Stadtbeobachtung aktuell

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Transkript:

LANDESHAUPTSTADT Stadtbeobachtung aktuell 44 2008 Minijobs und Minijobber in Wiesbaden www.wiesbaden.de

Herausgeber Landeshauptstadt Wiesbaden Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung Wilhelmstraße 32, 65183 Wiesbaden - April 2008 Bezug Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung Information & Dokumentation Postfach 39 20, 65029 Wiesbaden Tel.: 06 11/31-54 34 FAX: 06 11/31-39 62 E-Mail: dokumentation@wiesbaden.de Internet: www.wiesbaden.de Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung, auch auszugsweise nur mit Quellenangabe gestattet und mit der Bitte um ein Belegexemplar. Für gewerbliche Zwecke ist es grundsätzlich nicht gestattet diese Veröffentlichung oder Teile daraus zu vervielfältigen, auf Mikrofilm/-fiche zu verfilmen oder in elektronische Systeme zu speichern.

Minijobs und Minijobber in Wiesbaden 1 Vorbemerkung Was sind Minijobs? Mit den Neuregelungen für geringfügige Beschäftigung vom 1. April 2003 (Hartz II) können Minijobber wöchentlich zeitlich unbefristet arbeiten (vorher 15 Stunden) und 400 Euro monatlich (dazu) verdienen daher der bekanntere Name 400-Euro-Jobs. Geringfügige Beschäftigungen sind grundsätzlich sozialversicherungspflichtig. Der Arbeitgeber muss für jeden Minijob 30 % (für Haushaltsdienstleistungen 13,7 %) Pauschalabgaben an die Trägerin der so genannten Minijobzentrale Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS) abführen. Die Minijobber müssen hingegen keine Abgaben leisten. Allerdings hat jeder geringfügig entlohnte Beschäftigte die Möglichkeit, den Beitrag seines Arbeitgebers zur Rentenversicherung aufzustocken und damit den vollen Anspruch auf die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung zu erwerben. Minijobber haben im Krankheitsfall bis zu 42 Tage Anspruch auf Entgeltfortzahlung. Dieser Anspruch entsteht ab einer durchgängigen Beschäftigungsdauer von vier Wochen. Betrachtet werden die ausschließlich geringfügig Entlohnten Die geringfügige Beschäftigung kann alleine oder als Nebentätigkeit ausgeübt werden. Im Folgenden werden lediglich die ausschließlich geringfügig Entlohnten statistisch unter die Lupe genommen und nicht diejenigen, die neben ihrem normalen Job noch etwas hinzuverdienen. Letztere sind in Wiesbaden noch einmal ca. 8 500 Personen. Untersuchungsfragen Zum einen soll der Frage nachgegangen werden, wer in Wiesbaden einer geringfügigen Beschäftigung nachgeht? Sind es eher Frauen als Männer, eher Ausländer als Deutsche? Wie alt sind die Minijobber auch im Vergleich zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung? Des Weiteren interessiert, in welchen Branchen Minijobs vor allem angeboten werden und ob sich das im Verlauf der vergangenen Jahre verändert hat. Aufgrund der Gesetzesänderung im Jahr 2003 beginnt der Zeitvergleich auch erst in diesem Jahr.

Stadtbeobachtung aktuell 44/2008 2 Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Wiesbaden Rasante Zunahme der geringfügig Entlohnten Am 30. September 2006 gab es in Wiesbaden 14 773 Personen, die ausschließlich und nicht etwa nebenberuflich einer geringfügig entlohnten Beschäftigung nachgingen. Seit der gesetzlichen Neuregelung im Jahr 2003 ist ihre Zahl in Wiesbaden um 13 % angestiegen (s. Bild 1). Dies ist umso bemerkenswerter als im gleichen Zeitraum die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zurückgegangen ist. Der Anteil der Minijobber an allen versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen hat sich von 9,7 % auf 10,9 % erhöht. Bild 1: Die Entwicklung der geringfügig Entlohnten (2003 = 100) 140 130 SV-Beschäftigte insgesamt Geringfügig Entlohnte insgesamt Geringfügig entlohnte Frauen Geringfügig entlohnte Ausländer 120 110 100 90 2003 2004 2005 2006 Quelle: Agentur für Arbeit, Stichtag jeweils der 30.09. insbesondere bei den Ausländern Besonders deutlich ist die Zahl der geringfügig entlohnten Ausländer angestiegen, am 30.9.2006 arbeiten 27 % mehr in diesem Bereich als noch im Jahr 2003.

