Frühförderung und Offene Hilfen gemeinsam stark für Familien in unserer Region. Ein Erfahrungsbericht mit Plädoyer aus dem Ostallgäu

Ähnliche Dokumente
Konzeption Offene Behindertenarbeit der Lebenshilfe Ostallgäu FUND Die freundlichen Unterstützungsdienste der Lebenshilfe Ostallgäu

FUND. Die freundlichen Unterstützungsdienste der Lebenshilfe Ostallgäu. Konzeption. Stand 2015

Übersicht zu Leistungen der Eingliederungshilfe für behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen nach SGB XII. Landeshauptstadt Dresden

Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Landesverband Thüringen e.v. Leitbild

Leitbild der Lebenshilfe Peine-Burgdorf. Peine // Edemissen // Burgdorf

I. 2 Sonderpädagogische Beratungsstellen, Frühförderung und der Übergang in die Schule

Vikom. Visuelle Kommunikation für Hörgeschädigte in Baden-Württemberg

Muster. eines Kooperationsvertrages zwischen Interdisziplinären Frühförderund Beratungsstellen (IFFB) und. zugelassenen Therapeuten in freien Praxen

PFLEGEFAMILIEN FÜR BEHINDERTE KINDER UND JUGENDLICHE LANDESWOHLFAHRTSVERBAND HESSEN. Fachbereich für Menschen mit geistiger Behinderung

Assistenzdienst der Lebenshilfe Ostallgäu ( ADI ) Konzeption Stand 2013

Johannes-Diakonie Mosbach

Konzeption Inklusionsdienst Vorschule

Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung

Gesundheitsziel: Frühe Förderung der Entwicklung von Kindern. Was kann die Kinderund Jugendhilfe von der Frühförderung lernen?

condrobs.de FREIRAUM UND NEUE PERSPEKTIVEN FÜR FRAUEN SUCHTHILFEANGEBOTe FÜR FRAUEN

Mehr Chancen für gesundes

DAS PERSÖNLICHE BUDGET

Maren Dieckmann Fachbereichsleiterin Fachbereich Soziales der Stadt Cottbus

Was macht Beratung unabhängig? Vortrag Barbara Vieweg Unabhängige Beratung für Menschen mit Behinderungen Anspruch und Erwartungen

Die Behindertenrechtskonvention. Sonderpädagogik Plenumsvortrag auf der Fachtagung der KMK am in Bremen

Das FSJ-Tandem Gemeinsames Freiwilliges Soziales Jahr für Menschen mit und ohne Behinderung. Gemeinsam Zusammen Stark

Gemeinsame Servicestellen für Rehabilitation. Abteilung Rehabilitation 1

herzlich willkommen! 3

Persönliches Budget in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen

Pädagogisches Fachkonzept der Frühförder- und Beratungsstelle Lebenshilfe Kreisvereinigung Holzminden e.v.

Schulbegleitung als Baustein auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem. Dr. Christian Huppert Jahrestagung LEiS NRW

- Sponsoring - Werden Sie Teilhaber!

Konzeption der. Schulsozialarbeit. an der Astrid-Lindgren-Schule in der Stadt Schwentinental

Wohnen und Angebote zur Tagesstruktur in der Stadt was klappt gut und was klappt nicht so gut? Dr. Laurenz Aselmeier Bereichsleitung Wohnen

Sozialarbeit an Grundschulen im Landkreis Verden zur Weiterentwicklung der inklusiven Beschulung

Das heißt für uns: Grundlagen unserer Arbeit sind. der christliche Glaube. und das biblische Bild vom Menschen.

Herzlich willkommen zum Workshop: Inklusion und Frühförderung Was braucht es an Kooperation?

Wo Zuversicht eine Zukunft hat

Berufsbild und Ausbildungsinhalte. Landesarbeitsgemeinschaft der Fachschulen für Sozialwesen Fachrichtung Heilerziehungspflege Baden-Württemberg

Integrationshilfen in Schulen. Rechtliche Grundlagen und Antragstellung

Es sind verschiedene Gesetze und Richtlinien, die hier Anwendung finden.

Allgemeine Informationen. Voraussetzungen für die Anerkennung

Projekt: mittendrin!

Eltern beteiligen: Beraten, begleiten, informieren. Vorurteilsbewusste Einstellung bzgl. der UN-Behindertenrechts- konvention (UN-BRK) schaffen.

