Neue Bevölkerungsprognose: Der Niederrhein schrumpft schneller!

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Transkript:

Neue Bevölkerungsprognose: Der Niederrhein schrumpft schneller! Seit kurzem gibt es eine neue Bevölkerungsprognose für die Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen. Die Daten zeigen: Der Bevölkerungsrückgang verläuft am Niederrhein noch schneller als bisher angenommen. Mitten in diese Erkenntnis hinein verkündet das Statistische Bundesamt: Deutschland wächst! Wie passt das zusammen? Die Einwohnerzahl in Deutschland ist zum Jahresende 2011 erstmals seit 2002 wieder gestiegen, so verkündete das Statistische Bundesamt im Juli 2012. Vorläufige Berechnungen weisen einen Anstieg von rund 92.000 Personen auf 81,84 Mio. Einwohner 1 aus. Diese Meldung ist auf den ersten Blick bemerkenswert, kündigen die Prognostiker doch seit einigen Jahren an, die deutsche Bevölkerung werde älter, bunter und vor allem weniger. Alles nur Demagogie statt Demografie? Fokus Niederrhein Ausgabe 01/2012 Ihr Ansprechpartner: Dr. Andreas Henseler Telefon: 0203 2821-227 Telefax: 0203 2821-302 E-Mail: henseler@niederrhein.ihk.de Gesamt: 5 Seiten Stand: 30.07.2012 Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass diese Entwicklung allein auf Zuwanderungseffekte zurückzuführen ist. Im vergangenen Jahr wanderten 279.000 Menschen mehr ein als aus. Letztmals wurde 2001 ein ähnlicher Wert erreicht. Damit stieg der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung auf 9,1 %. Gleichzeitig erreichte die natürliche Bevölkerungsentwicklung, also der Saldo von Geburten und Sterbefällen, mit einem Sterbeüberschuss von 189.000 Personen einen Spitzenwert. Ist der demografische Wandel nun vorbei? Der aktuelle Bevölkerungszuwachs ist lediglich eine Momentaufnahme. Insgesamt wurden weniger Kinder als im Vorjahr geboren. Dieser Prozess wird sich absehbar verstärken. Beim Thema der erhöhten Zuwanderung kann, angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Situation 1 Destatis (2012): Einwohnerzahl Deutschlands im Jahr 2011 erstmals seit 2002 wieder gestiegen. Pressemitteilung Nr. 255 vom 25.07.2012

im südeuropäischen Raum, vor allem auf die Möglichkeit der freien Wohn- und Arbeitsortwahl von EU-Bürgern, abgestellt werden. Langfristig ist somit wieder von einer Abschwächung dieses Trends auszugehen. Die Sterbezahlen sind auf hohem Niveau konstant, werden sich aber in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Bevölkerungsstärkere Gruppen erreichen die oberen Altersklassen. Gleichzeitig wird die durchschnittliche Lebenserwartung weniger stark zunehmen, da Potenziale bereits stark ausgeschöpft sind, die in der Vergangenheit zur Reduzierung der Sterblichkeit geführt haben 2. Nach wie vor verläuft die demografische Entwicklung in den Bundesländen sehr unterschiedlich. Während Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein sowie die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen von der Zuwanderung profitieren, mussten alle übrigen Länder weiter Bevölkerungsverluste hinnehmen. Der Demografische Wandel, vor allem die Schrumpfung der Einwohnerzahl geht somit weiter. Neue Bevölkerungsprognose für NRW Die aktualisierte Bevölkerungsvorausberechnung für die Kreise und kreisfreien Städte in NRW bis 2030 bestätigt diese Einschätzung: Tabelle 1: Merkmale der Bevölkerungsentwicklung am Niederrhein zwischen 2011 und 2030 Gebiet Bevölkerungsentwicklung Entwicklung der erwerbsfähigen Bevölkerung Entwicklung der über 65 Jährigen Medianalter 31.12.2011 Medianalter 01.01.2030 (Prognose) Stadt Duisburg -8,3 % -13,7 % 9,9 % 43,8 46,5 Kreis Wesel -6,9 % -18,8 % 36,5 % 46,4 52,3 Kreis Kleve 0,4 % -10,5 % 46,3 % 44,7 49,7 IHK-Bezirk Niederrhein -5,7 % -14,8 % 28,2 % 45,4 49,3 Nordrhein-Westfalen - 3,7 % -11,8 % 27,4 % 44,6 47,8 Quelle: Eigene Berechnung, Datengrundlage: IT.NRW. Werte für 2011 aus der Fortschreibung des Bevölkerungsstande zum 31.12., Werte für 2030 aus der Bevölkerungsvorausberechnung zum 1.1. eines Jahres. Bis 2030 sinkt die Bevölkerung in NRW den Berechnungen zufolge um 3,7 % auf 17,19 Mio. Einwohner und damit um 140.000 Personen mehr, als zuvor angenommen. Der Niederrhein ist im Verhältnis zu den Landeswerten von der demografischen Entwicklung stärker betroffen. Bevölkerungsrückgang, Alterung und der Rückgang der Erwerbstätigenzahlen kündigen tiefgreifende Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung an. 2 IT. NRW (2012): Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein- Westfalens 2011 bis 2030/2050. Statistische Analysen und Studien, Band 72, Düsseldorf, S. 5. 2

