Moderator: Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Chat mit Herrn - Martin Ziegenbalg, Leiter Investor Relations Deutsche Post. Das Thema der nächsten 60 Minuten sind die aktuellen 9-Monatszahlen der Deutschen Post. Bitte stellen Sie ab jetzt Ihre Fragen. Und nun viel Spaß beim Chat. Deutsche Post: Herzlich willkommen auch von unserer Seite. Ich freue mich auf Ihre Fragen. Frage: Das Briefmonopol wird Ende 2007 endgültig fallen. Wie wird die Post darauf reagieren? Können private Post-Unternehmen überhaupt auf dem Briefmarkt konkurrenzfähig sein? Deutsche Post: Es ist richtig, dass nach geltendem EU-Recht nach 2007 EU-weit die Briefmärkte vollständig liberalisiert sein sollten. Wir sind dabei sehr zuversichtlich, dass wir dann ausserhalb Deutschlands mehr Geschäft gewinnen können, als wir in Deutschland verlieren. Frage: Ihre Liquidität erhöhte sich zum 30. September auf rund 4,6 Mrd. Euro, nach 846 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Wozu werden diese Mittel verwendet? Deutsche Post: Die relevante Grösse ist für uns die Nettoverschuldung, also Flüssige Mittel abzüglich Finanzverbindlichkeiten hier haben wir zum 30.09.04 lediglich einen Stand von rd. 300 Mio Euro zu verzeichnen. Zur Mittelverwendung: Wir sehen im Konzern DPWN verschiedene Möglichkeiten, in unser operatives Geschäft zu investieren. Das meint vor allem Investitionen in organisches Wachstum (Stichwort: Asien). Daneben haben wir etwa 1 Mrd. Euro zur Reduzierung unserer Pensionsverbindlichkeiten vorgesehen. Frage: Sehen Sie den zunehmenden email-verkehr als Gefahr für Ihr Briefgeschäft? Deutsche Post: Wie jeder sicher aus eigener Erfahrung weiss, wären die meisten e-mails, die Sie schreiben, früher gar nicht in die Briefform gekommen. Wir sehen daher aus dem Thema keine besondere Gefahr für unser Briefgeschäft. Frage: Was hat der Konzern gegenüber der zunehmenden Konkurrenz anderer Anbieter im Bereich postvorbereitende Dienstleistungen sowie in anderen Bereichen auf dem inländischen Markt entgegenzusetzen? Der Umsatzverlust aus dieser Entscheidung dürfte bis 2007 maximal 150-200 Mio Euro erreichen. Wir werden in dieser Zeit unsere Kostenstrukturen anpassen, um den Ergebniseffekt zu minimieren. Frage: Meine Frage richtet sich zur Dividendenanhebung. Ist in den kommenden Jahren mit weiteren Anhebungen zu rechnen bzw. bleibt das jetzige Niveau erhalten? Deutsche Post: In den vergangenen Jahren haben wir die Aktionäre stets an der verbesserten Ertragslage partizipieren lassen. Dies wollen wir auch in Zukunft so halten.