Minijobs und Minijobber in Wiesbaden 3 Wer sind die Minijobber? Deutsche Frauen stellen die größte Gruppe Von den knapp 15 Tausend Minijobbern sind gut die Hälfte oder 8 200 deutsche Frauen (s. Tab.1 und Bild 2). Die nächst größere Gruppe bilden mit 4 000 oder 27 % die deutschen Männer. Demgegenüber sind ausländische Frauen mit 11 % und ausländische Männer mit 6 % rein quantitativ weniger häufig geringfügig entlohnt. Tab. 1: Geringfügig Entlohnte nach Geschlecht und Nationalität absolut Anteil an allen geringfügig Entlohnten Anteil an den Beschäftigten der Personengruppe Insgesamt 14 773 100,0% 10,9% Deutsche insgesamt 12 249 82,9% 10,1% davon deutsche Männer 4 012 27,2% 6,8% deutsche Frauen 8 237 55,8% 13,3% Ausländer insgesamt 2 524 17,1% 16,7% davon ausländische Männer 890 6,0% 11,1% ausländische Frauen 1 634 11,1% 22,9% Quelle: Agentur für Arbeit, Stichtag 30.09.2006 Fast jede vierte ausländische Beschäftigte hat nur einen 400-Euro-Job Anders sieht es hingegen aus, wenn man die Minijobquote betrachtet, also den Anteil z.b. der ausländischen Frauen an allen beschäftigten ausländischen Frauen (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte + Minijobber). Hier zeigt sich, dass ausländische Frauen am häufigsten einem Minijob nachgehen fast jede vierte ausländische Beschäftigte ist lediglich geringfügig entlohnt. Eine überdurchschnittliche Minijobquote haben auch deutsche Frauen (13,3 %). Hier ist deutlich abzulesen, dass das Marktsegment der geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnisse eine Frauendomäne ist.

Stadtbeobachtung aktuell 44/2008 4 Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Wiesbaden Bild 2: Geringfügig Entlohnte nach Geschlecht und Nationalität ausländische Frauen 11% ausländische Männer 6% deutsche Männer 27% deutsche Frauen 56% Quelle: Agentur für Arbeit, Stichtag 30.09.2006 Tab. 2: Entwicklung der geringfügig Entlohnten nach Geschlecht und Nationalität Veränderung 30.09.2006 30.09.2003 absolut in % Insgesamt 14 773 13 047 +1 726 +13,2% Deutsche insgesamt 12 249 11 052 +1 197 +10,8% davon deutsche Männer 4 012 3 372 + 640 +19,0% deutsche Frauen 8 237 7 680 + 557 +7,3% Ausländer insgesamt 2 524 1 995 + 529 +26,5% davon ausländische Männer 890 759 + 131 +17,3% ausländische Frauen 1 634 1 236 + 398 +32,2% Quelle: Agentur für Arbeit Starkes Beschäftigtenplus bei ausländischen Frauen und deutschen Männern In der Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt sich, dass vor allem ausländische Frauen seit der Gesetzesänderung verstärkt einen Minijob angenommen haben: Ihre Zahl hat sich um gut 30 % erhöht. Auch deutsche Männer nutzen verstärkt die Möglichkeit eines 400-Euro- Jobs. Im September 2006 üben knapp 20 % mehr eine geringfügige Beschäftigung aus als noch im Jahr 2003.

