Breitband-Förderprogramm 95 % im Landkreis Harburg / Anfrage zur Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, ÖPNV und Tourismus am 30.6.

Ähnliche Dokumente
Breitbandausbau durch die Deutsche Telekom

Breitbandausbau der Deutschen Telekom in Sachsen DiOS-Regionalveranstaltung Leipzig

Zur Zukunft des NetzAusbaus der Deutschen Telekom

Breitbandausbau mit Vodafone Kabel Deutschland

Breitband-Ausbau bei der Telekom Deutschland GmbH. Bonn, PK-CSMIGI/ Guido Heinen

Zweckverband Breitband Altmark Unser Netz. Magdeburg,

3. Breitbandversorgung nach Siedlungsstrukturen

Breitbandausbau Entwicklungen und Planungen im Kreis Unna. 12. Unternehmerstammtisch Bergkamen, 28. Juni 2016 im Schützen- und Heimathaus

Schneller und ökonomischer Breitbandausbau mit Telekom Deutschland

Mehr Breitband dank Technologie-Mix

Öffentlich Nichtöffentlich Nichtöffentlich bis zum ATU 15. Okt Abschluss der Vorberatung SOA KSA JHA

Schnelles Internet in Deutschland bis 2018 wie kann dieses Ziel erreicht werden? TÜV Rheinland Consulting GmbH

Versorgungsuntersuchung und Infrastrukturanalyse zur Breitbandversorgung. Marktgemeinde Prien am Chiemsee

Aktuelle Internetversorgung in Havixbeck

Torsten J. Gerpott. Kooperativer Bau von Mehrfasernetzen als Königsweg zu hochleistungsfähigen

Kooperativer Glasfaserausbau im ländlichen Raum eine Veranstaltung des Deutschen Landkreistages und der Deutschen Telekom AG. Herzlich Willkommen!

Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen

Vorlage Nr. 109/2015

FttN: Wie gelangt das DSL-Signal zu Dir nach Hause? KVz. HVt

Informationsveranstaltung zur Inbetriebnahme des Vectoringfähigen Netzes der Deutschen Telekom Konz

Deutschen Telekom. Unser Leistungsportfolio. GEO DATA Fibre Optic Day. Neu-Ulm

Breitbandausbau mit VDSL und Vec toring - im Technologiemix mit LTE. Breitbandstrategie der Deutschen Telekom für Thüringen.

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode des Abgeordneten Johannes Saalfeld, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Breitbandausbau mit Vodafone Kabel Deutschland. Georg Merdian

Anträge. Landkreise, Regionalmanagement und Landkreiskoordinatoren. Neu: Kommunale Versorgungsunternehmen. Gemeinde Gemeinde Gemeinde

M-net Telekommunikations GmbH

Mehr Leistung Willkommen im Land der Möglichkeiten. Breitbandausbau in der Gemeinde Wigoltingen

Ergebnisse der. Markterkundung. für den Breitbandausbau des Landkreises Heilbronn

Breitbandversorgung im Stadtgebiet Paderborn

Vom Fernsehkabel zum High-Speed-Anschluss: Möglichkeiten des Internetzugangs über Breitbandkabelanschlüsse in Thüringen

Gemeinderatsdrucksache Nr. 99 / 2012

Finanzierbarer Breitbandausbau in Stadt und Land. Johannes Bisping Geschäftsführer der Bisping & Bisping GmbH & Co. KG

A1 Breitband-Offensive in der Stadtgemeinde Baden. Baden, 28. Juli 2014

Teil 1: Ergebnisse. Bericht zum Breitbandatlas Mitte 2015 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)

Beratungsstelle Digitale Offensive Sachsen. Vorstellung DiOS,

Highspeed für Selb und Schönwald: Mit bis zu 100 MBit/s ins Internet

Gemeinsam die Infrastruktur der Zukunft aufbauen.

Thüringer THÜRINGER Landtag LANDTAG - 4. Wahlperiode Drucksache 4/ Wahlperiode

A1 forciert Breitbandausbau in Oberösterreich

Aufbau von kommunalen Breitbandnetzen als Investition in die Zukunft

Gemeinsamer Beschluss: Schnelles Internet für Brandenburg!

