Stationäre Sucht- und Sozialtherapie für Frauen, Schwangere und Mütter mit ihren Kindern Mutter-Kind Konzept Mai 2013
Inhalt 1 Einleitung 2 Zielgruppe und Aufnahmekriterien 3 Aufenthaltsdauer 4 Standort 5 Ziele des Mutter-Kind Angebotes 6 Grundhaltung 7 MuKi-Modul 8 Unsere Arbeitsweisen 9 Alltag mit Kind und Kinderalltag 10 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 11 Krisenintervention 12 Kindertagesstätte Zazabu 13 Zusammenarbeit mit Zuweisern, externen Stellen und dem sozialen Netzwerk 14 Kontaktaufnahme und Eintritt Impressum Herausgeberin: Stiftung suchttherapiebärn, Elfenauweg 9 CH-3006 Bern Version: Mai 2013 In Kraft gesetzt: 31.05.2013 / EGL Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 2 von 11 Mai 2013
1 Einleitung Das vorliegende Mutter-Kind-Konzept wird als Ergänzung des bestehenden Betreuungskonzepts der stationären Suchttherapie Muschle verstanden und beruht auf der langjährigen Erfahrung in der Betreuung von Müttern und ihren Kindern. Das Mutter-Kind Angebot der Muschle bietet schwangeren Frauen und Müttern mit ihren Kindern, die sich in einer schwierigen Lebenslage befinden, Entlastung und Unterstützung während 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Oberstes Ziel ist es, dass die Mutter mit ihren Kindern nach einer Stabilisierungs- und Vertiefungsphase gestärkt und stabil in ein eigenständiges Leben findet. Durch die individuelle Unterstützung der MuKi Verantwortlichen und weiteren Fachpersonen lernen die Mütter den Aufbau und die Pflege einer tragfähigen Vertrauensbeziehung zwischen Mutter und Kind. Das MuKi Modul bietet verschiedene Angebote, die die Mütter in ihrer Erziehungskompetenz und in der Übernahme der elterlichen Verantwortung unterstützen und stärken sollen. Die Angebote umfassen Wissensvermittlung zu pflegerischen, pädagogischen, psychologischen und medizinischen Themen und sollen die Handlungskompetenz der Mütter in diesen Bereichen fördern. Im Folgenden wird MuKi als Abkürzung für Mutter und Kind verwendet. Zur Vereinfachung sprechen wir von Müttern mit Kindern, auch wenn die Klientin nur ein Kind hat. Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 3 von 11 Mai 2013
2 Zielgruppe und Aufnahmekriterien Das Mutter Kind Angebot der Muschle richtet sich an: schwangere Frauen und Mütter mit oder ohne Suchtproblematik ab 16 Jahren, die sich in einer psychischen und/oder sozialen Notsituation befinden, sowie an ihre Kinder von Geburt an und in der Regel bis zum Schuleintritt. Mütter, welche ihre Kinder nur zeitweise bei sich haben und/oder bei denen - in Absprache mit der zuständigen Behörde eine Rückplatzierung geplant wird. Klientinnen im Rahmen einer fürsorgerischen Unterbringung (FU) oder einer Massnahme nach StGB Art.60. Nicht möglich ist die Aufnahme von Klientinnen mit: einer Pflegebedürftigkeit einer akuten Psychose akuter Selbst- oder Fremdgefährdung Voraussetzung für die Aufnahme ist die Bereitschaft und Fähigkeit der Klientin, sich mit sich selbst und ihrer Rolle als Mutter auseinander zu setzen, sowie mit externen Stellen (z.b. Mütter und Väterberatung) zusammenzuarbeiten. Das Vorliegen einer Kostengutsprache wird vorausgesetzt. In Ausnahmefällen ist auch eine kurzfristige Aufnahme im Sinne einer Krisenintervention möglich. Die Aufnahme von Müttern, deren Kind kognitiv oder körperlich beeinträchtigt ist, erfordert eine vorgängige Abklärung. 3 Aufenthaltsdauer In der Regel beträgt die Aufenthaltsdauer in der Muschle zwischen drei und zwölf Monate und wird individuell in Absprache mit der Klientin und den zuständigen Fachpersonen geplant. Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 4 von 11 Mai 2013
