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Transkript:

1 Mt 4, 12-17 9. 1. 2011 1. n. Epi In einer Predigt geht es um biblische Texte und es geht um uns und unser Leben. Beides soll in Beziehung gebracht werden, miteinander verbunden werden. Wir tun das, weil wir glauben, dass dieses Buch ein lebendiges Wort ist, das uns unser Leben erklären, deuten und verändern kann. Natürlich weiß ich, dass nicht jeder Text uns in gleicher Weise anspricht. Auch mir geht es immer wieder einmal so, dass ich denke: warum muss das in der Bibel stehen? Oder es geht mir so, dass ich denke: hier wird etwas erzählt, was doch gar nicht so wichtig ist. Warum muss ich das alles wissen, es geht doch um etwas ganz anderes? Ein bisschen so ging es mir zunächst mit den 4 Versen, die im heutigen Gottesdienst als Predigttext vorgegeben sind. Ich lese sie nochmal. Bibeltextlesung Was ich zunächst höre sind Orte, Städte und Ländernamen, die ich zwar vom Namen her kennen, die mir aber persönlich fremd sind. Am Anfang eine historische Information Johannes der Täufer wurde gefangen gesetzt, am Ende eine Information: Jesus beginnt seine Predigttätigkeit. Was soll man damit anfangen am 1. Sonntag nach dem Fest der Heiligen Drei Könige? Schauen wir auf das Buch des Evangelisten Matthäus als Ganzes, dann wird deutlich, dass mit diesen wenigen Worten der Beginn des Auftretens Jesu beschrieben wird. Nachdem er für 40 Tage in die Wüste gegangen war, um dort geistliche Kraft für seinen Weg zu bekommen, geht es jetzt los. Und das erste, was benannt wurde, ist die Gefangennahme des

2 Mannes, der Jesus den Weg bereitet hat, der ihn getauft hat und der ihn als den Sohn Gottes ankündigt. Mit der Gefangennahme steht natürlich auch der Tod vom Johannes dem Täufer im Raum. Leiden und Sterben bestimmen den Anfang des Weges Jesu. Für die Hörer damals war damit klar: der, von dessen Leben ich nun höre, ist kein Mensch, der glorreich durchs Leben geht, sondern es ist der, der die Tiefen des Lebens durchschreitet. Leiden und Tod sind ihm nicht fremd. Das was das Leben ausmacht in seinen dunklen Seiten, blendet dieser Mensch nicht aus, sondern bezieht es ein in sein Wirken, bezieht es ein in seine Beziehung zu den Menschen, ja mit unserem persönlichen Leiden finden wir in ihm ein entsprechendes Gegenüber. Jesus zieht sich zurück nach Galiläa, heißt es. Man könnte nun glauben, dass er sich angesichts der Botschaft von der Gefangennahme des Johannes zurückzieht und sagt: das muss ich mir nicht antun. Wenn das so ist, dass die Oberen mir ans Leben wollen, nur weil ich von Gott und seinem Wirken erzähle, dann lasse ich es lieber. Das weitere Evangelium zeigt ja, dass es nicht so ist. Jesus zieht sich zurück, weil Verstehen, weil Neuordnung, weil Auseinandersetzung mit den Lebenserfahrungen Zeit braucht. Wer gleich aktiv wird, in Aktionismus verfällt, der hat keinen Raum, das Geschehene wirklich anzuschauen und mit dem eigenen Leben in Beziehung zu setzen. Sich auf sich besinnen, schauen, was ist da eigentlich passiert, sich dem stellen, was das Leben einen da in den Weg gelegt hat, das gehört zu dem, was uns hilft, die tragischen Ereignisse des