Schule der Vielfalt. Leverkusen, Forum 7 Schulsozialarbeit - im Gemeinwesen orientiert - - siehe Beitrag von Dr. Markus Ottersbach -

Eine Einrichtung des Evang. Luth. Dekanatsbezirkes München

Leitbild. der Lebenshilfe Freising

Begleitete Elternschaft. Positionen des Rates behinderter Menschen und des Bundeselternrates der Lebenshilfe

Inklusive Erwachsenenbildung in Deutschland

Rechtliche Grundlagen für Entlastungs-/Kurzzeitangebote Stand: Februar 2016

Offene Behindertenarbeit als regionaler Netzwerkpartner Tagung der bayerischen kommunalen Behindertenbeauftragten,

Die Rolle von Städten und Gemeinden in der Sorgenden Gemeinschaft Caring Community

Sprache Mobilität Transparenz /Vertrauen Zeit/Flexibilität Weitere Aspekte und Fragen

Das BTHG in Bayern Fachtag zur landesrechtlichen Umsetzung in Bayern LAG CBP Bayern. Workshop: Kinder und Jugendliche

Beratungsstellen für ältere Menschen und ihre Angehörigen in München

Leitbild des Zweckverbandes. Kinderzentrum Ludwigshafen. Vorwort

Fachbereich Kindertagesstätten und Frühförderung

Auswertung der Evaluation zur Inklusion Schuljahr 2014/ 15. Elternfragebogen Klassenstufe 1 bis 4 (119 Rückläufe)

Vortrag. Niedrigschwellige Betreuungsangebote für den gerontopsychiatrischen Bereich und für geistig behinderte ältere Menschen

Der Prozess der Inklusion an Bremer Schulen (strukturelle Perspektiven)

Aktion Mensch e.v. Förderrichtlinien

Verordnung zur Früherkennung und Frühförderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder (Frühförderungsverordnung - FrühV) Vom 24.

Inklusion in der Grundschule Harpstedt. Eine Information der GS- Harpstedt und den Kita s der Samtgemeinde Harpstedt

Leitbild. Kindergarten Winzeln. für Kinder, Eltern, Team und Träger

Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen Darmstadt

Bundesrat Drucksache 309/15 (Beschluss) Beschluss des Bundesrates

Bayern. wasch dich doch selbst Leben und gepflegt werden im Quartier. Tagung 26./27. Februar 2016 Heilsbronn

Konzeption Trainingswohnen. für Schwangere bzw. Mütter mit Kind

SCHULINTEGRATION IN KONZEPTION REGEL- UND FÖRDERSCHULEN 54 SOZIALGESETZBUCH XII

Konzeption Begleitetes Wohnen der Diakonie Bayreuth. für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung

Herzlich Willkommen im. Wohnen im Pott Inklusiv zuhause sein in Oberhausen


Wohnen, Fördern und Begleiten

Regeln des fachlichen Könnens für die Arbeit der Familienberatungsstellen in NRW

IST-ZUSTAND BARRIEREFREIHEIT ÜBER IFP STZ GEFÖRDERTE NACHBARSCHAFTSHÄUSER UND STADTTEILZENTREN. Projekt ABBa Analyse, Beratung, Barrieren Abbauen

Konzeption. Familienentlastender Dienst der Lebenshilfe Kaufbeuren-Ostallgäu (FED) FUND - Die freundlichen Unterstützungsdienste.

Konzeption Trainingswohnen. für Schwangere bzw. Mütter mit Kind

die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat beschlossen, dem Bundesrat den als Anlage beigefügten Antrag für eine

Wohnmöglichkeit für Jugendliche in Problemsituationen. krise orientierung perspektive. ifs Krisenwohngruppe Kompass Institut für Sozialdienste

Versatiles Wohnen. Bauliche Konversion und konzeptionelle Neuausrichtung als Baustein der inversen Inklusion in Herzogsägmühle

Thüringer Kultusministerium in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit

nestwärme e.v. Deutschland Werden Sie Teilhaber einer gemeinsamen Idee!

Haus CERES 1. Wachkomawohngemeinschaft in BaWÜ

Konzeption für das Ambulant Betreute Wohnen psychisch Kranker

Kompetenztraining. Beratung, Therapie Prävention, Soziales. Junge Menschen. und Fachkräfte. Eltern. für

Inklusive Bildung. Informationen zum neuen Schulgesetzes für Baden-Württemberg Umsetzung - Abläufe

Sonderpädagogische Beratungsstelle Förderzentrum Hören und Sprechen

v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel Bethel.regional 10 years ago

Das Bundesteilhabegesetz Kernforderungen der Lebenshilfe

ÜBZ Diagnostik, Beratung und Therapie für Kinder

Jugendmigrationsdienst in Bernburg (Saale)

