Erasmus Psychologie an der Vrijen Universiteit Amsterdam (WS 14/15) Im Rahmen meines Bachelors in Psychologie entschied ich mich dazu, ein Semester im Ausland zu studieren. Nach langem Überlegen habe ich mich für die Vrije Universiteit in Amsterdam beworben und im Wintersemester 14/15 eine unvergessliche Zeit in der schönen Hauptstadt der Niederlande verbracht. Im Folgenden werde ich meine Erfahrungen zur Organisation, zum Wohnen, zum Leben und Studieren in Amsterdam berichten und hoffe, dabei ein paar nützliche Tipps für zukünftige Erasmus-Studenten geben zu können. Vorbereitungen Nach der Zusage für das Erasmus-Semester in Amsterdam bekam ich sowohl vom International Office in Würzburg als auch von der VU Amsterdam sehr schnell Mails bezüglich der Organisation meines Auslandaufenthalts. Es gab ein paar Formulare, die auszufüllen waren - der organisatorische Aufwand hielt sich aber wirklich in Grenzen. Die VU hielt mich per Mail immer auf dem Laufenden und man muss sich nicht Sorgen machen, irgendeine Frist zu verpassen. Ich musste mich zuerst online bei der VU registrieren, danach konnte ich mich für Wohnheime und Kurse anmelden. Aber auch hier hat man mehrere Mails bekommen, die einen auf Fristen und Angebote hingewiesen haben, sodass ich wirklich immer informiert war. Auch bei Fragen hat das International Office in Amsterdam sehr schnell geantwortet die Betreuung der Erasmus-Studenten an der VU war wirklich super! Sobald man die Mail mit der Nachricht, dass die Kurswahl freigeschaltet wurde, erhält, kann man sich online für Bachelor-Kurse anmelden. Die Kursliste, die ich von der Uni bekam, enthielt ausschließlich Kurse auf Englisch, weshalb die Auswahl nicht unüberschaubar war. Wenn man Masterkurse oder Kurse auf Holländisch belegen möchte, sollte man einfach noch einmal beim International Office der VU nachfragen, das das theoretisch auch möglich ist. Schließlich konnte man sich auch noch für ein Wohnheim über die VU bewerben, was ich sehr empfehlen würde, da die Wohnungssuche auf eigene Faust in Amsterdam wirklich schwierig ist und Wohnungen teuer. Ich bekam per Mail eine Benachrichtigung, dass ich mich bewerben konnte, und konnte anschließend online dann eine riesige Auswahl an Wohnheimszimmern ansehen und eines reservieren. Generell kann ich sagen, dass der organisatorische Teil wirklich immer glatt lief und vor allem die Betreuung durch das International Office in Amsterdam sehr, sehr gut war.
Wohnen Das Wohnen in Amsterdam ist leider wirklich relativ teuer, weshalb ich mich dazu entschied, ein Wohnsheimszimmer über die Uni zu mieten. Aber auch hier gab es verschiedene Möglichkeiten: Etwa 10 Minuten mit dem Fahrrad von der VU entfernt liegt Uilenstede (= Eulennest ), ein riesiger Wohncampus für Studenten, wo auch mein Wohnheim stand. Hier stehen unzählige bunte Hochhäuser und es gibt einen Supermarkt, ein Sportcentrum, ein Kulturcentrum (mit kleinem Kino) und eine eigene Bar direkt dort am Campus. Da die Uni schon ziemlich südlich und am Rand von Amsterdam liegt, ist der Wohncampus noch ein bisschen mehr außerhalb und liegt bereits in Amstelveen, eine Stadt, die direkt an Amsterdam angrenzt. Das bedeutet, dass man von Uilenstede mit dem Fahrrad ungefähr 40 Minuten in die Innenstadt benötigt. Ein großer Vorteil von Uilenstede ist aber, dass dort der Großteil der Studenten wohnt und es wie ein eigenes kleines Studentendorf ist. Die meisten Leute, die ich kennengelernt habe, haben im selben Haus wie ich gewohnt oder höchstens 2 Gehminuten entfernt - dadurch bin ich auch meistens in einer Gruppe in die Stadt oder zurück geradelt, also halb so schlimm. Es gibt auch noch verschiedene Wohnheime die etwas näher an der Innenstadt liegen, dafür aber etwas weiter weg von der Uni. Das bietet natürlich andere Vorteile: Man ist schneller in der Stadt und hat kürzere Heimwege, dafür wohnen in diesen Wohnheimen auch nicht ganz so viele bekannte Gesichter. Ich habe mich für Uilenstede entschieden, womit ich auch im Nachhinein noch sehr zufrieden bin, da sich dort einfach der Großteil des Studentenlebens abspielt. Aber auch hier gibt es noch einmal verschiedene Möglichkeiten: Man kann sich Küche + Bad mit 11 anderen Leuten teilen; man kann sein eigenes Bad haben und sich nur die Küche mit 13 anderen Studenten teilen oder es gibt auch Zweier-WGs. Preislich liegt man da je nach dem zwischen 350 und 450 (Zimmer in der Innenstadt