Erfahrungsbericht Doshisha-Universität Kyoto SS2013

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Transkript:

Erfahrungsbericht Doshisha-Universität Kyoto SS2013 1. Entscheidung für das Auslandssemester in Kyoto Als Halbjapanerin lag Japan für mich als Zielland des Auslandssemesters nahe. Ich wollte dort meine Sprachkenntnisse auffrischen und das Leben als Student in Japan erleben. Da in Japan die Studiengebühren recht hoch sind kamen nur die Universitäten in Frage, welche eine Kooperation mit der HHU haben. Diese waren zum Zeitpunkt meiner Entscheidung die Aoyama-Gakuin-Universität in Tokyo und die Doshisha-Universität in Kyoto. Ich entschied mich für Kyoto aus folgenden Gründen: Erstens habe ich in der Schulzeit einige Jahre in der Nähe von Tokyo gelebt und kannte die Stadt bereits. Zweitens sind die Lebenshaltungskosten, insbesondere die Mieten in Kyoto deutlich niedriger als in Tokyo. Drittens interessierte mich die Stadt Kyoto als alte Hauptstadt Japans, in der noch sehr viel von der traditionellen japanischen Kultur erhalten ist. Rückblickend war die Entscheidung für mich eine der besten meines Lebens. 2. Vorbereitung Japan ist bekannt für seine Bürokratie und diese bekam ich auch an der Doshisha-Universität zu spüren. Vorweg möchte ich jedoch sagen, dass zwar die Bewerbung für die Universität sehr aufwendig war, dafür vor Ort alles perfekt organisiert war und ich kaum organisatorische Probleme hatte. Die Bewerbungsunterlagen bestanden aus einer Vielzahl von Formularen, von Lebenslauf und Zeugnisse über Sprachzertifikat, Empfehlungsschreiben, Belege, dass man über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, Unterlagen für die Wohnheime bis hin zu einem Motivationsschreiben auf Japanisch. Da an der Doshisha-Universität keine Anfängerkurse in Japanisch angeboten werden wird vorausgesetzt, dass man vorher bereits ein Jahr Japanisch gelernt hat. Hinzu kamen die üblichen Vorbereitungen hinsichtlich Flüge, Visum und Versicherungen. 3. Wohnheim Die Doshisha-Universität stellt einige Wohnheime für Austauschstudenten zur Verfügung. Es gibt drei Wohnheime für Frauen, eines für Männer und zwei Gemischte, die jeweils hinsichtlich Miete, Ausstattung und Lage unterschiedlich sind. Bei der Bewerbung müssen drei Prioritäten angegeben werden, wobei ein Platz in einem der drei Wunsch-Unterkünfte garantiert wird, sodass man sich nicht privat um eine Unterkunft kümmern muss. Ich bekam ein Zimmer im Shugakukan, welches mein Drittwunsch war. Das Shugakukan befindet sich im Norden von Kyoto in einer schönen ruhigen Wohnsiedlung. Es ist ein gemischtes Wohnheim mit gemeinschaftlicher Küche, Toiletten und Duschen. Das Zimmer ist nur 8m 2 groß und recht spartanisch eingerichtet, war jedoch für ein Semester völlig ausreichend. Zur Uni benötigt man 20 Minuten mit dem Fahrrad oder 7/15 Minuten mit der U- Bahn/dem Bus. Das Stadtzentrum war in 15/30 Minuten mit der U-Bahn/dem Bus oder 40 Minuten mit dem Fahrrad erreichbar. In der Umgebung gab es genügend Einkaufsmöglichkeiten und eine Karaoke-Bar. Es herrschte ein sehr lebhaftes und freundschaftliches Miteinander unter den Studenten aus vielen unterschiedlichen Ländern, sodass ich mich in dem Wohnheim sehr wohl fühlte. Highlights waren die Kirschblütenallee, die im April am Bach direkt vor dem Wohnheim zu bewundern war sowie die vielen Glühwürmchen am selben Bach im Juni.

