Der Healthy Migrant Effect im Alter? Physische und mentale Gesundheit von Migranten in 11 europäischen Ländern. Keren Ladin, Department of Health Policy, Harvard University Steffen Reinhold, MEA, Universität Mannheim Demographie von Migranten in Deutschland 10. Mai 2010, Nürnberg Mannheim Research Institute for the Economics of Aging www.mea.uni-mannheim.de
Motivation Sehr robuster Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischen Status und Gesundheit Bildung Einkommen Vermögen etc. Gleichzeitig bessere Gesundheit und niedrigere Mortalität unter Migranten Aber meist niedriger sozioökonomischer Status unter Migranten Physische vs. mentale Gesundheit Gelten die diskutierten Theorien auch für mentale Gesundheit? 2
Mögliche Erklärungen für die bessere Gesundheit von Migranten Healthy migrant effect Marmot et al. 1984: Selbst-Selektion aufgrund von guter Gesundheit Salmon bias Abraído-Lanza et al. 1999: Rückkehr von kranken Migranten in Herkunftsland (gilt auch für Schätzung von Morbidität) Probleme mit Datenquellen Kibele et al. 2008: Verzerrung in Zähler und Nenner bei Schätzung von Mortalität Kausaler Effekt von Migration Razum and Twardella 2002: Sofortige Reduktion des Risikos, an Infektionskrankheiten zu erkranken. Gleichzeitig nur langsamer Anstieg des Risikos von chronischen Krankheiten Anson 2004: Migranten vergleichen Situation mit Herkunftsland 3
Relevanz des Problems Migration in Europa und Alterung der Bevölkerung Erwartung, dass Gastarbeiter nicht permanent immigrieren, erfüllt sich nur teilweise Zunehmende Rolle der Arbeitsmigration innerhalb der EU Was sind die Kosten und Nutzen der Migration aus Sicht der Migranten und der Zielländer? Erhalten sich die Migranten innerhalb Europas ihre anfänglichen Gesundheitsvorteile auch im Alter? Physische vs. mentale Gesundheit Unterschiede in den Ergebnissen für physische und mentale Gesundheit vertieft Verständnis des healthy-migrant Effekts. 4
Überblick Beschreibung der Daten Regressionsergebnisse Physische Gesundheit Mentale Gesundheit Abhängigkeit von Länge des Aufenthalts Dekomposition des Effekts Prävalenz-Effekt Impact-Effekt Analyse für Herkunfts- und Zielländer 5
Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE, Wave 1 Release 2) Unser Sample beschränkt sich auf Männer aus Österreich, Deutschland, Schweden, Niederlande, Spanien, Italien, Frankreich, Dänemark, Griechenland, Schweiz und Belgien West-Europa (Österreich, Deutschland, Frankreich, Schweiz, und Belgien): 5536 obs Nord-Europa (Schweden, Niederlande, Dänemark): 3427 obs Total: 12241 obs Definition der Migrationsvariable Geboren im Ausland (aktuelle Grenzen) Ankunft nach 1949 Zusätzlich Frage nach Staatsbürgerschaft Survey wird in offizieller Landessprache durchgeführt Sample Selection? Gesundheit +2 chronische Krankheiten +1 ADL Einschränkung Euro D-cutpoints (Depression) 6
Beschreibung des Datensatzes Mittelwerte Share West-Europa Nord-Europa Gesamt Migranten Gesamt Migranten Gesamt Migranten Migrant 0.055 0.089 0.047 Alter 64.3 60.8 64.1 60.9 64.3 61.1 Beschäftigt 0.341 0.391 0.315 0.376 0.398 0.400 Im Ruhestand 0.590 0.435 0.608 0.452 0.526 0.400 Haushaltseinkommen (in ) 31476 29123 36035 29577 36472 29257 Bildung (in Jahren) 10.5 11.1 11.7 10.9 11.5 11.3 Verheiratet 0.814 0.812 0.794 0.820 0.819 0.800 +2 chronische Krankheiten 0.381 0.280 0.385 0.270 0.367 0.306 +1 ADL Beschränkungen 0.081 0.081 0.087 0.085 0.073 0.075 Depression 0.159 0.233 0.155 0.212 0.124 0.300 Anzahl der Beobachtungen 12241 697 5536 492 3427 162 7