4 Standort Die Liegenschaft der Muschle liegt in einem schönen Stadtquartier im Osten von Bern und ist von einem einladenden, kinderfreundlichen Garten umgeben. Das grosszügige Haus hat verschiedene Aufenthaltsräume, darunter ein entsprechend ausgestatteter Raum, welcher Kinder zum freien Spielen anregen soll und den Müttern die Gelegenheit bietet, sich auszutauschen, sich zu informieren und ihre Kinder bewusst zu beobachten. In unmittelbarer Nähe befinden sich unterschiedliche Angebote für Kinder, zum Beispiel öffentliche Spielplätze, verschiedene Museen und ein Naherholungsgebiet, welches zu Spaziergängen einlädt. Die urbane Lage ermöglicht ausserdem die Nutzung von zahlreichen Angeboten in den Bereichen Arbeit, Bildung und Freizeit. Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 5 von 11 Mai 2013
5 Ziele des MuKi Angebots Ziel des Mutter-Kind-Angebotes der Muschle ist in erster Linie die Entlastung und Unterstützung der Mutter sowie die Sicherstellung des Kindeswohls und Kindesschutzes, in einem weiteren Schritt die Förderung zunehmender Eigenverantwortung der Mutter im Umgang mit sich selbst, dem Kind und ihrer sozialen und beruflichen Situation. Den Abschluss des Angebotes bilden die schrittweise Vorbereitung und Unterstützung beim Übertritt in die Selbständigkeit und die Sicherung der Nachhaltigkeit durch unsere Angebote Betreutes Wohnen und Ambulante Nachsorge bzw. durch Unterstützung im Finden einer Familienbegleitung. 6 Grundhaltung Die Haltung der Mitarbeitenden der Stiftung suchttherapiebärn gegenüber Müttern und Kindern basiert auf den innerhalb der Stiftung formulierten Grundhaltungen, dazu gehört u.a., dass Mütter sowie Kinder als eigenständige Personen mit einem freien Willen gesehen und in ihrer Individualität geachtet werden. Innerhalb der Stiftung besteht eine hohe Sensibilität zu Themen wie der Verletzung von Grenzen und Übergriffen jeglicher Art. Für alle Mitarbeitenden der Stiftung suchttherapiebärn ist der interne Verhaltenskodex verbindlich. Wir bieten den Kindern sowie Mütter einen Rahmen und Raum, in dem sie sich sicher, geschützt, respektiert und akzeptiert fühlen und orientieren können, damit sie sich möglichst selbständig und in ihrem eigenen Tempo entwickeln können. Das Wohl des Kindes hat oberste Priorität. In der Begleitung und Erziehung ihrer Kinder sprechen wir den Müttern eine hohe Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und Selbstkompetenz zu und verstehen uns in einer stützenden und ergänzenden Position. Dabei gehen wir von einem ressourcen- und lösungsorientierten Ansatz aus. Die auf Verlässlichkeit und Liebe beruhende Beziehung zwischen Mutter und Kind erachten wir als unumgänglich für die gesunde Entwicklung des Kindes. Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 6 von 11 Mai 2013
Eigenverantwortung Entlastung und Unterstützung 7 MuKi-Modul In Ergänzung zu den modular aufgebauten Inhalten der stationären Therapie in der Muschle (vergleiche Betreuungskonzept Muschle) sind die Mutter-Kind-Themen im MuKi-Modul festgehalten. Wie in der Abbildung unten ersichtlich, ist das MuKi-Modul in drei Phasen mit inhaltlichen Schwerpunkten gegliedert. Die Querschnitt-Themen begleiten die Mütter durch die verschiedenen Phasen hindurch und werden individuell gewichtet. Vom Ziel der Entlastung und Stabilisierung ausgehend, verändert sich der Fokus hin zur Fähigkeit der eigenverantwortlichen