Frage: Welche Pläne hat die Deutsche Post mit DHL, welche Marktposition erwarten Sie in einigen Jahren? Deutsche Post: DHL ist bereits heute weltweiter Marktführer im internationalen Luftexpressgeschäft. Unter der Marke DHL sind wir ausserdem führend in der Luft- und Seefracht. In den einzelnen Regionen stellt sich dies wie folgt dar: in Europa ist DHL Marktführer im Expressgeschäft. In Asien ebenso. In der Region Americas haben wir mit der Akquisition von Airborne die Nr.3-Position. Frage: Wie will sich die Post mit DHL gegen die Konkurrenten durchsetzen? Vor allem in den USA wo FedEX und UPS sehr stark sind? Deutsche Post: Wie eben gesagt, sind wir in den USA mit einem Marktanteil von etwa 8% deutlich kleiner als die beiden Wettbewerber. Unser Ziel ist es in den USA bis Q4 2006 den Breakeven zu erreichen. Dazu bedarf es weiterer Investitionen in Infrastruktur, Werbung und Servicequalität der derzeitige Marktanteil muss dazu allerdings nicht dramatisch ausgebaut werden. Frage: Ihre aggressive Expansionspolitik, vor allem in den USA, kostet Ihren Konzern zunächst nur Geld. Gleichzeitig wird es für die Deutsche Post in Deutschland immer schwieriger. Sie wollen als Deutsche Post World Net der "Logistikkonzern Nummer eins" werden. Wird dieses Ziel um jeden Preis verfolgt? Deutsche Post: Der Markt in den USA ist für unser globales Netzwerk ein wichtiger Knotenpunkt. Mit einer Präsenz in diesem Markt sichern wir auch unsere Marktposition in den übrigen Regionen. Ziel in den USA ist es wie gesagt ab Q4 2006 den breakeven zu erreichen. Sie sehen bereits heute wie profitabel das internationale Expressgeschäft ausserhalb der USA ist. Für die ersten 9 Monate dieses Jahres zeigt sich eine Marge von 5,5%. Frage: Können Sie mir etwas zur Expansionspolitik der DP sagen? Liegt der Fokus eher auf Konkurrenzverdrängung in bereits erschlossenen Märkten oder stehen verstärkt neue Märkte im Blickpunkt? Unter welchen Gesichtspunkten wird so etwas entschieden? Deutsche Post: Im Briefbereich sind wir dabei, das Geschäft ausserhalb Deutschland auszubauen. Im Expressgeschäft geht es uns darum, die Wachstumsmöglichkeiten insbesondere in Asien auszuschöpfen. Frage: Wie wird sich die Postliberalisierung in den nächsten Jahren auf die Ergebnisentwicklung auswirken? Was wird die Post unternehmen, um die aus der Liberalisierung resultierenden Ausfälle ausgleichen zu können? Wie lange wird das Monopol der Deutschen Post Ihrer Ansicht nach noch de facto bestehen? Deutsche Post: Insgesamt erwarten wir für den Unternehmensbereich Brief für die kommenden Jahre einen stabilen Ergebnisbeitrag von ca. 2 Mrd. Euro. Wie bereits erwähnt, wollen
wir Umsatzwachstum insbesondere ausserhalb Deutschland erzielen. De facto sieht die EU eine Öffnung der Märkte ab Ende 2007 vor. Frage: Wie wird der europäische Postmarkt in 5 Jahren aussehen und welche Rolle wird die Deutsche Post spielen? Deutsche Post: Wir hoffen, dass dann alle Märkte liberalisiert sind, und wir unsere Stärken in den übrigen europäischen Märkten ausspielen können. Wir sehen uns als Gewinner einer zunehmenden Liberalisierung. Frage: was heißt eigentlich DHL? Gibt es eine genaue Bedeutung dafür? Deutsche Post: Das sind die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der drei Gründer, die DHL 1969 in den USA gegründet haben: Dalsey, Hillblom und Lynn. Frage: Anfang der 90er Jahre hat der Logistik- und Briefbereich der Post hohe Verluste gemacht. Zwischenzeitlich macht dieser Bereich jährlich rund 3 Mrd. Euro Gewinn. Wie haben Sie das erreicht, bzw. wie wird die Entwicklung nach der Öffnung des Briefmonopols sein? Deutsche Post: In den 90er Jahren wurde die gesamte Infrastruktur unseres Briefgeschäftes im wiedervereinigten Deutschland modernisiert, so dass wir heute mit hoher Effizienz und hoher Qualität arbeiten. Frage: Bezüglich Ihrer Aktienkursentwicklung fand der viel versprechende Aufwärtstrend Anfang des Jahres im März ein jähres Ende. Das Erreichen eines Niveaus nahe des Ausgabekurses scheint derzeit unwahrscheinlich. Wie sehen Sie das? Deutsche Post: Seit der Ankündigung unsere STAR-Programmes Anfang November 2002 hat der Kurs um knapp 60% zugelegt. Im laufenden Jahr haben wir uns etwas schwächer als der DAX entwickelt. Wir selber machen grundsätzlich keine Prognosen zur Entwicklung unseres Kurses. Frage: Das Kartellamt in Bonn erwägt Maßnahmen gegen die Post, weil diese ihre Konkurrenten bei postvorbereitenden Leistungen behindert und benachteiligt. Wie wollen Sie zu diesen Plänen Stellung nehmen? Deutsche Post: Dies bezieht sich auf den anfangs angesprochenen Sachverhalt 'Netzzugang für Konsolidierer'. Antwort siehe oben. Frage: Zum Thema Verlagerung des DHL-Frachtzentrums: Gibt es schon einen Zeitplan für den Weggang aus Brüssel? Deutsche Post: Ab 2008 werden Aktivitäten von Brüssel in das neue Hub verlagert. Die Entscheidung, wo dieses neue Hub sein wird (Leipzig oder Vatry), wird in den kommenden Wochen fallen.