Breitbanddetailplanung für die Stadt Halle

Breitbandbüro des Bundes

Schnelles Internet im Landkreis Uelzen

Vermittler in der Immobilienwirtschaft Seite 1

Breitbanderschließung der Stadtteile Weildorf, Stetten und Gruol der Stadt Haigerloch. Ausganglage

Ergebnisse einer empirischen Befragung zum Glasfaserausbau in Deutschland Ausgestaltungsformen und Kooperationsmöglichkeiten für kommunale Akteure

Kleine Anfrage der Fraktion der CDU vom 19. Oktober 2010

Internet und Breitband als Voraussetzung für die Digitalisierung der Wirtschaft und Industrie 4.0 Ein Erfahrungsbericht aus Mülheim an der Ruhr

Rolf-Peter Scharfe. Breitbandausbau mit Vodafone Kabel Deutschland C1 - Public

BREITBAND FÜR KOMMUNEN: MIT GLASFASER IN DIE ZUKUNFT

Strukturplanung zum NGA-Breitbandausbau im Landkreis Lüchow-Dannenberg

SWU TeleNet GmbH am FTTC Erschließung in Thalfingen

Breitbandkabel kann viel mehr als DSL

Teil 1: Ergebnisse. Bericht zum Breitbandatlas Ende 2012 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi)

Presseinformation Seite 1 von 5

Breitbandausbau im Fokus der Regulierung

Gemeinde Wasserlosen Fördersteckbrief für das Erschließungsgebiet

Amtliche Mitteilung. Stadtnachrichten. Sonderausgabe Juni 2016 HEIDENREICHSTEIN. könnte Glasfaser-Gemeinde werden! Es liegt in Ihrer Hand!

Möglichkeiten der Versorgungsverbesserung für die Gemeinde Uttenreuth

Stadt Ludwigsstadt. Richtlinie zur Förderung des Aufbaues von Hochgeschwindigkeitsnetzen im Freistaat Bayern (Breitbandrichtlinie BbR - )

Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt.

Fachworkshop Breitbandnetze

Dritter Monitoringbericht zur Breitbandstrategie der Bundesregierung. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie

Investitionsanreize durch Regulierung?

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Breitbandbüro des Bundes Ein Kompetenzzentrum des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur Thomas Braune, Breitbandbüro des Bundes

Kabel Deutschland: Bayern. Bayerisches Breitbandforum. Dr. Annette Schumacher Abteilungsleiterin Regulierung & Public Affairs

Mehr Breitband für die Gemeinde Odenthal. - Status und Perspektiven -

Standortfaktor schnelles Internet Herausforderung für Wirtschaft, Kommunen und das Land. Open Access Model

Freystadt, St Amtlicher Gemeindeschlüssel (AGS Ansprechpartner Kommune (Breitbandpate Trost, Reinhard Landkreis. Oberpfalz.

Brand Amtlicher Gemeindeschlüssel (AGS) Ansprechpartner Kommune (Breitbandpate) Achim Scherm Landkreis. Oberpfalz.

GFN und Olfenkom. Schnelle Netze durch kommunale Infrastrukturgesellschaftendie Glasfasernetz Olfen GmbH und die Olfenkom

Auswahlverfahren eines Netzbetreibers für die Breitbandversorgung der Gemeinde Geiersthal

Breitbandausbau im Kanton Thurgau. Weinfelden, 2. Oktober 2013 Markus Reber, Leiter Netzbau bei Swisscom

Breitbandausbau Rudolstadt. Thüringer Breitbandgipfel

Gemeinde Ziemetshausen

Breitband-Aktivitäten der Region Stuttgart

Rahmenbedingungen für den Breitbandausbau in Österreich

Kabel Deutschland: Modernste Infrastruktur und Partner beim Breitbandausbau

Breitbandversorgung in Brilon. Gespräch mit der Wirtschaftsförderung

Presseinformation Seite 1 von 6

Versorgungsuntersuchung und Infrastrukturanalyse zur Breitbandversorgung

NGA-Ausbau im Landkreis Osnabrück mittels eigener Infrastrukturgesellschaft (TELKOS GmbH) Gründung und Strategie

M-net White Paper: Glaserfaser-Netze

Breitband für Gütersloh

Absichtserklärung. Remscheid Theodor-Heuss-Platz Remscheid. Telekom Deutschland GmbH. für den Ausbau der Breitband-Infrastruktur

Zweckverband Breitband Altmark Präsentation des Vorhabens

Konzept Innerörtlicher Breitbandausbau Projekt- und Planungsvorbereitung für die Gemeinde Walzbachtal Gemeinderatssitzung, 20.