Fürsorge für sich und die Kinder in der Austrittsphase. Die Mutter wird dabei von einer MuKi-Verantwortlichen begleitet. Stabilisierung, Entlastung und Unterstützung der Mutter Stabilisierungs -phase Vertiefungsphase Sicherung einer den Bedürfnissen des Kindes entsprechenden Umgebung Förderung der Selbstkompetenz (z.b. sich selbst und die eigenen Bedürfnisse wahr- und ernst nehmen) Aufbauen und Vertiefen der Mutter- Kind-Beziehung Vorhandene Ressourcen und Erziehungskompetenzen erkennen und fördern Abklärungen / Rückplatzierungen Auseinandersetzung mit dem Thema Kindsvater Querschnitthemen in allen Phasen: Auseinandersetzung mit der Mutterrolle Bedürfnisse der Kinder erkennen Frau sein Strukturierung Tagesablauf / Rituale Arbeit und Ausbildung Freizeitgestaltung mit Kindern Stärkung, bzw. Aufbau eines sozialen Netzwerkes Austrittsphase Vorbereitung auf den Übertritt in die Selbständigkeit oder ein betreutes Wohnen Adäquate Anschlusslösung Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 7 von 11 Mai 2013
8 Unsere Arbeitsweisen: Regelmässige Gespräche und gezieltes Feedback durch die MuKi-Verantwortliche. Lernen am Modell: Die Mutter und die MuKi-Verantwortliche betreuen die Kinder zu bestimmten Zeiten gemeinsam, beobachten einander gegenseitig in der Interaktion mit dem Kind und werten ihre Beobachtungen aus. Der MuKi-Raum bietet Kindern die Möglichkeit zu forschen, sich zu bewegen und zu experimentieren. Die Mütter können sich in diesem Raum austauschen, lesen oder ihre Kinder beobachten. In der MuKi-Zeit soll sich die Mutter ausschliesslich auf ihre Kinder konzentrieren und damit die Beziehung zu ihnen vertiefen. Die MuKi-Zeit wird geplant und ausgewertet. In der Müttergruppe werden ausgewählte Themen (z.b. Rolle als Mutter, Pflege und Ernährung, Umgang mit Konflikten, Entwicklungspsychologie) bearbeitet. Die Gruppe wird fachlich begleitet und bietet Raum für Austausch und Diskussion. 9 Alltag mit Kind und Kinderalltag Die Mütter werden im Alltag von den Mitarbeitenden im Umgang und der Beziehungsgestaltung mit den Kindern unterstützt und begleitet. Die Alltagsgestaltung mit Kindern spielt eine zentrale Rolle. Am Anfang brauchen die Mütter vielleicht Entlastung, Erholung und Distanz zu ihrem Umfeld. Mit vermehrter Stärkung der Kräfte und Ressourcen sollen die Mütter immer mehr in einen Alltag mit Kindern finden. Die täglichen Aufgaben wie Waschen, Putzen, Kochen, Einkaufen werden zusammen mit den Kindern erledigt, damit ein reales Übungsfeld besteht. Um sich auf das therapeutische Angebot oder den Arbeitsbereich konzentrieren zu können, gibt es daneben aber auch Zeiten, in denen die Kinder in der institutionseigenen Kita oder von einer Mitarbeiterin der Muschle betreut werden. Oft sind die Mütter nach dem Austritt aus der Muschle alleinerziehend und auf eine familienergänzende Betreuung angewiesen und sie können so üben, sich von ihren Kindern zu trennen und die Übergänge für das Kind sinnvoll zu gestalten. Die Kinder erleben einen Tagesrhythmus und können sich an das Getrenntsein von der Mutter langsam gewöhnen. Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 8 von 11 Mai 2013