Minijobs und Minijobber in Wiesbaden 5 Tab. 3: Altersstruktur der geringfügig Entlohnten Alter Geringfügig Entlohnte Zum Vergleich: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Insgesamt Frauen Ausländer abs. in % abs. in % abs. in % abs. in % Unter 25-Jährige 2 837 19,2% 1 604 16,2% 426 16,9% 13 323 11,0% 25-39-Jährige 3 942 26,7% 2 747 27,8% 1 096 43,4% 44 826 37,0% 40-64-Jährige 5 907 40,0% 4 371 44,3% 900 35,7% 62 486 51,6% 65-Jährige und Ältere 2 058 13,9% 1 132 11,5% 102 4,0% 449 0,4% Alter unbekannt 29 0,2% 17 0,2% X X X X Insgesamt 14 773 100,0% 9 871 100,0% 2 524 100,0% 121 084 100,0% Quelle: Agentur für Arbeit, Stichtag 30.09.2006 Über die Hälfte der Minijobber sind älter als 40 Jahre Der weit überwiegende Teil (40 %) der Minijobber ist zwischen 40 und 64 Jahre alt (s. Tab. 3). Knapp 20 % sind unter 25-Jährige, eventuell Studierende, die sich einen Teil ihres Lebensunterhaltes mit einer Nebentätigkeit finanzieren. Immerhin weitere 15 % aller 400-Euro- Jobber sind im Rentenalter; vermutlich ein Indiz dafür, dass die gesetzliche Rente in einigen Fällen nicht mehr ausreicht. Minijobber sind eher am unteren und oberen Bereich der Altersgliederung anzutreffen Im Vergleich zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind 400-Euro-Jobber einerseits eher jünger als 25 Jahre und andererseits eher älter als 65 Jahre. Die beiden mittleren Altersgruppen sind bei den regulären Beschäftigungsverhältnissen hingegen stärker besetzt. Ausländische 400-Euro-Jobber sind jünger Ausländische Minijobber sind deutlich häufiger im jüngeren erwerbsfähigen Alter (25-39-Jährig) als das für alle geringfügig Entlohnten der Fall ist. Das könnte damit zusammenhängen, dass Ausländerinnen und Ausländer größere Schwierigkeiten haben auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und eher auf diese Form der marginalen Beschäftigung ausweichen.

Stadtbeobachtung aktuell 44/2008 6 Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Wiesbaden Tab. 4: Entwicklung der geringfügig Entlohnten nach Alter Alter 30.09.2006 30.09.2003 Veränderung absolut in % Unter 25-Jährige 2 837 2 952-115 -3,9% 25-39-Jährige 3 942 3 284 + 658 +20,0% 40-64-Jährige 5 907 4 930 + 977 +19,8% 65-Jährig und Ältere 2 058 1 809 + 249 +13,8% Alter unbekannt 29 72 x x Insgesamt 14 773 13 047 +1 726 +13,2% Quelle: Agentur für Arbeit Anstieg der geringfügig Entlohnten vor allem bei den Mittelalten Wie bereits erwähnt, ist die geringfügige Beschäftigung insgesamt um 13 % angestiegen. Ein überdurchschnittliches Plus ist sowohl bei der Gruppe der 25-39-Jährigen festzustellen als auch bei der Gruppe der 40-64-jährigen Minijobber (jeweils + 20 %, s. Tab. 4). Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass der Arbeitsmarkt zwischen 2003 und 2006 so angespannt war, dass verstärkt auf Randformen der Beschäftigung ausgewichen wurde. In welchen Branchen werden Minijobber eingesetzt? Die Hälfte aller Minijobber arbeitet in Dienstleistung Eine Differenzierung nach Branchen zeigt, dass 3 von 10 Minijobs im Wirtschaftsabschnitt K (Dienstleistungen für Unternehmen) angeboten werden (s. Tab. 5). Dazu zählen unter anderem so unterschiedliche Bereiche wie Reinigung, Werbung, Wach- und Sicherheitsdienste, Call Center oder auch Beratung.

