeden Jäger durchgeführt. Es kann und darf nicht sein, dass ein krankes Stück Wild nicht zur Strecke kommt, weil ein Revierinhaber sich weigert, eine Nachsuchenvereinbarung zu unterschreiben. Des Weiteren wäre der Revierinhaber gesetzlich verpflichtet, die Nachsuche dann selbst fachgemäß und zeitgerecht fortzuführen. Ist er dazu nicht in der Lage, begeht er gemäß Art. 29/I i.v. Art. 56/I Nr. 4a BayJG eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro geahndet werden kann. Der BJV ist derzeit im Gespräch mit dem bayerischen Landwirtschaftsministerium, um die rechtliche Situation der Nachsuchengespanne zu verbessern. n Impressum: Herausgeber: Bayerischer Jagdverband (BJV) Hohenlindner Straße 12 85622 Feldkirchen Telefon 089 / 99 02 34 0 Fax 089 / 99 02 34 37, Internet: www.jagd-bayern.de, E-mail: dr.reddemann@jagd-bayern.de Präsident des Bayerischen Jagdverbands: Prof. Dr. Jürgen Vocke Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Joachim Reddemann, BJV-Hauptgeschäftsführer Redaktion: Stephanie Schlicht, Günter Heinz Mahr (Leitung) Layout: Doris Dröge Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten (für Kreisgruppenvorsitzende und Hegegemeinschaftsleiter) n 8 Revierkurier 4/2014