Humanitude. Beziehung statt Sedierung. Von einem Ort zum Weglaufen hin zu einem Ort der Mitmenschlichkeit

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Transkript:

Humanitude 1 Beziehung statt Sedierung Von einem Ort zum Weglaufen hin zu einem Ort der Mitmenschlichkeit

Humanitude 2 Neuroleptika als Freiheitsentziehende Maßnahme werden überwiegend aus folgenden Gründen verordnet: 1. Der Bewohner ist zu bestimmten Zeiten hochgradig unruhig, verlässt das Heim und bringt sich in Gefahr. 2. Der Bewohner zeigt agitiertes Verhalten, das ihn oder die Mitbewohner gefährdet. 3. Das agitierte Verhalten des Bewohners beeinträchtigt das Zusammenleben in der Familie oder in einem Wohnbereich so empfindlich, dass der Einsatz von Neuroleptika unumgänglich erscheint. 4. Der Bewohner verhält sich aggressiv, die notwendigen Pflegemaßnahmen sind nicht durchführbar.

3 Film Georges (1) Ein Beispiel für Abwehrverhalten, das normalerweise den Einsatz von Medikamenten nahelegt. Georges 2 Derselbe Bewohner, die gleiche Situation, kein Medikament erforderlich.

4 Humanitude Mitmenschliche Pflege In 3 ½ Jahrzehnten von Yves Gineste und Rosette Marescotti in Frankreich und Kanada entwickelt Verbreitet im Französischsprachigen Raum, permanent weiter entwickelt, Immer in der Praxis geschult, bei den realen Bewohnern. Inzwischen gibt es mehrere hundert Einrichtungen, die nach Humanitude arbeiten in Frankreich, Benelux, Schweiz, Kanada, Japan, Amerika, Deutschland

Humanitude Philosophie und Methodik Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Techniken im Umgang mit demenzkranken Menschen praktische Erfahrung plus neue Ideen Anspruchsvoll und gut verständlich Expertenwissen für alle, die im Kontakt mit demenziell Erkrankten stehen

Pathologisch agitiertes Verhalten Wann? 50% unvorhersehbar 20% am Morgen 30% am Abend und während der Nacht Der größte Teil tritt bei kritischen Pflegemaßnahmen auf: Dusche, Bad, Haare waschen, Mundpflege, Intimpflege, Bei Transfer und Mobilisation, beim An- und Ausziehen und beim Wechsel der Inkontinenzversorgung

7 Pathologisch agitiertes Verhalten Wie kommt es dazu? Demenzielles Syndrom mit veränderten kognitiven Fähigkeiten, Pflegehandlung wird nicht verstanden, Pflegekraft wird nicht erkannt Auslösender Faktor, Erzwungene Pflege Ungerechtfertigtes Wecken Überraschendes Auftauchen Fehlender Einsatz der Methodologie Die Person verteidigt sich Beängstigende Situation Pflege als Aggression missverstanden

Pathologisch erregtes Verhalten 8 Evaluation der Methoden der Humanitude Bei 75-90% Beruhigung - 75% dank der Vorbereitung auf die Pflege - bis zu 90% bei Einsatz der Technik sensorische Bindung plus Vorbereitung auf die Pflege Bei gemeinsamem Einsatz der Ablenkungstechniken nach Taillefer und Geneau gingen pathologisch agitierte Verhaltensweisen bis zu 95% zurück.

9 Humanitude schult die Mitarbeiter aller Bereiche einer Einrichtung darin, mit den Menschen mit Demenz in Beziehung zu treten. Sich in Beziehung zu anderen zu erleben, macht den Pflegebedürftigen zum Mitmenschen. Wer ein geachteter, geliebter Mitmensch ist, braucht nicht davon zu laufen. Wer sich angenommen fühlt, wird ruhiger, auch ohne Medikamente.

Humanitude Ziele: Das Vertrauen der Gepflegten erwerben Beziehung geht vor Funktion Die Bewohner verstehen, was geschieht Pflege nur mit Einverständnis des Bewohners Die Bewohner erleben Nähe und Akzeptanz (nach ihren Bedürfnissen) Die Kommunikation ist auf die Bewohner abgestimmt

Humanitude Die vier Säulen 1. Blickkontakt 2. Ansprache 3. Berührung 4. aufrechte Position

Pflege auf Augenhöhe Blickkontakt als Botschaft der Mitmenschlichkeit, wird bewusst eingesetzt und geschult, Pflegekräfte entwickeln ein Bewusstsein für die Wirkung ihrer nonverbalen Botschaften

Ansprache: Die zweite Säule: Der Ton macht die Musik, bewusster Einsatz der Sprachmelodie Positive, wertschätzende, vertraute Worte begleiten jede Pflegehandlung Pflege wird zum Akt der Zuwendung Pflegekräfte werden dafür sensibilisiert, welche Botschaften für die Gepflegten mitklingen.

Berührung Angenehme Berührung schafft Beziehung, Berührung und Pflege nach dem Körperschema Positive emotionale Erinnerungen entstehen im Zusammenhang mit der Pflege Pflegekräfte werden darin geschult, professionelle Berührungen sanft zu gestalten, sie verstehen ihre Berührungen als Botschaften und setzen sie bewusst ein.

15 Humanitude Die 4. Säule: Vertikalisation bedeutet, dass die Menschen auch ausreichend Möglichkeiten erhalten, sich zu bewegen, der Welt aus einer aufrechten Position gegenüber zu treten. auf eigenen Füßen zu stehen hilft, Unruhe als Form überschüssiger Energie abzubauen. Wer körperlich müde ist, ist oft weniger getrieben.

Aufrechte Körperposition Ziele jeder Pflege nach Humanitude: Niemand wird bettlägerig. Der alte Mensch bleibt aufrecht bis zuletzt. Gehen verstanden als angeborene, unter allen Umständen erhaltungswürdige Fähigkeit. Gehen als natürliche Möglichkeit, sich als stark, selbstständig ( im Wortsinn) und autonom zu erleben. Bewegung - zentrales Element der Betreuung.

17 Humanitude Die Einrichtung wird eher zum Zuhause, weil bereichsübergreifend geschult wird. Das heißt: Auch Hausmeister und Hauswirtschaftskräfte haben Grundwissen über Demenz, können Begegnungen so gestalten, dass sie den Kranken nicht verunsichern. Bereichsübergreifende Fallbesprechungen mit Hauswirtschaft bei Bedarf und Betreuungskräften schaffen ein facettenreicheres Bild der Bewohner.

18 Humanitude Humanitude ist leider kein Allheilmittel, aber der konsequente Einsatz der Methoden erlaubt es, in der Mehrzahl der Fälle, den Einsatz von sedierenden Medikamenten zurückzufahren oder gar darauf zu verzichten. Fragen? Kontakt: Claudia Stegmann- Schaffer, Heimleitung, Humanitude- Ausbilderin Pflegeheim St. Maria, Zollbergstr. 1 89165 Dietenheim Festnetz 07347 956-100, 004915208931978, c-schaffer@hotmail.de

19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! PS: mehr Humanitude- Filme gibt es auf You tube