Frage: Wieviele Analysten verfolgen derzeit die Deutsche Post und wieviele Kauf- Empfehlungen gibt es? Deutsche Post: Zur Zeit werden wir von 21 Analysten beobachtet. Davon haben 12 eine Kaufempfehlung, 9 raten zum Halten und 2 zum Verkauf/Untergewichtung. Frage: Berichten zufolge will Hans Eichel in den kommenden Jahren den staatlich gehaltenen Anteil an der Post von über 60 auf unter 50 Prozent senken. Wie wird sich das Ihrer Meinung nach auf den Aktienkurs auswirken? Deutsche Post: Der Bund als Mehrheitsaktionär hat ein klares Commitment abgegeben, seinen Anteil weiter zu reduzieren und die Privatisierung zu finalisieren. Dies begrüssen wir, ein höherer Freefloat sollte vom Markt insgesamt positiv bewertet werden. Frage: Im Jahr 2000 hatte die Deutsche Post den kostenlosen E-Mail-Dienst epost in Betrieb genommen. Vor wenigen Tagen wurde die Abschaltung angekündigt. Setzt die Deutsche Post damit in Bezug auf neue Medien nicht ein falsches Signal? Deutsche Post: Die strategische Bedeutung wurde überprüft und wir haben e-post nicht mehr als Kerngeschäft angesehen. Frage: Wie sieht der Ausblick der Post für das Jahr 2004 und 2005 aus? Deutsche Post: In Bezug auf die Gewinnentwicklung bestätigen wir die bekannte Prognose. Für 2004 ein Anstieg des Konzern-EBITA um 7,5-12,5%. Für 2005 ein weiterer Anstieg des EBITA auf min. 3,6 Mrd. Euro. Frage: Werden Sie im asiatischen Markt expandieren? Wenn ja, sind weitere Übernahmen geplant? Deutsche Post: wir wollen dort weiter wachsen, allerdings in der Hauptsache organische. Grosse Akquisitionsziele sehen wir in diesem Markt nicht. Frage: Ich finde Ihre Investor Relations Services sehr gut - vor allem auch die neue IR- Website. Werden Sie Ihre Aktivitäten im Bereich der Privatkunden noch ausdehen, z.b. Webradio wie SAP? Was ist geplant? Deutsche Post: Für uns ist die Kommunikation mit den Privatinvestoren sehr wichtig, da diese ca. 30% unseres free float halten. Wir konzentrieren uns dabei in erster Linie auf unsere bekannten Informationsmedien wie Nachrichtenbörse oder welcome package für unser neue Aktionäre.
Frage: Ich möchte mich bedanken, dass Sie diesen Chat anbieten und ich als Kleinaktionär einmal die Möglichkeit habe, meine Fragen loszuwerden. Deutsche Post: Vielen Dank für das Lob. Dies war auch für uns eine Premiere, der wir gerne weitere Chats in der Zukunft folgen lassen werden. Moderator: Sehr geehrte Damen und Herren, der Chat ist nun zu Ende. Wir hoffen, es hat Ihnen Spaß gemacht und bedanken uns bei allen Teilnehmern und natürlich besonders bei Herrn Ziegenbalg. Alle unbeantworteten Fragen können Sie gerne nochmals an ir@deutschepost.de oder aktie@deutschepost.de richten. Deutsche Post: Vielen Dank für das rege Interesse an der Deutschen Post und die zahlreichen Fragen. Wir freuen uns auf das nächste Mal. Das IR-Team der Deutschen Post wünscht Ihnen ein schönes Wochenende.