Äthiopiens wilde Bohne. Ein rundum nachhaltiges Projekt

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I N F O R M A T I O N

Transkript:

Äthiopiens wilde Bohne Ein rundum nachhaltiges Projekt 100 Kaffee_Broschuere_4.indd 100 11.08.2009 9:54:39 Uhr

Natur erhalten mit Kondom und Pille Familie planen heißt Zukunft planen: Informationen zu Gesundheit und Empfängnisverhütung stoßen bei den Dorfbewohnern auf großes Interesse Schnelles Bevölkerungswachstum bremst die Entwicklung. Und wo immer mehr Menschen leben, steigt der Druck auf natürliche Ressourcen wie etwa Wasser oder Holz. Äthiopien ist eine der am stärksten wachsenden Nationen der Erde. Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau ist zwar von 6,4 zu Beginn der 1990er Jahre auf 5,3 gesunken. Die Zahl der Menschen steigt damit dennoch weiter an, verdoppelt sich womöglich bis 2050. Häufige ungewollte Schwangerschaften sind einer der Gründe für das Bevölkerungswachstum: Oft wissen die Menschen nicht, wie man verhütet. Oder sie kommen schlichtweg nicht an Mittel zur Familienplanung heran. Weil sie zu wenig Geld haben, weil es keine zu kaufen gibt oder beides. Hier setzt die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) 1 an: In der Region Kaffa, rund um die Hauptstadt Bonga, fördert sie unter anderem 13 Jugendklubs. Dort erhalten junge Menschen lebenswichtige Informationen über Verhütung und gesundes Sexualverhalten. Sie erfahren, wie sie sich vor ungewollten Schwangerschaften und vor HIV/Aids schützen können. Die Jugendlichen geben ihr Wissen an Gleichaltrige weiter und tragen es in die Gemeinden hinaus, wirken somit als Multiplikatoren. Die Aufklärungsarbeit hat außerordentlichen Erfolg: Traditionelle Geburtshelferinnen erhielten Schulungskurse, Einheimische wurden zu dörflichen Familienplanungsberatern und Jugendklubleitern ausgebildet. Ihre Informationen haben mehr als 21.000 Menschen in dem Gebiet erreicht. Diese Erfolge will die DSW ausbauen. Sie will die Jugendklubs stärken, sodass diese auf lange Sicht eigenständig und unabhängig arbeiten können. Außerdem ist geplant, die Aufklärungsarbeit auf die Schulen in der Region auszuweiten und sich stärker auf die Bedürfnisse von Mädchen zu konzentrieren. Damit einher geht die Verteilung von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln wie der Pille. 8 1 Deutsche Stiftung Weltbevölkerung : www.dsw-online.de Kaffee_Broschuere_4.indd 8 11.08.2009 9:55:01 Uhr

Für das ganze Land: Im Rahmen des Projekts erhält die heranwachsende Generation in der Region Kaffa künftig neben Rechnen und Erdkunde auch Informationen zu Familienplanung und HIV/Aids Kaffee_Broschuere_4.indd 9 11.08.2009 9:55:04 Uhr

Bedrohte Schönheit erhalten: Ein UNESCO-Biosphärenreservat verbindet Schutz und nachhaltige Nutzung Kaffee_Broschuere_4.indd 10 11.08.2009 9:55:06 Uhr