Fachstelle für Inklusion in Kindertageseinrichtungen

Persönliches Budget - eine andere Form der medizinischen und pflegerischen Versorgung von Menschen mit einer Behinderung -

Meine Rechte. Vinzenz-Heim Aachen

Frühförderung & Familienbegleitung

Niedersburg. Haus. Nächstenliebe leben. Evangelische Kinder- und Familienhilfe. s Wohnheim. s Außenwohngruppe. s Tagesgruppen

A N T R A G. des Landtagsklubs FRITZ Bürgerforum Tirol bzw. der Abgeordneten KO Dr. Andrea Haselwanter-Schneider und Dr.

Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen Garanten gelingender Ambulantisierung?

Angebot und Nachfrage autismusspezifischer Therapieangebote Martina Schabert

FLEXIBLE JUGEND- UND FAMILIENHILFE IM SOZIALRAUM. So viel wie nötig, so wenig wie möglich

2. Fachtagung der Engagementwerkstatt Berlin Freiwilligendienste und Pflege

Inhalt. - Impressum. - Wer wir sind - Wie wir arbeiten. - Was wir wollen. - Inklusion. - Solidarität. - Adressen, Spendenkonto

Beratungsstellen in freier Trägerschaft. lfd. Anschrift Erreichbarkeiten Anmerkungen

Arbeit mit Menschen mit Assistenzbedarf

Transkript:

Frühförderung und Offene Hilfen gemeinsam stark für Familien in unserer Region Ein Erfahrungsbericht mit Plädoyer aus dem Ostallgäu

Was sind Offene Hilfen? Der Begriff Offene Hilfen ist bundesweit nicht einheitlich definiert. Mit dem Begriff Offene Hilfen werden Angebote und Dienste bezeichnet, die sich zeitlich und inhaltlich ganz individuell an den Anliegen, Wünschen und Bedürfnissen behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen und ihrer Angehörigen ausrichten. Offene Hilfen bieten Wahlmöglichkeiten und verstehen sich als Ergänzung zum bestehenden System von stationären und teilstationären Einrichtungen.

Der Begriff Offene Hilfen wird als Sammelbezeichnung für alle Hilfen für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen verwendet, die einem oder beiden der folgenden Kriterien entsprechen: Hilfen, die Menschen mit Behinderungen das Leben und Lernen im gesellschaftlichen Regelbereich ermöglichen sollen (Inklusion). Ergänzende Hilfen, die Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen dabei unterstützen, Entscheidungen über die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten selbst zu treffen (Selbstbestimmung).

Offene Hilfen stellen eine in den letzten Jahren immer stärker beachtete Alternative zu stationären Hilfsangeboten dar. Leitideen der Offenen Hilfen sind: das Normalisierungsprinzip (Jeder Mensch soll ein Leben führen können, das so normal wie möglich ist). der Gedanke der Selbstbestimmung (Jeder Mensch entscheidet über sich selbst und die Lebensumstände, in denen er leben will). Inklusion (Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen).

In Bayern gibt es den Begriff Offene Behindertenarbeit (OBA). Darunter wird eine begrenzte Angebotspalette für Menschen mit Behinderung verstanden. Genaueres ist in einer eigenen Zuschussrichtlinie festgelegt. Die OBA ist somit als Begriff nicht mit den Offenen Hilfen gleich zu setzen, weil sie nur einen Teilbereich umfasst.

Angebote der Offenen Hilfen: Eine Übersicht

Offenen Hilfen: Finanzierungsmöglichkeiten (in Bayern) Bezirke (z.b. persönliches Budget) Jugendämter Krankenkassen Pflegekassen Förderrichtlinie Offene Behindertenarbeit Örtliche Sozialhilfeträger Stiftungen.

Sonstige Die freundlichen Unterstützungsdienste Offene Hilfen der Lebenshilfe Ostallgäu Interdisziplinäre Frühförderstelle Beratungsstelle Assistenzdienst Familienentlastende r Dienst Freizeitclub Inklusionsdienst Pädagogischer Fachdienst

Einige praktische Beispiele der Zusammenarbeit zwischen IFS und Offene Hilfen aus dem Ostallgäu

Beratungsstelle Beratung bei sozialrechtlichen oder persönlichen Fragen, die sich im Zusammenhang mit einer Behinderung oder drohenden Behinderung ergeben können. Orientierungs und Entscheidungshilfen anbieten. Informationen über sonstige Hilfsangebote (Betreuungsmöglichkeiten, Kuren, Ferienangebote, Offene Hilfen etc ).