sind dementsprechend teurer ). Ich habe mich für die Variante entschieden, bei der ich mein eigenes Bad hatte und mir die Küche mit meinen 13 Mitbewohnern geteilt habe und war im green tower untergebracht, einem 13-stöckigen Hochhaus, in dem ausschließlich internationale Studenten untergebracht waren. Das Zimmer war relativ groß und ich hatte meinen eigenen Balkon und mein eigenes kleines Bad. Man hat dem Zimmer angesehen, dass es schon oft bewohnt wurde und lange nicht renoviert wurde. Ich bin im Vergleich zu meinem schönen Würzburger WG-Zimmer in allen Aspekten Kompromisse eingegangen und war sehr erstaunt, dass man für so ein Zimmer in Amsterdam 400 bezahlen muss. Also es war kein Schmuckstück, aber völlig ok. Die Küche habe ich mir mit 13 anderen internationalen Studenten aus aller Welt geteilt, was mir super gefallen hat, weil man dadurch direkt Leute kennengelernt hat und immer was los war. Dennoch würde ich rückblickend eher die Zimmer empfehlen, bei denen man sich Küche und Bad teilt. Ich war dort oft zu Besuch und diese Wohneinheiten hatten zusätzlich zur Küche noch ein Wohnzimmer als Gemeinschaftsraum und die Schlafzimmer waren renoviert und im Vergleich zu meinem Zimmer viel schöner. Zudem kostet das auch nur 350.
Generell kann ich aber noch sagen, dass es für mich die richitge Entscheidung war, in Uilenstede zu wohnen, einfach, weil ich alle meine Freunde direkt um mich herum hatte und die Erfahrung, auf einem Campus mit eigenem Sportcentrum, Bar und Supermarkt zu wohnen, echt einmalig war. Studieren an der VU Die VU ist eine Campus-Uni und befindet sich im Süden Amsterdams. Auch wenn die Gebäude von außen eventuell nicht ganz so hübsch aussehen, ist sie von innen sehr modern und schön. An jeder Ecke findet man eine kleine Cafeteria und schöne Sitzecken und ein Hörsaal im 13. Stock mit Blick über Amsterdam ist auch nicht schlecht. Ein Semester ist in der Niederlande in 3 Perioden aufgeteilt: Die erste Periode geht von Anfang September bis Ende Oktober, die Zweite von Anfang November bis Weihnachten und die kürzeste, dritte Periode ist der Januar. Dementsprechend wählt man seine Kurse auch jeweils pro Periode: in den ersten beiden Perioden hat man jeweils zwei Kurse und in der dritten einen. Ich fand es total spannend, dieses System kennenzulernen, weil es ganz anders ist als in Deutschland. Durch die drei Perioden hat man aber auch drei Prüfungszeiträume pro Semester, was ziemlich anstrengend werden kann. Ich hatte zwar nur circa 8h Uni pro Woche, jedoch musste ich dafür entsprechend mehr nebenbei vorbereiten und lernen. Ich hatte insgesamt 4 psychologische Kurse und zwei Sprachkurse während meines Aufenthalts: Management and Organisation, Stress and Health, Group Dynamics und Human Ressource Development. Die Kurse waren sehr praktisch angelegt, so musste ich in Stress and Health beispielsweise 24h ein Herzmessgerät der VU selbst tragen und die Daten im Anschluss auswerten, was echt abwechslungsreich und spannend war. Außerdem hatte ich in diesem Kurs drei Teilklausuren und am Ende eine Hausarbeit ich persönlich habe die Kurse schon als ziemlich arbeitsaufwendig empfunden, aber dadurch, dass sie so praktisch angelegt waren, fiel es mir auch leichter. Die Noten in Holland gehen von 1-10, wobei 10 die beste Note ist. Die Noten 10 und 9 werden aber nur sehr selten bis überhaupt nicht vergeben und die Umrechnung in das deutsche System ist leider nicht optimal. Außerdem habe ich noch zwei Niederländisch-Sprachkurse belegt (A1 und A2): Der erste Sprachkurs war ein Erasmus Intensive Language Course (EILC), den ich in den ersten drei Augustwochen, also vor dem eigentlichen Beginn des Erasmus-Aufenthalts, mit ungefähr 12 anderen internationalen Studenten absolvierte. Das Besondere an diesem Kurs war, dass er für mich völlig kostenfrei war (auch das Lehrbuch wurde gestellt), da alle Kosten von Erasmus übernommen wurden. Das Angebot für diesen Kurs kam relativ kurzfristig (ca. 6 Wochen vorher) per Mail von der VU. Ich würde diesen Kurs aber auf jeden Fall empfehlen! Zum einen war es ein sehr schöner Einstieg und ich habe direkt andere internationale Studierende kennengelernt und konnte zumindest die wichtigsten Sachen auf Holländisch sagen. Zum anderen war es einmalig, dass der Sprachkurs kostenlos war, da man ansonsten für Niederländisch-Kurse an der Uni mindestens 200 zahlen muss woanders ist es sogar noch teurer.