Umsetzung Förderstrategie Breitband Austria 2020

TeleKommunikationsGesellschaft Südwestfalen mbh

Breitbandausbau im Kreis Coesfeld Landwirtschaftliche Ortsvereine Ascheberg und Herbern

DEUTSCHE TELEKOM 5. Thüringer Breitbandgipfel. Dr. Rüdiger Caspari, Leiter der T NL Ost

Unser Weg zum Glasfasernetz Superschnelles Internet und mehr. Bürgerversammlung Essenbach, den

Paralleles Markterkundungsverfahren und Auswahlverfahren nach Nr der Bayerischen Breitbandrichtlinie

Breitband Modell- Niederösterreich

Breitbandausbau. Vorteile für die Kommunen! Breitbandkompetenzzentrum NRW BBCC.NRW. Dennis Filusch, B.Eng. i.hs. FH-Südwestfalen Meschede

Innovative Breitband-Technologien. Walter Berner Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Seebach (Ortenau), 28.

MEDIENINFORMATION. Schnelleres Internet für Görlitz. Görlitz, 14. Oktober 2015

Breitbandversorgung als Grundlage weiterer wirtschaftlicher Entwicklung in ländlichen Regionen am Beispiel des nordhessischen Projektes

Transkript:

SOZIALDEMOKRATISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS KREISTAGSFRAKTION LANDKREIS HARBURG, GRUPPE SPD/UNABHÄNGIGER SPD-Kreistagsfraktion Lkr. Harburg, Steinbecker Str. 24, 21244 Buchholz An den Landrat des Landkreises Harburg Herrn Rainer Rempe Kreishaus 21423 Winsen (Luhe) Per E-Mail sitzungsdienst@lkharburg.de Vorsitzender/Sprecher: Tobias Handtke Matthias Westermann Buchholz, den 11. Juni 2015 Breitband-Förderprogramm 95 % im Landkreis Harburg / Anfrage zur Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, ÖPNV und Tourismus am 30.6.2015 Sehr geehrter Herr Landrat, die Gruppe SPD/Unabhängiger stellt folgende Anfrage zur Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, ÖPNV und Tourismus am 30.6.2015: 1. Mit einem gemeinsamen Förderprogramm des Landkreises Harburg und der Städte und Gemeinden sollte, unter Einbeziehung von Fördermitteln der EU, des Bundes und des Landes, die Breitbandversorgung im Landkreis Harburg in den bisher unterversorgten Gebieten substanziell verbessert werden. 2. Die Verwaltung wird gebeten, nach Vorlage der Richtlinien des Landes zeitnah eine entsprechende Förder-Richtlinie vorzulegen und in diesem Kontext die mit der Umsetzung verbundenen Kosten abzuschätzen, mit der kreisweit im Landkreis Harburg durch FTTC-Restausbau (Glasfasernetz bis zu Kabelverzweigern) unter Nutzung von Fördermitteln eine Versorgung von ca. 95 % der Haushalte mit Breitband mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s erreicht werden kann. 3. Die Verwaltung wird ferner gebeten, den aktuellen Stand der Breitbandversorgung in allen Gewerbegebieten im Landkreis darzustellen und ob eine Breitbandversorgung mit mindestens 30 Mbit/s aller Gewerbegebiete erreicht werden kann. 4. Die Verwaltung wird außerdem gebeten, darzustellen, welche restlichen unterversorgten Bereiche auch nach einem solchen Breitband-Förderprogramm 95 % nicht mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s erreicht werden können. In die Betrachtung einbezogen werden sollten das Festnetz auf Kupfer- und Glasfaserbasis (u.a. xdsl, VDSL, VDSL-2, FTTC, FTTB und FTTH), das Kabelnetz (DOCSiS 3.0) sowie die Datenübertragung mit Mobilfunk (LTE). SPD-Kreistagsfraktion Landkreis Harburg Steinbecker Straße 24 21244 Buchholz info@spdfraktion-lkharburg.de www.spdfraktion-lkharburg.de Vorsitzender: Tobias Handtke Theodor-Heuss-Str. 111c 21629 Neu Wulmstorf Telefon (040) 76113977 Mobil (0151) 23097091 t.handtke@spdfraktion-lkharburg.de