Bevölkerungsentwicklung: unterschiedliche Dynamik Der Bevölkerungsrückgang am Niederrhein verläuft rascher als bislang erwartet - bis 2030 um 5,7 %. Dies entspricht etwa 71.000 Personen. Bei der Vorausberechnung 2008 wurde der Rückgang zwischen 2011 und 2030 für den Niederrhein nur auf 4 % (ca. 51.000 Personen) geschätzt. Die Entwicklung in Duisburg und den Kreisen Kleve und Wesel verläuft weiterhin unterschiedlich. Die Stadt Duisburg verliert bereits seit Mitte der 1990er Jahre an Einwohnern. Die Bevölkerungsverluste werden mit -8,3 % bis 2030 jedoch noch deutlicher ausfallen (vgl. Abbildung 1). Auch im Kreis Wesel wird sich die Situation zuspitzen. Statt der ursprünglich prognostizierten 441.000 Einwohner werden 2030 nur noch etwa 435.000 Menschen im Kreisgebiet leben. Der Kreis Kleve konnte seit Anfang der 1990er Jahre von Zuzügen aus Duisburg, Krefeld und Düsseldorf sowie der in den vergangenen 10 Jahren zu beobachtenden Ansiedlung von Niederländern in den Grenzkommunen profitieren. Dieser Wachstumstrend sollte sich auch in den nächsten 20 Jahren weiter fortsetzen. Statt des 2008 noch avisierten Anstiegs auf 318.000 Kreisbewohner geht die neue Vorausberechung allerdings nur noch von einem Wachstum um 0,4 % auf 309.000 Personen aus. Abbildung 1: Historische und prognostizierte Bevölkerungsentwicklung Quelle: Eigene Darstellung, Datengrundlage: IT.NRW. In der Folge stehen die Kommunen und Unternehmen am Niederrhein vor der Herausforderung, ihre soziale und technische Infrastruktur sowie ihre Ausbildungs- und Beschäftigungspolitik der neuen Situation entsprechend umzugestalten. 3

Alterung: alle betroffen Der Alterungsprozess gehört zu den besonderen Merkmalen der demografischen Entwicklung am Niederrhein. Die Zahl der über 65 Jährigen wird in NRW und am Niederrhein um mehr als ein Viertel ansteigen (vgl. Tabelle 1). Dabei ergibt sich auch hier für die beiden Kreise und die Stadt Duisburg ein durchaus differenziertes Bild: Während der Anteil der Rentnergeneration in Duisburg nur um rund 10% zunimmt, ist die Steigerung in den Kreisen Wesel (37 %) und Kleve (46 %) deutlich stärker. Heute ist etwa jeder Fünfte über 65 Jahre alt. Im Jahr 2030 wird der Anteil auf 28 % angestiegen sein. Besonders im Kreis Wesel ist dieser Prozess zu beobachten. Dort wird dann etwa jeder Dritte älter als 65 Jahre alt sein (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Anteile der verschiedenen Altersgruppen 2011 und 2030 Quelle: Eigene Darstellung, Datengrundlage: IT.NRW. Alterungsstand und -entwicklung können auch an der Entwicklung des Medianalters abgelesen werden. Der Median ist das Alter jener Person, die die Bevölkerung in ihrer Anzahl genau in zwei Hälften teilt. Die Berechnungen des Medianalters für 2011 und 2030 finden sich in Tabelle 1. Das Medianalter legt in NRW bis 2030 um 3,2 Jahre zu. Am Niederrhein, mit einer durchschnittlichen Steigerung von 3,9 Jahren, wirkt sich die deutliche Zunahme der Rentnergeneration merklich aus. Während die Alterung in Duisburg langsamer voran schreitet (2,7 Jahre), nimmt sie in den Kreisen Kleve (4,9 Jahre) und Wesel (5,9 Jahre) spürbar an Fahrt auf. 4

Abbildung 3: Bevölkerungspyramide 2011 Auswirkungen für die Wirtschaft Aufgrund des urnenförmigen Aufbaus der Altersgruppen (vgl. Abbildung 3) und des beginnenden Renteneintritts der Babyboomergeneration wirkt sich diese Verschiebung auch auf den Arbeitsmarkt aus. Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (15-65 Jahre) nimmt, verstärkt durch den allgemeinen Bevölkerungsrückgang, in der Folge drastisch ab. Durchschnittlich 15 % Rückgang sind bis 2030 am Niederrhein zu Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung, erwarten. In der Folge ergeben Datengrundlage: IT.NRW. sich für die Unternehmen erhebliche Herausforderungen im Bereich der Personalgewinnung und Knowhow-Sicherung. Eine insgesamt abnehmende Zahl an Erwerbspersonen wird, unter Berücksichtigung des gleichbleibend niedrigen Geburtenverlaufs, auch von einer sinkenden Zahl an potenziellen Auszubildenden begleitet. Der Wettbewerb um die besten Köpfe wird sich verstärken. Was ist zu tun? Die kommunale Infrastruktur muss den Anforderungen älterer Menschen gerecht werden. Der Kooperation von Kommunen wird künftig eine höhere Bedeutung zukommen, sei es im Bereich Schule und Kindergärten, barrierefreier Infrastrukturplanung oder im Bereich der Gesundheitsvorsorge und -versorgung. Der immer schwieriger zu deckende Fachkräftebedarf zeichnet sich bereits heute ab. Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer bietet den regionalen Unternehmen mit dem Demografiekompass 2030, dem Demografierechner und dem Fachkräftemonitor NRW verschiedene Instrumente, um die Entwicklung der Bevölkerungs- und Erwerbstätigenzahlen für ihre Wirtschaftsbranche in den kommenden Jahren einschätzen zu können. Mit diesem Wissen kann frühzeitig auf Engpässe bei Auszubildenden, Fach- und Führungskräften reagiert werden. Auch die fortwährende Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt eine vordringliche Aufgabe. Besuchen Sie uns unter www.ihk-niederrhein.de/demografie-fachkraefte. 5