anderen Betonschachteln, mit Aussicht auf einen Ozean, der so strahlend hell war, dass einem an einem sonnigen Morgen die Augen wehtaten. Jeden Vormittag fuhr ich ins Hinterland, um einer Pariserin, die in der Nähe von Perpignan Ferienhäuser vermietete, Yoga-Stunden zu geben, und mit jeder Meile, die ich von dem Touristenparadies in Richtung ländliche Einsamkeit zurücklegte, begeisterte ich mich mehr für die Idee, mein eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Die französischen Gärten mit ihren prallen Früchten, schläfrigen Katzen und sonnengebleichten Hängematten wirkten wie kleine Stücke vom Himmel. Die französischen Gärtner, die ihre Zucchini oder Fenchelknollen in den Armen hielten oder sich einen Pastis gönnten, wenn die Sonne über ihrem fruchtbaren Land unterging, sahen aus, als hätten sie Antworten auf Fragen
gärtnerische wie auch philosophische, die ich noch nicht einmal zu formulieren gelernt hatte. Die Mutter meines Nachbarn, eine ältere Dame, die ihn gelegentlich besuchte (die einzige vollständig bekleidete Bewohnerin in unserem Dorf der Nackten), kochte gern Soupe au pistou mit reichlich Gemüse und Basilikum. Wenn sie uns über die Betonmauer hinweg Schalen mit ihrer Suppe reichte, waren mein Mann und ich uns einig, dass ihre Gerichte noch besser schmeckten als die Haute Cuisine, die wir mit unseren französischen Gourmet- Freunden zu uns nahmen. Die Sonnenblumen und der Lavendel weckten in mir ein Verlangen, das aufblühte, als die Weintrauben reiften und die Kürbisse immer praller wurden, und als ich nach England zurückkehrte, ließ ich mich auf die Warteliste
für einen Schrebergarten setzen. Und wartete. Und wartete Nach ein paar Jahren zogen wir um. Und ließen uns auf eine neue Warteliste setzen. Und warteten. Und warteten Auf meinem täglichen Arbeitsweg durch die Stadt oder auf der Fahrt von Sussex nach London sah ich ständig Schrebergärten: Hübsche mit gepflasterten Wegen und glänzenden Früchten; vernachlässigte, von hohem Unkraut und stacheligen Ranken überwucherte mit baufälligen Schuppen; zweckmäßige mit Betonwegen und bunkerartigen Kompostcontainern und dichten Reihen straff reglementierter Gemüsesorten. Ich litt. Ich jammerte. Und schließlich setzte ich meinen Hintern in Bewegung und unternahm etwas. Ich wurde freiwillige Mitarbeiterin. Auf diese Weise konnte ich so tun, als hätte ich selbst einen
Schrebergarten. Und nach ein paar Jahren bekam ich auch einen gewissermaßen. Etwa acht Monate nach diesem denkwürdigen Ereignis, an einem besonders heißen Augustabend, waren die Pflanzen vollkommen ausgedörrt und ließen die Köpfe hängen. Das Problem lag mindestens zur Hälfte bei mir. Ich hatte Unmengen angepflanzt, mehr, als ich je würde essen können, weil ich nicht erwartet hatte, dass alles aufgehen würde. Mein Mann hatte gemeint, dass in seiner Jugend die Hälfte der Samen, die er ansäte, nicht aufgingen und die Hälfte derjenigen, die aufgegangen waren, von Schnecken gefressen wurden. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hatten wir unsere Pflanzen eingesät. Und alles, aber auch alles war aufgegangen. Seit drei Wochen verschenkte ich Gurken, und mittlerweile taten unsere Nachbarn schon so, als wären sie
nicht zu Hause, wenn ich an ihre Türen klopfte. Manchmal war ich versucht, die Gurken einfach durch die Briefschlitze zu schieben, aber bisher hatte ich mich noch zurückhalten können. Es war einfach ein schrecklicher Gedanke für mich, hochwertiges, frisches Gemüse wegzuwerfen, obwohl ich beinahe in Tränen ausbrach, wenn ich den Kühlschrank aufmachte und feststellte, dass die sechs Salatköpfe, die ich mitgebracht hatte, nicht mehr hineinpassten, weil schon acht Stück drinlagen. Noch dazu war bei mir zu Hause niemand wirklich wild auf Salat. Und so lernte ich auf die harte Tour meine Lektion über ein Überangebot an Obst und Gemüse und mein Unvermögen, Grünzeug einfach im Müll zu entsorgen. Doch eine weitaus härtere Lektion über