Passive und aktive elektrische Membraneigenschaften

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Transmitterstoff erforderlich. und Tremor. Potenziale bewirken die Erregungsübertragung zwischen den Nervenzellen. Begriffen

Transkript:

Aktionspotential

Passive und aktive elektrische Membraneigenschaften V m (mv) 20 Overshoot Aktionspotential (Spike) V m Membran potential 0-20 -40 Anstiegsphase (Depolarisation) aktive Antwort t (ms) Repolarisation Spike-Schwelle passive Antwort Depolarisation Reizstrom -60 2 ms Ruhepotential Nach-Hyperpolarisation Hyperpolarisation

Aktionspotential - Formen Depolarisation Repolarisation Schwelle Nach-Hyperpolarisation Dudel Menzel Schmidt

Aktionspotential - Erzeugung Na + Gleichgewichtspotential K + Gleichgewichtspotential Ruhemembranpotential AP-Schwelle g Na g K Eckert

Purkinje-Zelle im Kleinhirn: Ca 2+ versus Na + Aktionspotentiale Dendritic Ca 2+ spike Somatic Na + spike Zigmond

AP-Rate hängt von Stärke der auslösenden Depolarisation ab Rate kodiert Reizamplitude

Aktionspotential - Refraktärzeit

Aktionspotentiale im Säugerhirn Zigmond

Zusammenfassung: Aktionspotential AP stellt aktive Membranpotentialänderung dar AP wird erzeugt aufgrund von V-abhängigen Na-Kanälen (Depolarisationsphase) gefolgt von der Aktivierung V-abhängiger K-Kanäle (Repolarisationsphase, Hyperpolarisationsphase) AP-Amplitude erreicht fast den Wert des Na-Gleichgewichtspotential (+20 bis +50 mv) Schwellenpotential muss erreicht werden für AP-Auslösung Alles oder Nichts - Erregung Nach AP-Auslösung gilt absolute und relative Refraktärzeit für Auslösung des nächsten APs Energiequelle für AP sind ATP-getriebene NA/K Austauschpumpen

Erregungsleitung

Erregungsleitung in Neuronen: elektrotonische Ausbreitung Eckert

Erregungsleitung in Neuronen: elektrotonische Ausbreitung Membran- Widerstand R m R m R l Längs- Widerstand R l Eckert

Erregungsleitung in Neuronen: elektrotonische Ausbreitung a b c a b c

Erregungsleitung in Neuronen: elektrotonische Ausbreitung in spines

Ausbreitung von Aktionspotentialen Saltatorische Ausbreitung

Myelinbildung bei peripheren und zentralnervösen Neuronen ZNS: Oligodendrocyt PNS: Ranvier-Schnürring Schwannsche Zelle

Multiple Sklerose (MS) Multiple Sklerose ist eine Krankheit des Zentralnervensystems. Es handelt sich dabei um eine Demyelinisierung und Entzündung von Axonbahnen in vielen Hirngebieten. Symptome: Monoculare Blindheit (Läsionen im optischen Nerven); motorische Schwächen und Paralyse (Läsionen im cortico-spinalen Trakt); abnormale somatische Empfindungen (Läsionen in den somatosensorischen Bahnen); Schwindelgefühl (Läsionen in den vestibulären Bahnen) Letzte Ursache für MS ist ungeklärt, aber Hypothese ist, dass es sich eventuell um eine Krankheit des Autoimmunsystems handelt.

Zusammenfassung: Erregungsleitung Elektrotonische Ausbreitung von Membranpotentialänderungen ist passiver Ausbreitungsmodus, hängt ab von vom Membranwiderstand und dem Längswiderstand Reichweite der Ausbreitung wird durch Längskonstante λ angegeben Saltatorische Ausbreitung von APs in Axonen zwischen den Ranvierschen Schürringen Myelin als elektrischer Isolator Gliazellen (Oligodendrocyten, Schwannsche Zellen) bilden Myelin

Evolution von Nervensystemen: Invertebraten

Cnidaria: ein verteiltes Nervennetz ZNS fehlt, aber Netz verdichtet sich in Nervenringen Sinnesneurone kontaktieren Muskel direkt oder indirekt über ein Interneuron elektrische Synapsen vorherrschend

Porifera Cnidaria Sensorimotorneurone Sensorische und motorische Neurone Ectoderm Bidirektionaler Informationsfluss amakrine Fortsätze Elektrische Synapsen!! Zigmond

höhere Invertebraten: ZNS in Form von Ganglien Unidirektionaler Informationsfluss Interneurone gewinnen an Bedeutung Zigmond

Nervensysteme von Plathelminthes

Strickleiter-Nervensysteme von Annelida primitiv fortgeschritten Primitiv: Gehirn im Prostomium (Oberschlundganglion) 2 subepidermale Nervenbahnen, Kommissuren und Konnektive Fortgeschritten: Cephalisation, Gehirn verlagert sich nach posterior (Ausnahme: Polychaeten); Ganglien und Nervenbahnen verschmelzen und verlagern sich nach dorsal

Beispiel Regenwurm Oberschlundganglion im 3. Segment Empfängt Sinnesinformation (Licht, Berührung) inhibitorische Funktion für Motorik Unterschlundganglion wichtig für Koordination der Nahrungsaufnahme Körperganglien: Innerhalb jedes Segments 3 Nerven pro Ganglion für Sinnesinput und Kontrolle der Muskeln. Segment-autonome Kontrolle der Ring- und Längsmuskeln Neurotransmitter: u.a. viele endogene Opiate

Nervensysteme von Arthropoda Heuschrecke Skorpion Kopf 6 Seg./ 2 Ggl. Cephalothorax = Prosoma alle Ggl. verschmolzen Thorax 3 Seg./ 3 Ggl. Abdomen Abdomen 11 Seg./ 8 Ggl. Anzahl von Neuronen im ZNS von Insekten: Drosophila: ca. 350.000 Biene: ca. 850.000 Schabe: ca. 1.2 x 10 6 Mensch ca. 1 x 10 11

Chelicerata Opilliones (Weberknechte) Solifugae (Laufspinnen) Scorpiones

Mollusken: Vielfalt von Organisationstypen Grundbauplan: 5 Ganglionpaare Reichert

Octopus: größtes Invertebraten NS, 300 Mill. Neurone

Zusammenfassung: Invertebraten NS Nervennetze mit elektrischen Synapsen sowie Peptiden als Neurotransmitter bei Cnidaria; Erste Cephalisation bei Plathelminthes Ganglien bei höheren Invertebraten; Strickleiternervensystem bei Articulata mit Unterschlundganglion und Oberschlundganglion (Proto,Deuto Tritocerebrum) Größte Invertebratengehirne bei Mollusken