Kaffa ein Reservat für Mensch und Natur Eine langfristig nachhaltige Entwicklung der Region ist aber erst gesichert, wenn in Äthiopien das erste Biosphärenreservat des Landes eingerichtet ist: Das Kaffa Coffee Biosphere Reserve. Anders als ein Nationalpark, der Menschen innerhalb seiner Grenzen ausschließt, bezieht ein Biosphärenreservat nach den Vorgaben der Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) die in dem zu schützenden Gebiet lebende Bevölkerung ausdrücklich mit ein. Alte Kulturlandschaften mit traditioneller Nutzung durch die Bewohner bleiben damit ebenso erhalten wie einzigartige, ungestörte Biotope. Naturschutz und Entwicklung lassen sich so langfristig miteinander vereinen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) 1 engagiert sich federführend für diesen Teil des Projekts. Als international tätiger Verband verfügt er über langjährige Erfahrung in der Einrichtung von Schutzgebieten und von Biosphärenreservaten im Besonderen. Der NABU hat bereits weitgehende Vorarbeiten geleistet. Er hat die Bevölkerung wie auch äthiopische Entscheidungsträger mit der Idee der Biosphärenreservate vertraut gemacht. Flora und Fauna wurden erfasst, Karten angefertigt und, in enger Abstimmung mit den Bewohnern, Pläne für mögliche Kern- und Randzonen und für das Management erarbeitet. Der Antrag an die UNESCO liegt bereit, die äthiopische Regierung wird ihn demnächst einreichen. Dann erst geht es an die Realisierung. Das Biosphärenreservat schafft Zukunftsperspektiven. Es bietet die Chance, die Region sanft zu entwickeln. Zum Beispiel mit Ökotourismus in der Urheimat des Kaffees oder mit der Vermarktung weiterer einheimischer Produkte wie Waldhonig oder wilden Kardamom unter dem Markenzeichen Kaffa. Unterstützen Sie uns dabei, eine langfristige Finanzierung zu sichern. Die Einrichtung eines Biosphärenreservates auf einer Fläche von 400.000 Hektar kostet mehrere Millionen Euro. Ein Besucherzentrum mit Forschungsstation und Infrastruktur für Tourismus ist geplant. Ranger müssen ausgebildet und eine Verwaltung aufgebaut werden. Das Projekt hat viel erreicht. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) 2 wird auch weiterhin für die reibungslose Umsetzung und die Koordination vor Ort sorgen. Werden Sie Partner und helfen Sie mit, den erfolgreichen Ansatz fortzuführen. Rund 200.000 Menschen können von der Einrichtung des Kaffee-Biosphärenreservats profitieren. Zusätzliche 150.000 Hektar Wald werden naturnah genutzt. Darüber hinaus bleibt die Heimat des Kaffees mit ihrer reichen Tier- und Pflanzenwelt als lebende Genbank erhalten. Eine einmalige Chance. 1 Naturschutzbund Deutschland e.v.: www.nabu.de, 2 Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit: www.gtz.de 11 Kaffee_Broschuere_4.indd 11 11.08.2009 9:55:08 Uhr

Kaffa braucht Sie. Wir freuen uns auf Sie. Ansprechpartner: Svane Bender-Kaphengst svane.bender@nabu.de Telefon: (0 30) 28 49 84-17 11 Impressum Copyright: Äthiopiens wilde Bohne Redaktion: Sabine Sütterlin (Text),Ben Tepfer (Layout) Herstellung: Heiko Belitz (G+J) Druck: YYYYYY 8/2009, 100 % Recyclingpapier Fotos: Bruno D Amicis (S. 5 + 10), Reiner Klingholz Gefördert durch: Stiftung für naturnahes Wirtschaften 12 Ein Projekt von: Kaffee_Broschuere_4.indd 12 11.08.2009 9:55:09 Uhr

...sucht weitere Partner. Wir haben viel erreicht. Unser nächstes Ziel hat jedoch andere Dimensionen: Ein UNESCO-Biosphärenreservat für Äthiopiens letzte Regenwälder. Und für die Menschen dort. Dafür brauchen wir Sie. Kaffee_Broschuere_4.indd 101 11.08.2009 9:54:42 Uhr

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Vielfältiges Grün: Äthiopien gilt häufig als Inbegriff von Dürre. Dabei war einst fast das ganze Hochland, ein Gebiet halb so groß wie Spanien, von urwüchsigem Regenwald bedeckt. Heute gibt es nur im Südwesten des Landes noch Restbestände 3 Kaffee_Broschuere_4.indd 3 11.08.2009 9:54:47 Uhr

