C. M. Spoerri ALIA Das Land der Sonne Band 3 Fantasy 2
2014 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Tara / fantasiafrogdesigns.wordpress.com Printed in Germany AAVAA print+design Taschenbuch: ISBN 978-3-8459-1451-0 Großdruck: ISBN 978-3-8459-1452-7 ebook epub: ISBN 978-3-8459-1453-4 ebook PDF: ISBN 978-3-8459-1454-1 Sonderdruck: Mini-Buch ohne ISBN AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin www.aavaa-verlag.com ebooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses ebooks sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. 3
Dieses Buch widme ich meiner großen Liebe. 4
Karte von Altra 5
Region Lormir und Chakas 6
Prolog Seit einem Tag sind sie Xenos nun dicht auf den Fersen. Reyvan hat seine Kämpfer derart angetrieben, dass sie die Strecke zwischen dem Westendwald und der Waldsteppe innerhalb kürzester Zeit zurückgelegt haben. Sie waren schneller unterwegs, als ein Mensch es je sein könnte, aber es war ihnen noch nicht gelungen, den Zirkelleiter und seine Truppe zu stellen. Es wird jedoch nicht mehr lange dauern, spätestens morgen früh werden sie die Magier angreifen. Xenos ist bereits am Rande der Wälder von Zakatas angekommen und hat sein Lager in der Waldsteppe aufgeschlagen. Die Kundschafter haben dreihundert Kämpfer gezählt ein Drittel davon sind Magier. Dreihundert Krieger gegen hundert Elfen. Viel ungleicher könnte das Verhältnis kaum sein. Aber Reyvan vertraut auf seine Kämpfer. Zudem hat er gestern eine Nachricht von sei- 7
nem Vater erhalten. König Saryon, der von dem Angriff unterrichtet worden ist, hat ebenfalls eine Armee aufgestellt und ist unterwegs in die Waldsteppe. Doch es wird noch knapp drei Tage dauern, bis er zur Armee seines Sohnes stößt. Der Wald bietet zwar Schutz, aber es ist durch das dichte Unterholz auch ungleich schwerer, mit einer Armee voranzukommen. Reyvan schwingt sich von seinem Schlachtross, das ihm die Königin der Westendelfen zur Hochzeit geschenkt hat. Es ist ein edles Tier, mit einem glänzend schwarzen Fell und einer außergewöhnlich hellen Mähne. Ein Diener nimmt ihm das Pferd ab und führt es zu den anderen in die Koppel, die etwas abseits liegt. Die Elfen haben ihre Zelte im Schutze eines Lindenhains aufgestellt. Die hohen Bäume und die Sträucher, die dazwischen wachsen, geben ihnen sowohl Deckung als auch Schutz vor dem Regenwetter, das für diese Jahreszeit 8
so hoch im Norden von Altra nicht unüblich ist. Das Wasser hat den Steppenboden aufgeweicht und in eine Schlammlandschaft verwandelt. Die einst dunkelgrünen Zelte sind braun vor Dreck, den selbst der andauernde, kalte Regen nicht wegwaschen kann. Die Temperaturen verkünden das Verblassen des Herbstes. Bald wird der erste Schnee fallen. Glücklicherweise frieren Elfen nicht so schnell wie Menschen, daher sind die Krieger, die Königin Sylvara Némys Reyvan zur Verfügung gestellt hat, in körperlich guter Verfassung. Reyvan fährt sich mit der Hand über das Gesicht und starrt auf das Armband an seinem Handgelenk, das ihn immer noch mit Alia verbindet. Trotz der Tatsache, dass er nun mit Prinzessin Amyéna Némys verheiratet ist. Er schüttelt den Kopf, als würde das alles verändern. Doch es bleibt, wie es ist. Er ist nun ein Prinz der Elfen von Westend und wird, wenn Königin Sylvara Némys einmal 9
nicht mehr sein sollte, ihr Erbe antreten und zusammen mit Amyéna Némys, seiner Gemahlin, regieren. Ein solch mächtiges Bündnis gab es seit Jahrtausenden nicht mehr. Ein Bündnis, das die Elfen von Zakatas mit den Westendelfen verbindet. Und diese Verbindung wird so lange dauern, wie er, seine Frau und ihre gemeinsamen Kinder leben was bei Elfen mehrere Jahrtausende sein können.»es sei denn, ich sterbe morgen «, murmelt er mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge. Zu verlieren hat er nichts mehr. Mit der Heirat hat er bereits auf das verzichtet, was er am meisten liebte: Alia. Und dies nur, damit sich ihre Prophezeiung erfüllt und um sein Volk zu retten und seine Schuld zu begleichen, die er auf sich geladen hat, als er den Zirkel verließ, um dem Mädchen zu helfen, das sein Herz im Sturm erobert hatte. Seine Cíara. Beim Gedanken an Alia muss er sich zusammenreißen, um nicht laut zu seufzen. Keiner wird je verstehen können, wie sehr er sie 10
