Einführung in die Menschenrechtsbildung: Asylrecht Peter Stocker und Claudia Uschounig
Einleitung Unsere Unterrichtseinheiten drehen sich um das Thema Asylrecht. Es werden theoretische Fakten und Ansätze über die rechtliche Seite und das Verfahren in Österreich vorgebracht, aber diese auch spielerisch untermalt. Die Spiele sollen ein Bewusstsein für die Situation der Asylwerber schärfen und auch die Konfrontationen, die sie in einem fremden Land erfahren, verdeutlichen. Die Unterrichtseinheiten sind für Jugendliche ab 18 Jahren konzipiert. Die Gruppengröße kann von 10 bis 30 Personen betragen. Insgesamt sollten drei Stunden für diese Einheiten einberechnet werden.
Ablauf der Unterrichtseinheiten 1. Spiel Die Sprachbarriere (30 min) 2. Begrüßung 3. Brainstorming: Wie fühlt und denkt sich ein Asylwerber (in Österreich)? Mit was ist er konfrontiert? (15 20 min) 4. Theorieteil (15 20 min) 5. Pause (15 min) 6. Rollenspiel: Moot court (60 70 min) 7. Dank für die Aufmerksamkeit
1. Spiel: Die Sprachbarriere (30 min ) 1.1. Materialien: Asylantrag (Siehe auch Druckvorlage Asylantrag ): Jede Person einen Stift zum Ausfüllen 1.2. Spielanleitung: Bevor jemand im Raum ist, stellen Sie die Sessel in einem Halbkreis auf und stellen an dessen offenen Ende zwei Tische auf. Lassen Sie die Leute in den Raum kommen. Grüßen Sie niemanden, führen Sie mit niemanden eine Konversation. Vergessen Sie nicht, dass sie sich bereits in Ihrer Rolle befinden. Wenn alle Platz genommen haben, teilen Sie jedem Teilnehmer einen Asylantrag aus. Erklären Sie den Teilnehmern in einer bürokratischen, ernsten und unfreundlichen Art und Weise, dass sie fünf Minuten Zeit haben, den kompletten Asylantrag auszufüllen und nicht vergessen sollten, die Namen auszufüllen (sollten Sie die Namen kennen, können Sie sie schon vorher auf die Asylanträge schreiben). Unterbinden Sie jegliche Konversation und gehen Sie auf Fragen nicht ein. Reden Sie auch untereinander nicht und wahren Sie Ihre strenge Rolle.
Verweisen Sie Zuspätgekommene auf Ihre Plätze und teilen Sie Ihnen mit, dass Sie nur mehr wenige Minuten zum Ausfüllen haben. Sammeln Sie alle Asylanträge nach fünf Minuten ein, ohne zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen. Stellen Sie einen Sessel direkt vor die beiden Tische. Anschließend rufen Sie einen Namen auf und bitten diese Person auf dem Sessel vor Ihnen Platz zu nehmen. Stellen Sie dieser Person zu Ihrem Antrag einige Fragen: Beispiele: Warum haben Sie Punkt 6 nicht ausgefüllt? Warum haben Sie den Antrag nicht vollständig ausgefüllt? Bleiben Sie auch hier in Ihrer Rolle stark! Wiederholen Sie diese Befragung einige Male, angepasst an die Gruppengröße. 2. Begrüßung 2.1. Brechen Sie aus der vorher gespielten Rolle aus und stellen Sie sich kurz vor. Erklären Sie um was für ein Thema es heute geht und wie der Tag ablaufen wird. 2.2. Stellen Sie Ihre Sessel auch in den Sesselkreis, um eine Diskussion zum Spiel leiten zu können. 2.3. Fragen Sie in die Runde, ob jemand den Sinn des Spieles erkannt hat. 2.4. In der Diskussion kann auf folgende Fragen eingegangen werden: Wie haben Sich die Teilnehmer gefühlt, vor allem die, die zur Befragung aufgerufen wurden? Handelte es sich hier um eine realistische Simulation eines Asylantragsverfahren? Waren Sie schon einmal in einer Situation, wo Sie die Sprache des Landes nicht beherrschten und noch dazu mit einem Beamten (Polizei, Kontrolleur...) konfrontiert waren?