3 Lebens besser zu verarbeiten. Sich zurückziehen, heißt sich Zeit nehmen für die Gedanken und Gefühle, die einen nun begleiten. Es braucht Zeit, Abschied zu nehmen, Veränderung anzunehmen, Wege zu suchen, Möglichkeiten zu entdecken, das eigene Leben neu zu verstehen. Rückzug ist nicht Flucht, auch nicht in Auseinandersetzungen, sondern Rückzug ist Möglichkeit ganz nah an der Lebensveränderung zu sein, Abstand zu gewinnen, von dem was war. Und es hilft, in diesem Abstand, die Kraft zu tanken, die man braucht, um wieder voranschreiten zu können. Es heißt von Jesus er zog sich nach Galiläa zurück, aber er verließ Nazareth. Er zog sich zurück in seine Heimat, zurück zu den vertrauten Orten, zurück dorthin, wo gleichsam äußere Sicherheit war. Aber er verließ Nazareth, den Ort wo er mit seiner Familie als Kind groß geworden ist, wo er das Handwerk des Zimmermanns gelernt hat, wo er seine Wurzeln hatte. Jesus wollte nicht am Alten anknüpfen, sondern seinem Auftrag gemäß begann er ein neues Leben. Ich denke, man muss nicht immer einen Ortwechsel vornehmen, um neu anzufangen. Doch Abstand, innerer Abstand von dem, was war, das ist nötig, um dem Ruf zur Veränderung zu folgen, um den neuen Weg des Lebens antreten zu können. Der mittlere Teil unseres Textes zitiert eine Weissagung aus dem Alten Testament genauer aus dem Propheten Jesaja. Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht; über denen, die im Land der Todesschatten wohnen, ist ein helles Licht aufgegangen.«

4 Nicht nur der tragische Teil des Lebensweges Jesu wird am Anfang seines Weges dargestellt, sondern auch das, was Jesus am Ende seines Weges den Menschen sein wird. Es wird gleichsam als Überschrift über das Folgende der Glaube weitergetragen: dieser Jesus, von dem nun weiter berichtet wird, das ist der, der schon vor langer Zeit angekündigt wurde. In ihm erfüllt sich, was Gott für uns will. Jesus von Nazareth ist das Licht, das den Menschen leuchtet, die im Finstern sitzen, die im Schatten des Todes sitzen. Das ist Hoffnungsbotschaft pur am Anfang der Erzählungen über einen Menschen, dessen Lebensweg am Kreuz endet. Mit dem, was Jesus begonnen hat, wird es für die Menschen ein Licht, eine Orientierung geben, die durch die äußeren Erfahrungen des Dunkels nicht zunichte gemacht werden kann. Das Licht ist in der Welt und es setzt sich durch, auch wenn dieser Lebensweg des Jesus zeigen wird, dass Widerstände da sind und dass auch das tiefste Dunkel ihn selber umgreift. Dennoch gilt: das Licht ist da. Dieses Licht leuchtet und es wird nicht ausgelöscht werden können, weil es das Licht dessen ist und widerspiegelt, der die Menschen nicht im Dunkel lassen will. So wird auch sehr schnell nach unserem Text von Begegnungen erzählt, die Menschen in ihren Einschränkungen verändert, die diesen Menschen neue Lebensmöglichkeiten schenken. Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht; über denen, die im Land der Todesschatten wohnen, ist ein helles Licht aufgegangen.«

5 Den Schluss unseres Textes bildet der Satz: Von da an begann Jesus zu verkünden:»kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.«schon Johannes der Täufer sprach von Umkehr, Jesus knüpft daran an, wissend, dass der Ruf zur Umkehr nicht von jedem verstanden wird und für die Führenden auch zur Bedrohung wird. Der Ruf zur Umkehr ist ein immer wieder zu hörender. Und er ist gewiss auch immer politisch zu verstehen: sei es in der Verteidigungspolitik, im Blick auf Afghanistan oder in der Bekämpfung des Terrorismus, wo es auch viele freiheitseinschränkende Entscheidungen gibt, die immer wieder zu überdenken sind. Sei es in der Wirtschaft, wo wir ja zur Zeit wieder die Frage gestellt bekommen, in welcher Art und Weise Nahrungsmittel hergestellt werden. Sei es in den Fragen des umweltbewußten Handelns. Angesichts des Klimawandels ist eine Umkehr vom bisherigen Weg dringend nötig. Uns so könnte man viele Bereiche nennen, wo Umkehr gefordert ist. Doch möchte ich das Augenmerk weniger auf die Umkehrforderung legen. Nicht jeder muss ja umkehren, im Sinne von: umdrehen, einen anderen Weg gehen. Wer auf gutem Wege ist, möge ihn weiter gehen und sich nicht zum Bösen wenden. Umkehr, die Jesus meint ist eigentlich Hinkehr. Wenn Luther in seiner Übersetzung sagt: Tut Buße, dann klingt das so nach frommem Akt der Beichte, der Kasteiung, und nach einem rein religiösen tun. Darum nutze ich diesen Begriff nicht so gerne,

