Unheimlich phantastisch!

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Hinführung Kinder- und Jugendbuchabteilung im Kaufhaus des Westens (KaDeWe); Berlin im August 2012

Ein Blick in die Kinderbuchabteilung Kinderbücher Spannung & Fantasy 10-12 Jahre Magnolia Steel: Hexendämmerung (Sabine Städing) Dark Lord: Da gibt's nichts zu lachen! (Jamie Thomson) Melina und die vergessene Magie (Susanne Mittag) Oona Crate: Das Rätsel des schwarzen Turms (Shawn Thomas Odyssey) Der Torwächter (Markus Stromiedel)

Ein Blick in die Kinderbuchabteilung Conni und die Burg der Vampire (Julia Boehme) Pauli Poltergeist (Catharina Westphal / Susanne Lütje) Monsteragentin Nelly Rapp (Martin Widmark) R.O.M. Daemonicus (Christian Tielmann) Beast Quest: Vargos Biss der Verdammnis (Adam Blade) Beast Quest: Necro Tentakel des Grauens (Adam Blade)

Ein Blick in die Jugendbuchabteilung Jugendbücher Spannung & Fantasy ab 12 Jahre Beastly (Alex Flinn) Skulduggery-Pleasant-Reihe (Derek Landy) Mit Zähnen und Klauen. Mein Leben als Werwolf (Catherine Jinks) Schattenzeit: Wächter der Toten (Adam Slater)

Ein Blick in die Jugendbuchabteilung Haus der Vampire (Rachel Caine) Magier und Dämonen (Sarah Rees Brennan) Das Blut des Dämons (Lynn Raven) Puerta Oscura (David Lozano Garbala) Wolfszeit (Nina Blazon) Der Vampir, den ich liebte (Beth Fantaskey) u.v.m.

Unheimlich phantastisch! als poetologisches Prinzip zeitgenössischer

: Entgrenzte Phantasie als poetologisches Prinzip zeitgenössischer»literatur wird aus Literatur gemacht, und Texte werden aus Texten gemacht!«intertextualität

: Entgrenzte Phantasie als poetologisches Prinzip zeitgenössischer»literatur wird aus Literatur gemacht, und Texte werden aus Texten gemacht!«intertextualität hybride Genres: literarische Texte, in denen die konventionellen Gattungstypologien gesprengt, Genregrenzen überschritten und die jeweils genretypischen Merkmale miteinander vermischt werden Beispiele: Harry Potter (J.K. Rowling), Twilight (Stephenie Meyer), His Dark Materials (Philip Pullman), Artemis Fowl (Eoin Colfer) u.v.m. Erklärungsansätze: 1. die Kombination populärer Genres steigert die Textattraktivität 2. der Stil-, Formen- und Funktionswandel moderner KJL

Unheimlich phantastisch! :

: (Horror) kaum Definitionen von Phantastik selbst in einschlägigen Literaturlexika erste ernsthafte literaturtheoretische Auseinandersetzungen erfolgten vergleichsweise spät insgesamt: unübersichtliche u. unbefriedigende Lage Gründe 1. das wandlungsfähige und vielfältige Textkorpus 2. die allgemeine Definitionsnot im Bereich der sog.»nicht-realistischen«literatur fließende Gattungsgrenzen uneinheitliche Terminologie

: (Horror) Folgen in der literaturwissenschaftlichen Praxis die für eine Begriffsbestimmung des Genres notwendigen zentralen Begriffe werden z.t. völlig unterschiedlich verwendet das Phantastische die Phantastik phantastische Literatur Fantasy die verschiedenen Definitionen phantastischer Literatur unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer uneinheitlichen Fachbegriffe als auch hinsichtlich ihrer Reichweite! phantastische Literatur lässt sich denken im engeren, weiteren und weitesten Sinne

: (Horror) Phantastisch sind all jene literarischen Darstellungsmittel (z.b. Figuren, Requisiten, Motive, Ereignisse usw.), die von der Wahrscheinlichkeit der jeweiligen historisch-sozialen Erfahrungswirklichkeit abweichen (z.b. indem sie die Grenzen bzw. Gesetze dieser empirischen Wirklichkeit überschreiten bzw. sprengen und so Unmögliches möglich erscheinen lassen) und/oder auf der Ebene der literarischen Darstellung so miteinander verknüpft werden, wie das in der empirischen Wirklichkeit nicht oder noch nicht möglich ist.

