Botanik der Nutzpflanzen

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Transkript:

Botanik der Nutzpflanzen Kurs 1 Kurs 2 Kurs 3 Kurs 4 Kurs 5 Kurs 6 Kurs 7 Kurs 8 Kurs 9 Kurs 10 9.Apotom Kurs 11 Kurs 12 Wozu Botanik der Nutzpflanzen? Pflanzliche Zellen. Was nutzen wir (1)? Pflanzliche Energie Was nutzen wir (2)? Pflanzliche Inhaltsstoffe Grüne Gentechnik, Evolution der Nutzpflanzen und Globalisierung Pflanzliche Gewebe 1: Meristem. Parenchym.. Pflanzliche Gewebe 2: Abschlussgewebe. Exkretionsgewebe. Pflanzliche Organe. Aufbau der Pflanze. Metamorphosen. Generative Entwicklung: Blüte. Samen. Frucht. Biodiversität 1: Hauptgericht: Poaceae, Fabaceae, Solanaceae Biodiversität 2: Beilagenteller: Brassicaceae, Asteraceae, Rosaceae Biodiversität 3: Genuss: Rubiaceae, Vitaceae, Lauraceae Biodiversität 4: Heilung: Apiaceae, Lamiaceae, Zingiberaceae

Botanik der Nutzpflanzen 5: Pflanzliche Gewebe (1): Meristem. Parenchym.. Der rote Faden durch die Vorlesung Konzepte Praxis Anwendung Meristeme Parenchyme Wurzelmeristem Assimilationsparenchym Steinzellen und Leitbündel Zertifizierung von Holz

Konzepte: Meristeme Mysterium langen Lebens Warum wird ein Mammutbaum 100 m hoch und 3000 Jahre alt? Ein Mensch schafft nur knapp 2 m und wird maximal 110 Jahre alt? Grund: Pflanzen bilden an den beiden Polen lebenslang neue Zellen aus, die nicht festgelegt sind. Bei Mensch und Tier verbraucht sich die Bildung solcher Zellen recht früh in der Entwicklung. Offene Entwicklung von Pflanzen. An den beiden Polen bildet eine Pflanze ihr ganzes Leben lang Stammzellen aus, die alle Gewebetypen hervorbringen können. Der Mensch kann das nicht hier kommen Stamm-zellen nur in der frühen Entwicklung vor und werden bald aufgebraucht. Größe und Langlebigkeit von Pflanzen haben also damit zu tun, dass sie ihr Leben lang Stammzellen bilden.

Konzepte: Meristeme Stammzellen Stammzellen bilden unterschiedliche Töchter: eine Tochter wird Körperzelle und differenziert, verliert also die Fähigkeit, sich unbegrenzt zu teilen. die andere Tochter ist eine Kopie der Mutter, differenziert also nicht und behält die Fähigkeit, sich unbegrenzt zu teilen. Definition einer Stammzelle. Die Stammzelleigenschaft hat etwas mit ewiger Wiederholung zu tun. Bei jedem Teilungsschritt erhält sich die Stammzelle selbst und gibt gleichzeitig eine Tochter ab, die verschiedene Funktionen übernimmt (Differenzierung), dafür aber sterblich wird. Differenzierung und Teilungsfähigkeit stehen also im Gegensatz. Bei Pflanzen bleiben sie lebenslang in Balance.

Konzepte: Meristeme Wo findet man Stammzellen? In den sogenannten Meristemen (Bildegeweben). Diese sitzen in den beiden Polen der Pflanze: in der Spross-Spitze und in der Wurzelspitze. Diese Meristeme sind von Anfang an da und heissen daher primäre Meristeme. Meristeme bilden sich aber auch sekundär aus schon differenzierten Zellen bilden(z.b. Kambium). Wurzelmeristem. In der Wurzelspitze sitzt unterhalb der Wurzelhaube (Calyptra) das Wurzelmeristem, aus dem die verschiedenen Gewebe entstehen. Je weiter man sich von der Wurzelspitze entfernt, umso älter werden die Zellen und differenzieren. Achtung: Stammzellen sind nicht dasselbe wie Meristem! Warum nicht?