Odds Ratio (Risiko von Depression) Share West-Europa Nord-Europa Alle Beschäftigte Alle Beschäftigte Alle Beschäftigte Migrant 1.541*** 0.855 1.438** 0.760 2.276*** 1.100 (0.243) (0.300) (0.267) (0.306) (0.692) (0.831) Migrant*Staatsbürgerschaft 1.272 1.593 1.074 1.526 1.455 2.299 (0.254) (0.650) (0.259) (0.746) (0.549) (1.961) Beschäftigt 0.432*** 0.442*** 0.432*** (0.043) (0.064) (0.080) Im Ruhestand 0.552*** 0.546*** 0.752 (0.057) (0.084) (0.150) Zufrieden mit Arbeit 0.284*** 0.320*** 0.178*** (0.040) (0.072) (0.053) Zeitdruck während der Arbeit 1.210** 0.979 1.379 (0.123) (0.149) (0.271) Anzahl der Beobachtungen 12238 4746 5536 1990 3427 1543 Anmerkungen: ***1% ** 5% *10% Signifikanz. Zusätzliche Kontrollvariablen: Länder fixed effects, (physische) Gesundheit, Familienstand, Bildung und Einkommen. 8
Odds Ratio (1+ ADL limitations) Share West-Europa Nord-Europa Alle Alle Alle Migrant 1.168 1.035 1.393 (0.272) (0.286) (0.672) Migrant*Staatsbürgerschaft 0.885 1.031 0.762 (0.268) (0.368) (0.470) Anzahl der Beobachtungen 12472 5638 3492 Anmerkungen: ***1% ** 5% *10% Signifikanz. Zusätzliche Kontrollvariablen:Länder fixed effects, Familienstand, Bildung und Einkommen. 9
Odds Ratios (+2 chronische Krankheiten) Share West-Europa Nord-Europa Alle Alle Alle Migrant 0.718** 0.663** 0.874 (0.102) (0.111) (0.259) Migrant*Staatsbürgerschaft 0.993 0.974 0.934 (0.179) (0.209) (0.335) Anzahl der Beobachtungen 12445 5620 3488 Anmerkungen: ***1% ** 5% *10% Signifikanz. Zusätzliche Kontrollvariablen:Länder fixed effects, Familienstand, Bildung und Einkommen. 10
Odds Ratios (Depression) in Abhängigkeit von Länge des Aufenthalts Odds Ratio of Being Depressed for Male Migrants 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 Duration of Stay 11
Odds Ratios (ADL Beschränkung) in Abhängigkeit von Länge des Aufenthalts Odds Ratio of Being Disabled (ADL) for Male Migrants 2.5 2 1.5 1 0.5 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 Duration of Stay 12
Odds Ratio (+2 chronische Krankheiten) in Abhängigkeit von Länge des Aufenthalts Odds Ratio of Chronic Disease for Male Migrants 1.4 1.2 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 Duration of Stay 13
Zwischenergebnisse Mentale Gesundheit: Migranten weisen erhöhtes Risiko auf Stärkerer Zusammenhang in Nord-Europa Kein Einfluss von Staatsbürgerschaft Für Beschäftigte: Kein Zusammenhang zwischen Migrationsstatus und mentaler Gesundheit Physische Gesundheit: niedrigeres Risiko an chronischen Krankheiten zu leiden Risiko, an physischen Krankheiten zu leiden, nimmt im Zeitablauf zu Relative Deprivation Selbst-Selektion zum Zeitpunkt der Migration Kohorteneffekt? 14
Dekomposition der Unterschiede Panel A: Depression Share West-Europa Nord-Europa Migranten 0.233*** 0.212*** 0.300*** Nicht-Migranten 0.159*** 0.155*** 0.125*** Unterschied 0.074*** 0.057*** 0.175*** Erklärt 0.023** 0.028** 0.058*** Nicht erklärt 0.052*** 0.029* 0.117*** Panel B: ADL Share West-Europa Nord-Europa Migranten 0.080*** 0.084*** 0.073*** Nicht-Migranten 0.085*** 0.090*** 0.075*** Unterschied -0.005-0.006-0.002 Erklärt -0.010-0.014-0.002 Nicht erklärt 0.006 0.009-0.001 Panel C: +2 Chronische Krankheiten Share West-Europa Nord-Europa Migranten 0.283*** 0.271*** 0.315*** Nicht-Migranten 0.382*** 0.386*** 0.368*** Unterschied -0.099*** -0.115*** -0.053 Erklärt -0.055*** -0.064*** -0.011 Nicht erklärt -0.044*** -0.051*** -0.041 Anmerkung: * 10% ** 5% *** 1% Signifikanz. 15
Zwischenergebnisse Beobachtbare Risikofaktoren für Depressionen erklären nicht das erhöhte Risiko von Migranten Nachteile sind besonders ausgeprägt in Nord-Europa Keine Unterschiede für ADL Beschränkungen Migranten haben niedrigeres Risiko, an chronischen Krankheiten zu leiden. Besonders deutlich in West-Europa 16
Weitere Ergebnisse und Ausblick Rolle der Herkunftsländer Migranten aus Afrika und Süd-Europa haben besonders starke Vorteile hinsichtlich der physischen Gesundheit Rolle der Selbst-Selektion Positive Selbst-Selektion hinsichtlich physischer Gesundheit, aber nicht mentaler Gesundheit? Rolle von Selbst-Selektion in Sharelife Rolle von Gesundheit während Kindheit (physisch/mental) Sozioökonomischer Status während der Kindheit 17