geliebt hat, sie immer noch liebt und dies auch für immer tun wird. Jede Nacht liegt er seit ihrer Trennung wach, denn wenn er die Augen schließt, sieht er ihr Gesicht, ihre wunderschönen, dunkelbraunen Augen, die mit Tränen gefüllt waren, als er sich mit einem letzten Kuss von ihr verabschiedet hatte. Sie hatte ihm auf dem Schiff des Elfenkapitäns versprochen, ihn in einem Krieg gegen Xenos zu unterstützen. Aber die Hochzeit hatte alles verändert. Er hätte es nicht ausgehalten, wenn sie ihn auf dieser Reise begleitet und ihm täglich vor Augen geführt hätte, was er verloren hatte. Zumal er dann viel langsamer vorwärts gekommen wäre. Es war für sie beide klar gewesen, dass dieser ursprüngliche Plan nach der Entscheidung, die er für sein Volk und gegen seine Liebe getroffen hatte, nicht mehr zur Diskussion stand. Die Tatsache, dass Alia mit Zaron, Maryo und dessen Männern aufgebrochen war, nachdem er seinen Entschluss Königin Sylva- 11
ra Némys verkündet hatte, beruhigt Reyvan. Die beiden werden auf sie aufpassen. Seine Gemahlin Amyéna hat sich zwar als hübsche Elfin herausgestellt, aber sie kann Alia in keiner Weise das Wasser reichen. Weder in ihrer Schönheit noch in ihrer Intelligenz oder ihrem Witz ist sie mit der jungen Magierin vergleichbar. Als er Amyéna zum ersten Mal im Thronsaal sah, erinnerte er sich, sie vor einigen hundert Jahren bei einem Fest in der gläsernen Stadt schon einmal getroffen zu haben. Aber damals war er weder sonderlich an Frauen interessiert gewesen noch hatte er sich vorstellen können, jemals zu heiraten. Ersteres hatte sich geändert, als er ein Mann wurde und in den Kreis der Elfen aufgenommen worden war. Letzteres nun, diese Entscheidung war ihm von der Prophezeiung von Alias Mutter abgenommen worden. Reyvan seufzt nun doch und verflucht diese verdammte Prophezeiung, die alles zerstört 12
hatte. Gedankenverloren spielt er mit dem ledernen Armband. Amyéna. Es ist komisch, nun eine Frau an der Seite zu haben, die er noch nicht einmal richtig kennt. Außerdem weiß er, dass sie bereits einmal verheiratet gewesen ist. Ihr damaliger Gemahl irgendein Elfenprinz aus dem Süden, den er nie kennengelernt hat war jedoch vor dreihundert Jahren verstorben. Nun ja, zumindest erklärt das, warum die Königin so erpicht darauf war, dass ihre Tochter nach einer solch langen Zeit endlich wieder heiratete, um ihre Linie fortzusetzen. Auch Elfen sind nicht ewig fruchtbar und bei Amyéna ist es langsam an der Zeit, dass sie Kinder bekommt Reyvans Kinder. Abermals schüttelt er den Kopf, als wolle er eine lästige Fliege loswerden und denkt an die erste Begegnung mit Amyéna zurück, nachdem er Alia für immer verlassen hatte. Die Prinzessin von Westend hatte ihn freundlich begrüßt, als er ihr im Thronsaal gegenübergestanden hatte. Sie war eine schö- 13
ne, anmutige Elfin, aber Reyvan hatte in ihren Augen gesehen, dass es auch für sie eine Überraschung war, als ihr ihre Mutter verkündete, dass sie nun vor ihrem Bräutigam stände. Hinzu kam, dass gemunkelt wurde, dass ihr Herz bereits an einen anderen Mann vergeben sei. Wer dieser Mann war, das wollte ihm jedoch niemand verraten. Alles in allem: Viel schlimmer hätte ihre Ehe gar nicht beginnen können. Eine verwitwete Prinzessin, die in einen anderen Mann verliebt war, und ein Prinz, der nur heiratete, um seiner großen Liebe zu helfen und seine Schuld zu begleichen. Reyvan lacht bitter auf. Welch üblen Humor Ferys, der Gott der Elfen, doch manchmal hatte! Ihre Hochzeitsnacht war von kurzer Dauer gewesen. Reyvan hatte immerzu an Alia denken müssen. Schließlich hatte Amyéna entnervt gemeint, sie schlafe im Nebenzimmer und er solle zu ihr kommen, wenn er es sich anders überlegt habe. Er war froh, dass er di- 14
rekt nach der Hochzeit aufbrechen konnte und es nicht, wie ansonsten bei einer Vermählung unter Elfen üblich, ein dreitägiges Fest gab. Ob er sie wohl jemals lieben kann, diese Prinzessin der Elfen von Westend? Hoffentlich. Zumindest hat er die nächsten Jahrhunderte Zeit, es herauszufinden. Aber zuerst wird er seinem Vater Rede und Antwort stehen müssen. Reyvan will sich gar nicht erst vorstellen, wie dieser auf die Vermählung reagieren wird. Sein Blick fällt abermals auf das lederne Armband. Er weiß, dass Alia im Moment Qualen leidet, denn er kann sie dank dem Armband spüren. Oder vielleicht sind es auch seine eigenen Gefühle. Seit der Hochzeit bei der sie glücklicherweise nicht mit dabei war, sonst hätte er es sich womöglich im letzten Moment noch anders überlegt spürt er ihre Gefühle nur noch wie durch einen Schleier.»Prinz Reyvan Némys!«15