Faller A. / Schünke M. Der Körper des Menschen

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Transkript:

Faller A. / Schünke M. Der Körper des Menschen Reading excerpt Der Körper des Menschen of Faller A. / Schünke M. Publisher: MVS Medizinverlage Stuttgart http://www.narayana-verlag.com/b2113 In the Narayana webshop you can find all english books on homeopathy, alternative medicine and a healthy life. Copying excerpts is not permitted. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern, Germany Tel. +49 7626 9749 700 Email info@narayana-verlag.com http://www.narayana-verlag.com

nerthuz, Fotolia Kapitel.1 Herz (Cor) 356 Herz und Gefäßsystem.2 Gefäßsystem Bau und Funktion 376 Gefäßsystem physikalische und physiologische Grundlagen 392.3

Herz und Gefäßsystem Herz und Gefäßsystem Herz und Gefäßsystem werden gemeinsam unter dem Begriff Kreislauforgane zusammengefasst. Sie transportieren das Blut in die unmittelbare Nähe aller Zellen des menschlichen Organismus. Das Herz ist dabei der Motor des Kreislaufs. Seine Pumpleistung sorgt für den ständigen Blutfluss im Gefäßsystem, das ein geschlossenes System elastischer Röhren darstellt. Es besteht aus: Arterien (Schlagadern), die das Blut vom Herzen wegleiten und verteilen, Kapillaren (Haargefäße), in denen der Stoffaustausch stattfindet, Venen (Blutadern), die das Blut zum Herzen zurückführen, und Lymphgefäßen, die Lymphflüssigkeit und Abwehrzellen transportieren..1 Herz (Cor) Das Gefäßsystem dient nicht nur dem O2Transport, sondern auch der Verteilung der aus der Nahrung aufgenommenen Bestandteile. Auf dem Blutweg gelangen sie zu den Zellen (Stoffaustausch in den kleinsten Blutgefäßen, den Kapillaren). Dort werden sie mithilfe von Sauerstoff in Energie (ATP) für lebensnotwendige Stoffwechselprozesse umgewandelt oder zum Aufbau körpereigener Substanzen verwendet. Die Größe entspricht etwa dem Anderthalbfachen der geballten Faust eines Menschen, kann aber durch Training bzw. unter pathologischen Umständen erheblich zunehmen. Das Gewicht beträgt etwa 0,5 % des Körpergewichtes und liegt im Durchschnitt zwischen 300 und 350 g. Die Gestalt des Herzens gleicht einem abgerundeten Kegel, dessen Grundfläche als Herzbasis bezeichnet wird. Die Herzspitze berührt die vordere Brustwand im linken 5. Zwischenrippenraum etwas einwärts einer Senkn durch die Mitte des Schlüsselbeins (mittlere Schlüsselbeinlinie). Die großen Gefäße treten an der Herzbasis ein, die auf diese Weise im Mediastinum verankert wird ( Abb..2). Die Herzspitze dagegen ist innerhalb der Perikardhöhle frei beweglich..1.1 Gestalt und Lage Definition L Das Herz ist ein muskuläres Hohlorgan, das in einem Bindegewebsraum (Mediastinum) zwischen Wirbelsäule und Brustbein liegt. Es ist vollständig von einem Herzbeutel (Perikard) umhüllt, der sich zwischen Brustfellhöhlen (Pleurahöhlen, Abb. 9.10), dem Zwerchfell (Diaphragma) und den großen Gefäßen ausspannt ( Abb..1 u. Abb..2). 356

.1 Herz (Cor) obere Hohlvene (V. cava superior) Aortenbogen mittlere Schlüsselbeinlinie 1. Rippe 2. Zwischenrippenraum (Interkostalraum) Schlüsselbein (Clavicula) linke Begrenzung des Herzens (linker Ventrikel) Lungenhilus Begrenzung des Herzens (r Vorhof) Zwerchfellkuppel 5. Zwischenrippenraum Herzspitze Ventilebene (Klappenebene) linke Zwerchfellkuppel Abb..1 Röntgenbild. Vereinfachte Röntgenskizze einer Brustaufnahme mit Herzschatten. Strahlengang von hinten nach vorn (posterior-anterior, p.-a.). linke Lunge (Oberlappen) Lunge (Oberlappen) Lungenfell. Brustwirbelkörper Zwischenrippenmuskulatur Rippe Aorta Speiseröhre Rippenfell Pleuraspalt linker Vorhof r Vorhof linke Kammer Kammer Herzbeutel Brustbein Herzmuskulatur (Myokard) Mediastinum Abb..2 Schnittbild Brustkorb. Horizontalschnitt durch den Brustkorb auf Höhe des. Brustwirbels. 357