Konzepte: Meristeme Wie sehen Meristeme aus? Meristematische Zellen: klein und würfelartig (isodiametrisch:= Durchmesser in verschiedene Richtungen gleich). Der Zellkern ist im Verhältnis zur Zelle sehr gross. Die Plastiden sind klein, nicht differenziert und nicht grün (Proplastiden). Häufig Teilungsstadien (Mitosen) Differenzierung. Zur Basis der Wurzel (im Bild nach oben) differenzieren die verschiedenen Gewebe der Wurzel wie Epidermis, Cortex, Endodermis, Perizykel und Stele, zur Spitze die schützende Wurzelkappe (Calyptra), die an Spitze und Rändern abschilfert.

Konzepte: Meristeme Wie erkennt man sie? Apikalmeristem des Sprosses: Lage: verborgen am Grund der Blätter Aussehen: oft nur wenige Zellschichten an der Oberfläche, kleine Vacuolen Apikalmeristem der Wurzel: Lage: Wurzelspitze, in Wurzelkappe Gar nicht so einfach. In einer vor kurzem erschienenen Arbeit an der urtümlichen Konifere Araucaria angustifolia ging es um den Nachweis von Spross- und Apikalmeristem im Embryo, um die fast ausgestorbene Art über Meristemkultur erhalten und klonal vermehren zu können. Aussehen: gross, klar geschichtet, flache Zellstapel

Konzepte: Meristeme Zellulärer Jungbrunnen? Die Meristeme bilden ständig differenzierte Zellen. Warum verbrauchen sie sich nicht? Die Stammzellen werden immer wieder vom ruhenden Zentrum nachgeliefert. Die Zellen des ruhenden Zentrums teilen sich nur selten, sie bleiben stattdessen ewig jung. Das Auge des Sturms. Obwohl in den Meristemen viele Teilungen ablaufen, gibt es im Zentrum ein ruhendes Zentrum. Das sind die Stammzellen der Stammzellen und sie teilen sich nur, wenn es unbedingt nötig ist und erhalten so ihre ewige Jugend. Die molekularen Signale dabei kennt man aus Mutantenstudien. Signale von den differenzierten Zellen melden zurück, ob Ruhe oder Teilung angesagt ist.

Konzepte: Parenchyme Wie sehen Parenchyme aus? Mehr oder minder isodiametrisch Mehr oder minder dünnwandig Mehr oder minder vakuolisiert (im Gegensatz zu meristematischen Zellen) An den Ecken oft Interzellularen Parenchymatische Zellen. Das Grundgewebe macht den Großteil des Pflanzenkörpers aus. Diese Zellen haben dünne Zellwände und große Vacuolen und können sich relativ leicht in verschiedene andere Zelltypen umdifferenzieren.

5 Meristem, Parenchym, Konzepte: Parenchyme Funktionelle Differenzierung Assimilationsparenchyme mit Chloroplasten sind photosynthetisch aktiv. Im Innern von Blättern, z.t. auch von Stengeln. Speicherparenchyme enthalten Amyloplasten (Stärkespeicherung) oder Oleosomen (Fettspeicherung). Assimilations- und Speicherparenchym. Oben: Assimilationsparenchym eines Laubblatts mit Chloroplasten im Innern eines Laubblatts (Mesophyll) Unten: Speicherparenchymzelle im REM mit Amyloplasten. Stärkekörner im Polarisationsmikroskop (Doppelbrechung wegen der Zuckerketten) Nachweis Stärke über Lugolsche Lösung (Blaufärbung) oder Polarisationsmikroskopie (die polaren Zuckerketten sind stark doppelbrechend, was als Farbumschlag sichtbar wird.

Konzepte: Parenchyme Leitbündel-Differenzierung Markparenchym kann Leitbündel bilden (z.b. Blattadern). Das Muster ist für jede Art charakteristisch. jede Parenchymzelle kann sich in ein Leitbündel umwandeln (differenzieren) nur einige tun es tatsächlich. Folgerung: Die Zellen tauschen Signale aus, um die Differenzierung zu steuern. Steuerung der Differenzierung. Beim Blattwachstum werden neue Bereiche durch neugebildete Blattvenen versorgt. Diese entstehen aus Markparenchym, gesteuert durch Auxin gesteuert. Wird der Abfluss von Auxin gehemmt, gibt es überzählige Blattvenen(Faszierung). Zuführung des Pflanzenhormons Auxin fördert Leitbündel. Hemmung des Abtransports von Auxin (über einen Hemmstoff) ebenfalls