Minijobs und Minijobber in Wiesbaden 7 Tab. 5: Geringfügig Entlohnte nach Wirtschaftsabschnitten Geringfügig Entlohnte Anteil der geringfügig Entlohnten Wirtschaftsabschnitte an den Beschäftigten absolut in % einer Branche in % A Land- und Forstwirtschaft 157 1,1% 20,2% D Verarbeitendes Gewerbe 910 6,2% 6,0% F Baugewerbe 400 2,7% 7,3% G Handel 2 943 19,9% 14,7% H Gastgewerbe 1 622 11,0% 31,4% I Verkehr und Nachrichtenübermittlung 725 4,9% 13,9% J Kredit- und Versicherungsgewerbe 228 1,5% 1,6% K Dienstleistungen für Unternehmen 4 309 29,2% 15,7% L Öffentliche Verwaltung 83 0,6% 0,5% M Erziehung und Unterricht 340 2,3% 10,0% N Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 1 508 10,2% 10,8% O Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 1 218 8,2% 15,3% P Private Haushalte 317 2,1% 70,4% Geringfügig Entlohnte insgesamt 14 773 100,0% 10,9% Quelle: Agentur für Arbeit, Stichtag 30.09.2006 und Handel Ein weiteres Fünftel oder knapp 3 000 aller 400-Euro- Jobber sind im Handel beschäftigt, hier überwiegend im Einzelhandel. Im Gastgewerbe arbeitet jeder zehnte 400-Euro-Jobber. Auffällig ist die hohe Konzentration der Minijobber auf nur wenige Wirtschaftsbereiche. 60 % der geringfügig Entlohnten verteilt sich auf die drei genannten Wirtschaftsbereiche: die unternehmensnahen Dienstleistungen, den Handel und das Gastgewerbe. Jeder dritte Beschäftigte im Gastgewerbe arbeitet auf 400-Euro Basis Die Bedeutung ausgewählter Branchen für den Bereich der geringfügig Entlohnten kann auch anhand der so genannte Minijobquote, also dem Anteil der Minijobber an allen Beschäftigten (d.h. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte + 400-Euro-Jobber) eines Wirtschaftszweiges ausgedrückt werden. Danach ist der Anteil der Minijobber bei den Privaten Haushalten mit 70 % mit Abstand am größten. Im Gastgewerbe arbeitet immerhin noch jeder dritte Beschäftigte im Rahmen eines 400- Euro-Jobs und in der Landwirtschaft beträgt die Minijobquote 20 %. Auch bei den unternehmensnahen und sonstigen Dienstleistungen sowie dem Handel liegt die Minijobquote mit 15 % über dem Durchschnitt von 11 %.

Stadtbeobachtung aktuell 44/2008 8 Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Wiesbaden Bild. 3: Top-Ten-Branchen der Minijobs Reinigung von Gebäuden 1 384 Restaurants, Cafes, Eisdielen 1 164 Gesundheitswesen 1 040 Rechts-, Steuer-, Unternehmensberater 652 Erbringung sonst. Dienstleistungen Einzelhandel mit Waren verschiedener Art 488 552 Interessensvertretungen 358 Post- und private Kurierdienste 301 sonstiges Ernährungsgewerbe Apotheken, Facheinzelhandel mit med. und kosmetischen Artikeln 252 252 Quelle: Agentur für Arbeit, Stichtag 30.09.2006 In der detaillierteren Systematik der Einzelbranchen Bisher wurde die Verteilung der 400-Euro-Jobber über die recht groben Kategorien der so genannten Wirtschaftsabschnitte behandelt. Interessant wird es aber auch auf der Ebene von Einzelbranchen, weil dann deutlicher wird, welches Arbeitsgebiet genau geringfügig Entlohnte einsetzt. ist die Reinigung von Gebäuden der Hauptarbeitgeber der Minijobber, gefolgt von der Gastronomie und Ganz an der Spitze der Top-Ten der Branchen steht die Reinigung von Gebäuden 1 (s. Bild 3); 1 400 Minijobber arbeiten hier, drei Viertel von ihnen sind Frauen und die Hälfte haben einen ausländischen Pass (s. Tab. 6). Sowohl der Frauen- als auch der Ausländeranteil sind in dem größten Beschäftigungsbereich überdurchschnittlich hoch. In der so genannten speisengeprägten Gastronomie, also in Restaurants, Cafes und Imbissen, arbeiten weitere knapp 1 200 geringfügig Entlohnte (ob eher im Service oder in der Küche ist an der Statistik leider nicht abzulesen). 60 % der Minijobber in der Gastronomie sind weiblich, auch der Ausländeranteil liegt mit 30 % über dem Durchschnitt. 1 In dieser Branche werden statistisch die 400-Euro-Jobber ausgewiesen, die in einer Reinigungsfirma arbeiten. Geringfügig Entlohnte, die z.b. direkt bei einem Krankenhaus oder im Handel als Reinigungskraft angestellt sind, werden bei ihrem jeweiligen Arbeitgeber gezählt. Ausschlaggebend für die Brancheneinteilung ist immer der wirtschaftliche Schwerpunkt des Arbeitgebers. Rückschlüsse auf die jeweilig ausgeübte Tätigkeit können nicht gezogen werden.