10 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Die Schwangerschaft ist ein grosses Ereignis und ein Einschnitt in das Leben einer Frau. Sie kann Vorfreude, aber auch Unsicherheit und Ängste auslösen. Uns ist es deshalb wichtig, der Klientin in dieser Zeit eine verlässliche Ansprechperson zu sein und eng mit Hebammen und der Geburtsklinik zusammen zu arbeiten. Falls von der werdenden Mutter gewünscht, werden Vorsorgeunter-suchungen und Wochenbett von der gleichen Hebamme betreut. Auch möglich ist die Betreuung durch eine Beleghebamme. Vorab muss die Finanzierung mit dem Sozialdienst besprochen werden. Sorgfältig begleiten wir das erste Kennenlernen zwischen Mutter und Kind. Wenn von der Klientin gewünscht, ist auch der Vater des Kindes eingeladen mit uns zusammen zu arbeiten. 11 Krisenintervention Bei Therapieabbrüchen, Krisen- oder sonstigen Gefährdungssituationen arbeiten wir mit der zuständigen Behörde des Erwachsenen- und Kindesschutz zusammen und gewährleisten den Schutz der Kinder. Jedes Kind hat eine sorgfältig ausgesuchte Kontaktfamilie. Diese dient zur Entlastung der Mutter und bietet zudem eine kurzfristige Betreuung des Kindes im Notfall an. Die Klientin wird in Krisen der Situation entsprechend begleitet und unterstützt. 12 Kindertagestätte Zazabu Die Kinder von Klientinnen können in der institutionseigenen Kita betreut werden. Das Anliegen der Kindertagesstätte Zazabu ist es, Kinder in ihrer Persönlichkeit ernst zu nehmen, ihr Potential wahrzunehmen und ihren inneren Wachstumskräften Raum zu geben. Die Voraussetzung ihrer Arbeit ist der Respekt für das Leben und die Vorstellung, dass Entwicklung nur von innen geschehen kann und nicht von aussen machbar ist (vergleiche Konzept Zazabu). Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 9 von 11 Mai 2013
13 Zusammenarbeit mit Zuweisern, externen Stellen und dem sozialen Netzwerk Auf die Zusammenarbeit mit der zuweisenden Stelle und dem unterstützenden Netzwerk wird grosser Wert gelegt. Zu unseren wichtigsten Kooperationspartnern zählen neben der zuweisenden Stelle, die Behörden des Erwachsenen- und Kindesschutz (Beistandschaft), Mütter- und Väterberatung, Erziehungsberatung, Fachklinik Südhang, Geburtskliniken, Hebamme, mandatierte Kontaktfamilien und das private und soziale Umfeld der Klientin. Für Abklärungen und Zielvereinbarungen sowie einen direkten Austausch finden regelmässige Standortgespräche mit allen beteiligten Personen statt. Beobachtungen, Einschätzungen und Empfehlungen aus sozialpädagogischer Sicht sind gewährleistet. Sofern für die Kinder keine Beistandschaft besteht, wird eine solche vor Eintritt in die Wege geleitet. Die (sucht-)medizinisch-psychiatrische Versorgung während dem Eintritt und der gesamten Aufenthaltsdauer sowie eine ärztliche Begleitung von Substitutionsbehandlungen ist durch die verbindliche fachliche Kooperation mit dem Ambulatorium Bern der Fachklinik Südhang (www.suedhang.ch) gewährleistet. Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 10 von 11 Mai 2013
14 Kontaktaufnahme und Eintritt Für eine Anfrage oder Fragen zum stationären Aufenthalt für Mütter und Kinder können sich interessierte Frauen, Personen aus deren Umfeld oder Fachpersonen direkt an die Muschle wenden. In einem unverbindlichen Informationsgespräch stellen wir unser Angebot und das Haus genauer vor und können auf individuelle Situationen und Fragestellungen eingehen. Bärenpark Bus Nr 12 (Zentrum Paul Klee) bis Station Seminar Burgernziel-Kreisel Stationäre Sucht- und Sozialtherapie Muristrasse 28 CH-3006 Bern Telefon 031 352 29 47 Fax 031 352 29 65 muschle@suchttherpiebaern.ch www.suchttherapiebaern.ch stiftung suchttherapiebärn Geschäfts- und Nachsorgestelle Elfenauweg 9 CH-3006 Bern Telefon 031 352 29 89 Fax 032 511 95 90 info@suchttherapiebaern.ch www.suchttherapiebaern.ch Mutter-Kind Konzept Muschle Seite 11 von 11 Mai 2013