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3. SONNTAG IM ADVENT 13. Dezember 2015 Predigt über Lk 3,1-14.18 (II. Reihe) Liebe Gemeinde! Advent: Zeit des Wartens und der Besinnung. Wir sind mitten drin und hören von Woche zu Woche eindringlicher den Ruf der Boten Gottes, uns bereit zu halten für Gottes Kommen. Und das gegen eine Übermacht sinnlicher Eindrücke, die uns ständig überschwemmt: Eine Fülle von Angeboten springt uns förmlich an in den Auslagen der Schaufenster. Hier noch ein Schnäppchen, da noch eine Kleinigkeit die Augen werden bombardiert mit Lichterpracht, die Ohren berieselt mit Weihnachtsliedern, es duftet nach Punsch und Plätzchen. Alle Sinne sind gereizt; ja, sinnlich soll diese Zeit sein aber be-sinnlich? Deshalb lade ich uns heute ein zu einem Gang in die Wüste. Früher zogen Menschen hinaus in die Wüste, um Gott zu begegnen; begaben sich an einem Ort der Kargheit, wo nichts ablenkt vom Wesentlichen. Was assoziieren wir spontan mit dem Wort Wüste? Vielleicht: Steine, Einsamkeit, Unsicherheit? Geistlich verstanden ist Wüste ein Ort der Fruchtbarkeit. Meine Einladung hat zu tun mit dem Text, der heute zu predigen ist. Er steht im 3. Kap des LukasEv. Ich lese die Verse 1-14 u 18: 1Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, 2 als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. 3Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, 4 wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja (Jesaja 40,3-5):»Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben! 5 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. 6 Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.«

7Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 10Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? 11Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso. 12 Es kamen auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch die Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold! 18Und mit vielem andern mehr ermahnte er das Volk und verkündigte ihm das Heil. In diesem Text steckt eine der ironischen Kostbarkeiten des Neuen Testaments. Da wird zunächst in einem langen Atemzug alles genannt, was zur damaligen Zeit politisch und religiös Rang und Namen hat. Und am Ende wird diese VIP-Liste abgeschlossen mit der lapidaren Bemerkung: Da geschah das Wort Gottes zu Johannes in der Wüste. In dieser Zeit, als all diese hohen Herrschaften jeder auf seine Weise Politik und Geschichte machen zu dieser Zeit macht Gott auch Geschichte und schlägt das entscheidende Kapitel der Geschichte mit seinem Volk auf; indem er sein Wort buchstäblich in die Wüste schickt. Denn dort besteht die Chance, dass einer abseits der lärmenden und aufgeregten Zentren der großen Weltpolitik das Besondere hört. Dieser eine ist Johannes, der Sohn eines einfachen Priesters. Ein alternativer Freak: Ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig, trägt Kamelhaarmantel und Ledergürtel und ist ein echter Wüstenfuchs. Diesen Johannes erwischt, packt, ergreift und überwältigt Gottes Wort. Er wird der letzte in einer langen Reihe von Propheten in Israel, die mit

ihrer Botschaft daran erinnern, dass mit Gott zu rechnen ist und das in der Regel anders, als man es in den politischen und religiösen Businessetagen denkt. Johannes predigt Umkehr und tut dafür etwas, wovon bald alle welt spricht: er tauft; d.h. er taucht die Menschen, die scharenweise zu ihm laufen, im Fluss Jordan unter; zum Zeichen dafür, dass Gott bei Umkehr und Reue die Sünden vergibt. Was zwischen Gott und Menschen steht, sollen die Fluten des Jordan wegschwemmen. Wer sich Johannes nähert, diesem wüsten Sonderling, bekommt ganz und gar nichts Besinnliches zu hören. Im Gegenteil: Er gibt seinen Zuhörern mächtig eins drauf. Die Ohren müssen ihnen geklingelt haben. Aber sie nehmen Johannes ab, was er sagt. Es hat Tiefgang. Er spricht aus dem Herzen und er rührt die Herzen und Gewissen der Menschen an und was er sagt, bewegt die Menschen. Er, der in der Wüste von Gottes Wort ergriffen wurde, hilft seinen Hörern ihre geistlichen Wüsten entdecken: Die Leere, die sich im Innern ausbreitet, wenn der Klang Gottes dort nicht mehr ertönt, weil alles zugedeckt ist von der Geräuschkulisse des Alltags. Vielleicht spüren die Menschen damals wie heute, wie sich eine Wüste aus innerer Erschöpfung oder Lieblosigkeit, aus Selbstbezogenheit und Egotrips in ihnen ausgebreitet hat. Sie spüren die Wüste des Zweifels oder gar die Einsamkeit der Verzweiflung und die Angst, in alledem unterzugehen, verloren zu gehen. Aber sie bringen ihre Neugier mit auf diesen Typen, der glasklar sieht, der nicht um den heißen Brei redet, diplomatisch Menschen für Gott zu gewinnen sucht, sondern seine Hörer mit der ziemlich werbefeindlichen Bezeichnung Schlangenbrut anredet. Er sagt unverschnörkelt, was nicht hilft: sich auf religiöse Traditionen oder Vermächtnisse berufen. Gott will euer Herz so lautet die Botschaft des Johannes. Und mit weniger gibt Gott sich nicht zufrieden. Schlangenbrut schon ein starkes Stück, gell?! Aber gehen wir dem Wort doch mal auf den Grund. Schlangenbrut das sind doch genau genommen die Nachkommen der Schlange; biblisches Symboltier für