5. Gibt es eine Strategie, wie zumindest ein Teil dieser unterversorgten Regionen, insbesondere der auch noch in Teilen nicht mit LTE versorgten Bereiche (u.a. Teile des Gemeindegebiets von Rosengarten, Neu Wulmstorf, Undeloh, Handeloh, Welle, Egestorf und Vierhöfen), nach einem FTTC-Restausbau im übrigen Teil des Landkreises versorgt werden könnte, und mit welchen Kosten wäre dies verbunden? 6. [Sofern Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse betroffen sind, kann eine Beantwortung der Fragen ganz oder teilweise im vertraulichen Teil der Sitzung erfolgen.] Begründung: 1. Ziel ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger die Vorteile der Digitalisierung nutzen können. Deshalb braucht unser Land flächendeckend Hochgeschwindigkeitsnetze. Das Ziel der Bundesregierung ist es, dass mittels eines effizienten Techologiemix eine flächendeckende Breitbandinfrastruktur mit einer Downloadgeschwindigkeit von mind. 50 Mbit/s bis 2018 entsteht." Dieses Zitat stammt aus der Digitalen Agenda 2014 bis 2017 der Bundesregierung, die als Unterrichtung des Deutschen Bundestages vom 25.8.2014 vorliegt [vgl. BT Drs. 18/2390, S. 10]. Noch offen ist die Frage, wie dieses Ziel flächendeckend bis 2018 erreicht werden kann. 2. Die Breitbandversorgung im Landkreis Harburg mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s ist in den Städten und Gemeinden des Landkreises Harburg sehr unterschiedlich: Sie liegt in weiten Teilen des Landkreises zwar bei 75-95 %, in größeren Bereichen noch bei 50-75 %, in einigen Teilbereichen aber deutlich darunter. Einige Gemeindeteile sind bisher gar nicht mit schnellem Internet versorgt, und es ist für die Telekommunikationsunternehmen wirtschaftlich nicht lohnenswert, bestimmte dünner besiedelte Gebiete zu erschließen. Landkreisweit liegt der Ausbau mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s bei ca. 83,8 %, wenn der anstehende Ausbau in der Samtgemeinde Elbmarsch realisiert ist [vgl. auch den NGA-Atlas des Breitband Kompetenz Zentrums Niedersachsen; http://www.breitband-niedersachsen.de ]. 3. Es gibt demnach etliche Bereiche im Landkreis Harburg, die keine Breitbandversorgung mit mindestens 30 Mbit/s und damit kein schnelles Internet haben. Dies ist ein Problem für die betroffenen Unternehmen, Gewerbetreibende und Privathaushalte. 4. Aufgrund der regulatorischen Rahmenbedingungen des europäischen Rechts sowie des Bundes- und Landesrechts findet ein Breitbandausbau durch die Telekommunikationsunternehmen nur dort statt, wo es sich für die Unternehmen lohnt. Da 80 % der Haushalte mit ca. 50 % der Kosten erschlossen werden können und die restlichen 20 % der Haushalte ebenfalls 50 % der Kosten verursachen, picken sich die Unternehmen die Rosinen heraus und haben kein Interesse daran, dünn besiedelte Gebiete zu erschließen. Eine Versorgung der bisher unterversorgten Gebiete wird nach dem bisherigen regulatorischen Rahmen nur dann erfolgen, wenn öffentliche Fördermittel bereitgestellt werden. Die Gesetzgeber auf europäischer und Bundesebene haben bei der NGA-Breitbandversorgung bewusst bisher keinen Universaldienst geregelt, also eine Verpflichtung der Unternehmen, alle Haushalte mit schnellem Internet zu versorgen, weil die Kosten hierfür exorbitant hoch wären.