Konzepte: Parenchyme Auxinfluß Ionenfalle: als schwache Säure ist Auxin im Apoplasten ungeladen und kann durch die Membran, im neutralbasischen Zellinnern gibt es ein Proton ab und wird geladen. Dadurch kann es nicht mehr aus der Zelle hinaus Es muss aktiv durch eine Auxinpumpe (PIN-Proteine) durch die Membran hinausgeschleust werden. Auxinfluss als Richtung der Pflanze. Durch einen Ionenfallen-mechanismus sammelt sich Auxin im Zellinnern und wird durch eine (hier grün markierte) Pumpe(PIN-Protein) hinausgebracht. So entsteht ein Fluss von Spross zur Wurzel, der die Differenzierung ausrichtet. Diese Pumpe sitzt am Zellpol, Auxin wird also in einer bestimmten Richtung hinausgepumpt. Dadurch entsteht ein Fluß von Auxin durch die gesamte Pflanze hindurch.

Konzepte: Parenchyme Kanalisierungsmodell Markparenchym-Zelle, die viel Auxin transportiert, differenziert zu Leitbündel. Scarpella et al. 2006 Bei Differenzierung wird die Fähigkeit zum gerichteten Transport verstärkt. Es kommt zu einer Drainage die sich differenzierende Zelle saugt den Zellen in der Nachbarschaft, die weniger gut pumpen das Auxin förmlich ab. Auxinkanalisierung. Durch einen Drainage-Prozess unterdrücken die Parenchymzellen, die sich zu Leitbündeln differenzieren, die Differenzierung ihrer Nachbarzellen. Durch diesen einfachen Mechanismus entstehen durch Selbstorganisation optimale Blattvenenmuster. Dadurch wird verhindert, dass sich die Nachbarzellen zu Leitbündeln differenzieren können. Das Muster des Auxinstroms wird als Venenmuster sichtbar.

Konzepte: Festigungs- und Holzstoff (Lignin) Bei der Differenzierung bilden manche Zellen Holzstoff, der in die Zellwand eingelagert wird (Inkrustierung). Ausgangspunkt: Desaminierung der Aminosäure Phenylalanin zu trans- Zimtsäure(Phenylpropanweg). Ligninsynthese. Durch Desaminierung von Phenylalanin entsteht Zimt-säure, die zu verschiedenen Alkoholen und Säuren umgesetzt werden. Die Zusammensetzung ist arttypisch. In Nadelholz dominieren z.b. die Coniferylalkohole(unten rechts). Bei der Zimtsäure trennt sich die Ligninbildung vom Flavonoid/Anthocyanweg. Die gebildeten Alkohole verestern zu einem Riesenmolekül.

Konzepte: Festigungs- und Nachweis von Lignin Histologischer Nachweis von Lignin über Safranin (Rotfärbung) oder Phloroglucin/HCl(Rotfärbung) Technische Anwendung für den histochemischen Nachweis von Lignin: Qualitätskontrolle von holzfreiem Papier Phloroglucin-HCl. Man benutzt Phloroglucin-HCl, das mit Coniferylalkohol ein charakteristisches Addukt (rot gefärbt) ergibt. Auch für die Mikroskopie geeignet (Beispiel: Histochemischer Nachweis verholzter Tracheen im Zentralzylinder der Wurzel von Clivia).

Konzepte: Festigungs- und Da gibt es noch viel mehr! Inzwischen halbvergessen, aber nutzbringend: es gibt eine lange Tradition histochemischer Tests, mit denen man Chemie unter dem Mikroskop betreiben kann. Neben großen Strukturen kann man dabei ganz spezifische Unterpopulationen von Molekülen nachweisen. Lignin Characterisierung. Phloroglucin-HCl ist der Nachweis für Lignin im Allgemeinen. Zielstruktur ist vor allem Sinapylalkohol, der ein rotes Addukt bildet. Mit dem Mäulereagens kann man dagegen die Syringyl-Subpopulation von Lignin anfärben. So konnte man Mutant en der Holzbildung in Arabidopsis finden. Vor allem für die biochemisch schwer zugängliche Zellwand kann so recht genau kartiert werden.