das, was den Menschen empfänglich macht für die Faszination eines Lebens ohne Gott. Die alte Schlange streut uns bis heute Sand in die Augen, damit wir die Orientierung verlieren. Wahrheitsliebe, Großzügigkeit, Verantwortung für das Ganze... irgendwann schwinden sie dahin und schließlich ist Gottes Stimme nur noch eine unter vielen und darf dann zu Wort kommen, wenn es ins Gesamtkonzept passt. Bereitet dem Herrn den Weg das ist unser Auftrag. Und damit stellt sich uns so wie den Menschen damals die schwierige und sehr grundsätzlich Frage: Was sollen wir denn tun? Wer erkannt hat, was schlecht oder schädlich ist, weiß nicht automatisch, was gut oder sinnvoll ist. Mein guter Wille ist ja da aber wo und wie und bei wem fang ich an? Wo können wir unsere Kräfte, unsere Gaben und Fähigkeiten so einsetzen, dass Gott seine Freude an uns hat? Also: Was sollen wir denn tun? Diese Frage wird uns bleiben. Jede Generation wird sich neu mit dieser Frage auseinandersetzen müssen, und es wird zu jeder Zeit immer wieder unterschiedliche Antworten geben. Was sollen wir denn tun?... damit wir leben, wie es Gottes Willen entspricht? Ich meine, das erste könnte sein, dass wir uns zunächst mal was Kritisches sagen lassen, z.b. so steht es mit dir. Du kannst nicht so weitermachen wie bisher. Umkehr ist notwendig. Derlei Wahrheiten können wehtun, wenn ich nicht versuche, ihnen auszuweichen. Und jeder unter uns, der schon mal mit einer harten gesundheitlichen Diagnose konfrontiert war, weiß wie anstrengend das ist, wenn man das eigene Leben mit einem Mal grundlegend ändern muss um am Leben zu bleiben. Ich finde interessant, dass Johannes als die Leute ihn fragen kleine und praktikable Schritten empfiehlt. Er verkündet kein Programm zur Besserung der Gesellschaft. Nur eines gilt für alle: Kehrt um und ändert euer Leben! Die Früchte der Umkehr sehen bei jedem ein wenig anders aus. Es geht auch nicht darum, dass jeder das Gleiche macht. Johannes

bringt die persönliche Lebenssituation der Leute mit ins Spiel und sieht sich jene an, die zu ihm kommen. In seinen Ratschlägen ist er dann ganz pragmatisch: Du siehst Not in deiner Nachbarschaft und kannst etwas abgeben? Mach das. Du sollst verantwortlich mit dem Geld anderer umgehen? Mach das. Du bist Soldat? Schikaniere niemanden, sondern lass dir an deinem Sold genügen. (Das steht nicht im Koran!) Die Alten, die Jungen, die Intellektuellen und die schlichten Gemüter, die Reichen und die Armen sie bekommen das gesagt, was bei ihnen jetzt dran ist. Jeder Berufsstand hat seine besonderen Versuchungen. Ob in der Schule oder am Arbeitsplatz, ob auf dem Sozialamt oder in der Filiale der Sparkasse gebt den Versuchungen nicht nach, sondern lasst euer Herz nahe bei Gott. Zeichen der Umkehr sollen erkennbar sein. Sage niemand, dass das nicht möglich sei. Was hindert den, der viel besitzt, 10% seines monatlichen Einkommens abzugeben für einen guten Zweck oder eine sinnvolle Stiftung? Was hindert den, der andere informiert, daran, bei der Wahrheit zu bleiben, auch wenn sie vielleicht nicht angenehm ist? Niemand soll sich mit unlauteren Mittel einen Vorteil verschaffen. Seid zufrieden mit dem, was ihr habt. Betet für jene, die euch bedrohlich erscheinen. Stimmt nicht mit ein in den Chor derjenigen, die behaupten: Das machen doch alle so, sondern sagt: Ich möchte es gern anders machen. Nehmt eure Zunge in Zaum, verletzt andere nicht durch Ironie oder Zynismus. Und bemüht euch um Gerechtigkeit im Großen wie im Kleinen. Wir sind berufen zur Wegbereitung. Bereitet dem Herrn den Weg! Er will in eure Herzen kommen, in euer Leben, in eure Hände und Füße, in die Ungerechtigkeit und Friedlosigkeit unserer Welt. Er ist s, von dem Johannes, der wilde Wüstenprophet, sagt: Amen. Alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen. Pfr. Jörg Gunsenheimer / Paul-Gerhardt-Kirche Nürnberg