Minijobs und Minijobber in Wiesbaden 9 Tab. 6: Frauen- und Ausländeranteil in den Top-Ten-Branchen der Minijobs Einzelbranchen Insgesamt Frauen Ausländer abs. in % abs. in % abs. in % Reinigung von Gebäuden 1 384 9,4% 1 034 74,7% 667 48,2% Restaurants, Cafes, Eisdielen 1 164 7,9% 689 59,2% 366 31,4% Gesundheitswesen 1 040 7,0% 855 82,2% 101 9,7% Rechts-, Steuer-, Unternehmensberater 652 4,4% 487 74,7% 55 8,4% Erbringung sonstiger Dienstleistungen 552 3,7% 318 57,6% 88 15,9% Einzelhandel mit Waren verschiedener Art 488 3,3% 354 72,5% 81 16,6% Interessensvertretungen 358 2,4% 256 71,5% 41 11,5% Post- und private Kurierdienste 301 2,0% 123 40,9% 25 8,3% sonstiges Ernährungsgewerbe 252 1,7% 203 80,6% 37 14,7% Apotheken, Facheinzelhandel mit med. und kosmetischen Artikeln 252 1,7% 202 80,2% 31 12,3% "Top-ten Branchen" insgesamt 6 443 43,6% 4 521 70,2% 1 492 23,2% Alle Einzelbranchen insgesamt 14 773 100,0% 9 871 66,8% 2 524 17,1% Quelle: Agentur für Arbeit, Stichtag 30.09.2006 dem Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen in Wiesbaden war im September 2006 ein Arbeitgeber für weitere 1 000 Minijobber. Es ist zu vermuten, dass es sich hier in der Regel um Putzstellen in Krankenhäusern und Arztpraxen handeln dürfte. Der Frauenanteil ist mit über 80 % der höchste in den Top-Ten-Branchen, allerdings ist der Ausländeranteil mit 10 % sehr gering. Zu konstatieren ist eine große Konzentration auf nur wenige Branchen, fast 45 % aller Minijobber arbeiten in nur 10 Branchen Auch auf der Ebene der Einzelbranchen zeigt sich eine große Konzentration der geringfügig Entlohnten auf nur wenige Beschäftigungsfelder. Nach den drei genannten größten Arbeitgebern mit jeweils über 1 000 400-Euro- Jobbern arbeiten in den nächst größeren Branchen lediglich zwischen 500 und 600 Minijobber. 650 sind in der Beraterbranche tätig. (Ob allerdings als Interviewer in der Markt- und Meinungsforschung oder als Reinigungskraft bei einem Steuerberater lässt sich nicht sagen). Auffällig ist hier der unterdurchschnittliche Ausländeranteil. Weitere 550 Minijobber arbeiten bei den sonstigen Dienstleistungen (dazu zählen unter anderem die Call- Center, das Messewesen oder die Copy-Shops); interessanterweise ist der Frauenanteil hier unterdurch-

Stadtbeobachtung aktuell 44/2008 10 Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Wiesbaden schnittlich. Der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art, gemeint sind hier die Kaufhäuser, beschäftigt in Wiesbaden knapp 500 geringfügig Entlohnte. Seit 2003 starke Zunahme an 400-Euro-Jobs in der Gastronomie, der Reinigung sowie Seit September 2003 ist die Zahl der Minijobber am stärksten in folgenden Branchen gestiegen: in der Top- Ten-Branche Gastgewerbe sind knapp 400 geringfügig Entlohnte (oder 50 %, s. Tab. 7) entstanden. Auch beim mengenmäßig größten Arbeitgeber der 400-Euro- Jobber, bei Reinigungsfirmen, sind in den vergangenen vier Jahren 220 Stellen neu mit geringfügig Entlohnten besetzt worden, dies entspricht einem Plus von 20 %. Tab. 7: Einzelbranchen mit der stärksten Veränderung der 400-Euro-Jobber 30.09.2006 30.09.2003 Veränderung absolut in % Restaurants, Cafes, Eisdielen 1 164 769 395 51,4% Reinigung von Gebäuden 1 384 1 161 223 19,2% Private Haushalte 317 112 205 183,0% Post- und private Kurierdienste 301 183 118 64,5% Erbringung sonstiger Dienstleistungen 552 468 84 17,9% Interessensvertretungen 358 282 76 27,0% Insgesamt 14 773 13 047 1 726 13,2% Quelle: Agentur für Arbeit bei den privaten Haushalten und Die Zahl der Minijobber ist prozentual gesehen am stärksten bei den privaten Haushalten gestiegen: von 112 auf 317 um immerhin 180 %. Bei geringfügig entlohnten Beschäftigungen in Privathaushalten zahlt der Arbeitgeber niedrigere Beiträge zur Sozialversicherung als bei gewerblichen Beschäftigungen und kann die Minijobber zudem in einem vereinfachten Verfahren, dem sog. Haushaltsscheckverfahren, bei der Minijobzentrale anmelden. Dies könnte mit dazu beigetragen haben, dass Privatpersonen seit 2003 eher bereit und willens sind Minijobber zu beschäftigen. im Post- und Kuriergewerbe Über 100 zusätzliche Minijobarbeitsplätze sind im Postund Kuriergewerbe dazugekommen, was immerhin einem Anteil von 60 % entspricht.