Konzepte: Festigungs- und Festigungsgewebe Landpflanzen müssen sich gegen die Schwerkraft behaupten und brauchen mechanische Festigkeit. Dazu verholzte Gewebe. Manche dienen nur der Festigkeit (Festigungsgewebe), manche auch zum Transport(). Verholztes (totes!) Festigungsgewebe: Sklerenchym (Sklerenchymfasern, Steinzellen). Festigungsgewebe. Kollenchyme sind lebend. Hier ist die Zellwand der Kante oder der Ecke verdickt. Sklerenchyme sind verholzt und tot und können in Faserform oder als isodiametrische Steinzellen vorkommen. Durch Phloroglucin/HCl werden sie rot angefärbt. Unverholztes (lebendes!) Festigungsgewebe heißt Kollenchym und kommt als Kanten- oder als Plattenkollenchym vor.

Konzepte: Festigungs- und Leitbündel Leitbündel sind strangförmige Komplexe aus. Xylem: Wassertransport von unten nach oben, verholzte Zellen Leitbündel. Das Xylem transportiert Wasser, das Phloëm Assimilate. Bei offenen Leitbündeln liegt dazwischen ein sekundäres Meristem, das es dem Organ erlaubt, dicker zu werden. Die Anordnung der Leitbündel ist ein diagnostisches Merkmal links Monokot, rechts Dicot-Stengel. Phloëm: Assimilattransport von oben nach unten, unverholzte Zellen Ursprünglich nur Leitfunktion, bei höheren Landpflanzen auch Festigung Geschlossene Leitbündel haben kein Meristem, offene Leitbündel haben ein sekundäres Meristem (Kambium) zwischen Xylem und Phloëm.

5 Meristem, Parenchym, Konzepte: Festigungs- und Sekundäres Meristem Bei den Zweikeimblättrigen sind die Leitbündel offen. Zwischen Xylem und Phloëm liegen dünnwandige Zellen, das Kambium Das Kambium ist nichts anderes als ein schlafendes Meristem. Interfaszikuläres Kambium Beim sekundären Dickenwachstum wird es aktiviert. Markstrahl Sekundäres Dickenwachstum. Das schlafende Kambium wird aktiviert und gibt nach außen Phloëm, nach innen Xylem ab. Zusätzlich wird das Parenchym in den Markstrahlen dazu aktiviert, ebenfalls Kambium zu werden (interfaszikuläres Kambium). Es entsteht also ein geschlossener Kambiumring. Im Gegensatz zu den primären Meristemen in Wurzel- und Sprossspitze ist das Kambium zunächst nicht meristematisch. Dieser Typ heißt sekundäres Meristem.

Konzepte: Festigungs- und Xylem Tracheiden: tot, langgestreckt, eng Tracheen: durch Verschmelzung von Einzelzellen entstande weite Röhren, tot(fehlen bei den Nadelhölzern) Wandverdickungen: verschiedene Muster, diagnostisches Merkmal Xylem. Tracheiden sind englumig, Tracheen weitlumig. Tracheen gibt es nur bei Laubhölzern. Die Zellwand ist mit charakteristischen Mustern verdickt. Ausgeprägte Hoftüpfel gibt es nur bei Nadelhölzern. Aufgrund der zellulären Details kann man also Holz ziemlich genau zuordnen. Hoftüpfel: Sekundärwand ist leicht abgehoben, so dass im Auflicht ein Ring (Torus, Hof) entsteht: bei Nadelhölzern. Das Xylem war schon verholzt, bevor es Stützfunktion übernahm. Warum eigentlich?

Konzepte: Festigungs- und Siebröhren und Geleitzellen. Die Siebröhren lösen die Querwand siebartig auf und verlieren Zellkern und Vacuole. Über zahlreiche Plasmodesmata müssen sie daher von den metabolisch hoch aktiven Geleitzellen versorgt werden. Die Siebröhre enthalten Callose(Anilinblau-Färbung). Phloëm Siebröhren: Querwände siebartig durchlöchert (sehr große Plasmodesmen), lebend, aber ohne Zellkern, weit. Geleitzellen: Begleiten Siebröhre, große Kerne, dichtes Cytoplasma, eng. Entwicklung Siebröhren durchlaufen teilweisen Abbau (Kern löst sich auf, Plasmodesmen Querwände erweitern sich) und sind nicht mehr alleine lebensfähig. Geleitzellen versorgen die Siebröhre mit. Die Proteine der Siebröhre sind also im Kern der Geleitzelle kodiert und werden eintransportiert.