: (Horror) das Phantastische die (literarische) Phantastik Märchen Mythos Sage Legende (Anti-)Utopie Science-Fiction Horror phantastische Literatur / Fantasy

: (Horror) dunkle Phantastik: bringt traditionell den unerwarteten und verstörenden Einbruch eines übernatürlichen Ereignisses in eine von rationalen Gesetzen bestimmte Welt zur Darstellung derartige Störungen im Gefüge der vertrauten Wirklichkeit gelten auch für das Horror-Genre als konstitutiv prominent geworden: das von Roger Caillois geprägte Bild des Risses, der sich urplötzlich in einer von Vernunft bestimmten Wirklichkeit auftut, das natürliche Gefüge dieser Wirklichkeit zerreißt und durch den das übernatürliche Grauen hereinkriechen kann

: (Horror) Voraussetzungen: 1. Inszenierung einer zunächst möglichst realistisch erscheinenden fiktiven Alltagswelt, in der vermeintlich die gleichen Gesetze und Regeln gelten wie in der Welt der Rezipienten 2. in diese real-fiktive Alltagswelt brechen unvermittelt phantastische Ereignisse ein und (zer-)stören die natürlich geglaubte Ordnung strukturell ähnelt das Horror-Genre dadurch einem der drei Grundmodelle phantastischer Literatur implizierte Sekundärwelt dieses Ereignis löst Horror aus! Ort der Handlung Primärwelt real-fiktive Welt das Phantastische Sekundärwelt phantastische Anderswelt

: (Horror) Definition 1: Horror als spezifische emotionale Reaktion, die durch Situationen ausgelöst wird, auf die die Teilnehmer und/oder Beobachter mit dem gesamten Gefühlsspektrum von Erschrecken, Angst, Grauen, Schaudern, Abscheu und Ekel reagieren (können und/oder werden) Horror als rezeptions- bzw. wirkungsästhetisches Phänomen Definition 2: Horror-Genre als ein Genre, das 1. phantastische Ereignisse zur Darstellung bringt, die urplötzlich in eine real-fiktive Welt einbrechen, die natürliche Ordnung dieser Alltagswirklichkeit zerreißen und dadurch 2. bei den beteiligten Figuren wie auch beim Rezipienten das oben beschriebene Gefühlsspektrum (siehe Definition 1) in seiner Gesamtheit auszulösen vermögen.

: (Horror) Horror muss ein Werk nicht von Anfang bis Ende durchgängig und in gleicher Ausprägung durchziehen Horror kann als rezeptionsspezifisches Merkmal auch in anderen Genres vereinzelt (punktuell) auftreten insbesondere die Science-Fiction und der Science- Fiction-Film haben sich immer wieder als besonders reziptiv gegenüber dem Horror erwiesen außerdem gibt es Gattungen, die in vergleichbarer Weise und mit ähnlichen Mitteln Horror beim Rezipienten hervorzurufen versuchen, ohne dabei strukturell durch den Einbruch phantastischer, d.h. übernatürlicher Ereignisse bestimmt zu sein wichtigstes Nachbar-Genre: Thriller Unterform des Krimi-Genres

Krimi : (Horror) Exkurs: Definition»Krimi«und»Thriller«Definition: Krimi als Oberbegriff für alle Narrationen, die Vorgänge um Mord und Verbrechen auf spannend-unterhaltsame Weise inszenieren Detektivgeschichte Verbrechensgeschichte Thriller im Thriller geht es um die Verfolgung eines Täters und um den Versuch, ihn entweder an der Tat oder an weiteren Taten zu hindern und ihn zu stellen zentrale Motive: Jagd und Verfolgung