Herz und Gefäßsystem.1.2 Rechtes und linkes Herz Definition L Das Herz ist durch die Herzscheidewand (Septum interventriculare) in ein s Herz für den Lungenkreislauf und in ein linkes Herz für den Körperkreislauf Luftröhre (Trachea) Truncus brachiocephalicus obere Hohlvene (V. cava superior) Anheftung des Herzbeutels (Pericard) vollständig unterteilt. Beide Hälften haben jeweils einen Vorhof (Atrium) und eine Kammer oder Ventrikel (Ventriculus) ( Abb..3 c). Wenn man das Herz von vorn betrachtet, wird die Vorderwand des Herzens im Wesentlichen von der n Kammer gebildet ( Abb..3 a c). Nach rechts schließt Speiseröhre (Oesophagus) linke Kopfschlagader (A. carotis communis) linke Unterschlüsselbeinarterie (A. subclavia) Aortenbogen Brusthöhlenvene (V. azygos) Lig. arteriosum (ehemaliger Ductus arteriosus Botalli) Lappenbronchus Truncus pulmonalis Lungenvene (V. pulmonalis) linkes Herzohr (Teil des linken Vorhofs) s Herzrohr (Teil des n Vorhofs) R. circumflexus r Vorhof Herzkranzarterie (A. coronaria dextra) linke Herzkranzarterie (A. coronaria sinistra) linke Kammer R. interventricularis anterior Kammer untere Hohlvene (V. cava inferior) Fettgewebe Ventilebene a Herzspitze Zwerchfellfläche (Hinterwand des Herzens) Abb..3 Herz und herznahe Gefäße. Der Herzbeutel (Perikard) ist entfernt worden. a Ansicht von vorn (in b und c ist das Herz in verschiedenen frontalen Ebenen geschnitten). Fortsetzung 35

.1 Herz (Cor) Aorta Aorta Lungenarterie Aortenklappe linker Vorhof Segelklappe linke Segelklappe r Vorhof linke Kammer b Segelklappe Truncus pulmonalis Pulmonalklappe c Kammer Herzscheidewand (Septum interventriculare) Papillarmuskeln linke Lungenarterie (A. pulmonalis) Lungenarterie V. cava superior Herzbasis Lungenvenen R. circumflexus r Vorhof Sinus coronarius d Hinterwand V. cava inferior R. interventricularis posterior Lage der Schnitte von b und c Abb..3 Fortsetzung. Herz und herznahe Gefäße. b Die Kammer ist eröffnet (blaue Pfeile = Fließrichtung des venösen Blutes). c Zusätzlich zur n Kammer sind der Vorhof und die linke Kammer eröffnet (rote Pfeile = Fließrichtung des arteriellen Blutes). d Herz von hinten (Herzbasis) und von unten (Hinterwand). 359