Konzepte: Festigungs- und Siebplatten Entstehung: Die Siebplatten sind im Grunde Plasmodesmen (Tüpfel), die sehr breit sind. Feinstruktur der Siebplatte im TEM. Die Siebröhren haben eine direkte cytoplasmatische Verbindung. Durch die Pforten ziehen Endoplasmatisches Reticulum und sogenannte P-Filamente. Hierbei handelt es sich vermutlich um Actomyosinbündel(Behnke 1971). Komponenten: Das Actinskelett und das Endoplasmatische Reticulum ziehen durch die Sieblöcher von Zelle zu Zelle. Histologie: Wie bei gewöhnlichen Tüpfel sind die Siebplatten-Löcher mit Callose ausgekleidet. Callose färbt sich mit Anilin-Blau prächtig blau. Durch Anilin-Blau-Färbung lassen sich daher Siebröhren in Schnitten eindeutig nachweisen.

5 Meristem, Parenchym, Konzepte: Festigungs- und Anordnung Zentral: in der Wurzel sind die Leitbündel sternförmig im Zentrum angeordnet Zerstreut: im Spross von Monokotylen Leitbündel über den gesamten Querschnitt verteilt (kein sekundäres Dickenwachstum). Ringartig: im Spross von Dikotylen sind die Leitbündel ringförmig angeordnet (sekundäres Dickenwachstum). Leitbündel. Ein zentraler Leitbündelstern kennzeichnet Wurzeln, zerstreute den Sproß von Einkeimblättrigen (geschlossene Leitbündel), Ringordnung Zweikeimblättrige (offene Leitbündel). Die Urfarne wurden hydraulisch gefestigt zentrale Leitbündel! Calamiten hatten schon eine sekundäre Xylemscheide. Ursprünglich waren Leitbündel in der Sproßmitte und trugen so kaum zur Festigung bei.

Konzepte: Festigungs- und Telome parenchymatic tissu e epidermis with stom ata vasculature Telome:=Röhrenförmige Bausteine der Landpflanzen, um Leitbündel organisiert. Zimmermannsche Telomtheorie: alle Organbildungen der Kormophyten lassen sich durch Verschmelzung, Verzweigung, Übergipfelung Verdickung von Telomen erklären und fossil belegen. dichotom y overtopping planation webbing Telome. Der Urfarn Rhynia lebte vor 500 Mio Jahren und gilt als erste echte Landpflanze. Er war aus Telomen aufgebaut, Röhren, die aus einem Leitbündel umgeben von Parenchym und einer Epidermis bestehen. Der Gabelblattfarm Psilotum erinnert noch an dieses Urmodell. Telome sind also eine Art Legobaustein der Landpflanzen. Die Architektur der Landpflanzen wird also durch die Anordnung der Leitbündel bestimmt (also über Auxinfluß).

5 Meristem, Parenchym, Praxis: Wurzelmeristem Sommerweizen (Triticum aestivum L.), Süßgräser (Poaceae) Wurzelmeristem Histologische Färbungen der Kerne mit Giemsa Kerne gross, Zellen relativ klein, Plasma dicht, viele Teilungsstadien Klare Zonierung in Gewebe Stammzellen bei der Arbeit. Wurzelspitzen sind die Gewebe mit der höchsten Teilungsaktivität. Um die Zahl von Chromosomen festzustellen (ein wichtiges taxonomisches Merkmal) benutzt man daher Giemsa-gefärbte Quetschpräparate. Die Zellen sind klein, die Kerne riesig. Frage: Wo würden Sie das ruhende Zentrum (die Stammzellen der Wurzel) vermuten?

Praxis: Assimilationsparenchym Echte Aloë(Aloëvera L.), Aloëgewächse (Aloaceae) Blattparenchym Stark vacuolisierte Zellen mit vielen Chloroplasten. Zellkerne durch Chloroplasten überdeckt. Keine Zonierung dichtzelliges Palisaden- und lockerzelliges Schwammparenchym (im Gegensatz zu bifazialen Laubblättern Assimilationsparenchym. Das Mesophyll (Mittelblatt) der Aloë ist, anders als bifaziale Laubblätter nicht in funktionelle Schichten untergliedert, sondern von einem einheitlichen Assimilationsparenchym ausgefüllt. Diese Zellen sind von großen, linsenförmigen Chloroplasten angefüllt.