Wo Naturschutz auch den Menschen nützt Die Idee: einfach, aber einleuchtend Genießer in Europa zahlen einen angemessenen Preis für den einzigen wild wachsenden Arabica-Kaffee der Welt. Dieser gedeiht in den letzten verbliebenen Regenwäldern im Südwesten Äthiopiens. Dort liegt der Ursprung des Arabica- Kaffees eine genetische Ressource von unermesslichem Wert. Die Menschen in der Region Kaffa, arm und kinderreich, sehen jetzt einen Nutzen darin, ihren Kaffeewald zu erhalten anstatt ihn zu roden. Denn der Verkauf des wild gepflückten Kaffees bietet ihnen ein gesichertes Einkommen. Ben Tepfer Bonga Addis Abeba Kaffa-Region Kenia Dsch schibuti Äthiopien Jem en Somalia a 200 km Nur was einen Wert hat, wird geschützt Gemeinsam setzen sich GEO schützt den Regenwald e.v., Original Food, die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, der Naturschutzbund Deutschland und die GTZ für die nachhaltige Entwicklung der Region Kaffa ein. Unser Konzept: Nur wenn der Wald den Menschen vor Ort einen wirtschaftlichen Nutzen bringt, ist er sicher vor Abholzung und Brandrodung. Erst die Kombination von ökonomischer und sozialer Förderung führt zu nachhaltiger Entwicklung und dauerhaftem Schutz für den einzigartigen Wald im Südwesten Äthiopiens. Die Vermarktung von Wildkaffee, modernes Waldmanagement durch die ansässigen Gemeinden und Familienplanung bilden die Basis für erfolgreichen Naturschutz und den Erhalt der Kaffeewälder. Langfristige Entwicklung - eine lohnende Investition Rund 50.000 Menschen in der Region Kaffa profitieren heute direkt oder indirekt von dem Projekt. Auf fast 200.000 kann sich der Kreis der Nutznießer erweitern wenn erst Äthiopiens erstes UNESCO-Biosphärenreservat eingerichtet ist: Kein unberührter Park, sondern Naturschutz mit den Bewohnern. Pläne und Anträge liegen bereit. Die Äthiopier wissen, welche Chancen sich damit eröffnen. Auch für weitere Förderer und Unterstützer bietet dieses rundum nachhaltige Projekt Chancen gleichgültig ob für Sie dessen ökologische, ökonomische oder soziale Aspekte Vorrang haben. Kaffa im Südwesten Äthiopiens ist eine von zwei Regionen, wo heute noch Wald steht < Bitte ausklappen 3 Kaffee_Broschuere_4.indd :3 11.08.2009 9:54:50 Uhr

Im Königreich des Kaffees Während Äthiopiens Bevölkerung dramatisch wächst, schwindet die Waldfläche: In der Region Kaffa gingen allein in den letzten 20 Jahren fast 43 Prozent verloren Äthiopiens Regenwald birgt ungeahnte Reichtümer: Auf engstem Raum lebt eine Fülle verschiedenster Tier- und Pflanzenarten. Viele davon kommen nirgendwo sonst auf dem Planeten vor, sind also endemisch. Mantelaffen schwingen sich durch die Kronen von Urwaldriesen, auf denen Lianen, Baumfarne und Aufsitzerpflanzen wachsen. Über 200 Vogelarten bevölkern das grüne Dickicht. Hotspot nennen Biologen eine solche bedrohte Schatzkammer der Natur. Ende der 1960er Jahre waren noch 40 Prozent von Äthiopiens Landesfläche bewaldet. Inzwischen ist der Waldanteil auf 2,7 Prozent geschrumpft. Die Baumbestände wurden abgeholzt oder niedergebrannt, weil die Bevölkerung extrem wächst und Land braucht, um zu siedeln und Feldfrüchte anzubauen. Zudem lassen Investoren den urwüchsigen Wald für konventionelle Kaffeeplantagen roden. Nur 200.000 Hektar ungestörten Bergregenwaldes sind im Südwesten des Landes, im ehemaligen Königreich Kaffa übrig geblieben. Dabei liegt hier der Ursprung von Coffea arabica: Alle existierenden Arabica-Kaffeesträucher stammen von Pflanzen aus dieser Region ab, die im 12. Jahrhundert nach Jemen und von dort auf Handelswegen in die ganze Welt gelangten. Über Jahrmillionen hinweg hat die Evolution hier eine unglaubliche Vielfalt von bis zu 5.000 Varietäten hervorgebracht, die je nach Standort unterschiedliche Aromen in die Tasse bringen. Regelrechte Grands crus sind darunter. Die Regenwälder der Region Kaffa sind also eine lebende Genbank und bergen damit einen ganz besonderen Reichtum. Anders als Reis, Weizen und weitere wirtschaftlich bedeutende Kulturpflanzen lässt sich Kaffee nur schwer tiefgekühlt in Genbanken aufbewahren. Verschwindet der Wald, gehen auch die vielfältigen Erbanlagen verloren, die Züchter zum Entwickeln neuer Sorten benötigen, die etwa Trockenheit vertragen oder Krankheiten abwehren. Den Wert dieser genetischen Ressource schätzen Experten auf bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar. Allerdings kann sich davon kein Bauer etwas kaufen. Bevölkerung Äthiopiens 1988 2050 Waldfläche in Hektar in der Region Kaffa 1988 2008 600 000 ha 300 000 ha Waldfläche 2002 2008 2009 Entwicklung der Bevölkerung Prognose 200 Mio. 100 Mio. 1988 2000 2010 2020 2030 2040 2050 Quelle: United Nations 4 Kaffee_Broschuere_4.indd 4 11.08.2009 9:54:54 Uhr