Assistenzdienst ADI Begleitet und assistiert Menschen mit Behinderung bei allen Aktivitäten, die alleine nicht bewerkstelligt werden können. Es kann sich um eine einmalige Begleitung, aber auch um eine regelmäßige Unterstützung handeln.

Familienentlastender Dienst FeD Betreut Menschen mit Behinderung, um deren Angehörigen eine Auszeit zu ermöglichen. Das Betreuungsangebot reicht von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen zu jeder Tagesund Nachtzeit.

Freizeitclub Organisiert Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung.

Inklusionsdienst Schule Ziel der Inklusionshilfe (Schulassistenz) ist die Ermöglichung einer angemessenen Schulbildung durch eine wohnortnahe, inklusive Beschulung. Der Inklusionsdienst stellt zu diesem Zweck Schulassistentinnen zur Verfügung.

Angebote der Jugendhilfe Sozialpädagogische Familienhilfe Begleiteter Umgang Schulsozialarbeit

Vorteile der Zusammenarbeit für Frühförderstellen und ihre Familien Die IFS kann ihren Familien Angebote machen, ohne diese selbst erbringen zu müssen. Dies steigert die Attraktivität der IFS und bereichert deren Angebote. Bedarfe der Familien können auf kurzem Weg weitergegeben werden. Die Hemmschwelle, Angebote anzunehmen sinkt, weil die Vermittlung durch eine vertraute Person der Frühförderung erfolgt Absprachen zwischen den Diensten der Offenen Hilfen sind einfach zu organisieren.

Informationen und spezielles Fachwissen kann schnell erfragt werden. Der Informationsfluss ist nach beiden Seiten schnell, offen und transparent. (Datenschutz muss beachtet werden) Bei weiteren künftigen Bedarfen gibt es die Möglichkeit, diese an die genannten Offenen Hilfen weiterzugeben (Zeitersparnis, die knappen Ressourcen der IFS werden geschont).

Die Offenen Hilfen haben finanzielle Möglichkeiten, die den Frühförderstellen nicht zur Verfügung stehen. Die Offenen Hilfen haben andere Netzwerke, die sie für sich nutzen können (z.b. die Offene Behindertenarbeit). MitarbeiterInnen der IFS werden auch emotional entlastet, wenn weitere Hilfen vermittelt werden können. Offene Hilfen bekommen Informationen, die die Frühförderung nicht erlangen kann.

Welche Vorteile ergeben sich für die Offenen Hilfen aus dieser Zusammenarbeit? Über die IFS kommen die Offenen Hilfen an einen Personenkreis, der ihnen sonst nicht so leicht zugänglich wäre. Familien werden bereits früh kennengelernt. Vertrauen ist leichter zu erwirken, weil Vermittlung durch die Kollegen der IFS stattgefunden hat. Bedarfe können eventuell früher erkannt werden. Offene Hilfen können von Erfahrungen der IFS profitieren.

In unserem Falle wird das Angebot der offene Hilfen durch die Inklusionstätigkeit der IFS im Vorschulbereich (Inklusionsdienst Vorschule) bereichert (macht die Offenen Hilfen attraktiver). Das alles ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Offenen Hilfen, die nicht mit der IFS kooperieren.

Plädoyer für eine Zusammenarbeit IFS und Offene Hilfen Eine Kooperation bringt für beide Partner Vorteile (diese Erkenntnis sollte in beiden Bereichen verbreitet werden). Wir empfehlen deshalb, vor Ort ein Bündnis mit Offenen Hilfen einzugehen. Besonders günstig: Eine trägerinterne Kooperation Dabei ist es wichtig zu klären, welche Angebote für die IFS und ihre Familien interessant sind Wege der Weitergabe von Bedarfen und der Zusammenarbeit müssen geregelt werden. Das sollte im Interesse der Familien möglichst unbürokratisch erfolgen

Plädoyer für eine Zusammenarbeit IFS und Offene Hilfen Neu auftretende Bedarfe können bei einer Kooperation künftig gemeinsam geplant werden. Die Offenen Hilfe haben viele Freiheiten, haben Zugang zu anderen Finanzierungssystemen, können flexibel auf neue Ideen reagieren und kreativ versuchen, diese umzusetzen. Für beide Partner ist die Zusammenarbeit ein Wettbewerbsvorteil.

Familien der IFS profitieren auf diesem Weg von den Möglichkeiten der Offenen Hilfen

Frühförderung und Offene Hilfen gemeinsam stark für Familien nicht nur in unserer Region?