4. Japanisch-Kurse Eine Woche vor Vorlesungsbeginn wird ein Japanisch-Einstufungstest durchgeführt, anhand dessen die Zuordnung der Austauschstudenten in eine der 9 Sprachstufen erfolgt. Wenn man in eine der höheren Stufen eingestuft wird, ist man berechtigt, Vorlesungen und Seminare an den Fakultäten und Graduate Schools zu besuchen, welche in japanischer Sprache stattfinden. Zunächst aber zu den Japanisch-Kursen: Es gibt ein sehr breites und gutes Angebot an Japanisch-Kursen für jede Stufe, wobei zwischen zwei Programmen gewählt werden kann. Das erste Programm ist ein Rundum- Programm in General Japanese, bei dem jeden Tag eine Vorlesung (meistens im ersten Block morgens) stattfindet. Bei dem zweiten Programm handelt es sich um spezielle Kurse wie wissenschaftliches Schreiben, Präsentieren und Debattieren, Grammatik, Wortschatz oder Reading Comprehension, die je nach Bedarf einzeln ausgewählt werden können. Da die meisten Austauschstudenten Japanologie studieren, wählen sie das erste Programm und ggf. ein oder zwei Kurse aus dem zweiten Programm dazu. Für mich wäre das erste Programm (bestehend aus 5 Kursen) zu viel gewesen, da ich mehrere Kurse in VWL belegte. Daher wählte ich die Kurse Wissenschaftliches Schreiben und Präsentieren, wo ich meine Schwächen in Japanisch sah. Im Kurs Wissenschaftliches Schreiben fertigten wir innerhalb des Semesters zwei Arbeiten im Umfang von 3000-5000 Schriftzeichen zu einem selbst gewählten Thema an. Die erste Version wurde von der Dozentin korrigiert und mit den Kommilitonen besprochen. Im Anschluss wurde eine zweite Version angefertigt, in die die Korrekturen und Hinweise der Kommilitonen umgesetzt werden sollten. Auf diese Weise wurde der Kurs interaktiv gestaltet, was das Schreiben sehr viel leichter machte. Im Kurs Präsentieren hielten wir 2 kürzere und 2 längere Präsentationen zu vorgegebenen und selbst gewählten Themen. Bei den Vorbereitungen bekamen wir Hilfestellung von freiwilligen japanischen Studenten, die uns Tipps bei der Gliederung, Wortwahl und Präsentationstechniken gaben. Der Inhalt der Kurse wie beispielsweise der Umfang der Arbeiten variiert je nach Sprachniveau. Für mich waren beide Kurse sehr hilfreich, besonders da ich in meinen VWL-Kursen einige Seminararbeiten schreiben und Präsentationen halten musste und hierin auf Japanisch keinerlei Erfahrung hatte. Zudem waren die Dozenten sehr offen bezüglich der Themenwahl und gingen auf die Bedürfnisse der Studenten ein, sodass ich z.b. meine Arbeiten beide zu einem VWL-Thema schreiben durfte, was eine gute Übung für die Seminararbeiten für die VWL-Kurse war. 5. VWL-Kurse Als Austauschstudent von der HHU wird man an der Doshisha grundsätzlich als Student des Nichibun-Centers (Japanese Culture and Language Center) aufgenommen. Das Nichibun-Center bietet die oben beschriebenen Japanisch-Kurse sowie einige Kurse über die Japanische Kultur, Religion, Business usw. an. Als Nichibun-Student ist man außerdem unabhängig vom Sprachniveau berechtigt, ausgewählte Kurse am ILA (Institute of Liberal Arts) zu belegen, welche in englischer Sprache gehalten werden. Da die Kurse an allen anderen Fakultäten und Graduate Schools in Japanischer Sprache stattfinden, muss man in eines der höheren Sprachniveaus eingestuft werden, um daran teilnehmen zu dürfen. Da diese Einstufung ausschließlich vor Ort in der Woche vor Vorlesungsbeginn erfolgt und keine anderen Japanisch-Scheine akzeptiert wurden hatte ich vor meiner Abreise leider keine Garantie, dass ich Master-Kurse in VWL belegen durfte. Zum Glück war mein Japanisch-Level hoch genug, allerdings stieß ich am Anfang auf einige Verwirrungen auf Seiten der Graduate School of Economics, da es nicht üblich ist, dass Nichibun-Studenten Kurse an den Graduate Schools belegen (Ein Großteil der Nichibun-Studenten studieren entweder Japanologie oder andere Fächer im Bachelor). Die Graduate School of Economics hat ein relativ breites Angebot an Kursen mit einer Vielzahl von Dozenten. In Japan gehen die meisten Studenten nach dem Bachelor-Abschluss direkt in die Wirtschaft. Während die Bachelor-Kurse ähnlich wie an der HHU in großen Hörsälen gehalten werden, haben die Masterkurse meist Seminar-Charakter und finden in kleinen Gruppen statt. Aufgrund der geringen Studierenden-Zahl wusste ich bei Anmeldung nicht, ob meine gewählten Kurse zustande kommen, weshalb ich mich für mehr Kurse eintragen musste, als ich eigentlich an Credits benötigte (Die Anmeldung ist nur in der ersten Vorlesungswoche möglich, es gab jedoch einen Abmeldetermin im Mai).