: (Horror) Gemeinsamkeit: 1. beide spielen in einer von rationalen Gesetzmäßigkeiten bestimmten Welt, die unserer alltäglichen Wirklichkeit ähnelt 2. beide inszenieren bedrohliche oder mitunter sogar entsetzliche Situationen und Ereignisse, die beim Rezipienten Horror auslösen können Unterschied: die Ursache für diese schrecklichen Situationen und Ereignisse ist beim Thriller nicht übernatürlicher, d.h. phantastischer Natur, sondern im Regelfall ein menschlicher Täter viele Werke, auf die diese Beschreibung zutrifft, werden häufig fälschlicherweise trotzdem unter Horror subsumiert!

: (Horror) Beispiele:

Krimi : (Horror) Schauerliteratur Phantastik (moderner) Horror Horror wird evoziert durch etwas Phantastisches, d.h. Übernatürliches Thriller Verbrechensgeschichte Detektivgeschichte Krimi Horror-Thriller Horror wird evoziert durch etwas rational Erklärbares Horror-Thriller Psycho-Thriller Agenten-Thriller Spionage-Thriller

: (Horror) Kenntnis der genre-typischen Regeln, Konventionen und Motive als Voraussetzung, um dem Genre mit Verständnis begegnen zu können das feste Regelsystem und die damit verbundene Erwartungshaltung des Publikums sind von entscheidender Bedeutung jedes Werk, das als gelungen gelten will, wird dem Genre neue Variationen des Bekannten hinzufügen und neue Möglichkeiten im Spiel mit den Erwartungshaltungen eröffnen das Horror-Genre entwickelt sich somit immer auch durch den Rückbezug auf sich selbst weiter jedes Werk des Horrors ist eine Gratwanderung zwischen Bekanntem und Überraschendem

: (Horror) Systematisierungsvorschlag nach Braudy (2003) Unterscheidung von 4 Archetypen des Monströsen: 1. das der Natur entstammende Monster z.b. King Kong [1933-2005] 2. das von einem Menschen erschaffene Monster z.b. Frankenstein [1818] 3. das durch sich selbst erschaffene Monster z.b. Dr. Jekyll und Mr. Hyde [1886] 4. das Monster, das einer langen Tradition, einem Volksglauben oder Legenden entstammt z.b. Dracula [1897], ganz allgemein: Vampire

: (Horror) Systematisierungsvorschlag nach Bessière (1998) Unterscheidung von 8 Modellen bzw. Motivkreisen: 1. die Verwandlung eines Menschen in ein anderes Wesen (z.b. in einen Werwolf) 2. lebende Tote oder Untote (z.b. Vampire, Zombies und Mumien) 3. unheimliche Gegenstände oder Orte bzw. Häuser (z.b. Shirley Jacksons Spuk in Hill House [1959] oder Stephen Kings Salem s Lot [1975] und Shining [1977]) 4. Gespenster- bzw. Geistergeschichten (z.b. The Sixth Sense [1999], Poltergeist [1982-88] oder Paranormal Activity [2007-10]) 5. Teufelsgeschichten (z.b. Der Exorzist [1973-2004], Das Omen [1976 bis 1991; Remake: 2006] oder Rosemary s Baby [1968]) 6. Ungeheuer und Monster (z.b. Alien [1979-97], Predator [1987-2010]) 7. der verrückte Wissenschaftler (Dr. Jekyll und Mr. Hyde [1886]) 8. der unheimliche Doppelgänger (Dr. Jekyll und Mr. Hyde [1886])

: (Horror) Systematisierungsvorschlag nach Baumann (1998) Unterscheidung zwischen (1) Archetypen des Grauens und (2) Angstobjekten: (1) Archetypen des Grauens das Böse, das Alte, das Fremde, die Dunkelheit und die Leere (2) Angstobjekte unterteilbar in 4 Untergruppen, nach denen sich sämtliche Wesen und Objekte sortieren lassen dunkle Mächte bzw. Dämonen, (lebende) Tote bzw. Untote, unheimliche Gegenstände, verdorbene Orte und Monster Monster: tierähnliche Monster, Halbwesen, verwandelte Menschen, künstlich geschaffene Kreaturen usw.