Herz und Gefäßsystem sich der Vorhof an, in den die obere und untere Hohlvene (V. cava superior und V. cava inferior) münden ( Abb..3 c u. d). An die linke Seite der n Kammer grenzt ein Teil der linken Kammer, dazwischen verläuft in einer Rinne (Sulcus interventricularis anterior) der vordere Ast (R. interventricularis anterior) der linken Herzkranzarterie (A. coronaria sinistra) ( Abb..3 a). Die aus der linken Kammer entspringende Körperschlagader (Aorta) zieht nach rechts oben und verläuft über dem aus der n Kammer kommenden Truncus pulmonalis (= kurzer gemeinsamer Stamm der linken und n A. pulmonalis) in einem Bogen (Aortenbogen), um dann hinter dem Herzen weiter abwärts zu ziehen ( Abb..3 b u. c). Wenn man das Herz von hinten (wirbelsäulenseitig) betrachtet, wird die linke Kammerwand durch eine rinnenartige Vertiefung (Sulcus interventricularis posterior) gegen die Ventrikelwand abgegrenzt ( Abb..3 d). In ihr verläuft der Endast (R. interventricularis posterior) der n Herzkranzarterie (A. coronaria dextra) in Richtung Herzspitze. Die der Wirbelsäule zugewandte Seite des Herzens, die anatomische Hinterwand, wird im Wesentlichen vom linken Vorhof und den in ihn einmündenden Lungenvenen (Vv. pulmonales) eingenommen. An der Vorhof-Kammer-Grenze senkt sich die Kranzfurche (Sulcus coronarius) ein. In ihr verlaufen die großen Herzvenen, die im Sinus coronarius in den n Vorhof einmünden. Auf einer posterior-anterioren (p.-a.) Röntgenaufnahme (Strahlengang von hinten nach vorn) des Brustkorbs können innerhalb des Herzschattens nur die randbildenden Strukturen beurteilt werden ( Abb..1 u. Abb..4). Die Kontur des Herzschattens wird vom n Vorhof und der oberen Hohlvene gebildet, während sich linksseitig folgende Konturen von oben nach unten darstellen: Aor- tenbogen, Lungenarterie, linkes Herzohr (Teil des linken Vorhofs) und linker Ventrikel. Will man hingegen den linken Vorhof oder die Kammer randbildend darstellen, muss man Röntgenbilder mit schrägem oder seitlichem Strahlengang anfertigen. Zusatzinfo Herzhinterwand V Die Unterfläche des Herzens (Zwerchfellfläche) ist abgeplattet, liegt dem Diaphragma auf und wird größtenteils vom linken und zu einem geringen Teil auch vom n Ventrikel gebildet ( Abb..3 d). Im klinischen Sprachgebrauch wird sie häufig als Hinterwand bezeichnet (Hinterwandinfarkte). Binnenräume des Herzens Von den Binnenräumen des Herzens haben nur die Hauptteile der Vorhöfe eine glatte Wandung. In den Herzohren (Teile der Vorhöfe) ( Abb..3 a) und v. a. in den Kammern springen Muskelwülste in das Innere vor (Trabeculae carneae). Der gesamte Innenraum wird von einem einschichtigen Epithel (Endokard) ausgekleidet. Die vier Klappen (S. 361) des Herzens sind in Bindegewebsfaserringen befestigt, die annähernd in einer Ebene (Ventilebene) liegen ( Abb..3 a u. Abb..5). Sie bilden zusammen mit dem dazwischenliegenden Bindegewebe, dem sog. Herzskelett, eine Einheit. Das Herzskelett ist eine Platte aus straffem Bindegewebe mit folgenden Funktionen: Sie trennt Vorhof- und Kammermyokard voneinander. Sie dient einem Teil der Vorhof- und Kammermuskulatur als Ursprung. Sie bildet die Bindegewebsfaserringe für die Klappenbefestigung. 360

.1 Herz (Cor) Aortenbogen obere Hohlvene Lungenarterie linkes Herzohr r Vorhof linker Ventrikel untere Hohlvene Ventilebene Abb..4 Röntgenbild Herz. Randbildende Strukturen einer schematisierten Röntgenaufnahme des Herzens und der herznahen Gefäße. Strahlengang von hinten nach vorn. Das linke Herz ist rot, das Herz blau dargestellt. Die randbildenden Strukturen der n Seite sind im Wesentlichen obere Hohlvene und r Vorhof; die randbildenden Strukturen der linken Seite sind Aortenbogen, Lungenarterie, linkes Herzohr und linker Ventrikel. Sie verhindert eine unkontrollierte Erregungsausbreitung (S. 369) zwischen Vorhöfen und Herzkammern (= elektrische Isolierung). Herzklappen Die Klappen zwischen den Vorhöfen und den Kammern werden als Segelklappen (Atrioventrikularklappen) bezeichnet. Sie entspringen als Endokardduplikaturen am Herzskelett ( Abb..5). Die freien Enden der Segel sind durch Sehnenfäden (Chordae tendineae) an den Papillarmuskeln befestigt. Diese zapfenartigen Vorsprünge an der Innenseite der Kammerwände verhindern zusammen mit den Sehnenfäden ein Zurückschlagen der Segel während der Kammerkontraktion ( Abb..9). Zwischen m Vorhof und r Kammer befindet sich eine dreizipflige Segelklappe (Valva tricuspidalis = Trikuspidalklappe). Linker Vorhof und linke Kammer sind durch eine zweizipflige Segelklappe (Valva bicuspidalis = Bikuspidal- oder Mitralklappe) getrennt ( Abb..6). Am Eingang in die A. pulmonalis und in die Aorta befinden sich die Taschenklappen (Semilunarklappen), die das Zurückfließen 361