Die Kurse haben mir größtenteils gut gefallen, unterschieden sich jedoch in den folgenden Punkten von meinen Kursen an der HHU. Erstens saßen in den von mir gewählten Kursen maximal vier Studenten und durch den Seminarcharakter war der Unterricht recht interaktiv. Zweitens hatte ich keine Klausuren am Ende des Semesters, dafür war der Arbeitsaufwand während des Semesters sehr hoch. Teilweise wurden die Seminare hauptsächlich von Studenten gestaltet, sodass man regelmäßig ein Kapitel eines Buches oder ein Forschungspapier zu Hause durcharbeiten und im Seminar vorstellen musste. In anderen Seminaren mussten während des Semesters Präsentationen gehalten oder Seminararbeiten geschrieben werden, welche dann benotet wurden. Drittens wurde der Inhalt des Seminars stark nach den Studenten ausgerichtet. In Japan wählt fast jeder Student im ersten Mastersemester sein Forschungsthema für die Masterarbeit und wählt seine Kurse nach diesem Thema aus. Daher sind die Dozenten bemüht, ihre Seminare so zu gestalten, dass sie die Studenten in ihrem Forschungsthema weiterbringen. Insgesamt liegt der Schwerpunkt des Masterstudiums in Japan viel mehr auf der eigenen Forschung und der Masterarbeit als auf der Wissensvermittlung durch Dozenten. Dies war für mich eine neue Art zu studieren die mir gut gefiel, wobei das Niveau der Kurse je nach Dozent und Teilnehmer variierte. Sowohl die Dozenten als auch meine Kommilitonen dort zeigten großes Interesse an der Art der Lehre und den Ansichten über Wirtschaft in Deutschland, und wir diskutierten neben dem Unterrichtsstoff viel über den Arbeitsmarkt in Deutschland, die Euro-Krise, gesellschaftliche Unterschiede zwischen Deutschland und Japan u.v.m. 6. Sonstige Kurse Neben den Japanisch- und VWL-Kursen belegte ich noch einen Kurs über Japanische Tradition und Kunst, der vom Nichibun-Center angeboten wurde. Da in dem Kurs der Austausch zwischen japanischen und ausländischen Studenten gefördert werden sollte, bestanden die Teilnehmer zu zwei Drittel aus ausländischen und einem Drittel aus japanischen Studenten. Gehalten wurde der Kurs von einer Dozentin der Kunsthistorik, deren Spezialgebiet Kyoto war. Der Kurs kombinierte Unterricht im Seminarraum mit Tagesexkursionen im Raum Kyoto an Wochenenden. Beispielsweise sind wir in der ersten Woche auf einen Berg am Rande von Kyoto gestiegen, um uns das Stadtbild von oben anzusehen oder bekamen eine Führung durch eine berühmte Tempelanlage, in die man als Besucher normalerweise keinen Zutritt bekommt. Außerdem lernten wir die Hintergründe traditioneller Feste in Kyoto und die Bedeutungen verschiedener Bilder und Merkmale traditioneller Architektur. Durch diesen Kurs habe ich die Stadt Kyoto besser kennengelernt und viele Freundschaften schließen können. 