: (Horror) Schauerliteratur* Setting räumliche, zeitliche und soziale Ferne Phantastik (moderner) Horror Horror wird evoziert durch etwas Phantastisches, d.h. Übernatürliches Schauerliteratur* *Gothic Novel (moderner) Horror Setting Krimi Horror-Thriller Horror wird evoziert durch etwas rational Erklärbares Horror-Thriller Einbruch des Horrors in eine real-fiktive Alltagswelt (ähnlich der der Rezipienten)

Unheimlich phantastisch! : Heiter bis(s) düster: Chimären der kinder- und jugendliterarischen Phantastik

: Chimären der kinderliterarischen Phantastik Horror in der?! realistisch-problemorientierte vs. (?) phantastische Ulf Abrahams These (2008) von der phantastisch-problemorientierten Literatur Vorlese- und Erstlesebücher Kinderbücher (bis 12 Jahre) Jugendbücher (ab 12 Jahre) Ein Gespenst als Freund (2004) Sihat Aksu u. Sonja Thomas Arthur Unsichtbar und der Schrecken von Thorblefort Castle (2006) Louise Arnold Der Geist, der mich liebte (2007) Kate Logan Der kleine Vampir (1979) Angela Sommer-Bodenburg Lucy und Olivia. Allerliebste Vampirschwestern (2008) Sienna Mercer Bis(s) zum Morgengrauen (2006) Stephenie Meyer

: Chimären der kinderliterarischen Phantastik

: Chimären der kinderliterarischen Phantastik 1.»Coraline«als Horror-Erzählung Motiv des Monsters: die Andere Mutter Archetypen des Grauens Motiv des Zerfalls und der Verwesung (Körper-Horror) weitere Horror-Motive: Ratten, Spukhaus, Geister Motiv der Spiegelung bzw. des (unheimlichen) Doppelgängers 2.»Coraline«als phantastische Erzählung phantastische Erzählung im kinderliteraturgeschichtlich klassischen Sinne Inszenierung einer zweigeteilten fiktionalen Welt real-fiktive Alltagswelt vs. phantastische Anderswelt Motive: magische Requisiten u. Schleusen / Schwellen, sprechende Tiere, lebendige Spielzeuge, Spiegel usw.»coraline«als schaurig-düstere literarische Allegorie auf Lewis Carrolls»Alice im Wunderland«(1865) Intertextualität!

: Chimären der kinderliterarischen Phantastik 3.»Coraline«als modernes (Kunst-)Märchen märchentypische Motive: Schwarzer Kater, die Böse (Stief-)Mutter, die Hexe (als Menschen- bzw. Kinderfresserin) spezifische Wesensmerkmale, die insbesondere für das europäische Volksmärchen charakteristisch sind: 1. einfache Erzählstruktur 2. Eindimensionalität 3. abstrakter Stil und Flächenhaftigkeit

: Chimären der jugendliterarischen Phantastik

: Chimären der jugendliterarischen Phantastik 1. Vampir- bzw. Horror-Roman 2. Verbrechensgeschichte und Thriller 3. Kleinstadt-Roman 4. (komischer) Familienroman 5. Coming-of-Age-Story (Adoleszenzroman) 6. Satire auf den englischen bzw. nordwesteuropäischen Mittelstand 7. phantastisch verfremdete Parabel über Triebunterdrückung und Sucht

Unheimlich phantastisch!»wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen!«albert Camus

Unheimlich phantastisch! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!