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Liedplan 17. April 2016 bis 31. Juli 2016 (Lesejahr C)

Predigt zu Römer 8,32

Transkript:

Jes 52,13.+53,2-5+11 52,13 Siehe, meinem Knecht wird s gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein. 53,1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart? 2 Er schoß auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. 3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. 4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. 11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. Liebe Gemeinde, Karfreitag - jemand stirbt am Kreuz. Karfreitag - mit diesem Wort steigen Bilder in uns auf, die wir im Laufe der Zeit schon gesehen haben. Bilder - einmal gemalt in Öl, dann wieder geschnitzt in Holz, mal nur ein trauriges Gesicht mit blutigen Tränen und einer Dornenkrone, mal ein Ensemble von Figuren: trauernde Frauen unter dem Kreuz, ein staunender Hauptmann und zwei Räuber rechts und links an Kreuzen neben der Hauptfigur; mal verzweifeltes Leid in den Gesichtern, mal stoisches Ertragen oder gar Triumph. In den katholischen Kirchen - in anderen Gegenden sogar in evangelischen - ist das Bild des Gekreuzigten in jedem Gottesdienst präsent - als Kruzifix auf oder über dem Altar oder als Gemälde. Ich weiß nicht, welche Bilder Sie vor Augen haben, ein Bild von der Kreuzigung Jesu kommt ihnen jetzt sicher in den Sinn. Diese Bilder gehören zum Wort Karfreitag, sie gehören zu diesem Tag. Es sind im Zusammenhang mit Karfreitag so viele Bilder vor unseren Augen, so viele zum Teil auch wunderschöne Darstellungen der schrecklichen Kreuzigung, dass wir das Verachtete, das Skandalöse dieser Bilder manchmal gar nicht mehr wahrnehmen. Dabei geht es am Karfreitag darum, denke ich, die Augen aufzumachen, hinzusehen, auszuhalten, was wir sehen: Schmerz, Blut, Verachtung, Tränen, Qual. Worte können es nicht sagen. Das Bild gehört dazu. Haben Sie gerade ein Bild vor Augen? Halten Sie es fest. Und nun hören Sie noch einmal die Worte aus dem Prophetenbuch Jesaja, das von Jesus nichts wusste, dessen Worte von uns Christinnen und Christen aber auf Jesus hin gedeutet werden. Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart? Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Das sind doch Worte, die wie für Karfreitag gemacht sind. Und sie stehen bei Jesaja. Der hatte kein Kreuz vor Augen, sondern einen Menschen, eine Figur, über die sich die Theologen und Theologinnen schon viele Gedanken gemacht haben: der leidende Gottesknecht. Eine Person, die Gottes Wort besonders hört und dann darunter besonders zu leiden hat. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Verachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg. Unsere Welt ist voll von Leiden. Und wir erfahren täglich davon - mehr denn je. Wir sehen sie ständig, die Bilder von Menschen, die gequält und misshandelt werden, von Menschen, die hungern oder unter Krieg und Terror leiden.

Wir sehen Bilder von Naturkatastrophen und sind schockiert, wie hilflos wir Menschen solchen Naturgewalten ausgeliefert sind. Wir sehen Bilder von zerstörter Natur und von leidenden Tieren. Und wir erleben es im eigenen Umfeld, wie Menschen von Krankheit und Tod gezeichnet sind. All das macht uns Angst. Das Lebensgefühl vieler Menschen in unserer Zeit ist von Angst bestimmt. Angst vor der Zukunft, Angst vor Sinnlosigkeit und Leere im Leben. Angst vor Gewalt und Unglück. Angst davor, selbst leiden zu müssen. Es gibt sehr unterschiedliche Arten, mit unserer Angst umzugehen und auf das Leiden, das wir sehen, zu reagieren. Oft genug schauen wir weg, weil wir es nicht ertragen können. Wir versuchen zu verdrängen, was uns beängstigt. Es gibt aber auch ein sensationslüsternes Zuschauen aus dem bequemen Fernsehsessel heraus, das den Abstand genauso wahrt wie das Wegdrehen. Unsere Kultur lädt uns auch eher dazu ein, das Kreuz nicht zu sehen, nicht darauf zu achten, wie viele Menschen immer noch ihr Kreuz tragen müssen. Dabei ist genaues mit-leidendes Hinsehen so wichtig. Nur wenn wir uns informieren, wenn wir einfühlsam Leiden wahrnehmen, dann können wir solidarisch sein und helfen. Auf der anderen Seite können wir selbst auch nur geholfen bekommen, wenn wir uns öffnen und andere teilhaben lassen an dem was uns belastet, worunter wir selbst leiden. Oft tun wir uns schwer damit unsere leidvollen Gedanken anderen preiszugeben. Denn Krankheit, Schuld und Tod sind Themen, über die man normalerweise bei uns nicht gerne spricht. Vor allem, wenn es uns selbst betrifft. So etwas verbergen wir meist lieber vor den anderen. So sind die meisten von uns noch erzogen. Wir bemühen uns, die Zähne zusammenzubeißen und weiterzumachen. Und wieʼs da drinnen aussieht, das geht niemand was an - so sagt es ein Sprichwort. Geht es wirklich niemand etwas an? Liebe Gemeinde, ob das tatsächlich unser Ziel sein kann, die Schattenseiten unseres Lebens auszublenden und so zu tun, als ob nur die heiteren Stunden es wert seien, gezählt zu werden - so wie es ein anderes Sprichwort sagt, das sich auch heute noch in Poesiealben findet. Natürlich steckt in uns allen die Sehnsucht nach Spaß, Genuss und Lebensfreude. Genauso tief sitzt in uns aber doch auch die Sehnsucht nach jemand, der zu uns hält, auch wenn wir versagt haben oder schuldig geworden sind. Oder wenn wir in Schwierigkeiten stecken. Wir suchen jemand, die uns auch in der schlimmsten Verfassung nicht im Stich lässt. Sich nicht von uns abwendet, wenn wir krank und schwach, alt oder hilflos sind. Liebe Gemeinde, ich glaube, die meisten von uns haben Angst davor, eines Tages allein dazustehen, wenn es uns wirklich schlecht geht. Diese Sehnsucht nach jemand, der oder die sich nicht abwendet, sondern mitleidet, spricht auch aus diesem alten Text aus dem Prophetenbuch Jesaja. Dieses Bild vom leidenden Knecht Gottes rührt uns an. Es macht uns betroffen. Vielleicht weil es ein Bild menschlichen Lebens zeichnet, das uns anspricht. Da hat es einer offenbar nicht nötig, sich vor fremdem Leid zu schützen. Da wendet sich einer nicht angewidert oder überbeschäftigt von denen ab, die krank oder schuldig geworden sind. Nein - er teilt sogar ihr Schicksal. Und er tut das völlig freiwillig und um keinen geringeren Preis als den des eigenen Lebens. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Da leidet einer bis in den Tod und geht bis zur letzten Konsequenz mit denen mit, die leiden. Liebe Gemeinde, solange es Menschen gibt, gibt es auch schon Leiden, Angst und Schuld. Diese Erfahrung haben schon viele Generationen vor uns gemacht, liebe Gemeinde. Leid, Angst und Schuld bekommen aber ein