Herz und Gefäßsystem vorne Pulmonalklappe Abgang der n Herzkranzarterie linke Herzkranzarterie Aortenklappe Reizleitungssystem (His-Bündel) Klappenrand bindegewebiges Herzskelett Herzkranzarterie Lage der Papillarmuskeln Lage der Papillarmuskeln linke Segelklappe (Bikuspidal- oder Mitralklappe) Segelklappe (Trikuspidalklappe) hinten Abb..5 Klappenebene. Aufsicht auf die Klappenebene (Ventilebene) des Herzens nach Wegnahme der Vorhöfe. Die Lage der Papillarmuskeln ist durch kleine Kreise angedeutet. des Blutes nach erfolgter Kammerkontraktion verhindern ( Abb..6 a d). Pulmonal- und Aortenklappe bestehen aus drei taschenartigen, in das Lumen hineinragenden Endokardduplikaturen, deren Unterseiten herzwärts gerichtet sind. Bei geschlossenen Klappen legen sich die Klappenränder eng aneinander, das Ventil ist geschlossen. Bei Druckanstieg innerhalb der Kammern weichen die Klappenränder auseinander und das Ventil wird geöffnet. Herzwand Die Herzwand besteht aus drei ungleich dicken und unterschiedlich gebauten Schichten ( Abb..7): der inneren Herzhaut (Endokard), der eigentlichen Herzmuskulatur (Myokard) und der äußeren Herzhaut (Epikard). Zwischen Epikard und der Innenfläche des Herzbeutels (Perikard) liegt ein dünner, mit wenig Flüssigkeit gefüllter Gleitspalt, der eine reibungslose Bewegung des Herzens im Herzbeutel gestattet. Das Myokard besteht aus quergestreifter Herzmuskulatur und ist im Bereich der n Kammer etwa 0,7 cm dick. Die linke Kammer weist aufgrund des höheren Druckes und der damit verbundenen höheren Arbeitsleistung eine Wandstärke von durchschnittlich 1,4 cm auf. 362

.1 Herz (Cor) Mitralklappe Klappenrand (befestigt am Herzskelett) Klappensegel Sehnenfaden Papillarmuskel a Aufsicht auf die Mitralklappe (Bikuspidalklappe) Aortenklappe b ausgebreitete Segel der Mitralklappe Aortenwurzel Abgänge der beiden Herzkranzgefäße Taschenklappe Klappenrand (befestigt am Herzskelett) Herzwand c Aufsicht auf die Aortenklappe (Klappe leicht geöffnet) d aufgeschnittene und aufgeklappte Aortenklappe Abb..6 Herzklappen. Schematische Darstellung der Herzklappen. linke Kammer R. interventricularis posterior linke Kammerwand Schichten der Herzwand Kammerwand Kammer Kammerseptum (Septum interventriculare) R. interventricularis anterior Endokard Myokard Epikard Perikardspalt Perikard Abb..7 Herzkammern. Querschnitt durch die beiden Herzkammern. 363

Herz und Gefäßsystem.1.3 Herzkranzgefäße Definition L Zu den Herzkranzgefäßen gehören: Herzkranzarterien (Aa. coronariae) und Herzvenen (Vv. cordis). Die Herzkranzarterien dienen ausschließlich der Versorgung der Herzmuskulatur ( Abb..). Die Herzkranzarterien entspringen unmittelbar oberhalb der Aortenklappe aus der Aorta und verlaufen mit ihren größeren Ästen auf dem Myokard, um mit ihren Endaufzweigungen von außen in die Herzmuskulatur einzudringen: Die Herzkranzarterie (A. coronaria dextra) verläuft nach ihrem Abgang aus der Aorta, zunächst vom n Herzohr bedeckt, im Sulcus coronarius um den n Herzrand zur Zwerchfellfläche des Herzens und zieht mit ihrem Endast, dem R. interventricularis posterior, in Richtung Herzspitze ( Abb..). Die linke Herzkranzarterie (A. coronaria sinistra) teilt sich nach kurzem Verlauf in den auf der Vorderfläche verlaufenden R. interventricularis anterior und den auf die Rückseite ziehenden R. circumflexus. In den Herzvenen wird das venöse Blut aus der Herzmuskulatur gesammelt. Sie laufen im Sinus coronarius zusammen, der in den n Vorhof mündet. Die wichtigsten Herzvenen sind: die V. cardiaca magna, die V. cardiaca media und die V. cardiaca parva. Zusatzinfo Arteriosklerose und Herzinfarkt V Bei einer Verengung der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose) wird die betroffene Region der Herzmuskulatur nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, bei vollständigem Verschluss der Gefäße kann sie zugrunde gehen (Herzinfarkt). obere Hohlvene Sinusknoten Lungenvenen Vorhofseptum His-Bündel r TawaraSchenkel untere Hohlvene Vorhofkammerknoten (Atrioventrikularknoten) linker Tawara-Schenkel Kammerseptum Purkinje-Fasern Abb.. Herzkranzgefäße. Verlauf der Herzkranzgefäße. Schematische Darstellung des Herzens in der Ansicht von vorn. Die auf der Hinterwand verlaufenden Gefäße sind mit blassen Farben und gestrichelten Linien dargestellt. 364

Faller A. / Schünke M. Der Körper des Menschen Einführung in Bau und Funktion 704 pages, pb publication 2016 More books on homeopathy, alternative medicine and a healthy life www.narayana-verlag.com