Grenzenlose Vielfalt: Der undurchdringliche Regenwald bietet unzähligen Tierarten wie beispielsweise dem Mantelaffen letzten Lebensraum Kaffee_Broschuere_4.indd 5 11.08.2009 9:54:55 Uhr

Wo die Bohnen herkommen: Von Hand pflücken Kaffeesammler die wilden Früchte im Wald Kaffee_Broschuere_4.indd 6 11.08.2009 9:54:57 Uhr

Waldschutz zum eigenen Nutzen Die Menschen in der Region Kaffa sammeln den Wildkaffee seit Generationen, hauptsächlich für den eigenen Verbrauch. Sie bereiten daraus ein duftendes Getränk, das sie gern mit Kardamom verfeinern. Einen Markt für den Kaffee aus dem Urwald gab es nicht - bis 1999, als der gemeinnützige Verein GEO schützt den Regenwald 1 gemeinsam mit Partnern aus staatlicher und nichtstaatlicher Entwicklungszusammenarbeit sowie der Privatwirtschaft ein beispielhaftes Projekt entwickelte. Dank dieser Initiative stehen inzwischen 12.000 Hektar Wald unter partizipativem Wald-Management : Gut 4.500 Bauern haben bisher das vertraglich zugesicherte Recht, die reifen Kaffeefrüchte im Wald zu pflücken, verpflichten sich aber gleichzeitig, für die Bewahrung des Waldes zu sorgen. Solche Verträge mit der Regierung stärken das Verantwortungsgefühl der Bauern. Weil alle Beteiligten um die Bedeutung des Waldes und seiner Produkte wissen, sorgen sie für eine nachhaltige Nutzung. Der Erfolg zeigt sich auch für die Natur: Seltene Arten kehren zurück in ihre angestammten Wälder. Mit Ihrer Unterstützung soll dieses bewährte Modell auf weitere 150.000 Hektar Wildkaffeewald ausgedehnt werden. Knapp 6.800 Kaffeesammler gehören derzeit einer von 27 Genossenschaften an, die sich ihrerseits zur Kafa Farmers Union zusammengeschlossen haben. Diese verschifft seit 2005 steigende Mengen Wildkaffee nach Europa. Die Genossenschaften organisieren die fachgerechte Verarbeitung der Bohnen und die Qualitätskontrolle. Und sie garantieren ihren Mitgliedern ein geregeltes Einkommen. Damit können die Bauern ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen, ihre Hütten instand setzen und Güter wie Speiseöl kaufen, die sie nicht selbst produzieren. Somit stellt der Wildkaffee für rund 50.000 Menschen die wichtigste Einkommensquelle dar. Diese Entwicklung war möglich, weil die Firma Original Food 2, die den sonnengetrockneten Kaffee nach Europa importiert, veredelt und als Spezialität vermarktet, der Kafa Farmers Union regelmäßig Preise weit über dem Weltmarktniveau bezahlt 2008 fast das Doppelte. Damit die Erzeugung internationalen Standards genügt, trägt der wild gesammelte Kaffee seit der Ernte 2006/7 nicht nur das Biosiegel, sondern auch das von neutraler Stelle überwachte Zertifikat für soziale Nachhaltigkeit und fairen Handel. Es ist geplant, die Zertifizierung weiter auszubauen, die Standards und die Weiterbildung der Kaffeesammler noch zu verbessern und neue Absatzmärkte für die wilde Bohne zu erschließen. Wild gesammelt, fair gehandelt und köstlich zu genießen: Kaffa-Waldkaffee begeistert Kenner in Europa 1 GEO schützt den Regenwald e.v.: www.regenwald.de, 2 Original Food: www.originalfood.de 7 Kaffee_Broschuere_4.indd 7 11.08.2009 9:55:00 Uhr