3. Brainstorming: Wie fühlt und denkt sich ein Asylwerber (in Österreich)? Mit was ist er konfrontiert? (15-20 min) 3.1. Materialien: Flipchartbögen und Stifte um darauf zu schreiben Ein leeres Kärtchen und ein Stift pro Person Impulse: Bilder aus der Fotobox für politische Bildung und das UNHCR Poster What s wrong here? 3.2. Anleitung: Erklären Sie, dass jeder Teilnehmer fünf Minuten Zeit hat, sich darüber Gedanken zu machen, wie sich ein Asylwerber (in Österreich) fühlen und denken könnte und mit welchen Problemen er konfrontiert ist. Teilen Sie die leeren Zettel plus Stifte aus, damit sich jeder Teilnehmer auf diesen Notizen machen kann. Legen Sie die Bilder in die Mitte des Sesselkreises. Das Poster sollte sich bereits im Raum befinden, aber nicht sichtbar sein. Hängen Sie es dann so auf, dass der untere Teil nicht zu sehen ist (da dort die Erklärung steht). Machen Sie die Teilnehmer noch einmal auf das Poster aufmerksam und sagen Sie ihnen, dass sie draufkommen sollten, Was hier falsch ist. Nach fünf Minuten fragen Sie nach und schreiben die Ergebnisse stichwortartig auf das Flipchart. Hängen Sie dann das Flipchart sichtbar in den Raum. 4. Theorieteil (15 20min) 4.1. Materialien: PowerPointpräsentation (Siehe Powerpointpräsentation ) 5. Pause (15 min)
6. Rollenspiel: Moot court (60-70 min) 6.1. Materialien Allgemeiner Hintergrund und Fall 1 (Siehe Druckvorlage Allgemeiner Hintergrund und Fall 1 ) Allgemeiner Hintergrund und Fall 2 (Siehe Druckvorlage Allgemeiner Hintergrund und Fall 2 ) Rollenkarten (Siehe Druckvorlage Rollenkarten ) Tischkarten (Siehe Druckvorlage Tischkarten ) 6.2. Spielanleitung Stellen Sie 3 Tische in U-Form auf, sodass sich Asylwerber und Bundesasylamt gegenüber sitzen und die Senatsmitglieder an der Stirn sitzen. Stellen Sie die Tischkärtchen dementsprechend auf. Teilen Sie die Powerpointpräsentation aus. Erklären Sie, dass ein Asylverfahren nachgespielt werden soll. Es gibt zwei Fälle, die einen gemeinsamen Hintergrund haben. Teilen Sie die Teilnehmer in 2 Gruppen mit gleicher Anzahl an Personen Erklären Sie, dass in jeder Gruppe 3 Rollen gibt, die Asylwerber, das Bundesasylamt und die Senatsmitglieder Erklären Sie die Aufgaben der Rollen: Asylwerber: Finden Sie Argumente, die dafür sprechen, dass Sie in dem Land Asylbekommen. Stellen Sie den Sachverhalt für sich positiv dar. Bundesasylamt: Das Bundesasylamt hat bereits einen negativen Bescheid erlassen. Finden Sie Argumente, die diesen bekräftigen. Senatsmitglieder: Sie haben den Fall endgültig zu entscheiden und leiten das Verfahren. Finden und erklären Sie Pro und Kontra Punkte. Überlegen Sie welche Argumente der Asylwerber und des Bundesasylamtes vorgebracht werden könnten und welche Gewichtung Sie Ihnen geben.
Die Argumente können sozialen, rechtlichen und wirtschaftlichen Hintergrund haben. Lesen Sie den allgemeinen Hintergrund vor. Teilen Sie den Allgemeinen Hintergrund und Fall 1 und den Allgemeinen Hintergrund und Fall 2 aus. Teilen Sie die Rollenkarten aus. Wenn möglich sollten es gleich viele Personen pro Rolle sein, sonst besetzen Sie das Senatsmitglied mit weniger Personen. Geben Sie den Personen 15 min Vorbereitungszeit. Während der Vorbereitungszeit gehen Sie zu den Gruppen und bieten Sie Hilfestellung an. Nach der Vorbereitungszeit bitten Sie die erste Gruppe an den Tischen Platz zu nehmen. Fordern Sie ein Gruppenmitglied auf, den Sachverhalt des ersten Falles vorzulesen. Danach kann das Rollenspiel beginnen. Die Spieldauer sollte nach Bedarf gestaltet werden, jedoch obliegt es grundsätzlich den Senatsmitgliedern die Verhandlung für geschlossen zu erklären. Nach der Verhandlung setzen Sie sich alle wieder in den Sesselkreis. Fragen Sie die einzelnen Teilnehmern aus der Gruppe 1 wie es ihnen in ihrer Rolle ergangen ist. Fragen Sie auch das Publikum, wie Sie das Rollenspiel empfunden hat. Anschließend ist Gruppe 2 an der Reihe. Ablauf siehe Gruppe 1. 7. Dank für die Aufmerksamkeit 7.1. Stellen Sie noch sicher, dass keine Fragen offen geblieben sind.