Praxis: Steinzellen Birne (Pyrus communis L.), Rosengewächse (Rosaceae) Steinzellen im Fruchtfleisch Isodiametrische Zellen (Sklereiden) mit verholzter, verdickter Zellwand Auffällige Tüpfel, vor allem bei zugezogener Blende sichtbar Gegensatz: Sklerenchymfasern (langgestreckte Zellen). Fallbeispiel: Rinde des Zimtbaums. Steinzellen. Steinzellen sind verholzt und abgestorben, durch Phloroglucin/HCl oder durch Safranin werden sie daher angefärbt. Die dicken Zellwände sind durch lange Tüpfelkanäle durchbrochen. Solange die Zelle noch am Leben war, wurde sie durch diese Kanäle versorgt.

Praxis: geschlossenes Leitbündel Mais (Zea mays L.), Süßgräser (Poaceae) Geschlossen kollaterales Leitbündel im Stängel Leitbündel in zerstreuter Anordnung (Monocotyle). Geschlossen, kollaterales Leitbündel (kein Kambium, kein sekundäres Dickenwachstum) Siebröhren und Geleitzellen in geometrischem Muster, durch Astrablau gefärbt. Geschlossenes Leitbündel. Zwischen Phloëm und Xylem ist kein Kambium (ruhendes sekundäres Meristem) zu finden. Die Leitbündel sind über den Querschnitt verstreut (oben), im Gegensatz zu der Ringordnung bei Dikotylen (unten). Daher gibt es kein sekundäres Dickenwachstum. Sehr weite Tracheen, durch Safranin rot. Sklerenchymscheide, ebenfalls rot gefärbt.

Praxis: offenes Leitbündel Kürbis (Cucurbita pepo L.), Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) Offen kollaterales Leitbündel im Stängel Leitbündel in ringförmiger Anordnung(Dicotyle). Offen, kollaterales Leitbündel (Kambium und sekundäres Dickenwachstum vorhanden) Siebröhren und Geleitzellen in Paaren, durch Astrablau gefärbt. Im Vergleich zu Monokots ist das Muster weniger streng geordnet Offenes Leitbündel. Zwischen Phloëm und Xylem ist ein Kambium (ruhendes sekundäres Meristem) zu finden. Die Leitbündel sind ringartig angeordnet. Das ermöglicht ein laterales Wachstum im reifen Sproß (sekundäres Dickenwachstum, fehlt bei den Monokotylen). Im Xylem große Tracheen. Sehr weite Tracheen, durch Safranin rot. Keine Sklerenchymscheide.

Denken SIE mal nach Warum sind Leitbündel verholzt, auch wenn es andere Festigungszellen gibt? A B C D Weil das Wasser sonst seitlich leckt Weil der Transpirationssog sehr stark ist Weil so die Kraft für den Transport entsteht Weil sonst eindringende Luft das Wasser verdrängt

Anwendung: Zertifizierung von Holz Artenschutz Tropenwälder werden destruktiv abgeholzt. Das internationale CITES-Abkommen verbietet daher den Handel mit Tropenhölzern. Viele Firmen setzen den Handel jedoch fort, indem sie das Holz falsch deklarieren. Die Zollbehörden müssen daher bei Einfuhr prüfen, ob die Deklaration stimmt. Holzzertifikat. Das Hamburger Johann-Heinrich v. Thünen Institut hat eine einmalige Holzbibliothek, womit im Zoll überprüft wird, ob deklarierte Hölzer das sind, was sie sind. Unter anderem geht es um Handel mit illegal geschlagenem Tropenholz(wie der CITES-Art Bangkirai aus Thailand). Dazu braucht man Experten, die sich mit der Anatomie von auskennen.

Anwendung: Zertifizierung von Holz Beispiel: Raminholz Beim Schlagen von besonderen Hölzern wird vor allem in Indonesion kahlgerodet. Der ganze Beifang, oft auch seltene Hölzer, wird für Papier und Pappe falsch deklariert. Greenpeace deckte die Praktiken des größten Exporteurs (Asian Paper Pulp, APP) auf. Gerichtstermin mit dem Mikroskop. Der Holzexperte Dr. Koch konnte anhand der Struktur der Leitbündel und der Referenzbibliothek am VTI zweifelsfrei beweisen, dass die von Greenpeace gezogenen Proben von dem geschützten Ramin-Holz stammten. Abnehmer: Acer, Xerox, Danone DerBeweiswareineAnalysedesVTI in Hamburg in Proben, die direkt in dem APP Verarbeitungswerk gezogen worden waren.

Take-home question: Warum haben WIR eigentlich keine Meristeme?