Minijobs und Minijobber in Wiesbaden 11 Zusammenfassung Mittlerweile ist das Marktsegment der geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnisse auch in Wiesbaden schon rein quantitativ ein bedeutsames: So gibt es knapp 15 000 Minijobber und damit mehr als Beamte (13 300). Ihre Zahl hat sich seit 2003 sogar um 13 % gesteigert bei gleichzeitiger Stagnation der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Das Marktsegment der geringfügig entlohnten Beschäftigung ist eine Frauendomäne, denn über die Hälfte der Minijobber sind deutsche Frauen. In den vergangenen Jahren zeigte sich ein starkes Beschäftigtenplus bei ausländischen Frauen (+ 32 %) und deutschen Männern (+ 19 %). Über die Hälfte der Minijobber sind älter als 40 Jahre und 15 % von ihnen sind bereits im Rentenalter. Auffällig ist die hohe Konzentration der 400-Euro- Jobber auf nur wenige Wirtschaftsbereiche. Ganz an der Spitze der Top-Ten-Branchen steht die Reinigung von Gebäuden, gefolgt von der Gastronomie und dem Gesundheitswesen. Seit 2003 hat die Gastronomie 400 Minijobber neu eingestellt; Reinigungsfirmen und private Haushalte jeweils über 200. Bearbeiterin: Isabell Falk

Stadtbeobachtung aktuell... Frühere Publikationen auf Anfrage möglich 25 Wiesbadener Online - Internetnutzung und Perspektiven für E-Government in der Wiesbadener Bevölkerung (Juni 2003) 26 Sportverhalten der Wiesbadener Bevölkerung Teil I: Ergebnisse der Erwachsenenbefragung (Juli 2003) 27 Sportverhalten der Wiesbadener Bevölkerung Teil II: Ergebnisse der Kinder- und Jugendbefragung (Juli 2003) 28 Die Wiesbadener Stadtverwaltung und ihre Kunden (Januar 2004) 29 Beteiligung als Teil der Bürgerfreundlichkeit planender Verwaltungsbereiche Wiesbadens (August 2004) 30 Das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern aus der Sicht der Wiesbadener Bürger (Juli 2004) 31 Wohndauer im Wandel Veränderungen in Wiesbaden von 1997 bis 2004 (Dezember 2005) 32 Das Heiratsverhalten von Wiesbadenern ausländischer Herkunft (Januar 2006) 33 Berufspendler von und nach Wiesbaden (Februar 2006) 34 Frauen in Wiesbaden (März 2006) 35 Jugendliche in Wiesbaden Zu den Lebenslagen der 14- bis 22-Jährigen (August 2006) 36 Die Entwicklung des Pkw-Bestandes in Wiesbaden 1995-2005 (September 2006) 37 Wohnen und Leben im Alter (Juli 2007) 38 Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen in Wiesbaden (August 2007) 39 Familienfreundlichkeit aus Bürgersicht (September 2007) Wiesbaden im Städtevergleich 40 Nationalitätenspezifische Integration (November 2007) 41 Wiesbadener Wanderungsbilanzen (Dezember 2007) 42 Die volkswirtschaftliche Entwicklung der Rhein-Main-Region Wiesbaden nimmt Spitzenstellung ein (Februar 2008) 43 Wohnstandortwechsel von Haushalten in Wiesbaden (März 2008) 44 Minijobs und Minijobber in Wiesbaden (April 2008) Publikationsbezug ist kostenfrei Aktuelle Hefte sind im Internet abrufbar www.wiesbaden.de/statistik Amt für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, Information & Dokumentation, Postfach 39 20, 65029 Wiesbaden 06 11/31-54 34, FAX: 06 11/31-39 62 E-Mail: dokumentation@wiesbaden.de

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