anderes Gesicht, wenn im entscheidenden Moment eine Person da ist, die bei uns ist und uns die Hand hält. Als dieser prophetische Text aus dem Jesajabuch entstand, da hofften die Menschen, dass sich entweder am Leiden eines Einzelnen, des Messias oder auch am Leiden des ganzen Volkes Israel zeigen würde, dass Gott da ist, dass Gott mitleidet. Viel später haben dann Christinnen und Christen diese Worte auf Jesus Christus bezogen. Von Jesus konnte der Verfasser der prophetischen Texte im Jesajabuch 400 Jahre vorher natürlich noch nichts ahnen. Aber wir legen das heute so aus, dass wir sagen: Für uns wurde in Jesus Christus sichtbar, was der Prophet Jesaja hier meint. Wir glauben schließlich, dass sich im Leiden Jesu und in seinem Sterben am Kreuz zeigt, dass Gott bei uns sein will, wenn wir leiden. Da wird dieser Wunsch erfüllt, nicht allein gelassen zu werden. Gott ist da, wenn es uns schlecht geht. Gott lässt uns nicht allein, darauf dürfen wir vertrauen. Das ist es, was das Kreuz uns sagen will, liebe Gemeinde. Jeder, jede von uns, wie wir heute Morgen hier versammelt sind, wir alle haben unser ganz persönliches Kreuz zu tragen. Diese Erfahrung machen wir im Laufe unseres Lebens. Je nach Lebenssituation und unseren persönlichen Lebensumständen kann das, was wir zu tragen haben, ganz unterschiedlich aussehen. Krankheit oder Trauer, Sorgen um unsere Kinder, Angst vor Arbeitslosigkeit und Verlust oder was auch immer gerade unsere tiefsten Sorgen sind. Wichtig ist, liebe Gemeinde; dass wir dabei die Hoffnung nicht zu verlieren brauchen. Denn Gott ist bei uns und will uns helfen. Gott war bei Jesus am Kreuz dabei und Gott ist auch in unserem Kreuz dabei. In Jesus wurde, wie wir glauben, Gott auf ganz besondere Art lebendig und menschlich. In Jesus litt Gott mit. So zeigte sich Gott solidarisch mit allen, die leiden. Es ist wirklich ein ungewöhnlicher, rätselhafter Weg, den Gott wählt, liebe Gemeinde. Die wenigsten hätten wohl erwartet, dass sich die Macht Gottes auf diese Weise offenbart. Deshalb bleibt der Karfreitag auch ein schwieriger Tag, der in letzter Konsequenz nur schwer auszuhalten ist. Aber in jedem leidenden Menschen können wir das Gesicht des Gottesknechtes wieder erkennen, liebe Gemeinde. Und damit hoffen auf Gottes Beistand im Leiden. Und zu wissen, dass Gott uns nicht allein lässt mit unserem Kummer und unserem Leid, das kann uns Mut zum Leben geben. Das kann uns helfen, mit Leid umzugehen, es nicht künstlich auszusparen, sondern damit leben zu lernen. Das Kreuz ist und bleibt die Wende, durch die aus der Sackgasse von Leiden, Gewalt und Tod ein Weg ins Leben werden kann. Darauf wollen wir hoffen und vertrauen. Amen Predigt gehalten an Karfreitag, 21. März 2008 in Gommersheim und Freisbach Martina Horak-Werz