Leben in Amsterdam Wie die Mieten, so ist auch der Rest des Lebens in Amsterdam leider recht kostspielig. Supermarkt, Museen, Kino, Öffentliche Verkehrsmittel, Essen gehen, feiern gehen: Das ist alles ein gutes Stück teurer als in Deutschland. Sobald man diesen Schock überwunden hat, lässt es sich in Amsterdam aber wirklich richtig gut leben! Als erstes würde ich jedem raten, sich ein fiets (=Fahrrad) zu besorgen: So spart man sich eine Menge Geld und es macht so viel Spaß! Ich hatte ziemliches Glück, weil ich mein Fahrrad schon vor meiner Abreise bei der VU gewonnen habe. Also haltet Augen und Ohren offen, es wurden nämlich recht viele Fahrräder verlost. Also konnte ich nach meiner Ankunft direkt mein neues, blaues Fahrrad in Empfang nehmen und an den Grachten entlang fahren. Die Fahrradwege in Amsterdam sind ein Traum! Fahrradfahrer haben quasi immer und vor jedem Vorrang, sie haben ihre eigenen Ampeln und man kommt sehr schnell und günstig von A nach B. Wenn man kein Fahrrad gewinnt: Die VU organisiert am Anfang jedes Semesters einen kleinen Fahrradflohmarkt in Uilenstede dafür muss man aber sehr früh da sein, am besten schon 1-2 Stunden bevor er offiziell beginnt, sonst kann es sein, dass schon alle Räder verkauft sind. Ansonsten muss man beim Fahrradkauf vorsichtig sein, da oft geklaute Fahrräder sehr günstig angeboten werden. Am Waterlooplein wird man auf jeden Fall auch fündig oder in verschiedenen Facbeook-Gruppen werden Fahrräder von ehemaligen Erasmus-Studenten weiterverkauft. Wenn ihr euer fiets dann habt, kann s losgehen: Amsterdam ist richtig schön und es ist immer etwas los. Ob Filmfestival, Museumsnacht, Lichterfest: langweilig ist es eigentlich nie. Ich habe mir zu Beginng meines Aufenthalts direkt noch eine Museumskarte gekauft (ca. 50 Euro) mit der man ein Jahr lang kostenlos in alle (teilnehmden) Museen in ganz Holland kommt. Wenn man gerne in Museen geht, zahlt sich das auch recht schnell aus, weil eben leider auch die Eintrittskarten dafür relativ teuer sind. Eine Regenjacke und bestenfalls eine Regenohose sind unerlässlich im regnerischen Amsterdam. Wenn das Wetter aber mal gut ist, würde ich eine Tretbootfahrt sehr empfehlen! Man kann sich zum Beispiel beim Anne- Frank-Huis ein Tretboot für eine Stunde mieten und dann auf eigene Faust durch die schönen Grachten der Stadt fahren. ESN Erasmus Student Network ESN ist eine studentsiche Organisation, die es mittlerweile in den meisten Studentenstädten gibt und, die viele Ausflüge, Kennenlern-Veranstaltungen oder Feste organisiert. Ich habe mir am Anfang des Semesters eine ESN-Card für 5 gekauft und konnte damit zu allen Veranstaltungen und Ausflügen gehen. Am Anfang wurde von ESN auch ein Einführungswochenende organisiert, wo man in Kleingruppen aufgeteilt wurde und verschiedene Aktionen mitgemacht hat. In der Vorweihnachtszeit wurde ein Sinterklaas- Abend organisiert, mit Wichteln und typisch holländischen Spielen und Essen. Außerdem gab es Ausflüge nach Berlin, Prag oder in kleinere, holländische Städte.
Fazit Amsterdam ist eine wunderschöne Stadt, in der es sich richtig gut leben lässt! Schafft euch als erstes euer eigenes fiets an und dann kann s eigentlich schon losgehen. - Kauft euch für euer Fahrrad aber am besten zwei Schlösser und sperrt es immer irgendwo fest, da leider wirklich viele Fahrräder geklaut werden. - Die Holländer sprechen außerdem alle richtig gut Englisch und sind sehr hilfsbereit, wenn man sich verlaufen hat oder ein anderes Problem hat. - Von den psychologischen Kursen kann ich vor allem Stress and Health und Management and Orginsation empfehlen. - Informiert euch über EILC-Sprachkurse, da man sich dadurch viel Geld sparen kann und es ein sehr schöner Einstieg in Amsterdam war. - Die Kinofilme sind auch immer in Originalsprache und der große Saal im Kino Pathé Tuschinski ist auf jeden Fall einen Besuch wert. - Ein Geheimtipp von mir: Das Cafe Trust in der Albert-Cuypstraat. Dort gibt es keine Preise ( pay as you feel ) und es ist total schön einer meiner Lieblingsorte in Amsterdam.