5. Die nach heutigem Erkenntnisstand technisch optimale und daher mittel- bis langfristig anzustrebende Lösung, die höchste Datenübertragungsraten von 1 Gbit/s und mehr symmetrisch (beim Download und Upload) garantiert, wäre ein flächendeckendes Glasfasernetz mit Glasfaserkabeln bis in den jeweiligen Haushalt (FTTH fiber to the home) oder jedenfalls bis an das Gebäude (FTTB fiber to the building). Aufgrund der Tiefbaukosten (ca. 70 % der Gesamtkosten) ist diese Lösung jedoch sehr teuer. Nach Schätzungen würde in Deutschland ein flächendeckender, 100 %iger Ausbau mit FTTH zwischen 70 und 80 Milliarden kosten [Quelle: Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK), zitiert nach Spiegel Online vom 21.6.2013], nach anderen Quellen 93,8 Milliarden für FTTH-Ausbau und 77,1 Milliarden für FTTB-Ausbau [Studie TÜV Rheinland im Auftrag des BMWi Szenarien und Kosten für eine kosteneffiziente flächendeckende Versorgung der bislang noch nicht mit mindestens 50 Mbit/s versorgten Regionen, August 2013]. Im Jahr 2013 gab es lt. Statistischem Bundesamt in Deutschland 39,9 Millionen Haushalte mit rund 80,5 Millionen Haushaltsmitgliedern. Ein bundesweiter Ausbau mit FTTH würde demnach durchschnittlich zwischen 1.754 und 2.350 je Haushalt kosten. Nach anderen Quellen ist mit Kosten von 1.000 bis 4.000 je Haushalt zu rechnen, wobei die Kosten je nach den örtlichen Verhältnissen stark schwanken können. Zu berücksichtigen ist, dass die Telekommunikationsunternehmen sich auf die Haushalte mit den niedrigen Anschlusskosten konzentrieren, so dass die weniger lohnenswerten Haushalte mit den höheren Anschlusskosten übrig bleiben. Diese Kosten müss(t)en erst einmal getragen bzw. verdient werden. 6. Eine zukunftsfähige Brückentechnologie, die von den marktteilnehmenden Telekommunikationsunternehmen in den wirtschaftlich interessanten Gebieten bereits aktuell umgesetzt wird, ist die Verlegung von Glasfaserkabeln zwar nicht bis in jeden Haushalt (letzteres nur in Neubaugebieten), aber Glasfaserkabel bis zu den Kabelverzweigern (FTTC fiber to the curb Glasfaser bis zur Bordsteinkante / bis zum Gehweg, das heißt bis zum jeweiligen Kabelverzweiger). FTTC bietet als Brückentechnologie die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt Glasfaser vom Kabelverzweiger bis zum jeweiligen Haushalt oder Gebäude zu verlegen. Bis dahin wird vom Kabelverzweiger aus die vorhandene Festnetzanbindung der Gebäude mit Kupferkabel genutzt, mit der Technik VDSL-2 oder mit VDSL-Vectoring, daneben ggf. als (möglicherweise gar nicht oder nur lokal sinnvolle) Zwischenlösung G.fast. Ein Ausbau mit FTTC in Kombination mit VDSL-Vectoring ist dagegen für ca. 150-400 je Haushalt zu haben, also zu deutlich niedrigeren Kosten als FTTB/FTTH. Der vom Bund bis 2018 angestrebte bundesweite und flächendeckende Ausbau auf 50 Mbit/s lässt sich mit Kosten von 19,5 bis 34,4 Milliarden verwirklichen [vgl. die o.g. Studie des TÜV Rheinland im Auftrag des BMWi], wobei eine Verwirklichung im Technologiemix unter Einschluss von LTE und VDSL-Vectoring zu den geringeren Kosten führt. Zum Fortgang des Vectoring-Ausbaus in Deutschland siehe u.a. http://blog.telekom.com/2015/03/05/faktencheck-vectoring-ausbau/. 7. Die Bandbreite des Internets ist in Abhängigkeit von der eingesetzten Technik und Infrastruktur sehr unterschiedlich: sie kann mit FTTH bis zu 1 Gbit/s = 1.000 Mbit/s