7. Campus-Leben An Japanischen Universitäten gibt es unzählige Circles, in denen man sich nachmittags trifft und verschiedenen Aktivitäten nachgeht. Bei vielen Sport-Circles oder Musik-Circles, die die Sache ernster betreiben macht es wenig Sinn, als Austauschstudent für ein Semester beizutreten, da diese für Meisterschaften und Wettkämpfe trainieren bzw. üben. Daneben gibt es unzählige Circles im Kultur-, Kunst-, Musik- oder Sportbereich, in denen nicht so strenge Regeln herrschen und wo man auch als Austauschstudent hineinschnuppern kann. Ich war mehrere Male bei einem Circle für internationalen Austausch, wo man gemeinsame Freizeitaktivitäten unternahm (Bowling, Sportfest, Essen gehen etc.) und über Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Länder und Religionen diskutierte. Zudem organisiert das International Office der Doshisha verschiedene Ausflüge in der Umgebung wie z.b. die Besichtigung einer Tee-Fabrik und veranstaltet Probestunden bspw. in Ikebana- und Origami. 8. Leben in Kyoto Kyoto, die alte Hauptstadt Japans und früherer Sitz des kaiserlichen Hofes, ist eine wunderbare Stadt zum Leben. Mit ca. 1.5 Millionen Einwohnern und den schachbrettartig angelegten Straßen ist sie einerseits eine Großstadt. Andererseits spürt man durch den Kamo-Fluss, der von Norden nach Süden durch die Stadt fließt, die vielen Tempel- und Schreine mit japanischen Gärten und die umliegenden Berge immer ein Stück Natur in der Stadt. Zu dem angenehmen Stadtbild trägt auch eine Regelung bei,

dass Gebäude eine gewisse Höhe nicht überschreiten dürfen, sodass es weniger Hochhäuser gibt als in vergleichbar großen Städten. Kyoto hat sehr viele Sehenswürdigkeiten und selbst nach einem Semester, in dem ich sehr viel unternommen habe, habe ich noch lange nicht alle gesehen. In Kiyamachi herrscht ein reges Nachtleben mit vielen Izakayas (eine Art japanische Kneipen), einigen Clubs und gemütlichen Treffen am Kamo-Fluss. Auch wenn das Nachtleben nicht mit Tokyo vergleichbar ist und die Clubs um 2 Uhr schließen müssen, gibt es genügend Ausgehmöglichkeiten. Außer bei weiter entfernten Ausflugszielen war ich meistens mit dem Fahrrad unterwegs, so lernt man die Stadt am besten kennen und spart die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel. Das Gerücht, dass die Menschen in Kyoto überheblich seien, hat sich für mich nicht bestätigt. Im Vergleich zu anderen japanischen Städten hatte ich den Eindruck, dass in Kyoto mehr Ausländer (besonders Westliche) leben und man daher nicht so sehr auffällt wie sonst in Japan. Zudem sind die Einwohner den Umgang mit Ausländern eher gewohnt, was das Leben für mich dort angenehmer machte. 9. Fazit Für mich war das Auslandssemester in Kyoto eine tolle Erfahrung. Obwohl ich als Kind mehrere Jahre in Japan gelebt hatte, habe ich das Land und die Menschen besser und aus einer neuen Perspektive kennengelernt. Die Erfahrung, an der Graduate School mit japanischen Studenten zusammen zu studieren hat mir neues Selbstvertrauen hinsichtlich der japanischen Sprache und der Kommunikation mit Japanern gegeben. Dies hat mich in meinem Wunsch bestärkt, später auch beruflich nach Japan zu gehen. Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht, im Wohnheim mit Studenten aus unterschiedlichen Ländern zusammen zu leben und Neues über diese Länder und Menschen zu erfahren.

10. Impressionen