6 obgleich die Zielrichtung, die Luther verfolgt sicher im Sinne Jesu ist. Wende dich dem zu, der deinem Leben und dem Leben der anderen, dem Leben dieser Schöpfung zugewandt ist. Schau hin, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Oder anders ausgedrückt: Gott ist dir nahe. Der Ruf zur Umkehr heißt: diesem Gott, der dir nahe sein will und nahe ist, dem vertrau dich an, der steht an deiner Seite, der ist für dich da. Der hat etwas zu geben, was dein Leben verändern und bereichern kann, er ist der, der Zukunft und Hoffnung schenkt, der gelassener, getroster, gehaltener leben lässt. Dahin wende dich, davon lass dich leiten. Und das gilt dann für das ganz persönliche Leben, für die ganz persönlichen Herzensangelegenheiten. Darin ist Glaube etwas zutiefst Individuelles und Jesu ruf zur Umkehr ein ganz persönlicher Ruf, dem Wirken Gottes Raum zu geben. Und gleichzeitig ist es etwas zutiefst Gesellschaftliches, weil es ja auch darum geht, dass Gott für alle in dieser Welt Leben ermöglichen will. Wir sind durch ihn eingebunden in eine Gesamtverantwortung für die Menschen an unserer Seite und das Leben aller Geschöpfe in dieser Welt. Und da dürfen wir uns auch von unserem biblischen Abschnitt ermutigen lassen, auch gegen den Widerstand von außen, nach dem zu handeln, was uns von unserem Glauben her wichtig ist. Darin würden wir Jesus sehr nahe sein, der sich aus seiner ganz persönlichen Gottesbindung heraus gestärkt sah, trotz der Gefangennahme des Johannes seinen Weg konsequent zu gehen. Dieses Handeln wurde zum Lebensvorbild für viele Generationen von Christen, die mit dieser Kraft im Rücken und

7 seinem Licht vor Augen ihren Weg gegangen sind. Lassen wir uns von der Bibel her sagen: Lebt von Gott her, denn er ist euch nahe, und gehen unseren Weg des Lebens mit ihm. Amen

Liturgischer Ablauf 8 Orgelvorspiel Lied: 70,1-4 Psalm 89 i.a. Eingangsliturgie Gebet Gott, um deinetwillen dürfen wir leben. In Jesus hast du dich mitten unter uns gemischt, bist uns nahe gekommen auf allen menschlichen Wegen, durch alle Höhen und Tiefen. Du gibst uns deine Kraft, um unsere Wege zu gehen, willst mit uns und für uns dein Reich auf dieser Erde errichten. Schenke uns den Mut, auf dich zu vertrauen und darauf, dass du uns zu dir führst. Lesung: Röm 12, 1-3 Lied 441,1-5 Lesung Mt 4, 12-17 Glaubensbekenntnis Lied 66,1,5,8 Predigt Lied 73,1-5 Abkündigungen Fürbittengebet Gott, wir bitten dich um Mut, um uns für deine Ziele mit uns einzusetzen: Wir beten für Gerechtigkeit und Recht, wo Menschen unter Unrecht leiden. Wir beten für Freiheit, wo Menschen zu Unrecht gefangen sind, wo Menschen den Zwängen anderer unterliegen oder ihren

eigenen. Wir beten dafür, dass alle Menschen sich von ihrem Glauben tragen lassen können. Wir beten für Gemeinschaft, wo wir Trennendes und gegenseitige Ablehnung erleben. Wir beten für Trost, der es am Ende schafft, alle Trauer zu überwinden. Wir beten für Licht, das uns den Weg aufzeigt, den zu gehen der richtige ist. Wir bitten dich um Mut, Gott, auf diesen Wegen zu gehen, im Vertrauen darauf, dass jeder Weg nur zu dir führen kann. Vaterunser Segen 163 9 Jürgen Grote - Am Pfarrgarten 5-38274 Elbe