oder zukünftig auch mehr betragen (in der Praxis derzeit bis zu ca. 200 Mbit/s); bei allen Varianten mit Kupferkabel in der letzten Meile sinkt die Geschwindigkeit in Abhängigkeit der Entfernung zum nächsten Kabelverzweiger; sie beträgt auch bei einem Glasfaserausbau dichter an die Gebäude mit G.fast bis zu 1,1 Gbit/s (auf 70 m langer Kupferdoppelader, sonst abfallend und insgesamt nur über kurze Leitungsdistanzen bis 250 m); bei FTTC mit VDSL-Vectoring sind es bis zu ca. 50-100 Mbit/s (zukünftig bei Super-Vectoring bis zu 250 Mbit/s), bei FTTC mit VDSL-2 bis zu 25-50 Mbit/s, bei ADSL bis zu ca. 16 Mbit/s und bei anderen Techniken teils noch weniger. Es handelt sich hierbei jedoch um maximal erreichbare Datenübertragungskapazitäten, die im Einzelfall sehr viel geringer ausfallen können, und beim Kupferkabel wie gesagt sehr stark mit wachsendem Abstand zum nächsten Kabelverzweiger abfallen, so dass die maximalen Datenübertragungsraten beim Kupferkabel nur im Nahbereich der Kabelverzweiger erreicht werden können. Breitband beginnt nach der älteren Definition der internationalen Fernmeldeunion (ITU) übrigens zwar ab 2.048 kbit/s = 2 Mbit/s; diese Bandbreite ist aber für aktuelle und zukünftige Anwendungen nicht mehr ausreichend. 8. Zum Vergleich: bei Internet über das Kabelnetz (DOCSIS 3.0) sind aktuell Geschwindigkeiten bis zu 400, teils 500 Mbit/s möglich, in der Praxis werden derzeit zumeist noch Tarife mit 100-200 Mbit/s angeboten. Über einen zukünftigen Standard (DOCSIS 3.1) können Datenraten bis zu 10 Gbit/s im Downstream und 1 Gbit/s im Upstream erreicht werden; allerdings geht es zumeist um die Nutzung des vorhandenen Kabelnetzes und nicht um einen weiteren Ausbau der Kabelnetze. 9. Zum Vergleich: Bei der Datenübertragung über Mobilfunknetze via LTE findet aktuell ein Ausbau auf Download-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s und Upload-Geschwindigkeit von bis zu 50 Mbit/s statt; verbreitet sind jedoch Tarife mit bis zu 50, 25 oder 16 Mbit/s im Download. LTE ist im Landkreis Harburg von den Anbietern Telekom und Vodafone vergleichsweise weiträumig ausgebaut und nur in einigen Bereichen nicht verfügbar [s.o.]. LTE könnte damit eine Alternative für Nutzer darstellen, die auf absehbare Zeit keinen Zugang zu Breitband mit FTTH/FTTB oder mit FTTC und VDSL-2 oder VDSL-Vectoring haben, weil in den jeweiligen Bereichen ein Glasfaserausbau wirtschaftlich nicht tragbar ist. 10. Bei ihren Förderprogrammen unterliegen die Kommunen den Regeln des Beihilferechts und sind darauf beschränkt, in den unterversorgten Bereichen ( weiße Flecken und graue Flecken ) tätig zu werden (sog. NGA-Aufgreifgrenze von derzeit 30 Mbit/s). Zukünftige Änderungen des regulatorischen Umfelds sind nicht auszuschließen, wenn nicht sogar wahrscheinlich. 11. Ziel einer Förderrichtlinie muss der Aufbau von leistungsfähigen Breitbandnetzen (Netze der nächsten Generation, sog. NGA-Netze ) mit Übertragungsraten von mindestens 30 Mbit/s, besser 50 Mbit/s im Download und ebenfalls höheren Geschwindigkeiten im Upload im Landkreis Harburg sein. Die Förderrichtlinie kann nur in den Gebieten greifen, in denen diese NGA-Netze noch nicht vorhanden sind und in denen sie in den kommenden drei Jahren von privaten Investoren wie den Telekommunikationsunternehmen wahrscheinlich auch nicht errichtet werden

(sog. weiße NGA-Flecken ), allenfalls noch in Bereichen, in denen bisher nur ein NGA-Provider aktiv ist und mind. 30 Mbit/s bereitstellt (sog. graue NGA-Flecken ). 12. Ein Ausbau mit FTTH / Glasfaser bis in alle Gebäude in den weißen Flecken im Landkreis Harburg würde vermutlich einen hohen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Millionenbetrag kosten und ist daher unter keinen Umständen vom Landkreis Harburg und den kreisangehörigen Gemeinden finanzierbar. 13. Eine machbare und wirtschaftlich sinnvolle Option ist daher ein FTTC-Überbau / Glasfaser bis zu den Kabelverzweigern und Kupferkabel mit VDSL-Vectoring bis zu den Gebäuden, der die wirtschaftlich noch halbwegs tragbaren Gebiete erschließt, womit ca. 95 % der Haushalte erreicht werden könnten, also ein sog. Breitband- Förderprogramm 95 %. Mehr ist in den kommenden Jahren unter Kostengesichtspunkten nicht zu erreichen, zumal die letzten 5 % die teuersten sind. 14. Zu prüfen und zu entscheiden wäre, ob das Ziel am ehesten durch verlorene Zuschüsse an private oder kommunale Betreiber öffentlicher Telekommunikationsnetze (Netzbetreiber) im Sinne des 3 Nr. 27 Telekommunikationsgesetz (TKG) zur Schließung der Wirtschaftlichkeitslücke bei diesen Betreibern für Investitionen in Breitbandinfrastrukturen erreicht werden kann, oder durch Investitionen in eigene Infrastruktur z.b. über kommunale Infrastrukturgesellschaften (Kooperationsmodell, Kommunen als Netzeigentümer). 15. Die aktuellen Förderrichtlinien des Landes werden zurzeit überarbeitet. Es ist zu prüfen, in welchem Umfang die EU, der Bund und das Land Fördermittel aus verschiedenen Fonds wie EFRE, ELER, GAK und GRW über das Land Niedersachsen zur Verfügung stellen, die für Programme vor Ort genutzt werden können. Neben eigenen Landesmitteln in Höhe von rund 60 Millionen (verteilt auf 2014-2020) und einem Kreditprogramm mit EIB-Mitteln über die NBank in Höhe von 500 Millionen könnten zusätzliche Mittel des Bundes in die Breitbandförderung fließen: Zusätzlich zu den rund 1 Milliarde bundesweit könnte etwa gut ein Drittel der jetzt festgelegten zusätzlichen 4,35 Milliarden Investitionsmittel im Bereich Verkehr und digitale Infrastruktur (verteilt auf 2016-2018), also mindestens 1,5 Milliarden Euro, für Breitbandprogramme gewidmet werden. Bereits mit den Ländern festgelegt ist die entsprechende Verwendung der gemeinsamen Einnahmen aus der so genannten Digitalen Dividende II. Hinzukommen könnten noch die Verwendung der Versteigerungserlöse in den anderen Frequenzbereichen, die in 2015 zur Vergabe durch die Bundesnetzagentur stehen (900- und 1800-MHz- Bänder). Die Bundesmittel dürften in entsprechende Landesprogramme umgesetzt werden. Der Landkreis Harburg sollte die Chance nutzen, von diesen Fördermitteln zu profitieren. Zu den Förderprogrammen vgl. für das Land http://www.breitbandniedersachsen.de/index.php?id=35 und für den Bund http://www.zukunftbreitband.de/breitband/de/breitbandstrategie/massnahmen/foerderungfinanzierung/instrumente/instrume nte_node.html sowie BMWi, Leitfaden Möglichkeiten der Breitbandförderung http://www.zukunft-breitband.de/shareddocs/de/anlage/zukunftbreitband/moeglichkeiten-derbreitbandfoerderung.pdf? blob=publicationfile. gez. Tobias Handtke Matthias Westermann